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Liebe und Schmerz unter Engeln - Hazus Geschichte

Schwarz und Weiß
von

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Future

Stöhnen und schweißgebadet brach er zusammen. Das war zuviel für ihn gewesen. Vorsichtig richtete Hazu sich soweit auf, dass er sich gegen die kühle Mauer lehnen konnte. Es war noch nicht viel Zeit vergangen seitdem er sich allein durch die Straßen kämpfen musste. Und wie anders sollte er Essen und Unterkunft bekommen als einer von Zokus Brut, wenn er sie sich nicht mit seinem Körper erkaufte. Was anderes kannte er nicht, was anderes konnte er nicht.

Seufzend saß er auf dem dreckigen Boden im Schatten der Gasse. Es war Hochsommer und die Hitze der Mittagssonne brannte unerlässlich hinab. Nicht mal die Sonne hatte Erbarmen mit ihm.
 

„Hey, was ist mit dir geschehen? Kann ich dir helfen?“
 

Hazu blickte auf. Ein junges Mädchen stand vor ihm, die zerrissenen Kleider hingen ihr lose vom dürren Körper, ihre schwarzen Schwingen trug sie nahm an Rücken.
 

„Mir kann niemand helfen, verschwinde.“ Hazu war nicht zu Gesprächen aufgelegt, auch wenn es ihm weh tat das Mädchen so schroff zurück zu weisen.
 

„Bist du verletzt?“ Der Engel hockte sich neben Hazu in den warmen Sand.
 

„…“ Hazu antwortete nicht mehr. Er wollte nur seine Ruhe und alleine sein.
 

Dann hab das Mädchen vorsichtig die Hände und legte sie Hazu auf die Schultern. Eine wohlige Aura umfing ihn, er fühlte sich plötzlich leicht wie eine Feder, bis das Mädchen ihn wieder los lies.
 

„Was…war das?“, fragte Hazu verwirrt und doch gleichzeitig interessiert.
 

„Ich heiße Hitotsu, mir wurde die Gabe des Heilens in die Wiege gelegt.“, antwortete das Mädchen und lächelte ihn lieb an.
 

„Danke…“ Hazu streckte seine Glieder und breitete die grauen Flügel aus. „Bis irgendwann. Pass auf dich auf…“ Mit diesen Worten lies er das Mädchen allein zurück und flog empor.

Immer darauf bedacht im Schatten der baufälligen Häuser des äußeren Stadtrings zu fliegen, näherte sich Hazu dem Stadtrand. Nahe eines schick aussehenden Gutshofes lies er sich nieder sinken und landete zwischen Bäumen und Sträuchern unsanft im Unterholz.
 

„Au…“
 

Hitotsu hatte zwar sein blaues Auge und die Prellungen heilen können, aber durch den langen Flug und die Strapazen vorher war Hazu schneller als üblich erschöpft. Er sah sich um und lies sich dann hinter einem umgestürzten Baumstamm im Moos nieder. Hier konnte er sich erstmal ausruhen.
 

Später am Abend, als die Sonne nicht mehr so von Himmel brennt, wachte Hazu wieder auf. Auf dem Gutshof in der Nähe war alles ruhig. Er fragte sich, ob er sich nicht mal umschauen sollte und schlich sich näher an die Häuser heran. Neben dem großen Haupthaus, in dem vermutlich der Gutsherr und seine Gäste residierten, gab es noch zwei weitere Gebäude. Eines sah aus wie eine Scheune und ein kleines Haus, vielleicht für die Diener des Hofes.
 

Hazus Aufmerksamkeit erregte aber ausschließlich die Scheune. Er liebte Tiere über alles. Immer wenn sich früher die Gelegenheit ergeben hatte, hatte er die streunenden Hunde in der Unterwelt gefüttert und mit ihnen gespielt. Vielleicht standen in der Scheune Pferde. Diese nur den wohlhabenden Engeln vorbehaltenen Tiere übten eine gewisse Faszination aus. Hazu wollte einmal auf so einem stolzen Tier sitzen.
 

