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If hate becomes love

Lily x James
von

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If hate becomes love

Wütend hämmerte sie mit ihrer Faust gegen die Tür. Was bildete sich dieser aufgeblasene Vollidiot ein? Er konnte sie doch nicht einfach so einsperren.

Natürlich hatte sie gerade heute ihren Zauberstab in ihrem Umhang vergessen, welcher friedlich schlummernd auf ihrem Bett lag. Sie wollte nur kurz runter in die Küche, weil sie heute über ihren Büchern brütend das Abendessen vergessen hatte; da stand er plötzlich vor ihr und hatte ihr den Weg versperrt. Mit seinem Ich-bin-so-toll-und-krieg-jede-rum-Grinsen hatte er ihr zu geraunt „Na, Evans? Was macht denn unsere Musterschülerin zu so später Stunde allein unterwegs?“

Wie sie diesen Macho, Black, hasste. Black war fast so schlimm wie Potter. Beide arrogante Mistkerle!
 

Sie hatte sich gewundert, dass Black auch alleine unterwegs war, wollte ohne ihm weitere Beachtung zu schenken, an ihm vorbei gehen, doch sie hatte die Rechnung ohne den jungen Blackerben gemacht. Er hatte sie am Arm gepackt und hinter eine Staue gedrängt, und plötzlich war sie in diesem Raum. Die Tür war verschlossen, eine Klinke war nicht zu sehen.

Er hatte ihr noch nicht mal Zeit gelassen, sich angemessen zu verteidigen.

Was bildete sich Black überhaupt ein?
 

„Black! Du arrogantes Arsch! Lass mich hier sofort wieder raus!“

„Hat keinen Sinn. Er wird uns erst raus lassen, wenn er Lust dazu hat, aber wann das sein wird, kann ich dir auch nicht sagen.“
 

Lily Evans erstarrte in der Bewegung und wünschte sich, dass sie sich diese Stimme eben eingebildet hatte, sie wäre sogar bereit gewesen sich vor der ganzen Schule für irre zu erklären, solang die Stimme und dessen Besitzer verschwand.

Sie kannte diese Stimme, doch sie wollte sich nicht umdrehen, um in sein Gesicht zu blicken. Es war schlimm genug in diesem Raum, von dem sie noch nicht einmal gewusst hatte, dass es ihn gab, eingesperrt zu sein und sie wäre mit jeder Gesellschaft einverstanden gewesen, sogar über die von Severus, dem sie vor zwei Jahren die Freundschaft gekündigt hatte, hätte sie sich gefreut, aber nein, mit wem musste sie eingesperrt sein? Ja, mit dem Arsch vom Dienst: James Potter.
 

„Was ist, hat es dir die Sprache verschlagen?“, fragte er sie leise lachend.

Wütend fuhr sie herum und musste mit Schreck feststellen, dass er direkt vor ihr stand. Sehr nah – viel zu nah. Ihre Augen hatten sich zwar noch nicht an die Dunkelheit gewöhnt, aber trotzdem erkannte sie sein breites Grinsen, welches sie so sehr wie alles andere an ihm verabscheute. „Was machst du hier?“, fuhr sie ihn an und wich ein paar Schritte von ihm weg zur Seite.

„Ich würde sagen, das gleiche wie du. Pad hatte anscheinend Langeweile“, lachte er und trat wieder einen Schritt auf sie zu.
 

„Du kannst deinem Freund sagen, wenn er nicht meinen Zorn spüren will, dann soll er gefälligst diese Tür aufmachen, und mich raus lassen!“ Sein leises Lachen erfüllte den Raum. „Ja, warte, ich spaziere eben raus und hol ihn, damit du ihm das selbst sagen kannst.“

„Potter! Das ist nicht witzig!“, knurrte sie und warf wütend ihre lange, rote Haarmähne über die Schulter auf den Rücken.

„Gibt es hier kein Licht?“

„Doch, natürlich.“ Sofort wurde der Raum von James Zauberstab erleuchtet, nachdem dieser einen entsprechenden Spruch gemurmelt hatte. „Du hast deinen Zauberstab dabei? Sag mal, wie dämlich bist du eigentlich?“ Er verzog das Gesicht, schüttelte den Kopf, dann ging er ohne ein weiteres Wort an ihr vorbei und setzte sich auf ein Sofa in der hinteren Ecke, das vor einem Kamin stand. Seufzend entfachte er ein Feuer und löschte das Licht seines Zauberstabs.
 

Verdattert blickte sie ihm nach, sonst ignorierte er sie nicht. Egal, wie sehr sie ihn beleidigte, er kam immer wieder an gekrochen, deswegen wunderte sie diese Reaktion, über welche sie sonst mehr als glücklich gewesen wäre, aber im Moment nervte sie.

„Also Potter...“

„Was willst du, Evans? Mit mir ausgehen?“, fragte er sie und lächelte sie unwiderstehlich an, fast unwiderstehlich. Lily hatte nie viel für sein arrogantes Gehabe übrig gehabt.

„Könntest du nicht einmal ernst bleiben? Und du kennst meine Antwort, ich würde -“

„-ja, du würdest lieber mit der Riesenkrake rummachen, als jemals auf ein Date mit mir zu gehen“, er grinste immer noch, doch man konnte die Niedergeschlagenheit in seinen Augen sehen.

„Ja. Also...du hast einen Zauberstab und trotzdem sitzen wir hier noch fest?“

Lachend schüttelte James seinen Kopf über ihren Entrüstung. „Du hast wohl noch nie davon gehört, dass manche Räume im Schloss nur von außen geöffnet werden können, oder?“

Wütend schnaufte sie. Was bildete sich dieser Potter ein? Dachte er, er wäre schlauer und gebildeter als sie, bloß weil er ein paar Geheimnisse Hogwarts' kannte, die noch nicht mal in der 'Geschichte von Hogwarts' beschrieben waren?
 

„Und wann kommen wir hier wieder raus?“ „Wenn Sirius die Tür aufmacht“ „Und wann denkt Black, dass sein Witz dämlich genug war und kommt zur Besinnung?“, fragte sie ihn und ihre Augen funkelten gefährlich. Der Umstand, von Black abhängig zu sein, missfiel ihr sehr..

