Zum Inhalt der Seite

I Can Kill You I A Heartbeat, My Dear

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Eiszeit

Hei saß in seiner Wohnung am Fenster und für Samstagabend war es ungewöhnlich still in Chis Apartment. Normalerweise war jeden Samstag dieses Monats dieser Polizist bei ihr gewesen und hatte erst mit ihr gegessen, dann scheinbar getrunken und dann hatten sie Sex und er durfte sich jedes Mal deren Geräuschkulisse anhören. Nur heute war es schon den ganzen Abend ruhig, nicht einmal nachmittags hatte sie Musik gehört oder ähnliches. Vielleicht war sie ja nicht zu Hause, sondern bei dem Polizisten. Er sah auf die von Straßenlaternen beleuchtete Straße hinunter und folgte mit seinem Blick ihrem Verlauf.

Am Ende der Straße konnte er eine Person erkennen, die stark hin und her schwankte. Hei beobachtete die Person wie sie langsam die Straße hoch schwankte und schließlich erkannte er sie, als sie durch den Schein einer Laterne ging. Chi. Na klasse, jetzt strauchelte sie auch noch besoffen in der Gegend rum und plauderte am Ende Geheimnisse aus. Schließlich war sie auf Höhe des Hauses und sah zu Hei nach oben. „Hey Lee, siehst du dir die Sterne an? Ist ja total romantisch.“, sagte sie und kicherte. „Ja, du solltest sie dir mit mir ansehen.“, sagte er betont höflich, „Komm hoch.“

Er würde ihr jetzt ins Gewissen reden. So ein Verhalten war vollkommen unverantwortlich. Er ging zur Tür und machte sie auf, nach etwa fünf Minuten kam Chi rein. „Was wird das denn jetzt? Willste mich flachlegen oder was?“, sagte sie spöttisch. Er schlug die Tür zu. „Du bist betrunken! Das ist vollkommen verantwortungslos! Du könntest dich jederzeit verplappern!“, warf er ihr vor. Sie antwortet nichts, stellte ihre Handtasche ab und zog ihre Schuhe aus, warf ihren Mantel über eine Stuhllehne. Unter dem Mantel trug sie nur ein ziemlich kurzes schwarzes Kleid, das ziemlich tief ausgeschnitten war. „Und so wie du schon wieder aussiehst erinnert sich auch jeder an dich.“, fuhr er genervt fort, während sie sich in seiner Wohnung umsah. „Ist ja ziemlich spartanisch.“, sagte sie und ging zum Fenster. „Hörst du mir überhaupt zu?“, fragte er finster. Sie setzte sich an das Fenster und lehnte sich gegen die Wand, sah hinaus zum Himmel. „Du lädst mich zu dir ein um mir Vorwürfe zu machen. Nicht sehr freundlich einer Dame gegenüber.“, sagte sie und betrachtete die Sterne. „Eine Dame trinkt nicht.“, gab er zurück und ging auf sie zu. „Ich habe jeden erdenklichen Grund heute zu trinken.“, sagte sie und wandte sich ihm zu. Erst jetzt fiel ihm auf, dass sie gar nicht fröhlich war, sie wirkte traurig, deprimiert. „Was ist passiert?“, fragte er. Sie seufzte. „Es ist der Jahrestag. Heute vor sieben Jahren ist You gestorben.“, sagte sie und spielte mit einer ihrer Haarsträhnen. „Ein verflossener Liebhaber?“, schoss es Hei hervor, ehe er sich besann, dass dies nicht angemessen war.

