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Drachenkind

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich entschuldige mich für die lange Wartezeit und hoffe ihr vergebt mir. *bibber*
Jetzt bin ich mit der Uni erst mal fertig und werde hoffentlich mehr zum schreiben kommen. (Wenn sich nicht jemand anderes ein paar Aufgaben für mich einfallen lässt. Mir könnte es ja zu gut gehen. *grummel*)

Jetzt erst mal viel Spaß und wir lesen uns am Ende nochmal.
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Himbeerlippen

Die Tage vergingen und Draco hatte sie nicht wieder auf das Pärchen am See angesprochen. Somit glaubte Annie, dass er sich mit ihren Antworten zufrieden gab und sie hatte auch nicht die Absicht, von sich aus noch einmal davon anzufangen. Doch seine Ehrlichkeit, die er in diesem Moment gezeigt hatte, seine Worte, nagten regelrecht an ihr.

Er mochte sie! Sie konnte es nicht glauben. Sie konnte sich genau daran erinnern, wie er es gesagt hatte, wie seine Stimme geklungen hatte und wie sein Gesichtsausdruck dabei war. Es war wirklich passiert. Sie wusste es. Sie war dabei. Es war real...

Trotzdem konnte sie es einfach nicht wahrhaben. Auch wenn sie es sich noch so oft in Erinnerung rief. Dass er sie mögen könnte, würde und nun sogar tat... Das hätten sie aus seinem Verhalten, welches er ihr bisher größtenteils entgegengebracht hatte, niemals vermutet. Sie wäre nicht im Traum darauf gekommen.

In Momenten in denen sie es aber glauben konnte, hüpfte ihr Herz wie wild in ihrer Brust und sie hatte das Gefühl, es könnte jeden Moment herausspringen. Doch das war noch nicht so schlimm, wie der Schwindel und die Atemnot, die sie überfielen, dachte sie an seine Frage nach einem Kuss. Aber auch dies konnte noch schlimmer werden, sah sie ihn bei dem Gedanken daran an.

Draco selbst hatte den Gedanken an einen Kuss noch nicht verloren. Er hatte ihre Erklärung verstanden, das war ohne Zweifel. Dennoch... er konnte nicht verstehen, wie so ein kleines Wort, so... sein konnte, dass es so etwas bedeutete, wie er beobachtet hatte. Hatte sie ihm wirklich die Wahrheit erzählt? Er wusste es nicht. Er musste sich darauf verlassen, was sie ihm sagte und doch... Er wollte es selbst erfahren. Er wusste zwar, wie ein Kuss entstand, aber ihre Erklärungen konnten ihm nicht sagen, wie sich ein Kuss anfühlte. Sie selbst hatte es noch nicht erlebt, wie sie gesagt hatte. Aber wie fühlte es sich an?, ging ihm diese Frage zum wiederholten Male innerhalb weniger Tage durch den Kopf. Und mit jedem Tag, der verging wuchs seine Ungeduld und Neugier darauf.

Draco hasste sich selbst dafür.

Er wusste, was es bedeutete, wenn er eine Antwort haben wollte. Er würde sie... Einem Menschen so nahe zu kommen, das war einfach... Nein, dass konnte er nicht! Allein die Vorstellung daran, war ihm zu wider. Auch wenn er sie vielleicht danach gefragt hatte. Er hatte nicht darüber nachgedacht, war sich der Bedeutung nicht bewusst gewesen, anders als jetzt. Meist war er froh, dass sie es nicht getan hatte. Aber die Momente, in denen seine Neugier und Wissbegierigkeit so sehr anstieg, in denen ihm egal war wie ein Kuss entstand, wurden immer häufiger. So schlecht kann ein Kuss nicht sein oder? Die Menschen am See schienen es doch genossen zu haben.

Noch gelang es ihm, sich zurückzuhalten und wieder daran zu denken, was und wer er war und vor allem was es für ihn bedeuten würde, würde er so... menschlich werden.
 

Nicht nur die Tage wurden immer wärmer, sondern auch die Nächte. An manchen war es bereits so Schwül, dass sie beide unruhig schliefen. Auch wenn sich in den letzten Monaten viel verändert hatte - besonders die Beziehung zwischen Annie und Draco - gab es eine Sache, die auf unerklärliche Weise gleich geblieben war: Draco und Annie schliefen immer noch jede Nach beieinander.

