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Dein Geheimins, mein Geheimnis

Wenn Neugier zum Verhängnis wird
von

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Los Angeles Post

EXPLOSION IN HOTEL

Anschlag auf Familienfeier
 

Los Angeles

Gestern Abend zwischen Null und Ein Uhr nahm eine Familienfeier einen tragischen Ausgang. Eine Explosion im renommierten Four Seasons Hotel beendete die Veranstaltung anlässliich der Verlobung von Mr Kyle Robson, Erbe des Starcross-Unternehmens.

Laut Angaben der Polizei, die gegen halb Zwei eintraf, überlebte keiner der Gäste die Detonation. Es handelte sich um eine C4 Sprengladung, deren Explosion die Decke des Festsaales einstürzen ließ. Die Anwesenden wurden darunter begraben. Zwar wurde nach Überlebenden gesucht, doch die Spürhunde der örtlichen Polizei fanden nur Tote. Die Zahl der Opfer wird auf mindestens 150 geschätzt, darunter angesehene Unternehmer mit ihren Familien. Auch Mr Robsons Verlobte soll der Explosion zum Opfer gefallen sein.

Wie der Unternehmersohn erklärte, befand er sich zum Zeitpunkt der Detonation auf der Herrentoilette. Weiterhin gibt Mr Robson an, nur einen lauten Knall gehört zu haben. Er sei dann zum Saal zurückgeeilt, wo er feststellen musste, dass die Decke eingestürzt war. Das Hotelpersonal hatte zu jenem Zeitpunkt bereits die Polizei verständigt.

Die Ermittler sind sich sicher, dass der Anschlag geplant war. Daher fahndet die Polizei nun nach zwei unbekannten Männern, die laut Auskunft der Hotelangestellten nicht auf der Gästeliste standen und sich verdächtig verhielten. Beschreibungen der Tatverdächtigen werden noch ausgegeben. Die Polizei bittet die Bevölkerung um Mithilfe. Mr Robson setzt eine Belohnung,in Höhe von 3 Millionen Dollar auf die Fassung der Täter aus,die ihn seiner Verlobten beraubten.

Wo bin ich und wenn ja, warum?

Ein kühler Novembertag brach an im Bundesstaat Montana. In einem winzigen Farmhaus, weitab vom Schuss, erwachte langsam ein zierliches, blondes Mädchen, noch verwirrt vom Schlaf.

‚Keine Vögel?’, war einer ihrer ersten Gedanken. Als sie probehalber einen Fuß unter der Bettdecke hervorschob, zog sie ihn sofort zurück. Die Luft war eisig!

‚Wo bin ich denn hier gelandet? Hat etwa Elsie vergessen das Zimmer über Nacht zu heizen?’, wunderte sie sich.

Als sie sich dann aber genauer umsah, fiel ihr etwas Entscheidendes auf:

Sie war nicht da, wo sie erwartet hatte zu sein. Warum?

„Wo zum Henker bin ich hier?“, fragte sie laut in die Stille.

Keine Antwort. Mit einem Seufzer machte das Mädchen sich daran, ihre Umgebung zu erkunden. Es gab nur zwei weitere Türen. Die eine führte in ein winziges, beengtes Badezimmer, in dem gerade eben so eine Toilette, ein Waschbecken mit Spiegel, eine Duschkabine und ein Einbauregal über dem Klosett Platz fanden. Eine Heizung gab es nicht, ein Fenster ebenso wenig. Dafür war die Lüftung angesprungen, sobald die junge Frau den Lichtschalter betätigt hatte.

