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The End

von

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The End

Was ist aus mir geworden?

Das frage ich mich, während ich in den zerbrochenen Spiegel sehe. Ich bin nicht mehr derselbe, schon lange nicht mehr.

Meine blassen Finger streichen vorsichtig über die zerbrochene Scheibe, doch ich spüre den Schmerz nicht, als ich mich an dem kalten Glas schneide.

Fasziniert sehe ich meinem eigenen Blut dabei zu, wie es in zähflüssigen Bächen am Spiegel hinab läuft.

Seine roten Fäden spinnen gleichwohl ein Bildnis, welchen meinem Innersten gleich zu sein scheint, ein wirres Durcheinander, an dem nichts dort ist, wo es hingehört und dennoch alles seine Richtigkeit hat.

Langsam löse ich meine Fingerspitzen von der kühlen Fläche, wende mich von dem Jungen ab, der schon lange nicht mehr ich ist und verlasse das karg eingerichtete Schlafzimmer.

Ich war schon immer ein Mensch, der gerade Linien bevorzugte. Und ebensolche Linien zogen sich durch meine Wohnung.

Ich brauchte die kalte Atmosphäre stilistischer, moderner Möbel, die nichts mit dem wohligen Gefühl eines Heimes gemeinsam hatten.

Ich brauchte keine warmen Farben an den Wänden, die mir das Gefühl gaben, zu Hause zu sein, sondern liebte die kalten Farben, eisiges blau oder weiß, dass mich wissen ließ, dass mein Besuch hier nicht von Dauer sein würde.

Betrübt schloss ich die Augen, während ich mir in der Küche einen Kaffee kochte.

Ich hasste das schwarze Getränk, ich hasste es wirklich. Aber ich trank es dennoch, aus Gewohnheit, weil es mich wach hielt, wenn die Medikamente mich zu müde machten, um mich aus meinem Bett zu erheben.

Ich dachte, diese Antriebslosigkeit wäre das erste Anzeichen einer Depression, doch ich täuschte mich. Es war viel mehr als das. Viel mehr, als ich tragen konnte…
 

Es gibt keinen, den ich jetzt noch dafür verantwortlich machen kann. Ich habe es aufgegeben, die Schuld anderen in die Schuhe zu schieben, es hätte eh nichts gebracht.

Mir war klar, dass es nicht mein eigenes Verschulden war. Aber ich konnte nicht mit Bestimmtheit sagen, ob es sein Verschulden gewesen ist.

Denn ich weiß nicht, ob er es wusste, ob er es billigend in Kauf genommen hatte, oder ob er selbst völlig überrascht war, als man es ihm – irgendwann, viel später – gesagt hatte.

Nach Atem ringend ließ ich mich auf meiner Couch nieder, die dampfende Tasse Kaffee noch in der Hand.

Ich nahm einen Schluck des bitteren Getränkes.

Manchmal, da fühlt es sich an, als wenn mein Herz damit zu kämpfen hätte, Öl durch meine Venen zu jagen, Öl, dass sich darin festsetze, nicht willig, vorangetrieben zu werden. Und vielleicht, so dachte ich leidend, war dem sogar so.

Es gab nicht mehr viel, was mein Leben noch auszeichnete, es war nur noch gepeinigt, von immer wieder aufkommenden Symptomen, von Leid. Eigentlich war ich schon so gut, wie tot.

Nur dank der Medikamente fühlte ich keinen Schmerz – eigentlich… fühlte ich gar nichts mehr…
 

Apathisch starre ich an die Decke und frage mich, was geschieht, wenn ich nicht mehr hier bin.

Ich stelle mir vor, wie sie meine Wohnung ausräumen, die wenigen Möbelstücke versteigern oder auf den Flohmarkt stellen, wie eine Familie hier einzieht und Kinderlachen diese Räume erfüllt.

Früher, da habe ich Kinder nicht gern gehabt. Ich fand sie nervig und laut, fand, dass sie die Ruhe störten, dass sie zu viele Fragen stellten, einen schubsten, weil sie den letzten freien Platz in der U-Bahn wollten, möglichst noch am Fenster.

Jetzt, wo ich weiß, dass ich nie Kinder haben werde, hätte ich gerne welche und sie stören mich auch nicht mehr.

Manchmal, da gehe ich in den Park und sehe ihnen zu, wie sie spielen. Und ich beneide sie darum, beneide sie, weil ich selbst nie Kind war.

Mir kommt ein Bild vor die Augen, meine wenigen Freunde an meinen Grab. Wie werden sie reagieren, wenn sie erfahren, dass es mich nicht mehr gibt. Werden sie traurig sein, oder interessiert es sie so wenig, als wenn eine entfernte Groß-Tante stirbt und man sich nur die Frage stellt, ob sie annähernd genug Geld besessen hat, welches man hoffentlich erbt, um seine Schulden zu tilgen.

Wie wird die Öffentlichkeit reagieren, wenn ein bedeutender Blader stirbt, ein Star, obgleich auch Teamleader des meist gehassten Teams der Welt.

Werden sie trauern? Werden sie meine Leistung in Ehren halten? Oder werden sie sich nur die Frage stellen, wer denn jetzt die Blitzkriegboys leitet? Kai? Bryan?

Mir ist es egal. Es gab eine Zeit, in der dieser Sport alles für mich bedeutete, das Team alles für mich bedeutete. Und die Jungs waren noch immer das Wichtigste für mich.

Aber ich hatte es längst aufgegeben, mir darüber Gedanken zu machen, was aus dem Team wird, voraus zu planen, Trainingspläne zu erstellen – für die nächsten zehn Jahre am Besten.

