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Serenity

Eine Prinzessin auf Abwegen
von

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Ein Tag zu Zweit

Endymion musterte sie noch kurz um auch wirklich sicher zu gehen, dass sie sich bei ihrem kleinen Lachanfall nicht unnötig weh getan hatte. Dann ergriff er wortlos ihre Hand und führte diese an sein Gesicht, wobei er sich zu ihr etwas herunter beugen musste. Anschließend hauchte er ganz wie ein Gentleman ein Kuss auf die zierliche und liebliche Rechte von Serenity.

Zum sich wiederholten Male am diesem kurzem Morgen durchzog das Gesicht der Prinzessin eine tiefrötliche Farbe und schüchtern wie ein scheues Reh schaute sie ihn mit ihren meerblauen Augen an. Dieser Moment kam dem Himmel gleich, dachte der Erdenprinz. Er könnte den ganzen Tag noch hier mit ihr stehen und einfach nur in diesen Blick schwelgen.

Aber er räusperte sich und durchbrach so den Bann, der sie beide wie gefangen gehalten hatte.

„So, ich werde nun gehen und erstmal etwas zum Frühstück besorgen, ok?“ Serenity nickte immer noch etwas abwesend, was sich bei dem Wort Frühstück allerdings schlagartig änderte. Ihre Augen begannen regelrecht zu funkeln und man sah der Blondine an, dass sie einen Bärenhunger hatte.

„Bis ich zurück bin, bleib bitte hier und gehe nicht hinaus in den Flur, wo dich andere sehen könnten, denn es muss ja nicht der ganze Palast am frühen Morgen erfahren, dass die Mondprinzessin hier ist!“ Die letzten Worte hatte er verführerisch wieder an ihr Ohr gehaucht, sodass ihr angenehme Schauer über den Rücken jagten.

Dann drehte er sich um und ging langsam zu der Tür, die wohl auf diesen besagten Flur führte. Noch einmal drehte er sich zu ihr um, bevor er leise die Tür seines Gemaches schloss. Dieser Blick war voller Liebe und warnte sie aber gleichzeitig seiner Bitte auch nachzukommen.
 

Endymion blieb einen Moment mit dem Rücken gelehnt an der geschlossenen Tür seines Zimmers stehen und atmete tief durch. So recht konnte er es immer noch nicht fassen, dass sie wirklich und wahrhaftig in seinem Gemach war. Tiefe Freude erfüllte sein sonst so kaltes Herz und zauberte ein Lächeln in die ehemaligen sehr strengen Züge der jungen Prinzen.

So schnell ihn seine Füße trugen, ging er in die Küche, welche sich in der Nähe des Schlosshofes befand und stellte alles für ein schönes Frühstück zusammen.

Die Diener und Mägde des Palastes waren ganz verwundert über das Verhalten seiner Hoheit. Er bedankte sich und war höfflich. Einmal hatte er sogar eine Magd freundlich angeguckt, ohne das diese den Wunsch verspürt hatte, sofort vor ihm das weite zu suchen. Neugierig wurde bereits nach kürzester Zeit getuschelt, was oder wer diese Veränderung bewirkt haben könnte. Denn es schien eine Person zu sein, da es gegen die Gewohnheit des Thronfolgers war, etwas am frühen Morgen in seinem Gemach zu essen.

Der Genannte bekam vom neugierigen Getuschel nicht viel mit, da er bereits auf Wolke Sieben schwebte und nur noch an die wunderschöne Blondine in seinem Zimmer dachte. Als alles zu seiner Zufrieden auf einem Tablett arrangiert war, brachte er dieses wieder zurück. Vorsichtig um auch gar keine der Köstlichkeiten zu verlieren balancierte er es bis direkt vor die Tür und klopfte dann mit der Schulter an diese, damit sie von Serenity geöffnet werden konnte.

Das Mädchen kam dieser Aufforderung auch wenige Sekunden später nach und gab somit den hier im Flur befindlichen Gardisten einen Anblick, den sie wohl ihren Lebtag nicht vergessen würden. Eine Frau von der Schönheit einer Göttin gleichkommend, öffnete die Tür, welche in das Gemach ihres eher unbeliebten Herren führte und strahlte wie die aufgehende Sonne.

