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By the way

Aber das hat auch Zeit bis später.
von

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Nothing else matters

Die lange Wartezeit tut mir furchtbar Leid! Dafür gibt es das bis jetzt längste Kapitel überhaupt. 3.341 Wörter, weil mein Hirn sich nicht zusammenreißen konnte und mich nebenbei um den Schlaf gebracht hat.

Dieses Mal gibt es sogar eine spezielle Widmung: BlastedKing, einfach weil du die beste bist und unübertreffbar bist.

Und ein großer Dank geht an Ellyz dafür, dass du von Mittwoch auf Donnerstag mit mir wachgeblieben bist, als ich nicht aufhören konnte zu tippen.
 

Und auch noch Danke für eure lieben Kommentare, ich freue mich über jeden einzelnen. :3
 

Gewöhnt euch lieber nicht an diese enorme Länge, die nächsten Kapitel werden wohl wieder kürzer.

Und ich hoffe, dass ich in Nothing else matters nicht zu viel rausgehauen habe. Es bot sich eine Stelle sehr gut für einen Cut an, aber dann dachte ich: "Nääääh."
 

Ansonsten: Have fun!
 

Nothing else matters Fin
 

Eddie ist weg, Scully und Mulder sind satt und mir ist langweilig.

Per hat heute keine Zeit und JJ ist nicht zu erreichen. Eva und Mum sind auch nicht mehr da, weiß der Geier was die wieder anstellen.

Schöner Mist, was mache ich denn jetzt? Ich habe nicht mal Lust mir eine meiner X-Files-DVDs reinzuziehen. Wenn Per das wüsste, würde er mich entgegen jeden Widerstandes ins Krankenhaus schleppen.

Ratlos stehe ich mitten in meinem Zimmer und sehe mich um. Alles ordentlich und an seinem Platz. Meine Fenster habe ich erst vor einer Woche geputzt, der Boden wurde gestern gewischt und meine Teppiche sind auch entstaubt.

Ich muss nicht mal das Terrarium sauber machen, was soll das denn?!

Hausaufgaben sind auch keine mehr übrig und ich raufe mir die Haare. Hm… Wäsche ist auch schon gewaschen.

Ach verdammt, dann hol ich halt Opas Geige.
 

Die ist an ihrem Platz in seinem alten Arbeitszimmer unter meinem Dachboden.

Durch das geöffnete Fenster kann ich Kinder schreien hören.

Ich entscheide mich für Toxicity von System of a Down und beginne mit dem Bogen über die Saiten zu streichen.

Ich liebe diesen Kontrast zwischen ruhig und schnell.

Und ich liebe es zu spielen. Ich habe das Gefühl meinem Großvater so am nächsten sein zu können.

Immer, wenn er spielte, saß ich stundenlang auf dem Boden vor ihm und hörte zu. Manchmal nahm er mich auf seinen Schoß, ergriff meine Hände und damit das Instrument und den Bogen. Dann spielten wir gemeinsam.

Das sind die Momente, an die ich mich noch genau erinnern kann.

An seine warmen, braunen Augen, die Mama von ihm geerbt hat.

An sein ermutigendes Lächeln, wenn ich mit meinen acht Jahren über die Saiten schredderte und diesen nur schiefe Töne entlocken konnte.

An seine großen Hände, die mir immer wieder über den Kopf strichen.

An seine dunkle Stimme, wenn er mal wieder sein bellendes Lachen lachte.

Sechs Jahre lang war er mir wie ein Vater, und Mama ging jedes Wochenende mit Eva und mir zu ihm.

Unsere Großmutter haben wir nie kennengelernt, da sie starb, als wir beide gerade ein paar Monate alt waren. Aber überall im Haus hängen auch jetzt noch Fotos von ihr und Eduard, und so kommt es mir vor, als hätte ich sie zusammen gekannt.

In dem Haus, in dem ich jetzt mit dem Rest meiner Familie lebe, seit er vor fast sieben Jahren gestorben ist.
 

Nach Toxicity versuche ich mich an dem Theme zu X-Files, dann kommt Qadro von Sergey Romanov.

Inzwischen habe ich das Zimmer verlassen und laufe fiedelnd durch das Haus, die Treppe runter und raus auf die Terrasse.

