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Verwirrte Herzen

von

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Seufzend ließ sich Kagome rücklings ins Bett fallen. Regungslos blieb sie liegen, mit den Händen hinter dem Kopf verschränkt und die Augen geschlossen. Wenn man die 15jährige so sah, konnte man eigentlich annehmen, dass sie schlief, aber genau das tat sie nicht.

Immer wieder ging ihr ein und derselbe Gedanke durch den Sinn. Dieser eine Gedanke fuhr schon regelrecht Achterbahn in ihrem Kopf und war auch gleichzeitig schon oft der Grund für viele schlaflose Nächte.

Ja - geschlafen hatte sie wirklich schon lange nicht mehr richtig. Und in dieser Nacht würde es nicht anders sein.

Wegen ihrer Schlaflosigkeit ist sie tagsüber auch immer schlecht drauf und will alleine gelassen werden. Aber war das wirklich der einzige Grund?

Wieder war ein seufzen zu hören.

Was sollte sie denn tun?

Es war, so fand sie, eine aussichtslose und gleichzeitig verzwickte Situation. Immerhin konnte sie ja wohl schlecht einfach so zu ihm sagen > Hi! Da bin ich wieder! < Aber was sonst?

Vielleicht sollte sie doch einfach zu ihm gehen und mit ihm über diese Sache sprechen. Doch...würde er ihr überhaupt zuhören? Würde er sie verstehen?

Nein, ganz sicher nicht - nicht nach diesem Streit zwischen ihnen. Er würde sie doch nur abweisen...

"Du Idiot!", entfuhr es Kagome plötzlich. Mit einem Mal setzte sie sich wieder auf und starrte vor sich hin. Sie war richtig sauer auf ihn. Oder besser gesagt: Sie wollte sauer sein. Doch wenn sie ehrlich mit sich selber war, redete sie sich alles nur ein. Sie belog sich selber, um diesen einen Tag - den Tag an dem sie sich stritten - zu vergessen.

Aber das konnte sie nicht. Niemals würde sie diesen Abschnitt ihres Lebens hinter sich lassen können. Auch wenn sie es noch so sehr wollte.

Mit einem nichtssagenden Gesichtsausdruck blickte sie vor sich auf den Boden. Sie fixierte diesen einen Punkt regelrecht. Verzog aber keine Miene. Man konnte nur erahnen, was im Moment in ihr vorging. Aber ihre Augen verrieten das Mädchen. Sie spiegelten Trauer und Ungewissheit wieder.

"Du Idiot...", flüsterte Kagome ganz leise vor sich hin. "Warum hast du das getan?"

Gedankenverloren ließ sie ihren Blick durchs Zimmer schweifen. Es schien fast so, als ob sie etwas suchen würde. Was genau, wusste sie jedoch selber nicht.

Aber auf einmal blieb ihr Blick an einem Gegenstand hängen, an den sie sich fast nicht mehr erinnerte.

Wie von Geisterhand geführt, stand Kagome aus ihrem Bett auf und ging genau zu diesem einen Gegenstand. Es war ein Bild - von Inu Yasha und ihr.

Für einen kurzen Moment musste sie schmunzeln, als ihr wieder in den Sinn kam, unter welchen Umständen das Foto geknipst wurde!

Es war an einem Tag, an dem der Halb-Dämon wiedereinmal in ihre Welt gekommen war, um sie abzuholen. Völlig ungeduldig, wie er war, packte er das Mädchen einfach an der Taille und trug sie - über der Schulter liegend - zum Knochenfressenden Brunnen; der ja die Verbindung zwischen den beiden Welten war. Aber, wie es der Zufall wollte, rutschte der Hundedämon aus und beide landeten in einem kleinen Teich, der gleich neben ihnen war.

Vor lauter Schreck hatte sich Kagome ganz fest an ihn geklammert. Und genau so wurden die beiden fotografiert. Pitschnass und engumschlungen nebeneinander hockend. Der geschockte Gesichtsausdruck der beiden hatte schon was ulkiges an sich, aber das Beste war ja das Piranha-Artige Fischchen, welches an Inu Yashas Ohr knabberte.

Ja - damals war noch alles im Lot gewesen, aber seit dieser Sache vor zwei Wochen hat sich so einiges verändert.

Als Kagome das Bild von ihm so betrachtete, musste sie regelrecht die Tränen zurückhalten. Dabei wollte sie das doch gar nicht. Nein, auf keinen Fall wollte sie wegen Inu Yasha Tränen vergießen.

Langsam griff sie mit ihrer Hand nach dem Bild und legte dieses, mit der Vorderseite voran, auf die Tischplatte um, sodass man das Foto nicht mehr sehen konnte.

