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Lust for Blood

One-Shots
von

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Last Night [But you will never know...]

Letzte Nacht habe ich dich beim Schlafen beobachtet, als du allein in deinem Bett lagst. Der Anblick war einfach zu niedlich - dein zufriedenes Lächeln, wie du dich in die Decke gekuschelt hattest... Einfach alles sah so friedlich aus. Dabei ist unser Leben doch alles andere als friedlich. Wie oft habe ich dir in all den Jahren, die wir uns nun schon kennen, beim Schlafen zugesehen? Es müssen unzählige Male gewesen sein... Doch dieses Mal war es anders. Ganz anders. Ich weiß nicht genau, wie ich es erklären soll. Das Gefühl dabei, dieses Warme, das sich immer in meinem Herzen ausbreitete, wenn ich dich so sah, hat sich verändert. Es ist nicht mehr dasselbe. Mit einem Schlag war es nicht mehr wie vorher. Und ich glaube nicht, dass es jemals wieder so werden kann...

Letzte Nacht ließ ich mich vor deinem Bett auf die Knie sinken. Wäre ich jemals gläubig gewesen, hätte ich in diesem Augenblick wohl gebetet. Ich hätte für dich gebetet, für deine Gesundheit, für deine Sicherheit. Einfach für dein ganzes Wohl... Diese plötzliche Angst, dir könnte irgend etwas zustoßen... Sie war mit einem Mal da und ließ mich nicht mehr los. Sie wurde größer und größer und schnürte mir dabei fast die Luft ab. Am liebsten hätte ich wohl geweint. Ich komme mir schon fast paranoid vor, wenn ich so darüber nachdenke. Was ist nur aus unserer Vater-Sohn-Beziehung geworden? Wir waren doch einmal nicht mehr und nicht weniger als ein kleiner, unschuldiger Junge und ein erwachsener Mann. Ein Mann mit einem Geheimnis, doch wussten wir beide von Anfang an darüber Bescheid. Wir vertrauten einander vollkommen.

Letzte Nacht beugte ich mich über dich um dein wunderschönes Gesicht zu küssen. Doch ich tat es nicht. Gerade noch rechtzeitig bemerkte ich, was genau ich da gerade tun wollte und hielt mich zurück. Ich stellte mir die Frage, was nur plötzlich mit mir los war. Doch fand ich keine rechte Antwort darauf. Langsam beschlich mich das Gefühl, dass etwas ganz und gar nicht mit mir stimmte. Inzwischen weiß ich auch, was es ist. Nach all der Zeit, all den vielen Jahren, habe ich mich in dich verliebt. Immer wieder frage ich mich, wie mir das passieren konnte. Ich weiß doch ganz genau, dass wir niemals eine gemeinsame Zukunft haben könnten. Ein Mensch und ein Vampir - niemals könnte das gut gehen. Schon aus dem ganz einfachen Grund nicht, dass einer von beiden sterblich ist und der andere nicht. Ich wüsste keinen Grund, warum ausgerechnet wir beide eine Ausnahme darstellen sollten.

Letzte Nacht warf der Mond sein Licht direkt durchs Fenster auf deine schlafende Gestalt. Es war ein wunderbares Bild und ich bin sehr froh, dass dich das Licht nicht weckte. Ich sah dich die ganze Zeit über an und ich fürchte, allein mein Gesichtsausdruck hätte mich in diesem Moment verraten. Allein der Gedanke, dir könnte irgendwann einmal etwas passieren, zerriss mir beinahe das Herz. Du tust immer so stark und unangreifbar, doch ich kenne dich besser als jeder andere. In Wahrheit bist du so zerbrechlich wie dünnes Glas. Ein unachtsamer Moment, eine winzige Gedankenlosigkeit könnte dich zerstören, nicht wahr? Und auch, wenn du sicher sehr gut auf dich selbst aufpassen kannst, so habe ich mir doch vorgenommen, dich vor allem, was dir Leid und Schmerz zufügen könnte, zu beschützen.

Letzte Nacht schlug mein Herz seit langer Zeit einmal wieder höher. Es kam mir so vor, als hätte es sich dem Rhythmus deiner Atemzüge angepasst. Ein seltsamer Gedanke, oder? Doch irgendwie hatte es auch etwas Beruhigendes an sich. Aus dem kleinen Jungen von damals, der den Vampir in irgend einer Straßenecke fand und mitnahm, ist nun auch ein Mann geworden. Richtig erwachsen... Wir sind uns wohl ähnlicher geworden, was meinst du? Sollte ich dir vielleicht sogar von meiner Entdeckung erzählen? Würdest du das überhaupt verstehen? Empfindest du ebenso? Oder würdest du dich gar von mir abwenden? Es gibt so unendlich viele Möglichkeiten, wie du reagieren könntest... Am schlimmsten aber wäre es wohl, wenn du mich deshalb plötzlich hassen, wenn du mir den Rücken zukehren würdest. Denn auch ich bin zerbrechlich wie Glas. Nein, dieses Geheimnis darf ich dir nicht offenbaren.

