Das wäre, wenn...

Das wäre, wenn…
 

“Hey, Potter!”
 

Nicht schon wieder…
 

Ich drehe mich zu dem Sprecher um und sehe eine blonde Schönheit.

Oh ja, Schönheit.

Wohl oder übel.

Eine Schönheit, der man am liebsten ständig eins aufs Maul geben würde…

“Malfoy…” seufzte ich nur meine Antwort und ignorierte Hermines mitleidigen Blick.

Ich war wirklich überrascht, das sie sehr locker reagiert hatte, als ich ihr gestand, das ich keinen Hass auf dieses blonde Ekel hegte.

Ganz im Gegenteil.

Es sah sogar so aus, als hätte sie es schon gewusst!

Und Ron…

Den ignorieren wir an dieser Stelle jetzt einfach mal.

Der Blonde mir gegenüber läuft noch näher an mich heran.

Wie kam es, das sein Haar so unglaublich weich aussieht?

Er hat sicherlich ein ganz besonderes Shampoo oder so…

“Potter, was ziehst du so ein Gesicht? Hast du heute etwa Mal in den Spiegel gesehen!?”

Ein Lachen von seinen beiden Gorillas.

Mal ehrlich, wieso lief Malfoy nur immer mit diesen beiden Volltrotteln rum?

Es gibt sicherlich noch intelligentere Leute, die gerne mit ihm durch die Gänge ziehen würden.
 

Zum Beispiel ich.
 

Ich gebe mir mental eine Ohrfeige und widme mich wieder dem Momentanen.

Dem ´Streit´.

“Nein Malfoy, ich habe dich nur sehen müssen!” lächelte ich.

Nun ja.

Irgendwie stimmte das doch auch, oder?

Er zog eine Fratze.

Wie ich diese hasse.

Jedes Mal konnte ich regelrecht seine Verachtung mir gegenüber auf meiner Haut spüren.

Ich wurde wieder aus meinen Gedanken gerissen, was in letzter Zeit recht häufig passierte, als der Andere vor mir wieder sein arrogantes Lächeln aufsetzte.

Oh ja, ich fühl zwar was für ihn, aber verprügeln könnt ich ihn trotz allem immer noch…

“Sag mal Potter, was wäre, wenn deine Eltern dir nur etwas Schönheit in deine Gene gesteckt hätten?”

Was war denn das für eine dumme Frage?

Als könnten Eltern irgendwelche Sachen in die Gene ihres Kindes stecken.

Außerdem bin ich gar nicht so hässlich!

Zwar nicht so schön wie manch Anderer, aber muss ja nicht jeder perfekt sein!

Ron fing nun doch endlich an neben mir in seinen nicht vorhandenen Bart seine Flüche aufzusagen.

Hat mich schon gewundert, das er sich so viel Zeit gelassen hat.

Ob er sich echt daran hält, was ich ihm gesagt habe?

Das ich nicht mehr so viel Ärger mit Malfoy haben will?

Ein selbstsicheres Grinsen legte sich auf meine Züge.

“Sag mal Malfoy, was wäre, wenn deine Eltern dir etwas Intelligenz mitgegeben hätten?”

Ein Knurren von dem Blonden.

Er hasste es, wenn ich kontern konnte.

Aber wenn er anfängt, kann ich ja nichts dafür, oder?

Sehe ich das falsch?

Er sah mich wütend mit seinen silbernen Augen an.

Waren sie nicht schön?

“Ich hasse dich, Potter!”
 

Autsch.
 

Das tat jetzt echt weh.

Mir ist ja schon klar, das er mich nicht besonders leiden kann…

Aber es so gesagt zu bekommen, ist da dann schon was Anderes.

“Harry…” höre ich Hermines leise Stimme neben mir.

Frauen.

Wissen immer, wenn irgendwas ist.

Schrecklich!

Nichts anmerken lassen!

Mein Grinsen wurde noch etwas kesser und ich legte meinen Kopf schief, während ich ihm direkt in die Augen blicke.

“Und was wäre, wenn ich dich aber nicht hasse, Malfoy?”

Diesen Satz sprach ich leiser als unsere Vorigen und wartete auf eine Reaktion.

Welche ich auch sofort bekam.

Malfoys Augen weiteten sich verblüfft und ich konnte leichte Verwirrung in ihnen sehen.

Sein Mund öffnete sich leicht.

Ha, damit hast du nicht gerechnet, was?

Ich liebe es, wenn er verwirrt ist.

Da hat er nie diesen… diesen hasserfüllten Blick.

“Pah!” machte er nur, immer noch mit der Verwirrung in seinen Augen und drehte sich um, bevor er mit seinen ´Kumpanen´ wieder im Schloss verschwand.

Habe ich mir das eben nur eingebildet?

Oder war da wirklich eine leichte Röte auf seinen Wangen?
 

Spinn nicht rum, Harry.
 

Als würde Malfoy wegen eines Kommentars von mir rot werden!

“Harry…?”

Ich blickte zu Hermine runter, die mich fragend ansah.

“Wurde Malfoy rot?”

Ich blinzelte sie verwirrt an und blickte dann wieder in die Richtung, in die mein momentaner Traummann verschwunden ist.

Hermine hatte es auch gesehen…
 

Interessant.
 

Das Spiel kann ja noch lustig werden.
 

Wir standen auf der großen Wiese der Schule und “lauschten” Hagrid bei seinen Erklärungen über irgendein neues merkwürdiges Tier.

