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Everlasting

Ruki x Kai
von

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Ruki starrte seit geraumer Zeit an die Zimmerdecke. Seit er auf dem Sofa aufgewacht war, hatte er sich kein Stück bewegt. Sein Rücken tat weh, sein Kopf sowieso und sein ganzer Körper fühlte sich an wie nach einer durchzechten Nacht. Dabei hatte er nicht mal übermäßig viel Alkohol getrunken. Ihm war etwas anderes zu Kopf gestiegen. Manchmal hasste er sich selbst dafür, dass er so ein Arschloch sein konnte und nie aus seinen Fehlern lernte.
 

Es war total unsinnig gewesen, die Nacht auf dem Sofa zu verbringen, denn Kai war sowieso nicht nach Hause gekommen und Ruki konnte ihm dies nun wirklich nicht verdenken. Es würde ihn nicht mal wundern, wenn er Kai nie wieder zu Gesicht bekam, nachdem er ihm gestern diese Dinge an den Kopf geworfen hatte. Er hatte definitiv eine Grenze überschritten. Nein, er war regelrecht über sie gerannt. Über sie hinaus geschossen. Und er wusste nicht mal, wieso ihn plötzlich diese Boshaftigkeit und der Wunsch, Kai zu verletzen, überfallen hatten. Denn das war es gewesen: er hatte Kai gezielt weh tun wollen. Und das hatte wunderbar geklappt.
 

Er hatte Spaß haben wollen, okay. Aber auf die Kosten anderer? Zumal es wirklich nicht lustig gewesen war, wie er Kai behandelt hatte und er konnte nicht einen einzigen Grund finden, der rechtfertigte, was er getan und gesagt hatte. Wo er doch auch noch gestern erst beschlossen hatte, sich zusammen zu reißen. Hatte ja gut geklappt. Manchmal fragte er sich wirklich, ob er in seinem Kopf noch ein Gramm Gehirn hatte oder ob sein Ego mittlerweile alles aufgefressen hatte.
 

Wieso konnte er nicht einmal auf die Worte der anderen hören? Wenn selbst Reita ihn schon zurechtwies, bedeutete es schon etwas. Wiederholt ging ihm durch den Kopf, was der Bassist ihm gesagt hatte:
 

Musst du innerhalb von drei Tagen alles kaputt machen, was du dir in drei Jahren aufgebaut hast?
 

Ruki überkam ein ungutes Gefühl in seinem Magen, als er daran dachte, dass er vielleicht wirklich etwas zerstört hatte, was ihm eigentlich unglaublich wichtig war. Und wieso? Weil er sich, wie Reita richtig bemerkt hatte, nicht mal für 2 Wochen zusammen reißen konnte. Nein, Ruki musste auf den Putz hauen, rumhuren und auf Kais Gefühlen rumtrampeln. Im Prinzip war es doch momentan scheißegal, ob er schwul, hetero, bi oder sonst was war. Wieso war er der einzige, der sich derart daran störte, dass er scheinbar eine Beziehung zu einem Mann hatte? Niemand sonst schien ein Problem damit zu haben. Selbst seine Mutter schien damit im Reinen zu sein. Er war der einzige, der einen solchen Aufstand veranstaltete und sich nicht mal ein paar Tage oder Wochen beherrschen konnte. War er so tief gesunken?
 

Wieso fühlte Ruki sich so sehr in seiner Heterosexualität angegriffen? Kai war ihm nicht ein einziges Mal näher gekommen, nachdem sie festgestellt hatten, dass Ruki Teile seines Gedächtnisses verloren hatte. Wieso musste sich Ruki jetzt auf Teufel komm raus beweisen, dass er auf Frauen stand? Kai war doch kein schlechter Mensch und den Fotos nach zu urteilen, war Ruki glücklich mit ihm.
 

