Zum Inhalt der Seite

Unbreakable

The life of a marine
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Farewell

Die Zeit verging so schleppend langsam, dass sich Smoker hin und wieder fragte, ob sie denn überhaupt verging. Sekunden kamen ihm wie Stunden vor, Tage wie Wochen. Es war schrecklich. Und es war nicht so schrecklich, weil sein Vater sich noch schlimmer verhielt als früher. Nein. Das Schlimmste an der Sache war seine Mutter.

Sie hatte sich verändert. Nichts mehr war zu spüren, keine Wärme, kein Funken von Liebe oder Zuneigung mehr, die sie früher wenigstens ansatzweise für ihren Sohn aufgebracht hatte. Und das verstörte ihn. Was zum Teufel hatte er falsch gemacht?!
 

Er vergrub den Kopf im Kissen. Es roch ein wenig nach abgestandener Luft, nach Feuchtigkeit. Im Zimmer war es vollkommen still. Natürlich. Weder besaß er eine Uhr, noch sonst etwas. Nur das Fenster war ein wenig geöffnet, so dass er ein wenig der warmen Sommernachtsluft hereinlassen konnte. Die dünne, zerschlissene Decke lag nachlässig über seinem Körper.
 

Es war schon fast einen Monat her, dass seine Mutter sich nun scheinbar auf die Seite seines Vaters geschlagen hatte. Seitdem war eine ganze Menge anders geworden. Sie verschwand stumm aus dem Zimmer, wenn William wieder einmal anfing, ohne ersichtlichen Grund seinen Sohn zu schlagen. Wenn er dann, noch benommen, in seinem Bett erwachte, dann stand kein Glas Wasser oder ein Teller mit einer Scheibe Brot auf seinem Nachttisch.

Sie ignorierte ihn, kurzum sie tat als wäre er nicht mehr da. Als hätte sie keinen Sohn. Er durfte nicht einmal mehr zu seinen Großeltern. Die Besuche jeden Samstag waren ebenfalls gestrichen worden. Und nun kam es immer öfter vor, dass sich der Junge mit knurrendem Magen schlafen legte.
 

Ausdruckslos starrte Smoker zur Decke. Er konnte und wollte den Wandel seiner Mutter nicht verstehen. Sie war hinter ihm gestanden, wenn auch nur dann, wenn William nicht dabei gewesen war. Doch jetzt? Nichts mehr davon war spürbar, so als hätte sie sich endgültig von ihrem Sohn abgewandt.
 

Entschieden drehte der Junge sich letztendlich zur Seite, schloss die Augen und schob die Gedanken beiseite. Er konnte nicht sein ganzes Leben auf andere Menschen vertrauen und sich nur immer nach ihnen richten! Er musste endlich anfangen, zu leben. Für sich selbst zu leben, das zu tun was er selbst tun wollte. Und doch sagte ihm ein kleiner Teil, dass er seine Mutter retten musste, aus dem Loch in das sie gefallen war. Nur war dieser Teil zur Zeit nicht sonderlich stark.
 

*
 

Es war unendlich schwer zu sagen, wie viel Zeit vergangen war. Die Tage, Wochen und Monate verstrichen. Mal schneller, mal langsamer. Manchmal blieb ihm jede Sekunde in Erinnerung, ein anderes Mal verschwammen ganze Woche zu einer einzigen Masse, die er nicht mehr genau nachvollziehen konnte.

Letztendlich war aus dem Frühling Sommer und aus dem Sommer Herbst geworden, die Luft hatte merklich abgekühlt und ein kühler Wind blies über die Insel, wehte das Laub der wenigen Bäume zu Boden.
 

