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Néko und Tora 1.1

von

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Dr. André Schwarz

In diesen Wochen hatten die Auftragskiller wenig zu tun. Ráion und Tora verbrachten die freie Zeit mit Training, Soduku und miteinander. Ihre Schülerin dagegen war viel beim Löwenbruder in der Wohnung.

Sie hatte zum Abend, das Essen vorbereitet, als sich der Schlüssel im Schloss drehte. Néko hörte an der Art und Weise des Drehens, dass es nicht Misaki war. Sie löschte das Licht und verbarg sich hinter der Wand. Die Tür wurde vorsichtig auf gemacht:

„Kioko?“, fragte leise eine weibliche Stimme.

„Wer sind sie?“

„Ich bin es Monosuki Hotaru. Neo hat mich geschickt.“

„Wieso?“

„Er wurde angeschossen und er hat mich gebeten es ihnen zu sagen.“ Schweigen, doch plötzlich ging das Licht wieder an und die Auftragskillerin zeigte sich. Monosuki erschrak:

„Sakada Enni.“, flüsterte sie und wusste nicht, wie sie reagieren sollte. Ihre Hand zuckte:

„Lass es Hotaru. Neo hat dir vertraut, dass du dieses Geheimnis für dich behalten kannst und er hat mir vertraut, dass ich dich nicht erschieße. Wollen wir dieses Vertrauen brechen?“, fragte seine Koibito.

„Sie sind eine Mörderin.“, stellte die Keikan in den Raum.

„Das ist wahr, aber ich töte keine Unschuldigen… Was ist nun passiert?“

Monosuki trat etwas von der Tür weg auf sie zu:

„Das kann ich ihnen nicht sagen, das ist Bestandteil der Ermittlungen.“

„Hätte Neo gewollt, dass du dich an die Vorschriften halst, hätte er dich nicht hergeschickt. Also sag mir, verdammt noch mal, was vorgefallen ist?!“, wurde Enni jetzt etwas lauter. Hotaru wich wieder an die Tür. Es dauerte einen Moment ehe sie zu sprechen begann:

„Wir wollten einen Verdächtigen verhaften. Als wir an dem Grundstück ankamen, wurde sofort auf uns geschossen. Neo hat zwei Kugeln im Körper. Eine in seinem rechten Oberarm und eine in der Brust. Ich habe den Täter leider nicht gesehen. Neo hat trotz seiner Verletzungen den Wagen weggefahren.“, berichtete Hotaru.

„Wie geht es ihm?“, fixierte Enni sie immer noch. Die Polizistin fühlte sich unwohl:

„Die Ärzte operieren ihn gerade. Sie sagten der Erfolg liegt bei fifty/ fifty.“ Néko ging ihre Jacke holen:

„Du fährst zum Krankenhaus und bleibst da und vor allem, lässt du niemanden, außer das Personal zu ihm.“, sagte sie und öffnete die Tür.

„Wie soll ich das anstellen?“, blickte die Polizistin fragend auf ihren Rücken.

„Lass dir was einfallen.“, meinte sie und ging.

Sakada machte sich auf den Weg ins Versteck. Tora und Ráion waren nicht da, deshalb packte sie ein was sie brauchte, hinterließ für Tina eine Nachricht und fuhr mit dem silbernen Toyota ins Hospital- Parkhaus. Sie blieb auf der untersten Etage, nahm das Handy und wählte Hotarus Piepernummer.

Monosuki tauchte, nachdem sie Néko angerufen hatte, im Parkhaus auf. Sie erwartete sie an ihrem Kofferraum, darin lag allerhand technisches Gerät:

„Eine Überwachungsanlage?“, fragte Hotaru: „Ihr Auftragskiller seid besser ausgerüstet als ich dachte.“, meinte sie. Enni überhörte das:

„Du wirst sein Zimmer damit ausstatten.“

„Wieso?“

„Weil Neos Leben verdammt viel Wert ist und sich so einige was verdienen wollen.“

„Auf seinen Kopf steht eine Belohnung?!“, fragte die Polizistin entsetzt.

„Was glaubst du denn? Auf fast jeden unbestechlichen Bullen steht eine Belohnung… Du kennst dich mit dem Zeug aus?“ Sie nickte: „Dann sieh zu, dass die Anlage installiert wird.“, befahl Néko fast.

Hotaru hatte wenig später das Krankenzimmer mit allem ausgerüstet und Enni sah ihren Koibito jetzt auf dem Bildschirm im Wagen. Durch das Mikrophon in der Kamera nahm sie auch das Piepsen des EKG- Gerätes wahr. Es war ihr unbehaglich nicht zu ihm gehen zu können. Sie war außerdem dazu gezwungen Hotaru zu vertrauen und das gefiel ihr nicht besonders.
 

Stunden später, es war bereits 02.46 Uhr, saßen beide im Wagen Hotaru schlief und Néko starrte auf den Bildschirm.

