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Das Mädchen aus der Wunderlampe

SasuSaku
von

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Der erste Wunsch

Misstrauisch beäugte Sasuke Uchiha die riesige Menschenansammlung auf dem Platz, der bis vor wenigen Stunden noch der makellos ordentliche Hof der einzigen Grundschule eines kleinen, amerikanischen Vororts gewesen war. Einer Grundschule, die er selbst einmal besucht hatte, genau wie sein großer Bruder vor ihm. Und seine Eltern. Weit herumgekommen waren sie nie.

Jetzt glich der Ort viel eher einem orientalischen Basar oder dem Vatikan an einem jener seltenen Tage, an denen Ostern und Weihnachten zusammen fielen. Er hätte gar nicht erst herkommen sollen.

Sasuke konnte mit Bestimmtheit sagen, dass er niemals auch nur einen Fuß auf dieses Gelände gesetzt hätte so lange dieser Affenzirkus andauerte, wenn, ja, wenn er denn eine Wahl gehabt hätte. Flohmärkte waren ihm seit jeher ein Graus und überflüssig waren sie sowieso. Er konnte beim besten Willen nicht verstehen, wie die Leute Geld für Dinge ausgeben konnten, die höchstwahrscheinlich nur um Haaresbreite der Müllabfuhr entgangen waren – und das auch noch freiwillig. Das war an für sich weit unter seinem Niveau. Aber in diesem ganz speziellen Fall musste er wohl all seine Prinzipien über den Haufen werfen und eben die Ausnahme machen, die die strikte ich-kaufe-nichts-auf-Flohmärkten-Regel bestätigte. Die Misere hatte er schließlich keinem geringeren zuzuschreiben, als sich selbst.

Wer den Geburtstag seiner eigenen Mutter vergaß und sich erst kaum drei Stunden vor der sonntäglichen Feier daran erinnerte, der konnte beim Geschenkekauf nicht mehr besonders wählerisch sein. Lieblos besah er sich ein paar Kunstblumen, die wohl schon ein paar Jahrmärkte zu viel erlebt hatten, denn die weißen Stoffblüten hingen so locker, dass jeder Windstoß ihr Ende bedeuten konnte. Dann fiel sein Blick auf ein vergoldetes Etwas, das deutliche Ähnlichkeiten mit einer kleinen Ikea-Gießkanne aufwies und entfernt an eine antike Öllampe erinnerte. Nun, was eine gute Hausfrau war, konnte eine Gießkanne immer gebrauchen. Vielleicht war er hier tatsächlich an der richtigen Adresse.

„Was soll das kosten?“, erkundigte er sich mit einem bemüht höflichen Lächeln. Die Verkäuferin – eine etwas in die Jahre gekommene blonde Dame mit altmodisch geblümter Schürze – erwiderte es mit einem sonnigen Strahlen und rieb sich geschäftstüchtig die Hände.

„Zwei Dollar, mein Junge“, erklärte sie. „Und das ist sie wirklich wert! Eine echte Wunderlampe aus dem Orient, mein Vater hat sie einst von einer Seereise mitgebracht. Wer weiß, vielleicht-“

Sasuke winkte desinteressiert ab. Also doch eine Lampe. So dreckig und verstaubt wie das Ding war, war es wirklich nicht weiter verwunderlich, wenn man das nicht auf Anhieb erkannte. Und im Grunde genommen war es auch egal. Gießkanne, Lampe, Staubfänger – seine Mutter würde es lieben, was auch immer es in ihren Augen darstellte. Immerhin war es ein Geschenk von ihrem Zweitgeborenen. Sie hatte auch das ziemlich abstrakte Gekritzel auf den Valentinskarten gemocht, die er im Kindergarten fabriziert hatte.

„Ist gut, ich nehme das Teil“, beschloss er kurzerhand und händigte der Verkäuferin die verlangten zwei Dollar aus. Er musste ein paar Sekunden warten, bis sie die Gießkanne – Lampe – in Küchenpapier eingewickelt und in eine kleine Papiertüte gepackt hatte. Sekunden, in denen er dermaßen oft von Kindern, Hunden und übergroßen Handtaschen angerempelt wurde, dass er sich in Gedanken schon mit mehreren blauen Flecken abfand. Elende Respektlosigkeit!

