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Wer im Schlachthaus sitzt, sollte nicht mit Schweinen werfen

Chap 5 on!
von

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Der Weg ist das Ziel

Hallöööööle ^^

Wie versprochen das neue Kapitel - ich bessere mich, wer hat's gemerkt? XD

Viel Spaß wünschen

Yinchan und das pups :D
 

Chapter 4: Der Weg ist das Ziel
 

„Wenn es zwei oder mehrere Arten gibt, etwas zu erledigen, und eine davon kann in einer Katastrophe enden, so wird jemand diese Art wählen.

oder kurz: Wenn etwas schiefgehen kann, dann wird es auch schiefgehen.“

(Edward A. Murphy)

„Sag mal…könnte es sein, dass wir uns verlaufen haben?“
 

Energisch schob Tashigi sich die Brille ein Stück hoch, wischte sich die Haarsträhnen aus dem verschwitzten Gesicht und musterte ihren missglückten Verhaftungsversuch.

Seit einer gefühlten Ewigkeit stolperte sie ihm nun schon ungeschickt hinterher und hatte ehrlich gesagt keinen blassen Schimmer, wo sie überhaupt waren. Und langsam aber sicher kam sie zu der Überzeugung, dass ihm das genauso ging.

Entweder das oder er hatte vor, sie mitten im Nirgendwo umzubringen und zu verscharren.

Allerdings würde dass das Problem mit den Handschellen nicht lösen.
 

Er blieb stehen.

"Süße...kannst du nicht - nur für ein paar Minuten - einfach mal deine Klappe halten, damit ich mich wieder konzentrieren kann?! Geht das? Ja?!", blaffte er ungehalten, seufzte dann leise und fuhr sich genervt über die Stirn.

Und er hatte tatsächlich gedacht, gestern wäre schlimm gewesen. Der heutige Tag übertraf den letzten noch um längen.

Er schloss kurz die Augen, öffnete sie dann wieder und schlug siegesgewiss eine andere Richtung ein.

Nur über seine Leiche würde er ihr sagen, dass er tatsächlich keine Ahnung hatte, wo es lang ging. Ganz zu schweigen davon, wie es weitergehen sollte.

Wie so oft hatte er mehr aus Instinkt als auf Verstand gehandelt und hatte nun keinen Plan in Reichweite, der ihm irgendwie weiterhelfen würde.
 

Es blieb ihm nur zu hoffen, dass sich sein Instinkt bewährte und ihn wieder aus der Scheiße ritt. So wie bisher.
 

Sie zuckte kurz zurück als er sie so anblaffte, doch dann verfinsterte sich ihr Blick in ungeahnte Düsternis. "Warum sollte ich die Klappe halten, wenn du mich sonst wo hin ziehst!", giftete sie zurück und blieb störrisch stehen.

Zwar nicht lange, weil er sie gnadenlos weiter zog, aber immerhin.
 

Ihre kleine Rebellion wurde fachgerecht ignoriert, das Brennen ihres Handgelenkes hielt sie davon ab, sich ihm weiter in den Weg zu stellen und ihre Laune sank immer weiter in den Keller, während sie ein leises Knurren ausstieß.
 

Und dann änderten sich die Karten und sie spürte ein Vibrieren in ihrer Jackentasche.

Irritiert blinzelte sie und startete ein paar zwecklose Versuche, sich diese Tatsache zu erklären, doch irgendwann fiel der Groschen und am liebsten hätte sie sich sofort in Grund und Boden geschämt, dass sie nicht sofort dran gedacht hatte. (Doch wahrscheinlich hätte das nur einen Graben hinterlassen, wenn Zorro sie dabei weiter so ins Ungewisse zerrte.)
 

Sie hatte ihr Handy dabei.

Natürlich hatte sie ihr Handy dabei, nur war ihr immer noch schleierhaft, wie sie das hatte vergessen können. Das grenzte ja schon an Unzurechnungsfähigkeit.
 

Kurz lugte sie zu dem Grünhaarigen herüber, der mit stoischer Miene die Umgebung unter die Lupe nahm, schob dann langsam die Hand in die Jackentasche und zog das kleine Mobiltelefon heraus ans Tageslicht.

Das mit dem Anruf annehmen hätte sie jedoch besser sein gelassen.

„TASHIGI! Wo zum Teufel steckst du so lange?! Wir haben den Dreckssack schon wieder verloren und wenn du nicht in fünf Minuten wieder beim Treffpunkt bist, kannst du zusehen, wie du zum Revier kommst!“, keifte laut und deutlich Smokers aufgebrachte Stimme aus dem Hörer.

