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Silber's cat's life

von

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Der Besucher

Als er erwachte, war alles dunkel, wie er es gewohnt war. Der Käfig, in dem er saß, und das schon seit 10 Jahren, war viel zu klein für ihn. Der junge Catboy zahlte jetzt 13 Jahre. Man hatte ihn auf einer Straße aufgelesen, als er noch sehr klein war, und ihn dann in diesen Petshop hier gesteckt.

Hier saß er nun, und wartete darauf, dass es Tag wurde und damit verbunden, wieder eine Chance auf ein neues zu Hause. Auf jemanden, der ihn hier wegholte. Es war jedoch erst fünf Uhr, aber er konnte schon gar nicht mehr schlafen. Sein schulterlanges, silbernes Haar lag wie immer, glatt an. Darin verbarg sich ein rötlicher Schimmer, der nur bei Licht ersichtlich wurde. Seinen silbernen Schwanz, mit dem weißen Ende, hatte er nach hinten weg gestreckt und seine bernsteinfarbenen Augen schauten traurig durch die Gitterstäbe.

Plötzlich hörte er ein knarrendes Geräusch und das Licht wurde angeschaltet. Erst flackerte es nur, doch dann leuchtete es grell auf. Zu grell für die Augen des jungen Katers. Er kniff sie zusammen, und seine geweiteten Pupillen zogen sich zu Schlitzen zusammen. Er hasste das grelle Licht in diesem Raum. Ein fremder Geruch stieg ihm in die Nase. Er nieste unverbindlich und starrte durch seine Gefängnisstäbe hindurch.

Leise Stimmen drangen an seine Ohren, die unaufhörlich zuckten, um auch ja keinen der neuen Töne zu verpassen. Seine spitzen Ohren waren ebenfalls silbern und hatten weiße Enden. Sie zuckten weiter. Er drehte sie leicht. Eine der Stimmen erkannte er, es war die des Ladenbesitzers, aber wer war die andere? Er schnupperte. Vielleicht ein Kunde, der ihn kaufen wollte. Ihn! Das konnte er sich zwar nicht vorstellen, aber möglich war alles. Bis jetzt waren schon viele Leute gekommen, aber die meisten hatten sich einen jungen Hund oder eine Katze geholt. Eine gewöhnliche. Das heißt: keine „Menschenkatze“ wie er es war. An ihm waren sie sowieso immer ignorant vorbeigegangen, warum? Das konnte er sich selbst nicht erklären. Er war doch ein recht hübscher Kater. Vielleicht liegt es ja doch an meiner Herkunft, dachte er betrübt. Ich bin halt nur ein Straßenkätzchen. Das war hart. Und vor allem, jeder konnte es sehen. Denn an ihren Käfigen standen Name, Alter, Geschlecht, Rasse und unter anderem auch Herkunft. Und er war einer der wenigen Unglücklichen, die man von der Straße gelesen hatte, die nie das Glück eines menschlichen Heimes kennen gelernt hatten. Bzw. das schöne weiche Katzenkörbchen. Als junges Kätzchen hatte er es schon nicht leicht gehabt. Seine Mutter, die ein Catgirl war, und was für ein wunderschönes, hatte ihn in einer schmutzigen Gasse zur Welt bringen müssen. Sie war eine der wenigen seltenen Katzenmenschen, die es überhaupt gab. Eine von 10! Und darunter wiederum das schönste Weibchen. Ihr Fell war weiß mit einer leichten Spur von Silber und Rosa. Es glänzte immer und war so weich, wie Seide einer Seidenraupe. Sie hatte Bernsteinaugen gehabt, die so schön leuchteten, wie das wertvolle Stück selbst und immer eine seltsame Ruhe ausstrahlten. Ihr Schweif war weich und ebenfalls weiß gewesen. Um es mit einem Wort zu sagen: sie war das perfekte Catgirl. Schneeweiß und wunderschön. Und verdammt beliebt bei allen männlichen Geschöpfen. Selbst die männlichen Hunde waren hinter ihr her. Auch Menschen – sie ließen ihre Weibchen mit Kind im Stich, nur um mit dieser heißen Katze eine Nacht zu verbringen. Und ihre Stimme, sie war so weich und sanft wie eine leichte Sommerbrise, gemischt mit dem schönsten und hellsten Klang der Welt. Ihr Gang war elegant, als wäre sie vom Himmel, von den Göttern selbst, geschickt worden. Mama, er schloss für einen Moment die Augen. Das Bild seiner Katzenmutter erschien ihm wieder. Fast jede Nacht hatte er von ihr geträumt. Und immer war sie so echt und lebendig, wie eh und je, gewesen. Er konnte sie riechen, fühlen und sogar ihren weichen Pelz fast anfassen. Doch als er sie berühren wollte, da verschwand sie, wie eine Seifenblase im Wind, eine traurige Erinnerung. Tränen rollten ihm über die Wangen. Sein Vater, so fiel ihm plötzlich ein, war ein streunender silbergrauer Kater gewesen. Ein gewöhnlicher Kater! Seine Augen waren orange und seine Ohren am Ende weiß, wie der Schweif. Seinen Pelz zierten sanfte schwarze Streifen. Auch wenn er nur eine gewöhnliche Straßenkatze war, so liebte ihn das Catgirl doch unendlich. Und schon bald darauf hatten sie drei Junge. Den Kleinen Catboy und noch zwei weitere, normale Katzenbabys. Zwei Weibchen, die genauso schön waren, wie ihre Mutter. Sie hatten ebenfalls diesen Schimmer gehabt. Wovon er nur ein bisschen Rosa abbekommen hatte, was dann doch eher in ein rot übergewechselt war. Die restliche Fellfarbe hatte er von seinem Vater, aber die Weichheit seines Fells von seiner Mutter. Und die Schönheit auch. Zwar war er nicht weiß, aber auch ein silbergrauer Catboy war wunderschön. Er zwinkerte. Seine Augen strahlten die gleiche seltsame Ruhe aus, wie die seiner Mutter. Aber wie war ihr Name? Er wusste es mal, kurz vor ihrem Tod hatte sie es ihm verraten, doch er hatte ihn vergessen. Zu groß war der Schock, sie für immer verloren zu haben. Er maunzte traurig.