„Er war mein Bruder. Um genau zu sein mein Zwillingsbruder. Wir waren mehr als nur Geschwister, wir waren eine Seele in zwei Körpern. Er wurde bei dem Fluchtversuch aus den Laboratorien von Meyer & Hilton getötet. In dem Moment in dem er starb, gingen seine Fähigkeiten auf mich über. Ich bin sein lebendes Vermächtnis, ich bin die Hälfte unserer Seele die übrig geblieben ist und jetzt ist es meine Bürde dies zu tragen, es ist meine Bürde seinen Tod zu rächen. Ich bin vielleicht ein Contractor, aber ich fühle trotzdem Emotionen. Hass, Rache, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit, aber auch Freude und tiefste Liebe, so wie ich sie für meinen Bruder gefühlt habe. So gesehen bin ich eine Fehlproduktion. Eine Tötungsmaschine mit einem menschlichen Kern. Und jedes Jahr am selben Tag, kann ich die Gefühle nicht mehr unterdrücken, sie brechen neu auf. Und jedes Jahr wünsche ich mir, er wäre nicht tot, wünsche mir ich wäre an seiner Stelle. Das ist mein Grund an diesem Tag zu trinken, und ich denke der Grund ist verdammt gut.“, sagte sie, dann sah sie wieder nach draußen.

Er setzte sich neben sie. „Ich weiß, du kannst das nicht verstehen.“, sagte sie, „Niemand kann das.“ „Doch. Meine Schwester ist während des Krieges in Südamerika verschwunden.“, erwiderte er. Er konnte ihren Schmerz verstehen. Er wusste genau, wie sie sich fühlte. „Der Heavens Gate Vorfall?“, fragte Chi und sah ihn an. Er nickte. „Sie ist damals verschwunden. Ich weiß nicht ob sie noch lebt oder ob sie tot ist. Was für dich Hass ist, ist für mich Ungewissheit.“, sagte er. „An manchen Tagen ist es unerträglich, dieses Gefühl der Leere. Ich weiß noch, wie mein Bruder und ich immer gescherzt haben, dass wir zusammen unseren zwanzigsten Geburtstag feiern würden, die Grenze zum alt werden. Aber zwei Jahre zuvor…“, sie brach ab und hörte auf, mit der Haarsträhne zu spielen. „Ich hätte nicht gedacht, dass du schon fünfundzwanzig bist.“, sagte Hei, versuchte sie aufzumuntern. Sie tat ihm Leid. Für sie schien es sogar noch schwerer zu sein, als für ihn. „Ich bin eine alte Frau, Bürschchen.“, erwiderte sie schmunzelnd.

„Ich bin nur zwei Jahre jünger, kein Grund wie eine Oma mit mir zu sprechen.“, gab er zurück und lächelte sie an. Sie erwiderte das Lächeln kurz ehe sie wieder in den Sternenhimmel sah. „Ich habe seinen Stern fallen sehen.“, sagte sie schließlich. Er wusste nicht was er erwidern sollte. Ihm fehlte die Erfahrung im trösten. Ihm fehlte die Erfahrung im Umgang mit Frauen. Seine Schwester hatte er immer trösten können, aber mit ihr konnte er nicht reden wie mit seiner Schwester. Sie war kein Schwestern-Typ. Sie war eher ein heiße-Freundin-Typ…und so jemanden konnte man nicht wie eine Schwester trösten. Er merkte, dass sie ihren Kopf an seine Schulter lehnte. Er zögerte einen Moment, dann legte er den Arm tröstend um sie. „An manchen Tagen, verschwindet das Gefühl der Leere fast ganz. Man muss auf solche guten Tage hoffen.“, sagte er. Sie erwiderte nichts. Und so saßen sie eine ganze Weile schweigend da, in der jeder seinen Gedanken nachhing. Dann plötzlich richtete sie sich auf und stand auf. „Ich gehe jetzt besser. So wie ich Huang kenne, hat er morgen sicher Arbeit für uns.“, sagte sie. „Ja, vermutlich.“, sagte Hei und stand ebenfalls auf. „Ich hab deinen Polizisten schon lange nicht mehr gesehen.“, sagte er schließlich. „Wurde zu gefährlich.“, gab Chi kurz zurück und zog ihre Schuhe an. Endlich Ruhe, da drüben. „Tut mir Leid.“, sagte Hei schließlich, höflicherweise. „Muss es nicht, das war nichts Ernstes.“, sagte sie und ging zur Tür, drehte sich noch mal um. „Danke, dass du mir zugehört hast. Ich bedanke mich mit meinem nächsten Payment bei dir.“, sagte sie, drückte grinsend ein Auge zu und ging dann mitsamt Handtasche und Mantel aus seiner Wohnung. Er sah ihr nachdenklich hinterher. Ein Contractor mit Gefühlen also.
 

