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Andys Jugendsünden I

von

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Freudiges Wiedersehen

Tobs stand gut eine Minute reglos vor dem schweren Eisentor und blickte auf den Innenhof. Es waren nicht all zu viele Leute dort, da sie sich wohl alle in den einigermaßen kühlen Räumen des Internats aufhielten.

Abermals hob er seine Tasche auf die Schulter und machte sich langsam auf den Weg in das Innere des Hauses. Er hatte Recht gehabt, drinnen war es bei weitem angenehmer. Gemächlich stieg er die weisen Marmortreppen in den dritten Stock empor. Er verstand es immer noch nicht, warum es keinen Aufzug in diesem vermaledeiten Haus gab, doch das würde wohl noch ewig so sein.

Zu seiner linken trat er durch eine schwere Glastüre und befand sich in dem Gang, wo Andys und sein Zimmer lag. Irgendwo hatte er diesen vermisst.

Die langen, hellblauen Vorhänge, die großen Fenster und den grauen Teppichboden. Es war nichts Besonderes an diesem Flur und doch verband er einige schöne Erinnerungen damit. Hier, genau auf diesem Boden hatten sich sein Freund und er zum ersten Mal geküsst. Wenn er sich an diese Zeit erinnerte, wurde ihm urplötzlich warm ums Herz und in seinem Bauch flogen hunderte von Schmetterlingen umher. Es war ein angenehmes Kribbeln, welches sich fortschreitend durch seinen gesamten Körper bahnte.

Auf der anderen Seite des Ganges wurde ebenfalls eine gläserne Türe aufgestoßen und auf seinem Gesicht breitete sich ein kleines Lächeln aus. Seine schwere Tasche glitt von seiner Schulter als er Krissy mit ausgebreiteten Armen auf ihn zulaufen sah und keinen Moment später warf sie sich um seinen Hals. Es hätte ihn beinahe von den Füßen gerissen.

„Geil! Ich hab gedacht du kommst erst übermorgen.“ Sie sah ihn glücklich an und schloss Tobs in eine freundschaftliche Umarmung. Ihn ihren Augen glitzerten Tränen.

„Hatte ich eigentlich auch vor, nur ich hab’s einfach nicht mehr länger ausgehalten. Aber hey, nichts erzählen.“, zwinkerte er grinsend.

„Mach ich schon nicht. Ach, ja. Andy ist im Zimmer und herzlich willkommen zu Hause.“ Flüsterte die junge Frau, lächelte liebevoll, küsste ihn auf die Wange, drückte ihn abermals und verschwand dann juchzend hinter ihm.

Durch den Flur war eine leise, fortwährend melancholische Musik zu hören. Es stellte ihm die Nackenhaare auf und ein kalter Schauer lief ihm den Rücken hinab. Entweder es musste jemand gestorben sein, oder es war wirklich aus Andys Zimmer. Anders konnte er es sich nicht erklären, doch sein Freund hatte sonst nie solche Musik gehört. Der junge Mann schüttelte kaum merklich den Kopf. Mit großen Schritten ging Tobs den Rest des Ganges entlang und machte, ohne vorher anzuklopfen, die Türe zu Andys Zimmer auf. Der junge Mann sah sich kurz um. Es war keiner außer seinem Schatz darin.

„Seit wann hörst du denn solche Musik?“ fragte er und stellte seine Tasche neben sich auf den Boden.

„Wenn’s dir nicht passt hau ab“, knurrte Andy ohne aufzusehen. Er saß, mürrisch vor sich hinstarrend, auf der Fensterbank und schrieb etwas auf seinen Block, welcher auf seinen angewinkelten Knien lag.

„Schon wieder? Wie lange diesmal?“ wollte Tobs wissen und verschränkte, ungehalten über diese Bemerkung, seine Arme vor der Brust.

Andy wandte den Kopf zur Seite. Er hatte einen gruseligen Gesichtsausdruck, doch als er den schlanken, jedoch muskulösen jungen Mann in der Türe stehen sah, hellte sich sein Gemütszustand zusehend auf.

„Hi.“ Tobs lächelte.

„Oh – mein – Gott!“, rief der Schwarzhaarige, sprang von dem Fensterbrett und stürmte auf seinen Freund zu. Da der junge Mann noch so viel Schwung drauf hatte, hob er Tobs kurzerhand in die Höhe und stolperte, mit ihm auf dem Arm, in den Gang hinaus.

„Uwaaahhh… was…“, erschrocken von der Wucht der Umarmung riss er seine Augen auf. Tobs umklammerte seinen Freund mit allen vier Gliedmaßen, wie ein Affenbaby sich bei seiner Mutter festhielt. Bei Andy war es nicht anders. Die Umarmung war schon fast krampfhaft und erst als Tobs das Zittern des Schwarzhaarigen bemerkte, wusste er warum.

„Hey, du kannst mich wieder runterlassen.“, wisperte Tobs seinem Freund ins Ohr.

„Niemals. Ich lass dich nicht mehr gehen.“, schüttelte der junge Mann störrisch den Kopf und schloss ihn noch mehr in die Arme. „Nie mehr.“ Es war ein leises Schniefen zu hören.

„Du brauchst mich ja nicht gehen lassen, nur runter…“, flüsterte er. Doch ihm war es im Moment egal, wie Andy ihn im Arm hielt. Hauptsache er ließ ihn nicht mehr los. Er fühlte sich so erleichtert. So glücklich. So unglaublich glücklich. Dieses Wiedersehen war wohl das Schönste, was er je erlebt hatte. Diese Herzlichkeit mit der er empfangen wurde war unbeschreiblich. Diese Innigkeit nach einem Jahr war wie ein Sturm welcher um sie wütete. Eine Flutwelle von tiefster Zuneigung überrollte ihn. Doch es schien nicht nur ihm so zu gehen, denn sein Freund ließ Tobs nach kurzem Zögern hinunter und blickte ihm in die Augen.