Nun konnte er seine Neugierde auch nicht mehr zügeln und schlich sich immer weiter an die Scheune heran, immer darauf bedacht sich hinter Büschen zu verstecken. Vorsichtig schlich er sich unter den Fenstern des Haupthauses hindurch und rannte hinüber zur Scheune, hoffend, dass ihn niemand gesehen hatte in diesem ungeschützen Moment.
 

Knarrend öffnete er das Tor einen Spalt breit und schlüpfte hindurch. Dunkelheit umfing ihn und es dauerte mehrere Sekunden, bis sich seine Augen an das Fehlen der hellen Sommersonne gewöhnt hatten. Doch was er dann wahrnahm, war nicht der Geruch von frischem Heu und Pferden. Auch nicht von anderen Tieren, die er kannte. Eine Mischung aus Schweiß und Blut schwebte in der Luft und lies ihn die Nase rümpfen. Langsam tastete er sich durch den Vorraum und kam dann in dem Hauptteil der Scheune. Durch dreckige Fenster fiel hier immerhin ein bisschen Licht und Hazu konnte nun auch etwas sehen. Links und recht waren Boxen angebracht, soweit erinnerte die Halle noch an einen Pferdestall. Langsam, fast ängstlich näherte er sich einer Box zu seiner linken, warf einen Blick hinein und erschreckte sich so sehr vor dem Anblick, dass er rücklings auf den Hosenboden fiel und erstarrt sitzen blieb.
 

In den Boxen waren keine Pferde sondern Engel. Hazu richtete sich langsam wieder auf und warf noch einmal einen Blick in die Box vor ihm. An der gegenüberliegenden Wand lag ein Engel mit Ketten an die Wand gefesselt. Seine Kleider hingen nur noch in Fetzen an seinem zerschundenen Körper. Hazu entdeckte Spuren von Peitschenhieben auf dem Körper und dann etwas noch seltsameres. Über die leicht graue Haut der Kreatur vor ihm zogen schmalen violette Linien und Kreise ihre Bahnen. Auch die Flügel waren nicht schwarz oder weiß sondern ließen in der Dunkelheit einen violetten Stich erkennen. Auch in der nächsten Box sah er keinen normalen Engel liegen. Dort krümmte sich stöhnend ein Wesen, halb Engel, halb Monster. Zumindest kam Hazu das so vor, denn das Wesen hatte Hände und Füße mit Krallen, solang wie seine ganze Hand. Erschrocken ging er einige Schritte zurück und stieß gegen etwas.
 

„Na, haben wir genug herumspioniert?“
 

Hazu schrak zusammen und drehte sich ruckartig um. Vor ihm stand ein hochgewachsener Engel mit weißen Haaren. Seine Augen waren schwarz und kalt, seine weißen Flügel schimmerten in der Dunkelheit.
 

„Ich… ähm…“ , stammelte Hazu ängstlich.
 

„Du… hast hier nichts verloren. So etwas nennt man Hausfriedensbruch.“ Er packte Hazu unsanft am Arm und zerrte ihn weiter in die Tiefen des Stalls hinein.
 

„Ich habe nicht… bitte, lasst mich gehen!“, flehte Hazu, während ihm schon die ersten Tränen von den Wangen tropften.
 

„Du hast zu viel gesehen, kleiner Schnüffler. Meine Sammlung bekommt man nicht zu Gesicht und plaudert dann alles munter in der Welt umher.“
 

„Ich werde niemanden etwas sagen! Ich schwöre es!“, rief Hazu verzweifelt. Er traute sich nicht, sich zu wehren und lies sich in eine der Boxen mit dreckigem Stroh werfen. „Bitte!“

Der Weißhaarige lächelte kalt und nahm gemächlich die aufgerollte Peitsche von seinem Gürtel. „Nein. Ich werde mir überlegen, was ich mit dir mache, solange bleibst du hier.“
 

Zischend schlängelte sich die Peitsche durch die Luft und hinterließ eine lange blutige Strieme auf Hazus Rücken. Dieser schrie auf und sackte tränenüberströmt in sich zusammen, was seinem Peiniger ein noch breiteres Lächeln auf die Lippen zauberte.
 