So laut dass Zorro es unmöglich überhören konnte.
 

Ertappt biss sie sich auf die Unterlippe und wartete auf das Donnerwetter, das sicherlich kommen würde.
 

Der Grünhaarige hielt inne, seufzte leise und fuhr sich vorsichtig über die Stirn.

Wieso. Immer. Er.

Und wieso war sie mit so viel Blödheit geschlagen?

Funkelnd drehte er sich zu ihr herum, nahm ihr das Handy aus der Hand und wandte sich der dröhnenden Stimme zu.

"Sie ist beschäftigt", sagte er ruhig, sah sich dabei um - und warf das Mobiltelefon in die nächste Pfütze.

Seins war schließlich auch so verendet.

"Wie du mir, so ich dir", meinte er leise bevor er den Weg fortsetzte.
 

Tashigi blinzelte perplex, nachdem sie ihr Handy unfreiwillig Fliegen gelernt hatte und mit einer Bruchlandung gluckernd im Wasser versank.

„H…hey!“, protestierte sie dann empört, wurde jedoch ohne weitere Kommentare hinein in ihr Verderben gezerrt.

Sie schluckte sämtliche Beleidigungen herunter und beschränkte sich stattdessen lieber auf mordlüsterne Blicke, die mit ruhiger Gelassenheit genauso ignoriert wurden wie sie selbst.
 

Unnachgiebig und nicht gerade in seiner sanftesten Art und Weise zerrte er sie durch die Straßen hinter sich her. Mit mehr Glück als Verstand kamen sie dann durch eine Gegend, die er nur zu genau kannte, und kaum zehn Minuten später schloss er die Tür zu seiner Wohnung auf.
 

Oder wollte es zumindest.
 

"Nami, lass mich rein", sagte er ziemlich unterkühlt, und pochte mit einer Faust hart gegen die Tür.

"SEKUNDE, DU VOLLIDIOT! ICH TROCKNE MICH GRAD AB!"
 

Der Grünhaarige seufzte schwer, bemitleidete sich in Gedanken kurz selbst und lehnte seine Stirn langsam gegen die kühle Tür.

"Ich hab dir auch was mitgebracht!", rief er schließlich durch die Tür.
 

Stille. Dann eilige Schritte und die Tür ging einen Spalt breit auf. Sofort stellte Zorro den Fuß dazwischen, erkannte dann jedoch, dass Nami wirklich nur ein Handtuch um den Körper trug und ihn abwartend anstarrte.

"Was denn?", fragte sie neugierig und mit unverhohlener Skepsis. Schließlich kannte sie Zorro nun schon lange genug und hielt ihn schlichtweg zu beschränkt, als dass er ihr ein Geschenk hätte machen können, dass ihr wirklich gefällt.

"Eine Freundin", brummte Zorro zurück und zog mit einem kurzen Ruck die verwirrte Tashigi ins Bild.
 

Sie beide wurden Zeugen, wie sich die Augen der Orangehaarigen entsetzt weiteten, bevor ihre Kinnlade in ungeahnte Tiefen klappte und ihr sichtlich die Worte fehlten.

Doch es bestand kein Grund zur Sorge.

„BIST DU EIGENTLICH VOLLENDS ÜBERGESCHNAPPT, LORENOR ZORRO?!! FREUNDIN?!!! DIE IST EINE VON DEN BULLEN!!!“, polterte sie nur wenige Sekunden später drauflos und stampfte den Grünhaarigen damit im übertragenen Sinne in Grund und Boden.
 

Entnervt hielt sich Tashigi mit der freien Hand ein Ohr zu und wünschte sich an einen anderen Ort. An einen Ort mit gutem Wetter, guten Erfolgschancen im Job, mit anderer Gesellschaft und stattdessen mit Menschen, die sie weder brutal durch die Gegend zerrten noch versuchten, ihr Trommelfell mit Hilfe abnormaler Schallwellen zum Platzen zu bringen.
 

"Bravo! Deine Kombinationsgabe ist bemerkenswert", gab Zorro trocken auf das gewohnte Gekeife zurück, schob dann die Tür auf und quetschte sich, sein unfreiwilliges Anhängsel im Schlepptau, an Nami vorbei in seine Wohnung.

Die schien ausnahmsweise einmal sprachlos gemacht, durchbohrte ihn dann jedoch mit ihren berüchtigten Killerblicken und stolzierte hoch erhobenen Hauptes zurück ins Bad, um sich anzuziehen.