Auch wenn es in den Nächten schon lange nicht mehr so kalt war, wie im letzten eiskalten Winter, legte Draco auch jetzt noch neben sie, wenn sie eingeschlafen war. Wenn Annie am nächsten Morgen erwachte, lag er hin und wieder noch neben ihr und schlief länger. Dann verbrachte sie die Minuten damit ihn anzusehen und wenn er erwachte und sie ihn seine eisig blauen Augen blickte – etwas, was ihr nach dieser einen gewissen Frage immer schwerer fiel -, war es nicht mehr Feindseligkeit, die sie darin sah. Ihr war als würde sie ein wenig hinter diese Maske schauen, die er so sorgfältig aufrechterhalten hatte und sie sah etwas von seinem wahren Wesen. Ein sanftes Wesen, dachte sie beim ersten Mal.

Auch jetzt, wo die Nächte heiß und schwül waren, verbrachten sie also Seite an Seite. Es war als könnten sie gar nicht mehr ohne den anderen die Nacht verbringen.

Doch in der heißesten Nacht, die es bisher in diesem Sommer gab, schlief Annie so unruhig, dass sie mitten in der Nacht erwachte und sich verschlafen umblickte. Sie schlug die Decke zurück, damit sich ihr Körper abkühlen konnte. Sie schloss dabei die Augen und lauschte den Geräuschen der Nacht. Sie hörte hin und wieder einen Uhu und was sie am meisten erfreute und die Unterbrechung des Schlafes vergessen ließ, eine Nachtigal. Ihr Klang war herrlich und rein und ein wenig verwunderte es Annie, dass der kleine Vogel jetzt noch sang. Aber sie genoss es umso mehr.

Sie wollte Draco wecken, damit er auch in den Genuss dieses Singvogels kam, doch als sie sich umdrehte, musste sie feststellen, dass Draco nicht neben ihr lag. Verwundert richtete sich Annie auf und sah sich in der Hütte um. Das Licht des Vollmondes fiel nur spärlich durch das kleine Fenster und doch reichte es, um zu erkennen, dass Draco überhaupt nicht in der Hütte war.

Annie stand auf und trat nach draußen. Gleich neben der Tür, an das Holz gelehnt, sah sie Draco sitzen. Er starrte zum Mond.

„Draco, was machst du hier? Konntest du auch nicht mehr schlafen?“, sprach sie ihn mit gedämpfter Stimme an Sie setzte sich neben ihn und sah ebenfalls zum Mond. Er war wunderschön und Annie erinnerte sich an Draco Ausdruck, ‚wenn der Mond am schönste ist’.

Er schien ihr Anwesenheit nicht einmal zu bemerken. Unverwandt schaute er nach oben. Erst als sie ihn nach wenigen Minuten sanft am Arm berührte, schien er aus seiner... Trance, hätte sie es wohl genannt, zu erwachen.

„Alles in Ordnung?“, fragte sie besorgt. Im ersten Moment war sein Blick noch verschwommen, so als würde er sie gar nicht sehen, doch das verschwand schnell.

Er nickte kurz uns sah dann wieder nach oben.

„Warum siehst du den Vollmond an?“, fragte sie erneut. Allerdings wollte er im Moment keine eigene Frage beantwortet haben, also machte sie sich nicht allzu große Hoffnungen auf eine Antwort.

„Es erinnert mich an etwas.“, antwortete er doch zu ihrer großen Überraschung.

„An was?“

„Warum ich bin.“

Verständnislos sah Annie ihn an. Was sollten diese Worte bedeuten? Sie wusste es nicht.

„Draco, was...“, wollte sie fragen, doch ihre Gelegenheit war vorbei.

„Annie...“, sprach er sanft und ihr Herzschlag setzen für einen Moment aus. Das war das erste Mal, dass er sie beim Namen genannt hatte und dann auch noch auf diese Art und Weise... „Dieser Kuss... sind die Menschen, die einzigen Wesen, die das tun?“, fragte er sie nachdenklich und sah erneut zum Mond.

Jetzt war sie noch perplexer. Sie hatte geglaubte und gehofft, dass dieses Thema bereits abgeschlossen sei. Dass er immer noch darüber nachdachte und anscheinend so intensiv, überraschte sie sehr.

„Ehm... Nein, ich denke nicht.“, antwortete sie zögerlich. Sie musste selbst erst einmal über eine Antwort nachdenken. Jetzt blickte er sie direkt an und schien auf weitere Erklärungen zu warten. „Die Menschen... sind die einzigen Wesen, so weit ich weiß, die die Lippen nutzen, um sich zu küssen. Aber auch die Tiere küssen sich auf eine gewisse Art und Weise.“

Verwirrt sah er sie an. Er konnte ihr nicht ganz folgen.

