Ich stehe an deinem Grab, sehe, wie deine Familie und deine Freunde trauern. Es hat sie mehr als nur geschockt, als du mit geöffneten Pulsadern in deiner Badewanne gefunden worden bist. Für sie ist eine Welt zusammengebrochen.
Das kann ich sogar verstehen, doch empfinde ich keine Trauer wegen deines Todes. Das werde ich nie können, aber vielleicht vergebe ich dir eines Tages.
Kai will tröstend seine Arme um mich legen, doch ich brenne noch zu sehr vor Wut und Enttäuschung, so weise ich ihn ab. Er akzeptiert das. Nur Uruha habe ich von deinem Abschiedsbrief erzählt, der mich, kurz nachdem du gefunden worden bist, erreichte. Ich tat dies, weil ich wusste, dass er mir als Einziger keine geheimen Vorwürfe machen würde.
Weißt du eigentlich, wie scheiß wütend ich auf dich bin, Reita?
Ich hoffe, du hast keine Erlösung im Tod gefunden. Das hättest du nicht verdient!
Wieso hast du Bastard mir nicht vertraut? Ich war der festen Überzeugung, wir seien wirklich Freunde gewesen. Klar, deine romantischen Gefühle für mich hätten mich erst einmal geschockt, aber deswegen hätte ich NIE unsere Freundschaft beendet. Wie kommst du überhaupt auf eine so unsinnige Idee?
Du enttäuschst mich, Reita!
Ich hätte nie gedacht, dass du ein solch gottverdammter Feigling bist.
Weißt du, ich habe dich wirklich gern gehabt, hätte mich vielleicht sogar auf dich eingelassen. Jetzt kannst du von Glück reden, sollte ich dir jemals vergeben. Und selbst wenn ich das tue, dann wohl eher für meinen Seelenfrieden, als für dich.
Aber weißt du was? Jetzt werde ich umso mehr für mein Glück kämpfen, genauso wie um die Band. Gute Bassisten gibt es genug! Wir geben nicht auf! Ich lasse nicht zu, dass du das alles zerstörst, was ich so sehr liebe!
Niemals! Hörst du das, Reita?
"Lass uns gehen, Ruki."
Ich habe wohl verpasst, wie alle gegangen sind, nur Uruha wartet noch auf mich.
"Die meisten werden deine Tränen für Trauer gehalten haben." Er lächelt mich verstehend an, denn auch wenn er meine Wut nicht teilt, so kann er sie nachvollziehen. Er ist da wohl entspannter als ich. "Lass es aber deine Arbeit als Sänger nicht beeinflussen", war das einzige, um das er mich bat und das werde ich auch versuchen.
Einen letzten Blick werfe ich noch auf die Steine, die deine Ruhestätte anzeigen.
Ach übrigens Reita, Uruha und ich haben nachher ein Date.