Hei und Chi saßen versteckt auf einer Mauer und beobachteten einen Autokonvoi der sich langsam näherte. Die beiden Autos näherten sich langsam einem Bahnübergang. Chi sah zu Hei rüber, er nickte und kurz darauf begannen sich die Schranken des Bahnübergangs zu senken. Ein Auto fuhr noch darüber. Chi sprang von der Mauer und machte sich daran, das Auto zu stoppen indem sie blitzschnell kurz vor dem Auto vorbei rannte. Das Auto bremste scharf an und schleuderte ein Stück, ehe es zum stehen kam, währenddessen war sie jedoch schon wieder verschwunden. Nun beobachtete sie von einem anderen Versteck aus, wie ein Mann in weißem Anzug aus dem Auto ausstieg und die Straße entlang ging. Im gleichen Moment erschien Hei etwa fünfzig Meter vor dem Mann auf der Straße. Chi sah das Auto und sah den rothaarigen Contractor darin sitzen. Jetzt musste nur noch Huang handeln. Sie sah wieder die Straße hinauf und dann gen Himmel. Regenwolken hatten sich gebildet und ganz plötzlich begann es zu schütten. Natürlich die andere Frau war auch ein Contractor. Egal, sie würde sie nicht hindern. Im selben Moment wie es zu schütten begann, griff der blonde Mann im Anzug an. Er rannte los, Hei warf eines seiner Messer nach ihm. Doch dann gefror der vom Regen nasse Boden. Im selben Moment, sah Chi Huang, der die Gaspatrone in das silberne Auto warf. Chi rannte los, riss die Tür des Autos auf, noch ehe die beiden Polizisten ohnmächtig waren. Sie packte das rothaarige Mädchen am Arm und zog sie aus dem Auto. „Keine Angst, bei mir bist du sicher.“, sagte sie, und rannte mit dem Mädchen an der Hand davon.
 

Hei hatte das rothaarige Mädchen an einen Stuhl gefesselt. Sie war noch immer ohnmächtig, doch nun öffnete sie langsam die Augen. „Wer hätte gedacht, dass du noch lebst, Carmine.“, sagte er, als sie langsam den Kopf hob. „Oh, so hat mich schon lange keiner mehr genannt.“, sagte sie leise. „Was ist damals dort passiert?“, fragte Hei sofort. Dieses Mädchen musste etwas über seine Schwester wissen. Und er wollte dieses Wissen aus ihr herausbekommen, auch wenn es dem Syndikat nicht passte, wenn er gerade nicht nach dessen Befehlen handelte. „Wo ist Pai? Wo ist meine Schwester?“, sagte er schließlich mit drohendem Nachdruck, als ihm das Mädchen nicht antwortet. Er ging um das Mädchen herum, packte ihre Hände und bog brutal ihre Finger herum, sodass sie aus den Gelenken sprangen. „Antworte!“, befahl er. Das Mädchen stöhnte vor Schmerz. „An dem Tag als Südamerika verschwand, waren Amber, Pai und du direkt vor Ort, los rede!“, befahl er erneut, „Was ist passiert? Warum sind jetzt nur du und ich hier? Wo sind die anderen? Wo ist Pai? Wo ist meine Schwester?“ Ein weiterer Finger sprang aus dem Gelenk. Sie stöhnte wieder auf vor Schmerz, Tränen liefen ihr über die Wangen.

