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Shadowwalkers

Licht und Schatten
von

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Novembermorgen

Das Licht eines trüben Novembermorgens weckte Ashley. Die Gardinen waren zur Seite gezogen und das Fenster stand einen Spalt weit offen. Eisige Luft strömte wie durch ein Gasleck in das kleine Zimmer hinein.

Mit der Hand tastete Ashley die rechte Seite des Bettes ab. Doch wie erwartet war sie leer.

Trotzig wickelte sie sich erneut in ihre Decke und kniff die Augen zusammen, so als ob es, dadurch dass es ja keiner gesehen hatte, nicht nötig war, auf zu stehen.

Doch einige Minuten später gab sie es auf, gähnte herzhaft und schwang sich aus dem Bett.

Die irgendwo auf dem Boden liegende Pyjamahose und das dazu gehörige Oberteil striff sie sich schnell über, bevor sie nach Nebenan in das zweite Zimmer ihrer kläglichen Wohnung kam.

Der Wohnraum mit einer kleinen Küchennische war alles andere als ordentlich aufgeräumt. Der Mülleimer in der Ecke quoll über vor alten Pizzaschachteln und Tüten vom Bürgerstand an der nächsten Straßenecke.

‚Vielleicht sollte ich doch mal irgendwann lernen, selber zu kochen.’ Schoß es ihr durch den Kopf. Doch ein sanftes Lächeln und ein Kopfschütteln entledigten sich dieses Gedanken im nächsten Moment wieder.

Müde schlürfte Ashley zu der Küchenzeile und goss den alten Kaffee von gestern aus der Kanne und setzte Neuen auf.

Während die Kaffeemaschine ratterte schwang sie sich unter die Dusche. Da das Wasser die meiste Zeit über eiskalt war, schlüpfte sie danach heftig zitternd in eine bequeme Jogginghose und einen warmen Kapuzenpullover.

Mit der Kaffeetasse in der Hand schwang sie sich wenig später auf die alte zerschlissene Couch, wickelte sich in eine warme Decke und schaltete den Fernseher an.

Nachdem sie 10 Minuten durch alle Programme gezapt hatte, aber trotzdem nichts fand, was sie auch nur annähernd interessierte, klingelte ihr Telefon. Etwas lustlos schaltete sie den Fernseher aus, warf die Fernbedienung in die Ecke und kramte unter einem Berg bestehend aus Klamotten, Zeitungen, Zeitschriften, alten Briefen und einer halbvollen Chipstüte das Telefon auf dem kleinen Beistelltisch neben der Couch hervor, bevor sich der Anrufbeantworter einschaltete.

Gelangweilt meldete sie sich. Zuerst war am anderen Ende nur ein leichtes Rauschen zu hören. Dann sprach die vertraute Stimme einer wohlbekannten Person.

„Guten Morgen Ashley. Da du eine halbe Ewigkeit gebraucht hast, um ans Telefon zu gehen, nehme ich an, dass du deine Wohnung immer noch nicht aufgeräumt hast?“

Ashley verzog das Gesicht, wohl wissend, dass ihr Gesprächspartner das nicht sehen konnte.

„Ich wüsste nicht, dass es dich was angeht, wie meine Wohnung aussieht, Duncan.“

Ein aufgesetztes Lachen tönte durch den Hörer „Nein, natürlich ist es deine Sache, wenn du im Müll versinkst und eines Tages in einer Talkshow auftrittst als Beispiel für einen Messie, aber ich war eigentlich der Meinung, dass du in deinem Alter wenigstens ein bisschen für Ordnung sorgen kannst.“

Ashley lies ein verärgertes Schnauben los und strich sich mit dem Finger über die Wange. Sie hasste es, wenn Duncan begann ihr darüber Vorhaltungen zu machen, was man nicht alles mit 21 Jahren können muss. Doch sie hatte jetzt auch keine Lust mit ihm zu diskutierten. Stattdessen wechselte sie einfach das Thema.

„Warum rufst du an?“ war ihre einzige Antwort auf seine Aussage.

Duncan entging nicht, dass Ashley äußerst kurz angebunden war. Deshalb kam er zum eigentlichen Grund seines Anrufes.

„Heute Nachmittag findet ein Treffen statt. Ich will, dass du dabei bist. Es ist wirklich wichtig.“

Ashley verdrehte die Augen. „Ich hab was vor.“ War ihre knappe Antwort.

Duncan schlug nun einen härteren Ton an, denn er merkte, dass Ashley log. „Nein, hast du nicht. Schließlich sitzt du seit vollen drei Monaten zu Hause rum und gehst nur vor die Tür, um was zu Essen zu holen, sofern es dir Luigi nicht bis an die Wohnungstür bringt. Ich verlange von dir, dass du heute da bist.“

„Ich habe aber nicht die geringste Lust, mich wieder von jedem dumm anreden zu lassen, wegen…, du weißt schon. Ich habe mir eine Auszeit genommen und du warst einverstanden.“ Ashleys Worte klangen traurig und bei so manchem hätte sie dadurch Mitleid erregt, jedoch nicht bei Duncan, der sie und ihre Tricks einfach zu gut kannte.

„Ich erwarte dich um 15.00 Uhr beim Portal. Solltest du nicht pünktlich sein, schicke ich Mike und Delia. Und da sie dich nicht leiden können, werden sie nicht zimperlich sein, wenn sie dich verschnürt wie ein Paket hier her tragen müssen. Haben wir uns verstanden?“

Ashley atmete tief aus. Sie brauchte einen Moment, um sich mit ihrem unvermeidlichen Schicksal an zu freunden. Dann, nach einer halben Ewigkeit in Duncans Augen lies sie sich zu einem kaum hörbaren „Na schön“ hinreißen.

„Bis später dann. Vergiss nicht, dein Werkzeug mit zu nehmen.“ Mit diesen Worten legte Duncan auf.

Ashley saß noch ein paar Minuten da und lauschte dem Tuten in ihrem Hörer. Dann fiel auch der auf das Telefon und in der ganzen Wohnung war es totenstill.



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