Das alles hatte ich sein lassen, weil ich wusste, wer auch immer den Job übernehmen würde, würde ihn gut machen.
 

Der Kaffee ist schon lange kalt und einige Tropfen sind auf den weißen Teppich vor der ebenso weißen Couch getropft, als ich eine unbedachte Handbewegung gemacht hatte.

Seufzend stelle ich die Tasche auf den kleinen, eckigen Glastisch und schlage mir dramatisch die Hand vor die eisblauen Augen.

Die Wirkung der Medikamente lässt nach. Ich spüre einen leisen Schmerz beim Atmen. Ich könnte aufstehen und eine Tablette nehmen, aber ich lass es sein.

Ich will spüren, wie die Luft in meine Lungen dringt, wie sie diese reizt, Schmerzen verursacht. Es ist, als wenn ich völlig neu Atem lerne, kurz vor dem Ersticken wieder Luft bekomme. Obwohl es weh tut, ist es, als würde ich neu geboren.

Vielleicht werde ich das sogar, denke ich einen kurzen Moment lang bitter. Vielleicht kann ich noch einmal ganz von Vorne beginnen…
 

Als es klingelt, erwäge ich einen kurzen Moment, die Türe nicht zu öffnen, stehe dann aber doch auf, gequält inne haltend, weil das Atmen nun noch schwerer fällt und noch mehr schmerzt.

Ich laufe in den Flur, öffne die schwere Holztür und frage mich beiläufig, ob ich irgendwann zu schwach dazu sein werde.

Boris mustert mich von Kopf bis Fuß und sein kalten, ausdruckslosen Blick weicht einem zärtlich-fürsorglichen, während er mich sanft in die Wohnung schiebt.

“Du warst doch erst gestern da,“ meine ich, satt einer Begrüßung.

“Ich freue mich auch, dich zu sehen,“ lächelt Boris und ich bewundere den Blasslilahaarigen dafür, dass er so locker sein kann.

“Was willst du?“, frage ich und lasse mich wieder auf die Couch fallen. Boris verschwindet in der Küche, kommt mit einem Glas Wasser und meinen Tabletten wieder, sieht zu, wie ich sie wortlos einwerfe und schlucke.

“Wieso nimmst du sie nicht einfach?“, will er wissen und ich lächele zynisch.

“Weil es egal ist, ob ich sie nehme. Ich sterbe – so oder so…“

Boris sieht mich traurig an – ja wirklich, traurig, ich glaube es selbst kaum.

Dann beugt er sich vor, streicht mir eine rote Strähne aus dem Gesicht und meint: „So lange ich da bin, stirbst du nicht.“

Und ich glaube ihm. So naiv dieser Gedanke auch ist, ich glaube ihm. Er ist wie ein Abwehrzauber. Er hält mich am Leben. Ich kann nicht sterben, so lange er neben mir sitzt und mit mir redet. Ich kann nicht sterben, solang er mich in seinen Armen hält. Langsam lasse ich mich gegen ihn sinken und er schlingt seine starken Arme um mich.

Darf man lieben, wenn man stirbt? Darf ich es jemanden zumuten, sich in mich zu verlieben, darf ich es zulassen, wenn es ihm letztlich nur Schmerz einbringt.

“Yuriy,“ meint Boris leise und seine Hand streicht sanft über meinen Rücken, „Ich lass dich nicht gehen!“
 

Als ich es erfahren habe, da hielt ich es für einen Scherz, eine Verwechslung. Woher sollte ich so etwas haben? Ich, der ich doch in den klinischen Laboren der Abtei zu Hause gewesen war.

Dort, wo man so viel Wert auf Sauberkeit und Hygiene legte, um die ganzen Experimente nicht zu verfälschen.

Nie wurde eine Nadel zwei Mal benutzt. Woher also?

Dann dachte ich an die zweite Möglichkeit. Doch nie hatte ich jemanden nur in die Nähe meines Körpers gelassen, nie hatte ich eine Berührung ertragen, ohne sofort abzuwehren. Woher also?

Und dann wurde es mir klar. Es lag an der Ursache, die dazu führte, dass ich keinen an meinen Körper ließ.

Es lag an ihm. An Boris Balkov. Es lag an den vielen Malen, an denen er mich zu sich bestellt hatte, an denen er mich berührt hatte. Und noch so viel mehr.

“Kann es nicht doch nur eine Grippe sein?“, fragte ich erneut, wollte nicht glauben, dass ein wenig Fieber und Halsschmerzen, ein wenig Müdigkeit Zeichen für so eine Krankheit sein konnten.

“Nein, tut mir Leid, Herr Iwanov. Sie sind HIV-positiv.“
 

“Wenn ich nie zum Arzt gegangen wäre, dann hätten sie nie gemerkt, dass ich positiv bin, dann hätte ich die Krankheit nie bekommen…“, sinnierte ich und Boris gab mir einen Kuss auf den Kopf.

“Red' nicht so einen Unsinn,“ meinte er und vergrub mein Gesicht in seiner Halsbeuge.

“Warum ich?“, fragte ich leise und unterdrückte das Husten, dass sich in meiner Kehle bemerkbar machte.

“Warum nicht jemand, der es mehr verdient hat, als ich?“

Ich kniff die Augen zusammen, um die Tränen nicht laufen zu lassen. Das letzte Mal, da hatte ich geweint, als meine Eltern gestorben sind.

Und seitdem hatte ich mir geschworen, nie wieder zu Heulen.