„Besinnung? Ich bitte dich, Evans, du kennst doch unsren guten Sirius“, lachte James, der darauf allerdings nur einen vernichtenden Blick erntete. „Er wird uns schon befreien – spätestens morgen früh...“, fügte er leise hinzu.

„Morgen früh? Das ist doch nicht dein Ernst, Potter? Ich verbring hier bestimmt keine Nacht mit dir!“ „Ich weiß ja selbst, dass ich einfach unwiderstehlich bin, aber wir müssen ja nicht gleich aufs Ganze gehen.“
 

Der Schwarzhaarige blickte seine Angebetete grinsend an und der Schalk blitzte in seinen Augen auf, doch Lily betrachtete ihren Klassenkameraden wütend. Sie wollte einfach nur hier raus und in ihrem Bett verschwinden, nach einem kurzen Zwischenstop in der Küche, und das letzte was sie wollte, war länger als nötig mit diesem eingebildeten Frauenhelden hier zu bleiben. Konnte er nicht einmal ernst sein, damit sie zusammen eine Lösung finden könnten, anstelle wieder versuchen sie an zu baggern?

Es hatte keinen Sinn, sie würde sich niemals mit ihm einlassen. Natürlich, James Potter sah nicht schlecht aus, ehrlich gesagt war er einer der heißesten Typen auf der Schule – was Lily aber niemals zugegeben hätte. Doch seine Art raubte ihr den letzten Nerv. Entweder er verhexte jeden, der ihm gerade blöd kam, klopfte dumme Sprüche, oder bettelte um Date.
 

Wie oft hatte sie ihn schon abgewiesen, und wie oft hatte er sie trotzdem immer wieder gefragt? Natürlich hatte es in der ganzen Zeit auch Momente gegen in denen sie ihm am liebsten eine andere Antwort gegeben hätte als ihr sonst so kaltes 'Nein', zum Beispiel als sie ihn alleine auf dem Flur traf, nachdem sie erfahren hatte, dass James Severus das Leben gerettet hatte – auch wenn Severus immer wieder behauptete, James habe nur seinen eigenen Kopf aus der Schlinge ziehen wollen – und er einfach so nett wirkte, dass sie ihm aus Dankbarkeit am liebsten um den Hals gefallen wäre; oder als er sie getröstet hatte...
 

Das Mondlicht fiel durch das Fenster und erleuchtete den Flur zum Gemeinschaftsraum der Gyriffindors. Lily stand mit verschränkten Armen vor einer Person, die sie kalt anblickte. Sie spürte die Tränen, die sich immer weiter aufstauten, doch sie wollte und durfte sie noch nicht frei lassen. Sie musste stark sein, ihr Entschluss war gefasst und sie wollte nicht, dass die Tränen ihre Glaubwürdigkeit verminderten. Sie war verletzt, wie schon so oft – viel zu oft – und sie wollte nie wieder von ihm verletzt werden.

„Ich bin nur raus gekommen, weil Mary meinte, dass du gedroht hast, hier zu schlafen.“ Sie sah in die schwarzen Augen, die sie anflehten, doch ihr Blick blieb kalt und abweisend.

„Ja. Ich wollte dich nie Schlammblut nennen, es war nicht so gemeint. Bitte, es tut mir leid. Es ist einfach -“

„Raus gerutscht?“, unterbrach sie ihren besten Freund – ehemaligen besten Freund. „Nein, Severus. Ich kann und will nicht mehr. Seit Jahren entschuldige ich mich für dich und verteidige dich, wie eben auch. Und als Dank bezeichnest du mich als Schlammblut. - Nein, unterbrich mich nicht. - Keiner meiner Freunde versteht, warum ich überhaupt noch mit dir rede.

Du hast deinen Weg gewählt, und ich den meinen -“

„Was meinst du damit?“, seine Stimme zitterte und der bittende Ausdruck in seinen Augen, zerbrach ihr fast das Herz – aber ihr Entschluss war gefällt.

„Jeder weiß, dass du und deine kleinen Todesserfreunde es kaum erwarten könnt bei Du-weißt- schon-wem mitzumachen. Siehst du, noch nicht mal jetzt streitest du es ab! Du hast dich für einen Weg entschieden, tut mir Leid, aber hier müssen sich wohl unsere Wege trennen.“ Lily lächelte ihn traurig an, schließlich tat es ihr auch weh, ihren besten Freund zu verlieren; sie wandte sich von ihm ab, doch Severus hielt sie zurück.

„Nein, bitte. Ich wollte dich nicht -“

„-Schlammblut nennen? Aber du nennst jeden, der meine Herkunft hat, Schlammblut, Severus. Warum sollte es bei mir anders sein?“

Sie sah, wie er nach Worten suchte, doch sie konnte nicht mehr. Sie warf ihm noch einen verächtlichen Blick zu, dann kletterte sie durch das Porträtfotoz zurück. Als sie hörte wie sich das Porträt hinter ihr schloss, konnte sie den Tränen keinen Einhalt mehr gebieten. Mit verschwommenem Blick taumelte das rothaarige Mädchen durch den Gemeinschaftsraum in Richtung Schlafsaal. Tränen rannen ihr über ihre rosigen Wangen und sie spürte wie etwas in ihrem Inneren zu Bruch gegangen war.

Severus hatte sie in ihre Welt eingeführt, war für sie da; ihr bester Freund – manchmal sogar mehr. Sie hatten nie darüber gesprochen, aber es gab eine Zeit in der sich Lily in ihn verliebt hatte, doch Severus Freunde veränderten ihn immer mehr. Trotzdem war Severus immer einer der wichtigsten Menschen in ihrem Leben geblieben.

Bis heute.

Nun war es vorbei.

Sie hatte die Freundschaft beendet. Sie hatte es nicht mehr mit ihrem Gewissen vereinbaren können, Severus war nicht mehr der, der er einmal gewesen war, nicht mehr der, den Lily geliebt hatte. Es war der einzige Weg, die Entscheidung noch länger hinauszuzögern, hätte sie beide noch mehr verletzt.