„Wir sehen uns wieder…“ Mit diesen Worten verschloss er die Tür zu der Box und lies Hazu allein mit seiner „Sammlung“ zurück.
 

Schluchzend kauerte sich Hazu in einer der Ecken der Box. Die Gitter waren bis zur Decke hoch gezogen, allein würde er nie darauf fliehen können. Und ausmalen, was der grausame Gutsherr noch mit ihm anstellen würde, das wollte er erst recht nicht. Vorsichtig tastete er nach seinem Rücken. Der Riss in seiner Haut blutete nicht stark, war aber schmerzhaft, sobald er sich bewegte. Minuten verstrichen, vielleicht auch schon Stunden, bevor er ein Geräusch hörte.
 

„Beweg dich endlich!“, brüllte jemand durch die Halle. Mit einem Knall wurde die Box neben ihm geöffnet. Hazu sah nicht, was genau geschah, er hatte zu viel Angst aufzustehen und durch die Gitter zu sehen. Als nächstes war das Klicken der Handschellen zu hören, ein Schnaufen und schweres Atmen. „Noch einmal wirst du uns nicht abhauen, damit das klar ist. Sakuya wird sich sicher später reichlich mit dir beschäftigen, Belial.“
 

Der Unbekannte, der gesprochen hatte, verriegelte die Box neben Hazus wieder fest. Hazu selbst drückte sich ein eine Ecke. Er wollte gar nicht wissen, wer den ausgebüchsten Engel wieder zurück gebracht hatte, doch sein Wunsch wurde ihm nicht erfüllt.
 

Der Unbekannte beugte sich plötzlich zur Seite und sah in Hazus Box.
 

„Na wen haben wir denn da?“ Er hatte schwarze Haare und schwarze Schwingen, doch etwas war auch komisch an diesem Engel. Seine Augen leuchteten Rot, außerdem hatte er spitze Zähne und schwarze Katzenohren auf dem Kopf. „Hat Sakuya einen neuen Fang gemacht? Dabei siehst du doch ganz gewöhnlich aus, mal abgesehen von deinen grauen Flügeln.“
 

Der unbekannte Engel schloss die Box auf und kam langsam auf Hazu zu. Dieser wich noch weiter in die Ecke, in der er saß zurück und drückte sich an die Wand.
 

„Bitte, tut mir nichts!“
 

Der Engel blieb stehen.
 

„Was macht so ein kleiner unschuldiger Engel wie du hier?“ Der Engel ging auf Hazu zu und hob ihn an den Schultern in die Senkrechte. Hazu schlotterten vor Angst die Knie und er wäre fast wieder zusammen gesunken, wenn er nicht von dem Rotäugigen festgehalten worden wäre.
 

„Ich wollte mir nur die Pferde ansehen aber hier sind keine… und dann kam der gemeine Gutsherr und hat…“ Hazu schlug sich die Hände vor den Mund. Vor einem Diener des Hauses sollte er selbigen wohl besser nicht als gemein bezeichnen. „Verzeiht.“
 

Doch statt der schon erwarteten Ohrfeige, brach der Schwarzhaarige in Gelächter aus.

„Ha, du bist süß. Bezeichnest Sakuya als gemein, lass ihn das bloß nicht hören.“, meinte er mit einem zwinkernden Auge und wischte Hazu eine Träne vom Gesicht. „Und du brauchst mich auch nicht so förmlich anzusprechen. Mein Name ist River. Wie heißt du?“ Vorsichtig zupfte River einige Strohhalme aus Hazus Haaren.
 