Also im Endeffekt:

Echt spannend…

“Sag mal Harry…” flüsterte mein bester Freund mir entgegen.

“Ja, Ron?”

Ich blickte ihn fragend an und konnte einen verzweifelten Blick erkennen.

Ron beugte sich zu mir rüber, nah an mein Ohr, und flüsterte: “Wieso gerade Malfoy!?”

Ich grinste leicht und schob Ron etwas von mir weg.

“Es ist halt so, ich kann dafür nichts.”

Rons Blick wurde noch verzweifelter, während er sich an mich klammerte und ich fing an, leise zu kichern, bis ich ein Tippen auf meiner Schulter spüre.

Ich blickte über meine Schulter und sah in tiefbraune Augen.

Hermine.

Sie grinste mich leicht an und beugte sich auch näher an mich ran.

“Harry, da beobachtet dich jemand mit ganz bösen Blicken…”

Ich schaute sie fragend an und folgte dann ihrem Blick und entdeckte zwei silberne Augen.

Malfoy beobachtete mich mit einem argwöhnischen Blick, den ich nicht ganz deuten konnte.

Was schaut er denn so böse?

Hab ich mal wieder irgendwas gemacht?

Er brach unseren Blickkontakt ab und wendete sich wieder Hagrid zu und tat so, als würde ihn das alles interessieren.

Na klar doch…

Als würde der sich jäh in seinem Leben für Pflege magischer Geschöpfe interessieren!

Bewegungen rissen mich aus meinen Gedanken und mein Blick heftete sich wieder zu der Slytheringruppe.

Der blonde Schönling beugte sich zu diesem Zabini, hat der´s gut, und entfernt sich dann unbemerkt und allein von der großen Gruppe und packte sich in den Schatten eines Baumes.
 

Allein.
 

Sollte ich?

Oder lieber nicht?

Der Typ hat mich seit unserem letzten Gespräch einfach ignoriert und das konnte ich doch nicht auf mir sitzen lassen!

Ich löste mich langsam, ohne auf die verwirrten und fragenden Blicke der Anderen zu achten, von der Gruppe und schlich unbemerkt zu dem Baum, unter dem der Malfoyspross mit geschlossenen Augen saß.

Ein Lächeln glitt über meine Lippen, als ich dieses weiche und wunderschöne Gesicht musterte.

“Was willst du, Potter?” vernahm ich diese kalte, jedoch wunderschöne Stimme und blickte den jungen vor mir verwirrt an.

Woher wusste er, das ich es wahr?

Seine Augen waren immer noch geschlossen.

“Die Slytherins würden mich nicht stören und keiner aus Gryffindor, natürlich außer dir, würde sich jemals freiwillig in meine Nähe wagen.”

Okay.

Das war eine gute Antwort.

Wieso kannte er mich nur so gut!?

Ich setzte mich wortlos neben den Gleichaltrigen.
 

Stille.
 

Ich beobachtete nebenbei, wie die anderen Schüler immer noch um Hagrid standen und dieser wohl nie mit seinen Erklärungen fertig werden würde.

Typisch.

Ein Seufzen erreichte mein Ohr und ich blickte zu meiner Rechten, wo mich zwei tiefsilberne Augen beobachteten.

“Potter, was willst du?” drang seine genervte Stimme aus seinen Lippen.

Wie schön diese Lippen doch waren…

“Du hast mich ignoriert, Malfoy. Was ist los mit dir? Bist du krank?”

Ein Grinsen zierte mein Gesicht und der Malfoy blickte wieder gerade aus ohne zu antworten.

Okay.

So wurde das hier wohl nichts…

Ich beobachtete das im Wind wehende Gras und dachte nach.

Genau!

Ich schielte zu dem Blonden, der immer noch einfach geradeaus starrte.

“Sag mal, Malfoy…”

Ich stoppte.

Sollte ich wirklich!?

Nach einer Weile der währenden Stille, grummelte der Junge neben mir.

“Kommt noch was, oder wars das, Potter?”

Er schaute mich genervt an und ich musste ein Kichern unterdrücken.

Da war wohl jemand neugierig?

“Was wäre, wenn ich nicht diese Narbe bekommen hätte, Malfoy?”

Einen Moment war er wieder da.

Dieser verwirrte Ausdruck in seinem Gesicht, bis er genervt die Augen verdrehte.

“Was würde schon sein. Du wärst zwar kein Narbengesicht mehr, aber immer noch genauso hässlich.”

Eine meiner Augenbrauen wanderte nach oben.

Sehr nett, du arrogantes Arschloch.

Ich schaute ihn leicht böse an und er blickte wieder zu der Schülergruppe, welche sich jetzt irgendwas ansah.

“Willst du noch was,? Wenn nicht, kannst du ruhig wieder gehen, Potter.”

Hatte ich Halluzinationen?

Oder hörte sich Malfoys Stimme gar nicht mehr so gemein an?

Fast schon nett und freundlich?

Ich lehnte mich gegen den Baumstamm und beteuerte damit, das ich so schnell nicht gehen würde.

“Malfoy, was wäre, wenn ich ein Slytherin sein würde?”

Er blickte mich richtig geschockt an und langsam mischte sich etwas Neues für mich in seinen Blick.
 

Besorgnis.
 

“Potter…” flüsterte er und ich war mir sicher, das er leicht besorgt klang.

Ich merkte, wie die Hitze in mir aufstieg.

Was sollte das plötzlich, Malfoy!?

Was schaust du so entgeistert!?