„Die Wildkatzen oder Wölfe, die du schon gesehen hast, küssen sich, indem sie sich mit ihren Nasen berühren. Bei Vögeln entsteht ein Kuss durch das gegenseitige Berühren der Schnäbel. ... Küsse gibt es also überall. Es ist nicht nur eine Eigenart der Menschen.“

Mit undefinierbarem Blick sah er sie nun an und Annie beschlich ein seltsames Gefühl. Trotzdem konnte sie regelrecht sehen, wie er über ihre Worte nachdachte. Doch worüber genau, dachte er nach? Das vermochte sie nicht zu beantworten oder zu erahnen.

Ohne ein weiteres Wort erhob sich Draco und ging wieder in die Hütte. Annie folgte ihm und sah, wie er sich wieder hinlegte. Dieses Mal auf seinen Schlafplatz und Annie fühlte dabei einen Stich in ihrem Herzen. Sie wollte die Nacht nicht ohne ihn an ihrer Seite verbringen. Seit er neben ihr schlief, fühlte sie sich nachts so sicher, wie noch nie zuvor. Auch wenn sie vorher allein gelebt hatte, des nachts hatte sie immer so ein seltsames Gefühl beschlichen, war sie doch am schutzlosesten, wenn sie schlief.

„Draco?“, fragte sie leise.

Er antwortete ihr nicht, also sprach sie weiter. „Darf ich mich neben dich legen?“

Annie hörte, wie er scharf ausatmete. Sie sah schließlich ein kurzen Nicken, was sie als ja deutete. Leichtfüßig legte sich sie neben ihn und wusste nicht, was sie davon halten sollte, als er ihr den Rücken zudrehte.

Draco wollte eigentlich für sich sein. Seinen Gedanken nachhängen, denn das, was er gerade erfahren hatte, veränderte seine Sicht der Dinge. Es war nicht nur eine Unart der Menschen, sondern etwas, was alle Wesen zu teilen schienen...
 

Obwohl er die ganze Nacht nicht hatte richtig schlafen können, erwachte Draco früh. Die Vögel sagen bereits ihr Morgenlied und dies machte es ihm unmöglich weiter zu schlafen. Normalerweise mochte er den Gesang der Vögel, doch an diesem Morgen empfand er ihn als lärmend. Müde drehte er sich um und öffnete langsam die Augen. Er schaute direkt in Annies schlafendes Gesicht.

Das, was sie ihm gestern erzählt hatte, war der Grund gewesen, warum er nicht hatte schlafen können. Nicht nur die Menschen verhielten sich so...

Die ganze Nacht hatte er darüber nachgedacht und wenn er sich richtig besann, wenn er sich erinnerte, dann gab es auch unter seines Gleichen so etwas wie einen Kuss. Nicht mit der Nase oder den Lippen, aber es war vergleichbar mit der Geste, wenn sie ihre Köpfe aneinander schmiegten. Es bedeute Zuneigung, und in der Sprache der Menschen wohl Liebe. Aber er selbst hatte so etwas noch nie erlebt.

Er betrachtete ihr schlafendes Gesicht und richtete sich ein wenig auf, um es besser sehen zu können. Er beobachtet ihren Schlaf. Sein Blick glitt über ihr Gesicht, die weichen Züge und die samtene Haut, bis er schließlich an ihren Lippen hängen blieb. Wie so oft in den letzten Tagen, wenn er sie angesehen hatte, ohne das sie es bemerkt hatte.

Ihre Lippen sind so wunderschön und rot. Sie haben fast die Farbe von Himbeeren. Schmecken sie dann auch wie Himbeeren?, fragte er sich.

Vorsichtig streckte er einen Arm aus und seine Finger nährte sich ihren roten Lippen. Doch bevor er sie berührte, zog er seine Hand zurück. Er hatte Angst, dass diese Geste sie aufwecken könnte und das wollte er auf keinen Fall. Also sah er sei weiterhin an. Ihre Lippen sahen sanft und weich aus. Abermals fragte er sich, wie es sich anfühlen mochte, wenn er sie mit den seinen berührte, wenn er sie küsste. Würden sie wirklich so weich sein, wie sie aussahen? Wie würde es schmecken? Wirklich nach Himbeeren, wenn sie doch die gleiche Farbe hatten? Was würde er fühlen, wenn er es tat? Was würde er denken? Was würde mit ihm geschehen?