Andys dunkelblaue Lapislazuli waren leicht gerötet. Er hatte ein so unendlich liebevolles Lächeln auf den Lippen, das Tobs dachte er müsste anfangen zu schreien. Doch stattdessen löste er seine Hände aus der Umarmung, nahm vorsichtig Andys Gesicht in seine Hände und drückte seinem Gegenüber einen Kuss auf, welcher vor Leidenschaft zu brennen schien.

Der Schwarzhaarige sog für einen Moment erschrocken die Luft ein, doch dann ergab er sich. Dieses vertraute Gefühl stieg wieder in ihm auf. Ein Gefühl, welches seit dem Tag, an dem Tobs gegangen war, fast erloschen war. Das Gefühl der Geborgenheit machte sich in seinem gesamten Körper breit. Die natürliche und wohlbekannte Wärme schlich sich in ihn hinein. Sie erfüllte sein Herz und ihn mit kaum vorstellbarer Freude, Leidenschaft und Liebe. Mit einer Liebe, die noch stärker als zuvor war und von der hoffte, dass sie nie vergehen würde.

Andys Sinne schwanden merklich und sein Verstand setzte aus. Er verlor sich in einer Welt, welche sie sich zusammen aufgebaut hatten. Eine Welt, in die niemandem der Zutritt gewährleistet werden würde.

Langsam und ein wenig zitternd ließen die beiden von einander ab. Sie atmeten schwer, denn ihre Lungen füllten sich nach endlosen Minuten wieder mit Luft.

„Ich werd dich nie mehr gehen lassen.“, lächelte Andy schwach und küsste seinen Freund auf die Stirn.

„Ich werde so schnell auch nicht mehr gehen.“, flüsterte Tobs und schlang seine Arme um das Genick seines Schatzes. „Gott, wie ich das vermisst hab.“, seufzte er. Sein Haupt hatte er vertrauensvoll auf Andys Schulter gebettet. Seine Augen waren entspannt geschlossen. Er war müde. Der Flug hatte ihn ganz schön geschlaucht.

„Nicht nur du.“ Wisperte Andy und drückte ihn noch etwas weiter an sich. „Ich liebe dich.“

„Ich liebe dich auch, Süßer.“, lächelte Tobs und strich seinem Freund über die Wange. „Hey, du musst mir diesen komischen Marcel zeigen.“ Verlangte er und grinste. „Ich will sehen wie er reagiert wenn er mich sieht. Konnte ihn ja leider nicht persönlich zusammen scheißen.“, kicherte er.

„Na wenn du willst.“ Der Schwarzhaarige erwiderte das Lächeln. „Aber ich glaub du legst dich erst mal hin, du siehst ziemlich müde aus.“, meinte der junge Mann.

„Nein, geht nicht. Ich bin eben viel zu aufgedreht und zu glücklich. Außerdem müssen wir ein ganzes Jahr nachholen, da kann ich doch nicht einfach so schlafen.“ Er schüttelte leicht belustigt den Kopf und blickte seinem Schatz tief in die Augen. Sie waren auf ihn gerichtet und strahlten ihn an.

„Ich glaub ich weis wo er ist.“, meinte Andy resignierend, nahm Tobs Hand und er führte ihn auf die große Grünfläche hinter dem Haus. Im Schatten eines großen Ahornbaumes erblickte man ein Paar lange Beine.

„Hi Marcel.“, meinte Andy aus etwas weiterer Entfernung.

„Was willst du?“, murrte er.

„Na ja, ich wollte nur wissen wer du eigentlich bist.“, schaltete Tobs sich ein und die beiden jungen Männer kamen noch ein paar Schritte weiter an ihn heran.

Marcel stand auf und drehte sich zu ihnen um. Er erblickte einen grinsenden Tobs und ihm blieben die Worte im Halse stecken.

Gott der ist ja nur noch scharf. Schoss es ihm durch den Kopf, während er ihn wie entgeistert anstarrte. Tobs war, seit dem er in England gewesen war, noch um ein paar Zentimeter gewachsen und auch seine Haare waren länger geworden. Der Undercut war immer noch derselbe. Eine Seite schwarz, die andere knallrot gefärbt, ebenso wie die Farbe seiner Fingernägel noch immer zu seinen Haaren passte. Selbst die Schminke hatte sich nicht im Geringsten verändert. In der engen Lackhose, dem schwarzen Muskelshirt und den New Rocks, sah er wirklich unheimlich sexy aus. Vor allem, da durch das Hemd seine Muskeln etwas betont wurden und die schlanke Statur noch mehr zu Geltung kam.

„Hey, mach deinen Mund zu.“, kicherte Andy, denn Marcel hatte ihn mit offenem Mund angestarrt und hatte dabei Ähnlichkeit mit einem Karpfen angenommen.

„Ähm, was?“, er schrak aus seinen Gedanken hoch und musterte den jungen Mann aufmerksam. „Ich… ähm… nun… also… ich…“, stotterte Marcel herum.

„Wie bitte? Kann verstehen dass es dir die Sprache verschlagen hat.“ Zwinkerte Andy, welcher bemerkt hatte, dass sein ´noch Zimmergenosse´ seinen Freund unverwandt angegafft hatte. Was er allerdings nur zu gut verstand.