Er schüttelte leicht den Kopf, schmunzelte dann, und trottete ins Wohnzimmer. Jetzt musste er sich erst einmal setzen, denn ihm tat jeder Knochen im Leibe weh und eine Besserung schien auch nicht in Sicht zu sein.

Gestern hatte er sich schließlich schon vorgenommen, sich nicht mehr von der Couch zu bewegen (doch dieses Unterfangen war von Nami mit Bravour vereitelt worden), und heute war auch ganz sicher keine Verfolgungsjagd mit Nebenwirkungen eingeplant gewesen.

Oh, wie er Überraschungen verabscheute.
 

Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass Zorro sie bereits vergessen hatte. Oder verdrängt, das war Ansichtssache, denn sie war immer noch der Überzeugung, dass man einen protestierenden Menschen, der an das andere Handgelenk gekettet war, nicht unbedingt vergessen konnte
 

Er zerrte sie einfach mit sich und sie sah sich verwirrt um.
 

Die Wohnung sah jetzt nicht unbedingt reizend aus, doch sie schien zu taugen, jedenfalls für einen jungen Mann, der alleine lebte. (Und das schien ganz eindeutig der Fall zu sein. Jedenfalls redete sie sich erfolgreich ein, dass die Orangehaarige wohl kaum seine Lebensgefährtin sein konnte. Nicht bei dem Umgangston.)
 

Sie sah der Orangehaarigen hinterher und folgte Zorro schweigend, als er ins Wohnzimmer trottete.

"Ähm...", gab sie kleinlaut von sich, nachdem sie sich kurz in dem Chaos umgesehen hatte.

Okay, Ordnung musste dem Kerl wohl noch irgendjemand eintrichtern, und wenn sie die Wahl zwischen „schonend beibringen“ oder „brutal eintrichtern“ gehabt hätte, hätte sie sich für die zweite Option entschieden.

Ohne auch nur den blassesten Schimmer zu haben, was sie sagen sollte, senkte sie schließlich den Kopf und musterte eingeschnappt und nachdenklich ihr Handgelenk, das bereits rot glühte und bei jeder Bewegung protestierend pochte.
 

Er hielt kurz inne, war schon in Begriff sich auf die Couch sinken zu lassen, als er ihrem Blick folgte und das rot geschwollene Handgelenk bemerkte. Kurz wanderte sein Blick weiter zu seinem eigenen, dann noch weiter zu den Schürfwunden an den Armen und Knien - und er seufzte tief.

Das konnte er alles später versorgen.

"Kühlakku ist im Kühl -...ach, verdammt."

Etwas hilflos kratzte er sich am Kopf. Das ganze konnte noch kompliziert werden, hatte er das Gefühl. Wenn er jetzt schon vergaß, an ihre unglückliche Lage zu denken, dann würde das Beisammensein sicher sehr erheiternd werden. (Oder aber sehr frustrierend.)

Er zuckte leicht mit den Schultern und trottete dann, die Polizistin im Schlepptau, in Richtung Küche. Ein Unmensch war er schließlich, trotz einiger Qualifikationen, nicht, und nach seinem ersten, misslungenen Versuch, das auch zu zeigen, galt es jetzt, sein Image wieder ein wenig aufzufrischen.

Und sei es nur mit einem verdammten Kühlakku.
 

Mit stetig wachsender Verzweiflung folgte sie dem Grünhaarigen in eine Küche, die wohl eher als baufällig galt und einen Charme versprühte, der dem eines stinkenden Insekts ziemlich nahe kam. Aber was hatte sie denn auch groß erwartet?

Seufzend stemmte sie eine Hand in die Hüfte und richtete ihren Blick stur ganz weit weg von ihm – wenn er sie schon verschleppte, dann musste er auch mit den Konsequenzen klar kommen. Wobei sie sich nicht sicher war, ob ihm ihr Schweigen wohl eher auf den Geist gehen oder beflügeln würde.
 

Aber im Grunde war das auch egal, denn eigentlich ging es hier um sie und ihre Fähigkeit, sich immer tiefer in die Scheiße zu reiten, wenn andere schon längst aufgegeben hätten.

Frustriert und mit einer gehörigen Portion Verzweiflung und Selbstmitleid fuhr sie sich bei diesem Gedanken doch durch das Haar und wünschte den grünhaarigen Kerl zum Teufel.

Gestern war er ihr schon so blöd gekommen, was hatte sie da eigentlich großartig anderes erwartet?!

