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I'd come for you

Bones - Die Knochenjägerin
von

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E-Mails

Kapitel 3 – E-Mails
 

Ein wenig unentschlossen saß Jack in dem zu niedrig eingestellten Drehstuhl und starrte auf dem Flachbildschirm vor ihm. Er war ohnehin schon nicht der größte, doch an Zacks alten Platz fühlte er sich gerade wie ein Zwerg, wenn er auf dessen Stuhl saß. Definitiv zu niedrig. Er könnte ihn natürlich mit einer einfachen Handbewegung ein Stückchen höher fahren, doch das wollte er nicht. Hier sollte nichts verändert werden. Sweets würde eine solche Aussage jetzt wieder analysieren und ihm raten, dass er seinen alten Kollegen langsam aber sicher überwinden sollte. Er würde nicht wieder kommen. Die Zeit der Experimente und Kappeleien waren vorbei, die meiste Zeit über herrschte Stille in seinem Labor, denn mit der Neuen hatte er bisher kaum ein Wort gewechselt. Meist half sie Dr. Brennan und wenn sie etwas von Jack brauchte, beschränkte sich ihre Wortwahl auf das Nötigste. Nun aber schüttelte er seinen gelockten Kopf ein wenig und vertrieb die Rothaarige aus seinen Gedanken, er hatte schließlich wesentlich wichtigeres zu tun. Nun, wirklich wichtig war es eigentlich nicht und richtig wahrscheinlich erst gar nicht. Er hatte Zacks Privatsphäre bisher immer respektiert, so wie er seine eigene. Doch das Warum hatte ihn bisher nicht losgelassen. Warum hatte sich sein bester Freund Gormogon angeschlossen. Klar, Zack war schon immer etwas weltfremd gewesen und besaß auch keine großartige Sozialkompetenz doch er war gleichzeitig so gutmütig gewesen, er hatte doch nicht einmal seine fleischfressenden Käfer für seine Arbeit töten können. Manchmal dachte Jack daran, dass es eine Verschwörung sein könnte. Doch gegen wen und zu welchem Zweck? Der Lockenkopf war sich bewusst, dass man eigentlich die E-Mails von anderen nicht einfach so durchsuchte. Aber vielleicht würde er eine kleine Antwort erhalten. Zack selber hatte ihm bisher keine gegeben. Und er war bisher jede Woche einmal in der Klinik gewesen um ihn zu besuchen. Vielleicht war er ein Mörder, nein, sehr wahrscheinlich war er ein Mörder. Aber er war auch immer noch Jacks bester Freund.
 

Manchmal überraschte ihn Zacks Naivität immer wieder aufs Neue. Das E-Mail-Programm war ungeschützt, nur der allgemeine Zugriff durch ein Passwort gesichert, welches er jedoch schnell herausgefunden hatte: Uriah24. Etwas mehr Kreativität hatte er schon erwartet. Jack schüttelte den Kopf und klickte auf den Ordner mit abgespeicherten E-Mails. Ob er wirklich mit dem „Meister“ wie er ihn nannte, E-Mails geschrieben hatte? Und ob er sie dann hier abgespeichert hätte? Plötzlich kam Jack seine Idee etwas sehr absurd vor. Doch anscheinend hatte er wirklich einige E-Mails abgespeichert, sie sogar in verschiedenen Ordner abgespeichert. „Naomi“, „Arbeit“ „Doktorarbeit“ und so ähnlich hießen einige der Ordner. In „Naomi“ warf er lieber keinen Blick rein, das wollte er sich wirklich nicht antun. Das vorhandene oder nicht vorhandene Liebesleben interessierte ihn dann doch nicht so sehr. Einer der Ordner erweckte dann aber doch sein Interesse: „KH_Anthro“. Diese merkwürdige Bezeichnung rief zunächst keinerlei Assoziationen in ihm wach. Er öffnete eine der ca. 100 E-Mails und warf einen Blick auf die E-Mail-Adresse: kh_anthro@nhimontreal.ca . Jack blinzelte nachdenklich. Montreal? Wen sollte Zack schon kennen aus Montreal? Allerdings klang die Adresse irgendwie geschäftlich. Und sehr unpersönlich. Die gespeicherten E-Mails erstreckten sich über einen Zeitraum von 1 ½ Jahren bis kurz vor der Sache mit Gormogon. Er warf einen Blick auf die gesamte Mail, welche eine der ältesten zu sein schien:
 

Abs: kh_anthro@nhimontreal.ca

An: z.addy@jeffersonian.com

Betreff: RE: RE: RE: Skelett
 

Hi,

ich hab mir mal die Fotos, die du mir gesendet hattest, genauer angesehen. Deine Vermutungen konnte ich bisher aller bestätigen. Die Spuren passen eindeutig zu einem Katana. Ich habe die Spuren auch mit einigen Knochen aus unserer Sammlung und mit unserem Samurai verglichen, bis auf die natürliche Abweichung gibt es keinen Zweifel. Euer Knochenhaufen hatte also mal eine Begegnung mit einem solchen Schwert. Vielleicht war er also mal in Japan, muss aber nicht sein. Heutzutage kann man schließlich alles über all hintransportieren. Ich hoffe mal, dass dir damit weiterhelfen konnte. Anbei ein paar Fotos von meinen Vergleichen, falls du etwas zum Untermauern deiner Vermutungen brauchst.
 

