Zum Inhalt der Seite

Blut an meinen Händen

Was bleibt, wenn nichts mehr da ist?
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Fehler

1. Erstes Kapitel - Fehler
 

Mit dem Schicksal gehadert

und alle Welt verflucht.

Im Meer aus Selbstmitleid ertränkt

und so mein Heil gesucht.

Zweifelsmarterpfeile, quer durch Herz und Hirn.

Verbissen gegen angekämpft

so gut es eben ging.
 

Aus: „Geweint vor Glück“ von PUR
 

Der Tag, an dem alles anfing, begann vollkommen normal. Die Sonne kletterte über den Horizont, die Vögel begannen ihre ersten Frühlingslieder an diesem Morgen zu singen und die Schatten der Nacht verschwanden. Alles war wie immer, das Wasser in den Flüssen floss träge dahin, der Wind rauschte in den Bäumen und die Menschen in den Dörfern gingen ihrer Arbeit nach.
 

Das einzig Ungewöhnliche war wohl die kleine, scheinbar bunt zusammen gemischte Gruppe, die weit abseits der menschlichen Behausungen ihr Lager gerade abbrach. Anführer dieser kleinen Truppe war ein junger Mann, fast noch ein Jugendlicher, der seinen Kameraden harsche Befehle zurief. Seine Haare waren schneeweiß und standen somit in einem starken Kontrast mit dem blutroten Gewand das er trug. Der Stoff war aus Feuerrattenhaar gemacht und schützte somit besser als jede Rüstung. Das Schwert jedoch, das an seiner Seite hing, sah nicht besonders gefährlich aus, es war alt und rostig. Damit wirkte er nicht wirklich wie ein Krieger. Erst recht nicht, wenn man sich die niedlichen Hundeöhrchen auf seinem Kopf etwas näher betrachtete. Nun gut, ein Krieger war er wohl tatsächlich nicht, da sein Kampfstil im Grunde nur auf Draufschlagen beruhte. Dennoch konnte er ein gefährlicher Gegner sein, denn anders als die meisten seiner Begleiter, war er ein Halbdämon.
 

"Inu Yasha, du kannst uns ruhig mal helfen, statt immer nur Befehle zu brüllen!", rief ein junges Stimmchen ärgerlich. Sie gehörte einem Fuchsdämon, der den Hanyou gerade böse anfunkelte.

"Keh!", machte dieser nur als Antwort und drehte sich beleidigt weg. Normalerweise hätte er dem Kind wohl eine Beule verpasst, doch dieses hatte sich schon vorsorglich in die Nähe eines schwarzhaarigen Mädchens gebracht, von dem es wusste, dass Inu Yasha es dort nicht behelligen würde. Dieses Mädchen hieß Kagome und war gerade damit beschäftigt, all die Naschereien die sie am Abend zuvor gegessen hatten, wieder in ihrem Rucksack zu verstauen. Ihre Kleidung war für diese Zeit sehr seltsam, denn sie trug eine grün-weiße Schuluniform - und das im fünfzehntem Jahrhundert. Neben ihr lagen ein Köcher voller Pfeile und ein Bogen, doch das war nicht der Grund, warum der Hanyou im Moment darauf verzichtete den Fuchsdämon zu verprügeln, der bei ihr Schutz gesucht hatte. Viel mehr war die Bannkette, die um seinen Hals lag, daran Schuld, mit deren Hilfe Kagome ihn nur durch ein kleines Wörtchen das mit 'O' anfing, zu Boden schicken konnte.
 

"Shippou-chan hat aber Recht, Inu Yasha. Du hilfst nie beim Aufräumen!", mischte sich nun eine zweite Frau ein. Auch ihre Haare waren schwarz, doch sie war durchaus landesüblich in einen Kimono gekleidet. Dennoch störte der riesigen Knochenbumerang auf ihrem Rücken das Bild einer harmlosen Frau und ließ ihren Beruf erraten - Dämonenjägerin.

"Ich brauch nicht beim Aufräumen helfen, den Dreck habt ihr doch alle gemacht!", brummte Inu Yasha beleidigt.
 