Er hatte überlegt, Kai anzurufen, um sich zu entschuldigen und um über alles zu reden, aber er traute sich nicht. Gleichzeitig nagte die Angst an ihm, dass er nicht nur diese Freundschaft (oder Beziehung) zerstört hatte, sondern damit auch die Band. Und die Band war Rukis Ein und Alles. Ohne die Band hatte er nichts, war er nichts. Sein Leben drehte sich um die Band. Sein Leben war die Band. Irgendwie musste er wieder alles in Ordnung bringen. Und wenn er sein Ego überwand und vor Kai in die Knie ging, um nach Vergebung zu betteln.
 

Müde stand er auf und schlurfte in die Küche. Wirklich viel Schlaf hatte er nicht bekommen. Er war erst in den frühen Morgenstunden nach Hause gekommen und hatte sich dann eher auf dem unbequemen Sofa hin und her gewälzt, weil er nicht schlafen konnte. Er setzte Kaffee auf, öffnete ein Fenster und zündete sich eine Zigarette an, während er überlegte, wie es nun weitergehen sollte. Irgendwann würde Kai sicher nach Hause kommen. Die Frage war nur, wann das geschah.
 

Er hörte einen Schlüssel im Schloss, als er gerade seine erste Tasse Kaffee ausgetrunken hatte. Er sprang auf, sah erschrocken an sich herunter, weil er noch immer die gleichen verrauchten Klamotten von letztem Abend trug, aber das war jetzt egal. Er lief ins Wohnzimmer und sah Kai, gleich dahinter Uruha, der ihm einen abschätzigen Blick zuwarf. Kai selbst mied den Blickkontakt zu Ruki und ging gleich zum Schlafzimmer durch, wahrscheinlich, um sich einige Klamotten mitzunehmen. Ruki musste gar nicht nachfragen, um zu realisieren, was hier gerade geschah. Kai verließ ihn. Er sah so unglaublich verletzt aus, dass Ruki fast schlecht wurde.
 

Er wollte ihm folgen, doch Uruha bekam vorher sein Handgelenk zu fassen und zog ihn mit schmerzhaft festem Griff zurück.

„Lass ihn in Ruhe. Du hast genug angerichtet.“

„Ich muss mit Kai reden!“, winselte Ruki vor Schmerz und riss sich los. Er rieb sein schmerzendes Handgelenk und warf Uruha einen bösen Blick zu. „Das ist eine Sache zwischen Kai und mir!“

„Ich glaube aber nicht, dass er mit dir reden will“, erwiderte der Gitarrist kalt. Also waren wirklich alle sauer auf Ruki. Nach seinem Auftritt gestern Abend eigentlich kein Wunder.

„Ich weiß, aber… ich will mich bei ihm entschuldigen. Es tut mir alles so leid!“
 

Ruki hörte Geräusche hinter sich und als er sich umdrehte, stand Kai im Raum und sah ihn so eindringlich an, dass Ruki fast vor Scham die Augen senken wollte.

„Kai, bitte lass uns reden“, bat er stattdessen und ging auf seinen Freund zu, der wiederum einige Schritte nach hinten machte und abwehrend die Hände hob.

„Worüber? Du hast deinen Standpunkt mehr als deutlich gemacht. Sorry, aber ich halte es nicht mehr aus mit dir. Das gestern war echt heftig, und das ist ja nicht alles gewesen.“
 

„Bitte geh nicht, Kai. Bitte bleib. Bitte lass uns reden. Bitte gib mir eine Chance. Bitte!“

Ruki wusste, dass er Kai nun regelrecht anflehte. Er ging auf ihn zu und als Kai ihn nur stumm anstarrte, ohne etwas zu sagen, umarmte er ihn einfach und klammerte sich an ihm fest. Er vergrub sein Gesicht in Kais Haaren und wiederholte seine Bitte. Kai reagierte zunächst gar nicht, sondern blieb regungslos stehen. Erst nach einigen Momenten ließ er die Tasche fallen, die er in der rechten Hand hielt, und erwiderte er zögerlich die Umarmung.
 