Liebe Grüße

PS: In drei Wochen findet hier an der Uni ein Vortrag über Roboter und ihre Zukunft statt. Der Dozent scheint sehr angesehen zu sein. Vielleicht hast du ja Interesse.
 

Jack runzelte die Stirn und öffnete die Fotos. Tatsächlich waren nur einige Knochen zu sehen und größere Aufnahmen von den Schnittspuren, die anscheinend ein solches Katana auf ihnen hinterlassen hatte. Er versuchte sich zu erinnern, ob sie einen Fall gehabt hatten, in dem es darum ging. Es war ein kleinerer Fall gewesen, nichts spektakuläres, sie hatten sehr schnell herausgefunden, wer für den Tot des jungen Mannes vor fünf Jahren verantwortlich gewesen war. Tatsächlich hatten die Schwertspuren auf die Spur des Täters geführt. Rasch suchte er eine Mail heraus, welche vor einen paar Monaten versendet worden war:
 

Abs: kh_anthro@nhimontreal.ca

An: z.addy@jeffersonian.com

Betreff: Käfer
 

Hi,
 

das mit den Käfern funktioniert prima. Mein Doc war zwar zuerst ein wenig skeptisch aber sie haben uns gute Dienste geleistet. Ich konnte einen alten Schädel nun vollständig von Geweberückständen befreien. Mit Chemie hätten wir dem alten Stück nur geschadet.

Allerdings möchte ich gar nicht erst vorstellen, was die Käfer machen, wenn sie auf lebendiges Fleisch losgelassen werden. Ein Wunder, dass noch kein Fernsehsender darüber eine Doku gedreht hat. Oder vielleicht ein Horrorfilm. Aber ich schweife ab.

Vielleicht werde ich den Gedanken heute Abend ein wenig weiter ausführen.
 

Liebe Grüße
 

Jack suchte nach einer weiteren E-Mail vom selben Datum, doch es gab keine. Entweder der Schreiber hatte eine gesendet, Zack sie aber nicht gespeichert oder er hatte keine abendliche E-Mail geschrieben. Er las sich ein paar weitere Mails doch, doch es gab keinen Hinweis mehr auf die fleischfressenden Käfer und einen Horrorfilm über sie. Die meisten Nachrichten handelten von irgendwelchen mehr oder minder interessanten anthropologischen oder forensischen Details. Auf den ersten Blick ein rein arbeitstechnischer Kontakt. Doch dafür klang den E-Mails ein doch noch zu persönlicher Unterton bei. Vielleicht würde Jack seinen besten Freund beim nächsten Besuch darauf ansprechen, doch dann müsste er zugeben, seine E-Mails durchsucht zu haben. Leicht schüttelte er den Kopf und fuhr den Rechner runter, denn die rothaarige Assistentin stand im Türrahmen seines Reiches und hielt einige Proberöhrchen mit Gewebe in ihren Händen. „Was ist?“, fragte er mit leicht mürrischem Unterton, obwohl er eigentlich genau wusste, was Kacy von ihm wollte. Die Angesprochene legte den Kopf schief und musterte ihn mit ihren grünen Augen. Er konnte es quasi hören, wie sie innerlich leicht tobte. Ein paar Momente des Schweigens vergingen, ehe sie auf seinen Tisch zutrat und die Proberöhrchen abstellte. „Dr. Brennan sagt, dass du das analysieren sollst.“, sagte sie ruhig und Jack wusste, dass diese Ruhe nur gespielt war. Keine Sekunde später war sie wieder verschwunden und er konnte hören, wie sie sich an einem der kleineren Leichen zu schaffen machte. Anscheinend hatte Temperance sie mit dieser Aufgabe betraut. Und wenn er so ab und zu lauschte, musste er feststellen, dass Kacy anscheinend keine großen Probleme mit dem Identifizieren hatte. Anscheinend waren es alle Hunde, bis auf die Hauptleiche natürlich. Gut, dass es keine Menschenleichen gewesen waren, war selbst für Booth zu erkennen gewesen, doch die Rothaarige hatte inzwischen 4 der 6 Tierleichen als Dackel, Golden Retriever, Schäferhund und Bulldogge identifiziert. Jack dachte kurz nach. Er würde sie noch irgendwie zu einer Reaktion bewegen. Irgendwann musste sie doch zumindest ein wenig austicken, schließlich sah sie eigentlich nicht so aus, als würde sie sich seinen dauerunfreundlichen Bemerkungen noch lange aussetzen. Und er hoffte auf eine Reaktion, auf eine verbale und nicht darauf, dass sie ihre Koffer packen würde. Doch nun musste er sich den Proben widmen, ehe Dr. Brennan noch einen Kommentar bringen würde.



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