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Wie wichtig er doch ist

von

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Wie wichtig er doch ist
 

Es war später Abend und Yuki kehrte erschöpft, was man ihm gewiss nicht ansehen konnte, nach Hause zurück. Die Besprechung des neuen Buches hat mehr Zeit in Anspruch genommen, als er erwartet hatte. Jetzt freute er sich nur noch auf einen netten Abend mit seinem Shuichi. Doch auch diese Gefühlsregung sah man ihm nicht an, seine Miene blieb genauso kalt wie immer; nur in seinen Augen erschien ein warmer Glanz, wenn er an seinen Geliebten dachte. Er parkte sein Auto und stieg die Treppe hoch, dann öffnete er die Tür. Warme Luft kam ihm entgegen und das Erste, was er sah, war ein bedrückter Shuichi. Seine Augen waren nach unten gerichtet, er sah so aus, als hätte er etwas Falsches getan.

„Was ist los?“, fragte Yuki kalt.

„Es tut mir wirklich Leid, Yuki, das wollte ich echt nicht, das war alles nur ein Unfall, bitte sei nicht sauer, bitte, ich wollte es doch nicht, das war echt ein Versehen, ich mach es auch wieder gut, aber sei bitte nicht böse auf mich, ich…!“, heulte der kleine Sänger auf und begann, wild mit den Händen zu fuchteln, doch sein Lover unterbrach ihn und fragte erneut:

„Was ist los?“

„Also, das war so, du warst nicht da und mir war so langweilig, wir hatten keine Proben und alle sind irgendwie weggefahren, nur ich nicht. Sogar Hiro ist weggefahren, er ist nämlich in Kyoto und hat ein Date mit Ayaka, weißt du, sie verstehen sich echt gut und…“

„Du schweifst vom Thema ab“.

„Na ja, also, ich war die ganze Zeit alleine und im Fernsehen lief nichts Spannendes also wollte ich ein Spiel auf deinem Laptop spielen, nur eins, ich schwör es dir, wirklich nur eins, aber dann, aber dann, da habe ich auf etwas gedrückt und er ist abgestürzt, ich wollte ihn wieder anmachen, aber es ging nicht mehr! Es tut mir echt Leid, ich wollte das nicht!“, bei den letzten Sätzen fing er noch mehr an zu heulen, sodass er jetzt an eine Fontäne erinnerte.

„Raus“, sagte Yuki knapp und zeigte Richtung Tür.

„Aber Yuki, es tut mir doch so Leid, bitte schmeiß mich nicht raus, diesmal war das echt ein Versehen, wirklich!“, schrie Shuichi erschrocken auf und klammerte sich an Yukis Arm.

„Diesmal war es ein Versehen?“, fragte der Schriftsteller, wobei er das erste Wort betonte.

„Na ja, weißt du, es ist so und na ja…ähm…hehe“, drückte der Jüngere herum, doch der strenge Blick seines Geliebten zwang ihn weiter zu reden, „na ja, alles, was ich am ersten April angestellt hatte, war extra, aber wirklich nur das, sonst nichts…ähm…und das eine Mal, als ich diesen Stromausfall verursacht habe, aber das nur, damit du dich endlich vom Schreiben ausruhst. Du sahst so müde aus, und das will was heißen. Außerdem hast du mich da die ganze Woche lang ignoriert, also wollte ich nur…“

„Raus“, sagte Yuki kalt und schob ihn aus der Wohnung, dann schloss er ganz schnell die Tür. Von draußen hörte der Schriftsteller, wie sein Lover wild gegen die Tür hämmerte und ihn anflehte, ihn wieder reinzulassen. Dieser jedoch ignorierte dies und begab sich in sein Arbeitszimmer, um zu versuchen, den Laptop doch noch zu retten. Es würde sowieso alles wie immer verlaufen, Shuichi würde am nächsten Tag wieder vor seiner Tür stehen, ihn um Verzeihung bitten und er würde ihm vergeben. Dann würden sie gemeinsam irgendwo Essen gehen und alles würde wieder in Ordnung sein.

