Zum Inhalt der Seite

Träume

King Arthur Oneshot
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Träume


 

Träume
 

Seufzend lehnte die junge Frau sich in ihrem Stuhl zurück. Das lange goldblonde Haar fiel ihr bis zur Mitte des Rückens und Augen in der Farbe des Himmels im Hochsommer, blickten müde nach Draußen in die Dunkelheit. Es war Mitte Juli und die Temperaturen fielen selbst am Abend nicht unter 25°. Der Ventilator, der am anderen Ende des Raumes stand, spendete ein wenig Luft in der ansonsten windstillen Umgebung und dennoch war es so warm, das man selbst im sitzen zu schwitzen begann. Die Sonne war erst vor ein paar Minuten untergegangen und die junge Frau, die auf den Namen Helena hörte, hoffte dass die Temperaturen noch ein wenig sanken bevor sie zu Bett ging. Mit einem kalten Glas Wasser in der Hand blickte sie hinaus auf den kleinen Teich der in ihrem Garten lag und der den Nachbarskatzen als Wasserquelle diente. Oft saßen die wasserscheuen Tiere vor dem Wasser, angespannt und lauernd, um die Fische die darin schwammen zu beobachten oder zu fangen. Bisher war es keiner von ihnen gelungen, doch bei dem Versuch war schon die ein oder andere Katze fast selbst im Wasser gelandet. Helena musste bei dieser Erinnerung schmunzeln. Der schwarze Kater von nebenan hatte regelrecht einen Satz in die Luft gemacht als einer der Fische aus dem Wasser gesprungen war und er dadurch mit dem kühlen Nass bespritzt worden war. Sie selbst hatte keine Katze oder gar einen Hund. Ihre Arbeit ließ dich einfach nicht zu.
 

Wie sollte sie sich um ein Tier kümmern wenn sie den ganzen Tag im Büro saß und erst spät abends nach Hause kam? Diese Tatsache stimmte die junge Frau traurig. Seit gut einem Jahr bestand ihr Leben nur noch aus Arbeit. Für ihre Freunde hatte sie schon lange keine Zeit mehr, selbst am Wochenende nicht, so dass diese irgendwann aufgehört hatten sie anzurufen und zu fragen. Ihre Familie wohnte in einem Dorf 100 Kilometer weiter östlich, wodurch sie sich auch eher selten sahen. Helena stellte das Glas Wasser auf den Schreibtisch und erhob sich aus ihrem Lederstuhl um sich Draußen ein wenig die Beine zu vertreten. Das Gras kitzelte unter ihren nackten Füßen und jetzt, wo sie nicht mehr in Reichweite des Ventilators war, bemerkte sie erst dass ein wenig Wind aufkam. Ein Blick zum Himmel zeigte ihr deutlich das dunkle Wolken auf dem Weg hier her waren, denn der eher helle Abend verdunkelte sich allmählich.
 

„Ein Gewitter.“, murmelte sie nachdenklich. „Das wird aber auch Zeit.“ Schon seit zwei Wochen war es ungewöhnlich heiß, doch bisher hatte es weder geregnet noch gewittert. Der Wetter Bericht hatte zwar ein Gewitter angekündigt, aber Helena hatte sich darüber keine weiteren Gedanken gemacht und es im Laufe des Tages wieder vergessen. Es blitze in der Ferne und die junge Frau zuckte kurz zusammen. Gegen Gewitter hatte sie nichts, wenn sie Tagsüber waren, kamen sie jedoch in der Nacht versteckte sie sich meist unter ihrer Bettdecke und versuchte das ganze zu ignorieren, was ein wenig schwierig war wenn es direkt über einem kraftvoll donnerte. Noch war das Gewitter fern und wenn es etwas Abkühlung mit sich brachte, war es ihr durchaus willkommen, auch wenn sie dafür nicht schlafen konnte. Da Morgen Samstag war musste sie sich nicht übermüdet ins Büro schleppen, sondern konnte ausschlafen. Obwohl das Gewitter noch nicht bei ihr angekommen war begab sich Helena wieder ins Innere ihres Hauses und verschloss die Gartentür. Sie trank ihr Glas Wasser in einem Zug leer und schaltete den Ventilator ab, ehe sie sich nach oben ins Badezimmer begab um sich Bett fertig zu machen.
 