Und selbst Endymion, der wusste, was ihn erwartete, war nicht gefeilt gegen diesen Anblick, aber Gott sei Dank besaß er den Scharfsinn, sobald die Tür offen stand, seinen kostbaren Schatz mit seinem breiten Rücken vor weiteren neugierigen und schmachteten Blicken zu verbergen, weil sie vielleicht sonst jede Etikette vergessen hätten und sich vor Serenity auf den Boden geworfen hätten, nur damit sie ihnen einen ihrer warmherzigen Lächeln schenkte.
 

Die Mondprinzessin indes hatte nicht viel von dem Spektakel um ihre Person gerade eben mitbekommen. Ihre Aufmerksamkeit galt allein dem Tablett mit Essen, welches Endymion immer noch trug und gerade zum Schreibtisch brachte, um es dort abzustellen. Wie hypnotisiert war sie ihm bzw. dem gutriechenden Köstlichkeiten gefolgt. Himmlisch, dachte sie und auch ihr Magen verkündete lautstark sein Wohlwollen zudem hier.

Kaum stand das Essen auf dem Tisch, hatte sich die Prinzessin auch schon das erste belegte Brot mit Honigglasur in den Mund gestopft und so ging es weiter, was natürlich gar nicht ladylike war.
 

Währenddessen staunte der Gastgeber nicht schlecht, was so alles in diese zierliche Person reinpasste. Ein Fass ohne Boden, dachte sich der Prinz mit einem Grinsen auf dem Gesicht, bevor auch er eher zaghaft und darauf bedacht keinen seiner kostbaren Finger zu verlieren, sich etwas zu Essen nahm. Er hatte eigentlich mit ihr auf dem Balkon bei strahlendem Sonnenschein romantisch mit ihr frühstücken wollen, aber da hatte wohl der große Hunger der Blondine dem einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Trotzdem gefiel es Endymion sehr gut, dass Serenity ordentlich zu langte und sich anscheinend keine Sorgen über ihre Figur machte, was sie nebenbei bemerkt auch absolut nicht nötig hatte. Auf ihren 150 cm war sie einfach perfekt proportioniert. So empfand es zumindest ihr Bewunderer, der sich nicht satt sehen konnte, wie die blonde Schönheit vor ihm jetzt nach Strich und Faden vor sich hin schlemmte und das auf eine sehr sinnliche Art und Weise, wie er zu seinem Leidwesen feststellen musste.

Eine halbe Stunde später war das Tablett leer bis auf wenige Krümel, die nun auch genussvoll mit den Fingern der Mondprinzessin an ihren Mund geführt wurden um auch gar nicht ein kostbares leckeres Stückchen dieser Mahlzeit zu verschwenden.
 

Nun fühlte sich Serenity zum ersten Mal an diesem Tag wirklich zu frieden. Jetzt konnte es weiter gehen, nachdem sie sich ausreichend gestärkt hatte. Vorsichtig linste sie zu ihrem Bewunderer herüber, der sie immer noch wie gebannt anstarrte. Peinlich von sich selbst über ihr Essverhalten berührt, senkte die Blondine ihren Kopf. Was er jetzt wohl von ihr dachte? Ob er sie nun abstoßend finden würde? Entsetzen machte sich bei ihr über diese Gedanken breit.

Doch dann fragte sie sich plötzlich selbst, warum es ihr etwas ausmachen sollte, wenn er sie nicht mehr mochte. Schließlich waren sie nur wegen des Bündnisses der Planeten zusammen hier auf der Erde. Dabei erinnerte sie sich auch an ihre Freundinnen und sie fragte sich, wie es ihnen wohl ging. Aber auch diese Gedanken schob sie erstmal von sich fort.

Neugierig sah sie wieder zu ihm auf, nur um festzustellen, dass der Prinz sie immer noch so gebannt anstarrte, als wäre sie das Wichtigste und Interessanteste auf der Welt. Ging es ihm noch gut oder was war mit diesem Mann los? Serenity zuckte innerlich mit den Schultern und beschloss ihn wieder aus seiner Traumwelt zu holen. Mit einer geschickten und grazilen Bewegung schnippte sie mit den Fingern direkt vor seinen Augen um ihn wieder auf den Boden der Tatsachen zurück zu holen.