„Hier, mein Junge. Ist bestimmt für deine Freundin, was?“ Die Frau zwinkerte ihm ekelhaft verschwörerisch zu, als sie ihm die Tüte überreichte. „Hach~ Wie romantisch! Ihr habt bestimmt die Märchen aus 1001 Nacht gelesen. Mir hat ja damals am besten das Kapitel gefallen, in dem-“

„Vielen Dank!“, unterbrach Sasuke das geschwätzige Weib mit Nachdruck. Er hatte weder Lust, noch Zeit, sich irgendeinen Quatsch über Märchen, die er nie lesen, und Freundinnen, die er niemals haben würde, anzuhören. Nicht, dass es an Verehrerinnen gemangelt hätte, nein. Er sah wohl einfach zu gut aus, um vor den Nachstellungen der mehr oder weniger holden Damenwelt sicher zu sein. Aber er würde den Teufel tun, tatsächlich mit einer dieser Zicken auszugehen. Mädchen waren lästig und anstrengend. Mehr war zu dem Thema nicht zu sagen.
 

Sasuke atmete erleichtert auf, als er das Gedränge endlich hinter sich gelassen und das kleine aber feine Anwesen der Familie Uchiha drei Blocks weiter erreicht hatte. Das wäre schon einmal überstanden! Jetzt musste er nur noch die Wunderlampen-Staubfänger-Gießkanne sauber machen, hübsch verpacken und sich eine gute Begründung dafür einfallen lassen, warum er ausgerechnet dieses Geschenk gewählt hatte. Vielleicht konnte er dafür das 1001 Nacht-Gerede nutzen. Vielleicht aber auch nicht. Er konnte gut darauf verzichten, seinem großen Bruder einen Grund dafür zu liefern, ihn mit Fug und Recht als Kleinkind zu bezeichnen.

Gedankenverloren betrat er das Haus durch die Hintertüre, schlich sich in die Küche, um einen Putzlappen zu besorgen und verschwand anschließend so diskret auf seinem Zimmer, dass die liebe Familie nicht einmal die Chance bekam, seine Rückkehr zu bemerken. Ein Blick auf den Wecker neben seinem Bett verriet ihm, dass er noch gute zwei Stunden hatte, um sich etwas einfallen zu lassen. Zunächst aber machte er sich daran, das Geburtstagsgeschenk in spe aus seiner provisorischen Verpackung zu schälen und mit dem nassen Lappen den Staub von der Oberfläche zu wischen.

Er hatte kaum drei Mal über den dicken Bauch der Lampe gerieben, da stieg dichter Rauch aus dem Hals empor und hüllte das Zimmer in befremdlich glitzrigen Nebel. Erschrocken warf Sasuke das dreckige Ding weit von sich. Was zu viel war, war zu viel. Natürlich hatte er gesehen, dass die Gießkannen-Staubfänger-Wunderlampe bis in die Ritzen verdreckt war, doch dass sie SO dreckig war, das hatte er beim besten Willen nicht ahnen können! Im Leben hätte er nichts gekauft, das so sehr staubte!

Ein leises, keuchendes Husten zerriss die Stille. Moment mal... husten? Er hustete doch überhaupt nicht. Irritiert beobachtete er, wie sich der Nebel lichtete und den Blick auf einen blassrosafarbenen Haarschopf freigab. Ein jugendliches Gesicht mit hoher Stirn und großen Augen zeichnete sich hinter den dichten Schwaden ab. Ein Mädchen? Sasuke konnte sich nicht daran erinnern, sie hereingebeten zu haben. Wer auch immer sie war – sie hatte Nerven, einfach so in seine Privatsphäre einzudringen!

„Wer bist du?“, fragte er missgelaunt.

Das Mädchen gab ein leises Röcheln von sich, schaffte es jedoch, den Hustenreiz erfolgreich zu unterdrücken. „Hm?“ Sie musterte ihn desorientiert.

„Sag' mir, wer du bist, damit ich weiß, wen ich vor die Türe setze!“, wiederholte Sasuke bestimmt. Langsam aber sicher wurde er wütend. Er hatte es überhaupt nicht gerne, wenn man ihm so dreist auf die Pelle rückte.

„Oh!“ Das Mädchen schien seine Frage nicht verstanden zu haben. Wie sonst sollte er sich erklären, dass sie keinerlei Anstalten machte, ihm ihren werten Namen zu verraten und stattdessen irgendwo aus dem funkelnden Nebel ein kleines Büchlein hervorzauberte und in aller Seelenruhe darin blätterte. „Ich fürchte, das wird nicht möglich sein“, erklärte sie schlussendlich und versuchte sich an einem entschuldigenden Lächeln.