Einige Zeit später saß Shuichi auf einer Bank im Park und heulte, so laut er konnte. Normalerweise würde er jetzt zu Hiro gehen, ihm alles erzählen, dieser würde ihm sagen, er sei ja selbst Schuld und er solle sich morgen einfach bei Yuki entschuldigen. Aber Hiro war in Kyoto. Der Sänger hatte zwar schon in Erwägung gezogen, hin zu fahren, beschloss es jedoch sein zu lassen. Also würde er diese Nacht wahrscheinlich heulend auf dieser Bank verbringen.

„Entschuldige bitte, bist du vielleicht Shindou Shuichi?“, ein junger Mann, wahrscheinlich etwas älter als Yuki, kam auf ihn zu.

„Ja“, antwortete der Angesprochene vorsichtig und hoffte, der Fremde sei keiner dieser durchgeknallten Fans.

„Ähm, entschuldige bitte die Frage, aber du bist doch mit Yuki Eiri zusammen, oder?“, fragte dieser vorsichtig, worauf Shuichi stolz nickte, „Na ja, weißt du, ich frage das nur, weil ich ein großer Fan von ihm bin und ich wollte dich fragen, ob du mir etwas über ihn erzählen könntest, wenn es dir natürlich nichts ausmacht“

„Klar“, das Gesicht des Sängers hellte sich auf, wenn es um seinen Yuki ging, könnte er stundenlang und mit jedem Exbeliebigen reden, wenn er nur erzählen durfte, wie toll sein Geliebter doch sei „also, er ist total nett, obwohl er es nicht gern zeigt, er füttert zum Beispiel die Katze des Nachbars und nennt sie immer Miezeli, das ist so süß und er arbeitet immer ganz fleißig an seinen Büchern, ja, obwohl es manchmal zu fiel wird und er ist einfach der beste und, und…“

„Warte bitte mal, so viel kann ich doch nicht auf einmall merken, hättest du was dagegen, mit mir zu kommen und es mir bei einem Tässchen Tee zu erzählen?“

„Klar, komme ich gerne mit, ich habe eh nichts Besseres zu tun, also“

Nichts ahnend, folgte Shuichi dem Fremden.

Der nächste Morgen brach an, die Sonne stand schon hoch am Himmel und beleuchtete die Dächer. Ungeduldig schaute Yuki auf die Uhr, es war schon halb elf. Wo blieb Shuichi denn nur? Normalerweise würde er doch schon um sieben oder höchstens acht Uhr vor der Tür stehen! Ob ihm was passiert ist? Er schaute zur Tür. Er machte sich Sorgen. Plötzlich durchdrang ein Klingeln die Stille. Das Telefon. Desinteressiert griff der Schriftsteller danach und brummte:

„Ja“

„Hallo, Yuki Eiri“, eine seltsame Stimme drang durch den Hörer, sie hörte sich gedämpft an, „Ich habe deinen Geliebten in meiner Gewalt, wenn du ihn lebend wiedersehen willst, gehe in das Cafe neben deinem Haus, am dritten Tisch von rechts vorne wirst du weitere Anweisungen erhalten und wenn du irgendjemanden etwas darüber erzählst, bring ich ihn um, ich beobachte dich, Yuki Eiri“, nach diesen Worten wurde es aufgelegt. Geschockt hielt Yuki den Hörer in seiner Hand, ein kalter Schauder lief seinen Rücken herunter. Angst übermannte ihn, er wollte Shuichi nicht verlieren. Die kalte Hand der Furcht umschloss sein ohnehin schon zerstörtes Herz. Langsam drückte er den Ausschaltknopf auf dem Telefon. Es würde seine Schuld sein, wenn Shuichi was passieren würde. Er hat ihn rausgeworfen, er konnte ihn nicht beschützen, wieder wird jemand, den er lieb hat, wegen ihm sterben. Das erneute Klingeln des Telefons holte ihn aus seiner Starre. Abwesend drückte er den Knopf und hielt sich den Hörer ans Ohr.