Doch jetzt, jetzt war ich nicht mehr stark genug, hatte keine kraft mehr – weder physisch noch psychisch – die Tränen zurückzuhalten. Da half auch das Kneifen nichts.

“Hab ich nicht schon genug leiden müssen?“
 

Ich war schon immer ziemlich blass und deshalb fiel es gar nicht auf, dass ich immer blasser wurde.

Und dass ich Gewicht verlor, führte ich auf die neue Diät zurück, die ich dem Team auferlegt hatte.

Doch als dann das Fieber anfing und wieder diese Müdigkeit, da wusste ich, dass ich doch zum Arzt sollte.

Und dort sagte man mir, was ich schon geahnt, schon befürchtet hatte.

“Es ist ausgebrochen.“
 

AIDS.

Ich hatte mich damit abgefunden, HIV-positiv zu sein. Ich hatte gelernt, damit zu leben und mich an gewisse Regeln zu halten. Doch es hatte nichts genutzt, all die Medikamente hatten nichts genutzt.

AIDS.

Das war nur ein anderes Wort für TOT!

Ich hatte mich Impfen lassen. Gegen alle möglichen Krankheiten, gegen die man sich Impfen lassen konnte. Ich fühlte mich sicher, gleichzeitig wusste ich, dass ich irgendwann an einer Erkältung zu Grunde gehen würde, an was denn sonst.

Doch es wurde keine Erkältung, zumindest nicht direkt. Ich dachte es, als der Husten einsetzte und ich ein wenig fiebrig war. Ich bekam Medikamente, aber mein Immunsystem war schon viel zu schwach.

Und irgendwann wurden diese leichten Symptome stärker – bis sie irgendwann zu Anzeichen wurden. Für eine Lungenentzündung, die mein Ende sein sollte. Nicht Heute, aber vielleicht Morgen, Übermorgen, in einer Woche.

Warum ich?
 

“Ich will sterben,“ flüsterte ich Boris am nächsten Morgen zu. Wir hatten den ganzen Tag auf der Couch verbracht, geredet, alte Filme angesehen. Als ich eingeschlafen war, hat Boris mich ins Bett gebracht und ist bei mir geblieben.

“Sag das doch nicht,“ nuschelte er mir zurück und ich hörte in seiner Stimme, wie sehr ihn diese Worte verletzen.

“Es wird nicht besser werden. Diese Hirnschädigungen, von denen Dr. Perikow gesprochen hat… Ich will nicht irgendwann von Krämpfen geschüttelt werden, mit Schaum vor dem Mund am Boden liegen und mir dabei in die Hose machen!“

“Aber so etwas braucht doch gar nicht auftreten,“ murmelte Boris, nicht das, was ich hören wollte, aber wohl das, was er hören wollte. Und vielleicht auch nur ein Versuch, etwas zu sagen, weil er die richtige Antwort nicht kannte, genauso wenig, wie ich selbst.

“Ich werde vielleicht alles vergessen, vielleicht weiß ich irgendwann nicht einmal mehr, wie du heißt oder wer du bist. Wo der Ketchup steht, wo da Klo ist…“

“Yuriy,“ stoppte er mich und ich drückte mich fester an ihn, an seine Wärme, fühlte meine eigene Kälte. Ich war in letzter Zeit nur noch kalt, als wäre mein Körper schön tot.

“Ich weiß ja jetzt schon nicht mehr, wer ich bin.“
 

Einige Tage später lag ich im Krankenhaus, dass Fieber tobte in mir und ich fühlte mich, als würde ich innerlich verbrennen, während mir gleichzeitig kalt war. So kalt.

Das einzig Warme war Boris Hand, die auf meiner lag, ein kleines Trostpflaster, etwas, dass es leichter machen würde, zu gehen.

Das Husten tat weh, ebenso das atmen.

Ich fragte mich, wie lange es noch dauern würde, bis sie mich an ein Atemgerät anschließen mussten. Und ich frage mich, was es für einen Sinn haben sollte, mich am Leben zu erhalten, wenn ich doch nur noch auf den Tod wartete.

“Du bist so schön,“ murmelt Boris leise, während er mir eine verschwitzte Strähne aus dem Gesicht streicht. Eine glatte Lüge, weiß ich doch, wie ich aussehe.

Ich weiß, dass ich unnatürlich blass bin, ich weiß, dass ich ausgehungert aussehe, wie ein Gerippe, ich weiß, dass sich meine Lippen blau verfärbt haben.

“Es soll endlich aufhören,“ presse ich zwischen zwei Hustenanfällen hervor, so schmerzhaft.

Ich schmecke ein wenig Blut, nichts Neues.

“Boris…“, nuschle ich und schließe die Augen. Solche Schmerzen. Vielleicht brauch ich eine höhere Dosis.

„Ich liebe dich.“

Boris antwortet mir nicht sofort, sieht mich nur an und ich sehe Tränen in seinen Augen, als ich meine wieder öffne.

“Ich dich auch,“ meint er dann, seine Stimme klingt fest, aber ich weiß, dass es in ihm anders aussieht. Ich weiß, dass es ihm sein Herz zerreißt, mich hier zu sehen.

“Geh,“ fordere ich ihn auf, weil ich nicht will, dass er weiter leiden muss. Reicht es nicht, wenn ich leide?

“Ich werde nicht gehen. Ich lass dich nicht alleine“, erwidert er und da sind wieder seine Tränen, die über seine Wange laufen.

“Ich lass dich nicht alleine!“
 

Heute liege ich noch immer hier und warte auf das Ende.

Boris ist eingeschlafen, sein Kopf liegt neben meinem Körper, aufgestützt, auf seine verschränkten Arme.