„Was?“, fauchte Sasuke angriffslustig. „Du wirst doch wohl einen Namen haben! Ist ja wohl das mindeste, dass du dich vorstellst, wenn du schon ungebeten hier hereinplatzt!“

Sakura schüttelte betrübt den Kopf. „Das meine ich nicht“, korrigierte sie ihn beinahe schüchtern und ihre Wangen nahmen einen zarten Rotton an. „Du hast gesagt, du willst mich rausschmeißen. Das ist nicht möglich. Du hast mich gerufen, und deshalb musst du mich behalten.“

„Dir geht’s wohl zu gut, ich-“ Sasuke blieb der wütende Protest im Halse stecken, als sich der Dunst vollends verzog und den Blick auf den Körper der Fremden freigab. Er konnte sich die Augen reiben so lange er wollte – das Bild blieb dasselbe. Dieses Mädchen hatte keine Beine. Ihr Unterleib endete in einer Art pastellfarbenem Faden, der direkt aus dem Hals der Gießkannen-Staubfänger-Wunderlampe zu quellen schien. „Was zum Teufel bist du?! Was geht hier vor?!“, presste er mühsam zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. In Amerika bekam man so einiges zu sehen: Frauen ohne Kopf, Frauen im Senat, Frauen mit einem Taillenumfang von mehr als zwei Metern – aber ein fast durchsichtiges Mädchen ohne Unterleib sah er zum ersten Mal. Das musste eine Halluzination sein! Bestimmt war ihm das Gerede der alten Verkäuferin nicht bekommen. Anders konnte er sich die Erscheinung nicht erklären.

Er musste sehr verwirrt ausgesehen haben, denn die durchscheinende Gestalt kam auf ihn zugeschwebt, beugte sich über ihn und musterte ihn besorgt. „Alles in Ordnung?“, erkundigte sie sich und streckte eine Hand nach ihm aus. Automatisch wich Sasuke ein Stück zurück.

Er musste ein paar Mal tief durchatmen, um seine Nerven zu beruhigen und zu seiner üblichen kühl-abweisenden Art zurückzufinden. „So in Ordnung, wie es nur sein kann, wenn man ein Mädchen aus einer Gießkanne kriechen sieht“, versicherte er. „Hättest du wohl die Güte, mir endlich zu erklären, wer du bist?“

Das Mädchen nickte hastig. Ganz offensichtlich war sie nervös. „Also... Zunächst einmal ist das hier keine Gießkanne, sondern eine Wunderlampe. Und ich bin der Geist, der darin lebt. Du musst das doch wissen, schließlich hast du die Lampe gerieben und mich gerufen.“

„Nein, das habe ich nicht gewusst!“, entgegnete Sasuke energisch.

„Oh.“

„Nichts 'Oh'! Kannst du mir mal erklären, was ich mit einem verstaubten Lampengeist soll? Ich kann dich doch unmöglich meiner Mutter schenken!“

„Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du hübsch bist, wenn du dich aufregst?“ Das Mädchen kicherte verklärt und lief noch eine Spur röter an, was zwar recht gut zu ihrer großen, roten Haarschleife passte, zu ihrem rosafarbenen Haar aber ein ziemlich unschönen Kontrast bildete.

„Das war nicht die Frage!“, erinnerte Sasuke sie ungnädig.

„Oh. Hm, also... Mein Name ist Sakura und wenn ich mich recht erinnere...“ Wieder blätterte sie in ihrem kleinen Buch „...hast du jetzt drei Wünsche frei.“ Ihr Lächeln wurde von Sekunde zu Sekunde verlegener.

„Aha“, konstatierte Sasuke wenig erfreut. „Du meinst den Quatsch also ernst,... Sakura.“ Dann kam ihm eine Idee. Sollte dieser Geist tatsächlich in der Lage sein, ihm seine Wünsche zu erfüllen, dann hatte er mit zwei Dollar möglicherweise gar kein so schlechtes Geschäft gemacht und das Geschenkeproblem hatte sich auch erledigt. Nachdem er einmal mehr kaum eine Wahl hatte, konnte er diese Sakura ruhig auf die Probe stellen. Was hatte er schon groß zu verlieren? Vielleicht verschwand sie ja von selbst, wenn er erst drei Wünsche ausgesprochen hatte....

„Nun gut“, bestimmte er gnädig und winkte sie zu sich. „Drei Wünsche also. Dann möchte ich, dass du... hm...“ Er musste kurz überlegen. „Dass du eine Schachtel Pralinen und einen Blumenstrauß herzauberst. Meine Mutter hat heute Geburtstag.“

Sakura nickte fleißig, ließ das Büchlein in ihrem altmodischen orientalisch anmutenden Gewand verschwinden und faltete die Hände wie zum Gebet. Sekunden später sah Sasuke seinen Wunsch erfüllt. Allerdings nicht so, wie er sich das vorgestellt hatte. Angeekelt betrachtete er Strauß und Schokolade, dann versenkte er sie ohne einen weiteren Kommentar im Müll. Er hätte sich ja denken können, dass das nicht funktionierte.