“Potter, bist du mit dem Kopf gegen eine der Wände geraten oder was? Was ist nur heute mit dir los!?” meinte er, während er leicht seinen Kopf schüttelte.

Okay.

War ja klar, dass dies hier nicht in einem romantischen Kuss endete…

“Malfoy…” grummelte ich.

Dieser blickte mich jedoch immer noch an, als hätte ich gerade vor der ganzen Schule Snape geküsst.
 

Urghs.
 

“Das war keine Antwort.” redete ich sachlich weiter und blickte nach vorne.

So wies aussieht, ist die Stunde bald zu ende, die ersten fingen schon an, ihre Bücher in die Taschen zu drücken und genervt auf die Uhren zu starren.

“Merlin, Potter.”

Diese arrogante Tonlage…

Wie ich sie hasse!

“Wenn das so wäre, wäre das Haus Slytherin sicherlich schon zu Grunde gegangen!”

Ich linste zu dem Blonden und konnte ein amüsiertes Grinsen auf seinen Lippen erkennen.

Mein Grinsen konnte ich auch schon nicht mehr unterdrücken und beobachtete den Slytherin, wie er sich langsam und trotz allem elegant erhob.

“Potter, ich werde jetzt gehen, die Stunde ist gleich vorbei und ich hoffe, dies wird sich nicht bei dir zu einer Gewohnheit machen. Was wäre es nur für eine Schande, wenn mich nennenswerte Menschen mit dir erblicken würden.”

Die Worte klangen hart, jedoch wisch das amüsierte Grinsen, was er schon die ganze Zeit trug, nicht aus seinem Gesicht.

“Bis dann.” kam es leise und er drehte sich um, um zu gehen.

“Malfoy!”

Ich sprang hektisch auf und beobachtete, wie der Slytherin vor mir stehen blieb, sich umdrehte und mich fragend ansah.

“Was denn noch, Potter?”

Ich hatte kein Grinsen mehr auf den Lippen, sondern blickte Ernst in dieses wunderschöne Gesicht.

Wieso?

Wieso gerade er?

“Was wäre, wenn wir Freunde sein würden?”
 

Stille.
 

Wir blickten uns nur gegenseitig in die Augen.

Bewegten uns nicht.

Nur der Wind rauschte durch die Blätter des Baumes.

Malfoy öffnete leicht seine Lippen, schloss sie jedoch gleich wieder und drehte sich um.

Eine leichte röte lag wieder auf seinen Wangen.

Wieso antwortete er nicht irgendwie?

Und wieso hatte er so komisch geschaut?

Leichte Trauer drang durch meinen Körper und ich blickte zu Boden.

Ich hörte, wie seine Schritte sich langsam entfernten und dann einfach verstummten.

Ich blickte verwundert auf und sah den Rücken des Anderen.

Dieser drehte sich etwas um, so dass ich ein leichtes Lächeln auf seinem schönen Gesicht entdecken konnte.

“Potter, wenn wir Freunde wären, würde wohl die Welt Kopf stehen.”

Das Lächeln verwandelte sich in ein leichtes Grinsen und er verschwand zu seinen Freunden und ich stand da.

Ließ das einfach auf mich wirken.
 

“Harry!”

Ich drehte mich um und blickte in die hektischen Gesichter von Ron und Hermine.

Vielleicht hätte ich doch noch auf sie warten sollen und nicht schon zum Schloss gehen sollen?

Ach was…

“Mensch Alter! Was sollte denn das!? Erst machst du einen auf Kumpel mit Malfoy und dann verschwindest du einfach ohne uns!?” fing Ron auch gleich mit seiner Schimpftirade an.

Also das hatte er sicherlich von seiner Mutter geerbt…

“Ja, tut mir leid, ich war etwas in Gedanken.”

Ein leichtes Lächeln zierte meine Lippen.

Das stimmte ja auch alles.

Ich konnte einfach nicht mehr aufhören an das Gespräch mit Malfoy zu denken.

Das war das erste Mal gewesen, das wir beide ein normales, fast freundschaftliches, Gespräch geführt haben!
 

Und dieses Lächeln…
 

So ein Lächeln hatte ich noch nie auf seinem Gesicht gesehen.

“Harry?”

Mein Blick legte sich auf Hermine.

“Mh?”

Ein sanftes Lächeln legte sich auf ihre Züge.

“Über was hast du dich denn mit Malfoy unterhalten? Versteht ihr euch jetzt ein wenig besser?”

Wir gingen nun weiter durch das Eingangstor zur großen Halle, wo das Mittagessen nun stattfand.

Mein Blick schweifte durch die große Halle und blieb wieder einmal an einem blonden Schopf hängen.

Wie hatte er es eigentlich geschafft, vor uns in der Halle zu sein?

Na ja, egal.

Er unterhielt sich wieder mit diesem Zabini.

Ob das wohl ein guter Freund von Malfoy ist?

Wo ich gerade daran denke, der Typ ist wirklich eigentlich immer in der Nähe vom Malfoyspross…

Wir setzen uns an unsere Plätze am Haustisch und ich lege meinen Kopf auf meine Hand ab.

“Ach, wir haben eigentlich nicht sehr viel Geredet, die meiste Zeit saßen wir eigentlich nur nebeneinander .”

Hermines Gesicht erhellte sich um einiges und sie sah mich voller Freude an.

“Wirklich Harry!? Oh, das ist ja so toll! Ihr streitet euch also schon gar nicht mehr! Das ist ein so wunderbarer Fortschritt, Harry! Findest du nicht auch, Ronald?”