Aus dem kleinen Jungen von damals, der sich nicht hatte wehren können, wurde langsam aber sicher ein stattlicher, junger Mann. Ihm waren die Veranlagungen anzusehen, das, was er von seinem Vater geerbt hatte. Aus ihm hatte wohl nichts anderes werden können, als ein großer, kräftiger Mensch. Schon jetzt überragte Smoker all die anderen Kinder in seinem Alter deutlich – und viele waren mit 15 Jahren schon sehr nahe an der Größe, die ihnen einmal bleiben würde. Er hingegen schien zu wachsen und zu wachsen. Nicht nur in der Größe. Er war in den letzten Jahren nicht untätig geblieben. Stärker war er geworden, hatte mehr Muskeln und Kraft bekommen. Langsam aber sicher verschwanden auch die kindlichen, weichen, runden Züge aus seinem Gesicht. Es wurde kantiger, ja, härter.

Man konnte sogar fast schon soweit gehen zu sagen, dass der kleine Junge von damals das Lächeln verlernt hatte. Das Leben hatte ihn geprägt und hatte ihm die harten Seiten gezeigt. Und es gab nur einen Weg, so ein Leben zu leben, seiner Meinung nach: er musste noch härter sein.
 

Smoker hatte seine Großeltern nicht mehr oder nur noch äußerst selten besucht. Nicht, dass er nicht erwünscht war. Aber sein Großvater war abweisender geworden, die Freundlichkeit seiner Großmutter aufgesetzter. Etwas, was ihn sehr störte. Es war ihm lieber, wenn die Leute ihm offen zeigten, was sie von ihm hielten. Dann wusste er zumindest, woran er war.

Auch zuhause war der Junge so selten wie möglich, trieb sich viel draußen auf den Straßen herum, suchte immer nach Möglichkeiten stärker zu werden. Und mehr als einmal handelte er sich Ärger dabei ein. Je älter er wurde, umso häufiger war er in Schlägereien verwickelt. Nicht nur, um seine Kraft zu testen: auch, wenn seiner Meinung nach etwas geschah, was nicht fair, etwas, das ungerecht war. Und wenn niemand eingriff, musste er selbst für Gerechtigkeit sorgen.
 

Ein Mal hatten ein paar ältere Jungen ein kleines Mädchen geärgert, sie bedrängt. Smoker wusste nicht, worum es ging. Aber die Kleine hatte geweint. Sie war vermutlich nicht älter als zehn gewesen – unfähig sich gegen Jungen zu wehren, die in Smokers Alter waren. Und da hatte er eingegriffen, sich ganz allein gegen drei Gleichaltrige gestellt.

Sein Auge war noch eine Woche danach in allen möglichen blau und gelb Tönen zu bewundern gewesen, er hatte blaue Flecken gehabt, Schürfwunden, Kratzer. Zwei Tage lang war er nicht nach Hause gegangen und seine Mutter war kurz davor gewesen, ihn polizeilich suchen zu lassen – da war er wieder in der Tür gestanden, vollkommen wortlos. Und vollkommen wortlos war seine Mutter zurück in die Küche gegangen, hatte so getan als wäre es ihr egal, dass ihr Sohn endlich zurück war. Sie hatte nicht einmal etwas dazu gesagt, dass er sichtlich mitgenommen aussah.
 

*
 

„Mum?“
 

Niemand antwortete ihm. Das war nichts Ungewöhnliches und so zog er die Jacke aus, warf sie über das Treppengeländer und folgte dem dunklen Flur hinunter bis zum Ende, an dessen linker Seite die Küchentür war. Sie knarrte leise als der Junge sie öffnete, genau wie der Boden mit seinen hölzernen Dielenbrettern.

Seltsamerweise war aber auch niemand in diesem Raum. Dabei war er fest davon ausgegangen, hier die gesuchte Person zu finden. Seine Mutter war schließlich immer in der Küche um diese Uhrzeit. Nun hingegen war alles was er erspähte, ein Blatt Papier auf dem Küchentisch und –
 


 

Seine Mutter hinterließ nie irgendwelche Zettel für ihn. Und sein Vater noch viel weniger. Smoker war sich gar nicht sicher, ob dieser Hohlkopf von einem Mann überhaupt schreiben konnte! Nein, diese Worte stammten eindeutig von seiner Mutter. Bestimmt.

