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Shadowwalkers II

Kampf und Flucht
von

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Unter Beobachtung

Wie ihr von Connor ausgerichtet worden war, machte sich Emma mittags auf den Weg zu Duncans Büro. Sie hatte inzwischen geduscht und auch noch etwas geschlafen, in einem Bett, welches wesentlich angenehmer war, als die Pritsche in ihrer Zelle.

Mit einem säuerlichen Gefühl in der Kehle ging sie den Gang entlang, und mit jedem Schritt schien sie langsamer zu werden, so als ob sie unterbewusst dem ganzen ausweichen wollte. Emma quälte nur ein einziger Gedanke: Wusste Duncan tatsächlich, dass sie was mit Ashleys Verschwinden zu tun hatte oder hatte er es nur vermutet.

Auch die Zeit, welche sie deswegen unter „Hausarrest“ verbracht hatte, konnte ihr keine klare Antwort darauf geben. Offiziell war es nur ein Verdacht von seiner Seite aus gewesen, aber Emma war in den letzten Monaten eindeutig klar geworden, dass das, was er offiziell verkündete, meistens nur eine Halbwahrheit oder sogar eine glatte Lüge war.

Hinzu kam auch noch, dass er selbst sie nie dazu befragt hatte. Er hatte Leute wie Alice und Shane mit ihrer Befragung betraut und es war irgendwie einfach, sie anzulügen. Ihre beste Verteidigung war schließlich die Tatsache, dass sie ja mit dem Wissen, dass man sich um Ashley im Krankenhaus gut kümmern würde und vor den Dämonen beschützen wollte, niemals die Veranlassung gehabt hätte, dafür zu sorgen, dass Lily sie von dort weg holt.

Denn die Tatsache, dass sie gehört hatte, wie Duncan Ashleys Überführung ins Verließ angeordnet hatte, blieb ihm nach wie vor verborgen und es war ihr gelungen, das auch vor allen anderen zu verbergen. Bei der ganzen Sache tat es ihr nur leid, dass sie Connor ebenfalls anlügen musste.

Er mochte das Herz am rechten Fleck haben und würde wohl sicher nicht ganz einverstanden mit Duncans Plan sein, aber er war ihm gegenüber auch hundertprozentig loyal und würde wohl eher einen Verrat in Emmas Taten sehen als in Duncans.

Und so trug sie die Last ihres Gewissens und die Angst vor einer Enttarnung vor sich her, bis sie schließlich vor Duncans Büro angekommen war. Sie klopfte höflich an die massive Tür und wartete, bis sie von ihnen hörte, dass sie eintreten konnte. Sie öffnete die Tür und trat ein.

Duncan saß auf seinem Stuhl hinter dem Schreibtisch und machte noch einige Notizen fertig. Er blickte nicht auf, als er sagte „Setz dich Emma.“ Allein der Unterton in seinen Worten ließen Emma wieder misstrauisch werden. Duncan hatte sie sicherlich nicht hergerufen, um sich für die Unannehmlichkeiten zu entschuldigen. Erst einigen Minuten, nachdem Emma seiner Aufforderung nachgekommen war, legte er den Stift und die Notizen beiseite und blickte Emma an.

Er musterte sie eingehend einige Augenblicke, bevor er schließlich das Wort ergriff. „Ich stehe vor einem ernsthaften Problem, Emma.“ Meinte er schließlich. Einen Moment lang schien es Emma töricht, nicht zu antworten, aber dann entschied sie sich, dass ihr Schweigen wohl noch schlimmer war und antwortete: „Was für ein Problem?“

Er stand auf und ging um den Tisch und um Emma herum. Als er an ihr vorbei ging, konnte sie gerade noch ein Schaudern unterdrücken. Sie hatte die Befürchtung, er würde ihr ein Messer in den Rücken rammen wollen, wenn sie es am wenigsten erwartete. Doch diese Befürchtung bewahrheitete sich nicht. Auch nachdem Duncan zum dritten Mal um sie herum geschlichen war.

Und erst dann antwortete er ihr: „Ich habe das Gefühl, dass ich dir nicht mehr trauen kann und das ist sehr schlecht – für uns beide.“ Emma zog eine Augenbraue hoch und starrte ihn ungläubig an, als er neben seinem Stuhl stehen blieb. „Wieso?“ meinte sie schlicht, was Duncan wohl nicht ganz erwartet hatte. Er nahm schließlich wieder Platz und Emma begriff, dass er tatsächlich versuchte, sie aus der Reserve zu locken.