„Ähm, Hallo, ich bin’s, Hiro, Shuichi, wo bleibst du denn, Mr. K hat gesagt, er würde dich erschießen, wenn du nicht sofort auftauchst. Wir haben viel zu tun, Seguchi will so bald wie möglich die neue CD rausbringen, wir hängen ziemlich dem Zeitplan hinterher, weil gestern alle frei hatten. Wir brauchen dich hier, ähm, Hallo, hörst du mir überhaupt zu?“, Yuki legte auf und verließ das Haus. Hiros Anruf hat ihn wieder wachgerüttelt, er hatte jetzt keine Zeit zum verzweifeln. Er musste seinen Shuichi retten.

Das Cafe, welches der Entführer meinte, war ganz in der nähe. Der dritte Tisch von rechts vorne war zum Glück frei. Er ließ sich auf den Stuhl sinken, zündete sich eine Zigarette an und wartete. Etwas musste hier passieren. Nach Außen hin war Yuki genauso kühl wie sonst, doch von Innen zerfraß ihn eine unbändige Sorge. Was ist, wenn er es nicht schaffen würde? Wenn er zu spät kommen würde? Wenn er seinen Shuichi nie wieder sehen würde? Plötzlich tauchte etwas Kleines unter dem Tisch hervor. Beim näheren hinsehen entpuppte es sich als ein rosa Plüschhase. Perplex starrte er es an.

„Rauchen ist ungesund“, hörte der Schriftsteller eine bekannte Stimme, die er nicht so recht einordnen konnte, unter dem Tisch hervor dringen „Kumagoro mag es nicht, wenn Freunde von Shuichi so was machen“

Yuki schaute unter den Tisch und entdeckte dort Sakuma Ryuichi auf den Knien kauern und das Plüschtier hochhalten.

„Sakuma, was machst du?“, fragte er ihn kalt.

„Ich bin aber Kumagoro“, meinte dieser beleidigt und ließ sein Plüschtier mit den Pfoten auf und ab schlagen „Wo ist den Shuichi, Kumagoro und Ryuichi ist langweilig und sie wollen mit Shuichi spielen…oh, was ist das denn, Ryuichi hat was Spannendes entdeckt. Es ist ein Zettel, ob da ein Bild drauf ist?“, das Geräusch von auseinander faltendem Papier war zu hören „Och Menno, da steht ja nur was drauf“

„Gib mal her“, meinte Yuki, sein Herz fing an, schneller zu schlagen, konnte das der Hinweis sein?

„Nur wenn du die böse Zigarette wegwirfst, sonst kriegst du es nicht“

Augenrollend gehorchte der Schriftsteller und drückte die Zigarette im Aschenbecher aus. Kumagoro tauchte unter den Tisch, dann stand Ryuichi plötzlich auf.

„Du solltest wirklich gut auf ihn aufpassen“, sagte er mit einem ernsten Gesicht, das er sonst nur beim Singen hatte, und reichte ihm den Zettel. Dann hob er Kumagoro auf Augenhöhe und fragte: „Was sagst du da, du siehst Eis? Genau da drüben? Und du willst welches? Ich auch! Will Yuki auch welches?“, grinsend drehte er sich zu dem Angesprochenen, von seiner Ernsthaftigkeit fehlte jede Spur.