Wenig später glitt sie auf ihr Bett und deckte sich mit einer leichten Decke zu. Hier oben war es noch wärmer als im Erdgeschoss, doch das war sie mittlerweile gewohnt. Dennoch dauerte es eine Weile bis sie schließlich in den Schlaf driftete…
 

Helena öffnete schlagartig ihre Augen. Sie hatte das Gefühl das etwas geschehen war, konnte sich jedoch nicht daran erinnern. Ihr Herz raste und ihr Atem ging schneller, der Schweiß lief ihr am Körper herab und der Wind der durch die Bäume strich ließ sie frösteln. Erst jetzt wurde sie sich bewusst wo sie sich befand. Hoch über sich sah sie das dichte Blätterdach der Bäume um sich herum.

„Ein Wald?“

Vorsichtig setzte sie sich die junge Frau auf und ließ ihren Blick durch die Umgebung schweifen. Um sie herum war es Dunkel, kein noch so kleines Lichtlein fand seinen Weg durch die Blätter der Bäume, denn das Licht des Mondes war nicht hell genug um sie zu durchdringen. Als sie sich langsam aufrappelte bemerkte sie dass sie eine Jeans und ein schwarzes Tshirt trug, anstatt ihres Nachthemdes. Das letzte woran sie sich erinnerte war das sie zu Bett gegangen war in Erwartung des kommenden Gewitters, doch jetzt befand sie sich in einem ihr unbekannten Wald, völlig allein. Es war nicht so das Helena sich im Dunkel fürchtete, doch bei Nacht alleine in einem Wald zu stehen war etwas anderes als in Dunkelheit durch die Straßen ihres Dorfes zu laufen.
 

„Träume ich?“, fragte sie sich leise. Erst jetzt bemerkte sie wie kalt, ja fast schon eisig, es um sie herum war und schlang zitternd die Arme um ihren schmalen Körper. Etwas Weißes fiel auf ihr Gesicht und erklärte ihr damit welche Jahreszeit sie gerade hatten. Mit überrascht geweiteten Augen blickte sie nach oben, von wo immer mehr der kleinen weißen Flocken hinunter auf die Erde fielen. Auch in den Ästen der Bäume hang etwas Schnee, es schneite also nicht das erste Mal. Ein leises Schnauben riss die junge Frau aus ihren Gedanken und verwundert blickte sie sich nach der Quelle des Geräusches um. Wieder erklang das Schnauben und diesmal wusste sie es einzuordnen, was nicht weiter schwierig war wenn man bedenkt dass sie direkt neben einem Reiterhof wohnte. Irgendwo hier musste ein Pferd sein und da diese Tiere auf den weiten Steppen und nicht im dunklen Wald zu Hause waren, musste irgendwo auch dessen Reiter sein.

Mit leichtem Schritt begab sie sich in die Richtung aus der das Schnauben erklungen war und es dauerte nicht lange da sah sie kleine Lichtpunkte am Boden. Wahrscheinlich Lagerfeuer. Doch wer entzündete in der heutigen Zeit noch ein Lagerfeuer? Entschlossen den Grund dafür zu erfahren schritt sie immer weiter voran, bis sie plötzlich von einer Stimme hinter ihr aufgehalten wurde.
 

„Wer seit ihr?“

Die Stimme war dunkel und dennoch weich, der Tonfall jedoch eisig. Wer auch immer hinter ihr stand war nicht begeistert über ihre Anwesenheit. Helene drehte sich langsam um und sah sich einem jungen Mann gegenüber den sie noch nie gesehen hatte. Nach dem Äußeren zu urteilen musste er ungefähr in ihrem Alter sein, doch seine Erscheinung ließ sie stutzen. Er trug eine Rüstung und eiserne Armschienen, ein Umhang bedeckte seinen Rücken und wenn die Dunkelheit ihr keinen Streich spielte, waren da zwei Schwerter die er über dem Rücken gekreuzt hatte. Schwarze lockige Haare fielen ihm in die Stirn, ein leichter Bart ließ ihn noch männlicher wirken und seine Augen waren Dunkel. Aus dieser Entfernung konnte sie die richtige Farbe jedoch nicht erkennen. Erst als er einen Schritt auf sie zu machte wurde ihr bewusst dass sie ihn angestarrt, jedoch nicht auf seine Frage geantwortet hatte.
 