Ron blickt verwundert von seinem Essen auf und guckt sie zweifelnd an.

Ich konnte mir einfach mein Kichern nicht mehr unterdrücken.

Die beiden sind echt welche!

Hermine fängt sofort eine Diskussion mit ihm an und Ron sitzt einfach nur da und isst weiter seinen Kartoffelbrei.

Ich schaue wieder zu dem Slytherintisch und beobachte den Prinzen der Schlangen und seinen Freund.

Die beiden unterhalten sich gerade ziemlich hitzig und wenn ich mich nicht sogar irre, bekommt er rote Wangen!?

Über was reden die beiden denn bitte?

Ein Tippen auf meine Schulter holte mich an den Gryffindortisch zurück.

“Harry, wir haben Zaubertränke, kommst du?” befahl mir Hermine mehr mit einem Kopfnicken als das sie mich fragte.

“Kumpel, du musst echt mal weniger rumträumen! Du hast kaum was gegessen.”
 

Nicht Ron auch noch…
 

Ist es ihm noch nie aufgefallen?

Ich esse immer so wenig.

Kann ja niemand ein Fass ohne Boden als Magen haben wie er!

“Ron, ich hab noch nie sehr viel gegessen…” antworte ich also daraufhin und wurde von einer mir nicht all zu bekannten Stimme aus den Gedanken gerissen.

“Und das ist auch überhaupt nicht gut, Potter! Ein Junge muss essen, um Gesund und Stark zu werden! Zwar sollte man es nicht übertreiben, wie einige Andere, aber nun ja…”

Während ich diesen Redeschwall über mich ergehen lassen musste, hing auch schon plötzlich ein Arm um meine Schulter und drückte mich freundschaftlich an Jemand.

Und dieser Jemand war niemand anderes als Blaise Zabini.
 

What the Fuck!?
 

Okay, wo steht die Kamera?

Blaise Zabini redet mit Harry Potter.

Blaise Zabini, ein Slytherin, redet mit Harry Potter.

Blaise Zabini, ein Slytherin, guter Freund von Draco Malfoy, redet mit Harry Potter, dem erklärten Erzfeind von Draco Malfoy, UND hält ihn freundschaftlich!?

Sterbe ich?

“Zabini!?” findet Ron vor mir seine Stimme und schaut die Schlange neben mir perplex an.

“Der Einzigwahre, Weasley!” flötete seine Stimme regelrecht.

Oh Gott.

Und so einer ist mit Malfoy befreundet?

“Zabini, wieso hältst du Harry!?” krächzte nun Ron und wusste wohl nicht mehr, ob er träumte oder ob es Realität war.

Ich blickte zur Seite und sah, wie sich ein anzügliches Grinsen auf seine Lippen stahl.

Hilfe?

“Wieso, Weasley? Eifersüchtig? Aber keine Sorge, ich stehe eh eher auf Rothaarige…” er zwinkerte Ron an, was einen plötzlichen Wechsel der Farben in dessen Gesicht verursachte.

Erst Kalkweiß und danach Feuerrot.

Was geht hier bitte vor!?

“Zabini!” hallte es plötzlich lautstark durch die Gänge des Kerkers und der Größere neben mir zuckte zusammen.

“Oh, oh.” war das letzte was ich von diesem hörte, bevor er nach vorne rannte.

“Zabini, du verdammter Hund! Bleib gefälligst stehen, wenn ich dich töten will!”

Ah, nun konnte ich die Stimme auch erkennen.

Es war ein vor Wut schnaubender Draco Malfoy, der gerade um die Ecke gestürmt war.

Zabini dreht sich lachend um und blickt uns entgegen.

“Tut mir leid, euch schon verlassen zu müssen, aber ich rette mal mein Leben! Tschau Potter! Tschau Granger! Bis dann, Weasley…!”

Ob ihr es glaubt oder nicht, bei der Verabschiedung von Ron warf er ihm ne Kusshand zu.

Ron hat wohl einen neuen Verehrer…

Nun flitzte was Blondes an uns vorbei.

Diese Hektik heutzutage…

“Das hat nichts zu Bedeuten, Potter! Zabini ist nur Irre!” rief dieser noch schnell über seine Schulter und rannte weiter.

Und wir?

Wir standen wie bestellt und nicht abgeholt da und wussten nicht, ob uns gleich der Schlag traf.

Minuten vergingen, ohne das einer von uns was sagte.

“Wurde Ron eben von Blaise Zabini, einem der bestaussehendsten Schüler der Schule, angemacht!?” durchbrach dann auch endlich Hermines Stimme diese bleierne Stille.

“Oh ja!” fing ich an zu grinsen.

Ich kann es nicht fassen!

Blaise Zabini hat echt mit Ron geflirtet!

“D-Das stimmt doch gar nicht! Habt ihr nicht Malfoy gehört? Der Kerl ist total irre! Wahrscheinlich zieht er so was mit vielen ab…”

Hermine und ich blickten Ron kichernd hinterher, da er mit hochrotem und gesenkten Kopf den Weg zu dem Klassenzimmer fortfuhr.

Nach nur wenigen Minuten kamen wir auch vor dem Klassenzimmer an, jedoch war Professor Snape noch nicht gekommen um die Tür zu öffnen.

Und los geht’s…

“Ron, dir muss das echt nicht peinlich sein! Mir geht’s ja auch nicht groß anders..” fing ich an.

“Harry hat vollkommen Recht, Ron. Zabini ist sogar ein echt guter Fang! Dich werden alle Mädchen beneiden!” fuhr Hermine fort.

