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Das Maleficium

von

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Ihr neuer Begleiter, der sich ihnen als Hargfried von Lichtenfels vorgestellt hatte, gab sich sehr gesprächig, wie Dorian auffiel. Er erzählte freimütig von seinem Rachefeldzug gegen die Mörder seines Vaters, um dazwischen immer wieder in Danksagungen für seine Rettung zu fallen.

Dorian lauschte den zeitweise wirren Erzählungen des jungen Mannes. Er staunte über seine prächtige Rüstung und sein riesiges Schwert, das er auf dem Rücken trug. Immer wieder wurde sein Blick auch gefangen von der auffälligen Narbe in seinem Gesicht, doch er wagte es nicht, die lebhaften Ausführungen des Mannes zu unterbrechen, um ihn nach der Herkunft dieser Verletzung zu fragen. Wahrscheinlich hätte er den Mut sowieso nicht aufgebracht, danach zu fragen, wenngleich er nicht daran zweifelte, dass sie aus einer großen Schlacht stammen musste.

„Sie kamen ganz plötzlich“, erzählte Hargfried mit gesenkter Stimme. Obgleich Dorian während ihres Weges diese Geschichte schon mehrmals gehört hatte, so lauschte er ihr auch diesmal wieder gebannt. „Sie waren in der Überzahl, als sie die Burg meines Vaters überfielen, diese Schurken“, fuhr Hargfried fort. Seine Stimme schwankte zwischen fassungslosem Entsetzen und forschem Heldenmut, aber immer klang sie übertrieben, fast gekünstelt, wie Dorian am Rande merkte. Nichtsdestotrotz zog ihn die Erzählung vom verzweifelten Kampf gegen die zahlenmäßig überlegenen Angreifer erneut in den Bann. Nachdem Dorian sie jedoch mittlerweile hinlänglich kannte, erlaubte er sich, die Gesichter der anderen während des Zuhörens zu studieren.

Nadim war ähnlich gebannt wie er selbst. Mit großen Augen hing er an den Lippen ihres neuen Mitreisenden, der sich ohne viel Aufhebens ihrer Gesellschaft angeschlossen hatte. Im Gegensatz zu Dorian, dem leise Zweifel an der sich jedes Mal weiterentwickelnden Geschichte kamen, zeigte Nadim uneingeschränktes Staunen.

Iria hingegen ignorierte den jungen Mann nach Kräften. Ihr Blick ging mal zu Boden, mal in die Baumwipfel, mal in die Tiefen des Waldes um sie herum, als würde sie nach weiteren gefährlichen Rieseninsekten Ausschau halten. Ihr Gesicht zeigte zugleich unverhohlene Ablehnung den kriegerischen Ausführungen Hargfrieds gegenüber.

Dorians Blick wanderte weiter zu Brynja, die wie zuvor ein Stück abseits der Gruppe marschierte. Er erinnerte sich daran, dass sie diesem jungen Mann in den Kanalgewölben zusammen mit ihr das allererste Mal begegnet waren. Die Erinnerung an dieses Zusammentreffen stand ihr deutlich ins Gesicht geschrieben. Dorian bemühte sich, den Ausdruck auf ihrem Gesicht zu deuten. Dieser Ausdruck sprach von Argwohn, von Ablehnung und auch von Verwirrung. Mehr konnte er den wettergegerbten Zügen nicht ablesen, die darüber hinaus aber noch ein Geheimnis, eine dunkle Ahnung zu beinhalten schienen.

Schließlich traf sein Blick Sarik, der als Einziger zugleich auf den munter plappernden Hargfried und auch auf ihre Umgebung zu achten schien. Sein gesundes Auge suchte den Wald um sie herum nach weiteren Gefahren ab, gleichzeitig ließ es den Mann mit der Narbe im Gesicht aber nicht aus dem Blickfeld. Dorian sah ihm an, dass er mehr wusste oder zumindest ahnte, als er zugab. Und er ahnte, dass für diesen Sarik der Anschein der Informiertheit eine ähnliche, wenn nicht noch größere Bedeutung als eigentliches Wissen hatte.

„… es waren aber letztendlich zu viele, und mein geliebter Vater- “ Hargfried stockte jedes Mal die Stimme an dieser Stelle. Dorian wusste, was als Nächstes kam. „ –mein Vater, er- er starb in meinen Armen, und diese abscheulichen Verbrecher konnten- sie konnten fliehen…“ Nadim war ganz ergriffen vor Mitleid, und selbst Iria, die aus ihrem Trotz gegen ihn keinen Hehl machte, zeigte in diesem Moment einen leisen Anflug von Mitgefühl. Dorian ließ sich zurückfallen zu Sarik, der einige Schritte hinter Hargfried ging. Er hatte auf dessen Gesicht ein schelmisches Lächeln entdeckt.