„Hallo, ich weiß ja, dass es fruchtbar interessant ist, mich so anzuglotzen“, meinte die Blondine sarkastisch, „aber ich möchte mich gerne heute nochmal frisch machen und ein anderes Kleid anziehen. Außerdem will ich nicht die ganze Zeit hier in dem Zimmer sein, also, was machst du denn sonst um diese Uhrzeit so?“

Völlig verdattert, dass Endymion aus seinen Tagträumen geholt wurde, blickte er sie an, nur um dann erneut ins Reich der Fantasie bei ihrer Erscheinung abzugleiten.

Genervt von seinem Verhalten ging Serenity dann Schnurrstracks ins angrenzende Bad und verschloss die Tür hinter sich. In aller Seelenruhe machte sie sich fertig und zu Recht und zog in Ermangelung eines anderen Kleidungsstückes eines von des Prinzen Hemden an mit einer dazu passenden Hose an. Gekonnt drehte sie sich vor dem riesigem Spiegel im Badezimmer und betrachtete sich eingehend in diesem, nur um festzustellen, dass sie in diesen Klamotten wie ein Zwerg aussah, der die Sachen eines Riesen trug. Aber sie hatte nun einmal nichts anderes gefunden. Suchend schaute sie sich noch im Bad um, bis sie entdeckt hatte, was wollte. Ein farblich passender Gürtel zu dem weißen Kragenhemd und der schwarzen Hose rundete ihr zusammengewürfeltes Outfit ab. Ihre Haare band sie locker zu einem Pferdeschwanz zusammen. Komplett wurde es durch ein strahlend weißes Band, welches sie um ihre Stirn gebunden hatte, damit man ihren Halbmond nicht sah. So verließ sie das Zimmer wieder um sich dem Urteil Endymions zu stellen, ob sie so sein Gemach verlassen konnte.

Als sie sich so mit der zurückgekrempelten Hose fortbewegte, war sie doch ziemlich neidisch auf die Beinfreiheit der Männer. Nicht, dass sie ihre wunderschönen und prachtvollen Kleider nicht mochte, aber es war eben doch ein gewaltiger Unterschied! In ihren Gedanken machte sie sich eine Notiz davon, auch mal zu Hause in ihrer Freizeit darauf zu bestehen, solche Sachen zu tragen.
 

So trat sie schließlich vor die neugierigen Augen des Thronerben. Diesem blieb mal wieder bei ihrer naturgegebenen Schönheit die Luft weg. Fast schon ungläubig besah er sich die Prinzessin. Wie konnte ein Mensch nur so hübsch sein? Unheimlich, dachte er sich. Aber er verfluchte gleichzeitig auch diesen Wesenszug von ihr. Sie machte ihn zu einem wandelnden Idioten auf Zwei Beinen, dies musste er sich leider eingestehen.

Er bestätigte ihr mit einem knappen Nicken, dass sie vorzeigbar aussah.

„Gut und was machen wir jetzt?“ Auf diese Frage wusste Endymion leider keine Antwort, denn er wollte nicht, dass auch nur ein männliches Wesen in den Genuss ihres Anblickes kam. Er wollte sie für sich ganz allein haben und niemand sollte es wagen, ihr zu Nahe zu kommen. Fieberhaft überlegte er, wie er sie am besten von anderen Männern fernhalten konnte und dass, ohne das sie etwas davon bemerkte. Unbewusst fuhr er sich nachdenklich mit seinen Fingern durch seine schwarze Mähne.

Außerdem wäre es wohl besser, wenn seinem Vater nicht bekannt war, dass sich die Mondprinzessin hier auf der Erde aufhielt. Denn Endymion wusste bereits, dass sein Erzeuger schon unter dem Einfluss des Chaos war, genauso wie seine Gemahlin. Also musste er sie vor seinem Vater beschützen und dafür Sorge tragen, dass er nicht an sie rankommen konnte, bis die Anderen Mitglieder des Planetenbündnisses die Erde erreicht hatten.

Jedoch stelle wohl das größte Problem er selbst dar, da er sich nicht vorstellen konnte, wie er es ertragen sollte, wenn auch nur einer männlichen Geschlechts seiner Geliebten zu Nahe kam. Allein schon bei der Vorstellung wurde er rasend vor Eifersucht und wünschte jedem möglichen Konkurrenten die Pest an dem Hals. Sie sollten qualvoll zu Grunde gehen, wenn sie auch nur wagen würden sie schief oder gar verlangend anzusehen.

