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Wie du mir, so ich dir!

Mafia, Freundschaft, Überlebenskampf & Zuneigung
von

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Target 19: Fehler und Nervosität

„Das ist eine extrem einfache Aufgabe!“, brüllte Ryohei.

„Extrem einfach?! Sag mal, wie bescheuert bist du eigentlich, Narbengesicht? Wenn Reborn-san uns diese Aufgabe gegeben hat, wird sie wohl kaum einfach sein!“ Der Sturmwächter war genervt. Nicht bloss, dass er mit diesem Hohlkopf arbeiten musste. Seit einigen Tagen lagen seine Nerven blank und er war bis aufs Äusserste gereizt. Er selbst hatte keinen blassen Schimmer weshalb. Wieso musste Juudaime dann auch noch mit diesem Baseballfreak in ein Team kommen?

Er lief weiter, seinen Gedanken nachgehend. Auf einmal fiel ihm etwas auf. Es war plötzlich so still. Ein grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus.

„Tseh, Narbengesicht, bist du endlich zu Vernunft gek- oi, Narbengesicht! Wo steckst du?!“
 

Der Sonnenwächter kratzte sich am Kinn. „Oi, Krakenkopf! Hier steht etwas, was EXTREM nicht in den Wald gehört!“, brüllte er den Bagger vor sich an. Doch die erwartete Antwort kam nicht.

„Krakenkopf?“
 

„Ehhhh… Hier gibt es tausend Dinge, die nicht hierher gehören! Wie sollen wir das Richtige finden? Jeder Papierschnipsel hier könnte gemeint sein!“ Tsuna war der Verzweiflung nahe.

„Tsuna“, sein Regenwächter schien jedoch um einiges besser gelaunt zu sein, „sieht mal, da oben!“

„Eh? Ein Ballon?“ Inmitten einer Baumkrone über ihnen hing ein orangefarbener Luftballon fest. Konnte der Arcobaleno so etwas Banales gemeint haben? Vielleicht hatte ein Kind ihn einfach verloren?

„Maa, holen wir ihn runter!“

„Hi! Aber Yamamoto, was wenn er einfach nur zufällig da rumhängt? Und wie kriegen wir ihn überhaupt runter?“
 

Gokudera lief zurück. Jedenfalls hatte er es vor, denn er konnte sich nicht mehr genau erinnern, woher er gekommen war. Doch ein merkwürdiges Geschrei liess ihn stutzen. Es war nicht Juudaime, doch irgendwie kam ihm der Ton bekannt vor. Seine Schritte beschleunigten sich.

„Graaahhhh! Beweg dich, extrem nochmals…!“

„Oi, Narbengesicht, was ist-…“ Er traute seinen Augen nicht. Mit weit aufgerissenen Augen raufte er sich die Harre und versuchte das Geschehen zu begreifen. Versuchte er wirklich gerade…?

„WAS ZUR HÖLLE SOLL DAS?! Du bist ja noch viel dümmer als Stroh!“

Der weisshaarige Teenager mit dem Pflaster auf der Nase versuchte doch tatsächlich, einen Bagger mit reiner Muskelkraft zu stossen.

„Hör auf Dumpfbacke, das bringt nichts!“, beschwerte sich Gokudera. Doch der Ältere wollte nicht hören.

„Hör sofort auf damit!“

„Nur noch ein extrem kleines Stück…“

Dompf

„O-oi… Was war das für ein Geräusch…“

Ungläubig blickten die zwei Jugendlichen nach vorne. Das musste ein schlechter Scherz sein…
 

„Ich hab ihn“, bemerkte Tsuna mit einer ruhigen Stimme. Mit Hilfe seines Todeswillenmodus war er ohne Probleme nach oben geflogen und streckte nun die Hand nach dem Ballon aus. Bald war es geschafft.