„Ha…Hazu heiße ich… bist du… der Hausherr? Oder war das der Engel von gestern?“

River lächelte ihn an.
 

„Nein, Sakuya ist der Herr hier. Ich bin auch nur ein Diener, wenn auch für manch andere Sachen als man meint. Hat er was zu dir gesagt, als er dich hier eingesperrt hat?“
 

Hazu nickte.
 

„Er meinte, er wolle zurück kommen.“ Be dem Gedanken wurde ihm so schon Angst und Bange. Dieser Sakuya war kaltherzig. Er sperrte diese Wesen hier einfach so ein, quälte sie und tat ihnen vielleicht noch schlimmere Dinge an.
 

„Hab keine Angst. Ich beschütze dich schon vor ihm. Wenn ich es nicht will, dann wird er dir auch nichts antun. Vertraust du mir?“ River schob einen Finger unter Hazus Kinn und hob seinen Kopf etwas an. Hazu nickte und River drückte ihm einen sanften Kuss auf die Lippen. Als Hazu rot wird muss River wieder grinsen. „Du bist so niedlich, ich weiß gar nicht, wie man dir etwas antun kann.“
 

Hazu entzog sich dem Kuss etwas… „Wartet… ich will euch nicht beschmutzen… ich bin… schon oft benutzt worden…“
 

River zuckte etwas zurück.
 

„Was sagst du da? Ich will dich nicht benutzen… und… du sollst mich doch nicht siezen.“ Wieder lächelte er und nahm Hazu in eine sanfte Umarmung. „Ich bin nicht besser als du, also mach dir keine Gedanken. Jemand der so eine reine Aura wie du hat, der kann gar nicht schmutzig sein.“ River nahm in an die Hand und führte ihn aus der Box. Dabei sah er Hazus Rücken. „Was Sakuya das?“
 

Hazu nickte.
 

River schüttelte nur den Kopf. „Komm mit ins Haus, da kann ich deine Wunde versorgen.“

Hazu blieb stehen.
 

„Lieber nicht, ich will keinen Ärger verursachen…“
 

„Vertraust du mir?“, fragte River noch einmal mit seiner ruhigen Stimme.
 

Hazu überlegte kurz. Seitdem er zurück denken kann, hat er nie diese Wärme gespürt, die von River ausgeht. Nicht bei Zoku, nicht bei Thais. Er wollte das, er wollte jemanden haben, dem er vertrauen kann. Und vielleicht war River dieser jemand, sein persönlicher gefallener Engel.
 

„Ich will dir vertrauen…“
 

„Schön, dann komm mit.“ River fasste wieder Hazus Hand und führte ihn aus dem grausamen Stall hinaus.
 

„River? Darf ich fragen… was du bist?“
 

River lachte laut auf. „Du fragst wegen meinen Öhrchen? Und den roten Augen? Ich bin geboren als halber Engel und halber Dämon. Ich glaub, so etwas wie mich gibt es nicht noch mal in der Welt. Ich hab viel Ablehnung erfahren und so grausam Sakuya auch ist, er war der erste, der mich so genommen hat, wie ich bin.“ Es schien, als sei River etwas in Gedanken versunken bei dieser Antwort. „Findest du mich abstoßend?“ Er blieb stehen und sah Hazu ernst an.
 

Hazu schüttelte aber sogleich den Kopf und stellte sich auf die Zehenspitzen um Rivers Ohren besser zu sehen. Vorsichtig streckte er die Hand aus und berührte das weiche Fell. River fing an zu schnurren und Hazu musste lächeln. „Nein, ich finde sie passen zu dir und sind sehr hübsch.“
 

River lächelte und gab ihm noch einen vorsichtigen Kuss, diesmal aber auf die Wange.
 

„Danke Kleiner. Lass uns rein gehen.“
 

„Ja, ok.“ Hazu umfasste Rivers entgegen gestreckte Hand und folgte ihm ins Haus.



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