Zum Inhalt der Seite

Wie Hund und Katze...

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Der Neue

Der Neue
 

Jetzt hatte es ihn doch hierher verschlagen, an einen Ort, an den er niemals wieder wollte, nachdem er aus dem Haus seiner Eltern ausgezogen war: Ein kleines gemütliches Dorf, wo jeder jeden kannte und er sich die nächsten Jahre erst einmal als Eindringling würde fühlen dürfen. Ein Ort, wo man tagsüber die Vögel zwitschern hören und nachts die Sterne sehen konnte… so schlecht war es hier vielleicht gar nicht.

Er stellte den Koffer neben seinem Auto auf dem Fußweg ab und richtete sich auf. Seufzend hielt er sich eine Hand vor die Augen, da die Sonne bereits ihren Höhepunkt erreicht hatte und ihn so ziemlich stark blendete.

„Mittagszeit…“, murmelte er. Nun, dann würden ihn wohl nicht ganz so viele seiner neuen Nachbarn bei seinem Einzug beobachten. Er hatte gar nicht bemerkt, dass es bereits so spät geworden war.

„Herr Keller?“

Er drehte sich zu einem der Umzugshelfer um und lächelte.

„Soll das Bett nach oben?“

„Ja bitte.“ Er nickte und griff wieder nach seinem Koffer. Vielleicht sollte er lieber mit reingehen und aufpassen, dass nichts kaputt ging. Außerdem konnten ihm die ganzen neugierigen Blicke, die durch die Küchenfenster der umliegenden Häuser auf ihn gerichtet waren, durch die Mauern nicht folgen.

Das Haus war noch sehr kalt und ungemütlich gewesen, als er es das erste Mal betreten hatte, um es sich anzusehen. Die Maler hatten es in der Zwischenzeit fertig gebracht, durch ein wenig Farbe an den Wänden, eine ganz neue, freundliche Atmosphäre herzustellen, in der man sich wohl fühlen konnte.

Er stellte den Koffer in seinem neuen Wohnzimmer ab und trat an den Kamin heran. Daneben ein Fernseher, davor die Couch… das würde sicher sehr gemütlich werden.

Als es plötzlich an der Tür klopfte, schreckte er aus seinen Gedanken hoch. Verwirrt schüttelte er den Kopf, lächelte über sich selbst und ging wieder in den Flur. Wieso versank er immer so in seinen Fantasien?

Eine Frau mittleren Alters stand in der Tür, ein Lächeln auf den Lippen und einen Teller Kekse in den Händen. Ein Anstandsbesuch für den Neuen.

‚In Ordnung… es geht wohl los.’ Er lächelte ebenfalls und trat auf die Frau zu.

„Hallo, ich habe gesehen, dass Sie einziehen.“, sagte sie und reichte ihm die Kekse. „Mein Name ist Marlene Beckstein, ich wohne gegenüber.“

„Oh in diesem wunderschönen gelben Haus?“ Er hatte es gesehen, als er sich bei seiner Ankunft kurz umgesehen hatte.

Die Frau nickte glücklich. „Ja es ist sehr schön, nicht wahr? Schon die Eltern von Peter haben darin gelebt… Peter ist mein Mann, wissen Sie?“

Nein das hatte er nicht gewusst, aber jetzt schon. Er nickte lächelnd. „Mein Name ist Janis Keller.“, stellte er sich vor.

„Dann willkommen, Herr Keller. Wenn Sie mal irgendetwas brauchen sollten, zögern Sie nicht, bei mir zu klingeln, in Ordnung?“

„Vielen Dank.“, sagte Janis. „Das ist wirklich sehr nett von Ihnen.“

„Herr Keller?“ Einer der Umzugshelfer war an die beiden herangetreten, eine unbeschriftete Kiste in den Händen.

„Oh… die kommt ins Arbeitszimmer.“ Janis nickte der Frau entschuldigend zu. „Ich muss mich jetzt erstmal wieder um meine Sachen kümmern.“

„Natürlich.“ Marlene lächelte. „Wieso kommen Sie nicht morgen Abend zum Grillen zu uns? Die andern Nachbarn sind auch alle eingeladen, dann könnten Sie ein paar von uns kennen lernen. Und auch meinen Mann und meine Kinder.“

„Sehr gerne, vielen Dank, Frau Beckstein.“, meinte Janis und reichte ihr zum Abschied die Hand.