Seine Ohren fingen wieder die Stimmen auf und er wurde aus seiner grausamen, und dennoch schönen Gedankenwelt geholt. Erschrocken schlug er die Augen auf. Die Pupillen noch immer schlitzförmig. Licht fiel in seine sanften Augen. Es dauerte ein Weilchen, ehe er sich seiner Umwelt wieder bewusst wurde. Wo bin ich?, fragte er sich voller Angst. Sein Fell war gesträubt und die Krallen ausgefahren. Ich habe Angst. In diesem Moment kam der Tierladenbesitzer mit dem Fremden an seinen Käfig. „Und hier haben wir den letzten in unserer Reihe.“, sagte er und deutete auf den gesträubten Catboy. Der Besucher hockte sich vor dem Käfig hin. Der Kater starrte ihn fassungslos an. Er war plötzlich so weit weg, unerreichbar für den Kleinen. „Ich bin Shane“, sagte er freundlich. Die Katze starrte ihn noch immer, wie befremdet an. Als wäre er der erste Mensch, den er sehen würde. Dabei hatte der Hübsche schon viele dieser Art gesehen. Er war nur gerade zu geschockt, weil man ihn unerwartet aus seiner Gedankenwelt geholt hatte. Shane war ein etwa 26 Jahre alter, junger Mann. Er hatte schulterlange, schwarze Haare, die von roten Strähnen durchzogen waren. Seine eisblauen Augen strahlten ihn vielsagend an. Desweiteren trug der junge Mann eine dunkelblaue Kleidung, wahrscheinlich irgendeine Arbeitskleidung. Doch das war falsch. Es war lediglich eine für besondere Anlässe, wie den hier zum Beispiel. Seine Arbeitskleidung war dreckig und fast immer blutbefleckt. Er strahlte. Dem Catboy gefiel der Ausdruck in seinen Augen gar nicht. Sie flammten, wie heiße Kohlen. „Das ist übrigens Silber“, stellte ihn der Ladenbesitzer vor. Shane kicherte. „Der Name passt.“, meinte er nur. Shane und Silber sahen sich eine Weile lang still in die Augen. Alles um sie herum erstarrte und war für beide nicht mehr relevant. Sie sahen nur noch das hoffende Glitzern in den Augen des anderen. Für kurze Zeit schlugen ihre Herzen in Einklang. „He, Sie! Wollen Sie ihn kaufen?“, rief der Besitzer. Seine Stimme drang nur schwach an das Ohr von Shane. „Hä, was?“, fragte er erschrocken. „Möchten Sie ihn haben?“, formulierte der Mann die Frage anders. „Ja, klar“, meinte der junge Mann und nickte. „Kostet 300 Euro.“, sagte der Verkäufer. „Ah, nicht mehr?“, fragte Shane und wandte sich dem Mann zu. Er schüttelte. „Der Kleine ist schon eine ganze Weile hier, wir haben seine Kosten gesenkt, weil ihn keiner haben wollte. Denn eigentlich kostete er 2000 Euro“. Shane nickte. Er stand langsam auf und drehte sich zu dem Verkäufer um. Er holte sein Geldbeutel heraus und gab dem Ladenbesitzer die volle Summe. 