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Der verlorene Traum

von

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Vielleicht hatte es schon in seiner Kindheit angefangen, dieses Kribbeln im Bauch, wenn er das Wort "Kristall" hörte. Doch es sollte nicht ein Traum bleiben, er wollte alles wissen, alles, was noch niemand wusste. Erste Versuche in der Schule, es folgte ein Physik- und Chemiestudium, Doktortitel - und die Professorenstelle gab's geschenkt.
 

Doch nach all der Forschung, nach all den Jahren, war da etwas, ein Problem, das seinem Interesse Einhalt gebieten sollte.
 

Die Schwerkraft.
 

Ja, Kristalle wachsen nach unten, wenn sie der Schwerkraft ausgesetzt sind. Damit kann man nicht alles sehen, doch er wollte alles sehen, die Kristalle bis ins letzte Detail verstehen. Ihre Formen, ihr Funkeln, einfach alles.
 

Der Zufall wollte es, dass sich wenig später die weltgrößte Raumfahrtsbehörde meldete. Er konnte seine Kristalle ins All schicken, endlich.
 

Schweren Herzens gab er die kleinen, höllisch teuren, Kristallreaktoren an die Astronauten ab. Sein Lebenstraum steckte darin. Wie würden die Kristalle nur lebendig dort oben ankommen, wenn keine Erschütterung sie treffen darf?
 

Doch der Plan ging auf. Regelmäßig kamen Fotos von seinen Schützlingen aus dem All und sie wuchsen prächtig. In alle Richtungen, keine Schwerkraft. Er war ganz heiß darauf, sie auf der Erde zu analysieren.

Bald sollte ein kleines Shuttle zurückkommen und dann, dann konnte er...
 

Doch das Schicksal wollte es anders.
 

Der Traum zerbrach, das Shuttle mit seinen geliebten Kristallen verglühte in der Erdatmosphäre - und die jahrelange Arbeit war in einem Moment zerstört.
 

Wie sollte er so ein Projekt jemals wieder finanzieren?
 

Nun sitzt er in seinem staubigen Büro, überall an der Wand kleben Zeitungsartikel aus aller Welt - "Shuttle mit Forschungsarbeit verglüht".
 

Da stehen zwei dumme Studenten - sie haben ja keine Ahnung, wie grausam das Leben sein kann. Er, der groß gefeierte Professor, hatte sein Lebenswerk verloren.
 

"Sehen Sie", sage ich, "wie schön sie geworden sind."

Am Bildschirm zeige ich ihm die Proteinkristalle, die wir über eine Woche hinweg gezüchtet haben.
 

Seine Augen glänzen.
 

"Wie schön sie sind..."



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: Morwen
2010-03-04T16:54:11+00:00 04.03.2010 17:54
Hallo, kleine Schwester. ^^

Ich hab's dir schon in deinem Weblog geschrieben, aber ich schreibe es hier gerne noch mal:
Ich liebe diesen kleinen, wundervollen Moment aus deinem Leben, den du hier mit uns teilst. Ich finde es bewundernswert, wie einfühlsam du es mit wenigen Worten schaffst, die Gefühle des Professors - die Begeisterung, den Triumph und dann die tiefe Enttäuschung - zu beschreiben. Diese Geschichte landet definitiv in meiner Favoritenliste. ^^
You've got some talent there, my dear. =)

Morwen ♥


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