Tropfen im Sand
Das sind die ersten Drabbles, die ich jemals geschrieben habe. Dafür finde ich sie ganz gut. Die ersten beiden, Misstrauen und Kraft, gefallen mir am wenigsten. Aber ich wünsche euch (vor allemabgemeldet) viel Spaß beim Lesen!
Wieso hatte er das getan? Wieso hatte er ihm eine so offensichtliche Lüge erzählt? Liebe? So ein Quatsch! Und dann auch noch zu ihm. Der andere hatte sich sicher nur einen schlechten Scherz erlaubt. Schließlich wusste jeder, wie sehr er einer gewissen rosahaarigen Kunoichi zugewandt war. Also wieso sollte er sich plötzlich in ihn verliebt haben?
In Gaara, den egoistischen, nur sich selbst liebenden Mörder. Dieser war verwirrt. Gestern hatte Lee ihm ein Liebesgeständnis gemacht. Doch Gaara misstraute ihm. Das musste eine Lüge sein. Niemand konnte ihn lieben. Alle fürchteten und hassten ihn. Und er konnte auch nicht lieben. Das waren zwei felsenfeste Tatschen.
Doch eigentlich freute sich Gaara sehr über Lees Geständnis. Eigentlich glaubte er nicht, dass es ein Scherz gewesen war. Aber das würde er niemals zugeben. Dazu misstraute er sich selbst zu stark.
#45: Misstrauen
Eigentlich war es sinnlos gewesen. Der Sieger hatte von Anfang an festgestanden. Doch trotzdem hatte es ihn gereizt. Ein einziges Mal hatte er besser sein wollen. Der andere hatte erstaunlich lange durchgehalten. Die heiße Sonne Sunas hatte erbarmungslos auf sie gebrannt. Das hatte ihren ohnehin schon erhitzten Körpern noch mehr Schweiß aus den Poren getrieben. Dann hatten den anderen die Kräfte verlassen.
Sinnlos? Ja. Absehbar? Und wie. Und doch hatte Lee ein unglaubliches Triumphgefühl verspürt, als er Gaara nach dem gewonnen Ringkampf im Schwitzkasten hatte.
#46: Kraft
Die Grabesstille der Wüste wurde durch laut stampfende, energische und schnelle Schritte gestört. Der Besuch war wieder eine Enttäuschung gewesen. Doch er konnte dem anderen keinen Vorwurf machen. Schließlich hatte er selbst nicht den Mut gehabt, seine Gefühle zu offenbaren. Wahrscheinlich würde er ihn auch nie haben. Denn eine Abfuhr wäre eigentlich unausweichlich. Gaaras Herz glich dieser Wüste. Leere. Wohin man blickte, nichts als Sand. Die Dünen entsprachen Gaaras innerlichen Schutzmauern, die alles von ihm fern hielten.
Lee blieb plötzlich stehen. Direkt vor seinen Füßen blühte eine kleine Blume. Mitten in der Wüste. Die Wüste als Bild für Gaaras Herz. Die Blume in der Wüste. Lee sprang auf und rannte den Weg nach Sunagakure zurück. Von jäher Hoffnung erfüllt, wollte er jetzt endlich Gaara seine Gefühle gestehen.
#31: Hoffnung
Viele dachten, ihm läge nichts an der Meinung anderer. Sie dachten, er würde sie gar nicht wahrnehmen. Doch in Wahrheit merkte er sich jedes einzelne Wort, das über ihn gesagt wurde. In seiner Kindheit waren das nur schlechte gewesen. Er hatte versucht, sich ihnen zu verschließen, doch jedes einzelne hatte ihn getroffen.
Doch seit er versuchte, sich zu ändern, hörte er auch positive Sachen über sich. Und seit einem Monat hörte er auch regelmäßig Liebesgeständnisse von einer gewissen Person. Er saugte sie alle auf. Noch war nicht voll genug, doch irgendwann würde er, wie ein vollgesogener Schwamm, zu tropfen beginnen. Und dann würde Gaara das aussprechen, worauf Lee schon lange wartete.
#22: Schwamm
Als die ersten Flocken fielen, war er sehr misstrauisch gewesen. Er hielt nicht viel von diesem nassen, kalten Zeug. Vielleicht hätte er der Einladung nach Konoha doch nicht folgen sollen. In Suna hätte er sich nicht mit dem Schnee auseinander setzen müssen.
Dir Tür wurde aufgerissen, Kälte strömte herein und eine eisige Hand umfasste sein Handgelenk. „Komm doch mit nach draußen!“, keuchte Lee atemlos. Gaara grummelte, wollte ablehnen, doch der andere zog in einfach mit. Jetzt stand er da, ohne Jacke oder sonst etwas Wärmenden, und spürte den kalten Wind, der die Eiskristalle umherwirbelte. Er schaute nach oben und wurde in dem nicht enden wollenden Tanz der Flocken gefangen. Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen. Vielleicht war die Einladung doch nicht so schlecht gewesen.
#33: Schnee
Er erlaubte sich eine kurze Pause. Der Weg, der durch die Dünen führte, war anstrengend zu ersteigen. Doch sein Freund hatte darauf bestanden. Er hatte ihm etwas zeigen wollen. Seltsamerweise war jener schon um einiges weiter. Seit wann war er ihm körperlich unterlegen? Das musste an dem für ihn ungewohnten Klima liegen! Oder daran, dass der andere den Sand beherrschen konnte.
Der erschöpfte, junge Mann raffte sich auf und stieg den Weg weiter nach oben. Dort angekommen spürte er einen minimalen Lufthauch, der kleine Sandkörner aufwirbelte. Der Kleinere erwartete ihn schon. Er streckte eine Hand nach ihm aus. Er ergriff sie, stellte sich neben ihn und drückten dessen Hand sachte.
„Was passiert jetzt?“, fragte er leise. „Warte ab!“, flüsterte der andere. Es dauerte noch etwas. Die beiden standen Hand in Hand auf der Düne und warteten auf etwas. Aber nur einer wusste, worauf. Dann verfärbte sich der Himmel langsam. Nach und anch wurde alles in ein leuchtendes Orange getaucht. Lee schluckte. Jetzt verstand er sofort, was Gaara ihm hatte zeigen wollen.
„Solche Sonnenuntergänge gibt es in Konoha nicht!“, dachte er, als er Gaara küsste.
#39: Sonnenuntergang