Es war zwar eine Verschwendung, die wertvollen Todeswillenpillen zu nehmen, aber bei Reborns Aufgaben konnte man nie wissen, wann die Falle zuschnappte. So erwartete er auch jetzt, dass irgendetwas passieren würde. Doch nichts geschah. Er seufzte erleichtert und zog an dem Seil.

Ploff.

„Hah?“

„EEEHHHHHH?!“ Obwohl es voraussichtlich gewesen war, hatten die Beiden etwas zu wenig nachgedacht. Flammen und ein Ballon. Was würde wohl passieren?

„Der Ballon… Er ist… Er ist geplatzt…“ Ungläubig liess sich Tsuna zu Boden sinken und deaktivierte seinen Todeswillenmodus. Er starrte auf die Überreste in seinen Händen.

„Maa, vielleicht lässt der Kleine es auch zählen, wenn wir ihn so zu ihm bringen…“, Yamamoto versuchte sein Bestes, um den zukünftigen Decimo aufzumuntern, war aber selbst nicht gerade überzeugt davon.

„Re-reborn wird uns-“

„YO, SAWADA! GEHT EXTREM AUS DEM WEG!“

„Hiiii! Oni-chan?“

„JUUDAIME! LAUF UM DEIN LEBEN!“

„… EHHHHH?“ Tsuna konnte nicht glauben, was ihm da vor die Augen trat. Noch ehe er es realisierten konnte, packte seine zukünftige Rechte Hand ihn am Arm und riss ihn mit.

„EHHHH?! Ein wütender Pandabär?!“

„Erklärungen folgen später, Juudaime, LAUF!“

„Da vorne ist ein Weg!“ Yamamoto deutete auf einen Lichtfetzen am Waldrand. Vielleicht könnten sie ihn auf offener Strasse besser loswerden… Ohne zu zögern rannten die Vier auf den Lichtfetzen zu. Immer näher kam der Weg. Sie liefen, so schnell sie konnten, erreichten den Weg und liefen ihn weiter entlang, als ihnen plötzlich eine merkwürdige Stille auffiel. Tsuna wagte es nicht, hinter sich zu blicken, doch als die Schritte hinter ihm leiser wurden, verlangsamte er seinen Gang und sah über seine Schulter. Die anderen waren bereits langsamer geworden.

„EHH?!“, entwich es ihm nur, als der Panda seelenruhig hinter ihnen auf den Steinplatten hockte und auf einem Bambusstock herumkaute.

„Ihr habt noch nicht alle Dinge gefunden“, erst jetzt sah man Reborn neben dem Panda stehen, „Ciaossu!“

„Hiii! Reborn, was soll das?!“

Der Hitman grinste. „Ihr habt zwei der Dinge, die nicht in einen Wald gehören gefunden. Eigentlich sollten es aber vier sein. Ausserdem habt ihr einen kaputt gemacht. Ihr seid allesamt durchgefallen.“

„Hiii! Aber wir-“ Da verstand er. Er betrachtete die Überreste des zerplatzten Luftballons in seiner Hand. Eins. Doch das Zweite, wo war es? Mehrere male blinzelte der Braunhaarige und suchte die Gegend ab. Bis…

„HIIIIIIIIIIIIII! Das kann doch nicht dein Ernst sein! Wie sollten wir erkennen, dass ein Panda-“

Schon landete ein Bambusstock auf dem Kopf des Fünfzehnjährigen, sodass dieser zu Boden fiel. Reborn schien wirklich nicht sonderlich über das Ergebnis erfreut zu sein.

Sofort rannte Gokudera zu Tsuna und half ihm auf. „Juudaime, alles in Ordnung?“

„Alles in Ordnung…? Alles in Ordnung?“ Tsuna starrte nach oben zu seinen Freunden, die zu ihm geeilt waren.

„Alles IN ORDNUNG?! Wie sollen wir Kyoko-chan und die Anderen beschützen können, wenn wir nicht mal einen Luftballon von einem Baum holen können?“ Seine Stimme klang verzweifelt.