Die Tränen verschleierten ihr die Sicht, so dass sie nicht sah, wo sie hin lief, bis sie plötzlich gegen etwas prallte und fast hingefallen wäre, doch etwas stoppte ihren Fall und zog sie wieder auf die Füße. Zu erst dachte sie, dass sie zu weit gegangen war, und gegen eine Wand geprallt wäre, doch die vermeintliche Wand war nicht hart genug, und außerdem so Wand-untypisch warm.

„Shh, alles wird gut.“

Verwundert blickte Lily auf, doch sie konnte nur verschwommen die Umrisse einer Person erkennen, aber sie kannte die Stimme. Normalerweise hätte sie ihn jetzt angefaucht, und hätte schnell das Weite gesucht, aber sie war niedergeschlagen und traurig. Ohne nachzudenken, fiel sie in seine Arme, drückte ihr Gesicht an seine Brust und ließ ihren Tränen freien Lauf.

Sie wusste nicht was da über sie gekommen war, dass sie sich ausgerechnet von James Potter trösten ließ, doch in dem Moment fühlte es sich richtig an, zumal er nicht so war wie sonst immer. Er wirkte so verständnisvoll, und war einfach für sie da, ohne zu versuchen ihr seine 'Liebe' zu gestehen.

Sie fühlte sich sicher.
 

Sie war froh, dass sie nie 'schwach' geworden war. Lily wusste, dass sie es bereut hätte. Erstens hasste sie Potter, zweitens hatte sie einfach besseres zu tun, und drittens hätte Potter sie sowieso nur verletzt.

Die Rothaarige wollte ihm nicht die Genugtuung verschaffen, sie in seiner Trophäensammlung aufzunehmen, um sie später einfach fallen zu lassen. Sie war diejenige, bei der sich die durch Black und Potter gebrochenen Herzen aus heulten. Selbst in den ganzen Jahren, während denen Potter sie um ein Date angebettelt hatte, verletzte er immer noch genug Mädchen. Dauernd hatte er eine neue, mit der er es aber meist nur eine Nacht lang aushielt, und sie danach vor die Tür setzte. Glaubte Potter wirklich, sie würde jemals mit ihm ausgehen, wenn er sich so verhielt? Nicht über ihre Leiche!
 

„Potter, ich hab keine Lust auf deine dämlichen Witze, ich will einfach nur hier raus. Also lass und bitte nach einer Lösung suchen.“

„Lösung? Das einzige was wir machen können, ist zu warten bis uns Pad wieder raus lässt, oder bis sich irgendwer hier hin verirrt und auf die Idee kommt, die Tür zu öffnen.“

„Wie kannst du nur so pessimistisch sein?!“

„Pessimistisch? Das bin ich keines Wegs. Ich muss dir ja nicht extra verraten, dass es mir absolut nichts ausmachen würde, länger mit dir eingesperrt zu sein?“

Lily wandte sich genervt von ihm ab und lehnte sich gegen eine Wand.

„Du bist so ein Idiot. Kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen?“

„Willst du dich nicht wenigstens hinsetzten, neben mit ist noch ein Plätzchen frei.“

Sie lachte laut auf, schloss die Augen und ignorierte ihn, sie wollte sich nicht mit ihm unterhalten. Einfach nur Ruhe, wünschte sie sich. Ruhe bis sich diese verdammte Tür öffnete und sie nicht weiter Potters nervtötendes Gelaber hören musste...
 

Eine Stimme flüsterte etwas.
 

Sie wusste nicht wie lang sie schon an der Wand stand. Sekunden? Minuten? Stunden? Sie war sich noch nicht mal sicher ob sie wach gewesen war, doch vermutlich hatte sie geschlafen.
 

Wieder hörte sie ein Flüstern.
 

Woher kam dieses Flüstern und was sagte es? Sie öffnete ihre Augen und blickte gegen den Wandteppich, der die Gegenüberliegende Wand schmückte.
 

„Hey, wo bist du?“
 

Es war Potters Stimme, doch warum fragte er sie, wo sie war? Er müsste, sie doch sehen, wie sie immer noch an der Wand lehnte. Oder hatte sich sein Verstand endgültig verabschiedet?
 

„Padfoot! Jetzt antworte mir endlich!“
 

Padfoot? Was sollte das, sie hieß nicht Padfoot. Nannten die Rumtreiber Black nicht so? Aber warum sprach Potter sie mit Blacks Namen an, und verlangte, dass sie ihm antwortete? Irgendetwas lief hier vollkommen falsch.
 

Ein Brummeln ertönte. „Sirius! Endlich, ich dachte schon du bewegst deinen Hinter überhaupt nicht mehr!“
 

Sirius? Anscheinend meinte Potter doch nicht sie, aber wie konnte es sein, dass Potter mit Black sprach, schließlich waren sie immer noch in dem Raum, den man nur von außen öffnen konnte. Das bedeutete also, dass Black endlich gekommen war und sie frei ließ?

Sie drehte sich um und blickte auf Potters Rücken. Der Schwarhaarige saß über irgendetwas gebeugt auf dem Sofa. Doch sonst war niemand zu sehen.

Verwundert fuhr sie sich durch die Haare. Sie war sich so sicher gewesen, dass Potter mit Black geredet hatte.
 

„Na, wie läufts?“, hörte sie eine Stimme, die nach Lilys Meinung sehr wie die des jungen Blacks klang. Vielleicht war sie verrückt. „Ach, Klappe, Pad. Was denkst du denn? Alles andere als gut, wie ich dir prophezeit habe – und dafür brauche ich keine Teeblätter. Wenigstens hat sie mich noch nicht zerfleischt.“ „Tja, Prongs. Selbst Schuld. Ich hab dir schon vor zwei Jahren erzählt, dass du die Kleine vergessen sollst, aber du willst ja nicht auf deinen Kumpel hören.“
 

Lily starrte verwirrt auf Potters Rücken. Er redete mit Black, doch sein bester Freund war nirgends zu sehen. Möglicherweise träumte sie, obwohl sie nicht daran glaubte. Sie lebte in einer magischen Welt, in der viele seltsame Dinge geschahen, deshalb konnte sich Potter vielleicht wirklich mit Black unterhalten, obwohl sie nicht im selben Raum waren. Aber sie waren in Hogwarts, dort funktionierten einige Sachen nicht. Lily seufzte leise auf, weil ihr einfach keine logische Lösung einfiel.
 

