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Metamorphose

Vom Ei zum Schmetterling
von

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Der Kokon

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Kapitel 3 Der Kokon

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Der Regen klatschte in die unzähligen Pfützen, aber in diesem Moment spürte es wohl kaum jemand.

“Wir nehmen von einer jungen Frau Abschied, die ihr Leben viel zu jung verlor. Aaron Nicole Woodsborough!...” mein Blick war fixiert auf den Sarg vor mir. Geziert mit hunderten von weißen Lilien, die sie so geliebt hatte. Reno hatte mich danach gefragt, welche Blumen sie mochte. Immerhin war sie eine gute Freundin von ihm gewesen. Ich hatte es ihm gerne gesagt.

Eine Hand legte sich um die schmalen Schultern eines Kindes, dass soeben Erwachsen geworden war. Ich blickte auf und meinem Vater in die traurigen Augen. Gut, er mochte mich nun, aber nur weil sie weg war und so wollte ich seine Aufmerksamkeit nicht gewinnen. Nicht zu dem Preis...
 

Weitere Tränen flossen und Rufus stand auf, ging auf sie zu, reichte ihr ein Taschentuch.

“Schon gut... Du musst nicht weiter erzählen, wenn es so schmerzt...” er schien wirklich besorgt um sie zu sein. Doch Elena schüttelte ihre blonde Mähne.

“Es ist okay... Sie wollten doch wissen, wie ich zur Turk wurde und was für ein Leben ich führte und das gehört nun mal dazu...” letzteres kam leicht erstickt. Die einzelnen Tränen wurden stumm aus den Augenwinkeln gewischt.
 

Als ihr Sarg langsam hinabglitt wurde es mir schlagartig klar, ich würde meine Schwester nie wieder sehen und sie würde mich nie wieder zur Weißglut treiben. Nie wieder...

Tseng, Reno und die anderen Turks standen etwas abseits, sie wollten schließlich nicht aufdringlich erscheinen. Ich war froh, dass sie auch gekommen waren, dass es für sie nicht nur ein Verlust von vielen war. Das meine Schwester sie wirklich zu Freunden zählen konnte und nicht nur zu den Kollegen. Sie war eben nicht eine von vielen. Sie war eine der Wenigen.

Mein Blick war getrübt von Tränen, die unaufhörlich ihren Weg über meine Wangen suchten. Auch wenn wir nicht immer die besten Freunde gewesen waren, ich habe sie genauso geliebt wie sie mich und das wurde mir erst klar, als sie ihr Leben ließ. Ihr Leben ließ, um ein Mädchen wie mich zu beschützen. Mich, ihre Schwester. Ihre kleine Schwester.
 

Sachte drückte Vater mich an seine Seite und ich spürte wie er an mir festhielt. Wie er mich nun brauchte, da seine andere perfektere Tochter nicht mehr da war. Es schmerzte mir zu wissen, dass sie noch immer perfekter war und dennoch verspürte ich mehr Mitleid mit ihm, als Wut oder Verzweiflung. Ich liebte sie doch auch.
 

Schließlich bedeckte dunkle Erde ihren Sarg und die Blumenkränze wurden auf das Grab gelegt. Der Regen hatte noch nicht aufgehört und auch meine Tränen waren noch lange nicht versiegt.

Tseng trat an meinen Vater heran und verbeugte sich kurz vor ihm, kein Wort, kein Händeschütteln. Erst viel später erfuhr ich, dass es die wutainesische Art des Beileidwünschens war. Eine stille und dennoch viel sagende Geste. Reno und auch Rude kamen und gaben meinem Vater die Hand. Gaben ihm zu verstehen, dass er immer auf sie zählen könne, wenn er sie brauchte. Verdot war derjenige, der die meiste Zeit mit ihm sprach. Ich konnte nicht hören um was es ging, es interessierte mich auch nicht wirklich.
 

