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Maleficia

Build up castles in the sky and in the sand
von

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Verberge deine Angst...

... der Stolz ist dein Schild.
 

Eine kräftige Kinderstimme scholl aufs Höchste erzürnt durch das gesamte Herrenhaus.
 

„Ich verfluche den Tag, an dem dieses Gör das Licht der Welt erblickte.“, knurrte der dunkle Adelige und fing sich sofort einen bitterbösen Blick von seiner Frau ein.
 

„Sie weiß, was sie will. Das kann ich von dir nicht gerade behaupten.“, erwiderte die ungewöhnlich zart gebaute Dunkelelfe mit angenehm tief klingender Stimme, dann erhob sie sich aus ihrem Sessel und verließ das Kaminzimmer, um die eng gewundene Wendeltreppe ins zweite Stockwerk hinauf zu stolzieren. Ihr Gang war grazil und es sah beinahe so aus, als würde sie über den Boden gleiten, dabei drückte er gleichzeitig einen tief verwurzelten Stolz aus.
 

Niemand ahnte zu dem Zeitpunkt, wie ähnlich „dieses Gör“ seiner Mutter noch werden würde. Selbst die Stimme und die Zartheit würde es zu Hundertprozent übernehmen.
 

Die ahnungslose Dunkle sah schon von weitem das Chaos, das sich auf dem Flur vor dem Zimmer ihrer Tochter ausbreitete. Die Tür stand sperrangelweit offen und zwischen achtlos hingeworfenen Kleidungsstücken lagen Scherben von zerbrochenem Porzellan. Eine farblose Flüssigkeit hatte sich zudem über den kalten Steinboden ausgebreitet.
 

Als sie auf ihren hohen Hackenschuhen über das Durcheinander hinweg stiefelte und das Zimmer ihrer Kleinen betrat, fiel ihr der umgeworfene Waschzuber auf, in dem die menschliche Magd wohl probiert hatte, sie zu baden.
 

„Was ist hier geschehen?“, herrschte sie das völlig verängstigte Kindermädchen an, das ihre sechsjährige Tochter verzweifelt versuchte am Arm festzuhalten, damit diese nicht mit ihren dürren Beinchen davonrannte. Kratz- und Bissspuren übersäten die nackten Arme der Frau.
 

„Sie möchte nicht baden, ehe ich ihr…“ Die Magd brach ab und gab einen erstickten Schmerzenslaut von sich, als die kleine Dunkle den unachtsamen Moment ausnutzte und ihr mit aller Kraft in die Finger biss.
 

„Maleficia!“, herrschte die Adelige ihre Tochter an. „So etwas nimmt man doch nicht in den Mund!“ Sie eilte auf die Kleine zu, packte sie grob am Oberarm und zerrte sie von der Magd fort, die mit schmerzverzerrtem Gesicht ihre blutenden Finger umfasste. „Was bei Shilen ist denn nun das Problem?!“, schrie sie das völlig verstörte Kindermädchen an.
 

„Sie möchte nicht baden, ehe ich ihr nicht verspreche, dass sie ihr Lieblingskleid anziehen darf.“, erklärte diese mit zitternder Stimme.
 

„Und?!“
 

„Das Kleid ist gestern Abend erst gewaschen worden und heute noch nicht ganz trocken.“
 

„Dann sieh zu, dass es trocken wird! Hier läuft wohl etwas gewaltig schief, wenn mein Schätzchen nicht einmal mehr das bekommt, was es anziehen will!“, fauchte die Adelige. „Soll sie sich unwohl fühlen, wenn ihre Großeltern vorbei kommen?!“
 

„N-nein.“, stammelte die Magd und senkte den Kopf, um ihre Tränen zu verbergen. „Ich eile, Milady.“ Und damit hastete sie aus dem Zimmer.
 

Die besorgte Mutter kniete vor ihrer Tochter hin und blickte in das verweinte Kindergesicht, das schon jetzt versprach, überirdisch schön zu werden.
 

„Möchtest du eine andere Kammerzofe, mein Liebling?“
 

Doch Maleficia kam nicht dazu, etwas zu erwidern, denn eine Männerstimme antwortete anstelle ihrer.
 

„Wir können es uns nicht leisten, das nächste Mädchen zu verlieren, sonst finden wir bald keinen mehr, der uns eine Magd verkauft.“
 

Die Dunkle fuhr herum und blickte ihren Mann entrüstet an.
 

„Dann mach dich auf und fang selber eine.“, wies sie ihn an. „So schwer kann es doch wohl nicht sein, wenn selbst diese Stümper von unseren Nachbarn das hinbekommen.“
 

Der Hausherr presste die Lippen fest zusammen und seine Frau wusste, dass sie ihn bereits wieder soweit hatte, dass er selbst dieser unsinnigen Anweisung Folge leisten würde, schon alleine um nicht schlechter als ihre verhassten Nachbarn dazustehen. Der Blick ihrer gemeinsamen Tochter durchbohrte ihn wie ein Dolch und er machte auf dem Absatz kehrt und verschwand aus ihrem Gesichtsfeld.
 

„Ich will keine neue.“, schmollte Maleficia, als die Schritte ihres Vaters auf dem Flur verklungen waren. Ihre Mutter drehte sich wieder zu ihr um und strich ihr die Tränen von der Wange.
 

„Verstehe. Alles was du möchtest, mein kleiner Spatz.“
 

Maleficias kleiner Puppenmund verzog sich zu einem vorsichtigen Lächeln und ihre Mutter beschloss, dass es an der Zeit war, das Mädchen in die Kunst des Schminkens einzuweisen.



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