„Kannst du mich jetzt einfach hier rauslassen?“, fragte Potter ungeduldig, doch die andere Stimme lachte nur. „Warum das denn? Habt ihr beide etwa keinen Spaß? Ich dachte ich tu dir einen kleinen Gefallen und so dankst du es mir. Ich bin sehr enttäuscht von dir.“

„Sirius Black! Was dachtest du denn, was passiert, wenn du uns in einem Raum einsperrst? Dass sie mir ängstlich um den Hals fällt? Dass sie mit mir ein paar heiße Momente auf dem Kaminvorleger erfahren will? Wir reden hier von Lily Evans, sie ist nicht wie die anderen Mädchen...“ „Ach, Prongs. Ich darf dich doch bestimmt daran erinnern, dass du mit einem großen Teil dieser Mädchen schon in der Kiste warst..?“ Potters Antwort war ein verächtliches Schnauben und ein gegrummeltes: „Das ist was anderes, und das weißt du.“
 

Auf Lilys Stirn hatte sich eine tiefe Furche gebildet, sie hatte Black schon immer verabscheut, doch im Moment wäre sie ihm am liebsten an die Gurgel gesprungen, selbst wenn er nicht die Stimme war, die sich mit Potter unterhielt.

Sie fragte sich, was Potter damit meinte, dass 'das etwas anderes' sei, doch eigentlich sollte es sie nicht interessieren. Das war schließlich Potter und was ging es sie an, warum er es mit halb Hogwarts trieb?!
 

„Ja ja, schon okay. Aber ich sag dir eins: Ich lasse euch beide nicht raus, nicht solange ihr euch nicht besser versteht. Ich will, dass ihr später zusammen auf ein Date geht-“ „Was glaubst du, was ich seit Jahren versuche? Lily lässt sich bestimmt nicht erpressen.“ „Gut, wenn ihr hier ewig fest sitzen wollt...“
 

Entrüstet schnappte das Mädchen nach Luft, sie hoffte, sich verhört zu haben. Sie schlich zu Potter hinüber und spähte vorsichtig über seine Schulter. In Potters Händen lag ein Spiegel, in dem allerdings nicht Potters Spiegelbild, sondern das von Black, zu sehen war.
 

„Black! Mach endlich diese Tür auf!“, fauchte sie ihn erzürnt an, was Potter erschreckt zusammen fahren ließ – Black jedoch schüttelte nur grinsend den Kopf.

„Was? Spinnst du? Du kannst uns nicht hier drin gefangen nehmen!“ „Ach weißt du, Süße, ich kann - solange bis irgendwer raus kriegt, wo ihr seid, oder dass ich etwas darüber wissen könnte, aber ich weiß nicht wie lange das dauert. Bis morgen Mittag, oder Nachmittag, oder Nacht, vielleicht finden sie es erst in ein paar Tagen raus. Wer weiß das schon...“

„Weißt du eigentlich wie sehr ich dich hasse?“

Black lachte laut los: „Ja, mir ist da so einiges bekannt:“
 

„So Leute, jetzt beruhigen wir uns alle wieder und reden ganz ruhig miteinander“, mischte sich Potter endlich ein, nachdem er Black noch einen vernichtenden Blick zugeworfen hatte. „Beruhigen? Bist du bescheuert? Ich will hier raus und bevor mich dein Arschloch von Freund hier nicht raus gelassen hat, werde ich mich weder beruhigen, noch ruhig mit ihm reden!“ „Hat hier etwa jemand seine Tage?“, grinste das Spiegelbild Blacks gelassen, was sie allerdings einfach überging und ihm abermals zu zischte, er solle sie frei lassen, wenn ihm sein Leben lieb sei. Erneut lachendes Kopfschütteln. „Jamie weiß was ich will. Entscheidet euch. Aber es sollte überzeugend wirken. Denkt einfach noch ein bisschen drüber nach, ich hab noch was zu erledigen. Prongs, du weißt schon, die Kleine aus Ravenclaw. Man sieht sich.“ „Black! Nenn mich nicht Jamie und lass uns frei. Dein Plan wird eh nicht aufgehen.“, knurrte Potter, doch das Bild seines besten Freundes war verschwunden und er blickte sich selbst in die haselnussbraunen Augen. Frustriert verbarg er das Gesicht in seinen Händen und seufzte leise.
 

Lily blickte erstaunt auf den 'großen' Potter herunter, der im Moment gar nicht 'großartig' wirkte. Es war ein komischer Anblick, wenn er keine dummen Sprüche klopfte, nicht lachte oder überheblich, selbstgefällig und arrogant wirkte. Sie konnte es nicht leugnen, aber irgendwie tat er ihr Leid, obwohl sie ihn für das Ganze hier verantwortlich machte, schließlich wären sie nicht hier, wenn er sie in Ruhe ließe und seinen Freund besser erzogen hätte.

Über diesen Gedanken musste sie leicht schmunzeln.
 

„He, wo ist denn der zuversichtliche 'ich-kriege-was-ich-will'-Potter hin?“, sanft stupste Lily den Schwarzhaarigen an. Ihr gefiel der Anblick nicht, ihn so zu sehen. Sonst sah man ihn so nur, wenn sie ihm wiedermal eine harte Abfuhr erteilte. Und sogar in solchen Momenten meldete sich manchmal ihr schlechtes Gewissen. Doch es ging nicht anders, schließlich wollte sie niemals zu jenen gehören, die von Potter fallen gelassen wurden, die für nur eine Nacht gut genug waren. Außerdem wollte sie niemals dieses Grinsen sehen, falls sie ihm nach gäbe. Dieses selbstgefällige Grinsen. Das Grinsen, das zeigte er würde alles kriegen was er nur wollte, er wäre der beste, dem niemandem das Wasser reichen könne, der sich nicht um die Gefühle anderer kümmerte.