„Sie waren nicht meine Partner, über Ambers Leute weiß ich absolut gar nichts. Nicht einmal ob überhaupt noch einer von ihnen am Leben ist. Ich war an jenem Tag wirklich in Südamerika, weil ich die Befehle meines Syndikats auszuführen hatte, doch an das, was danach geschehen ist kann ich mich absolut nicht mehr erinnern. Als ich wieder zu Bewusstsein kam hatte ich den Ozean überquert und war in tiefster Provinz mitten in Europa. Aus irgendeinem Grund hatte ich meine Fähigkeiten verloren. Seither hatte ich diese Stadt nicht mehr verlassen, ich hatte einfach nur überlebt. Und keinerlei Verbindung mehr zu dem Syndikat oder zu den Contractors. Es war eine ruhige Zeit.“, erwiderte sie leise, lies noch immer den Kopf hängen. Wütend ging Hei um sie herum und packte sie am Kinn. „Ich kanns nicht glauben was du mir da erzählst.“, sagte er wütend. „Was soll ich denn sagen, damit du mir glaubst?“, fragte sie und sah ihn das erste Mal direkt an.

„Allerdings, was soll sie sagen, damit du ihr glaubst?“, durchschnitt auf einmal Chis Stimme das zwischenzeitliche Schweigen. „Sie ist ein Contractor, was bringt es ihr zu schweigen? Wer bei einem Verhör unter Folter nicht redet ist vollkommen irrational.“, sagte sie und ging auf Hei zu. „Ein Contractor zieht aus seinem Schweigen nicht den geringsten Vorteil. Aber aus irgendeinem Grund siehst du das nicht ein. Bevor du ein Contractor wurdest warst du kaltherziger als jeder andere und jetzt da du einer von ihnen bist und man dich als den gefürchtete Black Reaper kennt, gerätst du plötzlich völlig außer Kontrolle bloß wegen deinem Schwesterchen.“, sagte Havoc. Wütend holte Hei aus und verpasste ihr eine heftige Ohrfeige, sodass das rothaarige Mädchen samt Stuhl umkippte. „Du bist leicht erregbar, aber du bist scheinbar auch nicht so instabil wie diese armen Moratorien. Ein Contract-Payment brauchst du wohl auch nicht, bist du überhaupt ein richtiger Contractor?“, sagte Havoc und sah vom Boden zu ihm auf.

Chi trat neben ihn und legte eine Hand auf seine Schulter. „Die schlimmen Tage gehen vorbei.“, sagte sie und richtete dann Havoc wieder auf und zog ihr Beduinentuch vom Gesicht. Havoc starrte sie an. „Chi?“, sagte sie, „Ich dachte du wärst damals am Heavens Gate von Meyer & Hilton geschnappt worden.“ „Tz, so leicht bin ich auf wieder nicht zu haben.“, sagte sie gelassen und band Havoc los. „Hey, was tust du da?“, sagte Hei wütend zu Chi. Sie sah ihn gelassen an. „Sie ist ein Regressor und nicht in der Lage davonzulaufen. Und du stinkst nach Alkohol.“, sagte sie und half Havoc auf das Sofa. Hei starre sie an. „Warum hast du nicht gesagt, dass du am Heavens Gate warst?“, sagte er drohend. „Du hast nicht gefragt. Und um deine nächste Frage zu beantworten, weiß ich nichts von deiner Schwester, ich kenne sie nicht einmal. Ich war nur dort um ein paar Typen von Meyer & Hilton umzulegen.“, sagte sie. Er biss wütend die Zähne zusammen, während sich Chi neben Havoc setzte und dann Havocs Kopf in ihren Schoß bettete.