Allmählich fühle ich mich besser und der Bogen fegt beschwingter und leichter über die Saiten. Ich gebe mich den Klängen völlig hin, schließe die Augen und lausche den Vögeln, die mich fröhlich begleiten.

Ich höre ein Klacken und blicke, nachdem ich die letzten Akkorde gespielt habe, zum Haus der Gallaghers hinüber und sehe, wie Eddie – der offensichtlich aus der Dusche kommt, denn sein Oberkörper ist nackt und ein Handtuch hängt über seinen Schultern – sich aus einem Fenster im oberen Stockwerk raus lehnt.

Als er merkt, dass ich ihn entdeckt habe legt er verlegen lächelnd seine linke Hand an den Hinterkopf.

„Sorry, aber du warst nicht zu überhören.“

Eigentlich hasse ich es, vor Publikum zu spielen, nur kann ich nicht wirklich sauer auf Eddie sein.

Ich versuche dennoch erbost zu gucken, doch das will nicht funktionieren. Seufzend streiche ich meine Haare hinter die Ohren und setze die Geige wieder unter mein Kinn.

„Willst du was Bestimmtes hören?“

Ich komme nicht ganz drauf klar, was ich hier gerade mache.
 

Ohne zu ihm hochsehen zu müssen, weiß ich, dass er jetzt wieder seinen unverwechselbaren verwirrten Ausdruck im Gesicht hat. Seine Stirn müsste leicht gerunzelt sein, die Augenbrauen nach oben zusammengezogen, ein nervöses Lächeln auf den Lippen und ein ungläubiger und zugleich treudoofer Hundeblick.

„Öh… also… hm.“

Ich muss schmunzeln.

„Hör auf zu stammeln und rück raus damit.“, fahre ich ihn gespielt böse an.

„Naja, bei so einem Angebot sollte man schon gut überlegen, was man sich wünscht.“

Er lacht nervös.

„Ok, ich mache dir einen Vorschlag. Du ziehst dir was an und ich komme gleich rüber. Dann hast du genug Zeit dir was zu überlegen und ich sterbe nicht vor Langeweile.“

Was zur Hölle ist da bitte gerade in mich gefahren? Wehe, wenn er das nicht zu schätzen weiß, was das für eine Ehre ist, wenn ich ihm mit Opas Geige etwas vorspiele.

„Oh… okay! Ähm… dann… klingel einfach, ich gebe Mum Bescheid!“, und schon ist das Fenster zu und er weg. Bilde ich mir das nur ein, oder klang er gehetzt?

Ich zucke mit den Schultern und gehe wieder in die Küche und schließe die Terassentür ab.

Dann verstaue ich die Violine in ihrem Koffer, hole meine Schlüssel, hinterlasse Mum und Eva eine Notiz am Kühlschrank und gehe rüber.
 

Frau – oder muss ich sie Mrs. nennen? – Gallagher öffnet und bittet mich strahlend herein.

„Schön, dass du uns mal besuchst. Möchtest du was trinken? Eddie müsste gleich fertig sein, er trödelt ja immer so. Hast du Hunger? Es ist noch Marmorkuchen übrig!“

Ich fühle mich leicht erschlagen, bei diesem Bombardement an zusammenhanglosen Fragen und Auskünften. Jetzt weiß ich immerhin, wo Eddie diese Art zu reden her hat.

Doch bevor ich den Mund zu einer Antwort öffnen kann, werde ich von einer Stimme – die zweifelsohne zu Ed gehört – unterbrochen.

„MUM! Hör auf ihn auszuquetschen, das ist peinlich!“

Mrs. Gallagher lacht.

„Ach, lass mich doch, meine Söhne bekommen so selten Besuch, immer sind sie außer Haus.“, ruft sie hinauf und wendet sich dann wieder mir zu.

„Na schön, mein Sohnemann will wohl nicht, dass wir uns kennenlernen. Einfach die Treppe rauf und der Autobahn folgen. Viel Spaß euch beiden“, zwinkert sie mir zu.

„EDWARD! Ich bring deinen Bruder zu Jan und hole dann deinen Dad vom Studio ab, wir sehen uns Mittwoch!“

„Okay!“

Dann huscht Timmothy wie aus dem Nichts an mir vorbei und erst, als Mrs. – ich habe beschlossen, dass das besser zu ihrem Nachnamen passt – Gallagher zur Tür rausgeht und mir noch einmal winkt, fällt mir die Reisetasche in ihrer Hand auf.
 