„Na toll, bin ich hier in Liliput, oder was?“, murrte sie, nachdem sie das Bad in Augenschein genommen hatte. Hier gab es nichts, was ihr Aufschluss darüber gab, wo sie sich befand. Der einzige Hinweis war ein elektrischer Rasierapparat, der auf einen männlichen Bewohner des Häuschens hinwies. Das war aber auch schon alles. Also dann, weiter mit der Inspektion. Mit einem Seufzer schloss Cat die Badezimmertür, hatte zuvor noch das Licht ausgeknipst. Dann wandte sie sich der zweiten Tür zu. Immer noch war sie allein. Als sie aber gerade die Klinke von besagter Tür herunterdrücken wollte, drang ein „An deiner Stelle würde ich das sein lassen!“ an ihre Ohren. Rasch wirbelte sie herum und sah sich einem hochgewachsenen, blonden Mann gegenüber. Spontan schätzte Cat ihn auf Ende, vielleicht Mitte Dreißig. Er war mit einem roten, verblichenen Karohemd bekleidet, einer Jeans und Cowboyboots. Ein Dreitagebart zierte Wangen und Kinn, ebenso wie dunkle Ringe unter den Augen. Vielleicht hatte er ja Schlafprobleme?

Er musterte sie ziemlich ungeniert, was Cat mehr als unangenehm war. Sie konnte es nicht leiden wenn man sie taxierte wie ein Stück Vieh. Ihr wurde plötzlich bewusst, dass sie nur mit einem knappen Abendfummel bekleidet war.

‚Wundervoll!’, dachte sie ironisch, ‚ich bin mit einem fremden Mann in einem fremden Haus und alles, was ich trage, ist dieser absolut peinliche Fetzen!’
 

Es waren nur wenige Augenblicke vergangen bis das Mädchen sich wieder im Zaum hatte. Herausfordernd erwiderte sie den Blick des Mannes. Wenn sie sich von ihm schon dumm anstarren lassen musste, würde sie es ihm mit gleicher Münze heimzahlen. Außerdem war es besser, wenigstens so zu tun als ließe sie sich von ihm nicht einschüchtern. Im Falle eines Falles würde er sie ohnehin überwältigen können. Von dem was sein Hemd erahnen ließ, schloss Cat, dass der Fremde muskulös war. Vielleicht ja Holzfäller oder so was Abgefahrenes. Das würde auch seinen Klamottenstil erklären, der nicht gerade glamourös war.

„Wer sind Sie? Was mache ich hier, wie bin ich hergekommen und warum sollte ich das Zimmer nicht betreten?“

Unbeeindruckt und völlig gelassen antwortete der Fremde: „Ich bin Stephen.“

Dann zog er sie von der Tür weg, holte einen Schlüssel vom Türrahmen und schloss das Zimmer ab. Anscheinend traute er ihr nicht über den Weg. Verständlicherweise, sie kannten sich ja gar nicht.

„Weil ich sage, dass du dich davon fernzuhalten hast, kapiert?“, fügte er hinzu.

Jetzt klang er doch eher bedrohlich.

„Hast du das kapiert?“, wiederholte er.

Sie nickte, dann leise hinzufügend: „Ja, hab ich.“

Er schien zufrieden.

„Und da du mir schon Löcher in den Bauch gefragt hast: Wie heißt du überhaupt?“

Einen Moment war sie ernsthaft versucht, ihm irgendeinen anderen Namen zu nennen, dann aber entschied sie sich dagegen und antwortete wahrheitsgemäß: „Ich heiße Caitlin.“

„Fein, Caitlin. Da du kaum nach Hause gehen werden willst, erkläre ich dir mal ein paar kleine Regeln, die für dieses Haus gelten.“

„Warum werde ich nicht nach Hause gehen werden wollen? Woher wollen Sie das überhaupt wissen?“, brach es sogleich aus ihr heraus. Wie sie es hasste, wenn andere Menschen glaubten, ihr Verhalten voraussagen zu können.

„Klappe. Wenn ich rede, hörst du zu.“

Cat zuckte zurück. Was fiel dem Kerl eigentlich ein? Sie würde schön selbst entscheiden, ob sie blieb oder ging. Und im Moment wollte sie nichts lieber als weg von hier. Schließlich war er ein Fremder und wer wusste schon, ob er nicht irgendwie Dreck am Stecken hatte.

„Mir reicht’s! Ich gehe!“, verkündete sie hoheitsvoll, zur Haustür marschierend, fast schon damit rechnend, dass er versuchen würde, sie aufzuhalten.

