Halloween

Mütter sehen mehr als Väter

„Sag mal James, was genau meinte Lily, als sie sagte, dass sie nicht schlafen konnte? Bei Sirius’ Kommentar…?“ Sein Vater sah ihn fragend von der Seite an.

James verdrehte genervt die Augen. „Sie hat bei mir geschlafen. Falls irgendwas wäre, dass jemand da ist.“ Nun war es James, der rot wurde. „Sie hat bei dir geschlafen? James, du alter Schwerenöter!“ Sein Vater konnte sich ein Lachen einfach nicht verkneifen.

„Und nun ist sie wieder sauer auf mich.“ James gefiel das gar nicht. War er doch so froh, dass sie sich mittlerweile ganz gut verstanden. Er seufzte. Nun konnte er wohl wieder von vorn anfangen. Lily machte es ihm aber auch nicht gerade sehr einfach. Warum musste sie auch bei jedem Bisschen an die Decke gehen?
 

Lily war mittlerweile wieder im Schulsprecherzimmer angekommen. Was bildete sich dieser Potter eigentlich ein? Sie war so müde, dass sie im Stehen schlafen könnte. Und er sagte, dass es gar nicht sooo schlimm war. Klar, für ihn sicher nicht. Er hatte ja auch geschlafen. Es gab Tage, da würde sie ihn am liebsten dem Riesenkraken zum Fraß vorwerfen. Und heute war so ein Tag. Aber dann dachte sie wieder an die Gesundheit des Tieres. Sie konnte es schließlich nicht verantworten, wenn das Tier nach so einer Mahlzeit buchstäblich den Löffel abgeben würde. Sie konnte sich nicht einmal auf das Buch konzentrieren, das sie gerade weiter lesen wollte, so wütend war sie auf ihn. Sie wollte das Buch gerade frustriert in die Ecke schmeißen, als die Tür aufging und James mit seinem Vater herein kam. Sie wollte sich gerade umdrehen und in ihr Zimmer verschwinden, als James Vater sie ansprach: „Und du bist Lily, James' Schulsprecherpartnerin?“ Lily drehte sich zu ihm um und nickte. „Ja, sehr erfreut.“ Sie nahm seine ausgestreckte Hand und schüttelte sie.

Er setzte seinen Sohn in den Sessel, der neben ihm stand. „Du darfst James nicht so ernst nehmen. Er erzählt viel Unsinn, wenn der Tag lang ist.“ Lily musste lächeln. „Ja, ich weiß, wenn ich mir das nicht jeden Tag sagen würde, wäre ich schon längst durchgedreht.“ Sie grinste James herausfordernd an, der sie beleidigt ansah.

„Hey, so schlimm bin ich gar nicht!“, versuchte James sich zu rechtfertigen. „Schlimmer!“, antworteten Lily und sein Vater im Chor.

Schmollend drehte er sich weg. „Klasse, jetzt macht mein Vater schon gemeinsame Sache mit Lily! Da hab ich wirklich keine Chance!“, dachte er frustriert. Wütend blickte er ins Feuer.

„Lily, ich möchte dir danken, dass du dich um unseren Sohn gekümmert hast.“ Mister Potter lächelte Lily an. „Mein Sohn hat wirklich einen guten Geschmack. Hoffentlich wird das was mit den zweien.“, dachte er, als er Lily betrachtete. „Kein Problem, Mister Potter. Es war ja auch Eigennutz dabei. Wenn ich ihm nicht geholfen hätte, wären die ganzen Schulsprecheraufgaben an mir hängen geblieben und das wollte ich dann doch nicht.“, meinte sie lächelnd. Doch bevor sie noch irgendwas anderes sagen konnte, wurde ihr ein Kissen an den Kopf geworfen. „Oh POTTER! Was sollte das denn jetzt wieder?“ Erbost drehte sich Lily zu James um. „Ich bin dir also völlig egal? Hauptsache, du musst nicht zu viel machen, was?“ Jetzt war ER sauer. „Sag mal, spinnst du? Du weißt genau, dass das bloß Spaß war! Mein Gott, hat dir die Medizin das letzte Bisschen Hirn weggeätzt?“ „Wie bitte? Das letzte Bisschen? Ich hör wohl nicht richtig!“ „Oh doch, Potter, das tust du, denn wie ich sehe, sind die Ohren ja noch da, was man von deinem Hirn anscheinend nicht sagen kann!“ Schnaubend vor Wut starrten sie sich beide an.