"Nun beruhigt euch doch alle wieder mal", versuchte ein junger Mann in Mönchskutte den aufkommenden Streit zu schlichten. Er war gerade damit beschäftigt die Feuerstelle ordentlich zu zuschütten, doch es war gut möglich, dass er sich nur gebückt hatte um besser an Sangos Hinterteil heran zu kommen.
 

Ein lautes Klatschgeräusch verriet, dass sich die Youkaijägerin auch ohne ihre Waffe zu verteidigen wusste.

"Warum bist du denn nur so angespannt heute, Inu Yasha?", fragte Kagome seufzend.

"Ach, er hat wahrscheinlich einfach nur schlechte Laune", meinte Miroku achselzuckend und rieb sich die schmerzende Wange.
 

Sofort war der freche Fuchsdämon zur Stelle, sprang auf den Kopf des Halbdämons hinauf und sagte: "Genau, dem Hund ist nur eine Laus über die Leber gelaufen!"

Nun jedoch, wo der Youkai nicht mehr bei Kagome saß und diese praktischerweise auch noch dadurch abgelenkt war, dass die Dämonenkatze Kirara an ihrem Bogen nagte, konnte Shippou sich nicht gegen die heranrasende Faust wehren und einen Moment später hatte er auch schon eine prächtige Beule auf dem Kopf.
 

„Inu Yasha!“, sagte Kagome wütend. Der Angesprochene zog den Kopf ein.

„So kann das nicht weiter gehen!“, meinte sie ärgerlich.

„Genau! Kagome-chan hat Recht, dein Verhalten ist unmöglich!“, stimmte ihr Sango zu.

Die Augen des Halbdämons fingen wütend zu glitzern an.

„Gut“, sagte er dann gefährlich ruhig, „Wenn ich euch allen auf die Nerven gehe, kann ich ja gehen!“
 

Mit diesen Worten drehte er seinen Freunden demonstrativ den Rücken zu und verließ die Lichtung.

Die Menschen starrten ihm mit offenem Mund hinterher.

„Inu Yasha!“, rief Miroku empört. Dass er so überreagieren würde, hätten sie doch niemals gedacht!

„Inu Yasha!“, schrie jetzt auch Kagome, ließ ihre Arbeit liegen und rannte ihm hinterher.

„Ich werde ihn schon wieder zur Vernunft bringen. Macht ihr ruhig weiter!“, beruhigte sie ihre Freunde. Die Menschen nickten.
 

Das Neuzeitmädchen rief noch viele Male den Namen des Hanyous, doch erst nach einer knappen halben Stunde, in der sie schon recht nah am Verzweifeln war, fand sie endlich den Gesuchten. Inu Yasha saß auf einem dicken Ast eines weit verzweigten Baumes und starrte Löcher in die Luft.

„Inu Yasha...“, murmelte Kagome, doch er sah nicht zu ihr herab.

„Inu Yasha! Komm runter!“, versuchte sie es erneut. „Hör doch endlich auf zu schmollen.“

Jetzt endlich wandte er sich ihr zu, doch sein Blick war noch immer wütend.

„Lass mich endlich in Ruhe!“, forderte er.
 

Nun wurde auch Kagome zornig.

„Osuwari.“, sagte sie einfach.

Der Halbdämon gab einen erstickten Laut von sich, bevor er mit dem Kopf voran vom Baum kippte.

„Kagome!“, knurrte er, nun noch wütender.

„Wenn du nicht von allein herunter kommst...“ Sie drehte sich um und setzte sich unter den Baum. Ihr Zorn war verraucht. „Was war heute früh nur los mit dir?“ Sie klopfte auffordernd neben sich und tatsächlich ließ sich der Hanyou nach einigem Zögern neben ihr nieder.
 

„Also, was ist? Warum findest du dich nicht in der Gruppe zurecht?“, fragte sie.

„Weil... Ach, das ist nicht so einfach...“, murmelte der Weißhaarige.

„Ich bin ganz Ohr.“, versicherte sie ihm.