Natürlich tat Ruki dies teilweise aus Berechnung, denn er wusste, dass Kai an ihm hing und dass Kai sensibel war, aber sein Motiv war dennoch aufrichtig. Er wollte wieder alles in Ordnung bringen und sich ehrlich bei Kai entschuldigen. Scheinbar schien er diese Chance zu bekommen, denn sonst hätte Kai ihn sicherlich schon von sich gestoßen. Er wollte erleichtert ausatmen, als Uruha sich jedoch zu Wort meldete.
 

„Nimmst du ihm das jetzt einfach so ab? Nach allem, was er getan hat? Kai, das ist Ruki. Und Rukis Welt dreht sich nur um ihn selbst.“

„Das ist nicht wahr!“ Ruki hatte sich von Kai gelöst und funkelte Uruha nun wütend an. „Du hast kein Recht, so etwas zu behaupten. Ich weiß selbst, dass ich Scheiße gebaut habe und manchmal ein Arschloch bin, aber Kai ist mir nicht egal. Und das will ich ihm zeigen. Ich kann ihm jetzt vielleicht nicht das geben, was er sich wünscht, aber mir ist klar geworden, dass ich mich nicht richtig verhalten habe und wenn ich noch was retten kann, dann will ich das auch tun!“
 

Uruha verdrehte die Augen und lachte amüsiert auf.

„Also Kai? Kommst du mit mir mit oder lässt du dich weiterhin an der Nase herum führen?“

„Ich meine es ernst!“, fauchte Ruki. Seine Wut auf Uruha war mittlerweile so entfacht, dass er dem Gitarristen am liebsten gegen sein Schienenbein getreten hätte oder noch besser: sein Knie zwischen seine Beine gerammt hätte. Was mischte der sich denn ein? Kai wollte doch auch, dass zwischen ihnen alles wieder in Ordnung kam und wenn Uruha mal an die Band dachte, war das sowieso das Beste.
 

„So ernst wie es jemand meinen kann, der nach zwei Tagen schon mit dem nächstbesten Weib in die Kiste hüpft. Komm schon, Kai. Du brauchst den Abstand!“
 

Ruki sah zu Kai, der wiederum zwischen ihm und Uruha hin und her sah.

„Ich… bleibe“, sagte er schließlich zögerlich und mit brüchiger Stimme. Ruki kam es fast so vor, als würde er mit den Tränen kämpfen. „Aber hier muss sich was ändern, Ruki. Wir… stellen Regeln auf und an die hältst du dich, okay? Ich will nicht, dass du….dich mit irgendwelchen Frauen triffst. Und du machst deine Therapie!“
 

Ruki nickte und trat wieder zu Kai heran, um ihn in den Arm zu nehmen.

„Ich mache alles“, beteuerte er und bekam dabei nicht mit, wie Uruha die Augen verdrehte und Kai einen Vogel zeigte.

„Dann lasse ich euch mal besser alleine“, brummte er, salutierte zum Abschied und verließ die Wohnung. Ruki war wirklich mehr als erleichtert, dass Kai geblieben war. Er löste sich von ihm und lächelte ihn unsicher an.
 

„Wollen wir uns setzen? Ich hab auch Kaffee gemacht. Ich bring dir eine Tasse!“ Er huschte in die Küche, goss etwas von dem noch heißen Getränk in eine frische Tasse und brachte sie Kai. Allerdings verzog dieser das Gesicht, kaum dass er daran genippt hatte.

„Dein Kaffee ist ungenießbar!“, stieß er schmunzelnd hervor, stellte die Tasse auf den Tisch und wandte sich wieder Ruki zu, der wiederum überhaupt nicht verstand, was Kai an seinem Kaffee auszusetzen hatte. Ihm selbst hatte er wunderbar geschmeckt.
 

„Ich meine das ernst. Wenn du noch mal irgendetwas machst, bin ich weg. Und ich komme nicht wieder. Uruha hat schon recht. Ich muss wahnsinnig sein, dass ich jetzt hier geblieben bin“, sagte Kai entschieden. Ruki atmete tief durch und setzte sich neben ihn.

„Ich weiß, ich hab das gar nicht verdient. Danke“, erwiderte er ehrlich und musste das Bedürfnis runterkämpfen, Kais Hand zu nehmen und zu drücken. In ihrer Situation wäre diese Geste mehr als seltsam gewesen.

