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Black Shadow (ab 16 Jahre)

von

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Abschied

Shadow freute sich seine Arbeit wieder aufzunehmen. Seine Stimme erholte sich langsam.

Nach zwei Wochen lud er die Familie seines Chefs ein.

Sie waren über die ordentlich aufgeräumte Wohnung überrascht. Ein leichter Hauch von Tabak hing in der Luft. Das Erdgeschoß hatte Shadow in drei Teile um bauen lassen: in Küche, Badezimmer mit WC und Wohnzimmer. In den Zimmer war alles vorhanden, was ein normal Bürger braucht.

Alles war in weißbraun gehalten. Die vielen Pflanzen, darunter auch einige die Blüten, verwandelten das Wohnzimmer in eine kleine Oase.

Evelyn setzte sich aufs Bett. Sie bemerkte, daß es ein Wasserbett war. Links neben dem Bett war eine Halterung und ein Schwert. Shadow kam gerade ins Schlafzimmer, als sie das Schwert berühren wollte.

“Das ist mein wertvollster Besitz.”, erklärte er mit rauher Stimme.

Evelyn zuckte zusammen und drehte sich um.

“Es ist ein schönes Schwert.”

“Ich weiß.”, meinte er gelassen, “Ähm, das Essen ist fertig.”

Damit drehte er sich um und stieg die Treppen hinunter. Sie folgte ihm.

“Du hast eine schöne Männerwohnung. Ich hätte nicht gedacht, daß es auch Männer gibt, die so ordentlich sind, wie Frauen.”, sagte Martina mit einem lächeln.

“Stimmt, alles ist so sauber. Aber es stinkt nach einem Raucher!”, bestätigte Evelyn.

“Das ist kein Wunder. Ich bin noch nicht einmal ein halbes Jahr Nichtraucher. Da ich viel im Zimmer geraucht habe, ist es ja auch klar, daß es danach stinkt.”, erklärte er ihnen mit gesenkten Kopf.

Seine Schüchternheit war ihnen neu.

“Du ißt für deine massige Gestalt ziemlich wenig und gesund.”, sagte Evelyn plötzlich.

Shadow sah sie verblüfft an.

“Tja, ich versuche seit zwei Jahren abzuspecken. Doch bis jetzt habe ich kein Gramm abgenommen. Dafür konnte ich mein Gewicht halten”

“Wieviel wiegst du zu Zeit?”

“Zweihundertzweiundzwanzig Kilo.”

“Oh! Ganz schön viel. Wenigsten kannst du es halten.”, staunte Martina.

“Aber irgendwann werde ich auf meine siebzig Kilo wieder abmagern.”

“Sehr optimistig. Wann hast du deine normale Stimme wieder?”, fragte Frank.

“Der Arzt sagte, daß es ein Jahr dauert, sollte ich Nichtraucher bleiben.”

“Ich hoffe es für dich.”, meinte Martina.

Evelyn sah auf die Armbanduhr. Es war zwanzig Uhr.

“Wie lange wollen wir eigentlich bleiben?”, fragte sie.

Ihre Eltern zuckten nur die Schultern.

“Das weiß ich nicht.”

Evelyn erkannte, daß Shadow immer nervöser wurde.

“Zu fiel Betrieb in deinem Haus?”, fragte sie schließlich grinsend.

Shadow fühlte sich ertappt.

“Ja. Es fällt mir schwer euch hier zu dulden. Schließlich bin ich lieber für mich. Aber das heißt noch lange nicht, daß ihr gehen müßt. Ihr könnt so lange da bleiben, wie ihr wollt.”, gestand er ihnen, “Auf der Arbeit muß ich ja auch mit den Leuten auskommen.”

“Das ist sehr nett, aber ich muß morgen um vier aus den Federn.”, erklärte die junge Frau.

“Morgen ist Sonntag.”, bemerkte Shadow erstaunt.

“Ich weiß. Gestern und heute hatte ich frei. Morgen muß ich nach Rostock zum Tierpark. Ich bin Tierpflegerin im ersten Lehrjahr. Wir müssen rollende Woche machen.”, erklärte sie weiter.

“Verstehe.”

Ihre Eltern faßten sich am Kopf. Sie hatten es fast vergessen.

Dann halfen sie Shadow beim Aufräumen und beim Abwasch. Danach verabschiedenden sie von ihm.

Da sie nur fünf Häuser weiter wohnten, gingen sie zu Fuß.

Erschöpft setzte sich Shadow in den Sessel. Den ganzen Abend lang hatte er mitbekommen, wie Evelyn ihn angesehen hat. Sie war eindeutig in ihn verliebt. Er seufzte. Doch ihm ging es mit ihr nicht anders. Stöhnend senkte er den Kopf.

“Nein! Niemals werde ich noch einmal mit einer Frau zusammen sein. Was Elisabeth mir angetan hat, reicht mir bis zum Lebensende! So etwas will ich niemals wieder durchmachen! Nein!!”
 

Ein Jahr verging. Seine Stimme war endlich wieder normal.

Eines Tages tauchte Evelyn in seinem Arbeitszimmer auf, wo er kurz zu ihr auf sah.

“Was willst du?”, fragte er.

“Ich bin in dich verliebt.”

Shadow senkte den Kopf.