„Ich glaube... Also, ich denke, es ist der Dämon in mir...“, antwortete er zaghaft. Auch seine Wut schien verraucht.
 

Kagome erschrak. „Aber... Aber Tessaiga soll doch dein Dämonenblut...“ Bestürzt sah sie auf das Schwert an seiner Seite.

„Das meine ich doch gar nicht! Ich merke es schon, seit wir überhaupt zusammen reisen. Dieses... Gruppenklima, es sagt mir einfach nicht zu. Die... Stellung der einzelnen Mitglieder, sie ist nicht klar!“, versuchte er zu erklären.

„Stellung der einzelnen Mitglieder?!,“ wiederholte Kagome entsetzt. Das hörte sich ja nach Diktatur an!
 

„Du verstehst das nicht...“, seufzte Inu Yasha.

„Dann erklär es mir! Was meinst du mit: Stellung der einzelnen Mitglieder?! Seit wann denkst du so?“

„Ich denke schon so, seit ich leben kann! Ich bin halt zur Hälfte ein Hund... Nur damit kann ich es mir erklären. Hunde leben in einem Rudel, bei ihnen gibt es immer eine klare Rangordnung. Bei uns ist das überhaupt nicht so...“, erklärte er.
 

„Willst du jetzt auf Alphahund machen, oder was?!“ Dafür erntete sie einen vernichtenden Blick.

„Sieh es doch mal von meiner Seite! Ich bin doch derjenige, der die ganze Gruppe anführt! Es ist halt so, du kannst nicht bestreiten, dass ich der Stärkste bin.“ Sie war überrascht, wie sachlich das klang. Das war keine Angeberei. „Eigentlich müsste ich das Oberhaupt unserer Gruppe sein, ja! Aber niemand hier respektiert mich.“

„Sollen wir dich jetzt alle mit -sama ansprechen, so wie Myouga-jiji, oder was?“, meinte die Schwarzhaarige leicht pikiert.

„Nein... Ich meine nur, guck dir Shippou an! Zu niemanden ist er so rotzfrech wie zu mir!“, knurrte er.
 

Kagome stieß einen lauten Seufzer aus, der aus der Tiefe ihrer Seele zu kommen schien. Kurz herrschte Schweigen.

„Weißt du, ich kann das Verhalten der Anderen nicht ändern. Allerdings... Vielleicht gibt es doch etwas, was ich für dich tun kann.“, meinte sie und Traurigkeit schwang in ihrer Stimme mit.

Der Hanyou hob kritisch eine Augenbraue. „Und das wäre?“

„Mach die Augen zu und lass dich überraschen.“
 

Der Hanyou runzelte die Stirn. „Wozu soll das denn gut sein?!“

„Mach einfach mal.“, bat das Mädchen.

„Wenn's denn sein muss...“ Er schloss die Augen.

Kurz hörte er etwas wie ein leises Klimpern, eine sanfte Berührung, doch dann sagte Kagome auch schon: „Kannst wieder aufmachen.“

Verdutzt tat der Weißhaarige wie geheißen. Was sollte das? Sie hatte doch gar nichts gemacht. Kurz witterte er möglichst unauffällig und widerstand gerade noch dem Drang sich suchend umzusehen. Wollte Kagome ihn auf den Arm nehmen?!

„Na? Besser?“, fragte die Schwarzhaarige.
 

Nun wandte er eben dieser seine volle Aufmerksamkeit zu und wollte gerade etwas sehr Rüdes sagen, weil sie es wagte, ihn so herein zulegen, da fiel sein Blick auf das, was sie in der Hand hielt. Es war die Bannkette.

Die tausend Mal von ihm verfluchte Bannkette die dafür sorgte, das Kagome ihn mit diesem 'Osuwari' den Boden küssen ließ. Die Kette, welche die alte Kaede – diese vermaledeite Hexe – damals um seinen Hals geworfen hatte und mit der er gezwungen war, mit Kagome zusammenzuarbeiten – was er inzwischen durchaus freiwillig tat. Die Kette, die ihn ständig vor seinen Freunden blamierte... Sie war weg.
 

„Ka...Kagome...“, brachte er nur stotternd heraus.

