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Augenblicke

von

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Zwischen den Welten

Als Shinichi Kudo erwachte, hatte er eine Art Déjà-vu. Es war wie damals, als er im Tropical Land das Bewusstsein wieder erlangte. An diesem schicksalhaften Tag hatte der junge Detektiv zunächst geglaubt, es hätte ihn tatsächlich erwischt.

Doch dem war nicht so… genau wie er zum erneuten Male aus einer sehr tiefen Bewusstlosigkeit aufwachte.

„Er ist wieder, Professor! Shinichi? Shinichi, hörst du mich?“

Jemand rief nach ihm. Die Stimme kam ihm nicht unbekannt vor, sie klang weich und doch sehr besorgt.

Ganz sachte öffnete er die Augen, blinzelte und erkannte schemenhaft das Gesicht einer jungen Frau.

Vom hellem Licht geblendet, schirmte Shinichi seine Augen mit der Hand ab.

„Ai?“

Ein erleichterndes Lachen.

„Schon gut… bleib erst mal liegen.“

Sollen wir ihn nicht besser ins Krankenhaus bringen?“, fragte eine besorgte Stimme, die Shinichi dem Professor zuordnete.

„Natürlich. Und wie wollen sie das einem Arzt erklären? Ihre Ausrede würde ich zu gerne hören.“

Der ironische Unterton blieb Shinichi nicht verborgen und er lächelte. Typisch, für die Wissenschaftlerin.
 

„Was ist passiert?“

Seine Stimme klang heiser, war kaum hörbar. Er räusperte sich einige Male.

Dabei wandte er den Blick um sich und wurde sich bewusst, dass er auf dem Fußboden lag. Langsam, mit schmerzenden Gliedern, richtete er sich auf. Stöhnend griff er sich an den Kopf.
 

„Mach langsam. Nicht, dass du gleich wieder weg bist…“ Shiho kniete neben ihm, den Griff fest um seine Schulter.

„Wovon redest du?“, fragte er verwirrt. Was meinte sie mit weg? Wo sollte er denn gewesen sein. Er konnte keinen klaren Gedanken fassen, nur Erinnerungsfetzen ließen ihn hier und da an die Schmerzen zurückdenken.

„Du hast das Gegengift eingenommen. Es war schrecklich, schlimmer als sonst. Minutenlang hattest du Krämpfe, bist du dich auf einmal nicht bewegt und nicht mehr geatmet hast…“ Sie verstummte.

Geistesgegenwärtig griff Shinichi sich an den Kopf, schüttelte ihn heftig. Das Brennen, die Schmerzen… dann schwarze Leere vor seinen Augen. Und dieses erleichternde Gefühl zu schweben…

Ihm wurde schwindlig. „Habt ihr mich wiederbeleben müssen?“
 

„Ja!“, erwiderte Agasa betroffen. „Ai hat dich minutenlang reanimieren müssen. Wir dachten schon… du schaffst es nicht.“ Der Professor hatte einen Kloß im Hals. Er war zutiefst erschrocken, als er seinen jungen Freund - der wie ein Enkel für ihn war – blass und leblos auf dem Boden liegen sah.
 

Doch Shinichi lachte leise auf. Stirnrunzelnd sah Shiho ihn an.

„Das ist verrückt. Ich fühl mich ganz normal… als wäre nichts geschehen. Hier und da zwickt es mich, aber ansonsten.“

Die junge Wissenschaftlerin seufzte. „Du solltest dich hinlegen und ausruhen. Dein Körper musste für heute schon genügend Strapazen überstehen. Du kannst froh sein, dass du noch lebst.“, schimpfte sie. „Am Besten bleibst du über Nacht hier, damit wir dich beobachten können.“

„Aber ich fühl mich doch gut!“, protestierte Shinichi. Mit wenig Mühe stand er auf.
 

„Shinichi!“ Mit sanfter Gewalt drückte Agasa ihn aufs Sofa. „Ai… Shiho hat Recht. Wir sollten nichts riskieren. Zwar hast du dich die letzten Male immer recht schnell kuriert, nachdem du deinen alten Körper erhalten hast, aber die Situation heute war kein Spass!“
 

Wenige Minuten später lag Shinichi auf dem Sofa, die Arme hinter dem Kopf verschränkt.
 