Kein Kühlakku der Welt konnte das wieder gut machen.
 

Während Zorro sich - eine Hand nach hinten gestreckt um nicht gemeinsam mit der Kleinen gegen den nächst besten Schrank zu poltern - durch den Kühlschrank wühlte, auf der verzweifelten Suche nach einem Kühlakku, schossen ihm tausende von Gedanken durch den Kopf.

Angefangen damit, wohin sich dieser beschissene Kühlumschlag denn nun verdünnisiert hatte (er war sich nämlich hundertprozentig sicher, dass er einen im Haus hatte) über Selbstvorwürfe, Mordgedanken und die Frage, was zum Teufel ihn da eigentlich nun wieder geritten hatte.

Nachgedacht hatte er jedenfalls nicht, aber zu der glorreichen Erkenntnis war er auch schon eine ganze Weile vorher schon gekommen, und jetzt blieb ihm eigentlich nichts anderes übrig, als die Sache halbwegs wieder grade zu biegen und den freundlichen Gastgeber von nebenan zu spielen, um die Sache nicht noch schlimmer zu machen.

Wobei, wie zum Geier sollte er sie denn noch schlimmer machen?!
 

Die letzten zwei Tage konnte er getrost unter der Sparte „Schlechte Zeiten“ verbuchen.

Zwar schafften sie es nicht unter die Top 5, denn da hatte er ganz eindeutig schon kompliziertere Situationen gemeistert, aber je nachdem wie sich die Sache hier weiterentwickelte, konnte es das ja noch werden.

Bloß nicht die Hoffnung – oder in diesem Falle: den Galgenhumor und den Überblick – verlieren.
 

Seufzend richtete er sich schließlich auf und zuckte entschuldigend mit den Schultern. "Sorry, find ich nich. Brauchst du irgendwas?"
 

Verblüfft wandte sie ihren Blick von der zerschlissenen Tapete ab und zog skeptisch eine Augenbraue in die Höhe. Auch wenn sie noch nicht recht wusste, was sie von seinem Getue halten sollte, schüttelte sie auf seine Frage vorerst den Kopf.

Was sie brauchte, würde er ihr wohl kaum geben.
 

„Nein, ich brauche nichts, aber…“, begann sie schließlich doch, brach jedoch hastig ab.

Diese Gedanken waren tabu. Die Handschellen ketteten sie immer noch fest zusammen und obwohl das wohl so einige unangenehme Situationen zu Tage befördern würde, drängte sie diese doch lieber bei Seite.
 

Ihr Plan war immer noch, nicht allzu lange hier zu bleiben. Nur wie und wann ihr die Flucht gelingen konnte, das war ihr noch nicht ganz klar. Aber dafür würde sich schon eine Möglichkeit finden. Vielleicht würde ihr diese Orangehaarige ja irgendwie helfen können…?

Obwohl…eher nicht. Sie schien ja eine Freundin von Zorro zu sein, und solange der sich so verhielt, als wäre sie eine gute alte Freundin zu Gast, würde die Furie sicher kein Mitleid mit ihr bekommen und ihr helfen. Hoffnungsschimmer ade.
 

Nach einigen Sekunden intensiven Grübelns und realistischem Einschätzen der momentan recht aussichtslosen Lage fasste sie sich wieder und beschloss, die Tatsachen einmal offen zulegen und ihr Problem zu erläutern. „Was ist eigentlich, wenn einer von uns…na ja…auf die Toilette muss?“, brachte sie schließlich mühsam heraus und spürte, wie das Blut in ihre Wangen schoss, während sie hastig bei Seite sah.

Allein dafür, dass sie diese Frage überhaupt stellen musste, hatte er einige Jahre Haft verdient.
 

Einen Moment lang hatte sie den sonst so schlagfertigen Lorenor Zorro sprachlos gemacht.

Er blickte sie verblüfft an, zog dann nachdenklich eine Augenbraue in die Höhe und schluckte leicht. Das durfte doch jetzt nicht wahr sein.

Er hatte ja bereits geahnt, dass es unangenehm werden würde, aber an elementare Dinge wie Toilette, Duschen oder andere, bei denen man lieber seine Privatsphäre hielt, daran hatte er keinen Gedanken verschwendet.
 

Bis jetzt.
 

"Ähm...", setzte er an, kratzte sich dann erneut am Hinterkopf und lehnte sich mit dem Rücken gegen die nun geschlossene Kühlschranktür. Dann legte der Grünhaarige den Kopf leicht schief, noch immer, ohne eine Antwort zu wissen. So weit, so schlecht.
 