“Und wahrscheinlich auch einige Jungs…”

Ich konnte mir einfach das lachen nicht mehr verkneifen.

Nun, es war kein lautes, aber es war ein Lachen…

Und Ron hätte mich am liebsten umgebracht.

Was mich an der ganzen Sache aber echt verwirrt ist, das Ron gar nicht sehr angeekelt ausschaut.

Er sieht nur schrecklich verlegen, so wie ein Schulmädchen, das gerade das erste Mal mit ihrem Schwarm gesprochen hatte, aus.

Moment…

Mein Lachen erstarb und ich lehnte mich ernst zu ihm rüber.

“Sag mal Ron, kann es sein, das du diesem Zabini nicht ganz abgeneigt bist…?”

Oho!

Hochrot konnte noch gesteigert werden!

Sieh an!

“Wie bitte!? Sicherlich nicht, Harry! Er ist ein Junge, falls du das bemerkt hast! Und dazu noch ein Slytherin! Er ist zwar echt nicht hässlich, aber ein Junge!!” meckert Ron gleich los und stockte in seinem Redeschwall, als er plötzlich von hinten umarmt wurde.

Oh Merlin, nicht lachen, Harry!

Blaise Zabini umarmt gerade meinen besten Freund von hinten und zieht eine Schnute!

Wo ist Colin, wenn man mal ein Foto braucht???

“Och, Weasley? Das ist aber wirklich hart. Du servierst mich etwa schon ab, bevor wir unser erstes Date hatten?”

Ron glotzt den Schwarzhaarigen an und macht ein Gesicht wie ein Fisch auf trockenem.
 

3...

2...

1...
 

“Wie bitte!? Date!? Wer redet hier von Dates!? Du bist ein Junge, ich bin ein Junge, merkst du was!? Außerdem bist du ein Slytherin! Ein SLY-THER-IN!!!”

Stille.

Ein roter Ron, bei dem ich nicht weiß, ob es vor Zorn oder Verlegenheit ist, ein vollkommen verblüffter Zabini und eine starrende Schülerschaft.

Ist das nicht ein sehr interessanter Tag?

“Weasley! Brüllen Sie hier nicht rum! 5 Punkte Abzug für Gryffindor!”

Und da öffnete sich auch endlich die Klassenzimmertür.

Juchhe…

Alle liefen quasselnd in den Klassenraum und setzten sich an ihre Plätze.

“Heute steht Gruppenarbeit an! Ich lese die Gruppen vor.”

Gruppenarbeit!?

Wie ich diese Fledermaus doch hasse!

Ich bekomme sicherlich diesen Idioten Goyle, oder Crabbe…

Mir wird ja nur schon bei dem Gedanken an die beiden Bange!

“Potter und Malfoy.”

Wie die sich immer alles was auf dem Tisch beim Essen erscheint in sich hineinstopfen…

Die sind sogar schlimmer als Ron!

Und das ist wirklich eine Leistung.

“Potter!”

Ich zucke zusammen und sehe in das grantige Gesicht einer Fledermaus.

Okay… was habe ich verpasst?

“5 Punkte Abzug von Gryffindor, weil Sie es immer noch nicht schaffen mit ihren Gedanken im hier und jetzt zu bleiben, Potter! Setzen Sie sich gefälligst endlich zu Malfoy!”

“Ja, Sir…”

Ich stehe langsam auf, sammle meine Sachen zusammen und…

Moment…
 

Malfoy!?
 

Ich blicke zu meinem ´Partner´ und sehe: Es stimmt wohl.

Malfoy sitzt alleine an einem Tisch und guckt gelangweilt zu mir rüber und wartet darauf, das ich mich endlich bewege.

Was ich dann natürlich auch tat.

Ich setzte mich und linste zu ihm rüber.

Seine weichen Haare, seine silbernen Augen, seine schön geschwungenen Lippen…
 

Ist er nicht schön?
 

“Malfoy.” begrüßte ich ihn.

Etwas Höfligkeit musste doch sein, oder?

Jedoch bekam ich nichts zurück und der Unterricht ging ruhig weiter.

Wir redeten nicht, es kam höchstens ein “Gib mir die Froschaugen, Potter.” oder ein “Idiot, rühr gefälligst im Uhrzeigersinn!”.

Oh ja, sehr wunderbar diese Zeit.

Jedenfalls war die Stunde fast rum und da fiel mir ein, mit wem wohl Hermine und Ron arbeiten mussten?

Ich sah mich unauffällig um und musste mir das Lachen so dermaßen verkneifen.

Snape hätte mich umgebracht!

Hermine musste mit Parkinson arbeiten, aber das war ja noch nicht das Beste!

Ron musste mit Zabini arbeiten!

Schrecklich dieses Schicksal, was?

Jedenfalls saß Ron die meiste Zeit mit rotem Kopf da und versuchte die Flirtversuche und Annäherungen von Zabini einfach zu ignorieren.

Aber ich muss schon zugeben, die Beiden würden sicherlich ein hübsches Paar abgeben.

Ron würde mich für diesen Gedanken umbringen!

“Potter.”

Ich drehe mich um und sehe zu der Person die mich angesprochen hat: Draco Malfoy.
 

Was eine Ehre!
 

“Malfoy?”

Eine meiner Augenbrauen wanderte in die Höhe.

Was wollte er denn jetzt?

Unser Trank war so gut wie fertig, der musste nur noch ziehen, also?

Malfoys Gesicht sah nachdenklich aus und er blickte auf den Tisch.