2000 Euro. Der Mann war verdutzt. „Aber er kostet doch längst nicht mehr so viel.“, sagte er leise. „Ich weiß“, antwortete ihm Shane, „aber wenn ich ihn für 300 Euro nehmen würde, wäre das fast wie geschenkt. Und ich nehme nicht gern Geschenke an.“ Der Verkäufer lächelte und nickte verständnisvoll. „Ich verstehe.“ Behutsam nahm er das Geld an. Shane wandte sich dem Schild an Silber's Käfig zu. „Straßenkatze, hm?“, meinte er nur. Der Mann nickte. Nun wandte er sich dem Catboy im Käfig zu. „Also dann mein Kleiner, hab ein schönes Leben. Da draußen ist nicht immer alles schön und gut. Ich wünsche dir viel Glück.“ eine Träne rollte dem älteren Mann über die Wange. Silber sah ihn traurig an. Auch er stand kurz davor zu weinen. Obwohl er diesem Menschen nie nahe gestanden hatte. Von ihm hatte er lediglich Futter, Wasser, eine Käfigreinigung und ein oder zwei Streicheleinheiten am Tag bekommen. Er zwinkerte. Der Mann ging fort und kam wenig später mit einem Band und einer Art Leine zurück. Diese gab er Shane. Der nahm es, ohne ein Wort zu sagen, an. Nun wurde Silber's Käfigtür aufgeschlossen, und der junge Kater trat vorsichtig heraus. Wie fremd die Welt vor dem Käfig aussah. Richtig beängstigend. Ängstlich drehte er sich zu seinem Käfiginneren um. Er wäre am liebsten, wenn er könnte, wieder darin verschwunden, hätte sich in sein Streu gekuschelt und wäre nie wieder raus gekommen. Aber das war noch nicht das schlimmste. Die Außenwelt sah noch mal ganz anders aus. Doch was brachte ihm das, außer weiteren Jahren in diesem Laden. Er sollte froh sein, dass er hier weg kam.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  DarkTiger
2011-06-07T17:42:30+00:00 07.06.2011 19:42
ich bin etwas verwirrt...
seine mutter: Katze/mensch
Vater: Kater
echt jetzt?
das stell ich mir wirklich sehr skuril vor
aber die geschichte ist gut
bis auf dieses merkwürdige kopfkino das mir der gedanke an die zeugung verleiht
Von:  me-luna
2010-04-24T15:31:46+00:00 24.04.2010 17:31
Musste richtig schniefen, das ist soooo rührend geschrieben.
Der arme kleine Catboy, sitzt seit über 10 Jahren im Käfig und erinnert sich an seine Mutter zurück, wie traurig.
Das schreibst sehr gefühlvoll und schön, aber ich würde noch dringenst ein paar Absätze empfehlen, das erleichtert das Lesen ungemein und bringt deine Geschichte noch besser zu Geltung.

Lg
Von:  Sorano-chan
2010-03-02T20:22:32+00:00 02.03.2010 21:22
super geschichte :)
ich war von anfangan gefesselt und bin jetzt voll gespannt wie es weiter gehen soll :D
also mach schnell weiter :)

lg Sorano-chan


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