Später an diesem Tag wurde mir eines wieder schlagartig klar. Ich hatte getötet. Einen Menschen, der nur für seine Überzeugung kämpfte und dabei meine Schwester tötete, die für ihre Ziele stand. Eigentlich waren sie alle sinnlos gefallen. Denn keiner hatte diesen Kampf gewonnen. Avalanche hatte die ShinRa nicht aufgehalten und die ShinRa hatte sich kaum bis gar nicht beeindrucken lassen. Wozu also das Ganze? Eine Frage, die mich lange von der ShinRa fernhielt. Ich wollte nicht an dem Ort sein, an dem für meine Schwester alles begonnen hatte. In der Firma in der auch alles ihr Ende fand.

Ich verschanzte mich immer mehr in meinem Zimmer, meine Gedanken kreisten immer wieder um die selben Gedanken und doch kam ich nie zu einem vernünftigen Schluss.
 

Ich hielt mich von der ShinRa fern, wollte nichts mehr mit alledem zu tun haben. Wollte damit abschließen, ein ganz normales Mädchen werden. Doch es kam, wie es eben kommen musste. Oder er kam, der kommen musste.

Eines Nachmittags kam er zu uns nach Hause und sprach eindringlich mit meinem Vater. Ich wusste, was Verdot wollte. Er wollte mich in seiner Truppe haben, die nicht so perfekte von den Woodsborough Schwestern.

“Sie hat Potenzial, Ernest. Sieh es doch ein. Es mag eine gefallen sein, aber die zweite kann mit ihrer Wut und ihrer Entschlossenheit sehr hilfreich für uns sein. ... Außerdem hat mir Tseng von ihren Fortschritten erzählt. Sie war gut... Sie hat Reno gerettet... Sie hat bereits ihren ersten Menschen getötet...”

Mein Vater senkte sein Haupt und ich sackte an der Wand hinab. Er hatte ja recht, aber ich wollte nicht so wie sie werden. Ich wollte keine Turk werden.

So ging Verdot, unverrichteter Dinge und ich war beruhigt. Cissney kam statt meiner in die Truppe. Die Rothaarige, die nur vom Tod meiner Schwester profitiert hatte.
 

Ich ging weiter zur Schule und ließ mich weiterhin von meinen Schulkameraden ärgern. Meine Hände hatten schon einmal getötet, so hütete ich mich davor meine Hand an etwas oder jemanden zu legen. Zu groß war die Furcht vor unvorhersehbaren Dingen, wie Verdots Tod.
 

Die Nachricht ereilte uns eine Weile nach seinem letzten Besuch. Vater hatte noch gemeint, dass Verdot sehr in Rätseln gesprochen hatte. Dass er um sein Leben fürchtete und dass er den Verdacht habe, einer aus seinen Reihen werde ihn töten. Auch vernahm ich, wer seinen Platz einnehmen sollte.

“Tseng! Tseng Saragi! Der Junge hat mein vollstes Vertrauen und er ist ein guter Junge...” Genau das waren seine Worte gewesen.

Ich kannte Tseng, er war eine Führungspersönlichkeit und dass würde sich wohl kaum ändern, wenn er in dieser Position stand.

Das Telefon schrillte und ich ging ran. Es war die ShinRa, Tseng. Höflich erkundigte er sich nach meinem Befinden und freute sich darüber, dass es mir gut zu gehen schien. Der Tod meiner Schwester war nun schon eine Weile her und ich hatte ihn so ziemlich verkraftet. Dann wollte er meinen Vater sprechen und ich lief hoch in sein Arbeitszimmer.

Er nahm den Hörer ab und wies mir an doch bei ihm zu bleiben. In letzter Zeit genoss er mehr und mehr meine Gesellschaft und ich genoss die Seine.

Seine Augen veränderten sich, ganz plötzlich und ich spürte, dass irgend etwas nicht in Ordnung war. So ging ich langsam zu ihm hin und fasste seinen Arm. Schließlich legte er den Hörer zurück auf die Gabel und sah mich traurig an.