„Hä…?“

„Eine ‚gute‘ Geschichte…“, erwiderte Sarik auf diese unausgesprochene Frage. Dorians Blick ging nach vorn, wo Hargfried zwischen Iria und Nadim ging, auf die er trotz seiner Rüstung und der Waffe keinen Schrecken mehr ausübte, sondern eher Mitleid wachrief wie ein weinerliches Kind. Nur Brynja zeigte keine Spur von Mitgefühl.

„Was meinen Sie?“

„Diese Angreifer, von denen er erzählt“, antwortete Sarik im Flüsterton und deutete mit dem Kinn auf Hargfried, der mit seiner Geschichte von Neuem begann, „es war angeblich eine ganze Horde, beschreiben konnte er sie allerdings nicht. Und wo waren die Wachen? Die Festung von Fasolt Lichtenfels ist sicher gut bewacht, das müsste also eine mittlere Armee gewesen sein.“

„Vielleicht… Soldaten aus Mosarria?“ mutmaßte Dorian. Sarik sah ihn einen Moment scharf an, was Dorian verunsicherte. Dann antwortete er aber mit ruhiger Stimme.

„Ausgeschlossen. Mosarria steht dem Herzogtum Lichtenfels neutral gegenüber, dafür lege ich meine Hand ins Feuer.“

„Also glauben Sie, dass er lügt?“

Das Lächeln kehrte in Sariks Gesicht zurück.

„Das nicht. Er glaubt zweifellos selbst, dass es wahr ist.“ Das Lächeln wurde zu einem verhaltenen Lachen, und Dorian machte ein restlos verwirrtes Gesicht.

„Das verstehe ich nicht.“

Sarik blickte nach vorn, sein gesundes Auge schien etwas wahrzunehmen. Dorian sah sich um, und sein Blick fiel auf Brynja, die es ebenso bemerkt hatte.
 

Seine Aufmerksamkeit richtete sich in die Ferne, in der der Wald lichter und der Abstand zwischen den Bäumen größer wurde. Dorthin, wo der dichte Bewuchs ihrer Umgebung in ein sanft hügeliges Grasland überging, und wo statt der Bäume nur noch vereinzelt Sträucher und Büsche die Vegetation bildeten.

Dorian ärgerte sich ein weiteres Mal darüber, dass er nie Genaueres über das Umland von Galdoria in Erfahrung gebracht hatte. Die Stadt, in der er aufgewachsen war, war immer eine eigene Welt für ihn gewesen, ein ganzes Reich mit seinen vielen Stadtteilen, den prächtigen wie den ärmlichen. Jetzt erst bekam er eine Ahnung von der Größe des Landes, das er in seiner Fantasie so oft durchquert hatte, ohne seine Heimatstadt jemals wirklich zu verlassen.

„Wir müssten bald die Stadt Brimora sehen“, hörte er Sarik sagen, dessen Blick die vor ihnen beginnende freie Fläche erkundete. Brynja, die ein Stück voraus war, näherte sich dem Rand des Waldes mit bedächtigeren Schritten als zuvor. Dorian kam dies seltsam vor: Den Wald, welchen sie durchquert hatten, konnte er sich als Ort der Gefahr gut vorstellen, waren sie doch zuvor einem jener Monstren über den Weg gelaufen, von denen er bis jetzt nur Geschichten gehört hatte.

Nach kurzer Zeit erreichten sie offenes Grasland, und als Dorian sich umdrehte, kam ihm der Wald düster, undurchdringlich und so ganz anders vor als noch in den Momenten davor. Dann betrachtete er den Himmel, den sie nun offen über sich sahen. Er war von violetter Tönung, und Dorian erahnte den Sonnenuntergang, der sich in ihrem Rücken, Richtung der Stadt Galdoria, fern ihren Blicken abspielte.

Auch fühlte er die Müdigkeit des Tages immer stärker in seinen Knochen. Vor der Begegnung mit dem Rieseninsekt hatte er sie schon verspürt, doch die Aufregung des Kampfes hatte sie wieder vertrieben. Nun kehrte sie zurück, und während er einen Schritt vor den anderen setzte, wandte er sich nach innen, einerseits, um seine Gedanken zu ordnen, und andererseits, um sich von der beginnenden Erschöpfung abzulenken.