Ich hebe meine Hand – es ist so schwer, sich zu bewegen – und streiche ihm durch sein kurzes, lila Haar.

Dann lasse ich sie wieder sinken, spare meine Kräfte.

Der Husten hat nachgelassen, ich weiß nicht, ob das gut oder schlecht ist, ich weiß gar nichts mehr.

Manche Menschen – so hört man immer wieder – lassen ihr Leben Revue passieren, bevor sie sterben. Aber so etwas mache ich nicht, vielleicht, weil mein ganzes Leben nicht erwähnenswert war.

Angefangen damit, dass ich als Kind in der Abtei gelandet bin und der Anfang vom Ende schon in mir saß, als ich die Abtei verließ.

Jetzt liege ich hier und weiß, dass mein Zug abgefahren ist. Und ich habe nur einen Wunsch, der sich nicht erfüllen wird. Balkov sagen, dass ich ihn hasse.

Ich habe Boris den Auftrag gegeben, es für mich zu übernehmen. Ich weiß, er wird es tun.

Ich lächle ein wenig und fühle die salzigen Tränen, die über meine Lippen laufen.

“Yuriy?“, dass ist Boris, der panisch aus den Schlaf schreckt und mich ansieht.

Ich weiß, dass er Angst hat, er würde aufwachen und ich wäre nicht mehr da, fort. Für immer.

“Ich sterbe schon nicht, während du schläfst,“ lächle ich freudlos und er sieht mich wieder leidend an.

“Du wirst nicht sterben,“ murmelt er, aber wir wissen Beide, dass er es nur verdrängt, weil es leichter zu Ertragen ist.

Die Vorstellung, Morgen gemütlich mit ihm im Park spazieren zu gehen – sie ist tröstlich.

Ich schließe die Augen, bin müde.
 

Ich höre ihre Stimmen. Da ist nicht nur Boris, da sind auch Sergej und Ivan. Sicher auch Kai.

Ich will meine Augen öffnen, aber ich kann nicht.

Vielleicht auch besser so, ehe ich in ihre Gesichter sehe und darin lese, dass es das Ende ist.

Es gab noch so viel, dass ich tun wollte.

Weltmeister werden.

Klavier lernen.

Bungeejumping.

Alles leere Träume, die jemand anderes an meiner statt erfüllen muss.

Ich spüre Boris Hand auf meiner, höre Ivans Stimme und hoffe, dass er noch immer Witze macht, obwohl die Situation nicht lustig ist.

Ich will ihn lachen hören und will hören, wie die anderen Lachen, weil es gut ist, so wie es ist, weil ich sterben will, weil ich nicht mehr leiden will.

Und weil ich nicht sterben will, wenn ich weiß, dass sie alle dann nicht lachen werden.

Sergej antwortet Ivan und mir wird klar, dass ich ihn vermissen werde, wo immer ich auch hinkommen.

Ich werde sie alle vermissen, weil es ohne sie einfach Leer ist. Und ich weiß, dass sie mich vermissen werden.

Wenigstens etwas, denke ich, während ich wieder in den Schlaf falle.
 

Als ich erneut aufwache, da höre ich Boris und spüre den ganzen Verlust, obwohl es eigentlich er ist, der etwas verliert.

Und ich wünsche mir, mehr Zeit mit ihm verbracht zu haben.

Und gleichzeitig bin ich so dankbar dafür, dass er mir zu Seite stand, in dieser Zeit. Und ich wünsche mir, es ihm sagen zu können.

Ich danke dir, hörst du das? Ich. Danke. Dir.
 

Ich spüre Tränen auf meiner Handfläche, nicht meine, wird mir klar.

Ich höre Ivan reden, versuche, ihn zu verstehen.

Doch ich höre nur Boris, der mir sagt, dass alles gut wird. Das wird es, ganz sicher.

Ich glaube ihm. Ich würde ihm alles glauben.

Jetzt. Hier. In diesem Moment.
 

Kai ist da, ich weiß es. Ich weiß es, weil ich das Rascheln seiner Lederjacke höre. Ich weiß es, weil ich auch da wäre, wenn er jetzt hier liegen würde.
 

Ivan lacht. Ich höre sein helles, fröhliches Lachen.

Ist das ein Traum oder lacht er wirklich?
 

Sergej, der in meiner Küche steht und Essen kocht, weil ich es selbst nicht kann.
 

Boris, wie er versucht, seine Katze vom Baum zu holen und mit dem Ast und der Katze abstürzt.
 

Kai, wie er mir einen Move beibringt.

Wir waren so jung.
 

Ich.

Boris.

Wir beide.

Vor wenigen Tagen in meiner Wohnung.

Oder war es seine? Ich weiß es nicht mehr.
 

Vögel, die zwitschern.
 

Ein Ast, der sich im Wind biegt.
 

Der erste Schnee in diesem Jahr.
 

“Es wird alles gut!“
 

Wolborg.
 

“Lass ihn gehen, Boris!“
 

Eisblumen an der Scheibe.
 

“Ich kann nicht.“
 

Ich dich auch…
 

“Du musst loslassen, Boris.“
 

Tränen auf meiner Hand.
 

Regentropfen, die im Sonnenlicht glitzern.
 

Kälte, als er seine Hand weg nimmt…
 

Danke.
 

…und dann die ewige Dunkelheit.



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Kommentare zu diesem Kapitel (13)
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Von:  Fennix
2010-09-29T09:21:17+00:00 29.09.2010 11:21
Ich mag Ich-Form nicht. Gar nicht.