Stephen machte jedoch keinerlei Anstalten sie zurückzuhalten. Er schien eher amüsiert.
 

Cat öffnete schwungvoll die Haustür und wollte auf die Veranda hinaustreten, als sie es sich doch anders überlegte. Draußen war es eisig und der Boden von Frost bedeckt. Das hier war nicht der Bundesstaat, den sie erwartet hatte. Und die Temperatur lud nicht eben dazu ein, mit einem so dünnen Partykleid auch nur einen Fuß vor die Tür zu setzen.

„Ich glaub mein Schwein pfeift! Das ist im Leben nicht Kalifornien!“, kam es von ihr.

Stephen, der jetzt wie aus dem Boden gewachsen, neben ihr stand, lachte nur. Aber es war ein freudloses Lachen.

„Wo bin ich?“, verlangte Caitlin einmal mehr zu wissen.

„Nicht in Kalifornien, Kleine.“

„Und wo dann? Idaho? Utah? Montana? Wyoming? Oder doch Oregon?“

„Ist gut jetzt. Du musst hier nicht mit deinen Erdkundeweisheiten angeben.“

„Und wo sind wir hier? Im Niemandsland?“, fauchte Cat, jetzt wütend.

Was fiel dem Kerl ein? Sie wollte nur wissen, wo sie war. Und das war eine legitime Frage, wenn man bedachte, dass sie keine Ahnung hatte, wie sie hergekommen war und wieso sie eigentlich nicht zuhause war. Augenscheinlich mochte der werte Hausherr es gar nicht, wenn man zu viele Fragen stellte. Das konnte echt heiter werden.

„Ja, Niemandsland trifft es ganz gut. Ich lebe ein wenig abgeschieden.“, gab Stephen zu.

Tatsächlich waren es 17 Meilen bis zur nächsten Kleinstadt. Und es war wirklich nichts mehr als eine solche.

Cat schnaubte.

„Sieht aus, wie das gottverlassenste Fleckchen Erde, das mir je untergekommen ist.“, meinte sie abschätzig.

„Kann schon sein.“

Stephen wandte sich von ihr ab, nahm einen schweren Mantel vom Garderobenhaken und machte Anstalten, das Haus zu verlassen.

„Wo wollen Sie hin?“, fragte Caitlin, jetzt mit einer Spur Angst in ihrer Stimme. Was, wenn er ging, sie allein zurückließ und gar nicht mehr zurückkam? Und sie dann irgendwann verhungern, verdursten oder sonstwie krepieren würde? Da sie sich mitten im Nirgendwo befand, konnte sie eine Flucht vergessen. Bevor sie Zivilisation erreicht hätte, wäre sie entweder erfroren oder hätte sich hoffnungslos verlaufen. Darauf wollte Cat es lieber nicht ankommen lassen. Sie lebte eigentlich recht gern.

„Weg, siehst du doch! Während ich nicht hier bin, bleibst du im Haus. Versuch ja nicht, ins Schlafzimmer zu gehen oder durch die Fenster abzuhauen. Das würde dir nicht gut bekommen, glaub mir. Wenn du Hunger kriegst, bedien dich in der Küche. Ansonsten hab ich genügend Bücher und einen Fernseher. Go nuts.“

Sprach’s und ließ Cat wie einen begossenen Pudel stehen. Baff starrte sie ihm nach, beobachtete, wie er zu einem ziemlich klapprigen Kastenwagen europäischen Fabrikats trat, die Frotschutzfolie von der Windschutzscheibe nahm, anschließend selbige zusammenfaltete und in den Wagen stieg. Kurz darauf brauste er davon, Cat stand noch immer im Türrahmen und hatte vor lauter Verwunderung sogar vergessen, dass ihr ziemlich kalt war.
 

Stephen verließ die Veranda und trat zu seinem roten VW Kastenwagen. Die alte Karre hatte ihm immer gute Dienste geleistet. Deutsche Qualität eben. Rasch nahm er den Frostschutz von der Frontscheibe, faltete die Folie zusammen und stieg ein. Er sah das Mädchen im Türrahmen stehen und ihn beobachten. Ein Seufzer entfuhr ihm.