„Schlaf jetzt, Carmine. Erhol dich, ich pass auf, dass der Trunkenbold dir nichts tut.“, sagte sie und strich über Havocs Haare, biss diese schnell einschlief. „Woher kennst du sie?“, fragte Hei schließlich. „Ich hab sie in Ungarn kennen gelernt. Mein Syndikat hat mir befohlen nach ihr zu suchen. Allerdings habe ich es nicht als notwendig erachtet dem Syndikat einen Regressor zu übergeben, ein Regressor der ein halbwegs normales Leben führte.“, sagte sie gelassen, „Wir sind Freunde. Ich mag sie.“ „Du bist verrückt.“, sagte Hei. „Vielleicht.“, sagte sie und zuckte mit den Achseln.

Es verging einige Zeit in der sie schwiegen, bis Hei schließlich begann zu kochen und Havoc langsam erwachte. Sie richtete sich auf und sah auf all das gekochte Essen. „Wo bin ich?“, fragte Havoc. Hei ging zu ihr herüber und stellte ihr einen Teller mit Essen hin, ehe er sich selbst zu seinem Essen setzte und zu essen begann, während sich Chi eine Zigarette anzündet. „Isst du eigentlich immer noch solche Mengen wir früher? Kochst du dein Essen immer selbst?“, fragte sie. Keine Antwort. Havoc wandte sich an Chi, die gerade eine Rauchwolke ausstieß. „Und du isst noch immer nicht viel? Du achtetest immer noch auf deine Figur um die Männer damit zu beeindrucken?“, sagte Havoc an Chi gerichtet. „Und damit ich sexy Klamotten anziehen kann.“, erwiderte sie grinsend.

„Bis ich meine Fähigkeiten verlor war ich immer in dem Glauben, dass mir Essen niemals Spaß machen würde. Was ich zur Aufrechterhaltung meiner körperlichen Fähigkeiten brauchte, reichte mir. Erst nachdem ich zu Lauras Familie gekommen war, begann ich mich für das kochen zu interessieren. Die Kinder mochten mein Essen am Anfang überhaupt nicht und wollten es am Liebsten einfach wegschütten. Doch bald sagten sie, dass sie gerne dieses oder jenes essen wollten und ob ich es ihnen zubereiten könnte. Ich war glücklich und deswegen wollte ich ihnen Sachen kochen, die noch leckerer waren. Ich hatte tatsächlich das Bedürfnis sie noch glücklicher zu sehen. Und dann hatte ich als Contract-Payment die Pflicht frisches Blut von Kindern zu trinken.“, sagte Havoc und versuchte nach dem Löffel zu greifen, doch aufgrund ihrer ausgesprungenen Gelenke, schaffte sie es nicht. Hei sah zu ihr herüber, stand schließlich auf, schob sich einen Stuhl heran und setzte sich ihr gegenüber. Er nahm den Löffel, tat etwas darauf und streckte ihn ihr entgegen. Havoc zögerte einen Moment, dann nahm sie es dankbar entgegen und aß.

„Das schmeckt toll.“, sagte sie, während Hei einen weiteren Löffel aufnahm, „Mutter Laura hat damals immer gesagt, dass man einem Mann der gut kochen kann, nicht trauen darf. So einer wär bestimmt ein übler Kerl.“ Havoc schmunzelte. „War nur ein Witz.“ Hei sah sie finster an und stopfte sich dann den Löffel in den Mund. „Du bist sauer? Als Contractor? Komisch.“, sagte Havoc bevor sie herzhaft zu lachen begann. Hei sah sie überrascht an. „Du bist wirklich ziemlich eigen. Aber du bist gar nicht so übel, muss ich sagen.“, sagte sie. „Seltsames Gefühl. Ich habe dich jetzt gerade zum aller ersten Mal lachen gesehen.“, erwiderte Hei und klang dabei sogar freundlich. „Und du wirkst ein bisschen steif, es geht mir also genauso.“, erwiderte Havoc. „Vermutlich bin ich nicht die Einzige, die diese Erfahrung gemacht hat. Weißt du, vielleicht leben sie ja alle irgendwo noch. So wie wir.“ „Hey, wenn ihr mit eurem Gesäusel fertig seid, wollen wir mal drüber reden, wie es weitergeht?“, mischte sich Chi schließlich ein. Hei und Havoc sahen sie. Sie überschlug gelassen die Beine und sah ihnen fordernd entgegen.