„Nein, danke“, antwortete dieser kalt. Ryuichi legte den Kopf schief, zuckte mit den Schultern und hüpfte fröhlich in die Richtung, in der sein Stofftier das Eis erblickt hatte. Einige Sekunden lang starrte Yuki ihm hinterher. Und dabei hat er gedacht, Shuichi wäre kindisch und durchgeknallt. Ob alle Sänger wohl irgendwie verrückt sind? Kalt betrachtete er den Zettel in seinen Händen. Die Worte, mit denen Ryuichi ihm diesen gereicht hatte, gingen ihm nicht aus dem Kopf. Gut auf Shuichi aufpassen. Das würde so ein gefühlsloser Kühlschrank wie er doch nie schaffen. Er hat es zugelassen, dass der momentan wichtigste Mensch in seinem Leben in Lebensgefahr schwebt. Er seufzte innerlich auf, nach außen blieb sein Pockerface perfekt. Er faltete den Zettel aus und las:
 

Gut, du hast meine Anweisung befolgt, Yuki Eiri. Noch ist dein Geliebter am Leben, vorrausgesetzt du hast niemanden ein Wort davon erzählt, natürlich. Begebe dich jetzt zu dem Bahnhof von Shibuya und öffne das Schließfach Nr. 13, ich hoffe doch, für deinen Geliebten du hast den Schlüssel dafür mit der Nachricht gefunden.
 

Sofort schaute Yuki unter dem Tisch nach. Dort war nichts; kein Schlüssel. Abermals lief ihm ein kalter Schauder den Rücken herunter. Verzweifelt tastete er den Boden ab, in der Hoffnung, ihn übersehen zu haben. Er spürte nichts als den rauen Asphalt unter seinen Fingern.

„Yuki, macht es dir auch Spaß unter dem Tisch zu sitzen?“, hörte er Ryuichis Stimme neben sich sagen. Dieser saß nun mit einem Eis in den Händen neben ihm auf dem Boden und schaute ihm interessiert bei seiner verzweifelten Suche zu.

„Nein, ich suche etwas“, gab dieser bissig zurück. Ryuichi zuckte erschrocken zusammen und stieß sich dabei den Kopf an der Tischplatte, sein Gesicht sah so aus, als würde er in jedem Moment anfangen zu heulen. Um sich eine Heulorgie zu ersparen fragte Yuki schnell: „Hast du einen Schlüssel unter dem Tisch gefunden?“

„Einen Schlüssel? Einen Schlüssel…ja, ich habe einen gefunden“, das Gesicht des Sängers hellte sich wieder auf, „aber den kriegst du nur, wenn du Kumagoro ein Eis kaufst, ich hatte nämlich nicht genug Geld dabei“.

Der Schriftsteller rollte mit den Augen, griff in seine Tasche und reichte dem anderen die Münzen. Dieser nahm sie grinsend entgegen und überreichte ihm den Schlüssel. Tatsächlich, es schien ein Fachschlüssel zu sein, auf dem Schildchen stand die Zahl „13“.

„Viel Glück“, meinte Ryuichi plötzlich ernst, kletterte unter dem Tisch hervor und lief davon. Perplex starrte Yuki ihm nach, dann folgte er seinem Beispiel und stand auf. Er setzte sich in seinen Wagen und fuhr so schnell er konnte Richtung Bahnhof Shibuya. Sein Herz raste wieder, er hatte Angst, zu spät zu kommen. Wie viel Zeit blieb ihm wohl? Nein, besser, wie viel Zeit blieb Shuichi wohl? Das wusste er nicht, er wusste nur, dass er keine Zeit verlieren durfte. Er kam an und schaute sich um. Unmengen von Menschen drängten sich in den Gängen, es war schwer, die Schließfächer zu finden. Doch schließlich stand der Schriftsteller vor der Nummer 13. Er zögerte kurz und steckte den Schlüssel schließlich in das Loch, als plötzlich hinter ihm eine bekannte Stimme erklang:

„Hallo, Eiri, dich hätte ich hier wirklich nicht erwartet, willst du verreisen? Ganz alleine, ohne Shindou?“

Er drehte sich um. Ayaka stand vor ihm und schaute ihn erstaunt an. Sie hätte er in Tokyo nicht erwartet.

„Was machst du hier?“, fragte er kühl.