„Gehen sie ruhig schon zu Bett, Professor. Ich werde ihn die Nacht über beobachten.“, rief Shiho und setzte sich mit ihren Notizen gewappnet in den gegenüber stehenden Sessel.

„In Ordnung.“ Agasa gähnte lautstark. „Aber ruf sofort nach mir, sollte etwas sein.“
 

Shinichi drehte sich auf die Seite, sah sie eindringlich an. „Findest du nicht, ihr übertreibt?“

Das Mädchen verdrehte die Augen. „Du wärst eben fast abgekratzt.“

„Bin ich doch schon öfter fast, nicht wahr?“, witzelte Shinichi und grinste breit.

Shiho sah ihn ernst an. „Nein, Kudo! Du hattest einen Herzstillstand. Du wärst wirklich fast gestorben. Manchmal denke ich ja, du legst es darauf an… aber heute… ich hatte wirklich Angst um dich.“ Sie erschauderte. Der Gedanke seines leblosen Körpers würde sie in ihren Träumen verfolgen, ganz sicher.

Shinichi sah die Tränen in ihren Augen und schwieg. Er war sich zwar bewusst, dass sein Leben an diesem Tag fast geendet hätte… jedoch fühlte der junge Mann sich recht lebendig und gesund.

Um Ais bekümmerte Miene nicht sehen zu müssen, wechselte Shinichi das Thema.
 

„Bist du nicht auch ziemlich müde?“

„Ich hab Kaffee, damit überstehe ich die Nacht locker!“, erwiderte Shiho und blätterte durch ihre Notizen, schrieb sich hier und da etwas auf. „Ich komm damit ganz gut klar. Früher hab ich auch nächtelang durchgearbeitet. Keine Sorge.“

Er seufzte. „Du musst das nicht machen. Du könntest dich hinlegen und ausspannen. Ich glaube, dass würde dir wirklich gut tun, echt! Vielleicht bekommt dein Gesicht dann eine gesündere – “
 

„Kudo! Halt endlich die Klappe und schlaf!“ Sie blickte ihn böse an und merkte, dass sie es ernst meinte.

„Schon gut…“, murmelte Shinichi grinsend und drehte sich zur Lehne herum.

„Frauen“, dachte der junge Detektiv noch, bevor er einschlief. Es war ein unruhiger Schlaf, denn unbewusst war sich der Junge bereits klar, dass ihm etwas fehlte.
 

Am Morgen wachte er von dem Gerüttel an seiner Schulter auf.

„Steh auf, du Schlafmütze.“ Shiho ließ sich neben ihn aufs Sofa fallen, kramte währenddessen in einer Ersten Hilfe Tasche.

„Was hast du vor?“, fragte Shinichi misstrauisch. Er strich sich durch das verstrubbelte Haar. Als erstes würde er ein Bad nehmen, dann würde er Ran überraschen, dachte der Junge noch. Doch seine Pläne wurden sogleich zunichte gemacht.

„Ich werde dich untersuchen!“, antwortete Shiho, legte dann ihre Utensilien vor sich auf den Tisch.

„Bist du auch Ärztin, oder was?“, spottete er und sie warf ihm einen schiefen Blick zu.

Seine Frage ignorierend, hielt sie ihm das Thermometer hin. „Als erstes messen wir deine Temperatur!“

„Jawohl, Frau Doktor!“, antwortete Shinichi grinsend und legte die Spitze des Thermometers unter seine Zunge.

„Sach mal… warrrum hascht…“ – „Schnauze!“

Genervt verdrehte er die Augen und wartete ungeduldig auf das Piepen des Gerätes.

Als es soweit war, nahm Shiho ihm wortlos das Fieberthermometer aus dem Mund.

„Au, meine Zähne. Das geht auch zärtlicher.“, witzelte Shinichi.
 