Dann beschließe ich, doch mal die Treppe zu erklimmen. Was meinte sie mit Autobahn?

Als ich oben ankomme weiß ich es.

An der Tür, die mir zugewandt ist, hängt ein Poster mit einer Autobahn abgebildet, am oberen Rand steht Ohrbooten. Nie gehört, aber Eddie hatte gestern Ein T-Shirt mit diesem Aufdruck an. Scheint also der Name einer Band zu sein.

Die Tür steht offen, und da ich annehme, dass es Eddies Zimmer ist, betrete ich es.

Der Bewohner rennt gerade mit einem Affenzahn umher und versucht Ordnung zu schaffen. Sogar mehr oder weniger erfolgreich.

„Hey“, mache ich mich bemerkbar und lege den Geigenkoffer und meinen Schlüsselbund auf die Kommode zu meiner Linken.

„Hey! Sorry, ist ‘n bisschen unordentlich, ich bin nicht wirklich auf Besuch eingestellt und Coco ist nichts anderes gewohnt.“

Er fährt sich verlegen lächelnd durch seine noch feuchten Haare und wirft noch irgendeine Klamotte in die Richtung eines Wäschehaufens.

„Und meine Eltern fahren bis Mittwoch zu meiner Tante und meinem Onkel, da stört die Unordnung eh niemanden.“

„Wenn mich sowas stören würde, wäre ich wohl kaum mit Per befreundet. Er lebt definitiv nach dem Motto Das Genie beherrscht das Chaos. Chronologisches Ordnungsprinzip und so weiter.“

„Dann bin ich ja beruhigt. Äh, möchtest du vielleicht was trinken?“

Doch wieder werde ich unterbrochen, noch bevor ich Luft zum Antworten holen kann.

Dieses Mal ist es Eddies Handy. Das weiß ich, weil es der selbe Klingelton wie heute Mittag ist.

Laut fluchend springt er über einen der zwei Sitzsäcke und hebt das Mobiltelefon vom Boden auf.

„Coco, was gibt’s? … Nein, sorry, hab‘ Besuch, wäre unhöflich jetzt stundenlang mit dir zu quatschen… nein, man! … Coco, ich bitte dich, warum sollte ich dich anlügen? Ich habe wirklich Besuch!“

Die nächste Pause, in der Corynna etwas sagt, ist länger.

Eddie beißt sich auf die Unterlippe.

„Ich weiß, aber ich kann wirklich nicht… Fin.“

Ich bekomme schon fast ein schlechtes Gewissen, aber nur fast.

Ich meine ein Quietschen aus dem Handy wahrnehmen zu können, und scheinbar irre ich mich nicht, denn prompt hält Eddie es mit gequälter Miene einige Zentimeter von seinem Ohr weg.

Als er meint Coco wäre keine Gefahr mehr für sein Gehör setzt er das Telefon wieder an.

„Corynna Lippmann, wenn Sie mir noch EINMAL so ins Ohr quietschen, ich SCHWÖRE Ihnen, ich werde Sie eine Woche lang ignorieren und so tun, als ob es Sie nicht geben würde!!!“

Wow, ich hätte nicht gedacht, dass ich Edward Gallagher mal so böse erleben und auch noch mit seiner besten Freundin würde schimpfen hören.

Und es scheint seine Wirkung nicht zu verfehlen, denn augenblicklich wird sein Blick reumütig.

„Hey, tut mir leid… ja… ja, okay… hmhm… klar, versprochen! … Bye.“

Er legt auf, seufzt laut und wirft das Handy in Richtung Bett, oder so. Wer weiß was sein Ziel war.

„Beziehungsstress?“

Ich kann nicht anders, ich MUSS ihn einfach aufziehen.

Dieses Mal trifft mich ein panischer Blick.

„NEIN, wir sind nicht zusammen! Ehrlich nicht! Wir sind nur Freunde!“

Das war mir schon klar, aber warum rechtfertigt er sich so vehement? Ich ziehe skeptisch eine Augenbraue in die Höhe.