“Evelyn! Bitte vergesse mich. Ich muß dir zwar gestehen, daß auch ich in dich verliebt bin, aber ich kann nicht mit dir zusammen sein. Meine Frau hat mich damals so enttäuscht, daß ich keine Frau mehr lieben kann, ohne die Angst sie wird genauso wie Elisabeth. Nein, daß kann ich nicht riskieren!”

Ihr Blick glitt zu einem alten Foto was an der Wand hinter Shadow hing, wo ein schlanker junger Mann abgebildet war.

“Wer ist das?”, fragte sie und zeigte auf das Foto.

Shadow drehte sich zum Bild um.

“Ach das. Das ist im Jahr 1991 aufgenommen wurden. Der Mann bin ich.”

“Du? Damals warst aber noch schlank.”

“Ich war einen Großteil meines Lebens hager. Seit 1992 bin ich immer dicker geworden, weil ich mehr Nahrung aufgenommen habe, als ich brauchte. Dann kommt noch hinzu, daß ich mich nicht mehr viel bewege.”

“Verstehe. Bitte gebe mir eine Chance. Ich will dich irgendwann einmal heiraten.”

Evelyn war den Tränen nahe. Ihr trauriger Blick schmerzte ihn.

“Hör zu, wenn du jemanden lieben willst, dann Frage meinen Kollegen Kevin Baum. Er hat schon vor zwei Jahren ein Auge auf dich geworfen. Aber er war bis jetzt immer zu schüchtern gewesen, um dich zu Fragen. Kevin ist zweiundzwanzig Jahre alt. Frage deinen Vater wie er ist. Vielleicht ist er ja dein Traummann. Aber mit mir kannst du niemals glücklich werden.”

“Nein, ich will dich.”

“Evelyn! Du trägst schon mein Blut in dir. Begnüge dich damit. Vergesse mich. Ich will niemals mehr mit einer Frau zusammen sein! Heiraten kommt schon gar nicht in Frage!”

Sie seufzte. Tränen rannen über ihr Gesicht.

“Irgendwann wirst du ein einsamer, verlassener Mann sein und daran bist du selbst Schuld.”

“Das bin ich schon sehr lange, bis jetzt hat sich noch niemand um mich geschert.”, gestand Shadow ihr.

“Na dann werde ich mir deinen Vorschlag ansehen. Mich siehst du nie wieder. Tschüss!”

Sie knallte wütend die Tür zu.

“Es tut mir Leid. Aber ich kann nicht anders.”, murmelte er traurig zu sich.
 

Die Zeit strömte dahin. Evelyn heiratete Kevin Baum. Sie lud Shadow nicht auf ihre Hochzeit, weil er sie in ihren Stolz gekräkt hatte. Ihm war das nur Recht.

Ein Jahr später gebar sie ihr erstes Kind.

Nach dem Tod ihres Vaters übernahm Kevin die Werft. Er und Shadow verstanden sich trotzdem noch gut.

Im Jahr 2188 wog Shadow hundertneununddreißig Kilo. Da er noch sehr viele Urlaubstage hatte, nahm er von 22. Dezember 2188 bis 1. Juli 2189 Urlaub. Trotzdem hatte er immer noch zehn Tage übrig und die wollte er sich aufheben. In der Zeit machte er eine Schlankheitskur.

Bis zum 20. Juni speckte er weitere neunundsechzig Kilo ab.

Als er wieder auf Arbeit kam, erkannten seine Kollegen ihn gar nicht wieder. Sie fragten sich, wer der hagere Mann war.

Sogar der Chef kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Nachdem Shadow ihnen alles erklärt hatte, begrüßte sie ihn freundlich.
 

In Laufe der weiteren Jahre gewöhnte man sich an Shadows neue Figur und eines Tages legte er die Kündigung vor. Überrascht sah der Chef ihn an.

“Was willst du jetzt machen?”

“Ich fahre mit dem Zug nach Warnemüde und frage den König der Erde, ob er für mich eine Arbeit hat. Weißt du, ich möchte eine neue Stadt sehen. Darum ziehe ich um. Der König ist vor fünfhundertneunundachtzig Falkenjahren (sechzig Million Jahren) Herrscher der Welt geworden. Ich will wissen, wer der König ist und wie er ist.”, erklärte Shadow gelassen.

“Verstehe. Du arbeitest schon seit 1550 hier bei uns. Mh. Der König ist seit dem Jahr 661712 an der Macht. Viele sagen, er sei ein Einzelgänger und ein ehemaliger Verbannter. Ähm, sollen wir eine Abschiedsparty machen bevor du gehst?”

“Nein. Morgen früh um acht fährt mein Zug nach Rostock. Dort steige ich einmal am Bahnhof um und fahre dann nach Warnemüde mit einen anderen Zug.”

“Hast du deine Wohnung schon gekündigt?”

“Nein. Dort muß ich mir erstemal eine Wohnung suchen. Heute packe ich nur das aller nötigste zusammen. Aber ich habe schon ein freies Zimmer in einer Pension in der Nähe vom Hafen. Aber du kannst mir einen Gefallen tun.”

Shadow legte ihm einen Schlüssel hin.

“Das ist der Ersatzschlüssel für meine Wohnung. Bitte paßt auf meine Wohnung auf und gieße die Pflanzen. Also dann bis irgendwann.”

Ohne die Antwort abzuwarten, verließ Shadow das Büro.

Am nächsten Tag saß er schon im Zug und betrachtete wie Stralsund immer kleiner wurde.

“Lebewohl Stralsund.”, murmelte Shadow.



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