Schließlich war es durchaus realistisch, dass es früher oder später zu einer solchen Situation kommen könnte, da hatte sie schon recht.

Aber was er da großartig dran ändern sollte, wusste er momentan auch nicht.
 

Langsam, beinahe vorsichtig, blickte sie wieder zu dem Grünhaarigen, legte den Kopf fragend leicht schief und setzte erneut zum Sprechen an.

Dann erinnerte sie sich wieder daran, was beim letzten Mal dabei herausgekommen war und bevor sie weitere Peinlichkeiten von sich geben konnte klappte sie den Mund lieber schnell wieder zu.

So weit kam es noch, dass sie sich vor einem Verbrecher die Blöße gab!
 

Hätte sie die Schlüssel noch, dann wäre das Ganze ja kein Problem gewesen.

Einmal reinstecken und sie beide von den elenden Dingern befreien (oder den Grünhaarigen an seinen scheiß Kühlschrank ketten) war schließlich keine große Herausforderung.

Einziges Problem an der Sache waren die Schlüssel an sich.

Die hatte sie nämlich praktischerweise vor einigen Tagen verlegt und wo genau sie ihn jetzt eigentlich hatte, ließ sich nicht mehr so genau sagen.

Über den Stapel von Arbeit, den sie zu bewältigen hatte, hatte sie einfach noch keine Zeit gefunden, um ausgiebig nach ihm zu suchen, und allein dafür hätte sie sich am liebsten schon einen kräftigen Tritt in den Hintern verpasst.

Wenn sie ganz lieb fragen würde, würde Zorro das sicherlich für sie übernehmen.
 

Schließlich schob sie die unangenehmen Gedanken jedoch bei Seite, unterdrückte gekonnt den Drang, lautstark loszufluchen und setzte ein liebreizendes Lächeln auf.

„Wenn wir zum Revier gehen, sind wir die Handschellen bestimmt ganz schnell los“, schlug sie diplomatisch vor.
 

Zorro war, gelinde gesagt, not amused.

Entweder, die Frau hielt ihn für total beschränkt und so dämlich, dass er auf ihren Vorschlag tatsächlich einlassen würde, oder aber sie meinte es tot ernst und legte es darauf an, den Nobelpreis für abstrakt hohe Naivität zu erhalten.
 

Mal ganz im Ernst – mit zum Revier kommen? Um sich dann direkt einbuchten zu lassen oder was? Er glaubte kaum, dass es sich mit einem einfachen „Sorry, tut mir Leid“ in dem Fall erledigt hatte, und sie konnte wohl kaum glauben, dass…ach, eigentlich auch egal, der Tussi traute er irgendwie alles und nichts gleichzeitig zu, und das war nicht unbedingt als Kompliment gemeint.

Danke, aber nein danke, auf einen gratis Besuch im Staatsgefängnis verzichtete er doch lieber, ganz egal, ob sie einen noch so guten Ruf vorzuweisen hatten.

„Vergiss es, Missy“, informierte er sie daher sachlich und schob störrisch eine Hand in die Hosentasche.
 

Ihr falsches Lächeln verblasste augenblicklich.

Aber es hätte ja funktionieren können…

Und diese elenden Kosenamen konnte er sich, wenn es nach ihr ging, dahin stecken, wo kein Licht drankam!

„Hör auf mich so zu nennen, Macho!“, pflaumte sie daher beleidigt zurück und funkelte ihn unter der Brille hinweg angriffslustig an.

Viel Schlimmer konnte es wahrscheinlich ohnehin nicht mehr kommen.
 

"Was denn, Vierauge, hast du keine anderen Probleme, über die du dich aufregen kannst?", gab er betont gelangweilt zurück, stieß sich von dem Kühlschrank ab und kramte ein halbwegs sauberes Glas aus den Untiefen einer Schublade hervor, die auch schon mal bessere Tage gesehen hatte.

Dann drehte er den Wasserhahn auf und machte Anstalten, das Glas zu befüllen, was sich als leicht problematisch erwies, denn anscheinend war sein Anhängsel so angepisst, dass es nicht mehr mitspielen wollte.

Ohne ein bisschen Ziehen und Zerren ging es nicht, aber was tat man nicht alles für etwas zu trinken. Außerdem war das ja nicht sein Problem.
 

Wütend ballte sie eine Hand unbemerkt zur Faust und spürte, wie ein leichtes Zittern durch ihren Körper lief.