Kagome lächelte. Ein etwas trauriges Lächeln, aber ein ehrliches. Inu Yasha wurde warm ms Herz.

„D...Danke...“, stotterte er und wollte damit alles ausdrücken, was er im Moment empfand. Es hörte sich plump und ungenügend in seinen Ohren an, angesichts des großen Vertrauensbeweises den Kagome ihm hier entgegen brachte, aber sie schien ihn auch so zu verstehen.

„Ist schon gut. Ich hoffe nur... Ich hoffe nur du wirst trotzdem bei uns bleiben. Auch wenn du hiermit nicht mehr an uns gebunden bist.“, flüsterte sie und der Halbdämon konnte nicht umhin zu bemerken, dass sie beinahe 'mich' statt 'uns' gesagt hätte.

„Natürlich werde ich das nicht! Ich werde immer bei dir und den anderen bleiben, ich werde dich immer beschützen!“, versprach er.
 

Ein verdächtiges Schimmern in Kagomes Augen verriet ihre Gefühle. „Wirklich?“

Inu Yasha, der es auf den Tod nicht ausstehen konnte wenn Frauen seinetwegen weinten – zumal er absolut nicht verstand warum sie gerade jetzt damit anfing – stand abrupt auf.

„Na klar werd ich das! Ohne mich würdet ihr doch sonst nichts auf die Reihe kriegen!“

Sein Ziel hatte er damit sofort erreicht, Kagome schien nicht im Mindesten mehr traurig: „Wie bitte?! Was soll denn das schon wieder heißen? Osuwari!“, rief sie aus.
 

Inu Yasha machte vor Schreck einen Satz in die Luft, als er das verhasste Wort hörte. Er kniff die Augen zusammen, fest überzeugt davon, das gleich der Boden auf ihn zurasen würde.

Aber der Schmerz blieb aus.

Ein Lachen ertönte. „Scheint so, als hätte dieser Spruch selbst jetzt noch Auswirkungen auf dich!“, meinte Kagome grinsend.

„Kagome, du...“ Mit einer Mischung aus Ärger und Erleichterung funkelte er das Mädchen aus der Neuzeit an.

„Na komm schon, du Alphahund! Lass uns zu den Anderen zurückgehen!“, schlug Kagome noch immer lachend vor.
 

Inu Yasha erstarrte, aber dann lächelte auch er. „Ja, ich will Shippous dummes Gesicht sehen...“, murmelte er. Dann drehte er ihr demonstrativ den Rücken zu und ging in die Hocke, damit sie auf seinen Rücken klettern konnte. So würden sie den Weg schneller hinter sich haben.

In Kagome jedoch rangen gemischte Gefühlen miteinander, während sie die Einladung annahm. Einerseits freute sie sich natürlich, dass ihr Hanyou so glücklich war. Andererseits konnte sie nicht umhin Zweifel an seinem Versprechen zu haben.
 

Diese Bannkette war wie ein starkes Seil gewesen, das sie miteinander verbunden hatte. Ihr Herz, welches Inu Yasha so sehr liebte, hatte sich an diese Verbindung geklammert. Würde er jetzt, wo er diesen Zwang los war, wieder öfter zu Kikyou gehen oder sie gar bald ganz verlassen? Würde er auf Kleinere und Schwächere losgehen? Ohne das sie etwas dagegen tun konnte? Er hatte schon jetzt mit Shippou so etwas angedeutet. Sicher, sie hatte immer gewusst das Inu Yasha diese Kette belastete und dass sie ihm mit ihrem 'Osuwari' den eigentlich wohlverdienten Respekt stahl.
 

Dennoch konnte sie nicht verhindern, dass sich leise Zweifel in ihr Herz stahlen. Sie konnte jetzt nichts anderes tun, als Inu Yasha zu vertrauen... Das war leicht gesagt. Natürlich liebte sie ihn und dazu gehörte freilich auch Vertrauen. Aber es war ein Unterschied ob sie darauf vertraute, dass Inu Yasha sie ihm Kampf beschützen würde oder ob sie darauf vertraute, dass er nicht zu Kikyou ging. Und gerade letztere Art von Vertrauen schwankte in letzter Zeit immer mehr.