„Was? Nein! Ich… das ist nicht wahr!“, empörte er sich und lief puterrot an.

„Hihi, freut mich.“ Giggelte Tobs. Es war wirklich amüsant, wie sein Freund den jungen Mann ertappt hatte. „´tschuldigung.“ Er winkte ab.

„Ähm, ja. Mich auch.“ Marcel sah leicht verwirrt aus.

„Nun denn, man sieht sich.“, lächelte der junge Mann, schlang einen Arm um Andys Hüfte und die beiden zogen ab. „Was hatte der denn für ein Problem?“, fragte Tobs seinen Freund, während sie auf Andys Zimmer gingen, welches bald wieder ihnen beiden gehören würde.

„Tja, schau dich an, dann weist du’s.“ Zwinkerte Andy.

„Oha, so schlimm? Ich mein ich fühl mich zwar nicht grad sonderlich fit, aber seh ich deshalb gleich so verschlafen aus?“, wollte der junge Mann wissen und blickte seinen Freund etwas nervös an. Sie kamen in dem Raum an und Andy zog seinen Schatz vor den Spiegel.

„Sieht so jemand verschlafen aus?“

„Ähm, na ja. Nicht wirklich.“, lachte er hohl. Zwei hellgrüne Augen blickten ihn an. „Und was sollte das dann?“, er verstand es wirklich nicht.

„Ach komm. Als ob du das nicht wissen würdest.“ Andy hob seine rechte Augenbraue. Seine Arme legten sich um Tobs Taille. „Du siehst einfach lecker aus.“, hauchte ihm sein Freund ins Ohr und knabberte an seinem Hals herum.

„Pff… dass kann er sich gleich mal aus dem Kopf schlagen.“, grummelte der junge Mann und gähnte herzhaft.

„Oooh ja.“ Andy nickte und beförderte ihn auf sein Bett. „Ruh dich aus.“ Er schmunzelte, als er Tobs´ irritierten Gesichtsausdruck erblickte. Er hatte wohl etwas anderes erwartet.

Ermattet schloss er seine Augen. Der Flug und die Anstrengungen der letzten Tage hatten ihn mehr mitgenommen, als er gedacht hatte. „Was machst du jetzt?“

„Ich weis noch nicht.“, zuckte der Schwarzhaarige die Schultern und küsste seinen Freund auf die Stirn.

„Bleib hier.“, bat Tobs und hielt ihm am Arm fest.

„Wie du willst.“, nickte er. Die beiden versanken abermals in einem langen, zärtlichen Kuss und keine zehn Minuten später war Tobs eingeschlafen.

Es war halb sechs, als der junge Mann seine Augen wieder aufschlug und verschlafen lächelte. Andy hatte sich die letzten zwei Stunden nicht vom Fleck gerührt und seinen Schlaf bewacht.

„Hast du Hunger?“, fragte er leise.

„Hm... nee.“, meinte er immer noch etwas schläfrig. „Ich bleib hier.“

„Okay, bis gleich.“

„Hnn… bis denn.“ Tobs verlieh seiner Müdigkeit lautstark Ausdruck. Er schloss seine Augen wieder und als Andy die Türe hinter sich zugemacht hatte, war er weggenickt. Er Träumte nichts. Jedenfalls konnte er sich nicht daran erinnern etwas geträumt zu haben. Er schlief so feste, dass er nichts mehr um sich herum mitbekam. Nicht einmal, als Andy aus der Cafeteria kam. Er setzte sich zu seinem Freund auf die Bettkante und beobachtete ihn. Wie sich seine Brust gleichmäßig hob und senkte. Sein ausgeglichener Gesichtsausdruck.

Im Moment war er wirklich der glücklichste Mensch der Welt. Aber auch sonst, fühlte er sich wie im siebten Himmel, wenn nicht sogar eine Wolke weiter oben.

Andy war so freudestrahlend, dass man es fast aus 10 Metern Entfernung hätte sehen können. Er hatte ein unübersehbares Dauergrinsen auf den Lippen und am liebsten hätte er die ganze Welt umarmt. Doch am meisten wollte er einfach nur bei Tobs sein und ihn in den Arm nehmen. Ihn küssen. Er wollte, dass alles von seinem Freund ihm gehörte. Sein Herz… Alles! Er verzehrte sich nach dessen zärtlichen Berührungen. Nach diesen unglaublich sanften Lippen und dieser Leidenschaft, welche hinter jedem einzelnen Kuss lag.

Allerdings musste er sich noch zurückhalten, denn erstens musste Tobs sich erst einmal richtig ausschlafen und zweitens wäre es klüger zu warten, bis Marcel nicht mehr da war. Sonst würde es vielleicht noch ein Massaker geben, denn so wie sein ´noch Zimmergenosse´ Tobs angestarrt hatte war es eindeutig, dass der Anblick seines Freundes ihn nicht ganz kalt ließ. Es war ja auch kein Wunder, denn er sah einfach so sexy aus, dass er sich am liebsten auf ihn stürzen und verschlingen würde.

Andy seufzte leise und betrachtete weiterhin das engelsgleiche Antlitz seines Schatzes. Seine Haare fielen ihm zerzaust ins Gesicht. Er strich ihm unbewusst, in Gedanken versunken über die Wange. Er merkte nicht, wie sein Freund langsam seine Augen aufschlug.

„Hei.“, murmelte er leise.