Ohne es zu bemerkten, hatte er sich ein wenig mehr über sie gebeugt, war ihrem Gesicht ein Stück näher gekommen. So nah, dass er sogar ihren Atmen auf seiner Haut spüren konnte und ein kleines Kribbeln ihn durchfuhr. Draco erinnerte sich, wo er dieses Kribbeln schon einmal gespürt hatte. Damals als sie krank war, und ihm ins Ohr geflüstert hatte. Es war weit intensiver gewesen und hatte sich rasch über seinen gesamten Körper ausgebreitet. Wenn er sich ihr noch ein wenig mehr näherte, würde er es dann wieder spüren können? Genauso intensiv?

Er wollte es herausfinden und beugte sich noch ein Stückweiter nach unten.

Doch als er realisierte, was er im Begriff war zu tun, hielt er abrupt inne.

Was tue ich hier eigentlich?! Ich bin kein Mensch!

Ruckartig stand er auf und verließ die Hütte. War er wirklich gerade im Begriff gewesen, sich einem menschlichen Gefühl hinzugeben? War er wirklich darauf aus gewesen, ein menschliches Gefühl hervorzurufen, weil es ihm gefiel?!

Unmöglich.

Er war kein Mensch! Er sollte nicht darüber nachdenken, ganz egal, wie sehr seine Neugier ihn trieb!

Draco lief geradewegs zum See, zu der Stelle unter der Weide, die er schon so oft besucht hatte. Sofort sah er auf die Wasseroberfläche und was er erblickte, war noch immer nicht das Gesicht eines Menschen. Das beruhigte ihn. Noch hatte er sich selbst nicht verloren und so lange, wie er diesem Verlangen und Gefühlen nicht nachgab, sich nicht von ihnen lenken ließ, würde das auch nicht geschehen. Das Jahr von dem Annie sprach, musste bald umsein. Er brauchte also nicht mehr lange zu warten. Nur noch ein bisschen.

Nach einer Stunde, in der er diese Gedanken immer wieder in seinem Kopf herumgewälzt hatte, kehrte er zurück und fand Annie dabei vor, wie sie das Frühstück bereitete.

„Wo warst du denn?“, fragte sie und sah kurz zu ihm, als sie ein paar Tonteller aus dem Schrank nahm.

„Am See.“, antwortete er kurz und sah sie aber nicht an.

„Bei dem Wetter muss es dort ja noch recht kühl sein. Die Bäume stehen eng zusammen und geben viel Schatten. Vielleicht sollten wir dort den ganzen Tag verbringen. Ich könnte dir das Schwimmen beibringen.“, plapperte sie fröhlich, ohne den Unterton in seiner Stimme bemerkt zu haben.

Sie bekam ein Brummen als Antwort, was sie aber nicht weiter beachtete. Immerhin antwortete er ihr auf diese Art häufiger.

Aber Annie brachte ihm nicht das Schwimmen bei. Nicht an diesem Tag. Nach dem Frühstück legte sich Draco gleich wieder hin und bedeckte die Augen mit seinem Arm. Er war erschöpft von der schlaflosen Nacht und den wirren Gedanken, die am Morgen seinen Kopf beherrscht hatten. Zudem kehrten sie in ihrer Anwesenheit ständig zurück und hämmerten mehr gegen die Oberfläche seines Kopfes, als wenn er allein war. Sein Kopf schmerzte und sogar ihre Stimme wurde ihm an diesem Tag zu viel. Er antwortete ihr kaum und war dankbar, wenn sie die Hütte verließ.

Annie wunderte sich schon über sein Verhalten, aber sie hatte inzwischen gelernt, dass es manchmal einfach besser war, ihn in Ruhe zu lassen. Zwar fragte sie sich was geschehen war, dass ihn so verstimmte oder ob sie vielleicht etwas getan hatte, was Schuld daran hatte, doch sie konnte es sich einfach nicht erklären. Also beließ sie es dabei.
 

Den ganzen Tag verbrachte Draco in der Hütte und Annie fragte ihn hin und wieder, ob alles in Ordnung sei, doch sie bekam keine Antwort. Am Abend legte sie sich schlafen und überlegte, ob Draco sich wohl wieder neben sie legen würde, so wie er es in den vergangenen Monaten getan hatte. Aber er lag noch immer auf seiner Schlafstelle und rührte sich nicht. Sie hatte das Gefühl, dass sie in dieser Nacht ohne ihn einschlafen müsste und den Gedanken daran, mochte sie nicht sehr.

Draco hatte auch nicht die Absicht diese Nacht neben ihr zu verbringen. Er musste erst dieses Verlangen verschwinden lassen, diese Gedanken abschütteln, bevor er noch etwas tat, was er vielleicht verfluchte. Außerdem hatte er die Befürchtung, dass er wieder so handeln könnte, wie am Morgen und er sich dann nicht zurückhalten könnte. Denn irgendwo, in einer winzig kleinen Stelle seiner Gedanken, bereute er, dass er es nicht getan hatte. Doch das versuchte er noch stärker zu verdrängen.
 