Was sie während ihrer Streiterei nicht mitbekamen, war, dass James’ Mutter, Sirius, Remus und Alice mittlerweile auch angekommen waren. Alle sahen den beiden lächelnd beim Streiten zu und Sirius sprach das aus, was alle dachten: „Wie ein altes Ehepaar!“ Lily und James, die sich mittlerweile wieder gefangen hatten, erstarrten und blickten zu Sirius hinüber. Und ganz langsam stieg beiden die Röte ins Gesicht.

„Träum weiter, Potter, niemals!“, murmelte sie. Dann drehte sie sich um und verschwand in ihr Zimmer.

„Wow James, der hast du’s jetzt aber gegeben!“, lachte Sirius. „Mann! Kannst du nicht einmal deine verdammte Klappe halten? Als wäre sie nicht schon genug sauer auf mich…“

Sirius zuckte nur mit den Schultern. „Tja Alter, das ist nun echt nicht mein Problem, aber ich denke, du bekommst das schon wieder hin!“

Alice grinste Remus an und meinte: „Ich geh dann mal auf sie einreden, wobei ich nicht glaube, dass es etwas bringt, im Moment.“ Er nickte nur. „Viel Glück!“ „Danke, ich kann’s gebrauchen.“

Und schon war sie verschwunden.
 

„Lily! Wie oft soll ich es dir denn noch sagen? Das war doch nur ein Spaß von Sirius und James hat ihn gleich zur Schnecke gemacht! Du solltest das nicht so verbissen sehen und überleg mal, wie das auf seine Eltern wirkt. Ich mein, wenn ihr in absehbarer Zeit zusammen seid und sein Eltern sich dann an das Mädchen, das nur gemeckert hat, erinnern, ist das ja auch nicht grad toll, oder?“ „Wie machst du das eigentlich? Ich kenn keinen, der einem so schnell ein schlechtes Gewissen machen kann wie du!“ Alice grinste. „Komm, so schnell ging’s diesmal gar nicht! Ich hab schon lange nicht mehr eine halbe Stunde gebraucht!“, meinte sie frech. Lily schüttelte resignierend den Kopf. „Und so was nennt sich beste Freundin! Ich meine, eigentlich müsstest du mich doch unterstützen und mir nicht versuchen ein schlechtes Gewissen zu machen, oder?“, meinte Lily lachend. „Ja, eigentlich. Und eigentlich müsstest du längst da draußen sein und dich um deinen Liebsten kümmern!“ „ALICE! Er ist nicht mein Liebster!“ und trotzdem packte Lily Alice und zog sie hinter sich her in den Gemeinschaftsraum.
 

Dort saß James immer noch im Sessel und schmollte vor sich hin. Seine Eltern waren gerade in ein Gespräch mit Remus vertieft und Sirius war verschwunden. Was Lily im Moment mehr als Recht war. Dafür war Frank, Alices Freund da. „Na endlich! Als Remus meinte, das könnte länger dauern, dachte ich nicht, dass es so lange dauern würde.“ Und bevor Alice etwas erwidern konnte, küsste er sie und zog sie mit sich aus dem Raum. Lily musste lächeln. Sie fand, dass die zwei das perfekte Paar waren.
 