„Alles in Ordnung mit dir? Du guckst, als hättest du eine saure Zitrone verschluckt!“

Gezwungen lächelte Endymion. „Ja alles ist gut! Komm ich zeige dir unsere Stallungen für die Weltraumdrachen. Du magst doch diese Tiere, oder?“ Erfreut anscheinend endlich aus dem Zimmer rauszukommen hakte sich das junge Mädchen wie selbstverständlich in seinen Arm ein und schleifte ihn regelrecht zur Tür.

Auch der Schwarzhaarige selbst war von dieser spontanen Aktion überrascht, aber sehr im positiven Sinne, wie er sich gerne eingestand. Sie schien ihn vielleicht noch nicht als ihren früheren Geliebten zu erkennen, aber unterbewusst sah die Sache ganz anders aus.

Er ahnte ja nicht wie viel die Prinzessin schon in Wirklichkeit wusste.

Ganz der Kavalier öffnete er die Tür und trat mit ihr an seiner Seite hinaus auf den Flur. Zwei Gardisten, die bis eben sich noch über irgendetwas unterhalten hatten, verstummten sofort bei ihrem Erscheinen. Endymion starrte sie beide mit einem so furchterregenden Blick an, dass sie beide sofort stramm standen und sich nicht mehr rührten, bis das Paar an ihnen vorbei gelaufen war. So erging es auch allen Anderen, die ihnen auf dem Weg zum Stall über den Weg liefen. Wagte es einer Serenity auch nur kurz anzuschmachten, hatte dieser nichts mehr zu lachen.

Die Blondine bekam von alldem nicht viel mit. Stattdessen prägte sie sich ihre Umgebung ein und bewunderte mit leuchtenden Augen die Schönheiten, welcher dieser Planet zu bieten hatte.

Sichtlich froh erreichten sie die Ställe und Endymion musste sich bemühen, damit der kleine Wildfang nicht schon, als man sie sah, losrannte um ihre Neugierde zu stillen.

Schließlich hielten sie vor einer Box, wo gerade eine Drachin dabei war, ihr Junges mit einer nahrhaften Mahlzeit zu versorgen, inne. Häppchenweise zerriss sie einen großen Fleischklumpen um ihn dem Kleinen portionsweise zu präsentieren, was dieser auch immer so gleich herunter schlang und fordernd um mehr mit einem süßen Fiepen seinerseits bat. Fasziniert schauten die meeresblauen Augen von Serenity dieser alltäglichen Zeremonie zu. Sie vermisste Titan und Aurora und ihr Leben auf dem Mond mit einer Heftigkeit, die ihr die Tränen über ihr zartes Gesicht laufen ließen.

Endymion bemerkte ihren Gemütsumschwung und stellte sich hinter sie. Seine starken Arme umschlossen sie fest um gaben ihr wieder Sicherheit. Sein Kopf wanderte zu ihrer Schulter und er flüsterte ihr Worte des Trostes in ihr rechtes Ohr.

„Es wird alles wieder gut, du wirst sehen und wenn das Chaos besiegt ist, dann werde ich mit dir eine kleine Reise machen. Nur wir beide und der Wind, der uns frei und ungehindert begleiten wird, ja?“

„Ja, das wäre schön!“, antwortete sie schlicht. „Danke!“, hauchte sie noch ein wenig später. So standen sie bestimmt eine Stunde und beobachteten die beiden Drachen.
 

Die Stallburschen, welche das ungleiche Gespann heimlich sahen, waren sehr erstaunt über das Verhalten ihres Prinzen. So hatten sie ihn noch nie gesehen. So sanft und freundlich war er im Umgang mit diesem einzigartigen Mädchen. Sie musste ihm unglaublich viel bedeuten, da er sich in kürzester Zeit wegen ihr sehr zum Positiven verändert hatte.

Sie hatte etwas zu Wege gebracht, woran schon die meisten Menschen nicht mehr geglaubt hatten. Sie hatte die eiskalte und gleichgültige Maske Endymions durchbrochen und ihn wieder zu einem fühlenden Wesen mit einem Herzen gemacht, ohne dass sie sich dessen überhaupt bewusst war.
 