„Schon okay. Oder eher nicht okay. Das ist ja für uns alle nicht so leicht“, murmelte Kai und klang dabei wieder ziemlich bedrückt.
 

Ruki wusste, dass er unglaubliches Glück hatte, dass Kai jetzt wirklich bei ihm blieb. Uruha hatte sicher nicht Unrecht gehabt, als er sagte, dass Kai Abstand brauchte und er war sich auch bewusst, dass er Kais Gutmütigkeit gerade irgendwie dazu ausnutzte, sein schlechtes Gewissen zu beruhigen, aber davon abgesehen wollte er zeigen, dass er sich wirklich ändern wollte. Wenn er weiter machte wie bisher, saß er bald ganz alleine da und das wollte er nicht. Die Band und seine Freunde, zu denen Kai ja nun mal auch gehörte, waren sein Leben.
 

„Nein, es ist nicht leicht, aber es entschuldigt nicht, was ich gesagt habe. Ich weiß nicht wieso, aber… ich wollte dich gestern einfach nur verletzen und deswegen habe ich es gesagt. Ich habe es nicht so gemeint. Ich glaub, ich hab einfach nur Angst“, gab er leise zu und starrte auf seine in seinem Schoß gefalteten Hände. Ihm war gerade erst so richtig bewusst geworden, dass er Angst hatte. Vor dem Menschen, der er geworden war, vor seinem Leben, das er nicht kannte und natürlich auch vor seinen Gefühlen, die ihm momentan einfach nur fremd erschienen.
 

„Ruki….“, murmelte Kai und zog ihn in seine Arme. „Du musst keine Angst haben. Wir kriegen das schon wieder hin irgendwie, okay?“

Er löste sich nach einigen Augenblicken wieder von ihm und sah ihn eindringlich an.

„Vertraust du mir?“

Ruki musste nicht lange nachdenken. Das war Kai und Kai war zu allererst ein guter Freund, der alles für ihn stehen ließ, wenn er ihn brauchte. Er nickte zaghaft und lächelte schüchtern, aber ehrlich.
 

*
 

Am nächsten Tag begann Ruki seine Therapie. Seine anfängliche Nervosität wurde ihm genommen, als er seinen Therapeuten kennen lernte, der ihm auf Anhieb sympathisch war. In einem ersten Gespräch schilderte er ihm seine Lage, erwähnte allerdings noch nichts von seinem chaotischen Liebesleben. Eigentlich hatte er genau darüber sprechen wollen, weil es momentan seine größte Belastung war, doch angesichts der Tatsache, dass Homosexualität ein noch weitestgehend totgeschwiegenes Thema in Japan war, traute er sich schließlich nicht und verschob dies auf eine der nächsten Sitzungen. Bei 2 Stunden pro Woche würde er hoffentlich schnell genug Vertrauen fassen und darüber sprechen können.
 

„Im Prinzip werden wir versuchen, ihr Gedächtnis zu stimulieren und die Lücken zu schließen. Wenn Sie zuhause sind, sollten Sie z.B. nach Fotos aus den letzten 3 Jahren suchen und diese mitbringen, vielleicht führen Sie ja auch ein Tagebuch oder haben Videoaufnahmen. Sagten Sie nicht, sie wären Musiker? Da wird es ja sicher einiges an Aufzeichnungen und ähnliches geben. Generell sollten Sie sich mit allem auseinander setzen, was ihnen in ihrer Erinnerung fehlt. Sprechen Sie mit Freunden und Verwandten und ganz wichtig: versuchen sie nicht krampfhaft Erinnerungen heraufzubeschwören. Entspannen Sie sich und setzen Sie sich nicht unter Druck. Sonst klappt es nicht“, erklärte ihm der freundliche Herr, den Ruki auf Ende 30 schätzte. Ihm wurde ganz warm, als ihm beim Stichwort „Fotos“ wieder seine Knutschbilder mit Kai einfielen, aber die kannte er ja jetzt. Die würde er mit Sicherheit nicht mitbringen.
 