Kagome sah auf Inu Yashas Rücken vor ihr, während sie zum Lager zurückkehrten. Dann wanderte ihr Blick hinab zu ihren Hände, in denen sie die Perlenkette hielt. Fest drückte sie ihre Faust zusammen.

Ob sie wohl... die richtige Entscheidung getroffen hatte?
 

Am nächsten Tag schon war Inu Yashas schlechte Laune wie weggeblasen. Sie waren schnell wieder bei Sango und Miroku angekommen, welche ziemlich überrascht über Kagomes Großmut gewesen waren. Shippou war schlimmer denn je drangsaliert worden, aber nach ein paar Stunden und einigen Beschimpfungen von Kagome, war ihm das auch langweilig geworden. Nun saß der Hanyou friedlich mit den anderen zusammen am Lagerfeuer und schlang den Ramen hinunter, den Kagome zum Mittagessen zubereitet hatte.
 

„Hey, Inu Yasha, iss doch nicht immer so viel! Du bist doch ein halber Dämon, kannst du uns nicht ein wenig mehr übrig lassen?“, meinte Sango gerade.

„Keh! Ich bin doch derjenige der euch alle beschützt, also steht mir ja wohl auch das meiste Essen zu!“, protestierte selbiger.

„Jetzt wo die Bannkette weg ist spuckst du große Töne, was? Aber wenn du nicht aufpasst, dann wirst du ganz dick und fett!“, sagte Shippou voraus, als sich der Hanyou nun auch die Kartoffelchips schnappte.
 

„Zieht Inu Arm und Beine ein, kann er eine Kugel sein.“, sagte Miroku verschmitzt.

„Ja, und zieht er noch die Ellenbogen ein, kann er noch viel schneller sein.“, fügte Sango hinzu.

„Keh! Verscherzt es euch bloß nicht mir, ihr seit auf mich angewiesen. Ihr solltet lieber tun was ich sage“, meinte Inu Yasha beleidigt.

„Oh, großer Inu Yasha-sama, was befiehlst du uns denn?“, fragte Kagome sarkastisch.

„Ich befehle, dass ihr sofort alle das Lager abbrecht!“, kam die Antwort promt.

„Ach, und warum sollten wir das tun, weiser Anführer?“, Die Skepsis stand seinen Freunden deutlich ins Gesicht geschrieben.

„Ganz einfach: Weil Naraku kommt. Oder einer seiner Abkömmlinge... Sein Geruch ist schon recht nah.“
 

Kagome sprang auf „Warum hast du uns das denn nicht gleich gesagt, Inu Yasha?!“, fauchte sie.

„Hab ich doch! Ich hab es eben erst wahrgenommen.“, verteidigte sich der Angesprochene.

„Na schön, wenn das so ist sollten wir uns tatsächlich beeilen.“, schlichtete Miroku die aufkommende Diskussion und griff sich ein paar leere Ramenbecher, um sie in Kagomes Rucksack zu stecken.

„Ja, finde ich auch. Helft mal alle mit!“, forderte sie Sango auf, während sie mit dem Fuß das Feuer austrat.

Inu Yasha war der Einzige, der nicht mithalf.
 

Zehn Minuten später waren sie alle kampfbereit. Die Dämonenjägerin saß mit Shippou und Miroku zusammen auf der Youkaikatze Kirara und Inu Yasha hatte Kagome auf den Rücken genommen. Sie wollten Naraku so schnell wie möglich begegnen, um ihn endlich aus der Welt zu schaffen. Allerdings war es ungewöhnlich, das ihr Erzfeind seinen Geruch so offen ausströmen ließ. Damit stieg die Wahrscheinlichkeit, dass das Ganze eine Falle war, zumal auch Kagome keinen Juwelensplitter fühlte. Doch selbst wenn dem so war, so musste sich in dieser Richtung doch mindestens ein Abkömmling befinden und der konnte ihnen bestimmt sagen, wo sie Naraku finden würden.
 