Serenity drehte sich dann zu ihm um und suchte mit ihren Augen die seinen. „Wollen wir noch ein bisschen außerhalb des Palastes spazieren gehen, ich mag noch nicht wieder zurück.“ Endymion, der die Situation bis eben noch sehr genossen hatte, stimmte ihr zu, indem diesmal er ihren Arm ergriff und sie durch einen geheimen Gang durch die Schlossmauer vom Hof direkt in einen angrenzenden Wald führte.

Er war so dicht, dass die Strahlen der Sonne kaum den mit Moosen und Farnen bewachsenen Boden berührten. Die Luft war merklich kühler und die Blondine drängte sich wärmesuchend noch näher an ihren Führer heran, was dieser nur wohlwollend zur Kenntnis nahm.

Stundenlang wanderten sie durch die wilde Natur und Endymion zeigte ihr viele für sie ungekannte Pflanzen und Tiere. Ausführlich machte er sie mit der Flora und Fauna des Waldes vertraut und das Mädchen sog diese Informationen wie ein Schwamm auf. Sie speicherte alles um sich auch später wieder daran erinnern zu können, wenn sie wieder zu Hause war.

Auch umgekehrt fragte der Schwarzhaarige sie über ihren Planeten aus und so bemerkten die Beiden gar nicht, wie schnell die Zeit verging. Bedauernd blickte Serenity zurück auf die grünen Bäume, als sie wieder in den engen Mauern des Palastes zu seinem Gemach wanderten.

Doch bevor sie dort ankamen, meldete sich der hungrige Magen der Prinzessin zur Wort und verlangte protestierend die fehlenden Mahlzeit, welcher sie durch den Ausflug ins Grüne verpasst hatten.

„Warte wieder im Zimmer auf mich. Ich hole uns in der Zwischenzeit etwas zu essen.“ Das war mehr ein Befehl gewesen, als eine nett gemeinte Bitte, doch dies fiel Endymion nicht auf. War er es doch gewöhnt, dass man diese ohne zu fragen, ausführte. Aber da hatte er die Rechnung ohne Serenity gemacht, die sich noch nie gerne untergeordnet hatte.

„Nein, ich möchte gerne mitkommen. In deinem Zimmer ist es langweilig. Außerdem möchte gerne einmal mehr vom Palast sehen, als deine 4. Wände und die Flure, die dort hinführen.“

Überrumpelt von diesem Kommentar konnte Endymion gar nicht so schnell reagieren, wie sie einfach weiter marschiert war in Richtung Schlossküche. Jedoch hatte er sich schnell gefasst und rannte ihr hinterher. Sanft griff er sie am Arm, um ihr Einhalt zu gebieten.

„Aber es ist nicht unbedingt von Vorteil für uns, wenn sehr viele Leute wissen, dass du hier bist. Bitte warte in meinem Gemach auf mich. Zu deiner eigenen Sicherheit.“, ermahnte er sie.

Missmutig ließ sich das Mädchen zurück führen.

Keine 10 Minuten später war Endymion wieder da und hatte reichlich Essen dabei. Diesmal verlief die Mahlzeit still und nach gesitteteren Maßstäben, als das Frühstück. Trotzdem fand Endymion es noch immer unglaublich, welche Unmengen von Nahrung der kleine Körper der Prinzessin verdrückte. Wie ein schwarzes Loch, schoss es ihm durch den Kopf.

Nun saßen die beiden ruhig voreinander und hingen ihren Gedanken nach.

Serenity dachte an ihre Freunde, an ihr Zuhause und auch über ihren Traum nach und welche Bedeutung dies für die Situation hatte. Endymion hingegen war einfach mal wieder in ihr Mienenspiel vertieft, was sich zeigte, wenn sie nach dachte und in ihrer eigenen kleinen Welt versunken war.

Schließlich aber fand er, dass es ein langer Tag gewesen war und so deutete er an, dass es Zeit war, zu Bett zu gehen.

Die Mondprinzessin stimmte ihm zu. „Aber wo soll ich denn schlafen?“ Der Erdenprinz grinste daraufhin schellmisch. „Na bei mir!“, gab es selbstbewusst preis.