„Nennen Sie mich doch Marlene, das tun wir hier alle.“

„Janis.“

Die Frau ließ seine Hand los und ging die paar Stufen hinunter, die von der Einfahrt zu seiner Haustür hinauf führten. „Dann bis morgen, Janis.“

Er atmete erleichtert auf, als Marlene über die Straße ging und dann in ihr Haus verschwand. Die erste Aufnahmeprüfung hatte er damit wohl bestanden. Erleichtert ließ er die Umzugshelfer vorbei, die seine Couch ins Wohnzimmer trugen und folgte ihnen dann. Er stellte den Teller mit den Keksen auf den Kamin und nahm sich einen davon.

„Wie weit sind Sie?“, fragte er die Umzugshelfer.

„Wir brauchen noch etwa zehn Minuten, dann dürfte alles im Haus sein.“, antwortete einer von ihnen.

„Okay… vielen Dank.“ Janis biss in den Keks. „Hm… die sind gut.“

„Wo ist eigentlich Ihr Hund?“

„Ha… verdammt!“ Janis stopfte sich den Rest vom Keks in den Mund und lief wieder nach draußen. Er öffnete den Kofferraum seines Autos. „Hey Molly… alles okay bei dir?“

Die Hündin stand auf, wedelte fröhlich mit ihrem Schwanz und bellte zur Antwort.

„Na komm… du möchtest bestimmt ein bisschen herum laufen. Hast immerhin drei Stunden im Auto gehockt… Und hopp!“ Er klatschte in die Hände und die Hündin sprang aus dem Wagen.

„Ihr Hund hört aber gut.“, hörte er eine Stimme hinter sich sagen. Er drehte sich um und erkannte einen alten Mann, gestützt auf einen teuer aussehenden Gehstock. Ein schwarzer Hut, versuchte seine grauen Haare zu verdecken, aber es gelang ihm nicht wirklich. „Lassen Sie ihn trotzdem nicht frei hier herum laufen.“

„Natürlich.“, sagte Janis. „Ich wollte sie gerade in den Garten bringen.“

Der alte Mann nickte, warf noch einen abschätzenden Blick auf den Hund und ging dann weiter. Janis sah ihm noch kurz stirnrunzelnd nach, zuckte dann aber mit den Schultern und wandte sich wieder seinem Haus zu. „Na komm Molly, gehen wir rein.“

Die Hündin bellte noch einmal und lief dann voraus, verschwand im Haus und war nicht mehr zu sehen. Der Aufschrei eines der Umzugshelfer ließ Janis lächeln. Molly war immer so aufgeregt, wenn sie an einen ihr unbekannten Ort kam.
 

Ein Neuer also. Als er die Hand sinken ließ, fiel der Vorhang wieder vor das Fenster und schottete ihn so von der Außenwelt ab.

Er ging zurück zu seinem Schreibtisch und setzte sich vor seinen Laptop. Ein kleines Fenster öffnete sich in der rechten unteren Ecke des Bildschirms und machte ihn darauf aufmerksam, dass er eine E-Mail bekommen hatte. Seine Augenbrauen zogen sich fragend zusammen, als er auf das Fenster klickte und die Mail öffnete.
 

Hey Luka,

dein Skript ist bei mir angekommen und ich hab auch schon rein gelesen. Es ist großartig.

Hast du schon eine Idee für dein nächstes Buch? Wir würden gern zu Weihnachten wieder eins von dir raus bringen, es ist schon eine Weile her seit dem letzten.

Ich komme morgen Abend gegen sieben bei dir vorbei, dann können wir persönlich darüber reden, in Ordnung?

Wir sehen uns dann.

David
 

„Oh nein…“ Luka starrte geschockt auf den Bildschirm. Sein Verleger wollte herkommen? Er schloss die Mail, stand wieder auf und begann im Zimmer umher zu laufen.

