Outbreak
„Ich hasse Zwangsjacken.“
Die Worte hallten leicht von den grauen Wänden wieder. Es war nicht unbedingt verwunderlich, dass jemand wie das personifizierte Böse seine Schranken, in die er verwiesen wurde, hasste. Es war nicht unbedingt verwunderlich, dass er sich darüber beschwerte, und es war auch nicht verwunderlich, dass er dabei völlig ruhig blieb.
Die zwei Lieutenants die ihm unter der Aufsicht des Commissioners die Handschellen entfernt hatten, waren so nervös, dass ihre Stimmen krächzten. Immer wieder rutschte ihnen einer der Gurte aus ihren Fingerchen, und die metallenen Schnallen schabten mit hässlichen Geräuschen über den gemauerten Boden. „ Ich. hasse. Zwangsjacken“, wiederholte er und leckte sich über die Lippen. Es war eine unbewusste Bewegung, fast automatisch und lief wie ein Reflex ab. Was sie mit ihm anstellen würden, wusste er nicht. Aber Schmerz, was war das schon? War es etwas Greifbares, etwas von Belang?
Nein. Nicht für den Joker.
Genervt seufzend lockerte er die Schultern, und wartete darauf, dass irgendetwas passierte. Ihm war langweilig geworden, und er hatte diese unangenehm penetranten Polizisten satt, die jedes Mal meinten, einen riesigen Aufstand zu machen, wenn er nur die Augen drehte.
Sie waren eben wie alle anderen Menschen. Kleine, dumme Tierchen, die herumkrabbelten und ihren alltäglichen Arbeiten nachgingen, stets darum bemüht, einem kaputten System durch kaputte Arbeit mehr Geld zuzupumpen, um das wackelige Gebilde aus Recht und Ordnung am Leben zu erhalten.
Den Joker interessierten diese Umstände so sehr, wie die Flöhe im Fell eines totgefahrenen Straßenköters, der irgendwo in einer Gosse Gotahms lag. Früher oder später würden alle diese kleinen Menschen einsehen müssen, dass das, woran sie sich so eifrig klammerten und mit all ihrer Macht vor dem totalen Zerfall zu wahren versuchten, nicht von Belang war, genau so wenig wie ihr eigenes Leben - denn es interessierte bis auf engste Freunde, Bekannte, Verwandte niemanden, ob sie einen Unfall überlebten oder nicht.
Die braungrünen Augen des Jokers richteten sich auf sein Gegenüber, welches in den letzten fünf Minuten die Zelle betreten hatte. Die traurige Wahrheit, die er dabei hatte feststellen müssen, war die Tatsache, dass es sich dabei um eine Frau handelte.
Sie war schlank, und hatte gelocktes, trotz dem kalten Licht der Neonröhren golden schimmerndes Haar. Ihre Augen waren blauer als alles, was er jemals gesehen hatte, und die Haut blass und glatt.
Sie lächelte ein etwas überhebliches, siegessicheres Lächeln, und verschränkte die Arme vor der weißen Bluse, hatte sich lässig zurückgelehnt. „Sie sind also der Joker“, sagte sie mit einer glockenhellen Stimme, und musterte ihn.
In der Tat waren dem Verbrecher ihr Aussehen und selbst ihre gesamte Person derartig egal, dass er es vorzog, nicht zu antworten, und sich lieber in der Zelle umsah. Überwachungskameras, ein Tonbandgerät... typische Vorraussetzungen für ein Verhör. Sein absolutes Desinteresse an ihr schien sie zu ärgern, wie er aus den Augenwinkeln feststellte, und zufrieden darüber, dass er nicht reagierte, wie sie es wollte, klopfte er mit seinem Fuß in irgendeinem Takt auf den Boden.
„Lindsay. Lindsay Abigail Millers“, gab sie von sich, wohl in der Hoffnung irgendwann eine Antwort zu erhalten. „Vielleicht sollten Sie sich überlegen, mit mir zu sprechen, ich bin verspreche Ihnen, dass es nicht zu ihrem Schaden sein wird.“
„Mögen Sie Tomaten, Lindsaylindsay Abigail Millers?“
Die mit schwarz umrandeten Augen hatten sich auf sie gerichtet, und starrten sie unentwegt an. Ihre Haare, ihre Bewegungen, ihre ganze Art drückte diese Weiblichkeit aus, dieses verletzliche, dass ihr wohl jeden Mann zu Füßen legte, der in ihrer Gegenwart von dem aufdringlichen Parfüm eingenebelt wurde.
