Bad Times Today
Ich kann selbst kaum fassen, dass ich mal pünktlich hochlade!
Einen Haken hat die Sache: Da ich momentan quasi nur aus dem Koffer lebe und ständig durch die Weltgeschichte reise, hatte ich nur heute Zeit, um dieses Chap in die Beta zu geben. Leider traf ich nur eine meiner drei Betas an. Es ist also sehr gut möglich, dass noch Fehler drin sind!
Wer sie findet, der möge sie bitte nicht behalten, sondern mir mitteilen!
Der Song zum Kapitel stammt von Cradle of Filth und ist seit einem gefühlten Jahrtausend eines meiner Lieblingslieder. Ich werde wohl schreien wie ein kleines Schulmädchen, wenn ich Cradle im August live auf Wacken sehe...
Das Video zum Song ist übrigens auch sehr schön. Eine kleine aber feine Inspiration für Hobby-Sadisten und alle die es werden möchten.
Zu blutigen Morden passt das allemal.
Cradle of Filth - Babalon AD (So Glad For The Madness)
http://www.youtube.com/watch?v=PwOjmVfvEqI
enjoy ♥
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Irgendwo, 03:46 Uhr ...
Hizumis POV
Die Kälte kroch mir unter die Haut. Sie ließ meine Finger taub werden und meine Zehen schmerzen. Nur an dem Dröhnen in meinem Schädel änderte sie nichts.
Ich hielt kurz inne und sah mich um.
Meine Umgebung war mir vollkommen fremd, ich hatte nicht die geringste Ahnung wo ich mich befand, oder auf welchem Wege ich überhaupt hier her gelangt war.
Zu meiner Rechten ragte ein trostloses Mehrfamilenhaus in den Himmel, direkt daneben befand sich ein weitläufiger, von Maschendrahtzaun begrenzter, Parkplatz. Die Fenster des Hauses starrten schwarz und leer in die Dunkelheit und ließen keinen Gedanken an das zu, was sich hinter ihnen befand. Ich fröstelte und ging ein paar Meter weiter. In Bewegung zu bleiben erschien mir die einzige Möglichkeit, meinen unterkühlten Körper wenigstens halbwegs warm zu halten. Während ich die menschenleere Straße entlang wanderte, ließ ich die vergangene Nacht Revue passieren und fasste den Entschluss, das Geschehene in die hinterste Ecke meines benebelten Gehirns zu verbannen.
Nach dem Streit mit Karyu war ich auf direktem Wege zur Universität gegangen, hatte dort die geplanten Vorlesungen gehalten und mich bis zum Abend mit diversem Papierkram befasst.
Erst als auch der letzte meiner Kollegen den Heimweg angetreten hatte, konnte ich mich dazu überwinden meinen Platz zu verlassen. Die Stunden danach waren mir nur als ein unsortierter Haufen verzerrter Trugbilder in Erinnerung geblieben.
Mit den Jahren hatte ich die verschiedensten Ablenkungsstrategien ersonnen und getestet.
Im Endeffekt war es immer die gleiche Taktik, die mir etwas brachte: Laute Musik, zu viel Alkohol und unverbindliche Beziehungen.
Mein Körper sagte mir, dass ich an diesem Abend beides zur Genüge gehabt hatte.
Während ich ziel- und planlos durch die Stadt ging, ertappte ich mich dabei, ein oder auch zwei Gedanken an Saga zu verschwenden. Ich verscheuchte sie, versuchte stattdessen mich an das Gesicht desjenigen zu erinnern, der mich noch vor wenigen Stunden in Richtung der Toilettenkabinen gezerrt hatte. Mein Erinnerungsvermögen streikte.
Eigentlich war es mir egal.
Ich spürte, wie es in meinem Magen rumorte. Zu viel Alkohol und zu wenig Blut.
Das leichte Grummeln verwandelte sich schon bald in eine ausgewachsene Übelkeit und zwang mich dazu stehen zu bleiben. Ich lehnte mich gegen eine der abgeschalteten Straßenlaternen und rang nach Luft. Auf der anderen Straßenseite konnte ich einen quadratischen Betontopf ausmachen, in dem sich, außer ein wenig Kies, nichts weiter befand. Ich überquerte die Straße und setzte mich auf den Rand des Topfes.
Kälte und Übelkeit hatten meinen Körper nun vollkommen im Griff. Angestrengt konzentrierte ich mich darauf, meinen Mageninhalt bei mir zu behalten. Nach einer gefühlten Ewigkeit ließ der Würgereiz endlich nach und ich schloss erschöpft die Augen. Doch die Welt in meinem Kopf drehte sich munter weiter.