„Und sollten Sie sich erinnern – Erinnerungen können anfangs in kurzen Flashbacks auftreten und Alarmsignale oder sogar Angstzustände in ihrem Körper auslösen – versuchen Sie ruhig zu bleiben.“

Na super. Hörte sich ja nicht besonders toll an.

Nach einer Dreiviertelstunde waren sie fertig mit ihrem Gespräch. Ruki wurde noch zur Tür gebracht, verabschiedet und mit einem mulmigen Gefühl im Bauch machte er sich auf den Weg nach Hause. Das Problem war, dass er sich immer noch nicht sicher war, ob er sich wirklich an alles erinnern wollte. Klar, in seinem Zustand war sein momentanes Leben nicht wirklich einfach, weder privat noch beruflich, denn das Label setzte ihn und die Band ziemlich unter Druck, damit es endlich weitergehen konnte, doch wie Ruki Kai schon anvertraut hatte, hatte er schlichtweg Angst und er fragte sich, ob überhaupt alles wieder so werden konnte wie früher, wenn er sich wieder erinnerte. Er seufzte. Wie war das mit dem sich nicht unter Druck setzen?
 

Er machte einen kurzen Zwischenstopp in einem Einkaufszentrum, aß etwas und ging in einen Laden, der CD’s und DVD’s verkaufte. Er hatte sich überlegt, einen DVD Abend mit Kai zu machen, denn was auch immer in Zukunft sein würde, er wollte auf ihn zugehen und zumindest ihre Freundschaft retten, wenn schon nicht alles andere. Er blieb etwas perplex stehen, als er ein Regal sah, das komplett mit Gazette CD’s und DVD’s aufgefüllt war und über dem ein großes Poster seiner Band hing. Es war komisch, aber irgendwie auch toll seine eigenen Werke so angepriesen zu sehen. Er nahm die neuste Veröffentlichung aus dem Regal, drehte die CD herum und las sich die Tracklist durch, allerdings bekam er keine Eingebung. Die Titel kamen ihm alle völlig unbekannt vor. Obwohl er sich sicher war, dass er das Album auch zuhause stehen hatte, legte er es in seinen Einkaufskorb und ging weiter zu den DVDs.
 

*
 

„Hey, ich bin wieder da“, rief Ruki gut gelaunt, als er seine und Kais Wohnung eine gute Stunde später betrat. Er legte die Tüte mit den DVDs auf die Kommode im Flur und zog sich seine Schuhe aus. Kai kam sofort angelaufen und fragte, wie es gewesen war. Ruki erzählte ihm alles und Kai versprach, ihm dabei zu helfen, Sachen rauszusuchen, die er für seine Therapie gebrauchen konnte.
 

„Du warst einkaufen?“, fragte er anschließend im Hinblick auf die prall gefüllte Tüte.

„Ja, ich dachte, jetzt wo ich praktisch Hausarrest habe, könnten wir ja ein paar Filme zusammen anschauen“, erklärte Ruki und konnte nicht verhindern, dass sich ein sanfter Rotschimmer auf seine Wangen legte. Hoffentlich dachte Kai jetzt nicht Falsches! Kai lächelte jedoch nur und warf einen Blick in die Tüte, während sie ins Wohnzimmer gingen und sich setzten.
 

Kai zog nacheinander alle DVD’s aus der Tüte und lachte schließlich amüsiert auf.

„Die Hälfte kannst du wieder zurückbringen. Die haben wir schon alle“, schmunzelte er und sortierte die Filme in zwei Stapel. Schließlich zog er die CD aus der Tüte und sah Ruki mit hochgezogenen Augenbrauen an.

„Die haben wir auch.“

„Das hab ich mir schon gedacht, aber ich fand’s so cool, als ich daran vorbei gelaufen bin und ich wollte sie unbedingt kaufen.“

„Du bist ja lustig!“ Kai riss das Zellophan von der Hülle, nahm die CD raus und stand auf, um sie in die Stereoanlage zu legen. Ruki schaute sich unterdessen das der CD beiliegende Büchlein an, in dem unterschiedliche schwarz/weiß Fotographien zu sehen waren, aber kein einziges Bandbild.
 