Die Thronerbin von Silbermillenium schaute ihn missbilligend an. „Wir sind weder verheiratet, noch bist du ein Mädchen, noch kenne ich dich länger, als zwei Tage und außerdem, ehe ich noch einmal mit dir in einem Bett schlafe, wobei ich anmerken möchte, dass ich das nicht freiwillig getan habe, schlafe ich lieber auf dem Boden.“, nannte die Blondine aufgebracht ihre Gründe und ohne einmal dabei Luft zu holen.

Verdutzt über ihre Ansichten herrschte kurze Stille in Raum, ehe auch der Prinz nicht minder erregt antwortete: „Also erstens das mit dem Heiraten wird meiner Meinung nach überbewertet, aber das lässt sich klären, zweitens ich weiß, dass ich kein Mädchen bin!“, diese Äußerung hatte ihn in seinem männlichen Stolz nun doch arg zu gesetzt, „was mir auch sehr recht ist, wie ich sagen muss, drittens wir kennen uns länger, als die ältesten Lebewesen überhaupt existieren und viertens wirst du nur über meine Leiche auf dem Boden schlafen, wenn es in diesem Zimmer ein funktionierendes Bett gibt, welches groß genug für uns beide ist, sogar ohne das wir uns berühren würden.“, beendete er seine Rede.

Das junge Mädchen starrte ihn wütend an und wurde von ihrem Gegenüber genauso gemustert. Beide gaben in ihren Ansichten keinen Deut nach, wobei es schon beeindruckend aussah, wie das um Körpergröße wesentlich unterlegendere Fräulein ihm Paroli bot.
 

Endymion verfluchte ihren Dickkopf innerlich und kam nicht ohne hin zu bemerken, wie anziehend sie durch ihre Wut auf ihn war. Sie sah verboten verführerisch aus mit ihren vor Zorn funkelnden Augen, dem halb geöffneten vollen Lippen mit einem eigentümlichen Glanz bei dieser Tageszeit und sich ihrer in kurzen Abständen heftig hoch und tief senkenden Brust.

Die Knöpfe seines Hemdes waren nicht ganz bis oben hin zu geknöpft, sodass er durch seine Höhe direkt auf ihren Ansatz ihrer Brüste starren konnte, was ihn doch ungewollt zu einem Spanner machte. Er war wie gefangen von ihrem Anblick und konnte einfach nicht anders handeln. Blitzschnell hatte er die Entfernung zwischen ihren Körpern überwunden und seine Lippen auf ihren Mund gepresst. Leidenschaftlich küsste er dieses wunderbare Mädchen, dessen weiblicher Körper sich so weich an seinen schmiegte und als ob er dafür geschaffen worden wäre, in seine Arme zu passen.

Dieser Kuss war überhaupt nicht unschuldig, so wie Serenity es aber immer noch war, wie sich jetzt mit einiger Verspätung sein Hirn wieder einschaltete und ihn daran erinnerte. Schlagartig löste er diesen wieder auf und beide standen schwer atmend wieder so, wie vor nicht mal einer Minute zuvor gestanden hatten.
 

Die Blondine fragte sich, was das gerade gewesen war. Und er hatte sie schon wieder so einfach mir nichts, dir nichts geküsst und mal wieder, oh was für eine Überraschung, ohne sie überhaupt um Erlaubnis zu fragen, dachte das Mädchen erbost. Aber irgendetwas machte dieser Mann mit, denn normalerweise wurde sie nicht so wütend, wenn sie es sich eingestand, war es das erste Mal, das sie es in diesem Ausmaße gewesen war.

Er brachte eine Seite bei ihr zum Vorschein, von der sie nicht gewusst hatte, dass sie da war. Eine leidenschaftliche, verspielte, ja man könnte sagen äußerst erwachsene Seite und so konnte noch nicht beurteilen, ob sie das mochte oder nicht.

Was machst du nur mit mir? Genau dieselbe Frage stellte sich auch Endymion, denn noch nie hatte er so die Kontrolle über sich und seine Gefühle verloren. Aber bei ihr brach seine Selbstbeherrschung und er handelte nur noch aus Instinkt und nach seinen Gefühlen, nicht wie sonst, kühl und überlegt mit seinen Verstand.