„Lily! Und alles klar?“ Remus riss sie aus ihren Gedanken. „Hm? Ach so, ja ja, alles klar! Ach James, in einer Stunde musst du wieder deine Tränke nehmen.“ Sie sah ihn an. Keine Reaktion. „James?“ immer noch nichts. Mit zwei Schritten war sie bei ihm und hatte ihre hand auf seine Stirn gelegt. „Ist alles in Ordnung? Du siehst blass aus. Fieber hast du keins.“ Sie nahm ihre Hand wieder weg und versuchte ihm in die Augen zu sehen. Er drehte seinen Kopf nur weiter weg. „James? Was ist los?“ „Das weißt du ganz genau.“ „Nein, weiß ich nicht! Du redest ja schließlich nicht mit mir!“ Er drehte seinen kopf blitzartig zu ihr und braune Augen funkelten sie wütend an. „Oh doch, das tu ich. Überleg einfach. Vielleicht kommst du ja drauf.“ Er versuchte aufzustehen und kippte nach vorn direkt in Lilys Arme. „James, das mit vorhin, das tut mir Leid. Ich war nur so müde und da hat mich das eben tierisch geärgert.“ Sie klang traurig, als sie ihm das ins Ohr flüsterte. Er wollte sich aufrichten, um ihr in die Augen zu schauen, schaffte es aber nicht. „Ich bin müde. Ich möchte schlafen.“, meinte er dann genau so leise wie sie. Sie seufzte und brachte ihn in sein Zimmer. „Ich wecke dich dann, wenn du wieder was einnehmen musst.“ „Danke.“ Leise schloss sie die Tür hinter sich und ließ sich in den Sessel fallen, in dem James vor wenigen Minuten gesessen hatte.
 

„Lily? Hey, Lily!“ Sie zuckte zusammen. Remus und James’ Eltern hatte sie total vergessen. „Remus! Entschuldige, was hast du gesagt?“ „Ich hab gar nichts gesagt. Du sahst nur grad nicht sehr glücklich aus.“ Remus musste sich stark ein Grinsen verkneifen, wusste er doch, was ihr so zu schaffen machte. Sie antwortete nicht, sondern holte nur tief Luft. „Lily. Lass dich von James nicht verunsichern. Er meint es nicht böse. Dazu mag er dich viel zu sehr.“ James Mutter sah sie lächelnd an. Noch völlig in Gedanken meinte Lily: „Ich weiß. Nur war er noch nie so…sauer…und irgendwie…“ „Enttäuscht?“, half Remus ihr auf die Sprünge. “Enttäuscht? Warum sollte er enttäuscht sein?“ sie blickt verständnislos in drei grinsende Gesichter. „Na warum wohl? So wie es klang, gibt es jemanden, den du sehr magst und James würde gern wissen wer das ist. Weißt du, er will nur, dass du glücklich bist. Am liebsten wäre er natürlich derjenige welche, aber wenn er weiß, dass es dir gut geht, ist er schon zufrieden.“, versuchte seine Mutter ihr zu erklären. Lily blickte hilflos zu Remus und dann wieder ins Feuer. „Remus, du…?“, fragte Mister Potter. Remus fing an zu lachen und auch Lily stimmte mit ein. „Nein, nicht ich, aber ich weiß, wer es ist.“, meinte er.

„Und? Wer ist es?“ Beide sahen Lily erwartungsvoll an. Sie sah erschrocken in die neugierigen Gesichter und wurde rot, feuerrot.

„Nein! James…?“ Mister Potter sah erst seine Frau an und dann Lily. Wie kam seine Frau auf so einen Gedanken? Hatte sie die Zwei nicht gesehen, wie sie sich stritten?

Umso sprachloser war er dann, als er sah, dass Lily zögerlich nickte. „Aber bitte! Sie dürfen ihm nichts sagen!“ Sie sah seine Eltern flehend an und seine Mutter lächelte sie an. „Keine Sorge. Wir wissen von nichts! Aber warum sagst du ihm das denn nicht?“ Sie schien das nicht so richtig zu verstehen. „Das würde bedeuten, dass er wirklich alles bekommt, was er will.“, meinte Lily trotzig.

Dann musste sie selber grinsen und alle fingen an zu lachen.