„Keine Panik, was interessiert’s mich mit wem du zusammen bist oder nicht?“, versuche ich ihn zu beschwichtigen.

Manchmal hasse ich mich dafür, dass ich so gut lügen kann. Aber ein Gentleman schweigt und genießt. Wobei von genießen keine Rede sein kann, aber ich sollte das jetzt nicht weiter ausführen.
 

Ich sollte meine Gedanken anketten und aufhören in ihnen zu versinken, wenn ich mit jemandem rede, denn Eddie scheint auf eine Antwort zu warten.

„Was meintest du?“

„Was du trinken möchtest?“

Entweder war ich länger weggetreten oder er hat einen seiner charakteristischen Themensprünge gemacht, denn ich kann mich an keine Überleitung erinnern.

„Was immer ihr da habt. Nur keine Cola.“

„Ok, mach’s dir bequem, bin gleich wieder da.“

Und schon ist er verschwunden. Es kommt mir beinahe wie eine Flucht vor.
 

Zeit, mich ein bisschen umzusehen.

Wie schon bemerkt ist links neben der Tür, wenn man reinkommt, eine Kommode. Um die Ecke rum steht ein großer Schrank an der Wand, rechts daneben ist ein Fenster.

Anhand der Lage vermute ich, dass es das ist, in dem ich Eddie vorhin bemerkt habe.

Dazwischen steht ein hohes, aber schmales schwarzes Regal.

Das oberste Fach ist voll mit alten Schallplatten und in den beiden darunter ist eine CD-Sammlung, die selbst JJ und Per vor Neid erblassen lassen würde. In dem untersten Fach stehen unbeschriftete Ordner.

Rechts neben der Tür, parallel zum Schrank, steht ein großer und schon ziemlich gebraucht aussehender Schreibtisch, über welchem zwei Regalbretter angebracht sind. Auf ihnen erkenne ich Schulbücher, Unterrichtsliteratur, Bildbände und einige Krimis. Sogar Horrorlektüre ist vertreten.

Links vom Schreibtisch steht eine weitere Kommode, mit der kurzen Seite zur Wand geneigt. In dieser sind VHS-Kassetten und DVDs untergebracht. Eine Menge davon.

Auf der Kommode steht – dem Bett dahinter zugewandt – ein Flachbildfernseher.

Links neben dem Bett steht eine Musikanlage auf dem Boden, daneben liegen vereinzelt CDs.

Dann kommt keine Wand mehr, denn diese ist durch ein riesiges Fenster mit Schiebetür ersetzt worden.
 

Damals, als wir nebenan eingezogen sind, habe ich mich gefragt, warum sie die Wand eingerissen haben, einige Wochen später wusste ich es.

Wenn man nämlich dort steht ist direkt vor bzw. unter einem der Wintergarten, und das Dach davon ist jetzt quasi ein Balkon.

Oh, wie habe ich Eddie seitdem beneidet.
 

Jetzt gerade ist die Schiebetür geschlossen und davor liegen ein orangefarbener und ein roter Sitzsack.

Hinter der Tür, beim Schreibtisch, hängen Fotos an den Wänden. Die Motive sind, soweit ich sie erkenne, Eddie und seine Familie, Eddie und Corynna, wie sie am See in die Kamera lachen.

Eddie, der einen Sprung – ich glaube er nennt sich Ollie – mit einem Skateboard macht.

Corynna, die ängstlich einem Lama Salat hinhält, während Eddie sie von hinten umschlungen hat und die Fütterungshand festhält.

Corynna, wie sie auf dem Steg des Sees liegt, mit ihren roten Haaren wie von einem Fächer umgeben, und von unten in die Kamera hinauf blickt.

Eddie und Corynna, die wie kleine Kinder strahlend vor einem Weihnachtsbaum sitzen und ihre Geschenke stolz der Kamera entgegenhalten.

Corynna, die auf Eddies Bett sitzt.

Corynna, die es sich mit einer Decke auf Eddies Balkon gemütlich gemacht hat.

Corynna, die der Kamera zuprostet.

Corynna, Corynna, Corynna.

Überall Corynna.

Sie ist schön.
 

Dann fällt mir noch ein Foto auf.