‚Was hab ich mir bloß dabei gedacht, sie mitzunehmen?’, fragte er sich zum wohl hundertsten Mal. Aber es war einfach über ihn gekommen. Er hatte keine Ahnung, wieso. Solche Anwandlungen verspürte er selten und wenn er es tat, ignorierte er sie so gut er konnte. Bei diesem kleinen, vorlauten Ding hatte seine Disziplin versagt. Und er wusste noch immer nicht, wieso.

‚Ich sollte diese sentimentale Ader loswerden. Sonst kann ich direkt ein Asylantenheim eröffnen!'

Mit diesen düsteren Gedanken startete Stephen den Motor und brauste über den Feldweg in Richtung Landstraße.

Schwestersorgen

Weit weg im schönen Los Angeles gab es ganz andere Probleme. Dort nämlich musste sich eine junge Frau gegen einen gewissen Kyle Robson zur Wehr setzen, der ihr versicherte, dass ihre Schwester noch am Leben war. Und dass man sie entführt hatte. Was Karen aber gar nicht interessierte. Sie wollte einfach ihre Ruhe vor diesem dämlichen Idioten, der sich für unwiderstehlich hielt. Erst als er aus der Tür war, machte sie sich die Mühe, sein Geschwätz zu überprüfen. Und sie musste zugeben, dass er Recht hatte. Cat war nicht unter den Toten gewesen. Man hatte sie nicht identifizieren können. Gut, es hatte eine verdammte Explosion gegeben, dennoch waren nur wenige Gäste bis zur Unkenntlichkeit entstellt gewesen. Keine der Personen davon hätte Cat sein können, da sie allesamt größer gewesen waren, als Karens kleine Schwester oder andere Merkmale nicht übereingestimmt hatten. Sie war keine Rechtsmedizinerin, sie verstand ohnehin nichts von solchen Dingen. Fakt war: Caitlin war fort und eine Leiche hatte man nicht finden können. Logischer Schluss war also, dass sie noch am Leben sein musste und der Explosion irgendwie entgangen war. Dass sie entführt worden war, klang zwar ziemlich abstrus, aber Karen hatte schon unglaubwürdigere Dinge gehört und gesehen. In ihren Kreisen gehörte es eigentlich zum täglichen Brot, Leute zu kidnappen und dann Lösegeld zu fordern. Und da Kyle Robson einmal das Starcross-Unternehmen übernehmen würde, besaß er eine Menge Schotter. Karen war sich zudem sicher, dass dieser Widerling nicht nur Freunde hatte, sondern umso mehr Feinde. Die Firma von Kyles Vater hatte ein paar Verbindungen, die man im besten Falle zwielichtig und im schlechtesten kriminell nennen konnte. Aber wie üblich gab es einen Rechtsverdreher, der treu dem Motto folgte: 'Wenn Sie mir genug zahlen, hole ich Sie aus jeder Scheiße, die Sie fabrizieren wieder raus.'

Und das bedeutete, dass man den Robsons nie etwas nachweisen konnte.
 

Die beiden Mädchen hatten sich sehr lieb, auch wenn Cat die meiste Zeit in einem Internat für reiche Schnepfen verbringen musste, weil ihr Vater das so verlangte. Auch Karen hatte man gezwungen eine solche Einrichtung zu besuchen, jetzt aber hatte sie ihren Abschluss schon drei Jahre in der Tasche und studierte in Los Angeles, wo die Familie ihren Sitz hatte. Inzwischen war auch Cat mit der Schule fertig geworden und wartete nur noch darauf, dass man sie pro forma an der Universität von Los Angeles annahm. Oder viel mehr der University of California und ihrem Zweig in der Stadt.

