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Das Spukhaus

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Das Spukhaus

Es geschah an einem ruhigen Sommerabend.

Sie schlug die Fensterscheibe ein, griff durch das zerbrochene Glas und öffnete die Türe.

Das Holz knarrte laut, es blätterte noch mehr der ehemals grünen Farbe ab und der Boden gab verdächtig unter ihrem Gewicht nach.

Ihr Herz raste, dennoch setzte sie weiterhin tapfer Fuß vor Fuß, immer in der Erwartung, jeden Augenblick einzubrechen und ein Stockwerk tiefer zu fallen.

Staub rieselte auf sie hinab und ihre Augen hatten sich noch nicht richtig an das Dämmerlicht gewöhnt, es drangen nur wenige schmale Sonnenstrahlen durch die verrammelten, zugenagelten Fenster.

Sie wartete einen Moment, bis sie mehr sehen konnte und folge dann den frischen, glänzenden Fußspuren, die sich auf dem staubigen, fast weißen Boden deutlich abhoben.

Die Räume sahen noch genauso aus, wie sie damals vor vielen, vielen Jahren verlassen worden waren.

Ein Zinnbecher mit wahrscheinlich hundert Jahre altem, brackigem Wasser stand auf dem morschen Tisch, eine halb niedergebrannt Kerze und eine vertrocknete Rose daneben.

Die Spuren führten die Treppen hinauf.

Jede Stufe stellte eine Gefahr da, doch sie hielt nicht an.

Oben angekommen wischte sie sich den Schweiß von der Stirn.

Mit zitternden Knien lehnte sie sich an die Wand und atmete erstmal tief durch.

Ein Babyschrei aus dem linken Flur ließ sie zusammenfahren und aufschreien.

Die Wand krachte und brach ein, sie verlor das Gleichgewicht und fiel hin, der Boden brach ebenfalls zusammen und ihr Bein sackte durch die Bretter.

Sie schrie erneut laut auf und gleich noch einmal, als etwas großes Haariges an ihrem Gesicht vorbeihuschte und sie von reflektierenden Augen angestarrt wurde.

Nervös lachte sie auf. Es war nur eine Katze.

Doch dann ertönten schwere Schritte aus dem rechten Flur, die sehr schnell näher kamen.

Ihr blieb keine Zeit ein weiteres Mal zu schreien, da krachte es schon wieder und lautes Fluchen kam aus der Dunkelheit.

„Jan?“

„Nadja, alles in Ordnung?“

„Ich stecke fest!“

Nervöses Kichern drang an ihr Ohr.

„Ich auch...“

„Warum zum Teufel wolltest du mich ausgerechnet hier treffen? In einem verdammten Spukhaus?“, fragte sie und versuchte sich aus dem Boden zu ziehen.

„Ich dachte, es würde romantischer werden.“

„Oh, es ist so romantisch, mitten in der Dunkelheit im Boden fest zu stecken und Staub zu schlucken!“

Ein erstickter Schrei drang aus Jans Richtung.

„Was ist los?“

„Hau ab, Jason!“

Ein leises Maunzen ertönte.

„Komm her, Jason, komm zu Mama!“, lockte sie.

„Na, wenigstens gefällt es deiner Katze hier.“

„Ein großer Trost“, lachte Nadja.

Stöhnen und Ächzen, dann ein unterdrückter Jubelschrei: „Süße Freiheit!“

Endlich wurde sie von zwei Händen gepackt und Jan half ihr aus dem Loch hinaus.

Erschöpft und mit immer noch rasendem Herzen standen die Beiden noch einen Moment aneinander gekuschelt im Flur.

Dann wurde Nadja von ihrem Freund langsam in das Zimmer geführt, in dem er sich bis vorhin versteckt hatte.

Dort war alles blitzsauber gewischt und aufgeräumt.

„Na, das ist doch wirklich gleich viel romantischer“, meinte Nadja, als sie den kleinen Tisch mit den Kerzen und den frischen Rosen darauf sah.

„Darf ich bitten?“, fragte Jan und schob ihr den Stuhl hin.

Als sie sich setzte, sprang Jason auf ihren Schoß und begann zu schnurren.

Lächelnd setzte sich Jan ihr gegenüber, schlang die Finger ineinander und legte das Kinn darauf, um sie in aller Ruhe zu beobachten.

Sie hatte sich genau in diesen Blick verliebt, vom ersten Augenblick an.

Unbewusst hatte sie Jason gekrault und gestreichelt.

Plötzlich bemerkte sie etwas Ungewöhnliches an seinem Hals.

Sie zwang sich den Blick von Jan abzuwenden und fuhr mit dem Finger an Jasons Kinn entlang, wodurch er entspannt die Augen schloss und den Kopf hob.

Sie löste behutsam das Halsband und betrachtete es genauer.

Da hing etwas dran.

Es war rund und ein hübscher kleiner Stein war in die Fassung eingelassen.

Ihr Herz setzte einen Schlag lang aus und sie wagte kaum, aufzublicken.
 

Dann versank sie erneut in den sanft lächelnden Augen ihres Verlobten...



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