„Was? Oh…“ Der Schwarzhaarige lächelte sanftmütig. „Gut geschlafen?“

„Hm… so gut wie seit langem nicht mehr.“, nickte Tobs und fuhr sich durch die Haare. Er sah, so fand Andy, schnuckeliger denn je aus. Die zerzausten Haare, das verschmitzte Lächeln. Es war der reinste Augenschmaus.

Der Schwarzhaarige musste unweigerlich anfangen zu lächeln.

„Was denn?“, fragte sein Freund irritiert und legte den Kopf schief.

„Nichts. Schon okay.“, winkte der junge Mann ab, doch seine Mundwinkel schwangen noch ein wenig weiter in Richtung Ohren.

„Oh Mensch. Was grinst du so?“

„Ich glaub ich mach ein Foto von dir.“ Andy kicherte.

„Warum dass denn?“

„Du schaust grad so süß aus… hihi…“ Er unterbrach sich. „Tschuldige. So richtig gemein verschlafen.“

Tobs streckte ihm die Zunge raus. „Kann ich ja auch nichts dafür. Komm mir vor, als hätte ich eine halbe Ewigkeit nicht geschlafen.“, gähnte er.

„Dann schließ deine hübschen Äuglein. Ich sing dir auch ein Lied.“, zwinkerte Andy kichernd.

„Ein Lied? Ähm, nein. Das muss nicht sein.“, lachte sein Freund. Er streckte seine Arme nach ihm aus. „Komm her.“, bat er.

Der Schwarzhaarige musterte seinen Schatz noch einen Moment belustigt, beugte sich zu ihm herab und küsste ihn. Kaum merklich, strichen seine Lippen über Tobs seine. Wie ein leiser Windhauch, welcher über seine Haut strich.

„Ich bin froh, dass du wieder da bist.“, hauchte Andy ihm ins Ohr, doch sein Freund bekam nichts mehr mit. Er war wieder ins Land der Träume hinüber geglitten.

Was diese kleine, gering fühlbare Berührung bewirkt hatte, war belustigend. Er kam sich vor, als hätte er ihn somit in den Schlaf gewogen. Wie ein kleines Kind, welches die Mutter ins Bett bring und ein Lied singt, damit ihr Schützling wohlbehütet einschlafen konnte.

Andy fuhr seinem Schatz vorsichtig, mit den Fingerkuppen, über die Wange.

Tobs hatte in dem Zustand wirklich Ähnlichkeit mit einem Engel. Mit einem Engel, welchem die Flügel gestutzt wurden, damit er immer bei ihm blieb. Er war also ein gefallener Engel. Aber egal welcher Art von diesen Überirdischen Wesen er auch ähnlich war, zum größten Bestandteil war er sein Leben. Seine Luft zum Atmen, ohne die er nicht leben konnte und wollte.

Es war halb zehn, als Andy geduscht und wie immer, nur mit Shorts bekleidet, in ihr Zimmer trat. Zwei Augenpaare waren auf ihn gerichtet. Er blickte sich kurz um, grinste und ging zu seinem Freund hinüber.

„Ich glaub ich mach wirklich gleich ein Foto.“, kicherte er, denn sein Schatz sah noch immer so verschlafen und zerzaust aus.

„Bitte nich…“ Tobs schüttelte den Kopf. „Hey, der gehört mir.“, grummelte er, schlang Andy seine Arme um die Hüfte und er plumpste auf die Matratze. Marcel hatte die beiden unverwandt angestarrt. Ihm wären bei dem Anblick des Schwarzhaarigen beinahe die Augen aus dem Kopf gefallen.

Marcel war hin und her gerissen, dass sah man ihm deutlich an.

„Na ja, eigentlich bin ich immer noch mein eigenes Eigentum.“, meinte der junge Mann, welcher zu seinem Freund unter die Decke geschlüpft war.

„Und wo ist die Besitzurkunde?“ wollte der Rückkehrer wissen.

„Öhm, ja…“ zuckte Andy lachend die Schultern und zog Tobs in eine innige Umarmung. „Die muss noch hergestellt werden.“, zwinkerte er.

„Nee, das lassen wir lieber.“, meinte der junge Mann. „Ich stimme dir absolut zu.“, gähnte Tobs.

„Muss dir morgen noch was sagen.“, meinte Tobs leise murmelnd. Ihm fiel ein, dass er seinem Freund noch sagen wollte, was kurz vor seiner abreise mit Mandy passiert war. Er wusste zwar nicht, wie er darauf reagieren würde, aber er hoffte, dass er es gelassen nehmen würde.

„Was musst du mir sagen?“

„Morgen…“

„Nein, ich will’s jetzt wissen.“, drängte Andy und piekste seinen Liebling in die Wange.

„Ich sag’s dir jetzt aber noch nicht.“ Er schlang seine Arme um die Hüfte des Schwarzhaarigen, zog ihn zu sich und küsste ihn flüchtig.

„Du bist fies.“, murmelte er gähnend, grinste und ihre Nasenspitzen berührten sich.

„Ich weis. Kann man auch nichts machen.“, lächelte Tobs.

„Wahrscheinlich.“, flüsterte er. „Ach ja, morgen steigt eine kleine Begrüßungsparty. Marcel kommst du auch?“

„Ähm was?“ Der Blondhaarige saß auf seinem Bett und war in Gedanken vertieft gewesen.

„Morgen steigt ne kleine Begrüßungsparty und ich hab dich gefragt, ob du kommst?“

„Für wen denn?“ Marcel hatte die beiden zwar beobachtet, aber ihnen nicht zugehört gehabt. Zudem wusste er auch absolut nicht, worum es überhaupt ging.