Am nächsten Morgen ging Draco direkt zum See, ohne dass er sie noch einmal angesehen oder geweckt hatte. Er blieb am See sitzen und starrte auf die Wasseroberfläche, um dort vielleicht ein paar Antworten auf seine Fragen zu finden und das Bild was er dabei sah, half ihm sein Verlangen zu unterdrücken. Aber er wusste, dass es ihm nur so lange möglich war, wie er sich selbst – sein altes Selbst – als Spiegelbild sah. Wenn er zurückkehrte, würde es anders sein. Dann würde es von neuem beginnen. Aber wie konnte er es gänzlich stoppen? Er beobachtete gerade eine Libelle, die seinen Blick kreuzte und nun um ihn herum schwebte, als er etwas im Gehölz knacken hörte. Draco drehte sich um und sah Annie, die auf ihn zukam.

„Dachte ich mir doch, dass ich dich hier finden würde.“, sagte sie und schenkte ihm eines der Lächeln, die sein Herz ein klein wenig höher schlagen ließen. „Warum hast du mich nicht geweckt?“

Sie stellte sich neben ihn und sah ebenfalls einen Moment auf die Wasseroberfläche. Annie aber sah nur das Bild zweier Menschen, die sich darin spiegelten. Noch einmal lächelte sie ihn an und raffte dann ihr Kleid ein wenig nach oben. Draco beobachtete sie und fragte sich, was sie jetzt schon wieder machte. Annie verließ das Ufer und ging wenige Schritte in den See hinein.

„Und du willst wirklich nicht, dass ich dir das Schwimmen beibringe?“, fragte sie ihn und ging noch ein Stück weiter. Das kalte Wasser war nach so einer weiteren schwülen Nacht einfach herrlich auf ihrer Haut. Auch wenn sie sich würde umziehen müssen, aber ein paar Runden im kühlen Nass erschienen ihr zu verlockend.

„Das ist wieder ein herrlicher Morgen, findest du nicht?“, redete sie weiter und das Wasser reichte ihr nun schon bis zu den Knien. „Ich wünschte es könnte immer so sein. Nur in den Nächten könnte es etwas kühler sein.“

Draco schwieg und Annie ging tiefer in den See hinein. Solange bis ihr das Wasser bis über die Hüften reichte. Würden sie weiter gehen, könne sie nicht mehr stehen und würde schwimmen müssen.

„Komm doch rein?“, fragte sie ihn noch einmal, aber Draco schüttelte nur leicht den Kopf.

„Ach komm schon.“, sagte sie bittend und sah ihn mit großen Augen an. Er erwiderte ihren Blick stumm und fragte sich, warum sie es nicht einfach bei einer Antwort bleiben lassen konnte. Doch während er sie ansah, bemerkte er nicht, wie sich ihre Hände mit Wasser füllten und ihn im nächsten Augenblick damit bespritzte.

Als das Wasser ihn traf, sah er sie überraschte an. Doch dieser Blick änderte sich schnell in einen wütenden Ausdruck.

„Nun schau nicht so. Es ist nur Wasser und es ist nicht einmal besonders kalt.“, sagte sie keck. Sie wusste nicht warum oder wieso, aber an diesem Tag war sie sehr übermütig. Vielleicht reichte es ihr auch einfach nur, dass er sich seit gestern so seltsam benahm. Noch einmal bespritze sie ihn mit Wasser und sein Blick wurde stechender.

Vielleicht hatte sie es doch übertrieben.

Ohne ein Wort zu sagen, erhob sich Draco und ging ebenfalls in Wasser. Er ging auf sie zu und Annie war so von seinem Blick gefesselt, dass sie sich nicht zu rühren vermochte. Sie spürte nur, wie er sie plötzlich nach oben hob und sie weiter in den See hineintrug. Erst da wurde ihr klar, was er vorhatte.

„Draco lass mich runter! Das kannst du doch nicht machen!“, sagte sie schnell. „Es tut mir leid. Es tut mir leid, dass ich dich nass gemacht habe, aber dass...“ Sie versuchte sich noch an ihm festzuklammern, aber genau in diesem Moment ließ er sie los. Annie spürte wie die Wassermassen ihren Körper umschlossen und mit einmal war sie vollkommen durchnässt. Ihr hatte zwar der Sinn nach ein wenige Abkühlung gestanden, aber bestimmt nicht so.