„Ich werde dir helfen. Ich möchte, dass du mich zum Gate bringst, dann kommen meine Erinnerungen und meine Fähigkeiten ganz bestimmt wieder. Und vielleicht schaff ich es dann herauszufinden, wo deine Schwester ist. Allerdings…Chi, wenn ich wieder so werde wie früher und Menschen umbringe, dann töte mich.“, sagte Havoc und wandte sich an Chi. „Du weißt ich bin voller Emotionen, so leicht ist das für mich nicht, aber wenn du es wünscht…wenn ich es nicht tue, soll es Hei tun.“, erwiderte Chi und erhob sich. „Gehen wir.“, sagte sie und warf Havoc eine Decke zu, „Damit du nicht frierst.“ Sie ging zur Tür. Hei seufzte mit einem Blick auf das Essen, während Havoc aufstand und zu Chi ging. Hei zog schließlich seinen Mantel an und folgte ihnen nach draußen.

So gingen sie eine ganze Weile in Richtung des Gates, bis Havoc plötzlich Heis Hand packte. Er versuchte sich zunächst ihrem Griff zu entziehen, dann drehte er sich jedoch um und sah sie an. „Chi!“, sagte er und die Schwarzhaarige vor ihm blieb stehen und sah sich um. Havoc atmete schwer. „Hast du Angst?“, fragte Hei und sah in ihr verzerrtes Gesicht. Havoc starrte ihn an und ließ dann nach einigen Sekunden seine Hand los. „Gehen wir.“, sagte Havoc. Chi sah Havoc prüfend an und bot ihr dann ihre Hand an. Havoc sah sie fragend an. Chi lächelte kurz, und Havoc nahm schließlich ihre Hand an und sie gingen weiter. Nachdenklich betrachtete Hei die beiden. Chi schien tatsächlich so etwas wie Freundschaft für Havoc zum empfinden, so sehr wie sie sich um sie kümmerte. Und mit jedem Schritt näherten sie sich dem Gate bis sie schließlich direkt davor standen. Chi ließ Havocs Hand los und diese legte ihre Hände an den Maschendrahtzaun, der ihnen ein weiteres Vorrücken verweigerte. Havoc begann plötzlich zu zittern und ihr Atem ging immer schwerer. Irgendwann begann sie auf ihre Hände zu starren und stürzte dann ganz plötzlich vom Gate weg, und lehnte sich ein paar Meter entfernt gegen eine Mauer. Hei ging auf sie zu.

„Tut mir Leid…“, sagte Havoc schwer atmend, „Komm nicht näher! Ich spüre es…dieses Gefühl…es ist wieder da…ich dachte es wäre in Ordnung wenn ich meine Fähigkeiten wiedererlange und ich mich so verändern würde wie du, aber ich habe wohl nicht die Fähigkeit dazu.“ Havoc zitterte nun noch stärker, „Wenn ich dich früher getroffen hätte, hätte ich vielleicht ohne Angst vor meinem Contract leben können.“ Plötzlich rappelte sie sich auf und packte Heis Arm. „Töte mich! Bitte!“, sagte sie und führte Heis Hand zu ihrer Kehle. Hei schien zu zögern, doch plötzlich kam ein starker Wind auf. „Scheiße…“, sagte Chi, „Das sind die beiden Contractors, denen wir sie geklaut haben.“ Chi blickte sich um und sah einen Schatten an der Ecke. „Wir müssen hier weg!“, sagte Hei und zog seine Hand weg, „Du bist kein Contractor mehr und deswegen musst du auch nicht sterben.“