„Du Witzbold. Was glaubst du, wer heute nach einem langen Jahr wieder gekommen ist?“ Andy verdrehte die Augen gen Himmel und zog seinen Schatz noch etwas näher zu sich heran. Doch Tobs bekam schon wieder nichts mit, da er eingeschlafen war.

„Achso, ja wenn’s ihm recht ist?“

„Ähm tja, das müssten wir ihn dann wohl morgen fragen.“, meinte Andy kichernd und sank in die Kissen.

„Ist der immer so müde?“ Marcel hatte ein leises Grinsen auf dem Gesicht.

„Nee, normalerweise nicht. Er ist wie ein kleiner Wirbelwind.“ Er küsste Tobs auf die Stirn, schloss die Augen und freute sich auf die Sommerferien, da sie dann endlich wieder alleine in ihrem Zimmer waren.
 

„Andy, du musst zum Unterricht.“ Flüsterte ihm jemand ins Ohr und keinen Moment später wurden die dunkelblauen Vorhänge aufgezogen.

„Leck mich.“, knurrte er, da der junge Mann dachte, dass es Marcel gewesen wäre.

„Gerne doch.“ Und kurz darauf leckte ihm tatsächlich jemand sacht über die linke Wange.

„Mach das noch einmal…“ Er fuhr wütend auf und blickte in Tobs grinsendes Gesicht.

„Was passiert dann?“

„Dann landest du gefesselt in meinem Bett“. zwinkerte er.

„Hrr… bist aufn SM- Geschmack gekommen, was?“

„Warum eigentlich nicht?“, fragte er leise, stand auf und die beiden verloren sich in einem zarten Kuss, während Marcel ins Zimmer kam.

„Könnt ihr das woanders auch machen?“, meinte er leicht gereizt.

„Als würde DIR das etwas ausmachen.“, stellte Andy fest und blickte dem Blonden fest in die Augen, denn er hatte die beiden ununterbrochen angestarrt. Verwunderlich war das nicht, denn die zwei Schwarzen standen nur in Shorts und T-Shirts, in eine innige Umarmung vertieft, im Raum.

„Normalerweise nicht, aber im Moment schon. Außerdem kommst du zu spät wenn du dich nicht langsam mal beeilst.“ Er zwinkerte.

„Aber warum jetzt?“, fragte der Schwarzhaarige neugierig.

„Wahrscheinlich weil es nicht ER ist, der dich küsst.“, wisperte Tobs ihm ins Ohr. Doch Marcel hatte es nicht überhört.

„Tja, so ist es allerdings.“, nickte Marcel und verschwand.

„Was…“ Andy war total perplex.

„Der macht aber auch keinen Hehl draus, dass er auf dich steht.“, kicherte der junge Mann, als er Andys verdutzte Miene erblickte.

„Du aber auch nicht.“ Er hatte sich wieder gefangen.

„Das ist ja wieder was anderes. Aber wenn er sich auch nur ansatzweise an dich ran macht, bekommt er was zu hören.“, murrte Tobs. „Und jetz mach dich fertig, sonst darfst du schon wieder ellenlange Seiten abschreiben.“, scheuchte er seinen Freund.

„Wie der Herr befiehlt. Kommst du mit?“

„Kann nicht. Ich würde doch normalerweise erst Morgen kommen.“, verneinte er.

„Was machst du dann?“

„Mal schauen, vielleicht durchwühl ich Marcels Sachen. Wer weis was der alles versteckt.“, lachte er.

„Nee, im Ernst jetzt.“

„Vielleicht noch ne Runde schlafen.“, zuckte Tobs die Schultern.

„Na gut. Wir sehen uns, ich komm mittags kurz rauf, ja?“

„Mach das. Ich warte auf dich…“, meinte sein Freund mit einem erotischen Knurren und musste sich ein lautes Lachen verkneifen.

„Rrrr… aber zieh dir was Hübsches an.“

„Klar, ich leih mir was von Krissy.“

„Uh, bitte nicht ihr super hübsches rosanes Minikleid.“

„Rosa Minikleid? Bloß nicht. Bin doch kein Schweinchen.“

„Da wäre ich mir allerdings nicht so sicher.“ Andy packte sich flott seine Klamotten und verschwand in den Duschen.

„Bis denn Süßer.“ Tobs gab seines Schatz einen flüchtigen Kuss, als dieser zurückkam um sein Schulzeug zu hohlen.

„Ciao. Mist, komm zu spät.“ Er hastete aus dem Zimmer und kam eine Sekunde wieder zurück. „Ich mag nicht gehen.“ Er zog seinen Freund in eine innige Umarmung.

„Jetzt hau schon ab.“, scheuchte er ihn kichernd weiter.

„Ach na gut.“, grummelte er beleidigt.
 

Der Vormittag verlief recht flott. Andy ging nicht zum Mittagessen, sondern stürmte sofort auf ihr Zimmer. Tobs döste auf dem Bett seines Freundes und setzte sich auf, als dieser eintrat.

„Wie gesagt, ich warte.“, zwinkerte der junge Mann.

„Hab nie dran gezweifelt.“, flüsterte Andy, kam zu seinem Schatz und zog ihn sofort in einen unbeschreiblichen Kuss. „Ich würde am liebsten nichts anderes mehr machen.“, meinte er außer Atem.

„In den Ferien haben wir genügend Zeit.“, schnurrte Tobst und ließ sich, Andy in den Armen, in die Kissen sinken.

„Allerdings.“

„Könnt ihr das wann anders machen?“ Marcel war in der Türe aufgetaucht.