Sie kämpfte sich an die Wasseroberfläche zurück und tat sofort ein paar tiefe Atemzüge. Damit hatte sie nicht gerechnet. Sie sah wie er das Wasser wieder verlassen wollte, doch so leicht würde er ihr nicht davon kommen. Sie watete durch das Wasser, bis er in ihrer Reichweite war und dieses Mal holte sie so weit mit dem Armen aus, dass sie eine recht große Welle zustande brachte, die ihn genau traf. Seine Haare und der Rücken waren nun ebenfalls nass, wie sie zufrieden feststellte.

Doch als er sich dieses Mal umdrehte, war seine Miene hart und undurchdringlich. Annie erkannte, dass sie einen Fehler gemacht hatte. Noch einmal kam er auf sie zu, ohne den Blick von ihr zu lassen und Annie war wieder nicht in der Lage sich zu rühren. Erst als er nur wenig entfernt vor ihr stand, erwachte sie und versuchte an ihm vorbei zu kommen – ohne Erfolg. Er hielte sie am Arm fest und mit einem Ruck zog er sie zurück und Annie landete erneut im Wasser.

Wieder schnappte sie nach Luft, als sie auftauchte. Draco stand noch immer in voller Größe vor ihr. Wahrscheinlich wollte er nur wissen, ob sie nicht endlich genug hatte, dachte sie. Sie ersann eine kleine List.

„Es tut mir Leid, ich wollte dich nicht ärgern. Entschuldige.“, sagte sie reumütig. Draco sah sie prüfend an, drehte sich um und wollte das Wasser nun endlich verlassen.

„Verzeihst du mir?“, fragte sie noch einmal. Sie folgte ihm hastig und stellte verärgert fest, dass ihre Bewegungen im Wasser nicht so leicht und geschmeidig aussahen, wie die seine.

„Ja.“, antwortet er ihr endlich.

„Dann gibt mir deine Hand, als Zeichen der Versöhnung.“, forderte sie ihn auf. Annie sah, wie er die Augen verdrehte, als er sich umdrehte. Er reiche ihr die Hand und Annie nutzte diese Gelegenheit. Sie nahm nicht seine Hand, sondern umarmte ihn stürmisch.

„Danke!“, rief sie freudig aus und wusste genau, was das Wasser an ihrem Körper dabei bei seinem bewirkte. Es sorgte dafür, dass er nicht sehr viel trockener den See verlassen würde, als sie.

Im nächsten Augenblick stieß er sie von sich und Annie glaubte etwas von „Unmöglich“ zu hören. Sie wusste nicht warum, aber irgendwie fand sie diese Sache äußerst komisch. Sie fing an zu lachen und spritze ihn noch einmal mit Wasser voll.

„Es hat dir wohl nicht gereicht?“, knurrte er schließlich.

„Ich bin schon nass.“, antwortete sie frech. „Aber du noch nicht ganz.“ Und mit diesen Worten holte sie noch einmal mit den Armen aus.

Noch einmal blitzen seine Augen auf. Sie sollte sehen, was sie davon hatte und nun war er es, der sie mit Wasser bespritze. Hin und her ging es bei den beiden und Annies Lachen wurde dabei immer lauter und heftiger. Nie hätte sie einmal vermutet, dass sie mit ihm so etwas tun würde, auch wenn er es nicht ganz freiwillig tat. Wieder lernte sie eine neue Seite an ihm kennen, denn hin und wieder glaubte sie auch bei ihm ein Lächeln auf den Lippen zu sehen.

Irgendwann aber hatte sie vom vielen Lachen solche Bauchschmerzen und war so erschöpft, dass sie einfach nicht mehr konnte.

„Hör auf.“, sagte sie keuchend und immer noch lachend. „Ich gebe mich geschlagen. Du hast gewonnen. Ich werde dich nicht mehr ärgern.“, gestand sie ihre Niederlage ein. Denn ihm hatte das ganze offensichtlich nichts ausgemacht. Annie schleppte sich nur noch zum Ufer und Draco ließ sie nicht aus den Augen. Sie hatte ihn schon einmal getäuscht und sie könnte es wieder tun.

Erschöpfte ließ sich Annie in Gras fallen und so langsam verschwand ihr Lachen, doch ein Lächeln blieb auf ihren Lippen. Draco folgte ihr schließlich und setzte sich neben sie ins Gras.

„Das sollten wir öfter machen.“, sagte Annie, nachdem sie sich einigermaßen erholt hatte. „Ich fühle mich jetzt richtig erfrischt.“ Sie sah ihn kurz an und sein Blick, der Bände sprach, ließ sie erneut kichern. Anscheinend war er von der Idee nicht sehr angetan.