Corynna und Eddie, die eng umschlungen vor einem Sonnenuntergang stehen, so dass man nur ihre Silhouetten sieht.

Es müssen die beiden sein. Eddie würde ich unter tausenden von Schatten erkennen.

Ich fühle einen kleinen Stich in meiner Brust, ziehe meine Augenbrauen spitz zusammen und gehe noch näher.

Es sieht so aus… aber er hat doch gesagt… küssen sie sich etwa? Ich kann es nicht erkennen.
 

Plötzlich höre ich Gepolter auf der Treppe, schrecke zusammen und haste zu der Filmsammlung.

Splatter, Horror, Action, dazwischen ein paar Komödien und Dramen.

Gerade nehme ich wahllos eine DVD hinaus, als Eddie wieder reinkommt und die Tür schließt.

Eine leichte Panik macht sich in mir breit, denn das Foto geht mir nicht aus dem Kopf, und ich fürchte, man merkt mir meine schlechte Laune an. Ich meine, ich kann gut lügen, ja, aber wenn es um sowas geht… Eifersucht macht es einem schon ziemlich schwer, seine Maske aufzubehalten.
 

„Such dir was aus.“

Er stellt O-Saft, Wasser und Traubensaft neben mich und zwei Gläser neben den Bildschirm.

„Stört es dich, wenn ich noch eben meine Blumen draußen gieße?“

„Lass dich nicht aufhalten.“

Eddie strahlt mich an, versichert mir, dass er sich beeilt – was ich bezweifel, wenn ich mir das ganze Grünzeug auf dem Balkon so ansehe – und geht durch die Glastür hinaus.
 

Gott… er ist ja schon umwerfend, wenn er völlig schüchtern vor sich hin stammelt, aber dieses Strahlen… das ist schon fast atomar.

Ich schenke mir Wasser ein, setze mich mit dem Rücken an die Kommode gelehnt auf den Boden und starre die Fotos von hier aus an.

Ob das wirklich nur Freundschaft ist?

Ich seufze.

„Was ist los?“

„Was?“

Wann ist er… er war doch eben noch draußen, oder nicht?

„Hör mal…“, er hockt sich neben mich und sieht mir in die Augen.

Blau.

„Du musst mir nichts vorspielen, ich hab doch gemerkt, dass es dir unangenehm ist.“

Unheimlich.

„Per hat mir erzählt, was für ’n Stress du momentan wegen deinem Dad hast.“

Tratschtante.

„Ist völlig ok, mein Erzeuger ist auch abgehauen und ich habe nicht das Bedürfnis ihm jemals wieder unter die Augen zu treten. Wahrscheinlich würde es mich genauso fertig machen, wenn er sich plötzlich ohne weiteres melden würde und so tut, als wäre nichts gewesen.“

Interessant.

„Also… ich kann verstehen, wenn du nicht drüber reden willst. Ehrlich, kein Ding. Du musst mir auch nichts vorspielen, wenn du keine Lust dazu hast.“

Normalerweise würde mich diese Fürsorglichkeit völlig aggressiv machen, aber Blau hat einfach eine beruhigende Wirkung. Oder es liegt daran, dass er es ist. Vielleicht auch beides.

„Danke.“

Er lächelt, dann wird er wieder verlegen.

„Also… was machen wir jetzt?“

Ich überwinde mich.

„Du könntest mir verraten, wer diese Fotos gemacht hat.“

Er sieht hinüber.

„Die meisten sind von Dad, er ist Fotograf und immer auf der Jagd nach guten Motiven. Einige Zeit lang hat er mich immer zum Skateplatz geschleppt, bis er die Fotos hatte die er wollte. Ich sag dir, manchmal ist er echt anstrengend.“

Soll ich über meinen Schatten springen? Unbewusst trommle ich mit den Fingern auf meinem Glas herum.

„Sag mal…“

Fuck, ich tu das nicht wirklich, oder?

„Was ist mit dem Sonnenuntergangsbild? Das sind doch du und Coco.“

Doch, ich tu es. Ich will sterben.

Aus den Augenwinkeln kann ich beobachten wie Eddie wieder auf seine Unterlippe beißt.