„Interessantes Artwork“, murmelte er zu sich selbst, legte das Büchlein beiseite und nahm das Booklet, um die Lyrics der Songs zu verfolgen. Die Musik sagte ihm nicht viel. Klar, es war Gazette, das erkannte er trotz leichtem Stilwechsel, aber Erinnerungen rief sie nicht hervor. Als der Gesang allerdings einsetzte und Ruki sich daran gewöhnt hatte, seine eigene Stimme zu hören, fühlte er sich, als hätte er ein Déjà-vu. Er konnte nicht genau festmachen, was es war, aber irgendetwas kam ihm bekannt vor.
 

„Alles okay? Oder bist du geschockt von unsrer jetzigen Musik?“, erkundigte sich Kai, als Ruki mehrere Minuten lang nichts sagte.

„Nein, nein. Das ist es nicht. Mir kommt es so vor, als hätte ich die Songs schon mal gehört. Also natürlich hab ich das. Ich hab sie ja schließlich irgendwann mal aufgenommen, aber ich meine, dass ich mich…erinnere ist das falsche Wort, aber irgendwie ist da was“, erklärte er nachdenklich.

„Oh, cool!“ Kais Gesicht hellte sich merklich auf und seine Augen funkelten. „Dann… hör dir einfach alles an. Das Label meint sowieso, du sollst anfangen die Texte zu lernen. Die wollen unsre Pause so kurz wie möglich halten.“

„Die sollten dankbar sein, dass ich überhaupt noch bei Sinnen bin und nicht tot oder so“, brummte Ruki. War ja klar, dass die ihn so schnell wie möglich wieder einsatzbereit haben wollten, damit sie ihn weiter verheizen konnten. Eine neue Singleveröffentlichung stand demnächst scheinbar auch an, wie ihm jemand – er konnte sich gar nicht mehr daran erinnern wer es gewesen war – erzählt hatte.
 

Er hörte sich das Album einmal komplett aufmerksam an, ließ es dann im Hintergrund laufen, während er sich an seinen Computer setzte und nach Dingen suchte, die für seine Therapie hilfreich sein konnten. Kai kramte unterdessen in einigen Schränken, beförderte Zeitschriften, Fotoalben, unzählige CD’s mit Auftritten der Band zu Tage und jede Menge anderen Kram. Am Ende war der Tisch so vollgepackt, dass Ruki gar nicht wusste, wo er anfangen sollte. Also blieb er erst mal an seinem Computer sitzen und fing an, seine Blogeinträge ab März 2006 zu lesen.
 

Später aßen sie zusammen, machten eine Flasche Wein auf und setzten sich damit ins Wohnzimmer, um ein paar der Filme, die Ruki besorgt hatte, anzuschauen. Er hatte extra darauf geachtet keine Filme zu kaufen, in denen es um kitschige Liebesgeschichten oder ähnliches ging, weswegen sie jetzt hauptsächlich Horrorfilme oder Thriller zur Auswahl hatten und anschauten. Jeder saß in seinem Eckchen des Sofas, zwischen ihnen stand eine Schüssel mit salzigem Mikrowellenpopcorn, die sich mindestens genauso schnell wie der Wein leerte.
 

„Ruki?“ Kai drehte sich zu Angesprochenem, als der Abspann des zweiten Films lief und suchte seinen Blick. Das Wohnzimmer wurde lediglich vom Flackern des Fernsehers und dem Schein des Lichtes aus der angrenzenden Küche erhellt, so dass sein Gesicht halb im Schatten lag. Ruki sah dennoch seine Augen glänzen und wurde etwas nervös. Zu Recht.

„Ich verstehe ja, dass du dich an manche Sachen und Ereignisse nicht erinnern kannst, aber Gefühle? Sollten die nicht immer noch unverändert in dir drin sein? Gefühle kann man doch nicht einfach vergessen. Vielleicht unterdrücken. Aber nicht vergessen“, sagte Kai leise.
 