Er kannte David zwar bereits seid vielen Jahren, aber der Gedanke daran, dass dieser ihn besuchen kommen würde, machte ihn jedes Mal wieder nervös. Als er seinen Blick durch sein Arbeitszimmer schweifen ließ bemerkte er, was für eine Unordnung in dem kleinen Raum herrschte, in dem er die meiste Zeit des Tages und wohl auch der Nacht verbrachte.

„Was hab ich hier nur wieder für ein Chaos angerichtet?“, fragte er sich selbst und begann wahllos einige Gegenstände vom Boden aufzuheben und einen Platz dafür zu suchen. Nach einigen Minuten in denen er Bücher und Zettel von einer Ecke des Zimmers in eine andere geräumt hatte, richtete er sich auf und besah sich das jetzt noch größere Durcheinander.

„Oh nein…“ Seine Stimme versagte, die Farbe wich aus seinem Gesicht und er sank zu Boden. „Das… das krieg ich nie wieder in Ordnung.“, murmelte er niedergeschlagen. Der Zettel, den er gerade noch in der Hand gehalten hatte, segelte langsam zu Boden und blieb vor seinen Augen liegen. „Was…? Mondfinsternis?“ Er schnappte erschrocken nach Luft und versuchte den Zettel wieder aufzuheben, war dabei aber so aufgeregt, dass es nicht funktionieren wollte. „Komm schon…“

Als plötzlich etwas sein Bein streifte fuhr er erschrocken zusammen. Er erstarrte und wandte langsam den Kopf und starrte in zwei grüne blitzende Augen. „Ah!“ Erschrocken fiel er nun ganz zu Boden und hielt sich schützend die Hände vors Gesicht.

Etwas raues berührte seine Hand und dann maunzte etwas anklagend. Luka öffnete die Augen und sah seine Katze, die mit ihren Vorderpfoten auf seinen Händen stand und ihn forschend anschaute.

„Finn…“ Erleichtert ließ er seine Hände sinken und setzte sich wieder auf. „Du hast mich erschreckt.“ Der Kater maunzte wieder und lief aus dem Zimmer. „Du hast wohl Hunger, was?“ Als Luka aufstehen wollte, fiel sein Blick wieder auf den Zettel. Er hob ihn auf und folgte dann seinem Kater in die Küche.

„Hm… was war das für eine Geschichte?“ Luka las die Stichpunkte auf dem Blatt, während er das Futter für Finn aus dem Kühlschrank holte und in eine Schale füllte. Abwesend stellte er sie auf den Boden und las weiter.

Finn war an sein Futter herangetapst, hatte einen Bissen genommen und war gleich wieder zurück geschreckt. Er fauchte kurz und streifte dann um die Beine seines Besitzers. Als dies nicht dessen Aufmerksamkeit erregte, stieß Finn mit seinem Kopf leicht gegen den Fuß des Menschen und als auch dies nicht funktioniert, fuhr er seine Krallen aus und schlug mit einer Pfote gegen Lukas Bein.

„Au!“ Luka zuckte erschrocken zusammen und starrte auf seine Katze herab. „Was soll das denn, Finn?“ Der Kater maunzte anklagend und stieß mit der Nase gegen seine Futterschale.

„Oh… entschuldige Finn. Ich hab vergessen es warm zu machen.“ Luka legte den Zettel auf den Kühlschrank und griff nach der Schale, stellte diese dann in die Mikrowelle.

„Tut mir echt Leid… Weißt du… das ist eine Idee die mir vor ein paar Jahren mal durch den Kopf gegangen ist. Ich hab sie nie in einer Geschichte aufgeschrieben… Eigentlich hatte ich sie schon vergessen.“ Finn maunzte zur Antwort und strich wieder um Lukas Beine. „Ich wusste gar nicht, dass ich sie aufgehoben hatte.“

Die Mikrowelle gab ein leises ‚Pling‘ von sich, als Zeichen dass sie fertig war. Luka öffnete sie, griff nach Finns Schale und zog erschrocken die Finger zurück.