"Warum musste das alles passieren? Warum nur?", schluchzte sie vor sich hin.

Wieder überkam sie ein seltsames Gefühl - ein Gefühl das sie nicht deuten konnte. Sie wusste nicht, ob sie nun Traurig und Unsicher oder vielmehr Wütend und voller Zorn war.

Langsam rollte eine Träne der Verzweiflung ihre Wange herab. Sie spürte, wie sich ein dicker Kloß in ihrer Kehle breit machte. Es fühlte sich fast so an, als ob ihr jemand die Luft abschnüren würde.

"Inu Yasha...", brachte sie nur leicht flüsternd heraus. ,Warum bist du mir gegenüber immer so abweisend? Warum? Sag mir den Grund!'

Mit trauriger Miene ging sie zum offenen Fenster und blickte hinaus. Hinaus in den sternenübersäten schwarzen Nachthimmel.

Jetzt konnte sie nicht mehr anders - konnte es nicht mehr zurückhalten. Die Tränen liefen, wie in Strömen über ihre Wangen und tropften auf die Fensterbank.

Kagome spürte einen tiefen Schmerz in ihrer Brust. Fast so, als ob ihr Herz innerlich gebrochen wäre...

Weinend vergrub sie ihr Gesicht in den Armen...doch auch so sah sie immer wieder Inu Yashas Gesicht vor Augen.

Was sollte sie denn jetzt noch machen? Sie wollte ihn vergessen! Wollte ihn vollkommen aus ihrem Leben streichen! ... Aber wie, um alles in der Welt, sollte sie das anstellen?? Wie sollte sie es schaffen ihn zu vergessen, wenn sie immer an ihn denken musste? Wenn sie immer an die gemeinsame Zeit mit ihm denken musste...

Dabei wäre es doch so einfach. Sie hatte doch - hier in der Gegenwart - ein glückliches Leben! Ein Leben auch ohne Inu Yasha! Warum sollte es jetzt auf einmal nicht mehr gehen? Schließlich hatte er sie verletzt. Ja. Das würde sie ihm nie verzeihen. Immer war sie für ihn da gewesen, aber er hatte sie nur ausgenutzt.

Mit einem seltsamen Ausdruck in den Augen blickte sie wieder hoch zu den Sternen.

,Irgendwie werde ich es auch ohne dich schaffen...Inu Yasha...'
 

~ * ~ * ~ * ~ * ~
 

"Die Sterne sind heute besonders schön, nicht wahr?", fragte Kaede mit dem Blick in den Himmel gerichtet.

Genervt guckte nun auch Inu Yasha zu den Sternen empor. Mit einem seltsamen Ausdruck in den Augen betrachtete er den Himmel.

"Pah! Lass mich mit so nem Zeugs in Ruhe, Kaede-baba! Ich geh schlafen!", knurrte der Dämon vor sich hin und drehte sich abrupt um. Mit zielsicheren Schritten ging er auf einen Baum zu und sprang mit einem Satz hinauf.
 

Kaede sah ihm nur kopfschüttelnd hinterher. Dann machte auch sie sich auf den Weg um schlafen zu gehen. Zumindestens sah es so aus. Aber an schlafen dachte die alte Frau jetzt ganz bestimmt nicht. Nachdenklich guckte sie auf das kleine Glasgefäß, in dem die Splitter des Shikon no Tama waren.

"Seit Kagome wieder in ihre Welt zurück gekehrt ist, benimmt sich Inu Yasha irgendwie seltsam. Ich möchte nur zu gerne wissen, was da zwischen den beiden wieder vorgefallen ist. Doch aus Inu Yasha ist nichts herauszubekommen und Kagome hat sich seitdem nicht mehr hier blicken lassen. Möchte nur wissen, ob sie jemals wieder kommt? Nicht einmal die Splitter des Juwels hat sie mitgenommen...", überlegte sie laut. Sie machte sich schreckliche Sorgen um Kagome. Warum, wusste sie selber nicht. Vielleicht weil sie einfach nicht mit dem Gedanken klar kam, dass Kagome - die Wiedergeburt von ihrer Schwester Kikyo - nie wieder zurückkommen würde...

"Wenn die beiden die restlichen Splitter nicht suchen, dann wird noch eine ganze Menge Unheil auf uns zukommen. Hoffentlich vertragen sich die beiden schnell wieder. Sonst kann ich für nichts mehr garantieren..."
 

Mit dem Rücken an den Baumstamm gelehnt, saß Inu Yasha auf einem Ast des Baumes. Auch er hatte schon seit Tagen nicht mehr schlafen können. Es war schon seltsam.

,Was ist bloß los mit mir?', fragte er sich. ,Seitdem Kagome weg ist, kriege ich kein Auge mehr zu...'