„Ähm… ok, das sieht jetzt vielleicht so aus, aber wir küssen uns nicht. Das war im Sommer, als wir alle zusammen zu meinem Onkel und meiner Tante gefahren sind. Dad wollte unbedingt diesen verdammten Sonnenuntergang knipsen und hat Coco und mich gezwungen die ganze Zeit als Schatten rumzuposen. Irgendwann meinte er wir sollten als Pärchen posieren.“

Er lacht nervös.

„Wir sind wirklich nur Freunde.“

Beruhigend.

„Aber dein Dad will, dass da mehr ist?“, vermute ich einfach mal.

„Scheiße, nein!“

Jetzt muss er lachen.

„Dad weiß, dass da nie was sein wird, genau wie Mum das weiß und Coco sowieso! Sie ist einfach meine beste Freundin und genau genommen sogar meine einzige.“

Ich meine einen traurigen Unterton raus hören zu können.

„Wie kommt‘s?“

Das will ich jetzt aber wissen.

Einige Augenblicke lang sieht er mich nur entgeistert an, dann scheint ihm etwas klar zu werden.

„Fuck, du weißt das ja gar nicht… das war noch, bevor du im zweiten Halbjahr der Elften auf unsere Schule gewechselt bist. Aber… wundert mich eigentlich, dass Per dir nichts erzählt hat.“

Jetzt knabbert er abermals nervös an seiner Unterlippe, ist ihm wohl unangenehm.

Eddie löst sich aus seiner Hocke, zieht die beiden Sitzsäcke heran und bedeutet mir, mich in einen hineinzusetzen. Scheint wohl was Ernstes zu sein. Jetzt bin ich aber wirklich neugierig.

Abermals malträtiert er seine Unterlippe und rauft sich kurz die Haare.

Was geht denn jetzt ab?

„Also… wie dir vielleicht aufgefallen ist werde ich von den anderen nicht gerade mit Aufmerksamkeit überschüttet. Beziehungsweise haben die Mädchen es aufgegeben. Ich hatte nach der ganzen Scheiße ehrlich gesagt keinen Bock auf das falsche Gehabe und so. Corynna war die einzige, die sich mir gegenüber wie immer verhalten hat.“

Man, was muss der Boden interessant sein, so intensiv wie er ihn anstarrt.

„Und was war der Grund? Was ist denn so furchtbares passiert? Hast du jemanden umgebracht oder falsch angesehen?“

Ich verstehe nicht so ganz, was sein Problem ist.

Er fängt an seine Finger ineinander zu verknoten.

„Die Sache ist die… zu Beginn der Elften… ist was rausgekommen. Okay, was heißt rausgekommen, ich habe nie ein Geheimnis drum gemacht, es aber auch nicht an die große Glocke gehängt.“

Jetzt bin ich aber mal gespannt.

Fragend sehe ich ihn an, als seine Augen kurz in meine Richtung und dann wieder auf den Boden huschen.

Er holt tief Luft.

„Ich bin schwul.“

Ach, daher weht der Wind! Das erklärt auch, warum er – der beinahe das Sinnbild des coolen Kerls ist, der von allen angehimmelt wird – so wenig von unseren Mitschülern beachtet wird.

Aber dann wird mir auch klar, dass ich mit Per noch ein Huhn, nein, einen ganzen Puter, zu rupfen habe.

Ein wenig zornig über seine Hinterlistigkeit ziehe ich meine Augen zusammen.

Dann fällt mir Eddies ängstlicher Blick auf.

Sofort entspanne ich mich wieder und schenke ihm ein Lächeln.

„Na und?“

Sprachlosigkeit.

„Wofür hältst du mich, ich bin kein Monster.“

Anscheinend denkt er das aber, also muss ich ihn vom Gegenteil überzeugen. Nur wie? Ich raufe mir die Haare. Scheiße, ich will nicht wissen, wie durcheinander die inzwischen aussehen.

„Sehe ich aus, als würde ich dir jetzt den Kopf abreißen oder dich steinigen oder dir Wattebäusche an den Kopf werfen?“

Denn, um ehrlich zu sein, finde ich das jetzt nicht so schlimm. Viel mehr ärgert mich nur, dass ich erst jetzt davon erfahre.

„Okay, mit Wattebäuschen würde ich dich vielleicht schon abwerfen, aber nur aus Jux und Tollerei. Ohne böse Hintergedanken oder so. Ehrlich. Versprochen!“

Ich kreuze unbemerkt meine Finger, denn Hintergedanken würde ich vielleicht schon haben.
 