Beide guckten sich wieder an. Wie soll das nun weiter gehen?, fragte sich Serenity. Sie konnten ja schlecht die ganze Nacht hier herum stehen und sich weiter anstarren.

„Wollen wir es mit einem Kompromiss probieren?“, schlug sie vor. Er nickte und sie hatte seine volle Aufmerksamkeit.

„Gut, also ich möchte auch ehrlich gesagt nicht auf den Boden schlafen und wenn du mal zur Abwechslung fragen würdest, bevor du mich leidenschaftlich küsst, dann wäre ich bereit auch mit dir zusammen“, und nun schluckte sie eine großen Kloß hinunter, „mit dir in diesem Bett“, damit zeigte sie auf die einzige Schlafstätte im Zimmer, „da zu schlafen, ok?“

Endymion betrachtete sie misstrauisch über diese plötzliche Sinneswandlung und stimmte dann aber erneut mit einem lächelnden Nicken zu, denn er hatte diese Auseinandersetzung aus seiner Sicht eindeutig gewonnen. Selbstzufrieden vernahm Serenity seine Stimme. „Gut, einverstanden, aber dann geh endlich und mach dich fertig, ich bin müde und möchte dich doch in meinen Armen halten, wenn ich einschlafe und ins süße Land der Träume wandere.“ Die letzen Worte hatte er mal wieder mit sehr selbstzufriedener Miene in ihr Ohr gehaucht.

Doch die Mondprinzessin schnaubte nur verärgert über seine freche Äußerung und machte sich auf den Weg ins Bad. Nicht einmal zwei Minuten später stand sie nur noch mit seinem Hemd bekleidet wieder vor ihm.

Ihm stockte der Atem, bei der vielen Haut, welche das Hemd freigab. Sichtlich unwohl fühlend hüpfte sie nervös von einem Fuß auf den Anderen. Sein Herz schlug bei ihrem Anblick schneller und sein Mund fühlte sich plötzlich sehr trocken an.

Schnell schlüpfte sie an ihm vorbei unter die Bettdecke um nicht mehr länger ihren doch sichtlich entblößten Körper seinen schmachtenden Blicken auszusetzen.

Währenddessen verschwand der junge Mann schon fast fluchtartig aus seinem Gemach ins Bad. Wie sollte er nur diese Nacht überleben, fragte er sich ernsthaft, ohne sie anzufassen oder sie gar unsittlich zu berühren. Er versuchte sich einen Schlachtplan zu Recht zu legen, aber er zweifelte wirklich, ob das genügen würde, geschweige denn funktionierte.

Sich noch einmal Mut zusprechend verließ er es schließlich wieder und machte sich nur mit einer Stoffhose bekleidet zu ihr auf. Sie lag im Bett und hatte es sich sichtlich gemütlich gemacht in diesem. Sie betrachtete versonnen die Sterne, welche funkelnd und strahlend vom Himmel durch das Fenster des Balkons schienen.

Sie bekam gar nicht mit, wie Endymion langsam, um sie nicht zu stören, zu ihr ins Bett kletterte. Doch plötzlich, als sie seine Nähe spürte, versteifte sie sich kurz. Nur um sich dann im Gegenteil noch enger an ihn zu schmiegen. Er legte beide Arme um sie und bettete ihren Kopf mit dem offenen goldenen Haar auf seine muskulöse Brust. Nun schauten sie gemeinsam auf den Sternenhimmel und den silbern leuchteten Mond.

„Hast du angst?“, fragte sie ihn nach einer Weile.

„Wovor sollte ich angst haben?“, stellte er die Gegenfrage.

„Keine Ahnung. Ich war nur neugierig. Das ist alles. Ich habe angst.“, gestand sie.

„Wovor?“ Seine Stimme klang sanft.

„Davor zu versagen. Davor, dass ich die Hoffnungen, die in mich gesetzt werden, nicht erfüllen kann. Davor, dass das Ende bedeuten könnte. Aber vor allem habe ich angst, dass ich zusehen muss, wie alle, die mir etwas bedeuten, sterben und ich dabei zusehen muss, in dem Wissen, dass ich nichts machen kann.“

„Gehöre ich auch zu diesen Menschen?“ Sie schwieg. Niedergeschlagen wollte er sie schon etwas anderes fragen, aber dann sprach sie.