„Dieser Geruch... Er ist seltsam.“, meinte der Halbdämon unvermittelt und Kirara stimmte ihm mit einem lauten Fauchen zu.

„Wieso? Was ist komisch?“, fragte das schwarzhaarige Mädchen aus der Neuzeit und beugte ich etwas zu Inu Yasha herab.

„Es riecht nach Erde... Nein, Lehm. Oder so ähnlich.“, antwortete Inu Yasha.

„Ja, jetzt wo du es sagst, kann ich es auch riechen.“, sagte der kleine Fuchsdämon.

„Wo ist der Dämon?“, fragte Sango und hob entschlossen ihren Bumerang.

„Wir sind gleich da... Dort drüben! In dem Busch!“, Inu Yasha nickte zu einem Gestrüpp hinüber und die Dämonenjägerin warf ihre Waffe in die angegebene Richtung um den Youkai heraus zu scheuchen.
 

Die kleine Truppe blieb stehen und wartete gespannt auf den Anblick ihres Feindes, während Sango den Riesenknochen wieder auffing, welcher wieder zu ihr zurückkehrte.

Dann endlich legte sich der Staub...

„Nein...“

„Das ist doch-“

„Ich habe noch nie etwas so Unmenschliches gesehen...!“
 

Hinter der Baumgruppe kam ein kleines, weißhaariges Mädchen zum Vorschein, welches einen weißen Spiegel in den blassen Händen hielt. Und hinter ihr erschien eine Kreatur, wie sie abnormaler nicht hätte sein können. Es war ein plumpes Gebilde von widerlicher, brauner Farbe, dessen Konturen ständig zu verschwimmen schienen. Es hatte zwei Arme, zwei Beine und einen Kopf, aber da hörte die Ähnlichkeit mit einem Menschen auch schon auf.
 

Inu Yashas Nase hatte sich nicht geirrt, das Wesens sah aus, als ob ein äußerst unbegabter Künstler es aus zu weichem Lehm geformt hätte, die Arbeit jedoch nach der Hälfte schon wieder aufgegeben hatte. Zudem schien das Ding zu lange in der Sonne gestanden zu haben, denn was vielleicht irgendwann einmal hätte als Haut bezeichnet werden können, war nun eine geschmolzene, verschrumpelte Masse. Am Schlimmsten aber war die Stelle, wo sich hätte das Gesicht befinden müssen. Anstelle der Augen hatte das Wesen nur zwei aufgequollene Einbuchtungen und der Mund bestand aus einem unförmigem Riss quer über den Schädel. Eine Nase war schlichtweg nicht zu erkennen.
 

„Ich hab keine Ahnung was Naraku da erschaffen hat, aber wir sollten es schnellst möglich vernichten.“, meinte die Dämonenjägerin schaudernd.

„Da hast du ganz Recht!“, stimmte ihr der Hanyou lauthals zu und startete auch sogleich einen Angriff. Er zog Tessaiga, stieß einen wilden Kampfschrei aus und stürmte auf das Wesen zu. Zur gleichen Zeit warf Sango erneut ihren Bumerang, sie jedoch zielte auf Kanna. Es musste schließlich einen Weg geben warum dieses Mädchen dabei war, vielleicht kontrollierte sie die andere Kreatur ja auch.
 

Dann geschahen mehrere Dinge auf einmal. Die Waffe der Youkaijägerin, welche sich im Flug so schnell drehte, dass man sie nur noch als weißlichen Blitz erkennen konnte, prallte mit einem hässlichen Knirschen gegen Kannas Spiegel und wurde zurückgestoßen. Inu Yasha jedoch hatte mehr Erfolg.
 

„Ich habe zwar keinen blassen Schimmer, was das für ein Teil ist“, sagte er als er wieder auf der Erde landete, „aber jetzt ist es jedenfalls hinüber.“

Tatsächlich, Tessaiga war durch den Lehm wie durch Butter geschnitten und das seltsame Wesen lag nun als undefinierbarer, matschiger Haufen zusammengesunken auf dem Boden.