Er konnte sich überhaupt keinen Reim darauf machen. Immerhin war ihm doch herzlich egal, was das Mädchen machte! Oder doch nicht? Warum musste er nur ständig an sie denken? Warum nur? Warum?

Sie haben sich doch eh nur ständig gestritten.

,Ich hasse dich!, hat sie zu mir gesagt...', kam ihm wieder in den Sinn. ,Sie hasst mich...' Irgendwie tat ihm das innerlich direkt weh.

Mit traurigem Blick sah er wieder zum Himmel empor. Die Sterne waren heute wirklich besonders schön. Aber wie sollte er sich über so etwas freuen? Solche Sachen ließen ihn doch völlig kalt. Aber heute war es anders. Er konnte sich nicht dagegen wehren, er wollte es nicht. Er wollte nicht an sie denken. Aber es half alles nichts. Nein. Immer wieder erschien vor Inu Yashas geistigem Auge Kagomes Gesicht. Sie lächelte ihn an. Ja. So wie sie es früher auch getan hatte...

,Was sie wohl jetzt gerade macht? Ob sie wohl auch an das von damals denkt?', überlegte er wieder.

Hastig schüttelte der Halb-Dämon seinen Kopf.

"Bin ich jetzt schon total verblödet? Die kann doch machen was sie will! Interessiert mich nicht die Bohne! Ich will sie nie wieder sehen! Nein...", sagte er. Aber richtig davon überzeugt war er selber nicht. Nein. Irgendwie wollte er schon wissen was sie gerade machte. Doch den Grund dafür wusste er nicht. Fehlte sie ihm etwa? Nein. Das konnte nicht sein. Warum auch? ... Aber was war es dann? Machte er sich etwa Sorgen um sie? Doch dazu hatte er wohl noch weniger einen Grund.

Es war wie verhext. Wenn sie da war, stritten sie sich. Wenn sie nicht da war, passte es ihm auch nicht.

Und das alles nur wegen einem kleinen Streit. Dabei hatte er das, was er gesagt hatte, doch gar nicht so gemeint. Diese Worte waren ihm doch nur so rausgerutscht. Er hatte diese Sachen doch nur gesagt, weil er mit so etwas, was sie ihm gesagt hat, nicht richtig umgehen konnte. Es war einfach zu plötzlich. Aber das konnte er ihr natürlich auch nicht sagen.

Er wollte sie zurückholen, aber auch dazu war er zu stolz.

"Soll sie doch allein zurückkommen! Und wenn sie nicht will, ist es mir auch egal! Blöder Idiot! Ist mir eh ständig auf die Nerven gegangen! Gut das sie weg ist. Die Splitter finde ich auch ohne sie. Auch wenn ich dann noch länger brauchen werde...", brummte Inu Yasha. Irgendwie würde es auch ohne Kagome gehen. Da war er sich ganz sicher. ,Eine Sorge weniger!', ging ihm noch durch den Kopf, bevor er dann seine Augen schloss.
 

Aber auch diese Nacht konnte er nicht schlafen. Nein. Es ging einfach nicht. So sehr er es auch versuchte, es gelang ihm nicht. Immer wieder kam ihm der eine Gedanke in den Sinn: Kagome.

Er musste immer an den einen Tag denken. An den Tag, an dem Kagome von Dämonen verschleppt wurde, weil sie die Splitter des Shikon no Tama stehlen wollten. Zum Glück hat Inu Yasha das Mädchen noch rechtseitig retten können. Es war ein harter Kampf, aber er hat es geschafft. Wenn er es nicht geschafft hätte und Kagome an diesem Tag etwas zugestoßen wäre, dann hätte er es sich bestimmt nie verzeihen können. Aus welchem Grund auch immer...

Er war so froh, schon richtig glücklich, als er Kagome am Ende unverletzt in den Armen gehalten hatte. Er war froh, dass ihr nichts passiert war, dass sie lebte.

Aber dann...das was danach passierte, würde er nie im Leben vergessen. Warum musste so was auch immer ihm passieren?

"Warum hast du das für mich getan?", hatte sie ihn damals gefragt. Sie hat ihn mit besorgtem Gesicht angeblickt...mit Tränen in den Augen.

"So halt. Bild dir nichts darauf ein, verstanden?", war seine Antwort gewesen. Er hätte ihr die Wahrheit sagen können, hat es aber nicht getan. Er konnte es nicht. Er konnte nicht sagen, dass er sich Sorgen gemacht hatte.

"Mach so etwas ja nie wieder, hörst du? Setz nicht immer dein Leben für mich aufs Spiel! Warum tust du das nur?", fragte Kagome damals weiter. Sie gab nicht auf. Sie wollte, dass man ihr endlich reinen Wein einschenkte. Wollte die Wahrheit wissen...