Hatte der Kerl sie eigentlich noch alle?! War das alles etwa ihre Schuld?!

Sie hatte immerhin nicht mit dem ganzen Mist angefangen!

Okay, der Unfall gestern war vielleicht ihre Schuld gewesen und da hatte sie ja noch halbwegs verstehen können, dass er so angepisst war. Aber sie hatte nicht gegen das Gesetz verstoßen, sie hatte nicht beschlossen zu flüchten und sie hatte ganz sicher niemanden gegen seinen Willen entführt!!

Er hätte sich ja einfach ergeben können, dann wären sie erst gar nicht in dieser misslichen Lage gelandet und sie säße jetzt zu Hause und würde einen gemütlichen Abend mit Essen vom Lieferanten genießen, anstatt in einer halb vermoderten Wohnung mit einem Kriminellen eingepfercht zu sein.
 

Der Kerl brachte sie über kurz oder lang zur Weißglut, und das sollte bei ihr etwas heißen.

Schließlich war sie es gewohnt, die Klappe zu halten und eigentlich eher ein ruhiger Mensch, der nicht so schnell an die Decke ging.

Aber bei diesem Kerl ließ sie alle Vorsicht fallen und am liebsten hätte sie ihm eine gescheuert. Da das jedoch denkbar unklug in ihrer Position gewesen wäre, beschränkte sie sich darauf, einmal kräftig an den Handschellen zu zerren, als er sein Wasserglas befüllte, sodass ihm das Glas aus den Fingern rutschte und mit einem lauten Krachen zu Boden ging.
 

Das kühle Nass spritzte ihre Beine hoch, die Scherben segelten in alle möglichen und unmöglichen Richtungen.

Für einen kurzen Moment wurde ihr viel wohler und sie fühlte sich richtig erleichtert, ihrer Wut und Frustration endlich einmal Luft gemacht zu haben.

„Idiot“, betitelte sie den Grünhaarigen überflüssiger Weise noch einmal Selbstzufrieden.
 

Eine Vene auf seiner Stirn pochte gefährlich.

Die hatte ja Nerven. Er zwar auch, aber seine waren irgendwann auch mal überstrapaziert und nach dem erfolgreichen gestrigen Tag und der wundervollen Hetzjagd heute Mittag war er ohnehin nicht in seiner besten Stimmung, ganz abgesehen davon, dass sie ihm langsam aber sicher auf den Zeiger ging.

Er sagte nichts, was an und für sich schon ein schlechtes Zeichen war. Wenn er so sauer war, dass er nicht einmal mehr ausflippte, war das ein todsicheres Signal dafür, dass er kurz davor war, ihr an die Gurgel zu springen.
 

Beinahe war sie enttäuscht, dass von seiner Seite aus nichts kam.

Mit kühler Herablassung funkelte sie ihn ein letztes Mal an, stieß ein ebenso aussagekräftiges wie trotziges "Pff!" aus und sah beleidigt bei Seite.

Immerhin setzte er alles daran, ihr diesen Tag zur Hölle zu machen, da sollte er ruhig mal die Konsequenzen zu spüren kriegen. Oder war es jetzt auch schon verboten, sich zur Wehr zu setzen?
 

Nach Angst oder einem schlechten Gewissen suchte er bei ihr vergeblich. Schließlich war es immer noch alles seine Schuld, und solange sie darauf pochen konnte, war ihr seine scheiß Laune auch ziemlich egal. So leicht würde sie sich schon nicht unterkriegen lassen.
 

Gedanklich zählte er von zehn an abwärts, dann wandte er ihr mit einem Ruck den rücken zu - was leichter gesagt als getan war - und griff nach dem nächst besten Handtuch, bevor er in die Knie ging um die Scherben aufzusammeln.
 

Ein rasender Schmerz ließ ihn Sternchen sehen, ein leises Knirschen in seiner Rippengegend zeugte ebenfalls davon, dass diese Aktion nicht gerade die beste Idee gewesen war, und ein Aufkeuchen konnte er nur schwer unterdrücken.

Einen kurzen Moment verschwamm die Gegend, und reflexartig hielt er sich an dem fest, was er ihm als erstes in die Finger kam, um sein Gleichgewicht zu halten.
 

Dass das Tashigis Bein war, merkte er zunächst nicht.
 

Als er sich schließlich herunterbeugte um ihr kleines Attentat zu beseitigen, musste sie wohl oder übel mitziehen und ebenfalls in die Knie gehen. Eine andere Wahl hatte sie so oder so nicht.
 