„Hiro hat mich gestern eingeladen der Probe zuzusehen, aber ich konnte heute Morgen nicht mit ihm kommen, weil ich noch etwas zu tun hatte“, lächelte seine ehemalige Verlobte und fügte etwas bedrückt hinzu „ich wollte mich eigentlich noch bei Shindou entschuldigen, weil ich damals so unfreundlich zu ihm war und ihm zweimal geohrfeigt habe, glaubst du er wird meine Entschuldigung annehmen?“

„Ja, aber er ist im Moment nicht da“.

„Wieso denn? Ist mit ihm etwas nicht in Ordnung?“

„Nein, ihm geht es gut“, log Yuki, wieder übermannte ihn die Sorge, denn seinem Shuichi konnte es im Moment nicht gut gehen.

„Habt ihr euch etwa gestritten?“, sie schaute ihm besorgt in die Augen.

„Nein, und jetzt lass mich, ich habe zu tun“

„Ach so, verstehe. Du hast wirklich Glück, Eiri, dass so ein guter Mensch wie Shindou sich in dich verliebt hat“, lächelte sie und ging, er starrte ihr noch einige Zeit lang hinterher. Sie hatte recht, er fühlte sich glücklich, wenn der Kleine bei ihm war, obwohl er es nie zeigte. Deshalb musste er sich beeilen. Entschlossen drehte der Schriftsteller den Schlüssel im Schlüsselloch um und öffnete das Fach. Dort fand er, wie zuvor auch unter dem Tisch, einen Zettel und einen Schlüssel. Seine Finger zitterten leicht, als er ihn auseinander faltete, dann las er:
 

Gut, auch diesmal hast du genau das getan, was ich wollte, Yuki Eiri. Er vermisst dich weißt du, und er hat sehr große Angst, es macht Spaß, ihn zu quälen. Wenn du deine Meinung nicht geändert hast und deinen Geliebten immer noch retten willst, benutze diesen Schlüssel, um die Besenkammer im ersten Stock des großen Kaufhauses im Stadtzentrum zu öffnen. Ich hoffe, du weißt, von welchem ich hier rede.
 

Zornig zerknüllte er den Zettel. Schreckliche Bilder erschienen in seinen Gedanken. Er sah Blut, Shuichis Blut. Hass breitete sich in ihm aus, wenn es sein müsste, wäre er bereit diesen Verbrecher umzubringen um seinen Lover zu retten. Dann nahm er den Schlüssel und lief so schnell es ging zum Auto. Die Reifen quietschten und er fuhr rasend schnell davon, er musste sich beeilen. Um sich zu beruhigen schaltete der Schriftsteller das Radio an. Wohl bekannte Musik erklang zu der die geliebte Stimme sang. Bad Luck. Er machte es wieder aus. Seine Hände umklammerten fest das Lenkrad. Er zitterte leicht. Seit sechs Jahren hat er nicht so gezittert, seid sechs Jahren hat er sich nicht so gefürchtet. Doch diesmal war es eine andere Furcht. Der Wagen machte eine scharfe Wendung, da vorne sah er schon das Kaufhaus. Er stoppte und stieß die Tür auf. Die Zeit drängte. Mit schnellen Schritten eilte Yuki hinein. Es dauerte einige Zeit lang, bis er die Besenkammer fand. Er wollte schon die Tür aufschließen, als sich plötzlich eine Hand auf seine Schulter legte. Blitzartig drehte er sich um und schlug die Hand weg. Der Eigentümer der Hand wich verdattert zurück, es war Tatsuha.

„Mann, hast du wieder schlechte Laune, oder was?“, fragte dieser beleidigt.

„Ach du bist es“, meinte Yuki kühl und drehte sich von seinem Bruder weg.