Eddie hüllt sich noch immer in Schweigen, aber er wirkt nicht mehr so angespannt.

Ich seufze, stehe auf und gehe in Richtung des Geigenkoffers.

„Also, ich bin hergekommen, um dir was vorzuspielen. Was willst du hören?“

Ich fühle mich besser und bin ziemlich erleichtert. Eine Sorge weniger.

Nothing else matters.“

Hey, er kann noch reden, das ist ein gutes Zeichen!

Mit Geige und Bogen bewaffnet lasse ich mich auf dem Schreibtischstuhl nieder und fange an über die Saiten zu streichen.

Anfangs klingt es ein wenig schief, da ich es lange nicht mehr gespielt habe, doch nach ein paar Sekunden hört es sich so an, wie es soll.

„Danke.“, flüstert Eddie mir zu und ich bekomme eine Gänsehaut.

Nichts anderes zählt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  NaBi07
2010-09-04T14:25:06+00:00 04.09.2010 16:25
kyaaaaaaa

wie geil ist das denn!!

da habe ich fin ganz falsch eingeschätzt. ich dachte immer er sieht in eddy nur nen lustigen, quirligen kautz und ärgert ihn gerne.
aber insgeheim hat er echte gefühle für ihn.

man wir romantisch.

ich bin echt gespannt er von den beiden den ersten schritt machen wird.
ich meine momentan steht ja nix im weg.
sie wollen sich.
fin weiß, dass eddy schwul ist.
und erste einreißaktionen zwecks mauerwerk sind auch schon aufgetreten. immerhin lässt sich fin von eddy aufbauen.

*Schmacht*

lass uns nicht so lange zappeln!

ich liebe dein ff

bis zum nächsten kommi

hina
Von:  Inan
2010-08-21T14:04:59+00:00 21.08.2010 16:04
Yay, Finny bekommt die Aufmerksamkeit, die er verdient <3
Und reden kann er auch :D
Niedlich <33
Von:  Khaosprinzessin
2010-08-21T12:15:11+00:00 21.08.2010 14:15
Wow...is das schön geworden...Fin wird ja echt redseelig. Find ich super! Du hast das mit FinnisEifersucht richtig gut rübergebracht. Und auch sein Unglaube. Ich hab im ersten Moment nur gedacht: Moooooment, Eifersucht? Die kann och nur da auftreten, wo Gefühle sind! Und das der liebe kleine Fin auf Coco steht, das glaub ich auch in hundert Jahren nich! Hehe, dann kann er ja nur den Eddie meinen! *freu*
Ich mag Eddies Mum. Die redet sich ja auch um Kopf und Kragen. Wie ihr Sohn...hihi, nur bei Fin klappt das nicht immer.
Freu mich schon, wenns weitergeht.

Aso, was ich noch sagen wollte: Ich höre zwar eher Metal, aber von den Ohrbooten komm ich auch nich wieder weg^^hab die im Juli live gesehen und die waren der Hammer! Da war ne Stimmung, wow! Punks, Rocker, Metaler und alle anderen und alle haben zusammen Party gemacht! Der Hammer! Und immer, wenn ich deine Geschichte lese, muss ich dran denken. Danke dafür^^

See ya in hell, beast
Von:  Curupira
2010-08-20T19:04:05+00:00 20.08.2010 21:04
Waah ich liebe dieses kapitel :) fand ich toll das es mal ein gesamtes kappi nur aus fins sicht war. Weiter so!!
Von:  Fischi-san
2010-08-20T14:09:30+00:00 20.08.2010 16:09
Kya~~~!!! *Fin und Eddie anhimmel* Wie süß! xD
Jetzt muss denen bloß noch wer n Schubs in die richtige Richtung geben! *g*
Das mit der Geige war total ... toll!
Merkt man dass der gehetzte Schreibstil daher herrührt, dass ich los muss? Gott, was bin ich froh, dass ich das Kappi dazwischen quetschen konnte! Scheiße, muss los! Mum bringt mich sonst um und Wolfi auhc, sonst komm ich nämlich im Nachhineine noch zu spät zum Kino! *seufz* Alles stressig! *wink*
LG

PS: Freu mich wahnsinnig auf nächste Kappi!
*knuddel*
Schreib schnell weiter! *gespannt wie Flitzebogen auf Kappi lauer* xD
Von:  Myrin
2010-08-20T12:38:37+00:00 20.08.2010 14:38
Erstmal Klugscheißer-Dingens:

Er lebt definitiv nach dem Motto Das Genie beherrscht das Chaos. -> Ich würde das Motto hier vielleicht kursiv schreiben oder in Anführungszeichen oder so.

