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Assoziatives Schreiben

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Sonderaktion: Die Hexe vom See

Es gibt einen See. Tief im württembergischen Land. Wo einst Herzog Ludwig herrschte. Überall stehen auch heute noch diese filigranen barocken Gebäude. Einige protzig und überladen, andere fein und von herrlicher Verzierung. Inmitten dieser ludwigsburgerischen Schönheit gibt es einen See. Einst angelegt von dem Herzog um dort seine Ferien zu verbringen. Umringt von uralten hohen Bäumen und geziert mit einem kleinen Lustschloss. Inmitten dieses Sees gibt es eine Insel. Auf dieser steht eine Kapelle. Vom Ufer sieht man manchmal die Glocke, die dort hängt. Betreten darf keiner diese Insel. Angeblich sei sie Naturschutzgebiet. Doch ich weiß es besser. Ja, ich weiß, was sich dort versteckt hält. Hi hi…

Es war einmal vor vielen Jahrhunderten im Herzogtum von Carl Eugen eine Hexe.

„Crunsch, Crunsch… schmeckt das gut“, sie zog gierig die Haut vom leblosen Körper, „lecker.“

Die Hexe zog nachts durch die Dörfer und stahl kleine Kinder, um ihre Haut abzuschälen und diese zu essen.

„Schlürf, schluck… das zergeht auf der Zunge wie Seide.“

Sie war gefürchtet und gejagt, doch keiner erwischte sie. Wenn die Sonne sank, verriegelten die Eltern Fenster und Türen. Schlugen Bretter an den Kamin. Doch die listige Hexe fand immer ein ungeschütztes Haus. Besonders die Kinder der adligen schmeckten gut. Die Haut war zart und nicht mit Hornhaut überzogen.

„Oh, schon alle. Hab‘ aber noch Hunger.“

Wenn sie gegessen hatte, legte sie den Kadaver des Kindes zurück ins Bettchen. Dort fanden die Eltern am nächsten Morgen die Leiche. Die Haut abgezogen, die Haare abgescherrt und die Augen ausgedrückt.

„Augen sind saftig.“

Eines Nachts kam sie so auch in die Stadt Ludwigsburg. Leise tapste sie durch die Straßen, bewunderte die Bauten der Reichen. Schließlich sah sie auch ein offenes Fensterchen. Besorgte sich eine Kiste und kletterte in das Fenster. Drinnen sah sie nur ein altes Großmütterchen liegen. Mit gerümpfter Nase verließ sie das Kämmerchen. Weiter auf der Suche nach leckerer Kinderhaut. Bald schon nahm ihre empfindliche Nase auch den Geruch eines Kindes auf. Er kam aus dem hintersten Zimmer des Flures. Freudig gurrte die Hexe leise und schlich sich leise zu dieser Tür. Dieser herrlich süße Duft zarter Kinderhaut ließ ihr das Wasser im Mund zusammen laufen. Leise knarrte die Tür beim Öffnen. Im Kinderbettchen erblickte sie das junge Mädchen. Die Brust hob und senkte sich regelmäßig. Langes blondes Haar umrahmte das rosa Gesicht. Andächtig näherte sich die Hexe dem Bett und schob langsam das störende Haar beiseite. Die Haare hielten nur den süßen Duft zurück. Jetzt musste es schnell gehen. Sie zog aus ihrer Schürze ein Fläschen, indem eine blaue Flüssigkeit vor sich hin schwabbelte. Noch einmal bog sie sich vor und zog den Geruch des Mädchens ein. Doch halt! Irgendetwas stimmte hier nicht. Dies hier war kein süßer Frühlingsduft. Nein, der Körpergeruch dieses Mädchen war herb und würzig. Kräftig und beißend. Hier lag kein Mädchen! Die Hexe erkannte zu spät die Falle des Herzogs. Der Junge öffnete die Augen und schnellte vor. Die spitze Klinge traf die Hexe in die Brust. Erschrocken trat sie ein paar Schritte zurück. Sodann ging alles schnell.

„Sie stirbt nicht!“, schrie der Bengel, der nun aufsprang und das Licht anzündete. Sein wallendes Haar flog zu Boden und die hässlichen braunen Haare kamen zum Vorschein. Im Licht erkannte die Hexe, woher der süße Duft kam, der das ganze Haus erfüllte. Überall standen Parfümflaschen offen herum und lockten mit ihrem süßen Inhalt. Die Soldaten umzingelten sie. Stachen ihr immer wieder in den Körper und fesselten sie. Der Herzog trat hervor. Auch er duftete wie ein junges Mädchen. So wie der ganze Rest der Schaar.