Nein, niemals wolle sie ihm diese Genugtuung geben.
 

„Ach, Evans. Was weißt du denn? Ich will einfach nur hier raus.“

Verblüfft blickte Lily in das braune Augenpaar ihres Klassenkameraden, das sie genervt betrachtete. Lily glaubte eine Spur von Verletzlichkeit zu sehen, doch im nächsten Moment glaubte sie ihre Wahrnehmung hätte sie getäuscht, schließlich war ein Potter nicht verletzlich.
 

„Was meinte Black eigentlich mit 'Jamie weiß was ich will'?“, versuchte Lily das Gespräch am Laufen zu halten, obwohl sie sich im nächsten Augenblick am liebsten dafür geschlagen hätte. Warum wollte sie nun unbedingt mit Potter reden? Sonst war sie doch froh, wenn er seine Klappe hielt.
 

„Ist doch egal.“

Was war denn jetzt nur mit Potter los? Sonst sprach er nie so einsilbig mit ihr. Seufzend ließ sie sich neben ihm nieder, erntete einen erstaunten Blick seitens Potter, der sich dann aber wieder seinem Spiegel zu wandte und ungeduldig mit dem Finger gegen das Glas tippte.

„Wenn uns Black dann raus lässt, ist das ganze nicht egal.“

„Als würdest du da mitspielen. Lass uns einfach warten. Irgendwann wird er die Tür ja wohl wieder aufmachen.“, meinte James, fuhr sich durch die Haare und lehnte sich zurück.
 

Mitspielen? Auf was für eine bescheuerte Idee war Black bloß wieder gekommen? Eigentlich wollte sie es nicht wissen und würde sich auch mit Potters Idee, einfach zu warten, zufrieden geben, aber ihr Mund schien ein Eigenleben entwickelt zu haben und fragte ihr Gegenüber, was genau er meinte.

„Ich glaub kaum, dass du von deinem Ross steigst, deine Meinung änderst und mit mir ausgehst, oder?“
 

Das hatte gesessen, ausgerechnet von James Potter als eingebildet bezeichnet zu werden. Gerade von ihm, der sich selbst als das Beste, was Gott jemals geschaffen hatte, ansah.

Lily war nicht arrogant. Sie war eine gute Schulsprecherin, zu jedem nett und hilfsbereit. Die einzigen die sie verachtete waren Potter und Black und einige Slytherins.

Vielleicht benahm sie sich Potter gegenüber wirklich ein wenig arrogant, aber nur weil er sich nicht besser benahm.

„Ich bin nicht hoch zu Ross. Und jetzt sag mir nicht, dass Blacks einzige Bedingung ein Date ist?!“
 

Potter holte tief Luft und sprach mit einer gelangweilten, unbeteiligten Stimme: „Ja ja, natürlich nicht. Wie ich schon sagte. Du kennst doch Sirius.“
 

Ja, sie kannte Black. Leider.

Die Rothaarige biss sich leicht auf die Lippen. Eigentlich wäre es keine große Sache, wenn sie sich einfach mit ihm verabreden würde, damit sie endlich in ihr Bett kam. Aber halt nur eigentlich. Wenn sie nicht so dickköpfig wäre und er nicht James Potter hieße.

Die Entscheidung fiel ihr schwer. Konnte sie es mit ihren Grundsätzen vereinbaren in nach einem Date zu fragen? Zwar wäre es für sie klar, dass es nichts bedeutete, aber Potter würde sich bestimmt Hoffnungen auf mehr machen.

Und was wäre, wenn sie 'schwach' werden würde? Sie könnte sich danach nie wieder im Spiegel betrachten, ohne den Vorwurf in ihren eigenen grünen Augen zu sehen.
 

Lily strich sich durch ihre Haare, sie wusste nicht ob sie es später wirklich bereuen würde, aber der Gedanke, bald in ihrem eigenen Bett zu schlummern, war zu verlockend, deshalb antwortete sie ihm: „Na, Potter. Wie kommt es, dass du mich bis jetzt erst einmal gefragt hast? Bist du krank? Hast du Fieber?“, zum Spaß fuhr sie ihm mit dem Handrücken über die Stirn, wobei sie seinem ungläubigen Blick begegnete. Als er ihr nicht antwortete, verkündete sie ihm grinsend: „Also Potter. Ich hab keine Lust länger als nötig meine Zeit mit dir zu verbringen. Und wenn ich entscheiden müsste ob ich diese Zeit irgendwann einmal einen Nachmittag oder jetzt, wer weiß wie lange noch, verschwenden muss... Wähle ich wohl lieber den Nachmittag.“
 

James starrte sie verblüfft an, anscheinend hatte er nicht vermutet, dass Lily auf diese Art von Forderung einging. „Ist das jetzt wirklich dein Ernst? Du lässt dich so leicht erpressen?“ „Potter, Potter“, meinte Lily kopfschüttelnd, „Ich verstehe unter Erpressung etwas anderes. Das hier ist lediglich eine Auswahl zwischen zwei schlechten Alternativen und ich habe mich für das kleinere Übel entschieden.“
 

James grinste, was Lily ein kleines Lächeln auf die Lippen zauberte. So gefiel ihr Potter wieder viel besser. Sie mochte es nicht, wenn er niedergeschlagen war, genauso wenig wie sie es nicht mochte, wenn seinen Mund ein hämisches oder selbstgefälliges Grinsen zierte. Doch das Grinsen jetzt war ehrlich, das gefiel ihr.

Warum dachte sie über so bloß was nach? Das war Potter, nur Potter, dessen Gefühlswelt ihr herzlich egal sein sollte, solang er sie mit dieser nicht nervte.
 