„Ich heiße Helena.“, sagte sie schnell. Der Mann sah sie aufmerksam und kalt an.
 

„Das wollte ich nicht wissen. Gehört ihr zu den Pikten? Die Sachsen können es nicht sein, sie würden eine ihrer Frauen niemals auf einen Feldzug mitnehmen.“
 

„Pikten?“, fragte sie verwirrt. Das Wort Sachsen sagte ihr etwas, doch irgendwie hatte sie das Gefühl er meinte nicht das was sie nun dachte. „Wovon redet ihr?“ Er kam langsam einen weiteren Schritt auf sie zu und diesmal wich Helena einen Schritt vor ihm zurück.
 

„Ihr gehört nicht zu den Bauern die uns begleiten, das wäre mir aufgefallen. Also, wer seit ihr dann?“, fragte er ruhig. Langsam aber sicher wurde die junge Frau wütend.

„Wie wäre es wenn ihr mir zuerst euren Namen nennen würdet?“, hielt sie dagegen. Herausfordernd streckte sie ihr Kinn nach vorne. Der junge Mann schien einen Moment überrascht zu sein, doch dieser Moment verging so schnell das Helena im Nachhinein nicht wusste ob sie sich diese Gefühlsregung vielleicht nur eingebildet hatte.

„Mein Name ist Lancelot. Ich gehöre zu den Rittern Arthurs.“ Bei seinen Worten klingelte etwas in Helenas Inneren. Sie hatte diese Namen schon einmal gehört, konnte sich jedoch nicht erinnern in welchem Zusammenhang.
 

„Lancelot.. Arthur…“, murmelte sie nachdenklich. Die junge Frau schlang die Arme enger um sich und versuchte das Zittern zu unterdrücken. Im Winter nur mit einer Jeans und einem Tshirt durch die Gegend zu wandern war etwas das man nicht tun sollte. Helena war so in ihre Gedanken vertieft dass sie nicht bemerkte das Lancelot ihr immer näher gekommen war, erst als er direkt vor ihr stand und ihr die Sicht versperrte erwachte sie aus ihrer Starre. Erschreckt zuckte sie zusammen und versuchte einen Schritt zurück zu weichen, doch Lancelot reagierte schnell und packte sie am Handgelenk. Nicht zu fest, aber dennoch stark genug das sie an Ort und Stelle stehen bleiben musste. Sie blickte nach oben und ihre Blicke trafen sich. Seine Augen waren schokoladen braun.

„Was soll das. Lasst mich los!“
 

Sie wehrte sich gegen seinen Griff, tat sich damit jedoch nur selbst weh.

„Es ist nicht meine Absicht euch zu verletzen. Doch wir sind im Gebiet des Feindes und müssen vorsichtig sein. Also, noch einmal, wer seit ihr und wie kamt ihr hier her? Ihr seht nicht aus als wärt ihr stundenlang durch den Wald gelaufen.“
 

„Ich weiß es nicht.“, stieß sie hervor. „Als ich aufwachte lag ich auf dem Boden in einem mir fremden Wald. Ich habe das Schnauben eines Pferdes gehört und bin in diese Richtung gelaufen, in der Hoffnung auf jemanden zu treffen. Und nun lasst mich endlich los!“ Zum Ende hin war ihre Stimme immer lauter geworden und zu ihrer Überraschung ließ Lancelot sie tatsächlich los. Murrend wich Helena einige Schritte zurück und rieb sich das Handgelenk. Als sie wieder aufblickte sah sie sich einem völlig anderen Lancelot gegenüber. Er sah sie nicht mehr kalt sondern entschuldigend an und verbeugte sich schließlich leicht vor ihr.
 

