Woher zum Teufel kommen diese Boxershorts?!
„Hey, Sasuke?“
Stille, ab und zu unterbrochen vom Rascheln einer Buchseite, die umgeblättert wurde.
„Hey, Sasukeeee?“
Immer noch keine Antwort.
„Sasuke, kann ich dich mal was fragen?“
Uchiha Sasuke, im Augenblick mit einer spannenden Lektüre auf seiner Couch sitzend, nahm widerwillig den Blick von einer besonders schönen Textpassage und richtete ihn nach unten auf den Kopf seines besten/festen Freundes, der auf seinem Schoß ruhte. Die großen, blauen Augen von Uzumaki Naruto blickten ihn erwartungsvoll an und forderten eine Antwort.
Sasuke seufzte. So sehr er Naruto auch liebte, es war ihm lieber gewesen, als der energiegeladene Blondschopf noch gelangweilt durch die Kanäle seines Fernsehers geschaltet hatte, anstatt ihn zu nerven. Aber nun hatte Naruto das Fernsehen offensichtlich satt und suchte nach einer anderen Art, sich zu beschäftigen. Und er schien seine neue Beschäftigung auch schon gefunden zu haben: Sasuke Löcher in den Bauch fragen.
Sasuke seufzte erneut und gab sich geschlagen. Dass er diesen blauen Augen aber auch nichts abschlagen konnte...!
„Hn.“ Das musste als Antwort genügen.
Das tat es auch. Und nicht nur das, es schien Naruto sogar motivieren, dass er überhaupt eine Antwort erhalten hatte – woraus Sasuke schloss, dass er sowieso weiter gefragt hätte, unabhängig von Sasukes Erwiderung.
„Weißt du was, Sasuke?“, begann Konohas (wenn er es sein wollte) nervigster Ninja und legte eine Kunstpause ein, um seinem Freund die Chance zu einer Reaktion zu geben. Allerdings ließ die gewünschte Reaktion auf sich warten und die Kunstpause zog sich in die Länge – bis Naruto die Nase voll hatte und Sasuke seinen Ellbogen in den Bauch rammte.
„Weißt du was, Sasuke?“, wiederholte er in einem Tonfall, der klar und deutlich sagte: Entweder du reagierst jetzt, oder du kannst die nächsten Wochen kussfrei verbringen!
Sasuke ließ sich zu einem langgezogenen „Hnnnnnn?“ herab. Naruto war damit zufriedengestellt und fuhr glücklich fort:
„Mir ist gerade aufgefallen, dass ich mich langweile!“
Sasuke hätte am liebsten den Kopf gegen den Tisch, auf dem seine Beine im Augenblick ruhten, gerammt.
„Kein Scheiß“, murmelte er, „darauf wär ich echt nicht gekommen...“
„Und weißt du auch, wieso ich mich langweile?“
Sasuke stöhnte innerlich. Nicht schon wieder eine Schimpftirade auf die verfluchte Woche, die sie gerade erst hinter sich gebracht hatten...
Aber Naruto war nicht zu bremsen:
„Ich langweile mich, weil ich keine Missionen annehmen darf! Und wieso darf ich keine Missionen annehmen?“ Diesmal erwartete er erst gar keine Antwort, sondern wetterte gleich weiter. „Weil Tsunade-baa-chan es mir verboten hat! Und wieso hat Tsunade-baa-chan es mir verboten? Weil ich jeden Augenblick wieder schrumpfen könnte! Und wieso könnte ich jeden Augenblick wieder schrumpfen? Weil ich diesen blöden Fluch aufgehalst bekommen habe!“
„Du hast ihn dir selbst aufgehalst“, stellte Sasuke richtig. Naruto setzte sich abrupt auf und funkelte ihn wütend an.
„Und das war alles-“
„Nein, das war nicht alles meine Schuld“, unterbrach ihn Sasuke ruhig. „Du wolltest mich verfluchen und hast es vermasselt. Und versuch erst gar nicht, das abzustreiten. Wir wissen beide, dass es wahr ist.“
Naruto verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust, starrte zu Boden und grummelte:
„Das ist nur passiert, weil du mir diese blöden rosa Boxershorts geschenkt hast!“
Einen Augenblick lang herrschte Stille. Gerade, als Sasuke mit dem Gedanken spielte, einfach zu seiner spannenden Lektüre zurückzukehren und so zu tun, als hätte dieses Gespräch nie stattgefunden, blickte Naruto ihn an und fragte halb beleidigt, halb neugierig:
„Wo hattest du dir überhaupt her?“
„Wo hatte ich was her?“, fragte Sasuke zurück, in Gedanken schon wieder bei seinem Buch.
„Na die Boxershorts! So was hat man doch normalerweise nicht im Schrank, oder?“
Inzwischen überwog die Neugier eindeutig, und Sasuke witterte seine Chance.
„Wenn ich dir erzähle, wie ich zu den Boxershorts gekommen bin, lässt du mich dann den Rest des Abends in Ruhe mein Buch lesen?“
Naruto schien einen Moment lang über das Angebot nachzudenken und seine Vor- und Nachteile abzuwägen. Dann, offensichtlich zu einer Entscheidung gekommen, nickte er und streckte Sasuke seine Hand hin.
„Deal.“
Der Uchiha schlug ein. Das würde ein interessanter Nachmittag werden...