Eine Nacht des Unlebens
Die Sonne ist vor einer Stunde hinter dem Horizont verschwunden, wie gerne würde ich sie mal wieder sehen. Doch diese Freude ist mir seit 300 Jahren verwährt. Ich muss mich Nacht für Nacht in den Schatten der Häuser verstecken und mich an denen laben, denen ich mich zeige.
So streife ich durch die nächtliche Gasse, meinen Gedanken an die Sonne nachhängend.Ich sehe mich um, in dem Moment versagt die Straßenlaterne ihren Dienst, nicht das ich das Licht nötig hätte. Ich kann im Dunkeln genauso gut sehen, wie bei diesem neumodischen Licht. Ich gehe die Gasse weiter entlang und komme zu einer Gruppe von Frauen die ihren Körper anbieten, gegen Geld. Die ein oder andere kennt mich schon, nicht das sie es wissen würde, das ich, während ich sie verführt habe, von ihnen getrunken habe.Als Vampir muss ich Blut trinken um zu Überleben, aber ich habe schon vor Jahren gelernt, dass ich meine Opfer nicht töten muss, ich kann auch rechtzeitig aufhören, so muss kein Mensch sterben. Aber heute Abend habe ich keinen Appetit auf solch ein einfaches Blut. Es schmeckt mir einfach besser, wenn mein Opfer sich nicht einfach hingibt. Eine schöne Jagd halt. Kein Sterblicher könnte mir rein vom Äusseren wiederstehen. An den Prostituierten schleiche ich mich vorbei. Am Ende der Gasse liegt ein umgeworfener Mülleimer und der Abfall ist auf die Hauptstrasse gefallen.
Ich trete aus der Gasse auf die Strasse und gehe nach links, Richtung Stadtpark, dort habe ich schon öfter mal ein sich liebenes Paar gefunden und von ihnen getrunken.
Im Park angekommen, schlendere ich durch das Grün zum Teich. Dort ist in der heutigen Nacht leider kein Pärchen zu finden. Das einzige Lebewesen welches sich in dieser Idylle befindet in dieser Nacht, ist ein einzelner Schwan, der auf dem Teich treibt. Ich gehe weiter durch den dunklen Park, zum anderen Eingang. Von dort kann ich den Ort sehen, an dem ich auch schön des öfteren gejagt habe, eine Diskothek. Heute ist Samstag, dort ist es bestimmt voll.
Auf dem Weg zur Discothek kommen mir zwei Polizeibeamte entgegen, die wahrscheinlich auf Streife sind. Diese blauweiße Uniform finde ich hässlich, die grünweiße fand ich schöner.
Vor der Diskothek ist eine lange Schlange von Menschen, die alle in den Tanzpalast hineinwollen. Ich gehe auf die Tür zu und schleiche mich an den Sicherheitsleuten vorbei. An der Kasse verlangen sie von jedem fünf Euro Eintrit. Geld ist nicht das Problem, ich habe in meinen Jahren als Vampir mehr als genug Geld angesammelt. Doch ich bezahle nicht, denn von jemandem, den man nicht sieht, kann man nichts verlangen. Die Musik im Hauptraum ist laut und dröhnend in meinen Ohren, aber den jungen Menschen gefällt das. Ich setze mich an die Bar, neben eine hübsche, jungen Frau. Ich frage sie, ob sie alleine hier ist und was sie trinken möchte. Ich habe Lust auf den Rausch des Alkohols heute Nacht, nur kann ich ihn nicht selber zu mir nehmen, denn ich könnte es nicht in mir behalten. Das Einzige was ich in meinem Körper behalten kann, ohne es zu erbrechen ist das Blut von Lebewesen. Über das Blut kann ich aber den Alkohol aufnehmen und anschließend den Rausch genießen. Ich gebe ihr ein Getränk nach dem anderen aus. Nach dem vierten oder fünften Longdrink ist die junge Frau so betrunken das sie sich nicht mehr richtig artikulieren kann. Ich mache ihr noch ein paar Komplimente und sie greift mir an den Oberschenkel,fragt mich, ob wir nicht woanders hingehen wollen. Wir stehen auf. Sie ergreift meine Hand, wir verlassen den Tanzpalast.
Ich führe sie in den Park. Wir setzen uns auf eine Bank, sie beginnt mich zu küssen. Ich beisse ihr in die Zunge, sie verfällt in eine Art Extase, so wie es allen meinen Opfern ergeht. Ich trinke zwei, drei Schlucke und lasse dann von ihr ab. Sie hat nichts bemerkt. Ich spiele noch etwas mit ihr, während ich den Rausch geniese. Ich küsse ihre Schulter, meine Lippen berühren ihren Hals.Sie stöhnt leise auf und ich beiße zu. Sie wird wieder von der Extase übermannt.
