Erinnerst du dich?
Draco/Luna
Da stehe ich nun, hier oben in der Eulerei, und hänge meinen Gedanken nach. Meinen Gedanken an dich. Eben bin ich dir wieder begegnet. „Na, wenn das nicht Lovegood, unsere verrückte kleine Blutsverräterin ist!“ Selbst dein Hohn klingt jetzt leer. So wie du selbst. Wie gerne würde ich mit dir reden, doch ich weiß, es geht nicht.
Und ich frage mich: Erinnerst du dich?
Warum fühlt es sich so leer an,
Wenn du mit mir sprichst
Warum fühlt es sich so leer an,
Wenn du bei mir bist
Warum fühlt es sich so schwer an,
Wenn wir nichts mehr sagen
Warum können wir nicht reden,
Nach so vielen Jahren
Täglich sitze ich in der Klasse, mit dir nur ein paar Meter entfernt, und dennoch trennen uns Welten und Meere, unmöglich zu überqueren. Du, der eiskalte Schlangenprinz. Du warst nicht immer so und manchmal wünsche ich mir, du wärst noch da, als ein Teil meines Lebens. Und ich frage mich: Erinnerst du dich?
Warum fühlt es sich so leer an,
Wenn du mit mir sprichst
Warum fühlt es sich so leer an,
Wenn du bei mir bist
Warum fühlt es sich so fern an,
Wenn wir uns doch nah sind
Was bringt mir dieses leben,
Wenn du einfach nicht da bist
Aber manchmal, wenn du denkst, dass keiner dich sieht, dann fällt deine Maske. Dann bist du nicht mehr der Eisprinz. Dein Blick ist dann der eines Menschen, der weder ein noch aus weis.
Und ich frage mich: Erinnerst du dich?
Deine Haut wird ganz kalt
Dein Blick wird ganz leer
Dein Atem wird leise
Und dein Kopf wird ganz schwer
Was hat dich so zerrissen
Was hat dich so verletzt
Was hat dich und dein Leben
Und dein Herz so zerfetzt
Sag, erinnerst du dich?
Erinnerst du dich noch an damals? An Mira, dein Kindermädchen? Daran, wie sie dich immer heimlich zu uns brachte, damit du mit mir, ihrer Patentochter, spielen konntest? An unsere Freundschaft? Daran, dass wir wie Geschwister füreinander waren? Die engsten Freunde?
Ich jedenfalls erinnere mich. An alles. Auch an den Tag, als dein Vater beschloss, deine Erziehung von nun an selbst in die Hände zu nehmen. Daran, dass es so plötzlich kam, dass Mira nicht einmal mehr die Zeit hatte, dich ein letztes Mal vorbeizubringen, damit wir uns verabschieden könnten.
Ich erinnere mich auch, wie aufgeregt ich vor meinem ersten Tag in Hogwarts war, wie sehr ich mich darauf gefreut hatte, dich wieder zu sehen, und wie etwas in mir zerbrach, als vor mir nicht mein Freund, mein Draco, stand, sondern ein Fremder, dessen Augen einfach an mir vorüber blickten.
Ich erinnere mich, wie die Gefühle, die ich seit meiner Kindheit für dich, Draco, hegte, von Freundschaft in Liebe wandelten, aber nicht für die Maske, die du der Welt zeigst, sondern für den Jungen, der mein Freund, mein Draco war. Wie oft habe ich versucht, mit dir zu reden, dich zu erreichen, doch du… nun ja, du warst nie da. Immer nur die Maske, der Eisprinz.
Und ich weiß, dass ich dir helfen könnte, dass du mich, tief in deinem Innern, brauchst, und doch kann ich nicht, denn du gibst mir keine Chance.
Was bringen meine Worte,
Wenn du sie nicht hörst
Was bringt meine Liebe,
Wenn du sie nicht spürst
Warum können wir beide
Uns der Wahrheit nicht stellen
Warum kann ich dieses Loch
In deinem Herzen nicht füllen
Jetzt, wenn ich diesen Blick bei dir sehe, den Blick eines Menschen, der verzweifelt, der schreien und weinen möchte, doch der keine Tränen mehr hat und weis, dass keiner seinen Schrei hören würde, bricht jedes mal mein Herz, schlimmer noch als damals, als ich dich im Hogwarts-Express zum ersten mal wieder traf. Ich möchte dich in den Arm nehmen und trösten, doch ich kann nicht. Du würdest es nicht zulassen.
Und ich frage mich: Erinnerst du dich?
Was hat dich so zerrissen
Dass du nicht mal mehr weinst
Dass du nicht mal mehr schreist
Dass du nicht mal mehr merkst,
Dass dein Leben zerreist
Sag mir: Erinnerst du dich?
Ich erinnere mich, und deshalb werde ich auch nicht aufgeben. Ich werde immer ein Auge auf dich haben. Denn ich weiß: Eines Tages wirst du fallen, und dann werde ich da sein und dich auffangen. Ich werde dich ganz fest im Arm halten, solange, bis unter deinen Tränen die Maske des Prinzen zerflossen ist und du, mein Draco, mein Engel, wieder bei mir bist.
Was auch immer du tust
Was auch immer du sagst
Ich pass auf dich auf
Ich bleib für dich wach
Ich bleib für dich wach