Hei packte sie am Arm und zog sie mit sich. Versuchte mit ihr zu flüchten, während Chi ihnen nachsetzte. Sie rannten weiter durch die leeren Häuser und schon bald begann es fürchterlich zu schütten. „Hey vielleicht taucht ja der schnuckelige Blonde wieder auf.“, sagte Chi grinsend, während sie davonrannten, doch plötzlich blieb Havoc stehen und sank auf die Knie. „Ich hab Angst…Nein! So will ich nicht werden!“, sagte sie und starrte auf ihre Hände. Hei zerrte sie nach oben doch sie riss sich los. „Ich will niemanden mehr töten, deswegen, bitte…“, sie brach ab. Hei trat vor und nahm ihr Gesicht in die Hände, hob es an, sodass sie ihn ansehen musste. „Hab keine Angst, sobald wir hier weg sind, kommen deine Fähigkeiten nicht wieder. Du wirst garantiert niemanden mehr umbringen.“, sagte er. Havoc sah ihn hoffnungsvoll an und er lächelte sie breit an. Noch einen Moment sah sie ihn an, dann plötzlich ein Surren in der Luft und Havocs Gesichtsausdruck verzog sich schmerzhaft, sie kippte vorn über. Und mit Erschrecken stellten Chi und Hei fest, dass sich große Eissplitter durch Havocs Brust gebohrt hatten.

Hei reagierte erst nicht, sah nur wie sie Blut spuckte, dann fing er sie auf, reagierte sofort und schleifte sie davon, während Chi versuchte den Angreifer auszumachen. In einer Seitengasse legte Hei Havoc auf den Boden, sie war noch bei Bewusstsein. „Jetzt…ist alles gut…“, flüsterte Havoc. „Chi, kannst du was tun?“, fragte Hei an Chi gerichtet. Er wusste, dass ihre Fähigkeiten irgendetwas mit Blut zu tun hatten. „Ich weiß nicht…ich kann es versuchen.“, erwiderte Chi und sah Havoc an, „Halt jetzt ganz still, ich versuche dir zu helfen.“ Ihre Augen leuchteten rot auf und ein wenig von dem Blut begann zurück in ihren Körper zu strömen, doch im selben Moment versuchte Havoc etwas zu sagen, letzte Worte, ehe ihr Herz stehen blieb. Chi schloss die Augen und biss wütend die Lippen zusammen. Mit einer kurzen Handbewegung, schloss sie Havoc die Augen. Dann richtete sie sich auf. „Das wäre wirklich ein Moment, indem ich mir wünsche ich könnte mein Payment auslassen.“, sagte sie und sah Hei an, der ebenfalls traurig auf Havoc hinuntersah.

„Schon okay.“, sagte er leise. Chi nickte, und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen. Doch irgendetwas, machte klick. Er schloss seine Augen und erwiderte den Kuss. Er war von sich selbst überrascht und Chi schien es nicht anders zu gehen, denn sie wich einen Schritt vor ihm zurück. Sie sah ihn verwirrt an und blinzelte. Doch ehe er über sein Handeln nachdenken konnte, trat er den Schritt der sie trennte vor, nahm ihre Hand, zog sie an sie und küsste sie. Einen Moment schien sie erstarrt, aber er zog sie enger an sich und dann nach einer Sekunde, die eine Ewigkeit dauerte, erwiderte sie den Kuss. Er merkte, dass sie eine Hand in seinen Haaren vergrub, während sie mit ihrer Zunge an seinen Lippen entlangfuhr. Er gewährte ihr Einlass, ließ zu, dass sie seine Zunge anstupste und sofort erwiderte er die Berührung. Sie fühlte sich wirklich gut an, in seinen Armen. Vielleicht war das die Erklärung, weshalb sie ein Männermagnet war. Irgendwann löste sie sich von ihm, blieb jedoch an ihn gelehnt stehen. „Das war nicht exakt mein Payment…“, sagte sie.