Ihr Blut schmeckt so süß wie Zucker für mich. Aufhören, ich muss aufhören, wenn ich sie jetzt nicht töten will, aber ihr Blut schmeckt so herrlich, ich will mehr. Da ist es auch schon passiert. Ich bin wieder einmal nach langen Jahren zum Mörder geworden. Sie ist tot, jetzt kann ich sie auch bis zu letzten Tropfen nehmen. Ihr ganzes Blut kosten.
Ich streichel noch einmal die Tote, die neben mir liegt und lecke über ihre Bisswunden, diese kann ich so schließen, erhebe mich, gehe zum Teich. Dies ist mein liebster Ort, so friedlich.Die Leiche beschwere ich mit Steinen und versenke diese dann in dem Gewässer. Der Schwan erwacht durch die Wellen die die Bewegung im Wasser schlägt. Er schaut mich böse an, doch entschließt sich, sich von mir abzuwenden und weiter zu schlafen. Ich verlasse diesen Ort und streife du die Stadt.
Ich höre zwei männliche Stimmen die sich streiten, aus einem Trinklokal in der Nähe, doch diese interessieren mich nicht. Ein Taxi fährt an mir vorbei, diese Automobile stinken, so wie damals die Pest.
Ich höre eine Stimme die mich auffordert stehen zu bleiben. Ich bleibe stehen und drehe mich um. Die Stimme gehört einem jungen Mann, vielleicht Anfang 20, er sagt das er mein Geld haben will. Ich sage ihm, dass er sich seine Opfer besser aussuchen sollte, bevor er sie überfallt, nun zieht er ein Messer. Ich bewege mich auf ihn zu, so schnell das mir seine Augen nicht folgen können. Ich bin hinter ihm und flüstere ihm ins Ohr, das er lieber schnell weglaufen sollte. Er dreht sich um und droht mir mit seinem Messer, doch ich bin schon wieder hinter ihm. Ich kann seine Angst förmlich riechen. Auf seiner Stirn bildet sich Schweiss. Er weiss nicht wie ihm geschiet. Er sticht mit seinem Messer nach mir. Das hätte er lieber lassen sollen, jetzt bin ich wütend. Nicht weil er mich angegriffen hat oder weil er mich hätte verletzen können, sondern viel eher über seine Dummheit, wie kann man etwas angreifen kann, was einem deutlich überlegen ist. So sind die Menschen halt, sie müssen vernichten, was sie nicht verstehen.Es dauert keine drei Augenblicke und mein Angreifer liegt mit gebrochenem Hals vor mir auf dem Boden, ich wende mich ab und lass ihn dort liegen, nichts deutet auf mich hin.
Ich bin ein Mörder, ein Raubtier der Nacht. Ich jage um zu Überleben, doch muss ich dafür nicht Töten und doch tue ich es immer wieder.
Ich spührte wie der Tag mich ruft, die Nacht endet bald. Der Tot schleicht in meine Knochen, denn wenn ich des Tages schlafe bin ich tot, so tot wie die junge Frau von der ich in dieser Nacht gekostet habe.So Tot wie der junge Mann der mich überfallen wollte Die Sonne wird bald wieder aufgehen und ein neuer Tag wird beginnen, dieser Tag wird zu Ende gehen und ich werde mich wieder erheben, eventuell wieder Töten.
Ich muss in meine Zuflucht, der Ort, der mir Sicherheit gibt vor dem Tag und vor der Sonne die mich vernichten würde. Doch meine Beine tragen mich zu meinem liebsten Platz im Park zurück. Zurück zu dem kleinem Teich.
Ich setzte mich in das Grün und schaue zum Himmel. Dieser verfärbt sich langsam Rot. Erst ist es ein zartes, ganz weiches Rot, dieses verwandelt sich in ein Rot des Feuers, so Intensiv das mir die Augen schmerzen, aber so schön das ich nicht den Blick abwenden kann. Am Horizont erscheint die Sonne, welche mir den Tod bringen wird. Sie passt herrlich in das Bild mit den blutrot gefärbten Wolken. Die ersten Sonnenstrahlen berühren mich. Ist das schön, 300 jahre habe ich darauf gewartet und nun wird es passieren. Ich sehe die Sonne wieder. Ich spüre wie sie mein Gesicht wärmt, wie sie mein Fleisch verbrennt.Nun trifft die Sonne mich am ganzem Körper und sie verbrennt mich.Tod, dem der den Tod bringt. So schön die Sonne auch ist, sie bringt mir den Tod und das Einzige was von mir bleibt, ist meine Asche im Wind.