Plötzlich stieg mir ein Geruch in die Nase. Verwirrt öffnete ich die Augen und sah mich um.
Weit und breit war keine Menschenseele zu sehen. Ich rappelte mich schwankend auf und beschloss, mich auf die Suche nach irgendeinem Anhaltspunkt zu begeben, denn mein Körper schrie nach Schlaf. Irgendwo würde ich schon eine Bahnstation oder einen Sraßennamen finden, der mir Auskunft über meinen momentanen Aufenthaltsort geben könnte.
Ich machte kehrt und ging zurück in die Richtung aus der ich gekommen war.
Der Geruch wurde stärker. Es war mein Instinkt, der mich erst innehalten und schließlich der Duftspur folgen ließ. Mein Hirn schien zu müde zu sein, um Einspruch gegen diese Handlung zu erheben.
Ich passierte weitere Wohnblocks, einer hässlicher als der andere, bis ich schließlich vor dem Eingang zu einem kleinen Park stand. Ein schmaler, gewundener Kiesweg führte zwischen frisch gemähtem Rasen und wild wucherndem Gestrüpp hindurch, geradewegs zu einem künstlich angelegten Wäldchen. Der Geruch war hier wesentlich intensiver.
Ich blieb stehen und starrte in die Dunkelheit. Der Versuch meine Sinne zu fokussieren scheiterte kläglich. Wahrscheinlich waren der Alkohol und die Müdigkeit dafür verantwortlich.
Unsicher setzte ich einen Fuß auf den Weg. Das Knirschen der Steine unter meinen Füßen erschien mir unsagbar laut. Als ich den Weg ein paar Meter entlang gegangen war, bemerkte ich am Rand des Wäldchens einen schwarzen Fleck. Er war unförmig und hob sich deutlich vom Grau des Rasens ab.
Der Geruch frischen Blutes war nun allgegenwärtig.
Vorsichtig näherte ich mich dem Ding, das da im Gras lag. Im nächtlichen Dunkel konnte ich nur grobe Umrisse wahrnehmen, darum kramte ich mit zittrigen Fingern nach meinem Handy. Die Displaybeleuchtung war schwach, doch sie reichte aus, um aus dem am Boden liegenden Schatten eine Person zu formen. Was ich sah fühlte sich an wie ein Schlag vor den Kopf.
Das Telefon fiel mir aus der Hand und landete lautlos im Gras. Ohne dass ich es hätte verhindern können, gaben mir die Knie nach und der Brechreiz siegte...
ca. zwanzig Minuten später ...
Hizumi saß, in eine graue Wolldecke gewickelt, neben Zero und beobachtete das Geschehen, das sich ein paar Meter weiter abspielte. Karyu kniete am Boden und versuchte gewaltsam den Mund der Leiche zu öffnen. Um ihn herum standen drei fremde Gestalten, die jeden von Karyus Handgriffen genau zu analysieren schienen. Angewidert wandte Hizumi den Blick ab.
„Geht's dir gut?“, fragte Zero besorgt.
„Ging schon mal besser.“
Hizumi starrte missmutig auf seine Schuhe, während Zero mit ansah wie Karyu die Kiefer des Toten knackend auseinander schob.
„Zero?“
„Hm?“
„Ich will heim.“
„Ist gut. Warte einen Moment, ich rede nur kurz mit Karyu, dann fahr ich dich.“
Zero stand auf und schob sich an den Herumstehenden vorbei. Er wechselte einige Worte mit dem Blonden und sah dann zu Hizumi hinüber. Karyu tat es ihm gleich.
Als Hizumis Blick den seines Machers traf, schlug er eilig die Augen nieder und begann auf seiner Unterlippe herum zu kauen. Zu seiner Erleichterung hörte er bald darauf Zeros Schritte auf dem Kiesweg.
„Na komm, wir fahren.“
Das ließ Hizumi sich nicht zwei mal sagen. Er rappelte sich auf und folgte Zero zum Auto.
Die Decke behielt er weiterhin um. Wem auch immer sie gehörte, er würde sie auch noch bis morgen entbehren können.
Als Zero den Motor startete lehnte Hizumi den Kopf gegen die Fensterscheibe. Das Glas war eiskalt, doch er war zu erschöpft um sich darum zu kümmern. Hinter dem Fenster begann die nächtliche Stadtlandschaft vorüber zu ziehen.