„Verzeiht mein Auftreten euch gegenüber, doch ich musste mich versichern das ihr nicht zum Feind gehört und geschickt worden seit unser Lager auszuspionieren.“ Seine Stimme hatte einen warmen Ton angenommen und der Blick den er ihr zu warf zeugte davon dass er seine Worte wirklich ernst meinte. Helena seufzte schließlich und ließ die Hand wieder sinken.
 

„Schon in Ordnung.“

Lancelot ließ seinen Blick über ihren Körper schweifen und meinte schließlich:

„Ihr friert. Kommt mit zum Lager, dort könnt ihr euch am Lagerfeuer wärmen und etwas essen.“
 

Der Gedanke an etwas zu Essen und ein wärmendes Lagerfeuer ließ die junge Frau erleichtert die Augen schließen. Egal was für eine Art Traum dies war, es war der realistischste den sie jemals geträumt hatte. So ließ sie sich von Lancelot zum Lager führen, vorbei an einigen Rappen und Schimmeln die neugierig den Kopf hoben als sie an ihnen vorbei schritten. Als sie schließlich beim Lager ankamen, blickte sie sich überrascht um, denn es war größer als sie gedacht hatte. Unzählige Menschen saßen um einige Lagerfeuer herum, manch einer hatte sich einen kleinen Unterschlupf gebaut und saß dort. Ihre Ankunft blieb nicht lange unbemerkt, ein junger Mann mit braunen Haaren kam mit ausladenden Schritten auf sie zu.
 

„Lancelot.“, begrüßte er den anderen. „Wen bringst du mit?“ Ihr Gegenüber musterte sie gründlich, sah sie jedoch nicht misstrauisch an so wie Lancelot am Anfang.
 

„Arthur, das ist Helena. Helena, das ist Arthur. Ich habe sie im Wald gefunden, sie sagt sie weiß nicht wie dort hinkam.“, erklärte Lancelot dem anderen. Helena dagegen sah den Mann mit dem Namen Arthur nachdenklich an. Der schwarzhaarige Ritter hatte ihn vorhin schon erwähnt und die junge Frau vermutete dass er so etwas wie sein Hauptmann war. Ihr war mittlerweile klar geworden das ihr Traum sich in einer völlig andere Zeit abspielte als der ihren und auch das sie die Namen der beiden irgendwann mal in einem Buch gelesen hatte. Sie kam nur nicht genau darauf wer sie nun waren. Unbemerkt von ihr tauschten die beiden Freunde einen Blick aus. Die beiden würden später darüber noch einmal reden, im Moment jedoch hatten sie Wichtigeres über das sie sich Gedanken machen mussten.
 

„Verehrte Dame, es freut mich sie kennenzulernen. Lancelot wird sich um sie kümmern, später werden wir Zeit haben um miteinander zu reden und vielleicht können wir das Rätsel über euren Aufenthalt hier auflösen.“
 

„Habt Dank.“, erwiderte sie leise. Arthur nickte ihnen beiden noch einmal zu und ließ sie dann wieder alleine.
 

„Komm.“
 

Lancelot führte sie an den Menschen vorbei zu einem anderen Lagerfeuer an dem nur Männer saßen.
 

„Wen bringst du da mit Lancelot?“, fragte einer von ihnen laut. Er hatte eine Glatze und war ein wenig dicker als die anderen. Helena wich unmerklich ein bisschen zurück, spürte jedoch sogleich Lancelots Hand in ihrem Rücken. Die Geste hatte etwas Tröstendes und so blieb sie stehen und hob den Kopf ein wenig.
 

„Das ist Helena. Ich hab sie im Wald gefunden. Helena, das sind Bors, Galahad, Gawain, Dagonet und Tristan. Ebenfalls Ritter.“ Die Männer nickten ihr zu und Lancelot bedeutete ihr sich zu setzen während er ihr eine Decke holte. Nur widerwillig ließ sich Helena zu Boden sinken, sich der Blicke der Männer nur allzu bewusst. Mit ihrer ungewöhnlichen Kleidung musste sie auffallen wie ein buntes Huhn. Es wunderte sie dass sich bisher noch niemand dazu geäußert hatte. Es dauerte nicht lange bis Lancelot wieder kam und ihr eine Decke um die Schultern legte. Sie bedankte sich bei ihm und schlang das Stück Stoff eng um sich, denn mittlerweile war ihr bitterkalt und sie zitterte am ganzen Körper.