"Pah! Das ist doch egal! Geht dich doch nichts an, was ich wann für wen mache!" - "Doch!! Es geht mich sehr wohl was an! Denn ich liebe di...", hatte sie den Dämon angeschrieen, doch mitten im Satz hielt sie inne. ,Was hab ich nur gesagt?' Kagome hielt sich die Hand vor den Mund. Unsicher hatte sie ihn angesehen. Mit ihren großen Augen.

Inu Yasha war damals etwas erschrocken, als er hörte, was Kagome zu ihm sagte. Innerlich machte sich ein Gefühl in ihm breit, das er nicht deuten konnte! So viele Sachen gingen ihm in dem Moment durch den Kopf, so viele Dinge die er ihr sagen wollte. Doch nichts davon sagte er. Kein nettes Wort. Kein Lächeln. Nein. Ganz im Gegenteil. Mit einem verachtenden Blick starrte er sie an...

"Tja, Pech für dich! Das beruht ganz bestimmt nicht auf Gegenseitigkeit. Ich mache das alles nicht für dich, weil ich dich mag. Sondern nur, weil ich ohne dich die Splitter des Juwels niemals finden würde! Du selber bist mir herzlich egal...", sagte er zu ihr. Er konnte selber nicht glauben was er da von sich gab. Doch es war schon zu spät gewesen diese Worte wieder ungesprochen zu machen...

An das letzte an was er sich noch erinnern konnte war, dass Kagome ihm eine Ohrfeige verpasste und sagte, dass sie ihn hassen würde und ihn nie wieder sehen wollte... Dann verschwand sie und ließ ihn zurück...
 

"Was ist damals nur in mich gefahren? Ob sie es überhaupt ernst meinte? Wollte sie wirklich sagen, dass sie mich liebt?", flüsterte er leise vor sich hin. Aber wieso sollte sie das tun? Wieso hegte sie Gefühle für ihn, obwohl er ihr gegenüber doch immer so abweisend war.

"Kagome...", seufzte er. Ob er es wohl jemals herausfinden würde, ob dieser eine Satz, den Kagome sagte, überhaupt ernst gemeint war? Wahrscheinlich eher nicht. Wie auch sollte er das überhaupt raus kriegen? Sie würde ganz bestimmt nicht mehr in das mittelalterliche Japan zurückkehren! Nicht nach dem, was Inu Yasha zu ihr sagte.

Oder sollte er es doch versuchen? Vielleicht gab es doch noch Hoffnung! ... Aber wollte er es überhaupt?

Es waren einfach zu viele Fragen, die im Moment durch seinen Kopf wanderten. Fragen, auf die er eine Antwort haben wollte...
 

~ * ~ * ~ * ~ * ~
 

Eine ganze Weile stand Kagome noch beim offenen Fenster und blickte hinaus in die Dunkelheit der Nacht. Alles war stockfinster. Die einzige Lichtquelle war der Mond, der alles in ein mysteriöses Silberlicht tauchte.

"Er hat mich nur benutzt... Ich war für ihn nur das Mittel zum Zweck...", murmelte das Mädchen vor sich hin.

Die Tränen rannten noch immer über ihre Wangen. Inu Yasha hatte eine tiefe Wunde in ihrer Seele hinterlassen. Eine Wunde, die man nicht einfach so mit Salben und Kräutern wieder heilen konnte. Nein. Ganz bestimmt nicht. Dazu brauchte man schon mehr.

,Die Zeit heilt alle Wunden...', ging ihr durch den Kopf. Vielleicht stimmte das auch. Wer weiß das schon?
 

Plötzlich wurde Kagome aus ihren Gedanke gerissen. Etwas perplex schaute sie sich um. ,Hab ich mir das etwa eingebildet, oder war da wirklich eine Stimme?', überlegte sie.

"Hey! Du!", hörte sie wieder.

Nein. Das konnte doch keine Einbildung sein, oder? Sie wusste ja, dass Halluzinationen relativ Real wirken können, aber so real?!

Noch immer blickte sie sich im Zimmer um. Doch da war keiner.

Verwirrt drehte sie sich wieder Richtung Fenster und wollte wieder hinaussehen, aber als sie sah, wer da beim Fenster hereinguckte, wäre ihr um Haaresbreite schon fast das Herz in die Hose gerutscht.

"I-Inu Ya..sha...", brachte sie schließlich heraus und die Verwunderung stand ihr regelrecht ins Gesicht geschrieben.

Was machte er hier? Warum war er zu ihr in die Gegenwart gekommen? Sie verstand die Welt nicht mehr...