Plötzlich wünschte sich Ruki, dass die Popcornschüssel noch zwischen ihnen stand, aber Kai hatte sie nach dem ersten Film in die Küche gebracht, da sie leer gewesen war, und stattdessen eine weitere Flasche Wein geöffnet. Hätten sie mal nur nicht so viel getrunken, dann würde Kai jetzt nicht wie in Zeitlupe auf ihn zukriechen und Ruki würde aufspringen, anstatt Kai wie im Trance und komplett regungslos anzuschauen. Eine Hand legte sich auf seine Schulter und weiche Lippen pressten sich gegen seine eigenen, begannen sich zu bewegen und Ruki wurde schlagartig bewusst, was hier passierte.
 

„Nicht, Kai!“, flüsterte er und drückte seinen Freund sanft von sich weg. Sofort veränderte sich Kais Gesichtsausdruck in einen erschrockenen und schuldbewusst senkte er den Kopf.

„Tut mir leid, Ruki. Ich… ich wollte das nicht. Ich weiß nicht, wieso ich das getan habe“, entschuldigte er sich leise und richtete seinen Blick auf den Boden.

„Schon…äh…okay.“ Ruki schluckte. Er fühlte sich beschissen. Kai sah so geknickt aus, dass er ihn am liebsten in den Arm nehmen wollte, aber er wollte keine falschen Hoffnungen hervor rufen.
 

Kai stand auf. „Ich glaub ich geh schlafen“, sagte er kurz angebunden und verschwand ohne weitere Worte im Schlafzimmer. Ruki blieb zurück und igelte sich auf dem Sofa ein. Er dachte nicht an den Kuss, nein. Zumindest nicht hauptsächlich. Seine Gedanken drehten sich um das, was Kai ihm davor gesagt hatte. Es klang zu plausibel.
 

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Frohes neues Jahr euch allen erstmal :D

Hoffe, ihr seid gut reingekommen.

Fall nichts, konnte ich euch hoffentlich den Kater etwas versüßen :P

An dieser Stelle muss ich mich für die ganzen Kommentare vom letzten Mal bedanken <333 Ruki wird jetzt jedenfalls wieder etwas zahmer, wie ihr ja sicher bemerkt habt :)

LG und bis zum nächsten Mal!



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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Von:  Oceanwhirl
2010-01-04T01:14:10+00:00 04.01.2010 02:14
Ich glaub, Ruki ist längst dabei, sich wieder in Kai zu verlieben, so gaaaaaaanz langsam. Dieses nach seiner Hand greifen wollen und so... Hm, mal sehen.
Schönes Kapitel!
Von:  -shiyuu
2010-01-03T23:00:39+00:00 04.01.2010 00:00
so, endlcih habs ichs auch geschafft, das neue kapitel zu lesen XD gestern war ich dazu irgendwie nicht mehr in der lage *lol*