Zeit mich ein bisschen umzusehen. -> Komma nach "Zeit". Man könnte sonst meinen, da fehlt ein Teil des Satzes.

Oh, wie habe ich Eddie seit dem beneidet. -> "seitdem" zusammen

„Hör mal…“, er hockt sich neben mich und sieht mir in die Augen.
Blau.
„Du musst mir nichts vorspielen, ich hab doch gemerkt, dass es dir unangenehm ist.“
Unheimlich.
„Per hat mir erzählt, was für ’n Stress du momentan wegen deinem Dad hast.“
Tratschtante.
-> Dieses, hmm, Stilmittel, wenn man das so nenne kann, gefällt mir sehr gut. Dass Eddie was sagt und Fin dann immer nur ein Wort dazu denkt. Find ich gut. :)

Das erklärt auch, warum er – der beinahe das Sinnbild des coolen Kerls, der von allen angehimmelt wird – so -> Also, entweder, da fehlt ein "ist" nach "Kerls", oder das "der muss weg.

dass ich mit Per noch ein Huhn, nein, einen ganzen Puter, rupfen habe. -> Da fehlt ein "zu" vor "rupfen"

Dann fällt mir Eddie ängstlicher Blick auf. -> Bei "Eddie" fehlt ein "s".

Ansonsten noch ein paar kleine Komma-Sachen, aber ich bin grad zu faul, die alle rauszusuchen. xP

Also, wegen mir könntest du immer so lange Kapitel schreiben, es macht einfach so wahnsinnig viel Spaß, deine Geschichte zu lesen. Wollt ich nur mal angemerkt haben, aber natürlich freu ich mich über jedes Kapitel, egal, wie lang. :)

Hmmm, offensichtlich ist Fin Eddie gegenüber ja doch nicht so gleichgültig, wie man bei dem ersten Kapitel aus seiner Sicht noch hätte vermuten können. Zumindest scheint er ja ziemlich eifersüchtig auf Corynna zu sein, hehe. Und vielleicht wissen seine Freunde sogar davon? Oder warum sonst sollte er mit Per noch einen Puter (*ggg*) zu rupfen haben, weil dieser ihm nichts von Eddies Homosexualität erzählt hat? Omnomnom, jetzt bin ich aber mal gespannt, was da jetzt so wirklich Sache ist.

Der Anfang, wo Fin so gelangweilt ist, ist dir sehr gut gelungen. Wobei mir aufgefallen ist, dass der Gute wohl einen leichten Putzfimmel zu haben scheint - wenn ich mir überlege, wie lange ich schon meine Fenster nicht mehr geputzt habe...^^°

Und du scheinst deine Helden gerne mit nacktem Oberkörper nachm Duschen rumlaufen zu lassen, kann das sein? Egal, ob das Absicht oder Zufall ist, ich mag es.^-^

Wie Fin an seinen Opa denkt, fand ich auch sehr berührend. Man merkt richtig, wie lieb er ihn hatte und wie sehr er ihm fehlt. Und die Geige ist ein schönes Erinnerungsstück. Mann, traurig. D':

Mrs. Gallagher ist toll. Ich mag sie. Auf diese Weise, wie ich auch Eddie mag. Solche Gedankensprünge kenne ich nur zu gut, deswegen sind mir solche Leute immer sympathisch!^^

Huiuiui, jetzt bin ich aber wirklich gespannt, wie's weiter geht, was als nächstes kommt, wie die zwei sich näher kommen, wann Corynna Eddie endlich über dessen Nacht mit Fin (huhu Zweideutigkeit!^^) und jetzt auch noch diesen Besuch ausquetschen kann und ob Per das Puterrupfen gut übersteht.^-^
Freu mich! <3


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