Sollte sie sich jetzt über sein Auftauchen freuen, oder eher wütend sein, dass er nach dem was geschehen war, einfach so hier mitten in der Nacht bei ihrem Zimmerfenster aufkreuzte...

"Warum weinst du?", fragte der Halb-Dämon nur und blickte ihr weiterhin tief in die Augen.

Kagome betrachtete ihn jetzt auch. Wie die Unschuld vom Lande, hockte er auf ihrer Fensterbank und guckte sie mit großen Kuhaugen fragend...fast schon besorgt an.

"Das geht dich überhaupt nichts an!! Was machst du überhaupt hier? Ich habe doch gesagt, dass ich dich nie mehr wieder sehen will! Hast du das etwa schon wieder vergessen?", schrie Kagome ihn an.

"Warum weinst du? Wegen mir?", fragte Inu Yasha noch einmal, völlig unbeeindruckt von Kagomes Reaktion.

Doch dem Mädchen platzte langsam aber sicher der Kragen. "Das hättest du wohl gerne, was? Ich war die letzte Zeit lang immer für dich da! Hab dir geholfen, diesen Juwel zusuchen und hab mein Leben hier vollkommen vernachlässigt! Aber das ist dir ja alles egal, nicht? Ich war für dich da und du hast mich nur ausgenutzt! Die ganze Zeit schon! Aber wenigstens hast du mir jetzt mal die Wahrheit gesagt! Und jetzt verschwinde von hier!"

Inu Yasha blickte etwas hilflos zu Boden. Was sollte er jetzt tun? ,Bloß nichts unüberlegtes!', ging ihm durch den Kopf. Ansonsten würde er nur noch alles schlimmer machen.

"Kagome ich...es tut mir leid! Was ich damals zu dir gesagt habe...es..es..", wollte er anfangen zu erklären, doch Kagome schnitt ihm wieder das Wort ab. "Hör doch auf dich immer rauszureden! Ich habe sehr gut verstanden was du gesagt hast! Besser als du denkst..."

Langsam drehte sie ihm den Rücken zu. Wieder rollten Tränen über ihre Wangen...aber Inu Yasha sollte das nicht sehen. Kagome wollte nicht, dass er sah wie schwer es ihr fiel, endgültig von ihm Abschied zu nehmen.

"Soll ich wirklich gehen? Für...immer?", fragte er vorsichtig. Auch ihm fiel es schwer. Er wollte das ja gar nicht sagen. Nein. Er wollte nicht gehen. Auf keinen Fall. Aber im Moment fühlte er sich einfach zu schlecht. Wenn er sich nicht zusammenreißen würde, dann würde er wahrscheinlich wieder irgendwelche Beleidigungen zu ihr sagen, die er später wieder bereut hätte...

"Ja...", flüsterte Kagome. Lauter konnte sie nicht sprechen. Denn durch die Heulattacke würde ganz bestimmt ihre Stimme versagen, und er würde merken, dass sie weinte...

"Wie du meinst... Aber eines muss ich dir vorher noch sagen. Ich habe lange darüber nachgedacht und es fällt mir extrem schwer, dass jetzt und hier überhaupt zuzugeben...aber es muss wohl sein... Es sei denn, du hast es selber gemerkt?", fragte er und wartete ob er eine Antwort bekommen würde. Doch Kagome sagte gar nichts darauf. Sie wartete einfach nur ab bis Inu Yasha weiter sprechen würde.

"Ich könnte jetzt leicht sagen, dass du mir egal bist! Dass ich dich nur benutze und das ich dich nicht leiden kann. Aber um das zu sagen, würde ich lügen und mir selber etwas vormachen. Weißt du? Wenn ich jetzt, Blind vor lauter Wut sagen würde, du wärst mir völlig egal, dann würde ich mir das nachher niemals verzeihen können. Ich habe mir damals wirklich Sorgen um dich gemacht. Extreme Sorgen sogar. Ich dachte schon, dass dir was passiert ist...und ich war richtig glücklich als ich dich nachher Gesund und Munter in den Armen gehalten habe... E-es tut mir leid, was ich zu dir gesagt habe...ich habe es ganz bestimmt nicht so gemein, dass musst du mir glauben. Ich weiß zwar nicht so genau, was ich für dich empfinde...aber Hass ist es ganz bestimmt nicht..."
 

Kagome glaubte sich verhört zu haben. Was hatte er da gerade gesagt? Es täte ihm leid? War das sein Ernst? Oder machte er sich gerade über sie lustig? Aber welchen Grund hätte er, dass zu tun?

Schnell wischte sich Kagome die Tränen aus dem Gesicht und drehte sich wieder zum Fenster um.