„Sei doch nicht immer so unfreundlich, übrigens, wo ist Shuichi? Hast du ihn wieder rausgeschmissen? Also wenn du so weiter machst, schnappe ich ihn dir vor der Nase weg, weißt du, he he, er ist wirklich süß!“, lachte der Jüngere auf und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen fügte jedoch etwas erschrocken hinzu, als er den zornigen Blick seines Bruders bemerkte „war doch nur ein Scherz, Shuichi würde dich doch nie betrügen, egal wie schlecht du ihn behandelst, dazu liebt er dich zu sehr. Außerdem schlägt mein Herz einzig und alleine für Ryuichi! Weißt du was, er hat bald Geburtstag und ich will ihm heute ein super Geschenk kaufen“.

„Wie willst du es ihm geben, wenn du ihn nicht persönlich kennst?“

„Ich denk mir schon was aus, also bis dann und grüß Shuichi doch bitte von mir, ja!“, grinsend lief er davon. Yuki starrte ihm angesäuert hinterher, schon wieder hat er wegen eines vollkommen sinnlosen Gesprächs wertvolle Zeit verloren. Hatte denn heute jeder, denn er kannte, vor, ihm daran zu hindern, seinen Shuichi zu retten? Anscheinend! Also, wenn jetzt auch noch Seguchi oder Mika auftauchen, lässt er sie einfach stehen. Er wandte sich wieder der Tür zu und öffnete sie endlich. Dunkelheit herrschte drinnen, nur ein Stück war erhellt. Dort sah er abermals einen Zettel und einen Schlüssel. Hastig faltete er ihn aus und las:
 

Du bist wirklich weit gekommen, Yuki Eiri. Ich hoffe doch, dein Geliebter kann so lange noch durchhalten, bis sein Prinz auf dem weißen Schimmel ihm zur Rettung kommt. Komm zu dieser Adresse, wenn du den Mut dazu hast.
 

Weiter folgte eine Adresse. Yuki drehte sich um und ging mit schnellen Schritten Richtung Tür. Wenn dieser Mistkerl es wagen sollte, seinem Shuichi nur ein Haar zu krümmen, würde er ihn ohne zu zögern umbringen, da war er sich sicher.

„Hey, Brüderchen!“, plötzlich stand Tatsuha vor ihm und versperrte den Weg „du glaubst mir nie, wen ich hier gerade getroffen habe: Ryuichi, er ist hier aufgetaucht und hat so getan als würde er jemanden ausspionieren und dann hat er…“, der Schriftsteller schob seinen Bruder unsanft zur Seite und ging unbeirrt weiter. Er hatte jetzt einfach keine Zeit. Beleidigt stemmte der Jüngere die Fäuste in die Hüften und nuschelte etwas Unverständliches und gewiss auch Unanständiges vor sich hin. Derweilen saß Yuki schon in seinem Wagen und raste davon. Er musste sich beeilen, noch nie in seinem Leben musste er sich so beeilen. Er stoppte, er war endlich da. Ein großes Haus baute sich vor ihm auf, die Adresse stimmte, jetzt musste er nur noch die richtige Wohnung finden. Der Schriftsteller stürmte die Treppe hoch, nahm immer ein paar Stufen auf einmal. Dann stand er vor der richtigen Tür. Er schloss sie auf und trat hinein. Keine Menschenseele war zu sehen. War er etwa zu spät gekommen, war alles zu spät? Das Schicksal schien ihm wirklich kein Glück in seinem Leben zu gönnen. Aber warum musste denn ausgerechnet Shuichi darunter leiden? Warum nicht er alleine? Er schlug gegen die Wand und biss die Zähne zusammen. Wut übermannte ihn, er war bereit dieses verdammte Haus in Brand zu setzen. Doch plötzlich hörte er Lachen. Dieses Lachen würde er unter Tausenden wieder erkennen. Es war Shuichis Lachen. Sofort stürmte Yuki in die Richtung, aus der es kam und riss die Tür auf. Hinter ihr erblickte er einen Tisch, an dem ein ihm unbekannter Mann saß. Er sah so aus, als würde er gleich einschlaffen und starrte etwas angesäuert auf seinen Gegenüber. Auf Shuichi. Dieser sah weder verängstigt noch gequält aus, er lachte. Als die zwei Yuki erblickten, horchten beide auf. Shuichi sprang sofort auf, eilte zu seinem Lover und schlang ihm die Arme um den Hals:

„Hallo, Yuki, bist du immer noch sauer auf mich? Woher wusstest du eigentlich, dass ich bei Herrn Tenno bin? Ich dachte, ihr kennt euch nicht persönlich, er hat gesagt, er wäre dein größter Fan. Was hast du denn? Du siehst so blaß aus, ist etwas nicht in Ordnung?“

„Nein, jetzt ist alles wieder gut“, entgegnete dieser ungewöhnlich sanft und fuhr dem anderen durchs Haar. Dieser sah ihn glücklich an, es kam nicht oft vor, dass Yuki ihm etwas Nettes sagte. Dann wandte sich der Schriftsteller an Tenno: „Was soll das?“

„Schön sich zu sehen, Yuki Eiri, du bist ja endlich gekommen, ich war es ehrlich gesagt Leid, die ganze Zeit anhören zu müssen, wie toll du doch bist“, meinte der Angesprochene mit einer hasserfühlten Stimme. Yuki löste Shuichis Arme von seinem Hals und schob ihn hinter sich. Es war anscheinend noch nicht vorbei.

„Was ist denn los?“, fragte der Sänger verdattert und versuchte, hinter dem Rücken seines Lovers hervorzublicken, doch dessen Arm hinderte ihn daran.

„Was willst du?“

„Rache“, grinste Tenno hasserfühlt und fügte hinzu: „Rache für Itsuki Nanakos Tod“

„Wer ist Itsuki Nanako?“, fragte der Schriftsteller kalt. Tennos Gesicht wurde von Zorn verzerrt.

„Wie konntest du sie vergessen? Das ist das Mädchen, das du in den Tod getrieben hast, du Mistkerl!“

„Du hast meine Frage immer noch nicht beantwortet, wer ist sie? Und was um Himmelswillen hat Shuichi mit der Sache zu tun?“

„Nichts“, entgegnete Tenno „er war nur der Köder, du solltest spüren, was es heißt zu wissen, dass der Mensch, der dir am meisten bedeutet, sterben wird und du nichts dagegen tun kannst. Er darf gehen, ich habe nichts gegen ihn, er ist ein netter Kerl, nur erkennt er leider nicht, dass er in einen Mörder verliebt ist“.

„Quatsch, Yuki ist sehr nett!“, schrie Shuichi empört auf und schaffte es endlich, hinter Yukis Rücken hervorzukommen „er würde nie jemanden absichtlich in den Tod treiben, ich kenne ihn! Solltest du nicht lieber erzählen, was mit deiner Freundin passiert ist!“

Perplex starrte Tenno Shuichi an, dann sank er auf einen Stuhl, ließ Yuki dabei aber nicht aus den Augen, dann begann er zu erzählen:

„Nanako war schon immer meine beste Freundin, schon seid der ersten Klasse, ich habe sie immer geliebt. Wir waren auf derselben Mittel- und Oberschule, wir studierten sogar auf derselben Uni, wir waren immer zusammen. Doch eines Tages verkündete sie fröhlich, sie sei jetzt mit dem berühmten Schriftsteller Yuki Eiri zusammen“, den Namen sagte er mit Verachtung, den Blick fest auf den Schriftsteller gerichtet „sie war glücklich, sie hat ihn regelrecht vergöttert. Ich habe sie nie gestört, ich habe sie immer unterstützt“, er fuhr sich mit der Hand über die Augen „nach einer Woche hat sie mich angerufen und gesagt, er hätte mit ihr Schluss gemacht, es wäre alles vorbei, sie wolle von der Brücke springen! Ich habe sie überall gesucht, ich habe versucht, sie daran zu hindern sich umzubringen, aber ich kam zu spät!“, er sprang wieder auf und zeigte mit dem Finger auf Yuki „Sie war schon tot und es ist alleine deine Schuld!“

„Na und“, entgegnete dieser aber kalt „habe ich sie etwa runtergestoßen? Nein. Habe ich ihr etwa gesagt, sie solle springen? Nein. Zu deinem Glück hast du dem Idioten nichts getan, also werde ich es dabei belassen. Wir gehen“, er wollte sich zum Ausgang drehen, als Tenno in seine Tasche griff und eine Pistole zog. Er richtete sie auf den Schriftsteller.