„Hey, wir sind noch angezogen. Das muss schon mal was heißen.“ Zwinkerte Tobst.

„Oder... Willst mitmachen?“, fragte Andy kichernd und leckte sich über die Lippen.

„Nee, vielleicht wann anders.“, verneinte er.

„Och.“ Der Schwarzhaarige zuckte die Schultern, während er seinen Kopf auf Tobs' Brust bettete. „Ach ja, was wolltest du mir jetzt eigentlich noch sagen?“

„Was ich dir sagen wollte? Ach so, ja. Hätte ich beinahe vergessen. Flipp nicht aus.“

„Wieso sollt ich ausflippen? Wirst schon mit keinem Kerl in der Kiste gelandet sein.“

„Nee, zum Glück nicht. Aber mir ist was passiert.“

„Red nich um den hießen Brei rum.“

„Nu gut, ich hab dir doch damals am Telefon von Mandy und so erzählt, ne?“

„Ja, hast du.“, nickte Andy.

„Gut, wir waren dann zu viert anner Themse und mir ging’s schon die ganzen Wochen so beschissen. Jeden falls, hat sie mich noch bis zur Tür begleitet. Na ja, sie hat mich umarmt und mich geküsst. Okay, ich bin kurz auf ihn eingegangen, aber mir wurd’ komischerweise total schlecht.“

„Sie hat dich geküsst. Wann genau war das?“

„Kurz bevor ich entschieden hatte, dass ich weg will.“

„Du warst ein Jahr bei ihnen und hast ihr nich erzählt, dass du auf Männer stehst?“ Andy hörte sich etwas ungläubig und belustigt an.

„Ich hab’s nicht für nötig gehalten.“, zuckte er die Schultern. „Was ich allerdings ziemlich bereu, weil ich ihr damit dann total vorn Kopf gestoßen hab.“, murmelte er geknickt.

„Die Arme, aber ich bin dir nicht böse. Wie hat sie eigentlich reagiert?“

„Sie wollt’s mir anfangs nicht glauben. Sie hat nur gelächelt und gemeint, dass es jetzt eh schon egal wäre, was sie sagen würde und hat gemeint, dass ich total geil aussehen würde. Dann hat sie mich auf die Wange geküsst und ist verschwunden.“

„Damit hat sie allerdings Recht.“

„Du bist ihm deshalb nich böse?“, schaltete Marcel sich ein.

„Wieso sollte ich ihm böse sein, wenn er eine Frau küsst. Entschuldige mal, aber das ist keine Konkurrenz.“, schüttelte er den Kopf.

„Woher willst du das wissen. Wenn er bi ist?“

„Dann wäre die Sache von vor zwei Jahren eindeutig gelaufen.“, erklärte er.

„Das ist allerdings wahr. Also dass ich ihn mit ner Frau fremdgehe des kannst dir abschminken, okay, ich würd’s auch sonst nicht machen.“

„Na wenn du des sagst.“, zuckte Marcel die Schultern.

„Japp das sag ich. Außerdem brauchst DU dir deshalb ja wohl keine Sorgen machen.“, stellte er lächelnd fest.

„Das ist allerdings wahr.“ Nickte der Blonde. „Was war das jetzt eigentlich mit Begrüßungsparty?“

„Begrüßungsparty? Für wen?“, fragte Tobs verblüfft.

„Für wen… Süßer streng dein Hirn an. Also Krissy meinte so um 17 Uhr im Kollegraum.“

„Jud…“ Marcel widmete sich wieder seinem Buch.

„Scheiß, hab ihr versprochen noch zu ihr zu kommen. Wir sehen uns Süßer.“ Andy stand auf, wurde aber am Arm zurückgehalten.

„Hei, wo willst du hin!“, nörgelte sein Freund.

„Muss Krissy noch wobei helfen.“

„Wobei denn?“

„Kann ich dir nicht sagen.“, entschuldigte er sich.

„Gut gut… mach nur.“ Tobs ließ ihn los.

„Sei mir nicht böse. Wir sehen uns.“ Er küsste seinen Schatz noch einmal sehr leidenschaftlich und verschwand dann im anderen Korridor des U-förmigen Hochhauses.

„Geht des bei euch immer so zu?“, fragte der Blondhaarige den jungen Mann, welche auf dem anderen Bett lag und an die Decke starrte.

„Wie geht es denn bei uns zu?“

„Na ja irgendwie ein bisschen kindisch.“ Marcel nahm wirklich kein Blatt vor den Mund.

„Kindisch… kann schon sein. Immer nicht, aber das gehört dazu. Wäre ja langweilig, wenn alles immer so bierernst sein würde, oder?“ meinte er und blickte ihn an.

„Wahrscheinlich. Ähm hey, es tut mir leid, dass ich euch damals sonen Stress bereitet hab.“ Er sprach von dem Kuss, als Tobs in London war.

„Achso… schon vergessen. Du hast deinen Anschiss bekommen.“ Er lachte. „Außerdem, es muss reichen wenn man einmal sagt, dass du die Finger von ihm lassen sollst.“

„Hm. Aber jetzt mal ehrlich, würde er mich wirklich unter die Erde befördern? Ich mein ich will noch ne Zeit lang leben.“

„Tjoa. Wie gesagt, bind dir am besten die Finger zusammen, dann wird’s schon hinhauen.“, zwinkerte Tobs.

„Hat er wirklich schon mal jemanden… na ja…“

„Ob er jemanden umgebracht hat? Keine Ahnung, ich hoffe doch mal nicht.“ Er zuckte die Schultern. Der junge Mann gähnte herzhaft, wickelte sich in die Decke ein und schloss die Augen. Er war immer noch müde von dem Flug. Er wünschte sich, dass das bald ein Ende hatte.
 