„Wo zur Hölle sind wir hier eigentlich?“
„Wie viel zur Hölle hast du heute Nacht getrunken?“
„Zu viel.“
„Wir sind ziemlich weit ab vom Schuss, das kann ich dir verraten.“
„Mh-hm ...“
Für Hizumi schien die Unterhaltung damit beendet zu sein, denn er schloss die Augen und zog die Decke fester um seine Schultern. Zero warf ihm einen skeptischen Seitenblick zu.
„Ihr habt Streit, oder?“
„Mh.“
„Hizumi, ich akzeptiere, dass es spät ist, ich akzeptiere, dass du noch immer genug Restalkohol für zwei Mann intus hast und ich akzeptiere auch, dass du gerade eine entstellte Leiche in einem beschissenen Park gefunden hast. Aber diese Form der Konversation, die akzeptiere ich nicht! Haben wir uns verstanden?“
„Mh.“
Der Blick, den Zero seinem Beifahrer nach dieser Antwort zuwarf, versprach Folter, Flüche und einen qualvollen, unnatürlichen und vor allem endgültigen Tod.
„Also, willst du mir jetzt sagen was los ist, oder muss ich dich erst an der nächsten Tankstelle aussetzen?!“
„Wieso glaubst du eigentlich, dass dich das was angeht?“
„Oh, das kann ich dir sagen! Weil du mich was angehst und weil, leider Gottes, auch Karyu mich was angeht. Und wenn ihr beide Streit miteinander habt, dann bin ich jedes Mal der arme Tropf, der zwischen den Stühlen steht und sich euren Mist anhören muss. Nicht, dass ich das nicht gerne und mit jeder Faser meines toten Herzens tun würde, aber in letzter Zeit verkracht ihr euch ständig!
Und jedes Mal wird es schlimmer. Wenn der Härtegrad proportional zur Häufigkeit eurer Meinungsverschiedenheiten ansteigt, dann habt ihr euch nächsten Monat gegenseitig die Schädel eingeschlagen. Und ich kann dann entweder sehen, wo ich einen neuen Kollegen her bekomme, oder einen Käufer für deine Wohnung finden. Für beides habe ich weder Zeit noch Muße! Und genau das ist der Grund, warum du mir jetzt erzählen wirst, was schon wieder los ist. Vielleicht kann man ja noch was retten. Also?!“
Während seines Vortrags hatte Zero den Blick keine Sekunde lang von der Fahrbahn abgewandt. Nur die Finger seiner rechten Hand trommelten ungeduldig auf dem Lenkrad herum.
Hizumi war sich sicher, dass Zero zur Not die ganze Nacht mit ihm im Wagen verbringen würde, sofern er ihm nicht die gewünschten Informationen gab. Es wäre nicht das erste Mal gewesen.
„Du bist eine Nervensäge, weißt du das?“
Das Trommeln der Finger wurde lauter.
„Jaja, ist ja gut.“, seufzte Hizumi resigniert. Er straffte sich ein wenig und begann den Grund des Streits zu erläutern.
„... Das Beschissene ist, dass er recht hat. Ich weiß ja selbst, dass ich mein Leben endlich mal wieder in geregelte Bahnen lenken sollte, aber ich schaff das einfach nicht. Das Schlimmste ist wirklich, dass ich mittlerweile keinen Schimmer mehr habe, wofür ich überhaupt noch existieren soll. So wie es jetzt ist, macht es keinen Sinn mehr, verstehst du? Und ich glaube, dass sich das nicht mehr ändern wird...“
Zero hatte die ganze Zeit über aufmerksam zugehört, allerdings hatte er bis jetzt keinen einzigen Kommentar abgegeben. Er trat auf die Bremse, denn die Ampel am Straßenrand war auf rot gesprungen. Diese Zeit nutzte Zero, um dem Jüngeren einen ernsten Blick zuzuwerfen.
„Oh, glaub mir, ich weiß ganz genau wie du dich fühlst. Ich könnte dir jetzt sagen, dass das normal ist, dass es wieder vorbei geht und den ganzen restlichen Kram, den ich eigentlich jedem jungen Vampir erzähle. Aber das würde nichts an der ganzen Geschichte ändern. Die Wahrheit ist, dass weder ich noch Karyu dir dabei helfen können. Du musst da alleine durch. Ich weiß, dass es hart klingt. Das ist es auch. Aber irgendwann wird sich dir sicher wieder ein Sinn erschließen, und sei er noch so banal. Das ist der Nachteil an diesem Leben. Man hat genug Zeit sich seiner Sinnlosigkeit bewusst zu werden. Der einzige Vorteil ist, dass man gleichzeitig genug Zeit hat, den Sinn seiner Existenz zu finden.“
„Das ist paradox.“
„Ich sag dir was paradox ist: Lebende Tote. Das ist paradox.“
Ein kleines Grinsen schlich sich auf Hizumis Lippen.