Seine Gedanken wanderten zu ihrer Begegnung mit dem riesigen Tier. Er erinnerte sich auch an Erzählungen, die er in den Spelunken Galdorias gehört hatte, die er und seine Freunde manchmal besuchten, um jedes Mal nach kurzer Zeit mit den Worten „hier ist kein Platz für Kinder!“ hinausgeworfen zu werden. Wobei der Wirt wohl mehr die Ausübung ihrer Diebestätigkeit fürchtete als den schlechten Einfluss, den sein Etablissement auf sie haben konnte, dachte Dorian, bevor seine Gedanken wieder zu dem Untier zurückkehrten.

Er entsann sich Erzählungen über riesige Insekten, die ebenso weitgereiste wie zwielichtige Gesellen in den Spelunken Galdorias verbreiteten, wie über allerlei andere Wunderwesen. Kreaturen wie einäugige Riesen aus Sand; geflügelte Dämonen, deren Beschimpfungen die Seele vergifteten; menschenfressende Pflanzen, die ihre Opfer mit dem Blick ihrer Tausend Augen in wehrlosen Schlummer versetzen können.

All diese Erzählungen hatten ihm schlaflose Nächte und auch Alpträume beschert, zumindest in seiner Kindheit. Später hatte er darüber gelacht und diese Geschichten der Trunkenheit zugeschrieben, die ein ständiger Gast in den heruntergekommenen Gegenden der Stadt war. Doch die unheilvolle Erinnerung an diese Geschichten, die Ahnung von schrecklichen Dingen, die jenseits der Stadtmauern auf Reisende lauerten, war nie ganz aus seinem Herzen gewichen. Bis auf den heutigen Tage nicht, und er fragte sich, ob ihn diese tief verwurzelten Befürchtungen bis jetzt daran gehindert hatten, der Abenteurer seiner Tagträume zu werden.

Er dachte an das Rieseninsekt, das genauso gut aus einer dieser Erzählungen hätte stammen können. Nur dass dieses sehr wirklich gewesen war, so wirklich, dass er das gelbe Blut dieses Untieres immer noch auf seiner nun sauberen Klinge zu sehen glaubte. Doch die Erinnerung an dieses Ungeheuer, das er zusammen mit seinen neuen Wegbegleitern überwunden hatte, war jetzt, wenige Stunden später, schon undeutlicher als all die Erinnerungen an die Geschichten seiner Kindheit. Es kam ihm vor, als hätte die reale Begegnung mit einer der Sagengestalten aus seiner Fantasie das Bild zu Asche zerfallen lassen, welches er in sich getragen hatte.

Und er fragte sich, ob dieses Schicksal der Entzauberung allen geheimnisvollen Dingen beschieden war, denen er nun wahrhaftig begegnen mochte.
 

Die Farbe des Himmels ging von einem tiefen Violett in ein sattes Dunkelblau über, das von der einsetzenden Dämmerung und der nahen Nacht kündete. Dorian hörte seinen Magen knurren, und er fragte sich, ob sie die Nacht hier, auf freiem Feld, verbringen würden.

Neben ihm gingen Iria und Nadim. In der einsetzenden Dunkelheit konnte er ihre Gesichter nicht mehr deutlich erkennen, aber ihre eingesunkene Haltung und ihre schleppenden Schritte verrieten ihm, dass sie mittlerweile ähnlich wie er mechanisch einen Fuß vor den anderen setzten und dabei keinerlei Energie mit Fragen nach einem Ziel oder dem Warum vergeudeten. Auch Dorians Gedankengänge waren zäh; der Gedanke an ein weiches Bett oder eine ähnliche Ruhestatt ließ ihn die bleierne Schwere in seinen Gliedern noch deutlicher spüren. So verdrängte er den Gedanken schnell wieder und hielt nach seinen restlichen Begleitern Ausschau.

Der Mann namens Hargfried hatte mit seinen Erzählungen schon vor einer Weile aufgehört. Nun marschierte er mit stoischer Haltung neben ihnen her. Nur sein Blick war unruhig und schien ständig nach möglichen Feinden Ausschau zu halten. Dorian fragte sich, ob sie ihm trauen sollten oder ob er nicht eher eine Gefahr für sie alle war. Doch selbst diese Gedanken kamen ihm zu mühevoll vor, und so stellte er sie ein.