Das leise Knirschen nahm sie kaum wahr, doch allein sein hektischer Griff um ihre Hose ließ sie vermuten, dass nichts Gutes im Anmarsch war. Sein plötzlich kalkweißes Gesicht und sein fester Biss auf die Unterlippe bestätigte sie in ihrer Vermutung noch, und langsam aber sicher machte sich ein flaues Gefühl in ihrer Magengegend breit und der erste Impuls, ihn darauf hinzuweisen, dass sie keinerlei Streicheleinheiten benötigte, verpuffte ins Nichts.
 

Stattdessen hielt sie still, als wäre sie zur Salzsäure erstarrt, und ihr Blick huschte auf der Suche nach Hilfe durch die kleine Küche. Aber von der Orangehaarigen war nicht die Spur zu finden (wahrscheinlich war sie immer noch im Bad) und irgendwie hatte sie den leisen Verdacht, dass die es auch nur noch schlimmer machen würde.
 

Schließlich fasste sie sich wieder, erwachte aus ihrer Schockstarre und fasste den Grünhaarigen kurzerhand an der Schulter und hievte ihn, ohne Rücksicht auf Verluste und mehr schlecht als recht, in die Höhe, legte sich seinen Arm provisorisch und so weit es eben ging um die Schulter und diente ihm als hilfreiche Stütze auf dem Weg zurück ins Wohnzimmer und rauf auf die Couch.
 

Gezwungener Maßen ließ sie sich nach getaner Arbeit neben ihm sinken, legte die Hände in den Schoß und blickte sich peinlich berührt im Raum um, ohne das Chaos wirklich zu sehen.

Dann stieß sie ein frustriertes Schnauben aus. Von wegen nur ein Kratzer.

Das hatte sie ja direkt geahnt, aber nein, der Herr war ja gestern einfach weiter seiner Wege gezogen, anstatt ins Krankenhaus zu gehen.
 

Er bekam gar nicht wirklich mit, wie die Polizistin ihn in die Höhe riss und durch die halbe Wohnung schleppte. Wirklich hilfreich war er bei dem Unterfangen jedenfalls nicht; er hielt sich so gut es eben ging an ihrer Schulter fest, während seine Rippen wie ein Trommelwirbel gegen seinen Brustkorb hämmerten, und taumelte ihr besinnungslos nach.

Und plötzlich war da herrlich weicher Untergrund,, nachdem er sich schon letzte Nacht so gesehnt hatte - den Nami ihm jedoch verwehrt hatte.
 

Vorsichtig tastete er sich mit einer Hand zu der schmerzenden Seite, ließ sie jedoch auf halbem Weg und mit immer noch geschlossenen Augen wieder sinken und gab es auf.

Er würde sich jetzt erst einmal ausruhen - das hätte er direkt machen sollen.
 

Ein leises Seufzen unterdrückend ließ er sich in die Kissen zurücksinken und legte den Kopf zurück. Da war anscheinend doch noch mehr im Argen, als er gedacht hatte, und gerade in dieser Situation war das mehr als…ärgerlich.

"Danke...", stieß er schließlich noch erschöpft aus, während die Schmerzen sich allmählich wieder beruhigten und in den Bereich des gerade so erträglichen zurückzogen.
 

Schweigend saß sie neben ihm, gab nur ein leises "Mhm" als Kenntnisnahme von sich und starrte abwesend in eine Ecke, auf der sich Kleidungsstücke türmten wie ein modernes Kunstwerk.

Dank brauchte sie dafür wirklich nicht, denn wenn er umkippen würde, dann würde sie mit auf den Boden knallen, müsste dort sitzen bleiben und auf weitere Hilfe von außerhalb warten, denn ohnmächtig war er ihr ganz eindeutig zu schwer.

Jetzt, wo er noch so halbwegs bei Bewusstsein gewesen war, hatte das ja gerade so hingehauen.

Und wenn sie irgendwann diese vermaledeiten Handschellen los war, dann konnte er von ihr aus auch verrecken oder zusammenklappen so viel er wollte.
 

Jedenfalls redete sie sich das erfolgreich ein.
 

Ein lautloser Seufzer verließ ihre Lippen und sie blickte kurz zu dem Grünhaarigen herüber, wandte diesen aber sofort wieder ab und blieb einfach stumm sitzen.
 

Die Augen halb geschlossen atmete er tief durch und versuchte die Welt dazu zu bringen, endlich wieder still zu stehen. Wäre immerhin ja schon einmal ein Anfang.
 