„Ja, du bist sogar der Wichtigste.“

Daraufhin drückte er sie noch fester an sich. „Du bist die einzige Person, die Einzige, die mir wirklich etwas bedeutet. Das Wichtigste in meinem Leben.“

Sie wendete ihr Gesicht dem seinen zu. Langsam näherte sie sich seinen Lippen und dann vereinigten sie sich zu einem sanften Kuss, der aber voller Gefühl und Sehnsucht war. Anschließend lehnte sie sich wieder an ihn.

„Wir schaffen das zusammen. Du bist nicht allein. Gemeinsam werden wir stark sein und das Chaos besiegen.“, versuchte er ihr Mut zu machen.

„Aber du musst mir etwas versprechen?“, entgegnete sie fest.

„Alles!“

„Du darfst mich nicht wieder alleine lassen. Nie wieder und wenn, dann sterben wir zusammen. Ich schaffe es nicht noch einmal allein auf dieser Welt zu sein. Nicht jetzt, nachdem wir uns endlich gefunden haben.“ Gequält entfuhr ihr ein lautloser Schluchzer. „Bitte nie wieder!“

Endymion spürte wie ihre Tränen auf seine nackte Brust fielen. Aber er war erstarrt. Sie konnte sich also doch erinnern. Seit wann, fragte er sich.

Doch es waren gerade mal ein Paar Sekunden, die sie es wusste. Das war es wohl gewesen, woran sie sich heute Morgen in ihren Träumen nicht hatte erinnern wollen. Dies hatte sie mit aller ihrer zur Verfügung stehenden Macht zurück gedrängt. Doch jetzt war es wieder da.

„Cosmos!“, er sprach diesen Namen in dem vollen Bewusstsein aus, dass es sie ablenken würde. Tatsächlich versiegten die Wasserströme aus ihren Augen. „Ich schwöre es dir, ich werde dich nicht verlassen! Egal, was auch passiert. Nichts wird mich davon abhalten, je zu dir zurück zu kommen. Nicht einmal der Tod!“

Wieder küssten sie sich, nur dass diesmal von ihm die Initiative ausging.

„Ich liebe dich.“

Beide hielten sich nun einander wieder in den Armen.

„Seit wann weißt du, was wir in unserem vorherigen Leben waren?“ Man hörte deutlich die Neugierde heraus.

„Ich hatte heute Morgen einen Traum, wo ich uns und unsere Kinder sah. Außerdem ist mir gerade ein Bild vor Augen gekommen, wo ich dich sah in meinem Armen und du tatest deinen letzten Atemzug. Danach war ich solange allein.“ Sie vergrub ihr Gesicht an seiner Halsbeuge.

„Ich gehe nicht wieder weg. Da müsste ich ja ein schöner Idiot sein, wenn ich doch nochmal allein lasse!“ Sie lachte etwas matt darüber, aber er war froh, dass sie nicht wieder angefangen hatte, zu weinen.

„Sie haben sich großartig gemacht, findest du nicht?“, startete er ein weiteres Ablenkungsmanöver.

„Wer?“

Er kicherte. „Kannst du dir denn nicht denken, wenn ich meine?“

„Nein, sonst würde ich ja nicht fragen!“, gab sie etwas patzig zur Antwort.

„Unsere Kinder. Sie haben all dieses Leben erschaffen, ganz ohne unsere Hilfe. Ich wusste immer, das sie nach dir kommen!“

Bei der Erwähnung, dass sie in ihren früheren Leben, Eltern gewesen waren, stieg ihr das Blut in ihre Wangen. „Ja, ich bin sehr stolz auf sie. Aber dennoch sind wir in diesem Leben nur einfache Menschen.“, gab sie zu bedenken.

„Das stimmt nicht und das weißt du auch! Wir sind mehr, wie sonst war ich in der Lage, dich zu retten!“ Sie blieb still. Was sollte sie auch dazu sagen.

„Aber du wünscht dir, wir wären ganz normal, nicht wahr?“

„Ja, doch es ändert trotzdem nichts daran, dass wir es nicht sind.“

„Mag sein, vielleicht im nächsten Leben!“, mutmaßte er.

Vielleicht, dachte sie nur.

So schliefen sie schließlich ein. Eng aneinander gekuschelt, bei dem anderen Trost und Halt suchend.



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