„Tomaten?“ Sie schien froh, etwas gefunden zu haben, über das sie mit ihm sprechen konnte um näher an ihn heran zu kommen. „Ja. Und Sie?“
„Nein. Nur die Gelben.“
„Gelbe Tomaten?“
„Natürlich.“ Er grinste sein schräges Grinsen, bleckte hässliche, gelbe Zähne. „Kennt man die nich in den Kreisen, in denen jemand wie Sie verkehrt?“
„Ich fürchte, da muss ich Sie enttäuschen.“
„Macht nichts, das haben Sie schon, als Sie die Zelle betreten haben.“
Es dauerte, bis sie begriff, dass er sich über sie lustig machte und weder Interesse an ihr, noch an ihrem Aussehen zeigte. „Mr. Joker. Ich kenne viele Leute, die genau das gleiche Problem haben wie Sie, und ich kenne Wege und Mittel, die Flausen, die sich so hartnäckig in Ihrem Verstand eingenistet haben, wenn es sein muss einzeln herauszureißen. Ich drohe Ihnen nicht, ich will damit nur klarstellen, dass Sie in der Zwangsjacke stecken, und nicht ich. Zeigen Sie den Willen, uns zu helfen, und wir sehen von härteren Maßnahmen ab.“
Die Perlweißen Zähne funkelten nur so, als sie ihn anlächelte und hoffte, der grünhaarige Clown würde endlich anfangen zu begreifen, wie ernst seine Lage war.
„Wissen Sie...“, fing der Joker an, und leckte sich erneut über die rot geschminkten Lippen. Seine Stimme war sanft und leise. „... weißt du... ich kenne viele Leute, die so sind wie du. Und bis jetzt haben nich Mal die Hälfte von denen, die mir über den Weg rannten, überlebt. Heute erhöhen wir den Counter um eins.“
Er schien zu überlegen, biss sich kurz auf die vernarbte Unterlippe. „Wie wärs mit einem Spielchen?“
~
Der Regen klatschte gegen die Scheiben der Polizeistation. „Commissioner Gordon!“
Jim hob den Kopf, fuhr sich durch das kurze, braungraue Haar. Officer Mayer stand schweißgebadet im Türrahmen, atmete hektisch. „Lindsay... Joker...!“ Weiter kam er nicht, denn der zierliche Commissioner hatte längst sein Büro verlassen und sich auf den Weg zu den Zellen gemacht.
Vor der Tür erwartete ihn bereits ein ganzer Haufen wild durcheinander schnatternder Polizisten. Das dämmrige Licht verlieh der Situationen einen gedämpften, unnatürlichen Ton, als Gordon fragte:
„Was ist passiert?“
„Dr. Millers ist tot. Sie lag blutend auf dem Tisch in Zelle 002... mit einem Kugelschreiber in... in ihrer...“
„Schon gut. Was ist mit dem Joker?“ Der Commissioner sah besorgt auf die verschlossene Tür.
„Hat nur gelacht, als wir ihn von ihr wegzerrten, und gemeint, ‚die Hübsche’ hätte ‚das Spiel verloren’.“
~
Uuuhm ja. Ich bin nicht richtig zufrieden damit (OoC-ness ohne Grenzen, more or less der Versuch, Beschreibungen zu kürzen...) aber wie gesagt, war ein Produkt gemixt aus Langeweile und Zeitmangel, von daher hab ich auch keine großen Ansprüche daran gehabt. Der Joker ist mir leider nicht mehr so gut gelungen, wie er es in meinem längeren Projekt war [von dem ‚Outbreak’ ein Schnittstück ist, sozusagen – deswegen heißt es ja auch Outbreak.]
Einen Beta hatte ich nicht, war nicht online als ich es geschrieben habe xD
Wer Fehler findet, darf sie gern behalten, is nur was Feines für Zwischendurch und nichts Besonderes, dessen bin ich mir bewusst u_u
JA, gelbe Tomaten gibt es WIRKLICH.
Über Kommentare würde ich mich natürlich sehr freuen.
Bis dann.