Ohne weiter darüber nachzudenken, griff er danach, seine Augen über die wenigen Worte auf dem Stück Papier. Sie waren krakelig, man sah, dass der Verfasser nicht gut schreiben konnte – oder es sehr, sehr selten tat. Oder… sie hatte wenig Zeit gehabt um das hier aufzuschreiben.
 

Als sich Smoker abrupt umdrehte und den Gang zurückstürmte, riss er die Nachricht dabei versehentlich herunter. Langsam segelte sie zu Boden, blieb dort friedlich liegen. Dem Jungen aber war das egal. Er griff hastig wieder nach seiner Jacke die er eben erst ausgezogen hatte, schlüpfte hinein und verließ beinahe fluchtartig das Haus.

Die Gedanken in seinem Kopf schlugen Purzelbäume, schienen Achterbahn zu fahren und nicht so recht zu wissen, was sie nun tun sollten. Ob sie glauben sollten, was dort gestanden hatte. Kein Gedanke war klar, keiner greifbar. Alles war verschwommen, die Welt um ihn herum wirkte, als würde er alles durch ein großes Milchglas sehen. Es konnte auch sein, dass sich Tränen einen Weg über seine Wangen gebahnt hatten und ihm so das Sehen erschwerten.

Glücklicherweise ließen seine Beine sich davon nicht beeindrucken und brachten ihn fast von ganz allein ans Ziel. Die Hauptstraße entlang, immer weiter in Richtung Schafott-Platz.
 

Doch je näher er diesem kam, umso schwieriger war das Vorankommen, Menschenmassen versperrten ihm den Weg. Schaulustige. Und am liebsten hätte er jeden einzelnen von ihnen beiseite geschlagen, jeden von ihnen angebrüllt.

„Verschwindet…!“, stieß Smoker schließlich keuchend hervor, drängte sich zwischen zwei größeren Männern vorbei. Diese knurrten, verzogen das Gesicht. „Was willst du hier, Kleiner? Ist kein Ort für dich hier!“, spottete der Bulligere der Beiden. Wäre Smoker in der Lage gewesen auch nur einen ordentlichen Gedanken zu fassen, dann hätte er sich vermutlich auf diesen Mann gestürzt. So ignorierte er ihn nur und schob sich weiter durch die Massen, sich hastig mit einem Jackenärmel über das Gesicht wischend. Besser er fing jetzt keine Streitereien an. Auch, wenn ihm irgendwie danach war.
 

Noch ehe er am großen Brunnen, kurz vor dem Schafott, angekommen war, hörte er schon die Polizei.

“Bitte treten Sie zurück!“ Smoker dachte nicht daran. Genauso, wie die restlichen Worte des Mannes im Stimmengewirr untergingen. Zumindest für ihn. Er konnte nicht zurück bleiben, musste weiter nach vorn. Wie lange es dauerte…? Der Junge wusste es nicht.

Die Zeit war wie eine zähe Masse, schien unendlich langsam dahin zu fließen, war nur verschwommen wahrnehmbar. Genauso wie die Umgebung. Alles um ihn herum war ausgeblendet oder unklar.
 

Nur eines existierte.

Und dieser Anblick katapultierte ihn schneller in die Gegenwart zurück, als ihm lieb war.
 

Hustend und würgend sank Smoker vor dem Schafott auf die Knie, schnappte vergeblich nach Luft. So vergeblich, wie er versuchte, die Augen von dem abzuwenden, was sich ihm offenbarte. Nicht einmal die Hand des Polizisten auf seiner Schulter nahm er wahr. Wie mehrere Männer auf ihn einredeten.
 

Alles was er sah… war Blut. Und ein unnatürlich verdrehter Körper, nur zwei Meter von ihm entfernt, auf dem Boden liegend.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Yinchan
2009-03-08T09:32:31+00:00 08.03.2009 10:32
wie?
was wo? was ist passiert óÒ
wer ist da jetz getötet worden >__< wuahhhh~ menno~
mach weiter *rumhibbelt*
jetz ist es spannend, ich versteh nämlich am ende hin rein gar nichts mehr ;_;


Zurück