„Nein“, murmelte Kagome leise, “das ging zu einfach und Kanna hat ich auch kein Stück bewegt.

„Stimmt, für eine von Narakus Kreaturen war die zu schwach.“, pflichtete ihr Miroku bei.
 

Der Hanyou runzelte die Stirn und sah wieder nach vorn. So bekam er gerade noch mit, wie Kanna mit furchterregender Langsamkeit den Arm hob und auf Inu Yasha zeigte. Dieser ging sofort wieder in Kampfstellung und biss die Zähne in Erwartung eines erneuten Angriffs aufeinander. Auch Kagome machte sich bereit, sie legte einen ihrer Pfeile an die Sehne, spannte den Bogen und zielte auf Kanna. Als sie das weißhaarige, harmlos aussehende Mädchen nämlich zum ersten Mal getroffen hatten, hatte sich heraus gestellt, das nur ihre läuternde Energie gegen ihren Seelenspiegel wirksam war. Alle anderen Attacken wurden reflektiert und auf den Angreifer zurück geschleudert.
 

„Kanna!“, rief Kagome laut und zielte auf sie,“Noch kannst du verschwinden. Nimm dieses Was-auch-immer mit dir und sag uns wo Naraku ist und wir werden dich verschonen!“

Ein widerwertiges, platschendes Geräusch drang an ihr Ohr, doch das Mädchen aus der Neuzeit beachtete es nicht.
 

„Verschonen?“, ertönte plötzlich eine raue, kehlige Stimme, die klang als käme sie aus einem tiefen, verstopftem Schacht. „Ihr sprecht... von verschonen?“

Kagome fuhr zusammen mit dem Rest der Gruppe herum. Der Haufen feuchten Lehms schien von einer unsichtbaren Macht in die Höhe gesogen zu werden, richtete sich auf, zerfloss und setzte sich schon im nächsten Moment wieder zusammen. Die feuchte Erde tropfte in dicken Fladen herunter und kroch spinnengleich sofort wieder nach oben. Bald schon konnte man die entfernt menschenähnliche Silhouette erkennen.
 

„Keh! Wenn regenerieren alles ist was du drauf hast, werde ich dich mit meinem Kaze no Kizu einfach wegblasen. Hör also lieber auf Kagome und lass es nicht auf einen Kampf ankommen!“, meinte Inu Yasha, vollkommen von sich selbst überzeugt. Doch das Wesen verwandelte sich weiter, lange, wulstige, graubraune Strähnen aus Lehm flossen an ihm herunter und der Stand seiner Beine wurde sicherer.
 

„Kagome-sama!“, rief Miroku um ihr zu bedeuten, doch endlich zu schießen. Doch die Schwarzhaarge war wie gelähmt und konnte ihre Augen nicht von dem Wesen nehmen, von dessen Anblick sie fasziniert und abgestoßen zugleich war. Und dann begann das Geschöpf seine Farbe zu ändern. Der Großteil seines Körpers nahm eine blutrote Färbung an, während der Lehm, der an seinem Rücken herab geflossen war, immer heller wurde. Die Wandlung ging nun viel schneller vonstatten, die Gesichtszüge wurden immer feiner und menschlicher.
 

„Ihr wollt uns verschonen?“, wiederholte das Wesen, „Wir werden niemanden entkommen lassen und wenn ihr beim Kämpfen auch noch Skrupel habt, dann seid ihr jetzt schon tot.“

Spätestens als Kagome die dreieckigen Hundeohren auf dem schneeweißen Haarschopf sah, erkannte sie Narakus Plan.
 

„Keh! Glaubst du etwa, eine so billige Kopie wie du könnte uns etwas anhaben?!“, sagte Inu Yasha verächtlich. Kagome spürte einen dumpfen Schmerz in ihrer Brust und es dauerte einen Moment bis sie erkannte, wie sehr sie diese Worte an Kikyou erinnerten.

„Inu Yasha!“, rief Miroku auf einmal erschrocken.
 