Doch deine Geschichte hatte mir doch tatsächlich, selbst in der Ich-Form, Tränen in die Augen geschossen. Zumal es auch noch hauptsächlich um Yuriy und Boris ging und das Pairing eigentlich nicht so mein Fall ist. Hinreißend. Wirklich.

Anfangs hat sich das "Gejammer" noch so hingezogen, doch kurz vor der Mitte fand in gefallen daran, wie du sein Leid und seine Gleichgültigkeit beschrieben hast. Nicht, dass ich darauf stehe, aber mir gefiel der Stil.

Leider musste ich auch feststellen, dass du oft in den Zeitformen umhergesprungen bist, ist mir aber auch erst später aufgefallen. Und einige grammatische Fehler. Aber wer ist perfekt? Ich weiß, man soll eine gute Kritik schreiben, aber ehrlich gesagt mag ich nicht noch einmal lesen, um jeden Fehler herauszupicken und dir aufs Brot zu schmieren. Natürlich würdest du daraus lernen, aber ich erwähnte die Fehler, die mir während des Lesens aufgefallen waren und die, die ich mir gemerkt hatte, habe ich auch schon geschrieben. Ich wette selbst ich würde an diesem Text hier noch einiges ändern, aber ich mag nicht :D.

Die zweite YuBO Fanfiction seit Jahren. Und sie gefällt mir. Nur wird dieses Pairin trotz dieser wunderschönen FF nie in meine Favos kommen. Trotzdem werde ich gerne weitere YuBo-Werke lesen.

Danke für diese Gänsehaut-Momente.
Von:  FaLlEn_AnGeL_tO_hElL
2010-09-25T23:12:08+00:00 26.09.2010 01:12
Am Anfang ist es echt in so einer Depressionsphase geschrieben.
So viele traurige Gedenken.
Da möchte man ihm am liebsten helfen.
Yuriys Gedanken hast du echt schön geschrieben, in dieser Phase.
Und wie fürsorglich Boris ist.
Aber es machen sich ja Alle Sorgen und jeder würde jeden vermissen.
Ich finde es echt schön geschrieben aber auch sehr traurig.
Ein paar Schreibfehler habe ich gefunden, aber so schlimm finde ich das nicht.
Von:  Knuddelkekswurmi
2010-09-25T09:15:58+00:00 25.09.2010 11:15
Oh mein Gott..ist das traurig..
*sich erstmal die Tränen wegwischt*
Du schreibst so..so einnehmend. Ich fühl mich völlig gefangen in der FF, als ob ich dabei wäre und mir kommen die Tränen.
Diese Gedanken, vollkommen nachzuvollziehen.
Die Bitterkeit ebenfalls, aber es ist doch eben wahr.
Das ist eben das schlimme daran, dass es so etwas wirklich gibt.
Definitiv, eine super FF. Dein Schreibstil ist schön flüssig, Rechtschreibung hab ich nur ein Fehler entdeckt, da hast du statt "statt" mal "satt" geschrieben, aber das ist ja eigentlich auch überhaupt nicht erwähnenswert.
Also ich bin echt noch etwas benommen..
Die FF hat mich grad echt gefesselt. Wunderschön!
Von:  FreeWolf
2010-07-04T14:48:06+00:00 04.07.2010 16:48
Hi^^

Hab' ich dir schon gesagt, wie sehr ich diese FF liebe? Nein??
Dann sag' ich's jetzt: DIESE FF LIEBE ICH WIE.... ich weiß nicht was^^° Aber wirklich toll geschrieben, ich hab' sie jetzt mindestens 10 mal gelesen schon, und ich heule wirklich JEDES MAL wenn ich sie lese *in Taschentuch sniff*
Es ist einfach so toll <3

*knuddl* *drück*
FW
Von: abgemeldet
2010-07-02T10:54:27+00:00 02.07.2010 12:54
Ich werde dir leider keinen so langen Kommentar da lassen, weil mir einfach die Worte fehlen.
Vielen Dank für diesen OS. Er hat mich zutiefst bewegt.


Von: abgemeldet
2010-06-28T17:58:38+00:00 28.06.2010 19:58
Wow... dieser Os ist einfach nur toll... traurig toll... ich hab am Ende schon angefangen zu heulen ;__;

Yuriy hat es wirklich nicht verdient zu sterben, erst, was er alles in der Abtei durchmachen musste... und da bekommt er auch noch ausgerechnet von dem Menschen, den er wahrscheinlich am meisten hasst, sein Todesurteil überreicht, nachdem er dachte, die Zeit mit Boris wäre vorbei...
Aber Bryan tut mir noch mehr Leid... schließlich ist er ja derjenige, der den größten Verlust hat.

Ich finde es wirklich schön, wie du die Beziehung zwischen den Beiden beschreibst.
Irgendwie ist sie so leicht und einfach(?; keine Ahnung, wie ich gerade auf die Formulierung komme...) und es dreht sich bei den Beiden halt mal nicht um Sex... ich gehe mal davon aus, weil Yuriy gesagt hat, er möge die Berührungen immer noch nicht. Und trotzdem sind sie so miteinander vertraut...


Du hast das alles so wunderschön geschrieben.... ganz besonders der letzte Teil, wo Yuriy im Krankenhaus liegt und kaum noch etwas mitbekommt... die Stimmung finde ich einfach toll, weil Yuriy auch ohne etwas zu sehen genau weiß, dass alle da sind. Schlussendlich hat er ja doch sein Leben Revue passieren lasse, als er an die kleinen Dinge kurz vor dem Ende gedacht hat ^^
sehr dramatisch, wirklich schön. Auch wenn ich Charadeath hasse. Das macht mich immer so traurig ;__;

Allerdings würde ich einen Satz umformulieren:
Als ich eingeschlafen bin, hat Boris mich ins Bett gebracht und war bei mir geblieben.
Als ich eingeschlafen war, hat Boris mich ins Bett gebracht und ist bei mir geblieben.