„Denkst du etwa ich lasse dich einfach so gehen? Vergiss es, es ist deine Schuld und basta!“, mit diesen Worten drückte er ab. Yuki war das herzlich egal, er wusste, dass Shuichi heil aus der Sache herauskommen würde. Doch plötzlich spürte, er wie etwas gegen seine Schulter stieß und ihn wegschubste. Er hörte einen Aufschrei und sah seinen Geliebten ächzend zusammensacken, seine Schulter war voller Blut. Wut packte ihn, er drehte sich zu Tenno, der geschockt auf den, die Hand auf die Wunde pressenden, Shuichi starrte. Es war so, als hätte Yuki seinen Körper nicht mehr unter Kontrolle. Er packte den Kragen des Verbrechers und schleuderte ihn gegen die Wand. Dieser sackte bewusstlos zusammen, doch der Schriftsteller wollte nicht aufhören, er konnte es nicht. Wie viele Male hatte er schon solche Szenen in seinen Büchern beschrieben, wie viele Male gab es kein Happy End? Unzählige Male und jetzt war er selbst in so einer Situation. Welch eine Ironie. Im Moment wollte er den Widersacher nur noch töten, er wollte Rache. Plötzlich hörte er ein Ächzen hinter sich. Er wachte auf, drehte sich um und ließ sich vor seinem Lover auf die Knie fallen. Dieser hob langsam den Kopf und zwang sich zu lächeln:

„Mir geht es gut, es war nur ein Streifschuss, ich sterbe doch nicht so einfach“

„Es tut mir leid, es ist alles meine Schuld, wenn ich nur…“, schluchzte Yuki, er konnte sein Pockerface nicht länger aufrechterhalten, alles strömte jetzt aus ihm heraus. Er zog den Verletzten in seine Arme, dieser strich ihm beruhigend über den Rücken und flüsterte beschwichtigend:

„Es wird alles wieder gut, es ist nicht deine Schuld, schließlich hast du das Mädchen nicht von der Brücke geschubst, du hast Herrn Tenno nicht gesagt, er soll sich rächen, du hast nicht entschieden, dass ich dich retten wollte“.

„Es tut mir Leid, ich liebe dich“.

„Ich liebe dich auch“.

Von draußen erklangen laute Polizeisirenen, doch das war den Beiden egal, sie genossen einfach die Gegenwart des anderen. Jetzt war sich Yuki hundertprozentig sicher, wie wichtig Shuichi für ihn doch ist. Es stimmt wohl wirklich, dass man den Wert von dem Wichtigen erst dann erkennt, wenn man glaubt, es für immer verloren zu haben.
 

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Ich hoffe, euch hat die Fanfic gefallen. Außerdem hoffe ich, dass ich am Ende nicht übertrieben habe und dass Yuki nicht zu OOC geworden ist. Schreibt mir bitte eure Meinung
 

Miyako-Jikan



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Hikaru-Chan
2009-05-08T15:04:27+00:00 08.05.2009 17:04
Wow!!!!!!!!!!!
Ich bin begeistert!!!!! *kreisch*
So kenn ich Yuki gar net °.°
Man hat das gefühl,erst am Ende wachen seine wahren Gefühle für Shuichi wieder auf! *das total geil find*
du kannst sher schön schreiben und ich konnte mir alles genau vorstellen^^
Das ist wirklich der wahnsinn!!!!!!!
Du wärst sicher eine gute Autorin *das einfach mal gesagt haben wollt*
Echt geeeeeeeil xDDDD
LG:Ancel


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