„Stimmt was nicht?“, wollte das Geistermädchen wissen. Sie schien ehrlich enttäuscht von Sasukes abweisender Reaktion.

„Aber nicht doch“, erwiderte er in einem Tonfall, der die Ironie in seinen Worten beinahe greifbar werden ließ. „Meine Mutter steht auf verfaulte Orchideen und Pralinen mit Ablaufdatum 1950.“ Seine Mundwinkel zuckten gefährlich.

„Oh.“ Sakura schaute etwas betrübt aus der Wäsche, was in Sasuke aber leider keinen Funken Mitleid zu wecken schien. Sie hatte es versaut, anders konnte man das wohl nicht sagen. Ihr erster Job und sie hatte ihn nicht anständig erledigen können. Jahrzehntelang hatte sie in ihrer Lampe festgesessen und als dieser schöne, junge Mann sie aus ihrem Gefängnis befreit hatte, war sie ihm ehrlich dankbar dafür gewesen. Und damit stand es fest: Sie würde kämpfen! So schwer konnte es doch nicht sein, seinen Finder glücklich zu machen! Wozu hatte sie schließlich ein Handbuch?

„Das tut mir furchtbar leid“, entschuldigte sie sich kleinlaut, während sie in den Untiefen ihres Kleides nach dem kleinen Ratgeber mit dem vielsagenden Titel 'Wünsche und Flüche – ein Leitfaden für Flaschengeister in den ersten Berufsjahren' fahndete. „Da ist wohl etwas im Zeitgefüge verrutscht. Ich werde das gleich wieder gutmachen.“

„Das will ich doch hoffen!“, knurrte ihr Finder wenig begeistert und sie beeilte sich nur umso mehr, ein Kapitel zu finden, das ihr aus dieser Misere helfen konnte. Bei 'Die Kunst, kleine Wünsche perfekt zu erfüllen' blieb sie schließlich hängen.

'Falten Sie die Hände und konzentrieren Sie sich' las sie. Soweit, so gut. Das hatte sie getan. 'Es ist wichtig, dass Sie sich auch auf Details besinnen.' Nun, das hatte sie möglicherweise außer Acht gelassen. Das Verfallsdatum von Pralinen war mit einiger Sicherheit unter den Begriff 'Details' zu subsumieren.

Schon wollte sie erneut die Hände falten, um den Versuch zu wiederholen, da fiel ihr Blick auf einen Absatz etwas weiter unten im Text. Während sie las, weiteten sich ihre Augen in stummem Entsetzen. Wenn dem so war, sah sie mehr als schwarz für ihre Zukunft. Nicht, dass sie sich gegen diese Anweisung sperren würde – nicht bei diesem Finder – aber wenn sie sich weiterhin so ungeschickt anstellte, würde er bestimmt nicht zufrieden mit ihr sein, sich nichts mehr wünschen und ihren Untergang besiegeln. Noch ein Grund mehr, sich anzustrengen...

'Ein Flaschengeist, der einen Wunsch nicht ordnungsgemäß erfüllt, ist für die Gilde nicht mehr tragbar und so lange an seinen Finder gebunden, bis er ihm drei Wünsche so erfüllt hat, wie es sich gehört. Ist das geschehen, so ist der Geist aus dem Dienst entlassen und erhält menschliche Gestalt. Verstößt der Finder jedoch seinen Geist, so soll er verdammt sein bis in alle Ewigkeit.'



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2021-04-02T15:22:16+00:00 02.04.2021 17:22
Sehr cool geschrieben. Ich fände es super wenn du weiter schreibst,aber ansonsten könnte ich mich daran versuchen. Ich bin mir jetzt noch nicht so sicher,ob mir etwas gutes einfällt, da das erste Kapitel natürlich nicht so informativ für den weiteren Verlauf der Geschichte ist. Mal schauen. Dennoch würde ich es gerne Versuchen.Natürlich nur wenn das Okay ist.
LG Hayaku_chan
Von:  xXSakuraHarunoXx
2011-02-02T16:48:30+00:00 02.02.2011 17:48
intresant hoffe das sasuke etwas netter zu ihr ist.
Von: abgemeldet
2009-11-14T15:53:42+00:00 14.11.2009 16:53
Klasse FF!^^
Bitte schreib schnell weiter,
lg
Saphira
Von: abgemeldet
2009-10-20T16:47:14+00:00 20.10.2009 18:47
Eine ziemlich coole ff :)

schade nur dass du der einzige teilnehmer warst, aber ich bin froh dass überhaupt jemand wwas geschriebn hat...

deine ff werde ich auf jeden fall weiter verfolgen

du bekommst natürlich den ersten platz^^

LG


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