eigentlich hätte ich ja damit gerechnet, dass es mehr zoff geht. dass kai abgeht wien zäpfchen oder so, hahaha. aber so ist auch gut :)
schön, dass kai nun doch nicht ausgezogen ist.
aber wie ich dich kenne wird nicht alles so friede freude eierkuchen sein/bleiben/werden (whatever XD), nein.. du machst bestimmt nochmal drama. vllt nich im nächsten kapitel, aber später bestimmt. und darauf freu ich mich schon, muahahahaha >D
Von:  --baozi
2010-01-03T18:59:14+00:00 03.01.2010 19:59
Ich mag ihn trotzdem immer noch nicht
Die Kackbratze sollte sich viel besser um Kai kümmern, sonst isser weg
Und wehe Kai ist weg ._.
Uruha kann ich voll verstehen, ich denke genau so hätte ich auch gehandelt, wäre ich dort anwesend
Hoffentlich kriegt Ruki sich mal ein und hört mehr was sein Herz sagt und nicht was sein dämmlicher Kopf ihm zuflüstert, kommt ja eh nur Scheiße bei raus wie wir mitbekommen haben -.-
LG Kigo
Von:  Yoshiki_Deyama
2010-01-03T00:01:05+00:00 03.01.2010 01:01
WOW, das Kai wirklich bei Ruki bleibt, hätte ich nicht gedacht. Ich muss aber sagen, dass ich momentan das Gefühl hatte, dass sich Uruha über eine Trennung sehr gefreut hätte.
Aber vielleicht interpretiere ich da zuviel hinein! ^^
Ruki sollte sich jetzt am Riemen reißen und alles tun, damit Kai bei ihm bleib, jedoch fürchte ich, dass noch so manche Hürde auf die beiden zukommt. Q__Q
Das Ende des Kapitels finde ich toll. Ruki soll darum nur mal kauen und sich den Kopf zerbrechen! Seine Gefühle für Kai sind sicher in ihm vergaben, doch sollte sich auch Kai in Acht nehmen und seinen Liebling nicht unter druck setzten. Der Kuss ist zwar passiert, nichtsdestoweniger sollte er Ruki die Zeit geben die er braucht! Immerhin macht er jetzt wenigstens eine Therapie. Ich hoffe dass Ruki nicht wieder das Arschloch raus hängen lässt!

Bin schon sehr gespannt aufs nächste Kapi!
lg ^____^

Von: abgemeldet
2010-01-02T22:53:51+00:00 02.01.2010 23:53
Ruki hat echt Glück das er so einen Freund wie Kai hat!
Ich meine jeder Andere hätte ihn einfach fallen lassen und sich von getrennt. Gerade nach dem was Ruki alles abgezogen hat.
Aber jetzt mal echt!
Ich heule echt jedes mal fast bei deinen Kapis xD
Ich bin einfach zu sensibel und deine FF ist einfach zu gut ^^

hdl Tsunade28
Von:  sammyjw
2010-01-02T21:06:47+00:00 02.01.2010 22:06
das schlechte Gewissen von Ruki war am anfang eine Genugtuung xD
ehrlich.. ich hab mich so gefreut xD
Schadenfreude xD

Uruhas Reaktion find ich auch richtig gut
kann man sich gut vorstellen.
als du aber geschrieben hast, dass Ruki ihm gegens Schienbein treten will dachte ich erstmal so: kommt er etwa nicht höher??
xD
aber dass Kai bleib ö.ö
omg ich dachte erstmal nur: was geht?
aber dass er ihm so verzeiht, zeigt doch nur wie sehr er ihn liebt

zum Glück macht Ruki nuna uch die Therapie x_x
und es scheint ja wirklich etwas bergauf zu gehen..
wenigstens ein kleines stück
und dass Kai ihn dann geküsst hat..
wah da kann man doch nicht aufhören Q_Q
hoffentlich denkt Ruki da wirklich drüber nach!

freu mich aufs nächste Kapi <3
lg~
Von:  Sayuri_Hiranuma
2010-01-02T19:07:51+00:00 02.01.2010 20:07
Zum Glück hat Ruki eingesehen was für ein Arsch er doch war!
Aber Kai ist echt ein Engel das er ihm verzeiht!
Du schreibst wirklich mege spanend *-*
Kanns kaum noch erwarten was danach passiert ♥
Hoffe Ruki errinert sich an seine Gefühle ♥
Von:  Kaylean
2010-01-02T17:30:40+00:00 02.01.2010 18:30
Argh~
Du machst zum Ende eines Kapitels immer so ein Fass auf und dann lässt du uns warten T_T~ Gut, nicht all zu lange, aber dennoch denke ich grade nur: Verdammt!Ich will unbedingt wissen, wie es weitergeht!

Hach~
Uruha ist toll. Ich kann durchaus verstehen, dass er Sauer ist und Kai den Vogel zeigt. Aber in Sachen Liebe... wo denken Menschen da normal?
Immerhin hat Ruki verstanden, dass die Sache mit Kai einen langen Rattenschwanz nach sich zieht.

Ich bin so, so, soooo sehr gespannt, wie es weitergeht.

lg
Kaylean


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