„War es das nicht wert?“, erwiderte er. Chi zögerte einen Moment, was für eine verrückte Sache ging da vor? Was für gestörte Sache machte sie schon wieder? Vor allem Hei, ein Contractor? Ein Contractor mit den wohl elektrisierendsten Küssen der Welt… „Wir sollten uns um den Typen kümmern, der dafür verantwortlich ist.“, sagte sie schließlich und trat einen Schritt von ihm weg. Er sah sie einen Moment an, dann griff er nach seiner Maske und setzte sie auf. Sie zog ihr Beduinentuch vor das Gesicht. Dann ging sie los, zurück auf die Straße und gerieten direkt zwischen die beiden Contractors. Einen Moment herrschte Stille dann griff der Typ im Anzug an, indem er erneut das Wasser auf dem Boden gefrieren ließ. Doch Hei stoppte es mit Leichtigkeit, wich dann mehreren Eisspeeren auf und verschaffte sich dann etwas Abstand. Doch als er wieder landete wurde er festgefroren. Chi setzte sich nun auch in Bewegung und wandte sich dem Typen zu.

„Du hast also Havoc umgebracht. Eigentlich dachte ich ja, du bist ein ganz schnuckeliger Kerl…aber jetzt.“, sagte sie. Im gleichen Moment versuchte Hei über die Eisschicht den Kerl zu schocken. Der grinste jedoch nur und hob seine Hose, zeigte seine Schuhe. „Deine Angriffe sind auf diese Entfernung vollkommen wirkungslos. Die sind ziemlich gut nicht wahr? Aus japanischer Produktion, da nimmt man Gummi bester Qualität. Da kommt absolut nichts durch. Havoc ist tot und damit deine Pflicht automatisch erloschen. Du hast gerade viel Gebrauch von deinen Fähigkeiten gemacht, du wirst jetzt brav tun, was wir dir sagen. Und dafür werden wir dich nicht anklagen. Ich habe auch nicht vor dich der japanischen Polizei oder Pandora zu übergeben. Wir möchten nur ein paar Kleinigkeiten über dein Syndikat erfahren. Fäll deine Entscheidung rational, wie es sich für einen Contractor gehört. Das gleiche gilt übrigens für dich, Süße.“, sagte der Kerl und wandte sich an Chi. Sie seufzte. „Brite bist du auch noch? Wirklich schade um dich…derweil habe ich etwas übrig für Briten.“, sagte Chi und sah ihn an. Ihre Augen leuchteten rot auf. Doch im gleichen Moment, flog eine Brandbombe zwischen sie. „Sorry, ich muss gehen.“, sagte Chi und verschwand im nächsten Moment mit Hei.

Sie standen Huang und Mao auf einem Dach gegenüber, Yin stand etwas abseits. „Warum hast du eigenmächtig gehandelt?“, fragte Mao. „Wir werden die Sache nicht dem Syndikat melden, wenn das raus käme, hätte es schlimme Folgen für uns.“, sagte Huang. „Ach und wieso tötet ihr mich nicht einfach hier und jetzt?“, sagte Hei finster. „Hei, halt die Klappe.“, sagte Chi kalt. Alle blickten Chi überrascht an. „Was? Ich hatte einen schlechten Tag, so n scheiß Auftrag und derweil hab ich nen verdammten Kater.“, sagte sie gelassen. Huang seufzte genervt. „Oh man.“, sagte Mao. „Und ich hab verdammten Hunger. Kommst du mit Essen, Hei?“, sagte sie und wandte sich zu ihm um. „Äh…ja.“, sagte er und folgte ihr die Treppe hinunter, ließ die anderen mit verwirrten Blick stehen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2010-08-08T18:34:50+00:00 08.08.2010 20:34
Bitte, bitte schreib weiter!

Ich mag deine Fanfic und wie du Chi in die Story integriert hast ist einfach toll. Ich möchte wissen wie es weiter geht also...
Büüüüdde schreib weiter *mit großen Augen anguck*

Lg xyuki-chanx :)


Zurück