Er schmunzelte schwach, als er ihren knappen Blick bemerkte, verkniff sich jedoch ausnahmsweise jeglichen Kommentar dazu.

Sie hatte ihm schließlich ihre Meinung über sein Verhalten äußerst klar gemacht, ihn damit zur Weißglut getrieben, ein Glas zerdeppert und ihn außer Gefecht gesetzt.

Nicht schlecht. Jedenfalls für eine Frau.
 

Langsam fuhr er sich mit der freien Hand durch das grüne Haar und versuchte, seine Gedanken wieder in klarere Gefilde zu lenken, als er die Badezimmertür aus geringer Ferne zuschlagen hören konnte und unverkennbare Schritte über das Parkett klackten. "Zorro, ich bin dann mal we--- Was ist denn jetzt schon wieder?!"
 

Träge öffnete er die Augen, blickte kurz zu Nami und dann zu Tashigi, die von seiner besten Freundin immer noch gemustert wurde als wäre sie ein giftiges, ultraseltenes Reptil. War ja auch nah dran, jedenfalls was das giftig betraf.

"Schon okay, Kleine. Mein Fehler."
 

Ein skeptischer, funkelnder Blick, dann hob die Orangehaarige drohend den Zeigefinger und wedelte mit ihm durch die Luft.

Was das sollte, hatte er noch nie verstanden, aber sämtliche Menschen, denen er in seinem Leben bisher begegnet war, machten gerne diese Geste, wenn sie drohen wollten. Dass das seinen Zweck meist nicht erfüllte, ignorierten sie und bekamen es nicht mit. Er fand er peinlich, aber auch amüsant für Außenstehende.
 

Er dachte gerne darüber nach, den Finger einfach mal abzuschneiden.

Unterließ er aber doch lieber. Das würde zu viele Blutflecken geben.
 

"Nenn mich nicht so!"
 

WUMMS.

Nein, nicht die Tür. Der Schuh, der gegen seinen Kopf flog.

WUMMS.

Das war die Tür.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  jyorie
2015-03-10T13:49:16+00:00 10.03.2015 14:49
Hey (^_−)☆

*lacht* wie könnte es sonst für Zoro sein, als das er sich verläuft. *ggg* ein wunder das er dennoch immer wieder nach hause findet ^^*

Oh man und dann noch Tasiki als Geschenkte Freundin für Nami – (was hat Nami gegen Polizisten?)

Die streitereien zwischen den drei waren lustig und ich kann es verstehen, wenn die Mädels irgendwann eingeschnappt sind.

Nur am Ende das hab ich nicht ganz verstanden, was da bei Zoro am Rücken geknackst hat, ich hatte erst gedacht, das Tashiki ihm eine übergezogen hätte, aber die war ja genauso überrascht, das er in die Knie geht und fast ohnmächtig wird.

Und Nami hat das dann wohl auch recht missinterpretiert, das Tasiki und Zoro da auf dem Sofa sind, bzw. sie ihn dort hin bringt, wenn man an die fliegenden Schuhe denkt.

CuCu Jyorie

Von:  Tsumikara
2009-11-05T16:00:28+00:00 05.11.2009 17:00
voll geil^^ armer zorro das auch immer nur ihm so ein pech passiert..... und das tashigi immer so tollpatschig ist find ich auch witzig^^ ich frag mich was denen noch so passieren wird und ob sie überhaupt noch mal befreit werden schreib bitte schnell weiter

Lg Alwena
Von:  Yinchan
2009-08-23T11:17:14+00:00 23.08.2009 13:17
*am boden kullert*
wie kommen wir nur auf soviel scheiße xDDD?!
und das war echt nur der anfang *rumkullert vor lachen*
namis aktion mit dem schuh ist trotzdem toll :3 ehehehehe~
*weiter rumkullert*
Von:  genek
2009-07-21T17:08:26+00:00 21.07.2009 19:08
Wieso. Immer. Er.

Armer Zorro *pat* Von einer sadistischen Autorin dermaßen mishandelt zu werden...
Spaß, und Entschuldigung dafür das ich das Update (wieder mal) verpennt habe - noch dazu ist das Kapitel klasse. Und lang! Der Humor ist super getroffen und überhaupt. Bin gespannt was da noch auf uns zu kommt.
lg genek.

während seine Rippen wie ein Trommelwirbel gegen seinen Brustkorb hämmerten,
-> nur das hat mich verwirrt (Rippen = Brustkorb = HÄH? :D)


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