Okay, was kommt?

“Zabini ist ein Idiot.”

Stille.

Ah.

Okay.

Sehr interessant.

“Und!?”

Uh!

Ein Mord lüsterner Blick!

Wie schön, den hab ich ja lange nicht mehr gesehen!

“Na ja, wegen dem mit Wiesel… Ich weiß auch nicht was mit Blaise ist, der denkt, wir hätten uns versöhnt oder so einen Quatsch und so wie es aussieht… Fand er diesen komischen Typen schon länger interessant…” grummelte der neben mir mit einem angewiderten Blick.

Also steht Zabini in echt auf Ron.

Sehr interessant!
 

Quatsch.
 

Ist es so unvorstellbar, das wir beide uns verstehen könnten?

Mein Blick gleitet zu meinen Händen, welche sich gegenseitig kneten.

Wieso tut es so weh, wenn er so was sagt?

Können wir uns niemals vertragen…?

“Wieso ist es quatsch, Malfoy?”

Ich spüre einen verwirrten Blick auf mir.

“Was meinst du Potter…?”

Hände können wirklich sehr interessant sein!

“Na, ob es wirklich so unvorstellbar wäre, wenn wir miteinander auskommen könnten?”

Mein Blick wandert wieder zu dem anderen Jungen, der nach einer kurzen Bedenkzeit anfing, spöttisch zu grinsen.

“Also bitte, Potter! Hör auf mit diesem Gequatsche! Wie sollten wir uns bitte verstehen? Du hasst mich, ich hasse dich., da kann man sich doch nicht verstehen.”

Tiefe silberne Augen.

Das war alles was ich bemerkte, neben diesem stechenden Schmerz, der mich durchzog, während er diese Worte sagte.
 

Ich hasse dich.
 

Wenn ich das nur könnte.

Wenn ich das nur könnte, dann wäre doch alles in Ordnung!

Ich beiße die Zähne zusammen und beuge mich vor zu seinem Ohr und halt inne.

Du schaffst das, Harry!

Nicht den Schwanz einziehen!

“Was wäre, wenn…”

Ein Seufzen drang an mein Ohr und ich konnte ein leichtes Lächeln ausmachen auf dem schönen Gesicht neben mir.

“Nicht schon wieder das Spiel, Potter!”

“Was wäre, wenn ich dich mögen würde, Draco…?”

Ich setze mich wieder gerade hin, höre die Schulglocke und blicke den Jungen vor mir einfach nur an.

Wahrscheinlich ist mein Blick voller Trauer, aber ich kann dieses Gefühl nicht mehr länger unterdrücken.

Wie gern ich doch mit diesem Jungen befreundet wäre.

Wie gern ich mit ihm einfach reden würde.

Wie gern ich mit ihm lachen würde.
 

Wie gern ich ihn einfach nur halten würde.
 

Sein Gesicht verrät nichts.

Nur Verwirrung.

“Po-” - “Harry, komm endlich!”

Sein angebrochenes Potter wird unterbrochen von Ron, der genervt von einem Blaise Zabini an der Tür steht.

Ich blicke noch einmal zurück zu Draco, stehe auf mit einem ´Bis dann´ und verschwinde zu meinen Freunden.

Wir machen uns auf den Weg, Zabini hat sich natürlich überschwänglich von Ron verabschiedet, und gehen hinauf in den Gryffindorturm.

Wenigstens muss ich ihn heute nicht mehr sehen.

Wenn ihn schon der Gedanke, das ich ihn nur mögen könnte, so aus der Bahn wirft, was wäre dann bitte bei einem Liebesgeständnis?

Herzinfarkt!?

Am besten vergesse ich das alles einfach.
 

Einfach vergessen.
 

“Harry!” donnert die Stimme durch den Gemeinschaftsraum.

Ein Grummeln dringt mir nur aus der Kehle und ich drücke mein Gesicht noch ein wenig tiefer in das Kissen.

Ich will mein Bett heute wirklich nicht mehr verlassen!

Dieser ganze Tag ist einfach nur Scheiße.

Also wieso sollte man dann noch aufstehen, nur weil es Abendbrot gibt?

Alles unwichtig.

Wenn ich runter gehen würde, dann würde ich wahrscheinlich nur wieder ihn sehen.

Und das brauch ich heute nun nicht mehr.

“Harry! Komm jetzt endlich! Ich habe Hunger!” jammert Ron weiter neben meinem Bett.

Dann soll er doch gehen…

“Geh doch, dein Freund Zabini wartet sicher schon ganz aufgeregt auf dich.”

Klinge ich mies gelaunt?

Sicherlich.

Na was solls.
 

Rumms.
 

Ein schmerzhaftes Stöhnen kommt über meine Lippen und ich roll mich auf dem Boden zusammen, mit dem ich gerade ungewollt eine Begegnung hatte.

“Verdammt Ron!” meckere ich und blicke hoch in das Gesicht meines Freundes, der mich mit rotem Gesicht und wütenden Ausdruck ansieht.

Eigentlich ist dieser Rotton in seinem Gesicht schon fast chronisch!

“Er ist nicht mein Freund, Harry!” jammert Ron und hält meine Decke fest umklammert.

Oho?

Na da wäre ich mir ja langsam nicht mehr so sicher…

Ein Grinsen ziert nun meine Lippen und ich beobachte Ron, welcher sich sichtlich unwohler fühlt.

“Aber er könnte…”

Oh, wie ich es liebe, ihn zu ärgern…

Aber Moment.