Annie schloss die Augen und ihr Atem beruhigte sich wieder. Draco betrachtet sie unverwandt von oben bis unten, was Annie aber nicht bemerkte. Ihr nasses Kleid, betonte die weichen Konturen ihres Körpers, ihre Hüfte, Taille und Busen. Die Wassertropfen schienen auf ihrem Körper zu glitzern und machte ihn nur noch schöner. Draco ließ sich ebenfalls in das Gras gleiten und versuchte sich auf die Baumkronen über ihm zu konzentrieren, doch er konnte nicht lange den Blick von ihr abwenden. Er stützte den Kopf auf den Arm und sah sie an. Sein Blick glitt ihren Körper entlang und sein Herzschlag wurde schneller. Der nasse Stoff gab viel von ihrer zarten Haut preis. Erneut stieg das Verlangen sie zu berühren in ihm auf. Er verfluchte sich dafür. Zum einem wusste er noch immer nicht, was es bedeutete und zum anderen konnte er sich nicht dagegen wehren. Wie die Wut schien es von seinem Körper Besitz zu ergreifen und seinen Verstand zu benebeln.

Abermals hob er die Hand und anders als am vorherigen Morgen, zog er sie nicht zurück. Ohne das er es lenken konnte, strich er eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht. Nun sah er sie in ganzer Schönheit.

Annie aber, war bei dieser Berührung kurz zusammengezuckt. Sie konnte es nicht glauben. Hatte er sie wirklich berührt? Er, der sonst beharrlich darauf achtete, ihr nicht zu Nahe zu kommen? Sie zwang sich die Augen geschlossen zu halten und so ruhig wie möglich weiter zu atmen. Auf keinen Fall wollte sie, dass er aufhörte, denn seine Berührung war warm und sanft gewesen.

Er hatte ihr nur diese Haarsträhne aus dem Gesicht streichen wollen, um es besser sehen können, doch nun, da er sie einmal berührt hatte, konnte er seine Hand nicht mehr zurückziehen. Er wusste nicht was er tat oder warum, aber er konnte auch nicht aufhören. Ihre Haut war wirklich so weich, wie er gedacht hatte. Behutsam strich er über ihre Stirn, dann die Wange entlang. Sie waren leicht gerötet und Draco musste feststellen, dass sie bei jeder seiner Berührung noch ein wenig roter wurde. Ein Anblick der ihm gefiel. Er betrachtete ihr Gesicht und berührte sanft ihre Augenbrauen, fuhr ihre Nase mit dem Zeigefinger entlang, wieder über ihre Wange, bis er nur wenige Millimeter vor ihren Lippen inne hielt. Auf ihnen lang noch ein letzter Wassertropfen. Wieder verspürte er den Drang diese zu berühren, zu erfahren was ein Kuss war und dieses Mal schien dieser Wunsch so stark, dass er sich kaum dagegen wehren konnte. Draco hatte das Gefühl, dass das Verlangen nach ihr mit jedem Atemzug den er tat stärker wurde. Er würde verlieren...

Sein Atem zitterte, doch nicht so sehr wie seine Finger, als er das kostbare Rot berührte. Mit dem Daumen strich er den kleinen Wassertropfen von ihren Lippen und stellte mit Erstaunen und gleichzeitig auch mit Erschrecken fest, dass ihr Mund wirklich so warm und weich war, wie er vermutet hatte.

Als Annie spürte, wie er plötzlich ihre Lippen berührte erstarrte sie für einen Moment. Dann öffnete sie die Augen und sah ihn fragend an.

„Was tust du da?“, flüsterte sie gegen seine Finger, während er sanft über ihre Unterlippe fuhr.

Er antwortete ihr nicht gleich und Annie wusste nicht einmal, ob er ihre Worte überhaupt gehört hatte. Aber sie konnte oder wollte seine Finger nicht zurückweisen.

„Draco, was-“, versucht sie es erneut, doch da antwortete er ihr.

„Ich weiß es nicht.“, wisperte er.

Seine Stimme war gleichzeitig zärtlich und doch glaubte sie ein Zittern daraus zu hören. Ein Kribbeln durchfuhr ihren gesamten Körper.

„Dann solltest du besser aufhören.“, sprach sie mühsam.

Er schüttelte leicht den Kopf und nun sah er ihr in die Augen. Annie konnte nicht anders, als seinen Blick zu erwidern. Seine Augen leuchteten von so einer Intensität, wie sie es noch nie bei ihm gesehen hatte. Sie hatte nur diesen einen Gedanken: Sie konnte nicht mehr zurück. Sie verlor sich darin. Annie realisierte nur unbewusst, wie ihr Herz immer schneller schlug und ihr eigner Atem zittrig wurde. Nicht vor Angst, wie sie hinterher feststellte, sondern vor Aufregung und Erwartung.

