Lächeln
Seufzend drehte ich mich auf die andere Seite. Ich konnte einfach nicht schlafen, aber das war eigentlich klar, schließlich machte ich mir viel zu viele Sorgen. Der Digimonkaiser hatte Agumon entführen lasse. Wer weiß, was er ihm alles antat!
Um die anderen nicht zu wecken, stand ich schließlich leise auf, und verlies die kleine Höhle, den wir als nächtlichen Unterschlupf nutzten.
Langsam lief ich ziellos durch das kleine Waldstück, als ich plötzlich Musik hörte. Neugierig geworden ging ich auf die Quelle des Geräusches zu und entdeckte Matt, der auf einer kleinen Lichtung saß und mit geschlossenen Augen Mundharmonika spielte.
Obwohl ich mich bemüht hatte, leise zu sein, musste er mich wohl gehört haben, denn er öffnete seine Augen und als er mich erkannte, streckte er seine Beine aus, damit ich meinen Kopf auf seinen Schoß legen konnte.
Es war wirklich eigenartig, wie Matt immer genau wusste, was ich dachte. Ich liebte diese stillen Momente mit ihm, in denen ich nicht der unerschütterliche Anführer, das starke, immer fröhliche Energiebündel sein musste. Bei Matt konnte ich mich fallenlassen und entgegen meiner sonstigen Natur ruhig und nachdenklich sein. Matt forderte nichts von mir, er verstand einfach.
So lag ich nun hier, hörte der Musik zu und ließ mich von seiner Gegenwart beruhigen.
Irgendwann hörte er auf zu spielen und begann, mit einer Hand mit meinen Haaren zu spielen. Seine andere Hand lag locker auf meiner Seite und ich griff danach.
„Wir finden ihn“, bemerkte er leise.
Lächelnd drehte ich mich auf den Rücken, sodass ich ihn ansehen konnte. Wie immer hatte er gewusst, was ich dachte. „Danke.“
Matt ließ eines seiner seltenen Lächeln sehen, die er nur wenigen Menschen überhaupt schenkte, und die bei mir immer Herzflattern auslösten.
Eine Weile lächelten wir uns still an, bis er schließlich meinte: „Ich will mich ja nicht beschweren, aber langsam schlafen meine Beine ein.“
Sofort setze ich mich auf. „Entschuldige.“
Doch Matt schüttelte den Kopf. „Ich fand es schön.“
Er fand es schön? Aber… Nein, er meinte das wahrscheinlich nicht so. Ich war sicher rot geworden, trotzdem erwiderte ich leise. „Ich auch.“
Matt stand schließlich auf und streckte mir seine Hand hin. „Lass uns zurückgehen!“
Nachdem er mich hochgezogen hatte, ließ er meine Hand nicht los und so gingen wir Hand in Hand zurück zur Höhle und ich war für den Moment einfach glücklich.
Wenn es mir schlecht ging, bemerkte Matt das sofort und schaffte es immer, im richtigen Moment das Richtige zu sagen und zu tun, sodass es mir wieder ein bisschen besser ging.
Kurz vor unserem Lagerplatz blieb ich stehen, da Matt immer noch meine Hand festhielt.
Überrascht drehte er sich zu mir um. „Was ist?“
„Ähm…“ Ich deutete auf unsere Hände. „Was sollen die anderen denken?“
„Die schlafen doch sowieso“, erklärte er und nahm auch meine andere Hand, sodass er mir nun direkt gegenüber stand. „Außerdem ist es nicht wichtig, was die anderen denken, sondern nur, was du denkst!“
Was ich dachte? Konnte er das wirklich so meinen, wie ich es mir erhoffte? Forschend sah ich ihm in die Augen und entdeckte darin nichts als Ernsthaftigkeit und vielleicht einen kleinen Funken Unsicherheit.
Ich befreite meine Hand aus seiner und legte sie vorsichtig an seine Wange. Ich wollte nichts überstürzen, denn vielleicht hatte ich doch falsche Schlussfolgerungen gezogen.
Als er jedoch seine Wange an meine Hand schmiegte und die Augen schloss, war das für mich das ausschlaggebende Zeichen. Ich beugte mich vor und flüsterte: „Ich denke…“, bevor ich ihn sanft küsste.
Ich konnte fühlen, wie er lächelte, bevor er meinen Kuss ebenso sanft erwiderte.
Unsere Hände waren immer noch miteinander verschränkt und meine andere Hand hatte inzwischen ihren Weg zu Matts Nacken gefunden, wo ich ihn zärtlich kraulte, während seine andere Hand auf meiner Hüfte lag.
Nach einer kleinen Ewigkeiten lösten wir uns schließlich voneinander und Matt flüsterte: „Das denke ich auch.“