„Au verdammt!“ Schnell lief er zum Spülbecken, drehte den Wasserhahn auf und hielt seine Finger unter kaltes Wasser. „Tut mir Leid Finn… jetzt ist es zu heiß.“

Finn maunzte noch einmal, drehte sich um und verließ mit erhobenem Schwanz die Küche. Luka hörte die Katzenklappe quietschen und wusste, dass sein Kater das Haus verlassen hatte. „Oh nein… jetzt ist er sauer…“

Luka wandte den Blick von seinen geröteten Fingern ab und sah wieder zu dem Zettel, der unschuldig auf dem Kühlschrank lag. Er zögerte kurz, drehte dann den Hahn wieder zu, holte den Zettel und lief in sein Arbeitszimmer zurück. Dort setzte er sich wieder vor seinen Laptop und öffnete sein Schreibprogramm. Bevor er mit dem tippen begann warf er noch einmal einen Blick auf die Stichpunkte, dann versank er in seiner Arbeit.
 

Janis stand auf und streckte sich gähnend. Die Umzugshelfer waren schon vor Stunden wieder gegangen und seitdem versuchte er die Kartons auszuräumen, die in jedem Zimmer ordentlich an einer freien Wand standen. Er hatte sie zwar selbst eingepackt, war aber trotzdem von einigen Dingen die sich darin befanden, sehr überrascht.

Gerade hatte er einen kleinen dicken, sehr kitschigen Engel aus einem der Kartons im Schlafzimmer herausgeholt und betrachtete diesen jetzt etwas ratlos. Er konnte sich nicht daran erinnern, dieses seltsame, ziemlich geschmacklose Ding eingepackt zu haben.

„Wo kommst du denn her, mein Freund?“ Egal wie er den Engel drehte und wendete, woher er kam konnte Janis nicht herausfinden. „Na schön… dann kommst du… zurück in den Karton. Ist besser so, glaub mir.“ Seufzend sah er sich um. „Das wird noch ne ganze Menge Arbeit.“

Er lächelte, als er das lauter werdende Tapsen von Molly auf dem Parkettboden im Flur hörte und die Hündin kurz darauf durch die Tür schoss und versuchte, an ihm hochzuspringen. „Ist ja gut, ist ja gut. Ich hör ja auf für heute.“ Janis streichelte den Kopf der Hündin und trat dann ein paar Schritte von ihr zurück. „Na komm, du hast sicher Hunger… schauen wir mal, wo dein Futter ist. Vielleicht finden wir ja auch mein Essen irgendwo.“ Er verließ – gefolgt von Molly – sein Schlafzimmer und ging die leise knarrende Treppe hinunter. „Und die Kaffeemaschine. Ich könnte jetzt wirklich einen Kaffee gebrauchen.“

Molly trottete ruhig neben ihm her, bis sie die Küche erreicht hatten. Dort angekommen hob sie den Kopf, schnupperte kurz und lief dann zielgerichtet auf den Karton mit der Aufschrift Hundefutter zu. Janis lachte, als sie versuchte ihn durch kratzen zu öffnen, scheuchte sie dann weg und ritzte mit einem Messer das Klebeband auf.

„Nicht so ungeduldig, junge Dame.“ Janis zerrte an der Tüte Trockenfutter herum, bis sie sich schließlich löste und er durch den plötzlichen Schwung beinahe das Gleichgewicht verloren hätte. Er räusperte sich und griff dann nach einer von Mollys Schüsseln. Diese stellte er auf den Boden, füllte etwas Futter hinein und warf die Tüte Trockenfutter schließlich achtlos in eine Ecke.

„Ich hoffe, es schmeckt. Meine Kaffeemaschine kannst du mir ja leider nicht suchen, ne.“

Molly machte sich nicht einmal die Mühe, in irgendeiner Weise auf diese Frage zu reagieren, ignorierte ihren Besitzer und begann zu fressen.

„Dachte ich es mir doch.“ Janis besah sich die Aufschriften der anderen Kartons und versuchte sich daran zu erinnern, in welchen er seine Kaffeemaschine gepackt hatte. „Dann such ich sie eben selbst.“

Gerade als er wieder nach dem Messer greifen wollte, hörte er ein lautes Scheppern aus einem der anderen Zimmer des Hauses. Molly stand sofort knurrend neben ihm, das Futter plötzlich unbeachtet.