Brynja Peinhild war nur etwa ein Dutzend Schritte voraus. Keine ihrer Bewegungen verriet körperliche Ermattung; zumindest ließ sie sich nichts anmerken. Ebenso wie Sarik, der immer noch in aufrechter Haltung neben ihnen herging und dessen gesundes Auge den nunmehr in der Dämmerung verborgenen Horizont absuchte. Dorians Blick fiel auf sein blindes Auge. Er nahm sich vor, genug Mut zu sammeln und ihn nach der Ursache für den Verlust seines Auges zu fragen.

„Da ist es“, sagte Sarik plötzlich. Dorian blinzelte verwirrt. Es bereitete ihm Mühe, den Sinn dieser wenigen Worte mit seinem erschöpften Verstand zu ergründen. Bis er aus Irias Mund ähnliche Worte hörte.

„Da! Da vorne!“ rief sie. Dorian wandte sich ihr zu, dann verstand er. Und auch er sah nun die Ansammlung von Häusern, die sich vor ihnen aus der Dämmerung schälte.
 

Die Stadt schmiegte sich wie ein schlafendes Tier in die Einbuchtung des Hügellandes. Dorians Augen wurden groß, seine Ermattung schwand. Dieses Anzeichen menschlicher Besiedlung erfüllte ihn mit stiller Euphorie, und der Gedanke an Begegnungen, die keine Feindseligkeit versprachen, erleichterte sein Herz.

Dorian überdachte die Bezeichnung ‚Stadt‘, als er über diese Ansammlung niedriger Häuser mit ihren geduckten Dächern hinwegsah. Galdoria war eine ‚Stadt‘ und um vieles größer als diese Siedlung. Nur ein Bruchteil der Einwohner seiner Heimatstadt mochte hier leben. Er fragte sich, ob, wäre seine Heimat auch so überschaubar, er dann nicht eher zu unbekannten Horizonten aufgebrochen wäre. Jedenfalls erfüllte ihn dieser Anblick mit einer Ruhe, wie er sie nicht vermutet hätte. Er sehnte sich nur noch nach einem Dach und Wänden, die ihn behaglich umgaben und alle Abenteuer, die er während der letzten Stunden erlebt hatte, auszusperren vermochten.

Je näher sie der Ansiedlung kamen, desto klarer offenbarte sich ihnen die Lebensgrundlage dieser Menschen. Sie kamen an regelmäßig angelegten Äckern vorbei, die durch Buschzeilen eingerahmt und so gegen den Wind dieser Ebene geschützt waren. Sie sahen wogende Kornreihen, die sich im Abendwind wiegten, Linien aus Rübengewächsen, umgeben von niedrigen Zäunen, und Weinranken auf Gerüsten, deren bereits zu erahnende Reben einen reichlichen Herbst versprachen. Und einsam zwischen sich sanft wiegenden Getreidehalmen stand eine Vogelscheuche, die ihre in Lumpen gehüllten Arme wie zum Gruß ausstreckte.

„Weg mit dir, du Ungeheuer!“

Dem Klang nach war der Urheber dieser Stimme nicht weit. Dorian erkannte in den Blicken seiner Wegbegleiter die Verunsicherung über ihren ersten Kontakt zu den Menschen hier. Doch die Stimme hatte auch etwas Alarmierendes an sich.

„Hilfe… Hilfe!“

Die Stimme nahm einen verzweifelten Ton an, was ihre Schritte beschleunigte.
 

Hinter einer weiteren Buschzeile kamen sie in einen Bereich mit niedrigen Obstbäumen, deren kugelförmige Kronen voller Blüten standen. Sarik und Brynja liefen voran und erreichten den Schauplatz als erste. Nadim und Iria ließen sich mehr Zeit und ihren Wegbegleitern sichtlich den Vorrang; was immer hier geschah, sie überließen die Entdeckung den bewaffneten Mitgliedern ihrer kleinen Gruppe. Hargfried lief dicht hinter Dorian. Für einen Moment kam ihm der absurde Gedanke, dieser Mann bliebe in seinem Rücken aus Furcht vor der möglichen Begegnung, was angesichts seiner Rüstung und seiner Waffe Dorian im selben Augenblick töricht vorkam.
 