„Also ich will jetzt nichts sagen und jetzt denk bloß nicht, dass ich was gegen ein Date mit dir hätte – das hab ich nicht, absolut nicht, das weißt du ja- aber ich denke so einfach ist das nicht.“, meinte er zerknirscht und verwuschelte sich sein rabenschwarzes Haar – eine Geste, die sie normalerweise zur Weißglut getrieben hätte, weil es sonst wirkte, als fühlte er sich noch toller, aber diesmal war es eine Geste, die Unsicherheit widerspiegelte.

„Wie meinst du das denn jetzt? Was ist denn das Problem dabei?!“, fuhr sie ihn an. Da sprang sie einmal über ihren Schatten, und dann wollte Potter nicht. Das war doch nicht normal!
 

„Nun ja. Ich glaube kaum, dass Sirius es uns so einfach macht.“, druckste er herum.

Einfach. Einfach? Einfach?!

Für ihn war es vielleicht einfach jemanden nach einem Date zu fragen. Aber für Lily war das nicht so 'einfach', besonders nicht, wenn Mr. James Potter dieser jemand war. Sie widersprach hier schließlich ihren Prinzipien und würde auf ein Date gehen, das ihr bestimmt eher schaden, als nutzen würde.

Er wäre nicht derjenige, der verletzt würde – weil er nicht genügen würde; weil man es nicht ernst mit ihm meinte, ihn nur ins Bett kriegen wollte.

„Wie meinst du das?“, fragte sie drängend, weil es ihr auf die Nerven ging, dass Potter nicht endlich sagte, was los war.
 

„Wie ich das meine? Nun, ich meine, dass Pad sich nicht so schnell überzeugen lässt. Er wird uns vermutlich nicht glauben, dass wir die Vereinbarung wirklich einhalten. Er meinte ehe er uns rauslässt, will er ein bisschen mehr 'Einigkeit' zwischen sehen.“ „Einigkeit?! Potter, ich -“

„Evans, das war nicht meine Idee, klar?“, unterbrach er sie schnell, „Vermutlich kannst du dir denken, was mit Einigkeit gemeint ist. Sich mit Vornamen an zureden, wäre bestimmt förderlich.“
 

„Lily“

„James“
 

Grinsend reichten sie sich die Hände.
 

„Wo wir das jetzt hätten, willst du was trinken?“, meinte James grinsend und erntete einen verwirrten Blick von Lily. „Das heißt: 'Ja, lieber James. Ich verdurste gerade'“, meinte James lachend und schwenkte seinen Zauberstab, worauf zwei Flaschen Butterbier in seinen Händen erschienen, von denen er eine der jungen Hexe neben ihm reichte.
 

Zögerlich nahm sie im die Flasche ab und roch unauffällig daran, wer konnte schon wissen, was Potter in unschuldig wirkende Flaschen kippte?

Wo hatte er die denn überhaupt her? Nahrungsmittel gehörten zu den fünf Ausnahmen von Gamps Gesetz der elementaren Transfiguration, was bedeutete, dass man jene nicht aus dem Nichts beschwören konnte.

James, der Lilys fragenden Blick bemerkte, erklärte ihr: „Die kommen aus der Schulküche. Zufälligerweise ist der hier Raum direkt ein Stockwerk darüber.

Bitte übrigens.“
 

Lily lachte. „Dass ich mal von James Potter vorgehalten kriege, dass meine Manieren zu wünschen übrig lassen, hätte ich mir nie erträumt. Aber trotzdem danke.

Du könntest nicht zufällig auch Essen beschaffen? Ich war vorhin eh auf dem Weg in die Küche, bevor mich dein lieber Freund hier rein gedrängt hat. Und nun verhungre ich.“ James nickte grinsend und nach einem weiteren Schlenker mit seinem Zauberstab hielt Lily plötzlich einen Teller mit Köstlichkeiten in der Hand.
 

„So schlimm ist Sirius gar nicht. Er schießt manchmal nur übers Ziel hinaus.“

„Welch nette Umschreibung!“

„Ach komm. Sirius ist in Ordnung, wenn man ihn richtig kennt. Sonst wäre er wohl kaum mein bester Freund.“ „Als wärst du sehr viel besser als er“, meinte Lily schmunzelnd. Eigentlich war James gar nicht so furchtbar, auch wenn sich Lily das nicht eingestehen wollte, sonst wären ihre Bemühungen der letzten Jahre, in denen sie Eigenschaften von Potter gesucht hatte, die ihn hassenswert machten, umsonst gewesen.

Sie konnte die Arbeit der letzten Jahre nicht verwerfen, das wäre ja eine Verschwendung gewesen.
 

Lily wandte sich ihrem Essen zu, weil sie bemerkte, dass sie wirklich sehr viel Hunger hatte. Vielleicht sollte sie sich demnächst beim Lernen den Wecker stellen, damit sie das Abendessen nicht wieder verpasste und möglicherweise in solch eine Situation geriet, obwohl sie sich Schlimmeres vorstellen konnte, als auf einem Sofa, vor einem Kamin, neben James, mit etwas zu Essen auf dem Schoß, zu sitzen. Halt! Dachte sie gerade es gäbe Schlimmeres als neben James zu sitzen? Bestimmt verlor sie bald den Verstand.
 

Als Lily seinen Blick auf sich spürte, richtete sie sich auf. Ihre grünen Augen trafen auf die braunen ihres Gegenübers. Das Mädchen glaubte sich darin zu verlieren. Warum hatte sie nie erkannt welche Schönheit sie ausstrahlten?

Halt! Potter! Potter's Augen! Potter's Augen waren nicht wunderschön um sich in ihnen zu verlieren!

Lily schüttelte den Kopf um ihn wieder frei zu kriegen und blickte James fragend an „Was ist?“
 

„Nichts. Du siehst nur süß aus, wenn du isst.“
 

„Ah ja, wenn es sonst nichts ist.“, meinte Lily, zog eine Augenbraue hoch, bevor sie sich wieder ihrem Essen widmete und versuchte seinen Blick zu ignorieren. Allerdings konnte sie nicht verhindern, dass eine leichte Röte sich auf ihren Wangen ausgebreitet hatte.
 

