Touché
Farin liegt auf der Couch und versucht, in die Luft geworfene Trauben mit dem Mund zu fangen. Seinen mäßigen Erfolg erkennt man an der Tatsache, dass der Boden um ihn herum mit Obst gespickt ist wie ein Minenfeld.
Bela kommt aus dem Bad, um ihn auszulachen (und die verworfenen Trauben mit den Zehen aufzuheben, was ihm ungefähr genau so sehr gelingt wie Farin das Auffangen).
„Hast du gar kein natürliches, männliches Wurfgefühl?“
„Hast du gar kein natürliches, männliches Zu-stolz-für-Botox-Gefühl?“
Bela lacht. „Touché.“
Farin denkt, dass er froh ist, dass Bela in dieser Hinsicht immer noch genau derselbe ist: Er weiß, wann er sich angegriffen fühlen muss und wann nicht- und Bela denkt, dass er froh ist, dass Farin in dieser Hinsicht immer noch genau derselbe ist: Er heuchelt ihm nie etwas vor.
Sie sehen sich an und sprechen nicht.
„Wie ist das – willst du die Demos hören?“`
Farin setzt sich auf.
„Sure thing.“
Und Bela spielt sie ihm vor und denkt, dass seine Meinung ihm immer noch wichtig ist.
Farin hört zu und denkt, dass Belas Stimme immer noch schön ist – trotz der Texte.
Als es wieder still ist, sagt er:
„Lass es mich so sagen… Wenn du das im Studio genau so gefühlvoll singst wird es trotzdem ein Erfolg.“
Sie sehen sich an und Farin grinst. Bela grinst zurück.
Sie sprechen nicht.
„Bela?“
„Jan?“
„Wenn du versuchst, die Ärzte zu verschlagern mit deiner väterlichen Rührseligkeit, dann muss ich mir leider Rod zum besten Freund nehmen und dich aus der Band schmeißen.“
Bela lässt sich mit all seinem Gewicht auf Farins Schoß fallen.
„Allet klar, alter Mann.“
„Sagt der Kerl, der ‚Altes Arschloch Liebe‘ singt.“
„Touché.“
Sie sehen sich an und Bela küsst Farin –und diesmal sprechen sie wirklich nicht.