„Wo kommst du her Weib?“, fragte Bors sie neugierig. Helena antwortete jedoch nicht sondern starrte ihn erst überrascht, dann wütend an.
 

„Weib?“, fragte sie gefährlich leise. Eigentlich war die junge Frau die Ruhe in Person und stets höflich, doch bei solch einer Unverschämtheit wurde selbst sie wütend. „Ich habe einen Namen Sir Bors.“ Die anderen Ritter lachten und einer von ihnen, Galahad, schlug Bors auf den Rücken.
 

„Scheint so als mag die junge Dame diese Anrede nicht Bors.“, feixte er vergnügt.
 

„In meiner Heimat ist es eine Beleidigung eine Frau so nennen.“ Die Ritter verstummten und sahen sich gegenseitig an, bis Lancelot das Schweigen schließlich wieder brach.
 

„Aus welchem Land kommst du?“, fragte er interessiert.
 

„Aus Deutschland.“
 

„Dieses Land kenne ich nicht.“
 

Sie zuckte mit den Schultern. „Es ist weiter weg.“ Und vielleicht gab es Deutschland zu dieser Zeit noch gar nicht, doch das konnte sie ihnen unmöglich sagen. Dieser Traum war so realistisch das die junge Frau langsam aber sicher vergaß das dies nicht Realität war. Die Kälte schien trotz des wärmenden Lagerfeuers nicht zu verschwinden und so zitterte sie weiterhin kaum merklich. Als es Zeit wurde sich schlafen zu legen tat sich allerdings ein anderes Problem auf. Die notdürftig errichteten Zelte und die Wagen waren voll und auf dem nackten Waldboden konnte sie nicht liegen.
 

„Du kannst bei mir schlafen.“, bot Lancelot ihr an. Weshalb die anderen Ritter plötzlich zu grinsen begangen und ihrem Freund solche Blicke zu warfen wusste Helena nicht und eigentlich war ihr auch nicht danach mit einem Mann das Lager zu teilen, aber in dieser Situation und bei der Kälte blieb ihr nichts anderes übrig, also nickte sie schließlich zustimmend. Während die anderen sich zurück zogen führte der Ritter sie zu seinem Lager. Es bestand aus mehreren Tierfellen und Decken über denen eine weiße Plane gespannt war. Bei der Aussicht auf dem Boden zu schlafen, noch dazu in dieser Jahreszeit, geriet die junge Frau nicht gerade in Freudentaumel. Lancelot entledigte sich seiner Rüstung und behielt nur den Wamst aus Leder an und bedeutete ihr dann sich hinzulegen. Nachdem er es ihr gleichgetan hatte wickelte er sie beide in die dünne Decke ein. Helene starrte nach oben an die Plane und versuchte den Männerkörper neben sich zu ignorieren. Es war lange her das sie einem Mann so nahe gewesen war und es wunderte sie nicht dass ihr Körper auf seine unmittelbare Anwesenheit reagierte, das hieß jedoch nicht das sie dem nachgab.
 

„Du zitterst ja noch immer.“, bemerkte Lancelot besorgt. Er drehte sich auf die Seite und ehe sie sich versah hatte er sie in seine Arme gezogen. Der Ritter drückte sie nah an sich und teilte seine Wärme mit ihr. Helena lief peinlich berührt rot an, musste jedoch zugeben das es funktionierte. Kurze Zeit später hörte ihr zittern auf und sie lehnte sich gegen Lancelot. Was sie nicht sah war das Lächeln des Mannes und der zufriedene Gesichtsausdruck den er zur Schau stellte. Obwohl sie es nie zugegeben hätte genoss sie seine Nähe und so war es kein Wunder das sie, trotz der Kälte und den ungewöhnlichen Bedingungen, rasch einschlief.
 

X::.
 