„Wann wollen wir uns denn treffen?“

„Weiß nicht, mir egal. Such du was aus.“

„Nächstes Wochenende, Hogsmeade?“

„Einverstanden.“, antwortete sie ihm, bevor ihr bewusst wurde, dass sie sich eigentlich an einem Ort treffen wollte, wo man sie nicht zusammen sah. Aber sie war selbst schuld, warum musste sie auch James die Entscheidung überlassen?
 

„Schatz?“

„Wenn du mich noch einmal 'Schatz' nennst, bist du die längste Zeit deines Lebens ein 'Mann' gewesen, Potter.

Aber ja, was ist?“

„Nichts, ich wollte nur wissen, wie du reagierst.“, grinste sie Gryffindors Quidditch-Kapitän schelmisch an.
 

Lily verdrehte seufzend die Augen und meinte resignierend: „James. Du bist bescheuert.“

„Ach Schatz, dafür magst du mich doch.“

Lily lachte schallend los. „Nein, Rehkitz, tu ich nicht.“

„Ach ja? Beweis das erst mal. Rehkitz? Warum müsst ihr mir heute eigentlich alle bescheuerte Spitznamen geben.“

Lily seufzte innerlich auf. Wie sollte sie ihm denn beweisen, dass sie ihn hasste, wenn sie sich selbst nicht ganz sicher war? „Warum bescheuert? Findest du den Namen nicht passend?“, fragte sie ihn, während sie ihn aus großen, unschuldigen Augen ansah.

„Sehe ich für dich etwa aus wie ein Baby Reh?“, leicht verstimmt zog er eine Augenbraue hoch.

Eifriges Nicken seitens der rothaarigen Hexe.

„Mensch Lily. Schau mich doch mal an. Ich bin ein stattlicher Hirsch und kein Rehkitz.“, erklärte ihr James, wie einem kleinen Kind.

Lily grinste. Hirsch – das passte wirklich zu ihm. Seine Animagusform verlieh ihm die Krone, mit der ihn am liebsten der Großteil der Schule gekrönt hätte. Lily mochte Rehe, sogar ihr Patronus hatte die Form eines Rehs, schade dass James ein Hirsch war...

„Aber Rehkitz klingt süß.“, quengelte Lily mit einer Kleinkindstimme und ihre Lippen verzogen sich zu einem Schmollmund.
 

Bevor die Jahrgangsbeste realisieren konnte, was als nächstes geschah, spürte sie James Lippen auf den ihrigen.
 

Im ersten Moment wollte sie ihn von sich stoßen und ihm ordentlich eine scheuern. Aber sie tat es nicht, obwohl sie 'wollte'. Das einzige was sie spürte waren seine warmen, weichen Lippen. Vergessen waren sein arrogantes Benehmen, die Jahre seines nervenden ewigen Hinterherrennens und der Hass der sich über all die Jahre aufgestaut hatte.
 

Diese Lippen berührten ihre so zärtlich, nichts forderndes lag in ihnen.

Nie im Leben hätte sie geglaubt, dass James zärtlich sein könnte. Zu ihrem Leidwesen wusste sie einiges über Potters spezielle Vorlieben in sexueller Hinsicht – warum mussten diese Weiber damit auch alle zu ihr rennen? Doch von so etwas wie einem 'zärtlichen, gefühlvollen' James Potter hatte sie noch nie gehört – nicht dass sich die Mädchen über den 'anderen' beschwert hätten...

In Lilys Innerem explodierten tausende von Raketen. Ihr Körper fühlte sich an als stünde er unter Strom, über ihre Haut krabbelten Millionen von Ameisen und ihr wurde heiß.

Noch nie hatte sie Vergleichbares gefühlt, und sie wunderte sich, dass ein einziger, kleiner Kuss dies bewirkt hatte.
 

Sie wollte mehr. Mehr als diesen Kuss. Sie atmete tief durch die Nase ein und der Geruch berauschte sie – nie hatte sie bemerkt, wie wundervoll James doch roch. Sie seufzte leise auf, lehnte sich in den Kuss. Nie mehr sollte er enden. Die Zeit sollte ein gefrieren und sie beide für immer in diesem Moment gefangen halten. Nie wieder wollten sich die Lippen der Muggelstämmigen von denen ihres Mitschülers trennen, sie gehörten zusammen, waren für einander bestimmt, weil sich die junge Hexe und der Zauberer liebten.
 

Erschrocken über diese Erkenntnis fuhr Lily zurück und unterbrach den Kuss. Das konnte nicht sein; sie und ihn lieben? Nach all den Jahren?

Krampfhaft zog sich ihr Magen zusammen und Tränen stiegen ihr in die Augen, die sie allerdings sofort weg blinzelte. Sie liebte ihn. Sie liebte ihn tatsächlich. So lange hatte sie sich dagegen gewehrt, und nun war es zu spät. Er würde sie verletzen. Sie wusste es. Wie sollte ein James Potter auch anders handeln? Es lag in seinem Wesen, sie würde ihm keinen Vorwurf machen, sie war selbst schuld – sie liebte ihn.
 

James sah sie betreten an, dann senkte er beschämt den Blick und murmelte: „Es tut mir Leid. Ich weiß auch nicht was das war. Es ist einfach über mich gekommen. Das war nicht geplant, und wird nie wieder vorkommen. Ich versuch Sirius zu erreichen, vergiss das mit der Bedingung einfach.“
 

James wandte sich von ihr ab, schritt zu einem Gemälde einer öden Landschaft, um sich davor zu stellen und Sirius durch den Spiegel in seiner Hand zu rufen.

Lily biss sich auf die Lippen. Konnte es sein, dass ihm sein Verhalten peinlich war und er sie nicht verletzen wollte, oder hatte ihm das schon gereicht und Lily Evans war nun wieder als uninteressant abgestempelt?

Leise schlich sie sich ein bisschen näher an James um ihn zu belauschen was er zu Sirius sagte.
 