Plötzlich kam Bewegung in das Zimmer, die Tür ging auf und hinein trat Dr. Schwarz. Doch nicht wie ein Arzt der nach einem Patienten sehen will, sondern wie ein Strauchdieb, der versuchte keinen Laut von sich zu geben:

„Hotaru! Hotaru wach auf! Du musst zu Neo!“, rüttelte Enni an ihr.

„Was ist?!“

„Der Arzt benimmt sich komisch! Sie zu dass du reinkommst!“, meinte sie hastig: „Stell dein Handy auf laut!“, rief Néko noch hinterher.

Als Hotaru reinlief, sah Enni nervös auf den Bildschirm. Sie sah wie Dr. Schwarz ein Medikamentenfläschchen und eine Spritze aus der Tasche nahm. Er füllte die Spritze:

„Komm schon Monosuki! BEIL DICH!“, rief sie jetzt.

Der Doktor hatte schon den Spritzenzugang am Infusionsschlauch in der Hand als:

„Stopp!“, schrie Hotaru mit der Waffe auf ihn zielend: „Legen sie die Nadel beiseite!“, forderte sie.

„Der Patient benötigt dieses Medikament.“, André Schwarz drückte die durchsichtige Flüssigkeit in den Schlauch:

„HALT IHN AUF!“, schrie Néko.

In dem Moment als der Arzt die Stimme aus dem laut gestellten Handy hörte, drängte er sich an Hotaru vorbei und floh:

„Hol die Kanüle sofort aus seinem Arm! Ich kümmere mich um Schwarz!“, sie hoffte und vertraute auf Hotaru, dass sie ihren Koibito rettete.

Doktor André Schwarz kam in das Parkhaus gelaufen:

„Stehen bleiben!“, rief Néko. Er tat es:

„Wer bist du?“, fragte er ruhig.

„Warum wollten sie Misaki töten?“ Er begann zu lachen als er Enni entdeckte:

„Hat Tora dir nicht beigebracht, dass zu viel Gefühl tödlich ist?“, fragte er gefährlich.

„Ich will wissen wer sie sind.“, zielte sie jetzt auf ihn.

„Doktor Schwarz, ist alles in Ordnung?“, fragte verschüchtert ein Krankenschwester, die nur sah, dass er plötzlich stehengeblieben war und in die Dunkelheit schaute.

In dem Moment als die Schwester fragte, schmiss er eine Rauchpatrone auf den Boden. Néko feuerte auf ihn, streifte ihn am Oberarm, dann traf sie nur noch die parkenden Autos, unter anderem auch ihr eigenes:

-Woher kennt der Typ Tora?-, fragte sie sich, während sie in ihren zweifach durchlöcherten Toyota stieg. Sie war vorher noch sichergegangen, dass sich niemand eingeschlichen hatte und fuhr los.

„Tora! Tora!“, rief sie sofort als sie den Bunker betrat. Verschlafend und übellaunig kam sie aus ihrem Zimmer:

„Was ist denn?!“, zischte Tina.

„Kennst du einen Dr. Schwarz?“ Die Tigerin sah sie forschend an:

„Wieso?“, antwortete sie nur kurz.

„Er hat versucht Neo umzubringen!“, unterdrückte Enni ihre Wut. Toras Gesichtsausdruck änderte sich von Überrascht über traurig dann zu wütend. Ihre Fäuste ballten sich.

„Was hast du gemacht?“, fragte sie.

„Ich habe ihn im Parkhaus gestellt.“

„Hast du ihn getötet?“, fragte Tina mit einem Pokerface. Sie wollte auf keinen Fall, dass jemand mitbekommt, wie sehr es sie schockte.

„Ich bin wie er gescheitert.“, gab sie zu.

„Hätte mich auch gewundert.“, meinte Tora.

„Willst du meine Hilfe?“, schallte Ken´s Stimme aus dem Schlafzimmer.

„Nein, ich regele das allein und du passt auf den kleinen Misaki auf.“, sagte sie Néko. Diese sah wie sich ihre Freundin stillschweigend bewaffnete, dann ging Enni zu ihr und legte ihr die Hand auf die Schulter:

„Sei vorsichtig.“, sagte sie. Tina sah sie einen Moment an und nickte, dann verschwand sie aus dem Bunker.

Enni drehte sich zu Ken, der inzwischen aus dem Schlafzimmer gekommen war:

„Wer ist er?“, fragte sie ihn.

„Nur ein alter, deutscher Bekannter von Tina. Sie vertraute ihm.“
 

Tina fuhr zu Andrés Haus. Er erwartete sie schon an der Tür, als sie auf ihn zukam:

„Ich sehe schon, deine kleine Katze hat gepetzt.“, meinte er betont locker und ließ sie eintreten. Im Wohnzimmer ließ er sich auf sein Sofa nieder: „Schon verrückt, die Situation in der wir stecken.“ Tora sah ihn nur an: „Ich kann dich wohl kaum überzeugen auf meine neue Seite zu kommen?“

„Nein.“, flüsterte sie traurig.