„Das kann nicht sein!“, sagte die Wissenschaftlerin stirnrunzelnd. „Es ist sicher kaputt.“

Shinichi schielte auf die Anzeige.

„12,5 Grad?“ Prustend schüttelte er den Kopf. „Schau dir das Teil mal an, das ist doch schon uralt!“

Shiho legte das Gerät beiseite.

„Ich frage den Professor später, ob er noch ein Anderes hat.“

„Was ich doch noch fragen wollte…“

„Hm?“ Aufmerksam blickte sie ihn an, musterte ihn.
 

„Warum ist mir das gestern passiert? Bei dir gab es schließlich auch nicht so extreme Nebenwirkungen, oder?“

Das Mädchen kniff die Augen zusammen. „Das kann ich dir sagen… eigentlich weißt du es aber schon längst, Kudo. Du hast so viele, diverse Antitoxine zu dir aufgenommen, dass dein Körper gestern Abend einfach kollabiert ist. Mir war immer klar, dass dein Körper irgendwann streiken würde. Und ich habe dich oft genug gewarnt und dir gesagt, dass die Belastung für dich irgendwann zu groß werden könnte.“ Shiho stockte kurz, fuhr dann fort. „Ich habe zwar eine zweite, neue Formel für das Antidot finden können, aber sie ist eben nicht perfekt. Sie hat Lücken. Oder auch, könnte ich dem Mittel Substanzen zugefügt haben, die dem Körper extrem zusetzen. Ich habe Tests gemacht, ich gab mir Mühe, auf alles zu achten und…“ Sie nahm Luft, um weitersprechen zu können. Doch schnell legte Shinichi ihr seine Hand auf die Schulter. „Okay, ich versteh schon. Es ist doch alles gut gegangen und bisher zeigt dein Wunderzeug keine anderen Nebenwirkungen!“ Shinichi lächelte aufmuntert, doch dann sah er ihre weit aufgerissenen, entsetzen Augen und erstarrte.

Erschrocken zog er seine Hand zurück. „Was ist…?“
 

„Shinichi… deine Haut ist eiskalt.“ Shiho schluckte, streckte zögernd ihren Arm aus und legte dann ihre Hand auf seine Stirn.

„Ich fühl mich immer noch ganz normal!“, protestierte Shinichi erneut und griff um ihr Handgelenk.

Die junge Wissenschaftlerin erschauderte. Die feinen Härchen auf ihren Armen stellten sich auf.

„Das IST aber definitiv NICHT normal… du bist so kalt wie eine Leiche!“

„Na, danke.“, lachte der Detektiv.
 

Doch Shiho war ganz und gar nicht zu Lachen zumute. Sie hatte eine Befürchtung, eine dunkle Ahnung, die nicht möglich sein konnte oder nicht durfte.

An seinem Handgelenk tatstete sie nach dem Puls. Fast eine halbe Minute verging, bis sich Beide bewusst wurden, dass Shinichi keinen Puls hatte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Wolkenkranich
2013-06-24T21:50:06+00:00 24.06.2013 23:50
Ach du meine scheisse!!!!! Gott hab ich mich erschrocken als er eiskalt war!! Zu mir das nie wieder an!!!!
Von:  LadySherry
2010-03-15T14:19:16+00:00 15.03.2010 15:19
Ich hab auch Gänsehaut :]
bin gespannt, wie's in dieser Hinsicht weitergeht und freu mich drauf - weiter so!
LG
Von: abgemeldet
2010-02-07T19:33:13+00:00 07.02.2010 20:33
Ich muss sagen, die Idee ist wirklich gut, zumal sie dann endlich das mit 'we're trying to raise the dead against the stream of time' erklären würde....bin mal gespannt, was du daraus machst =)
lg Ryoko
Von: abgemeldet
2010-01-25T22:01:36+00:00 25.01.2010 23:01
Gott, das ist ja gruselig...o.O Zuerst schrumpft der Arme zusammen und jetzt ist er ein lebender Toter? Autsch xD
Aber sehr gut umgesetzt, du schreibst echt gut ^^ Viel Glück mit den restlichen 109 Themen xD

GLG,
Seyara


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