„Ja, da hast du wohl recht.“
Den Rest der Fahrt über schwiegen die beiden und jeder hing seinen eigenen Gedanken nach.
Der Alkohol in Hizumis Körper war nun größtenteils verflogen, er fühlte sich nicht mehr elend, war aber dafür umso erschöpfter. Als Zero den Wagen vor den renovierten Fabrikhallen parkte, waren Hizumis Augen auf dem besten Wege, endgültig zuzufallen.
„Ich komm morgen noch mal vorbei. Zur Zeugenbefragung.“ Zero grinste breit. „Laut Protokoll bist du nämlich jetzt ein Verdächtiger. Das bedeutet, dass entweder Karyu oder ich dich morgen vernehmen müssen. Und wenn du nicht redest, dann sind wir befugt, dich auf sehr fantasievolle Art und Weise zu foltern.“
Für diese Worte hatte Hizumi nichts weiter übrig als ein müdes Lachen.
„Alles klar, dann bis morgen, Sheriff.“
Er kletterte etwas umständlich aus dem Auto und erklomm die Treppen in den zweiten Stock.
Das Türschloss aufzuschließen gestaltete sich als ernstzunehmende Aufgabe, denn Hizumis Feinmotorik war an diesem Abend in einem Wodka-Blut-Gemisch ertrunken. Endlich gab das Schloss ein erlösendes Klicken von sich. Hizumi stolperte in seine Wohnung und steuerte ohne Umschweife das Bett an. Das einzige was jetzt zählte, waren ein paar Stunden Schlaf, die ihm halfen, die Geschehnisse zu verarbeiten. Alles andere konnte warten...
Am nächsten Morgen; 06:04 Uhr...
An diesem Morgen spuckte der bleigraue Himmel die ersten vereinzelten Regentropfen.
Einer dieser Tropfen verfehlte den Rasen und landete unglücklicherweise in Karyus Auge.
Der Vampir wischte sich fluchend über das Gesicht, bevor er sich auf eine herumstehende Parkbank fallen ließ.
„Da fragt man sich wirklich, ob es noch besser kommen kann.“, murmelte er zähneknirschend. Er hatte die letzten Stunden am Tatort verbracht und sich mit einigen Ratsmitgliedern herumgeschlagen. Die Leiche befand sich nun auf dem Weg in die Pathologie und momentan stellte Karyu sich die Frage, ob es ratsam war, den menschlichen Ermittlern von diesem Mordfall zu berichten. Im Großen und Ganzen schien dieser Mord identisch mit dem aktuellen Fall zu sein. Auch hier war das Opfer verstümmelt worden, auch hier fehlte das Herz und auch hier waren keine Anzeichen von Missbrauch zu erkennen. Es gab nur einen Unterschied, doch der war gravierend: Das Opfer war in diesem Fall ein Vampir gewesen.
Sofern die beiden Opfer, und das schien plausibel, durch die gleiche Hand umgekommen waren, warf das ein ganz neues Licht auf den Mörder. Dessen war sich nun auch Karyu bewusst geworden.
Der Untote streckte sich ächzend und spürte kurz darauf ein Stechen in der linken Brust.
//Herzlichen Glückwunsch//, dachte er verbittert.
Karyu war nun schon seit etlichen Tagen auf den Beinen. Es war nicht ungewöhnlich, dass er nur eine einzige Nacht pro Woche nutzte, um etwas Schlaf zu finden, denn mehr war schlicht und einfach nicht mehr nötig. Doch nun pochte die Narbe an seiner linken Brust unangenehm und sein Körper signalisierte Energiemangel.
Als Karyu aufstand schoss ihm der Schmerz bis ins Mark. Er taumelte und bekam die Lehne der Parkbank zu fassen. Vollkommen überrascht über die heftige Reaktion seines Körpers, verbrachte Karyu die nächste Minute damit, sich zu sammeln und den Gehweg zu begutachten. Gerade als er erneut zu den anderen stoßen wollte, drang eine Stimme an sein Ohr. Die Stimme klang keinesfalls freundlich und gehörte zu einem jungen Mann mit Irokesen, dessen Beine in durchlöcherten Jeans steckten.
Karyu warf einen Blick gen Himmel.
„Du willst mich echt verarschen heute, kann das sein?“, knurrte er leise. Bevor noch weitere gotteslästerliche Worte seinen Mund verlassen konnten, hatte sich Souta vor ihm aufgebaut.