Doch Inu Yasha war nicht mehr da. Er war verschwunden. Verzweiflung stieg jetzt langsam in ihr hoch. Das konnte doch nicht sein, oder? Warum war er jetzt weg? Warum nur?

Kagome lehnte sich beim Fenster hinaus und schrie, so laut sie nur konnte, seinen Namen. Doch eine Antwort bekam sie nicht.

"Inu Yasha...wo bist du nur?", fragte sie. Hastig eilte sie hinaus ins Freie und machte sich auf die Suche nach ihm. Doch nirgends war er zu finden und so ging Kagome Richtung "Knochenfressenden Brunnen". Sie wollte ihn jetzt um jeden Preis finden. Wieso musste so was ausgerechnet immer ihr passieren? Warum musste sie alles immer Missverstehen? Nur wegen eines dummen Missverständnisses war das ganze jetzt passiert! Dabei hätte sie sich damals denken können, dass Inu Yasha so reagieren würde. Er war einfach so. Es war sein Charakter. Da konnte man nicht viel daran ändern. Aber Kagome war in diesem Moment so verletzt gewesen. Sie fühlte sich so, als ob man ihr ihr Herz aus dem Leibe gerissen hätte.

Aber jetzt hatte sie nur noch ein Ziel. Sie wollte Inu Yasha jetzt nicht mehr vergessen. Nein. Ganz bestimmt nicht. Sie wollte ihn jetzt finden. Einfach nur finden...

Weit konnte der Dämon immerhin noch nicht sein... Aber sollte sie wirklich zurück gehen? Zurück in diese seltsame Welt?
 

~ * ~ * ~ * ~ * ~
 

Mit gesenktem Kopf schlich Inu Yasha durch den Wald. Jetzt hatte er es geschafft. Er hatte Kagome tatsächlich die Wahrheit sagen können. Aber richtig glücklich darüber war er nicht wirklich. Was hatte er sich denn erhofft? Das sie ihm einfach so verzeihen würde? Wahrscheinlich...

Langsam ging er auf Go-Shin-Boku zu. Der Platz, an dem sie sich zum ersten Mal getroffen haben. Es war schon lange her. Und damals hätte er nicht mal im Traum daran gedacht, wie sich die Dinge im Laufe der Zeit entwickeln würden.

Unschlüssig stand er vor dem großen Baum. Was sollte er jetzt machen? Er war total verwirrt. Seinen Stolz hat er überwunden, um Kagome das zu sagen, was ihm auf dem Herzen lag. Aber was hat es ihm gebracht? Überhaupt nichts. Tief in ihm drinnen war etwas seltsames passiert...was würde er jetzt dafür geben, wenn Kagome ihm alles verzeihen würde und wieder zu ihm zurückkommen würde?

Warum war er vorhin eigentlich so plötzlich wieder abgehauen? Wollte er etwa die Antwort von Kagome nicht hören? Hätte er überhaupt eine Antwort bekommen? Oder hätte sie ihn wieder nur angeschrieen? Tief in ihm drinnen hörte er, wie sein Herz ihren Namen schrie. Aber er ignorierte dies vollkommen. Es war zu spät. Er ist einfach so gegangen. Hat sich feige aus dem Staub gemacht... Er wollte einfach nicht hören, wie Kagome seine Entschuldigung ablehnte... ,Nein', ist wirklich ein hartes Wort; und genau das wollte er nicht hören. Jetzt verstand er richtig, wie sich Kagome damals gefühlt haben musste. Er spürte wie ihm die Tränen in die Augen stiegen, doch er hielt sie zurück. Inu Yasha wollte einfach nicht weinen...

Immerhin war er ein Dämon und kein Jammerlappen! Das musste ja schließlich auch einmal gesagt werden.

Aber trotzdem musste er immer an sie denken. Er konnte sich ein Leben ohne sie jetzt gar nicht mehr vorstellen. Es war schon ein seltsames Gefühl wenn man daran dachte, dass ab jetzt wieder alles seinen gewöhnlichen Lauf gehen würde...
 

Plötzlich hörte Inu Yasha Schritte. Schritte die immer näher kamen. Schnell sprang der Hundedämon auf den Baum und versteckte sich zwischen den ganzen Blättern und Ästen.

Vorsichtig schielte er hinunter und sah, dass es Kagome war. ,Was macht sie denn hier?', ging ihm durch den Kopf. ,Ich hab sie nicht einmal bemerkt... Aber das liegt wahrscheinlich daran, weil ich vorhin so in Gedanken versunken war...'

"Inu Yasha!! Los! Komm raus und zeig dich!", schrie das Mädchen. Aber Inu Yasha dachte gar nicht daran jetzt rauszukommen. Obwohl er es eigentlich wollte. Doch irgendwas hielt ihn trotzdem davon ab.