„Tsuna…“ Yamamoto und die anderen Beiden sahen besorgt aus. So hatten sie ihn noch nie gesehen. Was war los? Reborn wusste, dass die Sache mit seinem Vater Tsuna doch schwerer getroffen haben musste, als gedacht. Er war wohl doch nicht mehr ganz so ein Träumer wie vor der ganzen Sache in der Zukunft. Womöglich war dies der einzige Weg, doch noch einen Mafiaboss aus dem kleinen Loser zu machen.
 

Sie schreckte auf. Was war das gerade…? Ein Traum? Luchia schüttelte hastig den Kopf. Sie sass halb liegend auf ihrem Bett, ein Buch lag auf ihrem Schoss. Sie musste während dem Lesen eingeschlafen sein und schlecht geträumt haben. Ja, das musste es sein. Ein Traum. Ein Traum, nichts weiter, nichts was von Belangen sein würde.

„Alles hat seine Zeit, und meine wurde wohl ein bisschen künstlich verlängert.“

Wie ein Echo hallten die Worte in ihrem Kopf wider, doch sie konnte sie nicht recht erfassen. Das Gesicht und die Stimme ihres Angreifers begannen schon zu verschwimmen.

„Nur ein Traum“, flüsterte sie zu sich selbst und rieb sich über die Augen. Sie stand auf, knallte das Buch aufs Bett und verliess ihr Zimmer.

„Hier findest du die Pfannen, dort das Geschirr und in dieser Schublade ist das Besteck“, war es aus der Küche zu vernehmen. Giulia nistete sich gerade bei ihnen ein und Luca gab ihr einen kleinen Crashkurs über die Wohnung. Luchia selbst wollte nur eines: raus hier. Sie hatte keinen blassen Schimmer, wie sie mit dieser Tusse von Jacuzzi in einer Wohnung überleben sollte. Es war ja nicht ihre Schuld, dass sie nicht miteinander auskamen. Jedenfalls nicht beabsichtigt.

Wenigstens durfte sie das Kätzchen behalten, immerhin ging Luca nach Italien zurück und ihres Wissens nach, hatte Giulia keine Allergie. Und wenn doch, dann wäre es ihr egal.

Sie war gerade im Begriff sich die Schuhe anzuziehen, als das Telefon klingelte. Neugierig griff sie danach, denn es stand auf der Kommode gleich neben ihr, und nahm ab.

„Hallo, wer ist da?“, fragte sie, denn sie kannte diese Telefonnummer nicht. Die Einzigen die bisher angerufen hatten waren ihr Vermieter, Luca oder Kaori. Keiner sonst. Umso mehr überraschte es sie, als eine vertraute, freundliche Stimme ihr entgegnete: „Guten Abend, Luchia-chan!“

„Kyoko?“, fragte die Blondhaarige, nur um sicher zu gehen.

„Genau. Und Haru-chan ist auch gleich neben mir. Wir wollten dich fragen, ob du vielleicht Lust hättest, uns bei unserem Mädchenabend Gesellschaft zu leisten! Wir machen eine kleine Pyjamaparty und morgen kochen wir etwas, denn wir wollen Chrome besuchen gehen. Hättest du Lust?“

Luchia blickte zurück. Sie konnte immer noch hören, wie Luca im Hintergrund mit Giulia redete.

„Klar“, antwortete sie entschieden.

„Klasse“, meinte Kyoko, „komm einfach zu mir wenn du fertig bist, okay?“

„Ist gut. Bis später.“

„Bis gleich!“

Was für ein Zufall. Sie konnte Giulia eine Zeit lang aus dem Weg gehen, hatte eine Beschäftigung, konnte nachsehen wie es Chrome ging und endlich erneut versuchen, ihre Teilnahmslosigkeit zu überwinden.
 