„Sag mal wollt ihr mich eigentlich verarschen!?“, wetterte der ohne jede Vorwarnung.
„Witzig, das gleiche dachte ich auch gerade.“
„Halt's Maul, Karyu. Ernsthaft!“
„Pass auf, dass ich dir nicht gleich dein Maul stopfe.“
„Oh, so wie unserm lieben Yuto hier?“
Karyu runzelte die Stirn und musterte Souta, der mit verschränkten Armen vor ihm stand und angriffslustig zu ihm aufschaute.
„Wovon sprichst du, Anarch?“
„Jetzt tu nicht so! Ihr hängt doch in der Sache drin! Hältst du mich für komplett bescheuert?“
„Nein, nur für verwirrt und verblendet.“
„Provozier's nicht! Wir wissen beide, dass ihr uns am liebsten aus der Stadt haben würdet. Und dafür ist euch jedes Mittel recht! So war es doch schon immer. Du und dein feudales Regiment! Ich hoffe wirklich, dass irgendwer dir möglichst bald den Arsch aufreißt. Vielleicht entwickelt sich dann ja so etwas wie eine freie Vampir-Gesellschaft!“
„Wenn man die Stammtischparolen jetzt streicht, was wäre dann der Kern dieser Aussage? Hilf mir etwas auf die Sprünge bitte. Das Alter spielt mir in letzter Zeit übel mit. Nachlassende Hirnkapazität, Krampfadern, schütteres Haar.. du weißt schon.“
„Die Kernaussage ist, dass ich dich und deine Speichellecker des Mordes an einem unserer Mitglieder beschuldige! Das ist die Kernaussage! Und sollte sich herausstellen, dass ich damit auch nur ansatzweise richtig liege, dann ist unser Bündnisvertrag null und nichtig und wir werden euch bei nächstbester Gelegenheit fertig machen. Koste es was es wolle!“
„Souta, hörst du dich eigentlich reden?“
„Die Frage ist, ob du mich reden hörst! Wenn du nichts damit zu tun hast, dann sag mir doch bitte, wer Yuto umgebracht haben soll? Und jetzt komm mir nicht mit dieser Geschichte vom verwirrten Serienmörder, die zieht nicht! Außerdem-“
„Moment, Auszeit! Woher weißt du davon?“
Souta hob überrascht die Augenbrauen, ihm entwich ein fassungsloses Lachen, das Karyu dazu brachte die Augen zu verdrehen.
„Karyu, ich bitte dich! Fast jeder weiß davon. Glaubst du, nur weil wir gegen das System sind, lesen wir keine Zeitung? Auch, wenn das erste Opfer ein Mensch war und darum eigentlich uninteressant ist, hat der Mord hier für Aufsehen gesorgt. Vor allem wegen der Sache mit dem fehlenden Herzen. Und jetzt, nur ein paar Tage später, muss ich hören, dass einem meiner Männer das gleiche zugestoßen ist!“
„Schon mal daran gedacht, dass es sich um einen Serienmörder handelt?“
„In der Tat, soweit hab auch ich schon gedacht. Und hast du schon mal daran gedacht, dass dieser Serienmörder definitiv kein Mensch sein kann, wenn er es geschafft hat, einen ausgewachsenen Vampir zu erledigen? “
„Ja, das kam mir eben schon in den Sinn.“
„Schön. Dann sag mir jetzt bitte, warum ich dich nicht verdächtigen sollte!“
„Das hat mehrere Gründe. Erstens: Meine Freizeit ist momentan ein seltenes Gut, ich habe schlichtweg keine Zeit zum Morden.
Zweitens: Ich habe ein handfestes Alibi. Ich kann sie dir gern vorstellen, wenn du das wünschst. Sie ist blond und sehr gut gebaut. Nur an ihren Namen kann ich mich nicht erinnern. Irgendwas mit „A“. Was auch immer.
Drittens: In der Tat kann ich eure kleine Punk-Sekte nicht leiden, aber wer kann das schon. Trotzdem würde es mir, rein objektiv betrachtet, gar nichts bringen, nur einen von euch auszuweiden. Ihr seid wie Schaben. Klein, dreckig und für meinen Geschmack zu vermehrungsfreudig. Und genau deswegen müsste man, um euch linke Brut endgültig loszuwerden, alle gleichzeitig platt machen. Und glaub mir, du wärst der Erste.“
„Sehr liebenswürdig, Arschloch.“
„So bin ich.“
„Wie auch immer. Wenn du es nicht warst, wer dann?“
„Genau dieses Rätsel gilt es jetzt zu lösen. Bevor unser kleiner Psychopath noch mehr Herzen bricht...“