Um 17 Uhr klingelte sein Wecker. Marcel saß immer noch auf seinem Bett.

„Kommst du?“, fragte Tobs und erhob sich gähnend.

„Joa, warum nicht.“, nickte er und folgte dem jungen Mann, welcher, bei jedem Schritt den er machte, munter klingelte.

Am Kollegraum angekommen machten sie die Türe auf und Tobs wäre beinahe tot umgefallen. Ein schallendes „HERZLICH WILLKOMMEN“ drang an seine Ohren.

Er stand mit großen Augen und leicht geöffneten Mund in der Türe. Ein Blitz blendete ihn und er sah für einen Moment lauter kleine Sternchen.

Auch wenn es nur zehn Leute waren, es war ein Höllen Lärm. Andy stand in der Mitte und hatte ein breites Grinsen auf dem Gesicht. Hinter ihm hing ein überdimensionales Banner auf welches mit großen, schwarzen, verschnörkelten Buchstaben „WILLKOMMEN ZU HAUSE“ geschrieben stand.

So konnte nur einer zeichnen.

Tobs ging auf seinen Freund zu, fiel ihm um den Hals und knutschte ihn fast zu Boden. „Danke.“, flüsterte er ihm ins Ohr. Abermals blitze er es. „Krissy hör auf mich zu fotografieren.“, lächelte er und umarmte auch sie.

„Nee, das muss man schon festhalten.“, zwinkerte sie.

„Tobs lass dich knutschen!“, rief Emilie, umarmte ihn freudig und drückte ihm, wie Anny damals, mit ihren üppigen Rundungen die Luft ab.

„Hey Große.“, meinte er heißer. „Hilfe… ich bekomm keine Luft mehr.“, jammerte er, doch niemand hörte ihn. Zu seinem Glück ließ sie ihn kurz darauf wieder los und schon ging es weiter mit Annika, Olaf, Steffi, Morgana und Benni. Die anderen drückten ihn nur ganz kurz an sich, da sie merkten, dass ihm diese Orgie etwas zu viel wurde.

Es wurde eine nette kleine Party und jeder wollte wissen, was er gemacht hatte, ob er sich dort wohl gefühlt hatte und all das, was aus einem herausquetscht, wenn derjenige fast ein Jahr lang nicht da war.

Emilie und Steffi hatten sich eine zu seiner Linken und eine zu seiner Rechten niedergelassen und nahmen ihn in Beschlag. Sie grinsten über beide Ohren während sie seinen Erzählungen lauschten. Es war nicht so Einiges passiert, doch würde er tatsächlich alles erzählen, würde er zwei Tage später wohl noch auf dem Sofa sitzen und berichten.

Andy saß neben seiner besten Freundin und lächelte nur leise vor sich hin. Er blickte einen Moment zu seinem Freund, ihre Blicke trafen sich und er zwinkerte dem Rothaarigen zu. Tobs errötete leicht und wandte sich schnell wieder ab. Der junge Mann war ein wenig irritiert. Eine derartige Reaktion auf ein Zwinkern hatte er bisher bei sich noch nicht erlebt.

Wie lange er schon erzählte wusste er nicht, doch der junge Mann war unheimlich müde. Er fand es wirklich lieb von seinem Schatz und Krissy, doch er konnte seine Augen kaum noch offen halten. Er lehnte sich mit seinem Sektglas in der Hand zurück und schloss für einen Moment seine hellgrünen Edelsteine.

„Tobs, erzähl weiter, was war dann?“, drängte Steffi den jungen Mann und hopste ungeduldig auf ihrem Platz herum. Sie piekste ihm in die linke Wange und wartete gespannt darauf, dass es weiter ging.

Andy bemerkte, dass sein Freund müde und ausgelaugt war, stand auf und ging zu ihnen hinüber.

„Ladys, unser Prinz ist müde und muss jetzt schlafen, dass er morgen wieder fit ist.“, lächelte er.

Die beiden Mädchen wurden unwillkürlich rot um die Nase und fingen leise an zu kichern. „Och Andy, sei kein Spielverderber!“ Emilie lachte laut auf, packte ihn am Handgelenk und zog ihn ohne weitere Probleme auf ihren Schoß.

„Doch, da bin ich jetzt ein Spielverderber und jetzt lass mich bitte wieder los.“ Eine Augenbraue schnellte nach oben, während die junge Frau eine beleidigte Schnute zog.

„Och bitte!“, quengelte sie.

„Nein…“, murrte er.

„Och Mensch, na gut.“ Sie gab den jungen Mann resignierend frei.

„Tobs?“, fragte er leise an seinem Ohr.

„Hm?“, brummelte er verschlafen.

„Ich bring dich ins Bett.“, murmelte er, fasste seinen Freund an den Armen und zog ihn in die Höhe. Er nahm ihm das Glas aus der Hand, legte einen Arm um seine Hüfte. Kurz darauf blitze es schon wieder. Der Schwarzhaarige schüttelte nur den Kopf, sie wünschten den anderen noch einen schönen Abend und verschwanden.

„Willst du noch duschen gehen, oder nicht?“, fragte Andy seinen Schatz, als sie in ihrem Zimmer angekommen waren.

„Ich geh lieber noch duschen… war… warm.“, gähnte er und streckte sich einmal.