„Ich glaube, dass du etwas mit Ashleys Verschwinden zu tun hast, wenn auch nicht direkt. Für dich spricht aber, dass ich es nicht beweisen kann. Und falls ich mich irren sollte, ist das deswegen schlecht, weil ich dir nicht mehr vertraue. Ich zweifle an deiner Loyalität.“ Sagte er in einem Ton, der Emma an einen Priester bei einer Grabesrede erinnerte. Und wenn sie nicht aufpasste, dann würde das zu ihrer Grabesrede werden.

Sie wog einige Augenblicke – jedoch nicht zu lange – ab, was sie sagen sollte, schließlich äußerte sie sich ihm gegenüber: „Ashley ist meine besten Freundin. Ich würde sehr viel für sie tun. Ich würde es mit so ziemlich jedem aufnehmen, auch wenn ich wüsste, dass ich keine Chance habe, nur um sicher zu gehen, dass es ihr gut geht. Also warum sollte ich irgendwie dafür gesorgt haben, dass diese widerliche Erzdämonin, die ihr das alles angetan hat, sie von uns – von mir – wegholt?“

Duncan lehnte sich zurück und kniff die Augen zusammen, er musterte Emma, die seinem Blick standhielt. Die Zweifel, die sie vorher hatte, waren in sich zusammen gefallen. Irgendwie war es doch einfach, ihn anzulügen, wusste sie doch inzwischen ein paar Dinge über ihn, die ihre Meinung ziemlich ins Wanken gebracht hatte, was ihn betraf.

Schließlich meinte Duncan. „Dennoch, es bleibt die Tatsache, dass ich mir nicht mehr sicher bin, ob du nicht auch von dieser elenden Ausgeburt der Finsternis beschmutzt wurdest und insgeheim doch auf ihrer Seite stehst.“ Emma hatte Mühe das Lachen zu unterdrücken, welches in ihr bei diesen Worten hochkam. Wenn er doch nur wüsste, wie recht er damit hatte! Er würde sie wohl auf der Stelle höchstpersönlich aus der Welt schaffen.

Aber Emma ließ sich das alles nicht anmerken, stattdessen meinte sie äußerst entschlossen: „Was kann ich tun, um mich dir zu beweisen?“ Duncan lächelte milde und sie ahnte, dass er darauf gewartet hatte, aber es war ihr egal, solange er sich nur in Sicherheit wog. „Nun zuerst einmal ist es die Bereitschaft deinerseits, deine Loyalität unter Beweis zu stellen und was es dann letztlich sein wird, was ich von dir verlange… nun das wird sich zeigen.“

Emma nickte. „Ich werde bereit sein, wenn du es verlangst.“ Duncan nickte. „Das hoffe ich, denn du hast einiges an Wiedergutmachung zu leisten.“ Emma erwiderte im selben Augenblick. „Das spielt keine Rolle, ich tue es!“ Duncan stand auf. „Es freut mich wirklich sehr das zu hören.“ Mit einer Geste bedeutete er auch ihr, dass sie sich erheben durfte.

Er ging um den Tisch herum und legte Emma väterlich die Hände auf die Schulter. „Ich muss dich dennoch warnen. Du stehst unter Beobachtung und wenn der kleinste Verdacht in mir wieder entfacht, dass ich mit meiner Vermutung Recht habe, wirst du wieder deiner Zelle einen längeren, dieses Mal endgültigen Besuch abstatten. Ist das klar?“

Emma wusste, dass er sie damit einschüchtern wollte, denn seine Stimme allein sorgte dafür, dass sie sich wie das Kaninchen vor der Schlange fühlte. Doch sie wollte ihm nicht die Genugtuung geben, vor ihm Angst und Verunsicherung zu zeigen. Stattdessen nickte sie zustimmend.

„Das wird nicht passieren, darauf kannst du dich verlassen.“ Duncan legte die Stirn in Falten, offenbar überrascht über ihre Reaktion und Emma fragte sich im selben Moment, ob sie es nicht wohl doch übertrieben hatte. Doch als er sie schließlich mit einem Arm über die Schultern gelegt zur Tür führte, verflogen die Zweifel.

„Gut, dann ruh dich für heute aus. Ab morgen wirst du wieder normal für den Dienst eingeteilt. Ich werden Shane sagen, er soll dir Bescheid geben, was du zu tun hast.“ Emma stand wieder draußen auf dem Flur und nickte nur, als Duncan die Tür hinter sich schloss.

Eilenden Schrittes machte sie sich auf den Weg zurück in ihr Zimmer und konnte erst wieder beruhigt durchatmen, als sie die Tür hinter sich geschlossen und verriegelt hatte und sich auf ihr Bett warf. Sie schloss die Augen. „Verdammt Ashley, lauf weg, so weit du kannst.“ murmelte sie in ihr Kissen hinein.



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