Gokudera sah aus dem Fenster. Er war in seinem Appartement angekommen, doch ihm war es nicht gerade wohl zumute. Draussen dunkelte es bereits ein. Er fühlte sich unfähig. Reborn hatte sie durchfallen lassen. Ausser den Panda noch mehr aufzuhetzen, war er zu nichts fähig gewesen. Missmut breitete sich in ihm aus. Er fühlte sich schon seit Tagen nicht besonders gut. Er fragte sich oft warum, doch das einzige, was ihm in den Sinn kam, war absolut lächerlich. Es kam gar nicht in Frage. Das hatte überhaupt nichts damit zu tun.
 

„Um nicht lange drum herum zu reden, auf gut Deutsch gesagt: ihr habt es versau.“

Die Stimme konnte noch so freundlich sein, allein die Worte gaben ihnen das Gefühl, nicht mehr lange am Leben zu sein.

Aleister richtete sich auf. Mit einem flüchtigen Blick zum Computer meinte er: „Es war nicht unsere Schuld, die Informationen die wir anfangs bekommen haben, stimmten überhaupt nicht!“

Es wurde still. Keiner bewegte sich, keiner sagte ein Wort. Valeria neben ihm wusste genau um Ihre Situation, die nicht gerade gut aussah. Deshalb zog sie es vor zu schweigen. Abelino auf dem Computerbildschirm unterbrach den peinlichen Moment als erster. Er seufzte und kratzte sich an der Schläfe.

„Wie auch immer. Ihr bleibt in Japan, egal was geschieht. Wir haben ihr noch einen kleinen Ameisenhaufen, den wir loswerden müssen. Sobald dies geschehen ist, folgen weitere Instruktionen. Bleibt auf eurem Posten und nehmt nur Befehle von mir persönlich an, verstanden? Wäre da noch jemand anderes bei euch in Japan, hättet ihr schon lange die Konsequenzen eures Betragens ertragen müssen.

Noch einmal: Unternehmt nichts, haltet eure Stellung und wartet ab. Das ist alles.“ Er lehnte nach vorne und drückte auf seiner Tastatur herum. Sein Abbild verschwand.

Die Zwillinge schluckten. Eine grosse Last schien auf sie zu drücken, die Luft schien plötzlich unheimlich dick und schwer zu sein.

„Wir sollen warten und nichts tun?“, entwich es Aleister verärgert, der Pinkhaarige begann nervös in der kleinen Lagerhalle auf und ab zu laufen. Seine Schwester schüttelte nur den Kopf.

„Wieso haben wir uns auf all dies eingelassen…? Dafür ist es jetzt auch zu spät. Aleister-nii“, sie stütze die Hände auf die Hüften um autoritärer zu wirken, „ich werde meinen Job in der Schule fortführen. Du wirst hier warten, bis ich dir etwas anderes vorschlage.“

„Was? Behandelt mich doch nicht wie ein Kind! Alle schreiben mir vor, was zu tun ist. Chsss…. Aber hat Abelino nicht gesagt, wir sollen nichts unternehmen?“

Ein spitzbübisches Grinsen erschien auf dem Gesicht der Frau. „Möglicherweise habe ich nie etwas von diesem Job erwähnt… Und was der Bauer nicht weiss, macht ihn nicht heiss.“

Das wiederum gefiel dem männlichen Partner. Er lachte kurz laut auf, knackte mit den Fingern und dem Nacken.

„Ist das wirklich alles, was du mir zu sagen hast? Du weißt doch, ich kann unmöglich hier sitzen bleiben. Etwas… Anspruchsvolleres würde mir gut tun. Chsss.“

Das Grinsen auf Valerias Lippen wurde nur noch breiter.

„Wir sind wohl nicht so gut darin, Befehle zu befolgen. Stell dir vor, wir könnten die Vongola doch noch erledigen. Wir hätten zwar Anweisungen missachtet, aber der Boss wäre stolz auf und würde uns unsere Fehlschläge vergeben, uns vielleicht befördern, chsss!“

„Und was schlägst du vor, Valeria-nee?“ Aleister hatte aufgehört, nervös auf und ab zu gehen. Er stand nun vor seiner Schwester und lauschte mit energisch den Aussagen seiner Schwester.

„Wir haben einiges über die Kinder herausgefunden. Das schwächste Mitglied scheint nicht allzu sehr mit dem Rest verbunden zu sein. Wir können uns das zu Nutzen machen. Der erste Schritt liegt somit schon offen auf der Hand.“

„Hm… Aber letztes Mal hat man uns dazwischen gefunkt.“

„Keine Sorge, das werden wir dieses Mal verhindern. Immerhin lernen wir aus unseren Fehlern. Ich habe schon einige Ideen.“

Und somit stützten sich die Zwillinge auf den Arbeitstisch am hinteren Ende der Lagerhalle und begannen mit dem Besprechen.
 

Montagmorgen, Schule, Langeweile.

Mittag, auf dem Dach, obwohl es langsam kalt wurde.

Nachmittag, Schule, wieder Langeweile.

Abend, Folter a.k.a. Training und Nachhilfe mit Reborn.

Was für ein Zuckerschmaus! Nicht.

Die nächsten Tage verliefen alle gleich, und die übrigens bis zum speziellen Ereignis würden es auch tun. Luca war am Dienstag abgereist und Reborn brachte keine neuen Informationen mehr. Eine bedrückte Stimmung herrschte in Aussicht auf den Sturm auf den Stützpunkt Aquilas, doch sie versuchten sich nichts anmerken zu lassen. Gokudera war zunehmend aggressiv, noch aggressiver als sonst, wie Tsuna auffiel. Tsuna selbst war des Öfteren geistig abwesend. Erinnerungen an die Erlebnisse in der Zukunft, die Schuldgefühle, die er nach Uni und Gammas Tod verspürt hatte, brennten sich in sein Gedächtnis ein. Bis damals hatten sie es immer geschafft, alles ohne Verluste zu überstehen. Doch diese Aquila wollten das Gleiche wie Byakuran und würden mit der gleichen Härte zuschlagen. Wie konnten sie so wissen, ob dieses Mal nicht etwas noch viel Schlimmeres passieren würde?

Selbst Kyoko bemerkte den Missmut ihrer Freunde. Schon mehrere Male hatte sie sie darauf ansprechen wollen, ihr war aber nie eine Bemerkung eingefallen, die gut genug gewesen wäre. Doch dies musste sich jetzt ändern. Es war Donnerstag, der zweit letzte Tag vor dem Angriff.

„Tsuna-kun“, sprach sie ihren Mitschüler vor dem Klassenzimmer an, als dieser in der Mittagspause auf dem Weg zur Toilette war.

„Hiii! Kyoko-chan!“ Sofort schoss eine feurige Röte in sein Gesicht.

„… Ist alles in Ordnung?“, fragte sie.

Auf einen Schlag wurde Tsuna bewusst, wie offensichtlich das ganze für Kyoko aussehen musste. Sie war mit ihnen in der Zukunft gewesen, hatte ihren Kampf gegen Byakuran miterlebt und gesehen, wie gefährlich ihr Leben war. Wie konnte er nur so dumm gewesen sein und glauben, niemand würde etwas bemerken? Er wollte nicht, dass Kyoko sich Sorgen machte, aber er wollte sie auch nicht belügen.

„Tsuna-kun“, sie ergriff seine Hand mit den ihren, „wenn irgendetwas ist, du weißt das Haru und ich da sind und euch helfen, wo wir nur können!“ Die Sorge war ihr nun deutlich ins Gesicht geschrieben.

Tsuna schrie erst einmal erschrocken über die Geste auf: „HIIII! Ky-kyoko-chan…! Ich-das-wir-ähm…!“ Er versuchte sich wieder einzukriegen. Nur nichts Falsches sagen.

„D-danke… Mach dir keine Sorgen, es ist nichts Tragisches“, im Moment, vervollständigte er den Satz im Kopf. Er konnte sehen, das Kyoko mit der Antwort nicht zufrieden war, doch sie liess von ihm ab.

„Wenn du meinst… Ich lass dich jetzt gehen.“ Und sie liess den immer noch ganz rot angelaufenen Jungen im Türrahmen stehen.
 

Der letzte Tag vor dem Sturm. Es würde nur noch ein paar Stunden dauern, bis ihr Angriff auf den Stützpunk Aquilas begann. Die Nervosität schlich sich langsam in Tsunas Glieder und begann Stück für Stück seine Nerven anzuknabbern. Ablenkung, das brauchte er jetzt. Doch er wollte sich nicht mit seinen Freunden treffen, das hätte ihn nur noch nervöser gemacht. Er wollte allein sein, einen Moment für sich haben.

Allein sein. Es war das erste Mal, seit er sich erinnern konnte, dass er diesen Wunsch verspürte. Sonst hatte er doch immer versucht, Freunde zu finden weil er es hasste, allein zu sein. Doch nun war ihm nicht danach.

Er gab seiner Mutter schnell bescheid, dass er kurz frische Luft schnappen ginge und verliess still das Haus. Er stand vor der Tür und blickte in den bewölkten Abendhimmel. Es war bereits dunkel. Keine Sterne waren zu sehen und der Mund war nur als vager heller Punkt am Horizont zu erkennen. Ruhig sog Tsuna die kühle Herbstluft ein und marschierte los. Wohin ihn auch seine Füsse tragen würden.
 

Es überraschte ihn ehrlich gesagt kaum, als er sich vor dem Laden des Metallhändlers vorfand, bei dem sie trainieren durften. Nach einem kurzen Blick auf die Uhr fragte sich der zukünftige Mafioso, ob es wohl schon zu spät wäre, um zu klingeln. Er könnte ein letztes Mal vor dem Aufbruch seine neu gelehrten Techniken repetieren. Mit einem Seufzer entschloss er sich, dass Überleben wichtiger war als Höflichkeit und klingelte.

Erstaunlich schnell war gedämpftes Fussgetrampel zu hören. Die Tür öffnete sich und ein grinsender Kaori stand ihm gegenüber.

„Wir haben uns schon gefragt, ob du nicht mehr kommen würdest.“

„EH?“, gab Tsuna als überraschten Laut von sich.

„Komm nur rein und fühl dich ungestört, wir essen gerade unser Abendbrot.“ Und der Blauhaarige trat zur Seite und liess Tsuna eintreten. Dieser starrte verwirrt zum Brillenträger hoch.

„Du weißt ja, wo der Trainigsraum ist. Setsuna–oji-sama wartet nicht gerne, also gehe ich lieber wieder zurück. Viel Spass!“ Mit diesen Worten schloss Kaori die Tür hinter Tsuna und wuselte auch schon davon. Allein zurückgeblieben starrte der Braunhaarige Vongola ihm noch kurz nach, bevor er den Kopf schüttelte und sich auf den Weg nach unten machte. Das war gar nicht so einfach im Halbdunkeln, denn er hatte den Lichtschalter nicht gefunden.

Ein Licht schien vom Ende der Treppe hinauf. Unten angekommen sah er, wie das Licht aus einem Türschlitz kam. Es war die Tür des Trainingsraumes. Bedacht darauf, möglichst keine Geräusche zu machen, schlich er auf die Tür zu und spähte durch den Spalt. Verwundert öffnete er sie und trat ein. Sofort wurde er bemerkt.

„Tsuna-kun?“

„Hii! Luchia? Was tust du hier?“

Das Mädchen richtete sich auf und ging auf den Jungen zu. Sie hatte nicht erwartet, dass irgendjemand auf dieselbe Idee kommen würde wie sie.

„Ich wollte bloss noch einmal alles durchgehen und mich etwas ablenken. Was ist mit dir?“, fragte sie, obwohl die Antwort klar auf der Hand lag.

„Eigentlich aus dem gleichen Grund.“

„Ach so“, sie schien kurz zu überlegen, „wenn das so ist, kannst du gerne anfangen. Ich sollte sowieso langsam nach Hause gehen.“

Abwinkend fuchtelte Tsuna mit den Händen. „Hiiiii! Nein, das- ich hab’s nicht so gemeint! Mach bloss weiter!“

„Schon okay.“ Luchia ging auf die rechte Wand zu, um ihren Pullover zu holen. Mit dem Gefühl, sie vertrieben zu haben, schaute Tsuna ihr nach und wollte irgendetwas sagen, hatte aber nicht die leiseste Ahnung was. So war es Luchia, die erneut das Wort ergriff: „Eh, Tsuna… Könnte ich dich vielleicht noch etwas fragen?“

Perplex blinzelte der Vongola Decimo mit grossen Augen. „Eeeh? Aber klar“, antwortete er zögerlich.

Die Sechzehnjährige lehnte sich neben ihm an die Wand und kratzte sich am Hinterkopf. „Na ja, ähm, wie soll ich anfangen… Seit der kleinen Auseinandersetzung mit Basil… Also seit unserem Kampf, hab ich viel nachgedacht und…“ Sie seufzte. Bei ihrem Aufenthalt bei Kyoko und Haru war ihr etwas klar geworden, etwas was sie zum Schluss gebracht hatte, endlich loszuwerden, was ihr auf dem Herzen lag.

„Und?“, hackte Tsuna neugierig nach.

„Wie… Also was ich eigentlich fragen wollte“, sie starrte Tsuna tief in die Augen, was diesen etwas unbehaglich fühlen liess, „würde es dir etwas ausmachen, mich als Schneewächter zu haben? Ich weiss, du kennst Basil schon länger, und ihr wisst kaum etwas über mich, und du weiss nicht einmal ob du mir vertrauen kannst und… Versteh mich nicht falsch, ich bin nicht gerade erpicht darauf, Wächter zu werden, aber wenn es die einzige Möglichkeit ist euch alle zu beschützen, werde ich das gerne in Kauf nehmen. Irgendwie seid ihr mir in den letzten Monaten ans Herz gewachsen. Und wenn du es verlangst, werde ich dir jetzt auch alles erzählen was du möchtest, ich will nur dass wir uns vertrauen können…!“

Sie fühlte sich plötzlich so leicht. Es war, als wäre ein grosser Teil der Last von ihren Schultern genommen worden. Endlich hatte sie einen Teil von dem, was sie die ganze Zeit bedrückte, loswerden können. Was für ein befreiendes Gefühl.

Tsuna blickte ihr in die Augen, ein ernster Ausdruck, den man so gar nicht bei ihm gewohnt war, verfestigte sich.

„Luchia… Es war mir ehrlich gesagt etwas zu viel auf einmal, aber du siehst uns jetzt als Freunde, nicht?“

Sie nickte zögerlich.

„Wenn wir Freunde sind, dann mach nicht so einen Aufstand!“ Der ernste Ausdruck war verschwunden und wurde von einem so bekannten Tsuna-like Ausdruck ersetzt.

„E-es ist doch egal, wenn du uns nicht viel gesagt hast, ich weiss wie du jetzt bist und ich bin sicher, alle vertrauen dir! Ausserdem gibt es so vieles über Gokudera-kun und Yamamoto, was ich auch nicht weiss! Und überhaupt, ich will kein Mafiaboss werden! Hiiii!“ Und beim letzen Satz nahm Tsuna endlich wieder den gewöhnlichen Looserausdruck an.

Luchia lächelte. Dieser Junge war einfach zu gut für die Welt, geschweige denn für die Mafia.

„Danke, Tsuna-kun.“



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