„Was?!“, keifte Inu Yasha und der Mönch bedeutete ihm, nach vorn zu schauen. Und da sah auch der Halbdämon, was gemeint war: Der Doppelgänger den Kanna aus dem Lehm erschaffen hatte, unterschied sich in zwei Merkmalen von dem Original: Das Gute war, das er kein Schwert besaß. Die Dämonenwaffe Tessaiga war wohl doch noch etwas zu mächtig für Narakus Abkömmling. Das Schlechte jedoch war-
 

„Oh Kami steh uns bei!“, keuchte Sango und wich zurück. Dieser Doppelgänger brauchte überhaupt keine Waffe.

Auch Kagome hatte die feinen Unterschiede jetzt entdeckt. Die blutroten Augen mit den blaugrünen Pupillen, die magentafarbenen Streifen auf seinen Wangen und die spitzen Krallen die um einiges länger waren als Inu Yashas. Genau so sah der Hanyou aus, wenn sein Dämonenblut ihn übernahm. Im Gegensatz zu ihm schien sich diese Kreatur jedoch völlig unter Kontrolle zu haben. Sein Blick war nicht wild und blutrünstig, sondern viel mehr kalt und verächtlich.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2009-10-15T22:27:20+00:00 16.10.2009 00:27
Tja, nun ist er sie los, die Bannkette.
Einerseits kann man es gut nachvollziehen, wie das Ganze für Inu Yasha sein muss. Die Sache mit der Bannkette, dass er sich in der Gruppe nicht so ganz wohl fühlt und so.
Allerdings, wie schon von den Vorpostern angedeutet, klang das teilweise wirklich nicht so, wie der echte Inu Yasha. Diese Überheblichkeit beispielsweise. Sowas ist man vom ihm echt nicht gewohnt.
Die Situation ist ansonsten soweit wieder gut gelungen und auch sonst hatten sich die Charaktere soweit ihrem Original entsprechend verhalten.
Werd mich gleich mal an den nächsten Kommentar setzen.
Von:  xenia5
2009-06-07T15:39:55+00:00 07.06.2009 17:39
Es ist zwar wirklich blöd, dass Inuyasha die Bannkette hat, aber ich finde nicht das Kagome sie hätte abnehmen sollen.
Ich finde ach, dass Inuyasha nicht so gut getroffen wurde.
Von:  Thuja
2009-04-22T15:58:49+00:00 22.04.2009 17:58
Großartig
Das jedes Kapitel und jede Geschichte schreiben zu müssen, scheint mir langweilig
Aber du lässt mir keine Wahl
Deine Ausdruckskraft ist toll.
Du erzeugst wunderbare Bilder mit deinen Worten
Schon der Anfang hat mich wieder mal begeistert
Ebenso wie du die Personen nach und nach eingeführt hast, jeder mit seiner eigentlich schon typischen Art :D

Die Bannkette ist für Inuyasha wirklich ein Fluch
Ich glaube das würde jeden ankotzen
Er liegt ja damit wirklich in Kagomes Hand
Wenn ich mir vorstelle, es reicht ein Wort und ich knall zu Boden
Diese Macht würde ich nichtmal meinen besten Freund über mich geben
Schön das Kagome ihn diese Kette abgenommen hat, trotz ihrer Zweifel
Allerdings befürchte ich nach der Inhaltsangabe, dass gerade das ihr zum Verhängnis werden wird O.o


Der Moment, wo die beiden zusammen unterm Baumsaßen, fand ich irgendwie sehr schön.
„g“
Inuyasha will der Leithund sein. Da spricht seine dämonische Seite wirklich aus ihm ^^

Aber im allgemeinen muss ich leider sagen, dass Inuyasha nicht so wirklich gut getroffen war.
Das mit der Anführerstellung inne haben wollen, kenne ich so nicht an ihn
Und gerade im zweiten Teil wirkte er so überheblich, was man in dieser extremen Art nicht von ihn kennt. Teilweise hab ich da nicht mehr Inuyasha gesehen.

jetzt bin ich allerdings mehr als gespannt auf den Kampf
Bäh das Monstern war echt eklig vor seiner Verwandlung
Fast schon gut, dass es jetzt wenigstens ne Form und Gestalt hat „g“

glg


Zurück