"Inu Yasha! Ich weiß genau das du hier bist! Ich hab dich vorhin gesehen! Also komm raus! Ich warne dich! Wenn du nicht freiwillig raus kommst, dann muss ich zu anderen Mitteln greifen!", hörte er plötzlich wieder Kagome sagen.

,Pah! Was will sie schon großartiges machen??', überlegte er sich und genoss seine Überlegenheit.

Doch so siegessicher hätte er am besten nicht sein sollen. Denn im nächsten Moment hörte er das Mädchen wieder etwas rufen. Und zwar "SITZ!!!"

Genau in dem Moment krachte der Dämon volle Länge auf den Boden und stöhnte mit schmerzverzogenem Gesicht auf.

"Sag mal spinnst du? Was soll der Mist?", meckerte Inu Yasha schon wieder los. Aber Kagome ließ das vollkommen kalt.

"Was regst du dich so auf? Ich habe dich gerufen! Du hättest freiwillig auch runter kommen können! Oder etwa nicht? Aber du ziehst es ja vor, mit mir verstecken zu spielen!", meinte sie nur und fuhr dann mit einem betrübten Gesicht fort: "Und ich dachte, dass das vorhin ernst gemeint war..."

Inu Yasha stockte der Atem... Was hatte sie gerade eben gesagt?

"War es auch...", sagte er kurz und bündig und guckte etwas verlegen hoch in den Himmel.

"Ehrlich?", fragte sie. Der Dämon nickte.

"Willst du mich eh nicht auf den Arm nehmen?", fragte sie noch mal nach. Man konnte ja schließlich nie wissen was in so einem Kerlchen vor sich ging.

"Doch!", sagte Inu Yasha grinsend und hob Kagome auf seine Arme.

"H-hey! Was wird denn das wenn's fertig ist? Lass mich sofort wieder runter!", protestierte Kagome und wedelte wild mit ihren Armen und Beinen. Im nächsten Moment landete Kagome auch schon hart auf dem Boden...

"Autsch... Sag mal spinnst du? Was ist denn jetzt wieder in dich gefahren mich einfach so auf den Boden fallen zu lassen??", regte sich das Mädchen auf.

"Das war die Rache für vorhin.", war die Antwort und Inu Yasha grinste noch immer übers ganze Gesicht.

"Ach ja? Willst du noch mal? ... SITZ!!!", sagte Kagome und sah dabei zu, wie der Dämon durch die Kette, die er um den Hals trug, auf den Boden gezerrt wurde.

"Du...", drohte Inu Yasha und schaute sie erbost an. Aber Kagome lächelte nur zuckersüß zurück und fiel ihm dann um den Hals.

Inu Yasha, der jetzt vollkommen perplex war, verstand die Welt nun überhaupt nicht mehr. Verwundert guckte er Kagome an, die sich an seine Brust schmiegte. Nach der Zeit wurde ihm das aber dann doch ziemlich unangenehm und schubste sie leicht und mit hochrotem Kopf zur Seite. "Lass das!", sagte er dabei. Aber Kagome lächelte ihn noch immer an. Langsam lehnte sie sich etwas vor und drückte Inu Yasha dann ein Küsschen auf die Backe.

Danach stand sie auf und streckte dem Dämon ihre Hand hin. "Komm...lass uns gehen! Immerhin warten noch immer die Shikon no Kakera auf uns, die gefunden werden möchten.", sagte sie mit sanfter Stimme.

Inu Yasha sagte darauf überhaupt nichts mehr. Er war froh, dass diese Sache aus der Welt geschafft war und das Kagome jetzt wieder bei ihm war. Vorsichtig griff er nach ihrer Hand und dann machten sie sich beide auf den Weg ins Dorf. Immerhin wollten sie morgen Früh aufbrechen um die restlichen Splitter zu suchen. Und etwas schlafen mussten sie ja schließlich auch noch.

Hand in Hand schlenderten sie den Weg entlang. Es sagte zwar keiner mehr ein Wort. Aber sie verstanden es auch so. Um Gefühle auszudrücken bedarf es keiner Worte... Außerdem wusste auch keiner der beiden, wie sie es ausdrücken sollten.

Inu Yasha hatte seinen Blick die ganze Zeit zu Kagome gewandt. Er war jetzt richtig glücklich. Sein Glück konnte man gar nicht in Worte fassen und er wusste auch noch immer nicht, wie es mit den beiden weitergehen sollte. Aber eines wusste er genau: Von diesem Tag an, würde er Kagome ganz bestimmt immer beschützen. Egal was auch noch kommen würde. Denn gemeinsam werden sie auch diese neuen Abenteuer überstehen.
 

