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Aralia

von

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Aralia

ARALIA
 

Die Aralie schwingt gemächlich am Ast hin und her. Sie ist kraftvoll und zeigt ihr leuchtendes Weiss voller Stolz. Solange sie der Welt ihre Schönheit zeigen kann, und ein paar Menschen, Tieren und anderen Pflanzen und Lebewesen, glücklich machen und helfen kann, ist sie glücklich und kann weiter mit dem Wind tanzen.
 

Wir sassen zusammengekauert im Gebüsch. Mich plagte der Hunger, ich wollte nichts mehr als essen. „Seht! Da ist ja schon ein Wagen! Und er ist randvoll mit Getreideprodukten gefüllt!”, sagte Noe. „Stimmt.”, meinte Jay, „Den nehmen wir.”

Wir drei waren Waisen. Zufälligerweise hatten wir uns vor ungefähr acht Jahren getroffen. Damals war ich am Grunde der Verzweiflung angekommen, und wir drei waren uns begegnet, als wir alle in der selben Metzgerei eingebrochen waren. Seitdem waren wir immer zusammen. Im Grunde genommen waren wir alle ehrliche Menschen, wo es Arbeit gab, halfen wir um uns unsere Nahrung zu bezahlen. Aber niemand konnte Waisenkinder wirklich leiden, und so kam es, dass wir drei anfingen zu stehlen. Allerdings nur so viel, wie wir zum leben brauchten. Und am Tag unseres Zusammentreffens, lernten wir das lachen. „Also los, Leute! Jetzt!” Wir sprangen alle drei gleichzeitig aus dem Gebüsch und zogen unsere Messer hervor. „Sofort stehen bleiben!”, sagte Jay, „Wir werden nun ein paar Brote aus eurem Wagen nehmen, damit wir uns ernähren können. Wir greifen nicht gerne zu Gewalt, wir wollen lediglich etwas zu essen. Also, wenn ihr ganz Ruhig bleibt und nichts tut, sind wir gleich wieder weg.” Der Kutscher und sein Mitfahrer, der Bäcker, runzelten beide die Stirn. „Na gut. Aber beeilt euch, wir müssen rechtzeitig in der Bäckerei ankommen.” Noe nickte mir zu, und ich ging nach hinten, um etwas Brot zu holen, während sie mit Jay zusammen weiterhin mit den Dolchen auf die beiden Bäcker zielten.

Als ich die Plache ein wenig nach oben schob, um zu sehen, was es überhaupt darunter hatte, hörte ich auf einmal einen dumpfen Schlag – etwas war auf dem Boden aufgeschlagen! Und dann ging es sehr schnell: Noe schrie, zwei Metalle stiessen gegeneinander, ein weiterer Aufschlag folgte.

Schnell rannte ich, das Messer bereits gezückt, um den Wagen herum – und blieb wie angewurzelt stehen. Noe und Jay lagen in einer Blutlache. Beide hatten Pfeile in der Brust.

Ich wusste, es gab nichts, was ich noch für sie hätte tun können. Auf der Stelle drehte ich mich um und rannte. Keine Ahnung, wohin, einfach weit weg von diesem Ort.
 

Ein heftiger Windstoss trennt die zierliche Aralie vom Ast. Sanft schwebt sie auf den Boden zu. Mit einem leisen Rascheln kommt sie traurig unten an. Der Wind, den sie doch so liebt, hat sie von ihrem Ast, ihrem Geburtsort, ihrer einzigen Zuflucht, getrennt. Was soll sie nun tun? Ohne den Ast, oder besser , den Baum, hat sie kein Leben mehr. Es würde sowieso keinen Sinn machen, wer würde schon eine Blume bewundern, die auf dem Boden liegt? Und welche Biene würde noch ihren Blütenstaub mit sich tragen?

Es half nichts, ohne den Ast und den Baum ist sie nur noch ein überflüssiges Blatt am Boden. Und langsam verfault die Aralie, und wird, wie alle anderen Blumen, allmählich zu Erde.
 

Leise weinend sass ich in der Scheune, auf die ich unbewusst zugerannt war. Wieso lebte ich überhaupt noch? Ich hätte einfach dort bleiben und mich von den Typen umbringen lassen sollen. Ich taugte nun sowieso zu nichts mehr. Meine Freunde, meine einzige Familie hatte ich verloren. Wieso bin ich dann weggerannt?

„Hey, du, bist du alleine? Hast du dich verlaufen? Wo sind deine Eltern?”, fragte plötzlich eine liebenswürdige Stimme, und als ich aufsah, erkannte ich eine Frau, die mich anlächelte. „Ich hab keine Eltern.”, murmelte ich. „Oh. Wie heisst du denn? Wenn du willst kannst du mit mir kommen. Ich habe mir schon immer eine Tochter gewünscht.” „Aralia”, sagte ich und sah sie ungläubig an. „Na dann komm, Aralia, gehen wir nach Hause.”

Die Frau nahm mich an der Hand und wir verliessen die Scheune.
 

Die Aralie ist nicht mehr zu sehen. Aber ein kleiner Samen ist übrig geblieben, und schon bald ist daraus eine zierliche kleine Pflanze geworden. Erst ist sie sehr zerbrechlich und klein, aber dann wächst sie zu einem starken, grossen Baum heran, und ein neues Leben beginnt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2010-09-30T17:32:38+00:00 30.09.2010 19:32
Eigentlich wollte ich nur mal gucken, was du so schreibst... was kann ich dazu jetzt sagen außer: Ich habe Rechtschreibfehler entdeckt? XD
Tut mir Leid.

Der Vergleich von der Blume und dem Mädchen ist eine sehr schöne und ergreifende Idee, dir mir sehr gefällt. Einige Stellen - wie die Trauer von Aralia - hätten auch noch genauer beschrieben werden können, doch das ist nur eine kleine Sache.
Sonst habe ich auch nichts anzumerken außer: Toll! Trotz der Kürze hat mich das ganze wirklich ergriffen.
Und das war wirklich deine erste FF?!
*knuddel*


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