„Herr! Sie ist nicht tot zu kriegen.“

„Dann müssen wir sie wegschließen. Bringt sie nach Eglosheim.“

Auf der Insel in Mitten des Sees wurde extra eine kleine Kapelle errichtet. Dort brachte man die Kinderfresserin hin. Mit brennenden Fackeln wurde die Hexe dort inmitten der Nacht an die Wand gekettet. Direkte vor ihrem Kopf befand sich die Glocke, welche fünfmal am Tag zum Gebet läutete. Über die Jahre hinweg, wurde die Hexe angeblich wahnsinnig von ihrem Klang. Andere sagen, man höre des Nachts wie die Glocke läutete. Mit dem Kopf schlug die Hexe gegen sie, damit sie endlich wieder ohnmächtig werden würde, denn schlafen konnte sie nicht. Das war der Fluch, den ihr die Priester des Herzogs ausgesprochen hatten.

Was die Priester und auch die Bewohner Eglosheims nicht wussten, war, dass die Arme der Hexe vor lauter Hunger anfingen zu wachsen. Und sie wuchsen durch die Lücken hinaus unter die Wurzeln der Bäume hinein in den See. Dort in der Tiefe harrten sie still aus. Waren manchmal gar schon von allerhand Getier zerfressen, bis wieder im Sommer die Kinder kamen und mit den Ruderbooten auf dem See herumfuhren.

Niemals darfst du dein Kind mit dem Boot dort fahren lassen, denn dann schnellen die Hände der Hexe aus dem Wasser und ziehen das arme Kind in die Tiefe. Dort bleibt es bis es Mitternacht ist und die Hexe es zu sich in den Turm ziehen kann. So hörst du sie wieder:

„Crunsch, Crunsch… schmeckt das gut.“

„Schlürf, schluck… das zergeht auf der Zunge wie Seide.“

„Oh, schon alle. Hab‘ aber noch Hunger.“

Freudig lacht sie dann in die Nacht. Hi hi…



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  DKelli
2011-05-05T15:05:45+00:00 05.05.2011 17:05
Hallo Naudhiz,

am Anfang wusste ich nicht wirklich, ob du deine Geschichte nicht parodistisch verfasst hast ('ludwigsburgerisch'? *lach*)... Sehr nett der humorvolle Schreibstil verknüpft mit einer gruseligen Sage.
Nachdem der richtige Plot dann wie ein Märchen anfing, war ich verwundert, dass es mehr oder minder schon direkt zum Höhepunkt kam - wer hätte auch ahnen könne, dass das eine Falle ist, schließlich steht normalerweise in Märchen so etwas wie: "Und sie litten unter der Hexe; viele tapfere Krieger haben versucht sie zu fangen, doch sie schien unbesiegbar."
Ich will damit nicht sagen, dass das fehlt, ich finde es sehr spannend so wie du es geschrieben hast^^ Das nimmt der Story das Märchenhafte und macht es realer.
Bis auf das mit den Armen. *lach*
Aber kreative Ideen sind immer Willkommen in Horrorgeschichten~(unexpected plotchange :o)

So im Nachhinein bin ich mir nicht sicher, ob es nun ein (Horror)Märchen sein soll oder einfach nur eine Horrorgeschichte. Bitte um Erleuchtung.^^
Mir hat es sehr gut gefallen - nur weshalb kann man die Hexe nicht töten? o.O

Mach weiter so!
Liebe Grüße,
D'Kelli

P.s.: Nur ein kleiner Rechtschreibfehler: >>Direkte vor ihrem Kopf befand sich die Glocke,<< Ich glaube, den siehst du selbst :)
Von:  Bombadil
2009-04-27T08:11:38+00:00 27.04.2009 10:11
Mh, ein Kommentar fällt mir hier schwer, ganz einfach weil ich die Geschichte GROSSARTIG finde!

Hat ein bisschen den Stil einer Sage (ich liebe Märchen und Sagen - bin also schon vorbelastet), der auch gut beibehalten wurde. Außerdem fand ich den Stil echt witzig. Ja, die makabren Sprüche der Hexe haben mich echt zum Lachen gebracht. Und was mir noch aufgefallen ist: "Inmitten dieser ludwigsburgerischen Schönheit..." LUDWIGSBURGERISCH! Wie brilliant is das denn? Is dir das so eingefallen oder gibts das Adjektiv wirklich?

Mh, jetzt noch Kritik... Mhh... bleiben eben einige Sachen offen... warum ist sie nicht tot zu kriegen? Woher kommt sie? Motive? Aber eigentlich kann man das nicht als Kritik sehen, da sonst ja der ganze Sagenstil zerstört wäre. Also vergessen wir das.

Fazit: Super Geschichte, an der selbst ich nichts zu meckern finde.


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