„Okay, soll ich dir was zum Anziehen geben, oder hast du noch was Frisches?“

„Hm, glaub nicht. Muss erst noch waschen.“, schüttelte er den Kopf und blickte den Schwarzhaarigen aus verschleierten Augen an.

„Okay, warte…“ Er wühlte einen Moment in seinem Schrank herum. „Hier.“ Er drückte ihm ein schwarzes T-Shirt und eine normale, schlabberige Hose in die Hände.

„Danke, Süßer.“

„Mensch, du kippst gleich um.“, flüsterte er, während Tobs sein Haupt auf die Brust seines Lieblings bettete.

„Hm…“, brummte er.

„Soll ich mitkommen? Ich will dich später nämlich nicht vom Boden aufkratzen müssen.“

„Hmh…“, nickte er langsam.

Andy schnappte sich flott zwei große Handtücher und frische Unterwäsche, dann tapste er, Tobs an sich lehnend in die Duschen. Er war froh, dass noch keiner dort war.

Sein Freund war noch so wach, dass er sich seiner Kleidung entledigen konnte, doch weiter ging es dann nicht, da er fast einschlief.

„Ich glaub das verschieben wir lieber.“, meinte Andy leise.

„Hn… nein. Ich papp so.“, murmelte er. Der junge Schwarze konnte seine Augen nun wirklich kaum noch offen halten.

„Na gut.“

„Das is gut…“, nuschelte Tobs, als der angenehm, lauwarme Wasserstrahl auf ihre Körper traf. „Das macht wach.“, lächelte er und blickte auf.

Seinem Schatz war eine leichte Röte ins Gesicht geschossen, als er spürte wie sich der schlanke Leib seines Freundes an ihn schmiegte und zwei Hände sich um seine Hüfte legten. Wie hatte Tobs dieses Gefühl der Nähe zu Andy vermisst? Er sah süß mit den roten Wangen aus, doch er konnte sich keinen Reim darauf machen, warum er auf einmal rot anlief.

Der Rothaarige stellte sich etwas auf die Zehenspitzen und küsste seinen Schatz leicht. Ihre Lippen berührten sich kaum. Sie blickten sich einen Moment in die Augen.

„Danke, für den Abend.“, hauchte Tobs ihm ins Ohr, biss Andy zaghaft ins Ohrläppchen, wanderte die Wange hinüber bis zum Mund. Seine Zunge glitt kaum merklich über die Lippen seines Schatzes. Der Schwarzhaarige öffnete sie einen Spalt weit und Tobs erforschte dessen Mundhöhle, fand die Zunge seines Gegenübers und umspielte sie geschickt.

Andy ging langsam auf diesen sanften Kuss ein, schloss seine Augen und zog den Rothaarigen noch ein Stück näher an sich. Er liebte es. Nach diesem einen Jahr, kam ihm selbst diese zarte Innigkeit unglaublich intensiv vor. Andy strich an Tobs Seiten entlang und wanderte über dessen Brust. Er spürte etwas Kaltes… Metallenes.

Der junge Mann vor ihm musste lächeln, denn er hatte seinem Schatz nichts von dem Piercing erzählt. Der Kuss löste sich auf. „Wann hast du dir das stechen lassen?“, fragte Andy neugierig.

„Vielleicht zwei Monate nach meiner Ankunft.“, gähnte er. „Und ich hab mich tätowieren lassen.“, murmelte er leise.

„Was!? Wo?“

„Hier.“ Tobs drehte sich um, nahm seine Haare aus dem Nacken und gab den Blick auf seine Schulterblätter frei. Dazwischen befand sich ein Drache, welcher sich um ein Schwert wand. Es war nur schwarz-weiß, aber es sah faszinierend aus.

„Sieht gut aus.“, flüsterte der Schwarzhaarige an dessen Ohr und hinterließ leichte Bissspuren in der Halsbeuge seines Schatzes.

„Danke.“ Der junge Schwarze lehnte sich geschafft an seinen Freund und genoss die leichten auf- und ab- Bewegungen dessen Hände, welche wie eine Feder über seinen Bauch glitten.

„Du schläfst echt gleich ein.“, hauchte er.

„Hmm…“ Er löste sich, machte den Wasserstrahl aus, wickelte sich ein Handtuch um die Hüften und zog sich an.

„Ab morgen Nachmittag sind endlich Ferien.“, gähnte Andy und tat es ihm gleich.

„Hmm… schon.“, nickte Tobs leicht abwesend, nahm sein verschwitztes Zeug auf den Arm und schlurfte, den Schwarzhaarigen im Schlepptau, in ihr Zimmer. „Schlaafen.“, seufzte er, plumpste auf das Bett und zog Andy prompt mit sich.

„Schlaf gut, Süßer.“, wisperte der Schwarzhaarige, schlang seine Arme um den schlanken Körper und schmiegte sich vertrauensvoll an ihn.

„Du auch. Lieb dich.“ Er hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn, schloss die Augen und war weggenickt.
 

Sie merkten nicht mehr, wie Marcel ins das Zimmer trat und sie lächelnd musterte. Er war froh, dass Tobs endlich da war. Er hatte das betrübte Gesicht von Andy nicht noch länger ertragen können. Auch seine Wutausbrüche waren ihm langsam aber sicher auf die Nerven gegangen. Wenn Andy glücklich war, war auch er es.

Er musste es zugeben, der junge Mann hatte ihm wirklich den Verstand geraubt, doch er war für ihn im Moment unerreichbar, wenn nicht sogar für immer. Es machte ihn zwar etwas traurig, doch solange sein Schwarm glücklich war, nahm er sein eigenes Unglück gerne in kauf.



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