„Komm mit.“, murmelte Janis, griff sich das Messer und ging langsam auf die Tür zu. Molly folgte ihm auf dem Fuß. Sie hatte aufgehört zu knurren und die Ohren wachsam aufgestellt um kein Geräusch zu verpassen.

Im Flur war nichts zu sehen und die Türen zum Arbeitszimmer und zum Bad waren verschlossen. Janis bezweifelte, dass sich ein Einbrecher die Mühe machen würde, die Tür hinter sich zu schließen, wenn er gerade dabei war, das Haus auszuräumen.

Etwas klirrte und dann war ein klagendes Maunzen zu hören. Janis atmete erleichtert auf, ließ das Messer sinken und bedeutete Molly zu warten. Er trat in den Türrahmen zum Wohnzimmer und sah sich suchend um. Als er eine schwarze Katze unter der Couch entdeckte trat er ganz in den Raum und schloss die Tür hinter sich, damit zum einen Molly nicht hinein und zum anderen die Katze nicht hinaus konnte. Das Messer legte er auf das bereits aufgebaute Regal neben der Tür, dann trat er langsam an das Tier heran, ging in die Hocke und streckte vorsichtig die Hand aus.

„Hey du.“ Er lächelte und bewegte langsam seine Hand über den Teppich. „Na komm her. Du brauchst keine Angst zu haben“ Die grünen Augen der Katze funkelten, als sie ihm den Kopf zuwandte. „Na komm… ich tu dir nichts.“

Beim betreten des Zimmers hatte er bereits gesehen, was die Katze vermutlich umgeworfen hatte – den Eimer für die Asche vom Kamin und einige Gläser, die er bereits ausgepackt hatte. Beides hatte ziemlichen Krach gemacht und so war es kein Wunder, dass die Katze etwas verschreckt war.

„Na los, komm schon her. Ist ja nichts passiert.“ Janis bewegte weiter seine Hand über den Teppich und versuchte so die Katze aus ihrem Versteck zu locken. Er musste noch einige Minuten auf sie einreden, bis sie sich schließlich unter der Couch hervortraute und langsam auf ihn zu kam. „Ja so ist gut, komm her.“ Janis ließ die Katze an seiner Hand schnuppern, kraulte dann vorsichtig ihren Kopf.

Als er ihr Halsband bemerkte suchte er nach einem Namensschild, konnte aber keines entdecken. „Tja… du wirst mir sicher nicht sagen, wer du bist, nicht wahr?“, meinte er lächelnd. „Dann musst du wohl mitkommen, fragen wir Marlene.“ Mit diesen Worten hob er die Katze hoch und stand auf.

Mit dem Tier in den Armen verließ er das Wohnzimmer. Sein Blick fiel auf Molly, die noch immer genau dort stand, wo er sie zurück gelassen hatte und wachsam die Tür beobachtete.

„Gut gemacht Molly.“, lobte er die Hündin.

Diese schnupperte kurz und wurde so auf die Katze aufmerksam, die ihr Besitzer mitgebracht hatte. „Nein Molly… diese Katze ist tabu für dich, klar? Du wartest hier, während ich herausfinde, wo sie hingehört.“ Mit diesen Worten verließ er das Haus und überquerte die Straße.

Marlene öffnete ihre Tür beinahe in dem Moment, in dem er bei ihr geklingelt hatte. Sie wusste scheinbar bereits vorher, dass er dort war, hatte ihn vermutlich bereits das Haus verlassen sehen.

„Hallo.“, meinte Janis. Er wartete, bis die Frau an den Zaun gekommen war, der ihr Grundstück umgab und lächelte dann. „Entschuldigen Sie die Störung. Ich hatte gerade einen kleinen Einbrecher in meinem Haus. Wissen Sie vielleicht, zu wem der kleine Kerl hier gehört?“

Marlene lachte und besah sich dann die Katze. „Oh… das ist der Kater Ihres Nachbarn. Ein kleiner Streuner. Er ist hier bereits in jedes Haus eingestiegen.“

„So was… so einer bist du also.“ Janis grinste. „Ich bring ihn wohl besser zurück und rede mal mit seinem Besitzer.“

„Oh nein, das sollten Sie nicht tun.“, meinte Marlene. „Setzen Sie das Tier einfach vor seiner Haustür ab, er findet den Weg hinein alleine.“

„Wieso? Ist irgendwas mit meinem Nachbarn?“, fragte Janis etwas beunruhigt. Er drehte sich um und warf einen Blick auf das Haus, das direkt neben seinem stand.