Die Mädchen hatten noch einen jüngeren Bruder, Benjamin, der hin und wieder in die Drecksarbeit ihres Vaters hineingezogen wurde, ansonsten aber auch in ein Internat abgeschoben worden war. Sehr zum Bedauern der Geschwister. Schließlich verstanden sie sich alle gut und Benjamin half häufig, Karen vor ihrem extrem eifersüchtigen Zwangsverlobten zu verstecken, was dieser überhaupt nicht lustig fand. Der war nämlich besagter Rechtsverdreher, der nicht nur den Robsons aus der Patsche half, sondern auch sehr erfolgreich Mitglieder der Mafiabande verteidigte, der Karens Vater angehörte. Und wie konnte man einen Mann besser an sich binden als durch Heirat? Falls er doch eines Tages so etwas wie ein Gewissen entwickeln sollte. Er wusste zu viel und er war zu prominent, obwohl noch jung, dass man ihn einfach so hätte verschwinden lassen können. Karen hatte in den sauren Apfel beißen müssen. Seit anderthalb Jahren war sie bereits mit dem Dreckskerl verlobt. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis man sie zwingen würde, seine Ehefrau zu werden. Vor diesem Tag graute der Studentin bereits jetzt.
 

Mit einem Seufzer ließ Karen sich auf ein Sofa in ihrem Apartment fallen. Die Sonne lachte von einem strahlend blauen Himmel herab. Trotz dass es November war, gab es in Kalifornien extrem gutes Wetter, was heute allerdings nicht dazu angetan war, Karen fröhlicher zu stimmen. Sie vermisste Cat. Und verfluchte Kyle, der ihre kleine Schwester nur aus Geldgründen und anderen Vereinbarungen wegen, heiraten wollte. Oder doch eher musste?

Karen wusste es nicht genau und es interessierte sie nicht sonderlich. Sie wollte nicht, dass man Cat an einen dämlichen Schnösel wie Kyle verscherbelte, obwohl sie so gescheit war und etwas Besseres verdient hatte, als einen solchen Idioten. Dass er sie nur vögeln wollte und sich finanzielle Vorteile von der Verbindung versprach, störte Karen nur noch mehr.

‚Die reine Verschwendung!’, dachte Karen böse.

Manchmal würde sie ihren Vater am Liebsten lynchen. Schließlich hatte er ihnen all ihr Leid beschert. Doch es war müßig, sich darüber noch länger den Kopf zu zerbrechen. Ändern würde sich ja doch nichts. Es war seit einer halben Ewigkeit gang und gäbe, zu schieben, zu betrügen, zu morden und Ehen zu arrangieren, die normalerweise niemals zustande gekommen wären. Nur weil ihr das System nicht passte, würde es nicht auf einmal anders laufen. Und um wirklich etwas zu verändern, dazu hatte sie nicht die Macht.
 

„Cat... Wo bist du?“, flüsterte Karen leise vor sich hin. Ihre Kleine fehlte ihr, genauso wie ihr Ben fehlte. Der Bruder war wohl wieder zurück in seinem Internat. Man hatte ihm allerdings erlaubt, zu Cats Verlobung zu erscheinen, weil die Mittlere der Geschwister sich geweigert hatte, ihr Zimmer zu verlassen, bis man Ben holte und er vor ihrer Tür gestanden hatte. Zwar waren die Schwestern sich sehr nahe, doch zwischen Ben und Cat bestand eine so enge Verbindung, dass man sich ab und an fragte, ob das noch Geschwisterliebe war oder schon darüber hinausging. Wenn sie konnten, klebten die beiden aneinander und verbrachten so viel Zeit wie irgendmöglich miteinander. Manchmal beneidete Karen Bruder und Schwester und ja, es gab Momente, in denen sie sich regelrecht ausgeschlossen fühlte, obwohl sie wusste, dass ihre Geschwister sie liebten.

Langsam schüttelte Karen den Kopf. Sie hatte keinen blassen Schimmer, wo Caitlin hätte sein können. Amerika war riesig. Und selbst Los Angeles war zu groß, um im Alleingang nach der vermissten Schwester zu suchen. Da Kyle der Presse gesagt hatte, dass Cat tot war, konnte Karen schlecht hergehen und etwas Gegenteiliges behaupten. Man würde ihr so oder so keinen Glauben schenken. Falls man ihr überhaupt zuhören würde, was sie allerdings stark bezweifelte.

