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Das Spiegelzimmer

Bilderwichteln bei den Durchgeknallten FF- Autoren
von

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Kapitel 1

//Manchmal denke ich, es ist Zeit zu gehen. Ich weiß zwar nie wohin, aber der Gedanke ist einfach da. Leider entpuppt es sich immer als Ding der Unmöglichkeit, dennoch ist der Wille vorhanden. Wohin also fliehen, wenn man es gar nicht kann? Wenn zu viele Pflichten an einem haften, die sich aus verschiedenen Gründen einfach nicht abstreifen lassen?//

Nachdenklich kreist der Stift noch einige Male über das Blatt und findet doch keinen Ansatz mehr.

Ein Seufzen entrinnt der Kehle der jungen Frau, die letztendlich völlig in ihren Überlegungen versinkt und ganz und gar vergisst diese aufs Papier zu bringen.

Ihr Blick schweift ab und haftet Gedankenverloren an dem Bild, dass sich in dem großem Spiegel abbildet. Es zeigt die stille, verträumte Nacht außerhalb des hell erleuchteten Zimmers. Abermals ein Seufzen.

Seit Fynn nicht mehr bei ihr ist, ist Maron sehr häufig abwesend, vollkommen versunken und neben sich. Sie wünscht sich, ebenfalls einfach verschwinden zu können, einfach eine lange Reise machen und entfliehen. Niemand würde einen vermissen und man müsste sich um nichts sorgen.

Gedankengänge eines Kindes, könnte man meinen, aber denkt nicht ab und an jeder so?

Langsam findet der Stift seinen Platz neben dem Blatt Papier auf dem Schreibtisch, ehe das Mädchen den Stuhl zurück schiebt, auf dem es sitzt, und sich erhebt. Geradezu schwebend werden Schritte in Richtung Fenster gesetzt und das Augenmerk auf die draußen herrschende Dunkelheit gelenkt. Herbstnächte sind etwas so schönes: das Jahr nähert sich allmählich dem Ende, alles drum herum wird farbenfroh und die Blätter tanzen zum seichtem Gesang des Windes. Und wenn die Natur genug davon hat, bittet sie dem Schöpfer Taktstock und Pinsel wieder fortzulegen und die kalte und gemütliche Zeit einzuläuten.

Eine leichte Brise durchzieht die Stadt, bringt Wolken mit sich, welche die Mondsichel bedecken und Maron aufblicken lassen.

Es ist allmählich an der Zeit ins Bett zu gehen. Morgen will die Klasse einen Ausflug in das hiesige Kunstmuseum unternehmen und dafür sollte sie wohl besser ausgeschlafen sein.

Es folgt ein sehnsüchtiger Blick gen Himmel, an dem sich die Sichel wieder zu erkennen gibt, ehe das Licht im Raum erlischt und Ruhe einkehrt.

Wann wird die Einsamkeit wohl wieder vorbei sein?
 

„Argh, ich glaube das nicht! Jetzt kommen wir sogar zu einem Ausflug zu spät!“

Anhaltend nörgelt Miyako Weiter und schleift die gähnende Maron hinter sich her.

„Was meckerst du eigentlich? Wir liegen doch gut in der Zeit.“ Ein weiteres Gähnen seitens der Brünetten ist zu vernehmen, welche sogleich ungläubig blinzelt, als ihre Freundin plötzlich stehen bleibt und auf die Uhr sieht.

„Du... – Du hast Recht. Wir sollten uns ja heute später treffen… - Und warum hast du das nicht gleich gesagt?“, fährt sie die Schlaftrunkene schließlich an. Gerade gewillt noch mehr in diesem Ton verlauten zu lassen, verstummt sie schnell und lächelt vielsagend an Maron vorbei.

Diese streckt sich nur und setzt ihren Gang wieder fort. Sie weiß schon, was dieses verträumte Lächeln bedeutet, da man es nur dann sieht, wenn ein gewisser Herr in der Nähe ist.

Was sie auch macht, jedes Mal trifft sie auf diesen Chiaki. Chiaki Nagoya, der widerlichste Nachbar, den es gibt. Auch wenn er gelegentlich seine netten Seiten hat, aber diese sind eindeutig rar an ihm. Außerdem scheint er sie ständig zu verfolgen.