So klingt es schöner, finde ich.

Also wirklich schön geschrieben ^^
Ganz liebe Grüße, Kaira

Von:  Bran
2010-06-07T20:41:48+00:00 07.06.2010 22:41
OMG wie traurig;___;
ich hab echt heulen müssen bei dem OS. Sehr schön wie du die ganze stimmung rübergebracht hast wirklich.
am anfang fand ich es etwas verwirrend weil man nicht weis was mit yuiy ist und wieso.
ich frage mich auch wie lange er denn jetzt krank war bevor er gestorben ist. das kommt nicht so ganz raus. ich meine jetzt die lungenentzündung nicht das AIDS an sich. auf der einen seite können es nur ein paar tage sein oder auch ein paar wochen. das irritiert mich.
aber alles in allem ein sehr schöner und sehr trauriger OS.
LG amy
Von: abgemeldet
2010-04-17T15:36:49+00:00 17.04.2010 17:36
Tja, was soll ich dazu sagen, außer, dass ich den One-Shot echt traurig finde.
Wirklich traurig. Aber traurig schön.^^

Kritisieren ist zwar nicht so meine Stärke, aber ich probiere es Mal:

Zuerst einmal schreibst du am Anfang echt ... poetisch(?)... ich denke, so kann man es nennen. Und in ziemlich verschlungenen Sätzen, aber das passt an der Stelle sogar.
Das Tempo der FF ist überall recht gleich langsam, vllt wäre etwas Variation besser? Obwohl man bei einem solchen Thema schon eher ein ruhiges Tempo wählen muss...

Der Satz ist mir besonders aufgefallen:
“Ich weiß ja jetzt schon nicht mehr, wer ich bin.“
Jep, Tala, ich hab dich auch nicht erkannt, da sind wir also schon zu zweit. ^^
Ich find es bei solchen deprimierenden Themen (und anders kann man den eigenen Tod nicht beschreiben) immer furchtbar schwer, den Charakter der Figut (Tala) noch hervorzuheben. Irgendwie sind alle Charaktere in allen FFs in einer solchen Situation immer ziemlich gleich. Aber dabei verhalten sich Menschen im Angesicht ihres eignen Todes doch auch immer unterschiedlich, je nach Charakter halt, oder?
Und den eigentlichen Tala kann ich bei dir irgendwie nur mäßig herauslesen...
Und den Titel... ich hab's nicht so mit englischen Tteln bei solchen Themen. Bei manchen Themen passt es vvlt, bei Action-FF oder so, okay, aber nicht bei etwas derart Traurigem...Ich persönlich finde da einen deutschen Titel schöner.

Aber an Rechtschreibung, Grammatik und Ausdruck hab ich absolut nichts zu bemängeln. Ein, zwei kleine Fehler, aber bei der Wörteranzahl nur natürlich.
Und: Deinen Schreibstil mag ich wirklich. Sehr flüssig und gut zu Lesen.

Das war es eigentlich...
Mach weiter so!^^

achat

Von: abgemeldet
2010-04-09T22:24:48+00:00 10.04.2010 00:24
Woah~ erst mal muss ich sagen...
Das ich deinen Schreibstil echt absolut geil finde!!!
Schon bei den ersten zwei Sätzen habe ich gestaunt, also der gefällt mir wirklich sehr <3
... Bin sogar etwas neidisch deswegen auf dich xDD

Nun gut, dann versuche ich dir mal ein anständiges Kommi zu hinterlassen ^^

Ich mag es wie du das beim ersten Absatz mit dem Blut am zerbrochenem Spiegel beschrieben hast. Ich hatte das Bild sofort vor Augen, so was gefällt mir. Auch die Wohnung kann ich mir super vorstellen und ich finde, das es gut zu Tala passt.

Außerdem mag ich die Denkweise des Rothaarigen, das regt einen selbst an, über solche Dinge oder besser, solchen Menschen nachzudenken denen es so geht.

Bei dem einen Satz würde ich vielleicht einen Punkt dazwischen machen, das würde meiner Meinung nach besser "klingen". Ist aber nur ein Vorschlag und nicht falsch oder so.

[...] Es gab nicht mehr viel, was mein Leben noch auszeichnete, es war nur noch gepeinigt, von immer wieder aufkommenden Symptomen, von Leid. [...]

Es gab nicht mehr viel, was mein Leben noch auszeichnete. Es war nur noch gepeinigt von immer wieder aufkommenden Symptomen, von Leid.

Dann muss ich sagen, das mich der Wechsel von den Zeiten ein wenig verwirrt hat. Ist zwar nichts Schlimmes, aber zuerst habe ich mich ziemlich darüber gewundert, weshalb du manchmal hin und herspringst. Aber man versteht schnell weshalb du das machst, daher ist es okay.

Ich finde Talas Gedanken so traurig, der tut mir voll leid. Echt wieder Klasse geschrieben und rüber gebracht, super!
Auch gefällt mir dieses Melancholische in der Geschichte sehr gut.

[...] Wie werden sie reagieren, wenn sie erfahren, dass es mich nicht mehr gibt. [...]
> nicht mehr gibt?

[...] Werden sie traurig sein, oder interessiert es sie so wenig, als wenn eine entfernte Groß-Tante stirbt und man sich nur die Frage stellt, ob sie annähernd genug Geld besessen hat, welches man hoffentlich erbt, um seine Schulden zu tilgen. [...]
> Schulden zu tilgen?