„Ich muss dass allein machen...“

„Was denn?“

Karen fuhr herum. Hinter ihr im Türrahmen lehnte grinsend ihr jüngerer Bruder Benjamin.

„Ben!“, entfuhr es ihr, „Was tust du hier? Solltest du nicht im Internat sein?“

„Sollte ich.“, meinte Ben gelassen, „Aber ich hatte keinen Bock dahin zurück zu gehen, also dachte ich mir, ich niste mich bei dir ein.“

„Gern. Allerdings... wenn Vater das erfährt, bist du so gut wie tot!“, warnte Karen, konnte aber ein freudiges Lächeln nicht unterdrücken. Wenigstens ihren Bruder hatte sie noch.

„Och, der kriegt das schon nicht mit. Ich meine, er ist schließlich auf den Bermudas, alte Omas beschwatzen.“, konterte Ben, kam auf Karen zu und drückte sie.

„Im Übrigen,“, fügte er hinzu, „Cat lebt wirklich noch. Ich hab mich mal bei der Polizei reingehackt und Kyle ein bisschen belauscht. Jetzt müssen wir nur noch rausfinden, wo genau sie ist.“

Ungläubig starrte Karen ihren kleinen Bruder an. Sie hatte ja gewusst, dass er gut mit Computern konnte-und das würde ihm zukünftig zweifelsohne von großem Nutzen sein. Aber das überraschte sie nun doch, wenn auch positiv.

„Du kleiner Satansbraten, du!“, grinste sie.

„Tja, so bin ich.“

Jetzt hatte Karen zu ihrer maßlosen Erleichterung eine Sorge weniger. Doch die Aufgabe, die vor ihr lag, schien ihr nicht zu bewältigen zu sein. Schließlich wurden die Vereinigten Staaten nicht kleiner, nur weil ihr Bruder herausgefunden hatte, dass Cat tatsächlich noch am Leben war. Abgesehen davon konnte es genauso gut sein, dass ihre Schwester außer Landes gebracht worden war. Eins stand fest: diese Suche würde nicht einfach werden. Nein, eher langwierig und sicher mit einigen Schwierigkeiten verbunden. Glücklicherweise konnte sie auf Bens Unterstützung zählen, das war schon mal viel wert. Ebenso wie das Wissen, dass zumindest eine Chance bestand, Cat lebendig wiederzusehen. Mehr wollte Karen auch gar nicht, nur ihre Schwester wiederhaben.



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Kommentare zu dieser Fanfic (4)

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Von: abgemeldet
2009-01-11T15:31:57+00:00 11.01.2009 16:31
tolle story ; würde mich total freuen,mal mehr von dir zu hören ; love.
Von:  xhinnon
2009-01-11T13:41:21+00:00 11.01.2009 14:41
Okay, schön das es weiter geht, aber eine Sache stört mich noch:
Du schreibst, es gäbe nur zwei weitere Türen, eine davon führt ins Badezimmer, die andere in das kleine Badezimmer. Das die Küche im selben Raum wie ihre Schlafstätte ist, kann ich mir ja noch vorstellen, aber wo geht der Typ raus? Durchs Fenster? xD
Von:  xhinnon
2009-01-01T23:06:25+00:00 02.01.2009 00:06
Schau mal den letzten Satz durch. Erstens ist da ein Komma zuviel und zweitens: Müsste es nicht eher "beraubt hatten"?
Ansonsten ein guter Einstieg, will aber mehr lesen.^^
HDL Franzi
Von:  Kopfgeldjaegerin
2009-01-01T17:01:43+00:00 01.01.2009 18:01
Hy, ich mach mal den Anfang
Sehr viel kann ich noch nicht schreiben, aber die Story klingt echt interessant!
Also: einfach weiterschreiben^^
Billie_phoebe


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