„Mit Geld werde ich dich auch nicht ködern können, oder?“, fragte André.

„Du weißt, dass ich meine Seele nicht verkaufe. Es ist schade, dass du es plötzlich kannst.“

Er stand langsam auf und ging zu einem Schrank und öffnete ihn. Er holte eine kleine braune Schatulle heraus und gab sie ihr. Tina erkannte sie sofort und machte sie auf.

Die diamantenen Manschettenknöpfe ihres Vaters glitzerten ihr entgegen:

„Er wäre sicher enttäuscht von mir, aber ich kann jetzt nicht mehr zurück.“, sagte ihr früherer Freund: „Wirst du mich umbringen?“, fragte er jetzt mit einem Lächeln.

„Ich muss. Es sei denn, du verlässt Japan auf der Stelle und ziehst dich völlig aus unserem Beruf zurück.“, sagte sie.

„Es tut mir leid, Tienchen, aber inzwischen habe ich einen Preis und dafür gehe ich auch über unschuldige Leichen.“, sagte Dr. Schwarz eindringlich.

„Hast du einen Wunsch, wo es passieren soll?“, fragte sie.

„Wie wäre es mit dem Wald, östlich von Tokio. Ich muss dir allerdings sagen, dass ich mich nicht einfach töten lasse. Du wirst mit mir kämpfen müssen… Das nur als letzte freundschaftliche Warnung.“, meinte er.

„Wir sehen uns in einer Stunde.“
 

Enni war inzwischen ins Hospital- Parkhaus zurückgekehrt. Hotaru hatte von Hana Polizeischutz organisiert und es war ihr gestattet in der Intensivstation bei Misaki zu bleiben. Sie saß an Neos Seite und hielt Wache.
 

Andrés schwarzer Mercedes hielt vor den dunklen Bäumen, die man in dieser mondlosen Nacht gerade noch erkennen konnte. Er schaltete die Scheinwerfer ab und blieb einige Minuten im Auto sitzen, um seine Augen an die Dunkelheit zu gewöhnen. Dann stieg er aus:

„Du hast genau dreißig Sekunden, um dir Deckung zu suchen!“, rief Tina.

„Du bist so großzügig!“, meinte er nur.

„Achtundzwanzig Sekunden!“

André rührte sich jedoch nicht, dann als nur noch sechs Sekunden übrig waren, schmiss er eine Rauchpatrone auf den Boden und war sofort nicht mehr zu sehen. Doch Tora ließ sich nicht täuschen. Von Ken hatte sie gelernt, ihren anderen Sinnen zu vertrauen, wenn das Sehen ausgeschaltet war.

Links von ihr trat jemand oder etwas auf das Unterholz. Sie feuerte einen Schuss in diese Richtung. Das Projektil drang neben Andrés Kopf in einen Baum ein. Sofort zog er sich in den tieferen Wald zurück.

Tora tat das Gleiche. Sie kannte diesen Trick, er hatte ihn bereits in St. Petersburg eingesetzt, als sie sich maßen und sich mit Farbpatronen beschossen. Sie kletterte auf einen Baum, während Schwarz im Wald herumschlich. Tina legte ihren Hinterkopf an den Stamm und schloss die Augen.

Sie wusste was sie tun musste, aber konnte sie das? Ihr ältester Freund, der der ihr half Gerechtigkeit für ihre Familie zu bekommen. Der ihr half Kens Scheintod einigermaßen zu überwinden. Jetzt hörte sie ihn und öffnete die Augen. Sein Gesicht war von ihrem Baum abgewandt. Dr. Schwarz ging seitlich. Sie steckte lautlos ihre Walther ein und wartete dass er näher kam.

Dann sprang sie. Riss ihn von den Füßen und rollte sich ab. Er stand schnell wieder und ging in Kampfstellung. Sie stellte sich ebenfalls auf:

„Du willst es also wirklich tun?“, flüsterte er nur. Sie antwortete mit Tritten und Schlägen. André blockte sie und versuchte sie auch zu erwischen. Als er gerade einen Kick machte, warf sich Tora auf den Boden und zertrümmerte mit dem rechten Fuß sein linkes Knie. Es knackte hässlich und er verlor das Gleichgewicht.

Der Arzt stöhnte vor Schmerzen, als er auf dem feuchten Boden saß. Sie stand vor ihm mit gezogener Waffe:

„Letzte Chance André. Verlasse das Land.“, bat sie ihn fast.

„Du bist schon lange besser als ich Tienchen, aber weißt du, ich bin froh dass du mich tötest.“, meinte er schmerzlich lächelnd.

„Lebe wohl mein Freund.“ Sie konnte nicht abdrücken. Schwarz versuchte an seinen Kleinkaliber ranzukommen, als Tora ihn schließlich doch erschoss. Die Kugel traf ihn mitten ins Herz. Seine letzte Geste war ein Lächeln. Er starb mit offenen Augen, die sie jetzt anstarrten.



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