Und nun stehe ich bei dir. Wir unterhalten uns über nichts wichtiges. Zum Beispiel herrscht draußen strahlender Sonnenschein. Ein Grund, warum wir nicht gemeinsam vor die Tür gehen können. Ich stehe bei dir, so nah, dass ich die Spannung zwischen uns förmlich spüren kann, und versuche so sehr, dir nicht zu sagen, dass ich dich liebe. Dabei bist du alles für mich. Alles, was zählt, alles, was mir wichtig ist und alles, was ich in dieser Welt will. Doch ich weiß, ich könnte mit nur einem Satz alles zerstören, was wir haben. Ich möchte dich auch weiterhin als guten Freund, als Partner und als Mitbewohner wissen. Mehr verlange ich nicht, auch wenn der Wunsch nach mehr immer noch irgendwo existiert. Doch ich weiß genau, was mir zusteht und was nicht. Ich will nur dich nicht komplett verlieren, auch wenn sich das irgendwann einmal nicht mehr vermeiden lassen wird. Zumindest würde ich dich dann aber nicht auf diese Weise verlieren.

Wärst du letzte Nacht aufgewacht, hättest du gewusst, wie es um mich steht - noch bevor ich es selbst erkannt hätte. Was wäre wohl gewesen, wenn du mich so gesehen hättest? Du hättest sicher nicht lange gebraucht, um zu verstehen, was los ist. Doch dann? Ich weiß nicht, was danach gewesen wäre. Ich kann mir einfach kein richtiges Bild davon machen. Es ist, als läge das alles komplett im Dunkeln... Aber wahrscheinlich ist es gut so, wie es ist. So bleibt mir nur, unsere gemeinsame Zeit, die wenige, die wir noch haben, weiterhin einfach zu genießen. Ich weiß, das werde ich auch tun. Unsere nächtlichen Streifzüge, selbst wenn ich dabei ständig um dich bangen muss; bei Übungskämpfen oder wenn wir allein in unserer Wohnung sind. Alles werde ich bis auf den letzten Tropfen auskosten.

'Ich liebe dich.' Dieser Satz ist für mich so schwer auszusprechen, dass ihn bisher noch nie jemand aus meinem Munde zu Ohren bekam. Nur sehr selten habe ich auch nur irgend etwas in dieser Richtung gedacht, und schon gar nicht auf eine so starke oder besondere Weise, wie bei dir. Ich hatte nie meine 'große Liebe'. Bis jetzt jedenfalls... Ich sehe dich an und ganz egal, was du tust oder sagst, mir kommt immer und immer wieder nur dieser eine Gedanke: Ich liebe dich. Ich liebe dich, ich liebe dich! Nun ziehst du dir Jacke und Schuhe an, gehst zur Tür und winkst mir noch einmal, bevor du das Haus verlässt. Und auch, wenn ich weiß, dass ich dir bei diesen schönen Wetter nicht folgen kann, tut es weh, dich gehen zu sehen. Fast wie von selbst streckt sich meine Hand nach dir aus, als ob du es wirklich noch sehen könntest... Doch du bist schon fort und das Alleinsein wird mir nur allzu bewusst.

Und da ist er wieder, dieser Gedanke. Shô, ich liebe dich...



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Earu
2009-02-21T18:41:59+00:00 21.02.2009 19:41
Joha, also dein Vorhaben is dir wirklich geglückt, ich hab bis zum Ende nicht gemerkt, wer spricht ^^ ich hab immer hin und her überlegt, wer es sein könnte und gedacht, dass du dich vielleicht verräst, weil Vampire ja weder Atem und Herzschlag haben, aber das is ja auch nich immer so. Muss echt schwierig gewesen sein, die Sätze immer so zu formulieren, dass es neutral klingt. Aber hut ab, is dir gelungen.

Über deinen Stil brauch ich glaubich nix sagen, ich mag ihnm sowieso. und die Story is süß ... und traurig ;_; ... ich mags also :3
Von:  Ai_Mikaze
2009-02-19T10:55:33+00:00 19.02.2009 11:55
Oh Gott. .__. Mal was anderes, dass er es ihm nicht sagt. Gefällt mir. <3
Aber vielleicht hättest du noch nen Absatz rein machen sollen zwischen dem 'Wechsel'. Also, Kei beobachtet ihn ja erst und dann ist ja nächster Morgen, ne? :/
Aber seine Gedanken sind wirklich nachzuvollziehen. Vorallem, weil es der Realität entspricht.


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