Er antwortet gar nicht!?

Ron steht nur stumm da und blickt woanders hin in dem leeren Schlafraum.

Die Anderen müssen wohl schon zum Essen gegangen sein, während ich in meinem Selbstmitleid gebadet hatte.
 

So, so, Ronald Weasley…
 

“Ronald ist verliehiebt! Ron steht auf Zabini, Ron steht auf Zabini, Ron steht auf Zabini!”

Ich springe auf und tänzle durch den Raum, während ich diese Sätze immer wieder wiederhole.

“Harry!” schreit mich auch gleich Ron an und geht auf mich los.

Richtige Bruderliebe, nicht wahr?

Findet ihr nicht auch?

Ich treffe wieder einmal den Boden und diesmal noch mit einer Last auf dem Körper.

“Halt bloß den Mund, Harry!”

“Aber wieso denn? Es ist doch nur die Wahrheit!”

Wir atmen hektisch aus und ein und Stille überkommt uns beide.

Jedenfalls, bis wir beide in lautes Lachen ausbrechen.

Ron rollt sich von mir runter und wir beruhigen uns langsam.

Wieder Ruhe.

“Sag mal Ron… Stehst du wirklich auf Zabini?”

Ich linse zu ihm hinüber.

Sein Blick bleibt starr gegen die Decke gerichtet.

“Na ja, Blaise ist ganz nett…”

Ich setze mich auf und starre Ron mit einem Grinsen an.

“Was, Harry?”

“Er heißt bei dir also schon Blaise, ja?”

“Harry!”

Und wieder ein böser Blick von meinem besten Freund.

“Hey Ron, es ist doch okay! Ich stehe schließlich auch auf Draco. Das ist so gesehen doch eigentlich viel schlimmer, oder?”

Ein Lachen erreichte mein Gehör und ich blickt zu dem kichernden Jungen neben mir.

“Stimmt, Harry. Das stimmt so dermaßen! Komm, lass uns endlich essen gehen!”

Und schon sprang er auf.
 

In der großen Halle angekommen knallte uns regelrecht ein lautes Stimmgewirr entgegen.

Wie sollte es auch anders sein?

Und auch kaum das wir drinnen waren, winkte uns auch schon Hermine zu sich, die Plätze für uns frei gehalten hat.

“Essen!” grinste Ron schon, während er sich hinsetzte, während ich den Platz ihm gegenüber neben Hermine nahm.

“Ronald, stopf nicht immer so!”

“Ich stopfe nicht, Hermine!” meckerte Ron mit vollem Mund.

Ich stocherte weiter in meinen Bohnen umher, während die beiden diskutierten.

Was sollte ich mich da auch einmischen?

Ich konzentrierte mich vollauf damit, nicht zu dem Slytherintisch zu sehen.

Ich wollte Draco nicht mehr sehen.

Es war peinlich genug, was im Kerker passiert war, da brauche ich auch nicht noch seinen spöttischen oder verhassten Blick sehen.
 

Wieso musste das alles so schwer sein?
 

“Ich wünsche dir einen wunderschönen guten Abend, mein liebster Ron!” hörte ich auch schon eine trällernde Stimme.

Ich blickte auf und sah Blaise Zabini, der sich zwischen Ron und Seamus quetschte.

“B-Blaise!?” quietsche Ron leise und verwirrt.

“Guten Abend, Granger, Potter.” grinste der Slytherin uns charmant an.

Oh ja, das kann der wirklich gut!

Ich sah, wie sich ein breites Lächeln auf Hermines Gesicht ausbreitete.

Oh, wie sie doch solche Liebesdinge liebt…

Sie reichte ihre Hand über den Tisch um den Neuling zu begrüßen.

“Wenn Ron und du sich schon duzen, dann nenn mich ruhig Hermine! Und Harry kannst du auch gleich beim Vornamen nennen!”

Danke, das ich auch mal gefragt werde…

Und schon schüttelt Blaise, strahlend wie ein Honigkuchenpferd, Hermines Hand.

Wer glaubt es, nach wenigen Sekunden unterhielt er auch schon den halben Gryffindortisch mit seinem Geplapper und seinen Versuchen, Ron zu füttern.

Und diesmal war auch Colin da, wenn man ihn brauchte!

Ich muss ihn später unbedingt nach einigen Abzügen dieses denkwürdigen Momentes fragen…

“Ach, Harry!”

Ich blickte auf und sah in die braunen Augen vor mir.

Blaise beugte sich leicht zu mir, so das es nicht jeder mitbekam.

“Draco sagte mir, ich soll dir ausrichten, das er unbedingt mit dir sprechen muss nach dem Abendessen, er meint, du wüsstest warum.”

Ein Zwinkern und er beugte sich wieder nach hinten um sich weiter um seinen Liebsten zu kümmern, der langsam aufgab, sich zu wehren.

Hä!?

Draco Malfoy will mich sprechen?

Was will der denn?

Mich vielleicht umbringen, weil ich es gewagt habe ihn beim Vornamen zu nennen?

Oder weil ich es wagen konnte ihn zu mögen?

Oh Gott…

Mir wird übel, wenn ich daran denke, allein mit dem Typen irgendwo zu sein und ein Gespräch mit ihm zu führen.

Bei den letzten Gesprächen, waren immer die Anderen in Reichweite!
 

Das kann ich nicht…
 

Ich sehe mich um und entdecke den Prinzen von Slytherin noch am Tisch beim Essen.

Okay, das perfekte Timing.