„Maron! Maron, warte!“, hallt es hinter ihr her, doch sie hört nicht. Sie geht lieber allein zur Schule und diesem Widerling aus dem Weg und hoffentlich wird sie auch einen Sitzplatz ergattern, der neben keinen der beiden ist. Am besten allein sitzen. Allein sein. Das ist ihr zur Zeit am angenehmsten. So muss sie keine unnötigen Fragen gestellt bekommen, die ihr Befinden betreffen und nachdenken kann sie so auch am besten. Nachdenken und träumen.

Ja, sie träumt derzeitig einfach zu viel. So viel, dass sich in diesem Moment ihr Schritttempo schlagartig ändert und sie lediglich schlendert.

Wieder muss sie an Fynn denken, fragt sich, wie es dem kleinen Engel geht. Ob sie bald wieder kommt? Was sie wohl macht? Wird sie als richtiger Engel zurück kehren?

Seit der kleine Quälgeist nicht mehr bei ihr ist, erscheint alles noch unerträglicher: Der widerliche Nachbar, das Einfangen der Dämonen und besonders das elendig lange Warten auf einen ersehnten Brief ihrer Eltern.

„Ich wusste doch, du würdest auf mich warten“, reist sie eine bekannte Stimme aus ihrer Gedankenwelt.

Eine Hand legt sich auf ihre Schulter, die ihr die Zornesröte ins Gesicht treibt. Immer diese lästigen Annäherungsversuche. Und dann auch noch diese plumpe Anmache! „Hast du nichts besseres zu tun, als unschuldige Mädchen anzubaggern?“, versucht Maron einigermaßen gelassen zu bleiben und schlägt sich die Hand von der Schulter. Ihr Tempo nimmt unweigerlich wieder zu, in der Hoffnung dem Spanner zu entkommen.

Dieses Spiel wiederholt sich in nur gering abgeänderte Form einige Male und dem armen Mädchen kommt es vor, als würde der Weg unendlich lang. Mussten sie auf dem Weg zur Schule schon immer an so vielen Häusern vorbei oder laufen sie ausgerechnet heute im Kreis und keiner bemerkt es?
 

Das Museum erstreckt sich vor ihnen wie ein riesiges Gefängnis: Die Mauern sind grau und hoch und wirken somit alles andere als einladend. Dennoch haben die hohen, kunstvoll verzierten Säulen etwas erhabenes, beeindruckendes an sich. Das Bauwerk ist an einen alten europäischen Stil angelehnt und unterstreicht somit die sich darin befindlichen Kunststücke, die größtenteils aus dem fernen Europa stammen.

Eine junge Frau stellt sich inmitten der riesigen Eingangshalle den Schülerinnen und Schülern freundlich unter den Namen Toshiro vor und bedeutet ihnen ihre Taschen in einem verschließbaren Nebenraum abzustellen, damit während der Führung nichts verloren gehen kann und auch keine Exponate unnötig zu schaden kommen.

Nachdem die Schultaschen verstaut sind, gibt die Lehrerin die heutige Aufgabe bekannt. Die Gemälde sind besonders wichtig. Sie sollen sich diese genauer ansehen und markante Merkmale einprägen, damit im nächsten Kunstunterricht nach einem Resümee an dieser Stelle angeknüpft werden kann.

„Bitte hier entlang!“ Frau Toshiro weist mit einer Handbewegung auf einen nahe gelegenen Gang, in dessen Richtung sie sich sogleich begibt.

In diesem Trakt des Gebäudes befinden sich die Gemälde alter bekannter Künstler und die Bilder jener, die gern bekannt wären, doch von denen noch man nie etwas gehört hat. Die Werke sind in Epochen unterteilt und alphabethisch geordnet. Da muss jemand besonders pedantisch gewesen sein, als man diese Anordnung festgelegt hat.

Die imposantesten und bedeutendsten Bilder werden von der Museumsführerin erklärt und etwas über ihre Künstler erzählt.

Zum Beispiel wäre da Picasso, der es ja ach so schwer hatte und als einer von vielen erst nach seinem Tod berühmt wurde. Besonders hervorgehoben wird hier die Tatsache, dass er sich selbst verstümmelt hatte.