Erst als Draco von ihren Lippen ließ, schien sie wieder klar denken zu können, doch noch immer konnte sie ihm eine Berührung nicht verwehren.

Seine Hand wanderte ihren Hals hinab, nur um gleich darauf wieder nach oben ihr Ohr entlang zu streichen und kehrte dann zum Hals zurück. Ein angenehmes Schaudern durchlief sie.

Seine Hand verharrte an ihrem Hals, während er sich ein Stück nach unten beugte. Annie spürte seinen Atmen auf ihrer Haut und das Kribbeln in ihrem Körper wurde stärker und schien förmlich nach einer weiteten Berührung zu schreien.

„Was tust du?“, fragte sie kaum hörbar ein zweites Mal.

Doch dieses Mal antwortetet er nicht. Auch nicht nach einem Zögern. Seinen Lippen kamen den ihrem immer Näher und erneut roch er ihren süßlichen Duft. Ihr heißer Atmen auf seiner Haut verursachte bei ihm Gänsehaut. In seinen Köper breitete sich ebenfalls ein Kribbeln aus, was sich durch seinen gesamten Körper zog und das er als äußerst angenehm empfand. Er war darin gefangen, nicht fähig es loszulassen.

Noch immer war Annie von seinen Augen gefesselt, nicht in der Lage das unvermeidbare abzuwenden. Ihr Kopf war leer und es gab nicht weiter als diese unglaublichen blauen Augen, die sie zu verschlingen drohten. Er war ihr nun so nah, wie noch nie zuvor. Ihren Lippen bebten, genauso wie die seinen - vor Kälte, vor Anspannung, vor Aufregung.

„Ich will wissen, wie es sich anfühlt.“, flüsterte er gegen ihre Lippen, bevor er sie mit seinen eigenen verschloss.


Nachwort zu diesem Kapitel:
~~~~~~~~~~~~~~~

*grins*
Endlich! Ich dachte schon Draco schafft es gar nicht mehr. *schwitz* Mit seinen Gedankengängen kann er mich manchmal echt in den Wahnsinn treiben. Warum kann er nicht so spontan wie Annie sein? Ein Mal darüber nachdenken und dann handeln. Aber das wäre wohl zu einfach. -.-°

Jedenfalls... hoffe ich es hat euch gefallen und ihr hattet euren Spaß. XD Ich schon...

Wir lesen uns dann beim nächsten Mal hoffentlich wieder und dann so frisch und munter, wie eh und je.^^ Kommis sind in der Zwischenzeit natürlich immer gern gesehen.

lg maidlin
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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Cygni
2009-03-10T21:59:37+00:00 10.03.2009 22:59
weißt du was mir aufgefallen ist??
annie fühlt sich bestimmt total ausgenutzt...
ich mein er sagt ja nix romantisches wie "ich liebe dich" oder so(auch wenns so ist...),
er sagt ja nur: "ich will wissen wie es sich anfühlt"
total der idiot(ich mag ihn trotzdem), kann der nicht mal darüber nach denken was er sagt???

lg stellax3
Von:  Cygni
2009-03-10T15:28:34+00:00 10.03.2009 16:28
omg...
das ist ja echt süßß!!
(ok ich weiß es ist echt unkreativ in einem komentar genau dasselbe zu schreinen wie in dem davor...
aber ich werd das kapi jetzt trotzdem nochmal lesen!!
vlg stellax3
Von: enni
2009-03-09T21:42:53+00:00 09.03.2009 22:42
OMG, ich liebe dieses Kapitel ohne ende *_*.

Ich war von anfang an wie gefesselt, hab teilweise voller anspannung jedes wort mitverfolgt, hab mich weggeschmissen bei ihren Wasservorspiel...(ahem...XD) und war atemlos am schluss, als Draco endlich seinen Drängen stattgegeben hat! Wow es ist einfach toll! *_*

Übrigens das Draco sich wegen seiner Ungeduld und Neugier fast selber hasst, kann ich nur zu gut nachvollziehen, was für ein menschliches Gefühl. XD Ach und schmecken Himbeerfarbene lippen wirklich nach Himbeeren? *lol* Wie süß und einnehmend, toll ausgedacht und toll geschrieben!

Also eins sag ich dir, ich werds sofort nochmal lesen! So sollten Geschichten geschrieben sein ♥

hdsmdl Enni


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