“Was ist denn?” fragte ich eher zögerlich.

“Verdot ist tot...” meinte mein Vater nur kühl und ich fasste noch stärker nach seinem Arm.

“Er wurde hingerichtet, im ShinRa Hauptgebäude...” Ich nahm meinen Vater in den Arm und versuchte ihn zu trösten, so gut ich konnte. Es musste auch Tseng sehr schwer fallen, darüber zu sprechen, für ihn war Verdot wie ein Vater gewesen.

Wieder musste ich auf ein Begräbnis und wieder sah ich sie alle wieder. Doch irgendwie war das Gefühl dieses Mal anders. Dieses Mal war die Trauergemeinde sehr klein. Bloß Tseng, Reno und Rude, Cissney, der Präsident samt Sohn und mein Vater mit mir.

Meine Augen hatten den stillen Wutainesen fixiert. Wie er still stand und in seinem Gesicht war keine Regung zu erkennen. Gerade in diesem Moment fragte ich mich, ob alle Turks so wurden über die Jahre, oder ob er eben anders war als die Anderen. So blieb mein Blick auf ihm und er blickte manchmal zurück.
 

Wenn sich unsere Blicke trafen, ließ ich meinen Blick wieder sinken. Noch immer hatte er diese Faszination, die eben von ihm ausging, diese Distanz, die in einem den Wunsch entfachte ihm Nahe zu sein. Diese Kälte, die einen doch zu wärmen schien. Ob ich es nun wahr haben wollte, oder nicht, ich liebte das Gefühl... Irgendwie...
 

Wieder wurde ein einfacher Sarg in die tiefe, dunkle, feuchte Erde übergeben. Wieder fand ein Mensch in die unendlichen Weiten des Lebensstroms zurück. Zurück zu Leviathan, Ifrit, Shiva oder Bahamut. Bahamut, der Beschützer unserer Stadt und doch wusste ich, dass Tseng anders dachte.
 

So wie jeder Landkreis auf Gaija, eine andere Bezeichnung für die Ausgeburten des Lebensstromes fand. Corel glaubte an Odin, den Reiter auf dem Teufelsross; Wutai glaubte an Leviathan, einem gigantischen Seedrachen, aus dessen Schuppen die Wutainesen geboren wurden; und wir in Midgar legten unser Schicksal in die Klauen eines unbeschreiblich großen Drachen namens Bahamut. So glaubte jeder an das Gleiche, nannte es bloß anders.
 

Mein Vater wischte sich sachte die Tränen aus den Augenwinkeln. Verdot war ein guter, sehr guter Freund der Familie gewesen. Und mein Vater hatte immer viel von ihm gehalten.
 

“Hat man diesen Fall jemals aufgeklärt?” wollte Rufus nun an dieser Stelle von der Blonden wissen, die nur ihr blondes Haar schüttelte.

“Soweit ich weiß, wurden die Ermittlungen nach einer Weile eingestellt, da sich die möglichen Spuren immer wieder zerstreuten...” Elena setzte sich wieder Rufus gegenüber und lächelte sanft, hob die Tasse und setzte sie sanft an ihre Lippen und nahm einen Schluck.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Danisa
2011-06-29T18:51:59+00:00 29.06.2011 20:51
Diese Story ist toll und unglaublich gut geschrieben! Sie ähnelt in den Anfängen auffällig stark "Vom Schicksal vorbestimmt" http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/serie/71/charakter/15539/185058/[/URL ] Diese scheint früher erschienen zu sein, jedoch ist dein Schreibstil um so vieles Besser und authentischer, dass es mich verwirrt, da ich deine viel eher für das Original halten würde. Vielleicht könntest du mich da ja mal aufklären, sonst wünsche ich mir wirklich, dass du weiterschreibst! Die Story ist echt genial!


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