Danach werden noch weitere mehr oder minder interessante Künstler und ihre Werke benannt und bestaunt, bis die Schüler sich selbst umsehen dürfen. In kleinen Grüppchen sehen sie sich nun alles etwas genauer an und es dauert auch nicht lange, bis in einer Gruppe das Gezanke los geht.

„Nun los, Maron! Ich habe nicht vor die ganze Zeit vor ein und dem selben Bild zu stehen und es anzustarren.“

Doch das Mädchen hört die Worte ihrer Freundin nicht. Gebannt sieht sie auf eines des Bilder und der bekannte, verträumte Blick stielt sich wieder in ihre Augen.

Noch einen Augenblick wartet Miyako sichtlich genervt auf eine Antwort, doch als diese nicht erfolgt, greift sie sich einfach Yamatos Ärmel und schleift den armen Jungen hinter sich her, nur um nicht allein durch das Gebäude tigern zu müssen.

„Das Spiegelzimmer.“

Schon wieder wird Maron aus ihren Gedanken gerissen und ungläubig sieht sie zu Chiaki hinauf. „Wie bitte?“

Freundlich lächelt er ihr zu. „Das Bild, es heißt ‚Das Spiegelzimmer’ und ist von Colin Jonson, der es nach der Vorlage von ‚Alice im Wunderland’ gezeichnet hat.“ Es ist wieder einer jener Momente, in denen man sich in ihn verlieben könnte. Wenn er die Ruhe selbst ist, vor Harmonie und Intelligenz strotzt und diesen unglaublich süßen und doch nachdenklichen Gesichtsausdruck hat. Außerdem lächelt er in solchen Momenten so verführerisch.

Es bedarf eines Augenblickes, bis Maron auf seine Aussage reagiert und ihn stattdessen unverhohlen ansieht.

Natürlich entgeht das auch einem Chiaki Nagoya nicht, doch der lächelt aufgrund dessen nur in sich hinein.

„Also...“, beginnt die Brünette schließlich ihren Satz. „Ich finde das Bild schön und doch seltsam. Was ich meine ist: Warum sieht man ihr Spiegelbild nicht?“ Zwar kennt sie die Geschichte von der kleinen Alice, die sich plötzlich in einem Wunderland wiederfand, doch kann sie sich an keinen Spiegel erinnern.

Der blauhaarige junge Mann erklärt ihr schließlich, was es mit diesem Spiegel auf sich hat. Dass sich dahinter eine andere Welt befindet, die jedoch genauso aussieht wie die eigentliche. Dass man das Mädchen nicht sieht, weil sie eben auf der einen Seite, aber nicht auf der anderen des Spiegels steht. Es seien zwei Welten, die durch diesen Spiegel verbunden wären.

„... Manchmal muss es schön sein, sich in eine solche Parallelwelt verkriechen zu können, auch wenn man letztendlich nur vor der Realität flieht, die einen irgendwann so oder so wieder einholt“, beendet er schließlich seinen Redeschwall und erntet allein für die letzte Aussage ein dankbares Lächeln seiner Klassenkameradin.
 

Am Abend ist Maron erneut vollkommen in sich gekehrt. Wie in einer Endlosschleife hallen die Worte Chiakis in ihrem Kopf wieder.

Schon seit einer ganzen Weile sitzt sie nun schon vor ihrem Spiegel und starrt in diesen hinein. Was, wenn er sie ebenfalls in eine andere Welt bringen könnte? Wer dann wohl dort auf sie wartet? Amüsiert stellt sie sich Miyako als kleines hektisches Häschen vor, das andauernd auf seine Uhr sehen muss. Die Lehrerin Frau Pakkalamao wird sicherlich die böse Königin sein, auch wenn sie gar nicht so gemein ist und...

Ein herzhaftes Gähnen begleitet ihren vertieften Blick in den Spiegel, als sie letztendlich der Schlaf übermannt.

Und dann... Und dann gäbe es da noch einen charmanten Prinzen...

Wer das wohl sein wird?



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  chaoskaiko
2009-11-25T21:06:22+00:00 25.11.2009 22:06
schön schön ^^
kann ich nur sagen.
Toller Schreibstil^^


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