Wenn ich jetzt schnell gehe, dann kann er mich gar nicht einholen!

Ich springe auf, flüstere ein kurzes “Mir geht´s nicht gut.” und eile hinaus aus der großen Halle.

Genau, ich eilte.

Zu verdächtig sollte es nun auch nicht aussehen!

Sobald ich durch die Tür verschwunden war, begann ich zu laufen.

Merlin sei dank!

Ich bin entkommen!

Wäre ja nicht auszuhalten, wenn ich jetzt auch noch ein Gespräch mit diesem Trottel von Typen haben müsste.

“Potter!” höre ich einen Schrei hinter mir.
 

Oh nein…
 

Meine Schritte verlangsamen sich und ich drehe mich um.

“Malfoy?”

Ich habe echt überhaupt keinen Bock auf diesen Typen.

Was soll das werden!?

Draco steht einige Meter weiter von mir entfernt.

Wenn ich mich jetzt umdrehe, könnte ich ganz einfach die Treppe hoch rennen und irgendwo verschwinden…

Leider, so wie ich meinen Gegenüber kenne, würde er mich nur schnell verfluchen und ich lande mit dem Gesicht auf den Stufen.

Keine gute Idee!

“Was sollte das, Potter!? Blaise hat dir doch gesagt, ich muss mit dir nach dem Abendbrot sprechen!” meckerte er los.

Oh.

Da hab ich nicht auf die Befehle des großen Malfoys gehört.

Kopf ab!

“Ich muss nicht das tun, was du willst, Malfoy. Ich persönlich möchte nicht zu viel Zeit in deiner Nähe verbringen.”

Und ich drehe mich langsam um.

“Wieso…?”

Ich schaue zurück.

Wieso?
 

Wieso!?
 

Na wegen ihm!

“Was?” frage ich genervt.

Ich will doch einfach nur in den Gryffindorturm und mich unter meiner Bettdecke verkriechen.

Malfoy bedeckt mich mit seinen Blicken und sieht nachdenklich aus.

“Wieso möchtest du nicht zu viel Zeit in meiner Nähe verbringen? Ich dachte, du magst mich, Potter.”

Wieso klingt seine Stimme so anders?

Es ist nichts Fieses und Gemeines in ihr!

Wieso muss er einen so verunsichern?

“Malfoy, denk einfach nicht mehr an das, was ich zu dir sagte, es hat nichts zu bedeuten, okay? Also mach dir keine Sorgen.”

Was sollte ich auch sagen?

Die Wahrheit?
 

Nur um mein Leben.
 

“Was!?” erhebt er plötzlich seine Stimme.

Wut!?

“Potter, was soll das? Erst spinnst du den ganzen Tag herum mit merkwürdigen Fragen und jetzt sagst du mir plötzlich, das ich das alles vergessen soll und das alles nur ein schlechter Scherz war!?”

Wieso sieht er so wütend aus?

Er bekommt sogar rote Wangen.

Habe ich noch irgendwas falsch gemacht?

“Genau das, Malfoy.”

Ich drehe mich um und steige langsam die Treppe hinauf.

Das sollte es sein.

Vielleicht wird es jetzt wieder wie vorher.

Einfach alles wie vorher!

Das ist besser als verachtet zu werden, weil ich andere Gefühle habe.

“Potter… was wäre, wenn…”

Ich horche auf.
 

Was wäre wenn…
 

Ich bleibe stehen und blicke stumm auf die Treppe.

Was würde jetzt kommen?

“Was wäre, wenn ich dich lieben würde… Harry?”

Meine Augen weiteten sich und ich drehte mich geschockt um.

Ich starre zu ihm hinunter und konnte nur dieses schöne Gesicht sehen.

“Wa-”
 

Rumms.
 

Verdammt!

Das konnte jetzt auch nur mir passieren!

Schmerz…

“Harry!?” höre ich einen Ruf und blicke vom Treppenabsatz liegend hinauf.

Draco.

Er schaut besorgt auf mich hinunter.

“Ist dir nichts passiert? Alles okay?”

Er bückt sich zu mir runter und mustert mich besorgt.

Ich konnte nicht anders als ihn anstarren.
 

Er sorgt sich um mich!
 

“Harry…?”

“Ist das ein Traum?” frage ich und starre ihn weiter an.

Dracos Blick wurde von einem Besorgten zu einem Verwirrten.

“Wie bitte!? Hast du dir bei dem Sturz den Kopf gestoßen?”

Ich schüttle den Kopf.

“Das muss doch ein Traum sein. Du hast mir deine Liebe gestanden, also kann das nur ein Traum sein!” rede ich vor mich hin und der Blondhaarige unterbricht seine Suche nach offenen Wunden an meinem Körper.

Sein Gesicht wird einen leichten Tick röter und er starrt sich auf meinen Haaren fest.

“Ein guter Traum oder ein Albtraum?” flüsterte er und blickte verlegen in mein Gesicht.

Ich konnte mir einfach mein Grinsen nicht mehr verkneifen.
 

Zu süß.
 

“Ein sehr schöner Traum.”

Ein leichtes Lächeln formte sich auf diesen begehrenswerten Lippen.

“Dann ist ja gut.”

Er stand auf und hielt mir seine Hand hin.

“Ich bring dich in den Krankenflügel, sonst verläufst du dich noch.”

Ein leichtes Lachen drang mir über die Lippen und ich nahm seine Hand entgegen.

“Ich fühle mich geehrt, Mister Malfoy.”
 

Das Spiel kann getrost weiter gehen.