„Hilfe…!“ jammerte der alte Mann, der auf dem Boden saß und langsam rückwärts kroch. Sarik und Brynja waren schon am Schauplatz, und als Dorian hinzukam, hörte er ein Summen, das ihn in Alarmbereitschaft versetzte. Es war dasselbe Summen, das auch ihren Kampf im Wald mit dem gigantischen Insekt begleitet hatte. Auch hier erklang es, wenngleich weniger laut.

Drei der rotschwarz gestreiften Tiere umschwirrten den alten Mann. Die Tiere glichen ihrem monströsen Feind aus dem Wald aufs Haar, nur dass diese bloß einen Schritt in der Länge maßen. Nichtsdestotrotz reckten sie ihre Stacheln dem alten Mann entgegen, der sie offenbar mit dem Stock in seiner Hand erfolglos abgewehrt hatte.

Sarik reagierte zuerst. Er zog seine Waffe, und der Kampfdom entstand. Das Netz aus blauen Linien spannte sich um ihn auf und hüllte die drei angriffslustigen Insekten ein, ebenso wie auch Brynja und Dorian, die ihm am nächsten standen.

Diesmal sah er das Phänomen aus nächster Nähe, besser als jemals zuvor. Das Netz aus geometrischen blauen Linien bewegte sich auf ihn zu und durch ihn hindurch. Er drehte sich um und sah die Umrisse von Nadim, Iria und Hargfried, die in geringer Entfernung standen, in Dunkelheit getaucht, während Sarik und Brynja neben ihn von einem ätherischen Licht angestrahlt wurden. Ebenso wie die drei Insekten, die den hilflosen Mann umschwirrten. Dieser bemerkte, dass die Insekten ein neues, interessanteres Ziel gefunden hatten, und kroch auf allen Vieren aus dem Kampfdom hinaus. Nachdem die drei ihn außerhalb der Arena aus blauen Linien in Sicherheit wussten, eröffneten sie die Auseinandersetzung.

Sarik lief vor, seine Waffe blitzte auf. Im selben Moment, in dem er seine Klinge wieder wegsteckte, fiel das eben noch aggressiv summende Tier zweigeteilt zu Boden. Dorian zerrte mit fahrigen Bewegungen sein Schwert aus dem Gurt, während er mit ansah, wie Brynja das zweite Tier mit ihrer Armwaffe außer Gefecht setzte. Als würde sich seine eigene Waffe gegen den Einsatz sträuben, so verhedderte sie sich in seinem Gurt. Erst nach endlosen Sekunden bekam er sie frei und konnte sie endlich in beide Hände nehmen.

„Na endlich“, flüsterte Dorian und betrachtete seine Waffe.

„Pass auf!“ schrie ihm Sarik zu. Dorians Blick hob sich. Das verbliebene Insekt raste mit der Wut seiner Verzweiflung direkt auf ihn zu. Die nun einsetzende Panik lähmte Dorians Arme, und die Bewegung seines Schwertarms kam ihm unsäglich langsam vor, als das Tier mit vorgerecktem Stachel auf ihn zuschoss.

Mehr aus Panik denn aus Berechnung riss Dorian das Schwert hoch, und das mit solcher Wucht, dass er auf dem Hosenboden landete. Gelbe Flüssigkeit traf seine Kleidung, das Summen erstarb jämmerlich. Das Insekt von der Größe eines Hundes zuckte noch kurz, dann war der Kampf vorbei.
 

Dorian starrte auf seinen Gegner, der ihn fast überrumpelt hatte. Er erschrak, als sich Sarik über ihn beugte.

„Mache dich mit deiner Waffe besser vertraut und handle nicht so kopflos. Das hier ist kein Spiel“, sagte er mit ernstem Gesicht. Dorian wollte etwas erwidern, doch Sarik wandte sich schon von ihm ab und ging auf Brynja zu, die dem alten Mann auf die Beine half.

Er stand auf und putzte sich den Hosenboden ab. Dabei blickte er Sarik hinterher, und Scham überkam ihm. Dann wandte er sich dem toten Insekt zu. Im Kampf mit dessen ungleich größeren Verwandten hatte er einen gewissen Stolz gefühlt, mit einem offenbar so erfahrenen Krieger wie Sarik Seite an Seite zu kämpfen. Umso mehr schmerzte es ihn jetzt, sich in seiner Gegenwart so tölpelhaft angestellt zu haben. Er kratzte sich verlegen am Kopf, dann ging er zu den anderen, die den alten Mann umringten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  fahnm
2010-04-06T22:41:44+00:00 07.04.2010 00:41
Klasse Kapi!^^
Weiter so!^^
Mach schnell weiter!^^


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