„Na, hast du endlich dein Date?“

„Ja, aber ich -“

„Dann verlange ich ein großes Dankeschön, Kumpel“

„Nein, Pad. Ist egal. Die Verabredung wird eh nicht stattfinden, also lass uns einfach raus, ja?“

„Prongs? Jetzt sag nicht, dass du es schon wieder vermasselst hast?!“
 

Frustriert schlug James mit der Faust gegen die Wand. „Ja, hab ich. Aber es hätte nicht geklappt.“

„Sag ich dir schon seit -“

„Jahren. Ich weiß, also lass uns raus.“

„Kämpflos aufgegeben?“

„Kämpfen ist sinnlos.“

„Woher der plötzliche Meinungsumschwung?“

„Sie liebt mich nicht. Und wird es niemals.“
 

Verblüfft starrte Lily auf seinen Rücken. Was für ein falsches Bild James doch von ihr hatte. Aber sie sollte sich glücklich schätzen.
 

„Kopfhoch Prongs.“

„Du hast gut reden. Du warst noch nie verliebt.“
 

Verliebt? James Potter verliebt? Warum erzählte er so etwas? Und in wen war er verliebt?
 

„Zum Glück.

Vergiss das Mauerblümchen endlich!“

„Ich liebe Evans! Und werde es immer tun.“

„Dir ist auch nicht mehr zu helfen. Aber wenn du unbedingt raus willst, komm ich euch helfen. Der Retter in der Not“, lachte Black, „trotzdem wird’s wohl noch ein bisschen dauern. Ich muss die Kleine noch loswerden. Also bis nachher.“
 

Lily huschte schnell wieder zum Sofa, damit James nicht bemerkte, dass sie gelauscht hatte.

Seine Worte gingen ihr nicht mehr aus dem Kopf. Ich liebe Evans! Und werde es immer tun. Konnte er das ernst meinen? Unmöglich. Niemals würde sich James verlieben, und wenn dann niemals in sie, die Strebsame, Verantwortungsbewusste, die, welche ihn schon des öfteren vor der ganzen Schule blamiert hatte. Das konnte er nicht ernst meinen. Bestimmt hatte er gemerkt, dass sie gelauscht hatte, und wollte sie nur ärgern.
 

James sah sie nicht an, sondern setzte sich schweigend mit dem Blick auf die züngelnden Flammen im Kamin neben sie auf das Sofa.

Keiner der beiden sprach ein Wort, sondern versuchte den anderen nicht an zu blicken.
 

„James?“

„Hmm?“

„Was meintest du vorhin eigentlich zu Black mit 'Das ist was anderes, und das weißt du'?“, fragte Lily ihn zögerlich, während sie sich während sie sprach am liebsten die Zunge abgebissen hätte.

„Wovon redest du?“, James' Stimme klang uninteressiert und er schien mit seinen Gedanken weit entfernt zu sein.

„Ähm. Wo ihr euch..über deine..eähm..Frauengeschichten unterhalten habt..und du meintest, dass..das etwas..anderes wäre.“, stotterte Lily und lief rot an.
 

Verblüfft wendete sich James ihr zu. „Ja.“

„Was 'ja'?“

„Ja, hab ich gesagt.“

„Was meintest du damit?!“, fragte sie ungeduldig, während sie sich im Geist für dieses dämliche Verhör ohrfeigte.

„Das was ich sagte. Es ist etwas anderes. Ich liebe sie nicht.“
 

Peinlich gerührt wandte die Rothaarige ihren Blick von ihm ab, es war ihr unangenehm so mit James zu reden. Doch sie konnte nicht leugnen, dass sie mochte, was er sagte. Ich liebe sie nicht. Musik in ihren Ohren.
 

„Anders als was?“

„Und du nennst dich Jahrgangsbeste? Anders als du.“
 

Anders als du. Sollte das bedeuten, er liebte sie wirklich?
 

„Du liebst mich?“

„Natürlich.“

„Meinst du das ernst? Das ist jetzt nicht so 'ne Phase?“

„Lily, ich liebe dich. Ich will mein Leben mit dir verbringen. Das ist keine Phase – es ist viel mehr.“
 

Lily starrte ihn erschrocken an. Meinte er das ernst? Konnte sie ihm vertrauen? Oder würde er sie verletzen? Sie konnte sich nie sicher sein, doch sie las die Ehrlichkeit in seinem Blick. Diese haselnussbraunen Augen strahlten so eine Wärme aus, dass sich ihre Lippen zu einem glücklichen Lächeln formten und die Schmetterlinge in ihrem Bauch erneut zu flattern begannen.
 

„James, ich liebe dich auch.“, hauchte sie und beugte sich zu ihm hinüber, um nun ihrerseits ihn zu küssen.

Es war ein glücklicher, befreiender Kuss, in den sie all ihre Gefühle legten. Endlich nach all den Jahren hatten sie sich gefunden und Lily würde James nie wieder verlassen.
 

Sie bemerkten nicht, wie sich leise die Tür öffnete und ein schwarzer, zotteliger Hund den Kopf in den Raum steckte. Sein Blick blieb bei dem küssenden Pärchen hängen und die Lefzen verzogen sich zu einem Grinsen. Der Hund schob mit seiner Schnauze ein kleines Stück Holz zwischen die Tür, damit diese nicht zufiel, dann verschwand er schwanzwedelnd in der Dunkelheit.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Cygni
2009-06-11T10:25:50+00:00 11.06.2009 12:25
oww lily!! du hast es geschafft!! du bist über deinen schatten gesprungen!! wundervoll.

gglg stellax3
Von: abgemeldet
2009-01-17T20:46:55+00:00 17.01.2009 21:46
Oh gott wie toll! TT___TT
Es ist so wunderschööööööön!
Ich will meeeeehr!!! *snief*
Sooooooooo schööön!

Lg, Lynnie
Von: abgemeldet
2009-01-09T07:50:26+00:00 09.01.2009 08:50
toller os ich habe den jetzt bestimmt schon zum 5. mal gelesen, ich liebe ihn!!
Von:  Schneckenkind
2008-12-07T00:46:13+00:00 07.12.2008 01:46
Du weißt ja, wie sehr ich es liebe x3
*One Shot schmus*
Ich will auch mit James weggesperrt werden ;O;


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