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Die Blutfinke

Wenn die Phantasie zur Waffe wird
von

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Zwei Tage später

Marie-Louise lag wach im Bett und starrte zur Decke hoch. Sie konnte es noch nicht glauben. Sie fühlte sich so machtlos.

An ihren Bettende saß der Junge und beobachtete sie. Stumm und mit neugierigen Augen. Er war kaum wieder zuerkennen, neue Kleider, passend für einen Jungen seines Alters, gepflegte Hände, geschnittene und frisierte Haare. Und einen Namen hatte er auch: Philipp. Jedes Mal, wenn sie ihm anschaute, deute er nach unten. Er trug Schuhe, neue, moderne Schuhe. Er wurde nicht müde, daran zu erinnern.

Marie-Louise lächelte zögernd. Er gehörte tatsächlich zur Familie, das hatte sie nicht gewusst.
 

Begonnen hatte alles, als sie vor zwei Tagen im Friedhof schlafend auf gefunden worden war. Sie hatte sich eine Unterkühlung zugezogen und wurde ins Krankenhaus gebracht.

Inzwischen war der verwahrloste Junge durch die Straßen geirrt, die ersten Pendler, die frühmorgens auf die Linienbusse warteten, hatten ihn entdeckt und aufgehalten. Da er auf nichts zu reagieren schien, verständigten sie die Polizei und den Krankenwagen.

In der Notaufnahme lagen sie gegenüber: Marie-Louise und der kleine Junge. Sie war nicht richtig bei Bewusstsein, deutete auf den Jungen und stammelte der Ärztin, er sei ihr gefolgt. Den freundlichen Polizisten erklärte sie, der Junge sei bei ihr zu Hause aufgetaucht und sei ihr nachgelaufen.

Die Eltern waren überrascht, dass ihre Tochter im Krankenhaus sei. Hatten sie ihr Verschwinden nicht bemerkt? Sie wäre öfters mal weg, wehrte die Mutter ab, ihre Entschuldigung klang aufgesetzt und die Polizisten fragten nach den Jungen. Die Eltern beteuerten nichts davon zu wissen. Ihr Verhalten überzeugte nicht, sie wirkten zu nervös um das Wegbleiben der Tochter und die Anwesenheit die Jungen zu verharmlosen.

Eine alte Geschichte wurde hervor geholt. Der Vater hatte eine Schwester, die depressiv und Medikamente süchtig war. Sie starb vor fünf Jahren in der brennenden Wohnung, sie hatte einen kleinen, einjährigen Sohn. Seine Leiche war nie gefunden worden. Der geheimnisvolle Junge könnte im selben Alter wie der Verschwundene sein...

So kam alles ans Tageslicht: Die Eltern verstrickten sich in Widersprüchen und gestanden schliesslich. Sie hatten die Schwester tot in ihrer Wohnung aufgefunden, so verwahrlost, wie alles war, hatten sie sich entschlossen, die Wohnung in Brand zu setzten, um nicht den Gespött der „halben Stadt“, wie sie es nannten, ausgesetzt zu sein. Der stummen Jungen nahmen sie mit und hielten ihm zu Hause in einer winzigen Kammer, vor dessen Eingang ein riesiger Biedermeier Schrank zur Tarnung gestellt wurde. Seine Rückwand baute der Vater zu einer Tür um, so ahnte niemand dass es einen verborgenen Raum im Haus gab. Ihrer Tochter hatten sie nichts gesagt. Warum sie den Jungen dort gefangen hielten? Er war nicht vollkommen, gaben sie zur Antwort, aber sie konnten auch nicht so einfach ein Kind töten...
 

Marie-Louise kam es vor, als wäre der Boden unter ihr eingebrochen. Ihre Welt gab es nicht mehr. Die unendliche Leere in ihr liess sie verzweifeln. Die Ärzte und Psychologen sprachen ihr Mut zu, doch nichts tröstet sie. Wie sollte ihr Leben weiter gehen?

Philipp ... wie sollte sie mit ihm umgehen? Nach all dem was er erleiden musste? Etwas in ihr wollte die Eltern nach dem Jungen fragen, doch es widerstrebte ihr sich danach zu äußern. ‚Das Mädchen ist wie der Junge verhaltensauffällig‘, hatten die Ärzte diagnostiziert. Marie-Louise stöhnte, jedes Mal wenn sie daran dachte. Obwohl sie ihr versprochen hatten zu helfen, klang es so vernichtend. Schluchzend legte sie die Hände über das Gesicht.

Durch den Schleier der Tränen fühlte sie eine Berührung bei den Füssen. Philipp machte sich bemerkbar.

Ein neues Leben könnte beginnen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  EzraGallagher
2011-01-08T13:33:12+00:00 08.01.2011 14:33
Hier kommt jetzt mein zusammenfassender Eindruck zur gesamten Geschichte. Erstmal möchte ich die Dinge aufzählen die mir an der Geschichte gefallen haben. Da wäre einmal die meistens sehr gute Rechtschreibung, obwohl noch ein paar kleinere Fehler vorhanden waren. Ich fand die Geschichte auch an manchen Stellen sehr spannend, und die Stelle mit dem Marmeladenglas fand ich richtig gruselig.
Jetzt kommen die Dinge, die mir an deiner Geschichte nicht so gefallen haben. Da wäre zum einen die manchmal komplett unlogischen Verhaltensweisen der Charaktere. Ich könnte ja verstehen, wenn eine arme Mutter anschaffen gehen würde um ihren Kinder eine bessere Ausbildung zu ermöglichen. Aber bei einer reichen Frau, die auch noch sehr auf ihren Ruf bedacht ist kann ich das irgendwie nicht. Ich meine, dort am Strassenrand kann sie ja jeder sehen auch ihre Bekannten und Nachbarn die zufällig vorbeikommen, und das wäre ja viel rufschädigender als eine Tochter die nur "gute" Noten hat.
Auch fand ich die Becshreibungen der Umgebung und der Handlungen manchmal einfach zu ausführlich, da sie eher vom wichtigen Geschehen abgelenkt haben.
Alles im Allem fand ich die Geschichte jedoch ganz gut.


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