[...] Wie wird die Öffentlichkeit reagieren, wenn ein bedeutender Blader stirbt, ein Star, obgleich auch Teamleader des meist gehassten Teams der Welt. [...]
> Teams der Welt?

Falls du das extra ohne Fragezeichen geschrieben hast, dann ignorier das einfach ^^

Wie du das mit dem Schmerz beim Atmen beschreibst, ist dir wieder sehr gelungen. Auch wenn Tala dadurch etwas masochistisch (oder wie man das Wort schreibt @_@) wirkt, mir gefällts und es passt auch irgendwie zu ihm.

[...] “Du warst doch erst gestern da,“ meine ich, satt einer Begrüßung. [...]
Ich denke mal, du meinst statt.

Bryans Satz: "So lange ich da bin, stirbst du nicht.“, ist einfach wunderschön. Auch den Rest von dem Absatz finde ich einfach nur toll.

[...] Darf ich es jemanden zumuten, sich in mich zu verlieben, darf ich es zulassen, wenn es ihm letztlich nur Schmerz einbringt. [...]
Darf ich es Jemandem zumuten, sich in mich zu verlieben? Darf ich es zulassen, wenn es ihm letztlich nur Schmerz einbringt?

(Jemand/Jemanden wird immer groß geschrieben, wenn es Personenbezogen ist. Falls du das Beabsichtigt klein schreibst, dann sorry! Aber hier mal 2 Beispielsätze: "Gestern ging Jemand die Straße runter." -> groß. "Gestern habe ich jemand Fremdes getroffen." -> klein.)

Wie Tala das von seiner Krankheit erfahren hat... du kannst so was so toll schreiben, ich hab voll Mitleid mit dem Armen Q__Q

[...] Doch jetzt, jetzt war ich nicht mehr stark genug, hatte keine kraft mehr [...]
> hatte keine Kraft mehr

[...] Ich fühlte mich sicher, gleichzeitig wusste ich, dass ich irgendwann an einer Erkältung zu Grunde gehen würde, an was denn sonst. [...]
> an was denn sonst?

Wieder muss ich deine Schreibweise loben, denn Talas Angst und sein Wunsch zu sterben kommt auch wahnsinnig gut rüber. Man kann nachvollziehen weshalb er so denkt, was in ihm vorgeht und wie er sich fühlt. Einfach nur genial, kann ich nur immer wieder sagen ♥

[...] Ich fragte mich, wie lange es noch dauern würde, bis sie mich an ein Atemgerät anschließen mussten. Und ich frage mich, [...]
Zuerst hast du "fragte" geschrieben und dann "frage". Daher denke ich mal, das das erste auch ein "frage" sein sollte.

[...] Sergej antwortet Ivan und mir wird klar, dass ich ihn vermissen werde, wo immer ich auch hinkommen. [...]
> ich auch hinkomme.

Der Rest der Geschichte, ist einfach nur furchtbar traurig. Ich hatte wirklich Mühe meine Tränen zurück zu halten, da es mich so sehr berüht hat. Es war einfach nur zu tiefst ergreifend. Wie du beschrieben hast, wo er sich an die schöne Zeit mit all seinen Freunden erinnert... dann dieses Danke und das mit der Dunkelheit. Der OS ist dir meiner Meinung nach schrecklich gut gelungen, man kann seine Augen beim lesen nicht mehr Abwenden, jedenfalls habe ichs total verschlungen und in einem Zug durchgelesen.

Wunderschön, schrecklich traurig und sehr ergreifend!

LG, Tsuki (^3^)
Von: abgemeldet
2010-04-05T10:29:58+00:00 05.04.2010 12:29
Yay, Nachschub in der FF Auswahl :D *sich gleich draufstürz*

Ok, ich hab jetzt den Fehler gemacht, die anderen Kommentare schon durchzulesen, aber ich versuche mal unvoreingenommen an das Thema heranzugehen. ^^

Gleich der erste Absatz verwirrt mich ein bisschen; Wieso schneidet er sich an dem Glas? Ist der Spiegel kaputt? Dann sollte das noch erwähnt werden.

Seine roten Fäden spinnen gleichwohl ein Bildnis, welchen meinem Innersten gleich zu sein scheint
Hier erscheint mir das gleichwohl als störend, zum einen weil ich keinen Kontext zum restlichen Satz finde und zum anderen, weil im nächsten Nebensatz schon wieder ein gleich kommt, das macht die Atmosphäre ein wenig kaputt.
Hingegen finde ich die Wohnsituation gut beschrieben, ich habe sofort das Bild von einer tristen, konservativen Wohnung vor Augen.
Was ich zwar nicht störend, aber ein klein wenig verwirrend finde ist, dass du in manchen Absätzen die Zeiten wechselt, natürlich erkenne ich ein System dahinter, aber wäre es nicht auch ohne gegangen? Oder andere Formulierungen vielleicht?

Seufzend stelle ich die Tasche auf den kleinen, eckigen Glastisch und schlage mir dramatisch die Hand vor die eisblauen Augen.
So charakteristisch diese Beschreibung auch für jemanden wie Yuriy sein mag, NIEMAND, der in der Ich-Pov etwas erzählt würde von seinen eigenen 'eisblauen Augen' reden. Es reicht wenn er 'Die Hand vors/übers Gesicht schlägt/legt', ansonsten wirkt das krampfig meiner Meinung nach.