Ein Tumult am frühen Morgen weckte sie. Die Sonne war noch nicht ganz aufgegangen da hörte sie das Gebrüll von einigen Männern ganz in der Nähe. Verwirrt bemerkte sie das Lancelot nicht mehr neben ihr lag und so rappelte sie sich auf, schlang die Decke um sich, und machte sich auf die Suche nach der Ursache der Geräusche. Sie hörte das Sirren eines Schwertes als es aus seiner Scheide gezogen wurde und plötzlich erklang Arthurs Stimme. Als sie beim Platz des Geschehens ankam konnte sie nur fassungslos auf den toten Menschen vor ihr starren. Lancelot hatte seine beiden Kurzschwerter gezogen und sie locker hinter seinem Hals verschränkt, während die Frau mit den dunklen langen Haaren noch immer den Bogen in den Händen hielt mit dem sie gerade den Römer erschossen hatte. Helena spürte wie ihr alle Farbe aus dem Gesicht wich. Noch nie in ihrem Leben hatte sie einen toten Menschen gesehen. Natürlich sah sie wie alle anderen ihrer Zeit Fernsehen, doch den Tod direkt vor Augen zu haben war etwas anderes als unbeteiligt vor dem Fernseher zu sitzen.
 

Bors kam auf seinem schwarzen Pferd angeritten, eine lange Kampfaxt in der Hand.

„Gibt es hier ein Problem?“, fragte er herausfordernd und grimmig. Arthur richtete sein Schwert auf die römischen Soldaten und sah sie ernst an.
 

„Ihr dürft euch entscheiden, ihr helft uns, oder ihr seit tot.“
 

Der Befehlshaber er wenigen römischen Soldaten sah Arthur grimmig an, warf schließlich jedoch, genau wie der Soldat neben ihm, sein Schwert auf den Boden und befahl dann dem Rest seiner Mannschaft es ihm gleichzutun. Diese befolgten seinen Befehl nur widerwillig, doch schließlich siegte der Überlebenswille und ihre Schwerter fielen in den Schnee. Der Mann der sich um die Pferde gekümmert hatte und dem die Ritter und Arthur scheinbar vertrauten, eilte nach vorne und sammelte sie ein. In diesem Moment kam Tristan auf seinem Schimmelhengst angeritten, auf der Schulter eine Armbrust.
 

„Wie viele hast du erwischt?“, fragte Bors.
 

„Vier, der Tag fängt doch gut an.“
 

Helena versuchte gleichmäßig ein und aus zu atmen um den Schwindel der sie befallen hatte Einhalt zu gebieten. Es war ihr klar wovon hier die Rede war. Tristan hatte Vier weitere Menschen getötet. In welchem Zeitalter sie sich auch befand, es war unglaublich grausam und für jemanden der wohlbehütet aufgewachsen war und nie wahre Gewalt oder gar Tod kennengelernt hatte, war es schier unerträglich. Lancelot steckte seine Schwerter zurück in ihre Scheiden und drehte sich herum. Er runzelte die Stirn als er ihre Verfassung bemerkte und kam dann auf sie zu. Seit der Ritter sie gefunden hatte, hatte sie das Gefühl das er sich für sie verantwortlich fühlte.
 

„Helena, geht es dir gut?“
 

Es war das erste Mal das er ihren Namen aussprach. Bevor sie jedoch antworten konnte kippte die Welt um sie herum und es wurde schwarz.
 

Helena fuhr keuchend aus ihrem Schlaf empor und sah sich hektisch um. Ihre Atem flog, sie war schweißgebadet und zuckte schließlich erschrocken zusammen als es über ihr einen Knall gab. Einen Moment saß sie wie erstarrt da, ehe sie ihr Schlafzimmer erkannte. Es blitze Draußen und eine Sekunde später donnerte es wieder. Die junge Frau fuhr sich mit der Hand über die schweißnasse Stirn und ließ sich dann wieder zurück sinken.
 

„Was war das nur für ein Traum?“

In ihrem Zimmer war es drückend heiß, also versuchte sie die Decke von sich herunter zu schieben. Doch diese lag ohnehin am Fuß Ende. Verwundert sah Helena an sich herunter und hätte fast einen Schrei ausgestoßen. Sie trug nicht mehr ihr Nachthemd das sie angezogen hatte bevor sie schlafen gegangen war. Nein, sie trug eine Jeans und ein schwarzes Tshirt….



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück