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Das Zellophan, auf dem ich fast ausrutschte, und der Strohhalm, den ich eigentlich entsorgen hätte sollen…

von

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Das Zellophan, auf dem ich fast ausrutschte, und der Strohhalm, den ich eigentlich entsorgen hätte sollen…

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Minatos Füße glitten müde über die Mamorstiegen der Gekkoukan Highschool. Wie fast jeden Tag war er auf dem Weg zum Dach, um sich dort eine kurze Verschnaufpause zwischen den anstrengenden Stunden zu gönnen. Toriumi-sensei hatte ihn heute wieder mit einem süffisanten Grinsen auf den Lippen mit Fragen bombardiert. Manchmal kam es dem Jungen so vor, als ob er ihr Lieblingsopfer sei. Musste wohl daran liegen, dass seine Lehrerin sehr wohl bemerkte, wenn er Junpei und Kenji bei ihren mündlichen Prüfungen etwas zur Seite stand.
 

Der Junge seufzte leise und schloss seine Augen für einige Momente, ehe er sie etwas erschrocken wieder öffnete und sich grade noch am Treppengeländer festhalten konnte. Zellophan… Konnte man darauf überhaupt ausrutschen? In seinem jetzigen Zustand konnte er wohl alles. Seine Augen drohten ihm jeden Moment zuzufallen. Der gestrige Abend, oder der heutige Morgen, wie man es nahm, war wohl zu lang geworden. Ein weiteres Seufzen entkam seinen Lippen.
 

„Oi! Minato!“, Angesprochener drehte sich um und entdeckte am Fuße der Treppen Hidetoshi, vollkommen außer Atem. Seine Haare sahen irgendwie so aus, als ob er in eine Steckdose gegriffen hatte. Minato konnte nicht widerstehen, eine Augenbraue nach oben zu ziehen, erbarmte sich jedoch und ging die Treppen wieder in Richtung seines Freundes hinunter.

„Was ist denn mit dir passiert?“, fragte er den etwas größeren ganz gelassen, jedoch leicht besorgt.

„Ah… Ich war gerade draußen. Der Wind ist erbarmungslos, willst du wirklich da raus?“, Es war eigentlich gar keine richtige Frage und Hidetoshi wartete auch auf keine Antwort, sondern räusperte sich kurz und begann dann von Neuem. „Rate mal, was ich draußen im Müll gefunden habe…“, er begann in seiner Tasche zu kramen.

„……“, Minatos verwirrter Blick kam wieder zurück. „… Du hast im Müll gebuddelt..?“, Hidetoshi entschied sich, die Frage einfach nicht gehört zu haben und zeigte Minato ein zusammengeknülltes Taschentuch. Bevor er es vorsichtig öffnete, blickte er sich jedoch noch nach allen Seiten um, um sicher zu gehen, dass die beiden auch niemand beobachtete. Was zum Vorschein kam, waren ein paar Zigarettenstümmel.

°Ach, nicht schon wieder…° Minato konnte seinen etwas genervten Gedanken einfach nicht unterdrücken. Rauchen war an Schulen verboten, aber vor kurzem wurden im Jungsklo einige Stümmel gefunden. Folglich wurden die Mitglieder des Student Council Clubs damit beauftragt, den Täter zu finden und Hidetoshi nahm sich diese Aufgabe sehr zu Herzen. (Minato war sein Partner in den „Untersuchungen“.) Doch da er bereits einige Schüler zu Unrecht beschuldigt hatte, profitierte sein Ruf nicht gerade davon. Auch jetzt warfen ihm einige böse Blicke zu und begannen hinter seinem Rücken wild zu tuscheln. Minato schoss hier und da ein paar giftige Blicke ab und sah dann wieder zu Hidetoshi, der bereits seine Theorien umherwarf.

„…Hidetoshi… In welchen Mülltonnen hast du gesucht?“, unterbrach er den Schwarzhaarigen mit sanftem Ton. Zuerst erntete er einen verwirrten Blick, doch dann klatschte Hidetoshi seine Hand gegen die Stirn und Minato fühlte sich in seinem Verdacht bestätigt.

„…In denen vor dem Schultor…“, grummelte der Schwarzhaarige. Dort hätte jeder seinen Müll wegwerfen können. „Entschuldige Minato, dass ich dich mit so sinnlosem Geschwafel belästigt habe. … Bis später.“, Hidetoshi drehte ihm seinen Rücken zu und ging von Dannen. Eigentlich wollte der Blauhaarige ihm noch etwas nachrufen, doch er wusste nicht, wie er ihn aufmuntern hätte können. Ein schuldiges Gefühl beschlich den Jungen, seinem Freund nicht besser geholfen haben zu können. Minato seufzte zum dritten mal innerhalb von 5 Minuten.
 


 

Er drehte sich um, um die Stiegen wieder zu erklimmen und auf das Dach zu entkommen. Der Blauhaarige brauchte frische Luft, egal wie windig es draußen auch sein mochte.

Wie vermutet ging die Tür etwas schwerer auf als sonst, der Wind musste gegen sie wehen, also nutzte er zum Öffnen dieses mal mehr Kraft. Ein überraschtes Keuchen war von der anderen Seite der Tür zu hören und als Minato etwas verwirrt hindurchtrat sah er wie ein Junge, aus dem Konzept gebracht, nach vorne stolperte. Sein gelber Schal wehte im starken Wind und als Minato sein Gesicht erblickte, wurde sein Kopf plötzlich von einem pochenden Schmerz erfüllt. Er nahm die Hand von der Türklinke und drückte sie reflexartig gegen seine linke Schläfe, etwas zur Seite stolpernd. Ryoji, der Junge, war sofort bei seiner Seite und hinderte Minato am Stolpern.

„Hey, alles in Ordnung??“, fragte er alarmiert. Der Blauhaarige gewann sein Gleichgewicht etwas langsam wieder, da ihm der Himmel plötzlich grün und gelb vorkam, wie er sich jeden Tag eine Stunde lang färbte. Das wussten jedoch nur die Wenigsten.

„A-Ah… Mir geht’s gut…“, Minato nahm seine Hand von seinem Kopf, auch wenn dieser noch immer etwas weh tat. „Das sollte ich wohl eher dich fragen. Tut mir leid, ich dachte nicht, dass wegen dir die Tür so schwer aufging…“, Ryoji nahm die Hände von Minatos Schultern und lächelte leicht verlegen.

„Du bist nicht der erste, dem das passiert ist. Ich sollte wohl aufhören mich an diese Tür zu lehnen.“, er lachte etwas und kratzte sich am Hinterkopf. Ein starker Windstoß erfasste die beiden und Minato wich Ryojis langem Schal gekonnt aus. „Woah~“, er lachte wieder, dieses mal sichtlich, weil er etwas lustig fand. „Am Besten wir setzen uns hin, sonst werden wir noch runter gefegt.“
 

Kurze Zeit später saßen sie auch schon auf einer Bank und blickten beide in den Himmel. Nur die beiden waren auf dem Dach. Minato wäre es zwar lieber gewesen, wenn er vollkommen alleine gewesen wäre, doch Ryojis Anwesenheit machte ihm nicht allzu viel aus. Den Grund dafür kannte er, doch er hatte den Schwarzhaarigen noch nie darauf angesprochen. Er würde sich wahrscheinlich nicht daran erinnern.

Minato blickte zu der besagten Person. Ryoji betrachtete leicht gelangweilt eine Kette in seiner Hand. Die Perlen, aus denen sie bestand, glänzten in verschiedenen Farben, beinahe wie Seifenblasen, die nicht platzen konnten, wie Minato fand. An einem Ende war eine Feder befestigt und erst jetzt merkte der Blauhaarige, dass es ein Anhänger für Handys war.

Ryoji schien seinen überraschten Blick bemerkt zu haben, doch er fasste ihn falsch auf. „Von einem Mädchen aus unserer Klasse. Sie hat es mir vorhin in die Hand gedrückt und ist dann knallrot davongelaufen. Da, die Schleife ist noch dran.“, Er zeigte auf das rot glänzende Schleifchen. „Hmm…“, Ryoji machte einen überlegenden Gesichtsausdruck. Minato betrachtete ihn ruhig, wartend. „Vielleicht hätte ich sie zum Schularzt bringen sollen… Sie war so pink im Gesicht… Wahrscheinlich hatte sie Fieber…“, Während der Schwarzhaarige weiter sinnierte, wäre Minato fast von der Bank gefallen, wenn er sich nicht so gut unter Kontrolle hätte. Manchmal konnte sein Klassenkamerad wirklich sehr blind sein.
 

Der Blick des Blauhaarigen glitt wieder zu Boden. Unter seinen Schuh hatte sich ein Strohhalm verirrt. Er schob ihn etwas zur Seite. Hidetoshi hätte ihn jetzt wohl etwas geschimpft, er solle ihn aufheben und in den Müll werfen und nicht ignorieren. Minato musste etwas lächeln. Ob es ihm wohl schon besser ging..?

„…Mit dir ist wohl doch nicht alles in Ordnung.“, Der abgelenkte Junge sah hoch zu Ryoji, der ihn mit besorgtem Blick musterte. Als Minato in die ihm so bekannten Augen sah, überkam ihn ein nostalgisches Lächeln.

„Nein… Mit mir ist alles in Ordnung.“, Er stand auf und betrachtete den grauen Himmel.
 


 

„Ah, ich habs! Wenns dir schlecht geht dann blick doch einfach auf das Plakat vor unserer Schule!“, Ryoji nahm ihn bei der Hand, zerrte ihn zum Geländer des Daches und zeigte nach unten. Der Junge meinte anscheinend die Werbung von Karorin Magic. Ein Getränk zum Abnehmen. °Wers glaubt wird selig…° Aber Minato wusste, dass die gemeinte Aufheiterung in dem Mädchen neben dem abgebildeten Getränk lag. Rise Kujikawa… Sie war gerade neu ins Werbebusiness eingestiegen und die Firmen rissen sich bereits wie wilde Tiere um sie.

Minato seufzte etwas. „Keine Sorge, mir geht’s wirklich bestens.“, Ryoji blickte ihn etwas ungläubig an.

„Naja, es kann ja nicht schaden, in das Gesicht dieses Engels zu schauen.“, schwärmte er lautstark weiter und lehnte sich zufrieden auf das Geländer. Minato konnte nicht anders und lachte ganz leicht, etwas was nicht oft passierte. Er drehte der Aussicht den Rücken zu und stütze sich am Geländer ab, die Hände in der Hosentasche. Sein Blick glitt in die Ferne, ehe er einige weiße Flecken in der Luft entdeckte.

„…Es schneit…“, flüsterte er, die Schneeflocken betrachtend. Aus den Augenwinkeln sah er Ryoji zufrieden nicken.

„… Schnee ist etwas Wunderschönes. So schön weiß und rein…“, Minato blickte nun doch zu ihm, als der Schwarzhaarige gedankenverloren seine Hand nach einem gefrorenen Kristall ausstreckte. Der Blauhaarige betrachtete seinen Blick für einige Momente, nachdenklich.
 

Bis jetzt war das Sterben der Menschen wie das Wehen des Windes für mich… Das hatte er mal gesagt, auch wenn er sich daran wahrscheinlich nicht mehr erinnern konnte. Oder doch? Minato konnte es sich nicht vorstellen, dass er das damals ernst gemeint hatte, doch es musste so sein… Pharos - Minato schüttelte den Kopf – Ryoji hatte immer die Wahrheit gesprochen.
 

Minato konnte plötzlich einen warmen Stoff um seinen Hals fühlen – Ryojis Schal. Der Besitzer blickte grinsend in seine Richtung.

„Es ist kalt geworden.“, meinte er ruhig. Minato blickte etwas verwirrt zu ihm, musste dann jedoch selbst leicht lächeln.

„Junpei würde die ganze Situation jetzt wohl vollkommen falsch verstehen.“, er lachte leicht und Ryoji stimmte mit ein.

„Ja, das würde er. Er und seine voreiligen Schlüsse.“, kicherte der Schwarzhaarige.

°Das sagst gerade du…° Minato musste wieder lächeln.

Wie gut man sich doch mit dem Tod verstehen konnte.
 

Dann sah Minato plötzlich einen Schmetterling, so blau wie der Himmel sonst immer strahlte, dicht hinter Ryoji vorbeifliegen, dem Horizont entgegen. Der Blauhaarige verfolgte ihn mit seinen Augen, bis er wie Ryoji auf dem Geländer gestützt dastand. Ein Lächeln auf den Lippen.
 

„Sag mal … Pharos … Wann steht eigentlich die nächste „Tortur“ an?“, fragte er in den Wind.

Als Antwort erhielt er nur ein leicht trauriges Lächeln, an den Horizont gerichtet …
 

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  DKelli
2010-05-16T21:02:37+00:00 16.05.2010 23:02
Noch kein Kommji?
oO
Unerhört!

Ich fand es mehr als amüsant :D
Schön, den Schulalltag aus Minatos Sicht zu sehen - und dabei spielt man ihn ja xD
Ok, der MC hat nicht wirklich einen 'Charakter', aber ich finde, du hast ihn nach meiner Vorstellung wirklich gut getroffen.

Hidetoshi wühlt im Müll! Yeah!
> Minatos verwirrter Blick kam wieder zurück. „… Du hast im Müll gebuddelt..?“
Mein Gedanke.

Jaja, Ryouji, der Aufreißer, aber checkt im Grunde nichts. Herrlich. (*anlieb*)

Wow, ich finds genial, dass du P4 reingebracht hast.
Rise ist eben populär, egal wo, hm?^^

Dafür hab ich am Ende ein richtig tolle Gefühl gehabt...
>„Junpei würde die ganze Situation jetzt wohl vollkommen falsch verstehen.“, er lachte leicht und Ryoji stimmte mit ein.
„Ja, das würde er. Er und seine voreiligen Schlüsse.“, kicherte der Schwarzhaarige.
°Das sagst gerade du…° Minato musste wieder lächeln.
Wie gut man sich doch mit dem Tod verstehen konnte.
... Sehr, sehr schön. Wirklich.
Auch der Schluss...
Weiß nicht genau, wie ich das jetzt sagen soll, aber es hat dieses typische 'Persona 3'-Ende, bei dem ich immer das Gefühl von Traurigkeit, Hoffnung und Nostalgie hab...

Ich würde mich freuen, wenn du mehr aus dem Bereich schreiben würdest!

Liebe Grüße,
D'Kelli


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