Es ist, als wenn ich völlig neu Atem lerne,
atmen

Vielleicht kann ich noch einmal ganz von Vorne beginnen…
vorne klein

lächelt Boris und ich bewundere den Blasslilahaarigen dafür, dass er so locker sein kann.
Schon wieder so eine Formulierung, wo mir ein 'umpf' Geräusch entfährt. Es ist vollkommen ausreichend, enn du schreibst: Ich bewundere IHN dafür. Niemand benennt seine Freunde nach der Haarfarbe, wenn du so versessen auf sowas bist, dann wechsele in Zukunft besser die Perspektive, weil für den Ich-Stil passen solche Phrasen absolut nicht :3.

Also, ich weß nicht, wie gut du recherchiert hast, aber eigentlich merkt man an ein bisschen Halsschmerzen, Fieber etc nicht, dass man HIV hat; Beosnders nicht in so einem frühen Stadium, wie Yuriy, man kann diese Krankheit einige Jahre mit sich herumschleppen, ohne etwas davon zu merken...
Und selbst wenn, dann kann man, wenn man die richtigen Medikamente bekommt, noch einige Jahre unbescholten und ohne Probleme leben, das ist nicht ganz so drastisch, wie du das hier darstellst :/
(Natürlich ist das eine schlimme Krankheit, das bestreite ich nicht, nur gefällt mir hier die Darstellung nicht...)
'Wenn er nicht zum Arzt gegangen wäre...' Ähm... Naja, sagen wir es so, wenn sie ihm kein Blut abgenommen hätten, dann hätten sie das nicht herausfinden können und welcher Arzt kommt bei einer einfachen Grippe eines jungen Menschen so schnell auf die Idee, dass er vielleicht HIV haben könnte? Wegen einer Grippe kriegt man in der Regel kein Blut abgenommen.

“Warum nicht jemand, der es mehr verdient hat, als ich?“
Der Satz ist wirklich gut, ich weiß auch nicht warum... aber ich glaube, diese Frage stellt sich jeder Todkranke irgendwann in seinem restlichen Leben. 'Warum ich' Sehr gut gesetzt.

Allerdings, so schlimm diese Krankheit auch ist, kann ich mir ausgerechnet bei jemandem wie Yuriy nicht so ganz vorstellen, dass er plötzlich das Weinen anfängt... Ich habe eher den Eindruck, dass sowas bei Yuriy eher in eine Depression umschlägt, die er mit Wut zum Ausdruck bringt. Aber er wirkt mental irgendwie so schwächlich... Wobei ich jetzt zu deiner Verteidigung auch hinzufügen muss, dass man absolut nicht wissen kann, wie sich ein Mensch bei sowas wandeln kann, das war jetzt halt nur mein erster Gedanke ^^.
Also, irgendwie geht das ziemlich schnell, dass das bei Yuriy ausbricht óo... wie gesagt, nimmt man die richtigen Medikamente, dann kann man noch ein paar Jahre problemlos leben... Hier wirkt es eher so, als seien insgesamt höchstens zwei Jahre vergangen...

Als ich eingeschlafen bin, hat Boris mich ins Bett gebracht und war bei mir geblieben.
Woher weiß er das bitte, wenn er eingeschlafen ist? Boris wird wohl kaum am nächsten Tag zu ihm gesagt haben: Ich habe dich ins Bett getragen, weil du eingeschlafen bist'
Und hier schwankst du in den nächsten Absätzen wieder dauernd in den Zeiten, du solltest dich auf eine festlegen ^^;
Ok, den nächste Absatz finde ich besser recherchiert, als den Anfang, das wirkt vor allem authentischer.

als wäre mein Körper schön tot.
Schön tot ist etwas makaber ;), schon sollte es denk ich heißen.

“Geh,“ fordere ich ihn auf
Komma und Anführungszeichen sind vertauscht.

Wow, also der letzte Absatz war wirklich wirklich gut. So gefühlvoll und eindringlich ich glaube, besser hättest du den Tod, nein, das Sterben nicht beschreiben können, das hat mir wirklich gefallen und auch irgendwie ein wenig mitgenommen...
Der letzte Absatz, das mit dem Sterben fand ich stilistisch her eigentlich von dem OS am besten, mein Lob aufjedenfall dafür, da gibt es nichts dran auszusetzen, weiter so ^^v

Allerdings frage ich mich unabhängig von deinem Schreiberischen Können, warum man eigentlich immer mit so etwas Krassem Schocken muss... Ich meine, es ist nicht von der Hand zu weisen, dass es in letzter Zeit im Zirkel sehr viele FFs gibt, in denen jemand eine schlimme/tödliche Krankheit hat und ich bin ganz ehrlich; Als ich die Kommentare vor mir durchgelesen habe, hab ich aufgestöhnt und dachte mir 'nich SCHON wieder'
Vor allem sterben Menschen auch ohne Krankheiten, Jeden Tag. Unter den unterschiedlichsten Bedingungen, ich meine, ich finde es vollkommen in Ordnung, dass du das schreibst, wenn du es möchtest, aber diese Frage wirft sich mir halt auf; Es gibt genug Themen, über die man schreiben kann, warum immer gleich das Heftigste und Deprimierendste? Ist es, weil man schocken will? ich versteh es nicht... Ich würde mir einfach, auch im Zirkel wünschen, mal wieder etwas 'Schönes' lesen zu können (Und das sag ausgerechnet ICH, die so auf Drama und den ganzen Käse abfährt xD) und nicht dauernd Sachen, die mich mit meinen Depressionen noch mehr runterziehen weil schon wieder ein Chara stirbt ;__;
Ich hasse Charadeath v.v.

LG, Katze


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