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Verwirrte Herzen - Ende!
 

So, ich hoffe die FF hat euch einigermaßen gefallen?? Ich würde mich echt total über ein paar Kommentare freuen. Will ja wissen, was ihr von der FF haltet. *ganz lieb schau*

dewa mata,

Jacky ^^



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Kommentare zu diesem Kapitel (24)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  KiraNear
2013-09-29T12:47:16+00:00 29.09.2013 14:47
Das war wirklich eine tolle und süße FF :3
Du hast die Beiden wirklich gut rübergebracht, mir kam es beim Lesen so vor, als würde ich eine Folge im TV ansehen und nicht einfach nur ne FF lesen, so gut habe ich mir das vorstellen können^^
Von:  Emily-Jane
2008-08-02T14:09:01+00:00 02.08.2008 16:09
Haii,
wirklich schön deine FF!!!!
Aber schreib doch bitte eine Fortsetzung!!!! Sie müssen sich doch noch die Liebe gestehen ^_____^

LG
Von: abgemeldet
2004-11-10T18:11:31+00:00 10.11.2004 19:11
Einfach fantastisch!!!!!!!!!
Du schreibst einfach super toll! Ich hoffe du machst eine Fortsetzung, denn sie haben sich noch nicht geküsst :-)
BIITTTEEEE!!!! Mach eine Fortsetzung.
Bye Animefan22
Von: abgemeldet
2004-10-24T13:13:48+00:00 24.10.2004 15:13
Einigermaßen gefallen ist gut ausgedrückt diese FF ist doch schön geschrieben.Bitte mache eine Fortsetzung das Juwel ist chließlich noch nicht zusammen.Bitte bitte bitte bitte bitte
schreib weiter

Dickes Knuddel Chuka
Von: abgemeldet
2004-10-24T13:13:08+00:00 24.10.2004 15:13
Einigermaßen gefallen ist gut ausgedrückt diese FF ist doch schön geschrieben.Bitte mache eine Fortsetzung das Juwel ist chließlich noch nicht zusammen.Bitte bitte bitte bitte bitte
schreib weiter

Dickes Knuddel Chuka
Von: abgemeldet
2004-08-06T17:08:48+00:00 06.08.2004 19:08
Hm, ich fand's toll ^^
Allerdings kommst du manchmal mit der Zeit etwas durcheinander. Wechselst plötzlich von Gegenwart in Vergangenheit oder Zukunft, obwohl alles in dem selben Zeitraum passiert. Ich denke, dass sind die einzigen Fehler, die es zu verbessern gilt ^^
Greetz
Manya
Von:  Melody-chan
2004-05-29T20:31:34+00:00 29.05.2004 22:31
cooooooooole FF!!!echt total schön geschrieben,man kann sich auch gut in die personen hineinversetzen!!
schreib büüüüüüüdde ne fortsetzung!!!

mlg MikoKagome
Von: abgemeldet
2004-05-25T22:00:56+00:00 26.05.2004 00:00
Eine sehr schöne Fanfic. Sie war ja so schön Romantisch und
ergreifent. Wäre es nich so ausgegangen hätte ich warscheinlich geheult. Du kannst echt sehr gut schreiben.
Mach bloß so weiter. BITTE!
Von: abgemeldet
2004-05-24T02:38:07+00:00 24.05.2004 04:38
Diese FF ist einfach nur genial. Du hast einen richtig schönen Schreibstil und die Idee fand ich auch super..na ja, alles was mit Inu Yasha zu tun hat ist super XD
Ich hätte bei der Story auch beinahe angefangen zu heulen, solche schnulzigen Sachen gehen mir immer ziemlich nahe.. u.u
Ich hoffe man wird in Zukunft mehr von dir hören/lesen.
Von:  Waldkoboldin
2004-05-22T09:04:35+00:00 22.05.2004 11:04
echt toll =) Ich liebe Inu Yasha ich find es einfach so lieb wie die zwei sich immer aufführen wenn es um ihre Gefühl geht. ich mein jeder hat es schon gemerkt auser die zwei. *lol* aber deine geschichte ist einfach super =) gratulation =)Ich mag deinen schreib still, sehr gut =) Ich schreibe auch =) Aber mit dir kann ich noch nicht mithalten =) *lol* wenn du willstschick ich dir bald mein neustes werk. Abe rnur wenn du willst =) will dir nix aufzweingen =) Und eine frage noch ...hähähäh ..ähm wie kann man den umstellen das es kein Hentai ist und man es sicher schon ab 14 lesen kann und nicht erst ab 18? *schäm* ich schaffe es nicht...


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