„Oh nein, er ist nicht gefährlich oder so etwas.“, meinte Marlene. „Herr Seidel ist nur etwas seltsam. Er geht nie aus dem Haus, redet mit niemandem und öffnet auch für keinen die Tür. Nun außer für diesen einen Mann. Aber das ist wahrscheinlich sein Verleger.“

„Er ist Schriftsteller?“, fragte Janis überrascht.

„Ja… aber das ist auch das Einzige, was ich über ihn weiß.“ Marlene schüttelte bedauernd den Kopf. „Armer Kerl. Ich denke ja er braucht Hilfe, aber na ja…“

Janis nickte. „Oh ähm… vielen Dank für Ihre Hilfe. Ich bring den Kleinen dann jetzt mal zurück.“

Die Frau lachte freundlich. „Das war doch überhaupt kein Problem und wie gesagt, kommen Sie ruhig vorbei, wenn Sie etwas brauchen sollten.“

„Vielen Dank.“ Janis verabschiedete sich und überquerte die Straße wieder. In einem kleinen Vorort wie diesem war das überhaupt kein Problem, nicht so wie in der großen Stadt, in der er vorher gewohnt hatte. Hier fuhren kaum Autos, da die einzigen, die hier durchfuhren Leute waren, die hier wohnten.

Als er das Namensschild am Briefkasten seines Nachbarn las warf er einen zweifelnden Blick auf die Katze in seinen Armen, die sich an ihn schmiegte und sich sehr wohl zu fühlen schien. „Dein Besitzer ist also Luka Seidel?“ Er trat an die Tür und drückte auf die Klingel. Wenn sein Nachbar wirklich der war, für den er ihn hielt, wäre das einfach unglaublich.

Als nach zwei Minuten noch niemand reagierte, klopfte Janis an die Tür.
 

Ein Klingeln ließ ihn von seiner Arbeit hochschrecken. Er sprang von seinem Stuhl auf, speicherte hastig die Datei und schlich dann zur Tür seines Arbeitszimmers. Vorsichtig sah er um die Ecke und auf die Haustür um festzustellen, ob wirklich jemand davor stand oder er sich das Klingeln nur eingebildet hatte.

Er schnappte erschrocken nach Luft, als er tatsächlich den Schatten eines Menschen durch das Fenster neben der Tür erkennen konnte und zog den Kopf wieder zurück.

„Oh nein…“ Er spürte seinen eigenen Herzschlag schneller werden, vor allem wohl durch den Schrecken und die Aufregung. Auch seine Atmung beschleunigte sich.. „Nein nein… du musst dich beruhigen. Wenn du nicht hingehst, wird er wieder gehen.“ Als jemand an seine Tür klopfte, schrie er erschrocken auf, zuckte zusammen und rutschte an den Wand zu Boden.

„Hey Sie, ich weiß dass Sie da sind. Kommen Sie her!“ Der Mann vor seinem Haus hämmerte wieder gegen die Tür.

Luka presste sich die Hände auf die Ohren und schüttelte den Kopf. Wieso ging er nicht weg?
 

„Hören Sie! Ich hab Ihre Katze hier. Wenn Sie sie zurück haben wollen, dann kommen Sie raus, sonst nehme ich sie wieder mit und Sie können sie sich dann bei mir abholen.“, rief Janis.

Kurz darauf wurde die Haustür endlich geöffnet, wenn auch nur einen kleinen Spalt breit.

„Hi.“, sagte Janis. „Das ist doch Ihre Katze, oder nicht?“

„Finn!“ Luka öffnete die Tür vollständig und griff nach seiner Katze, riss sie Janis regelrecht aus dem Arm.

„Hey ganz ruhig.“ Janis musterte sein Gegenüber. Der Junge war mindestens einen halben Kopf kleiner als er und trug Klamotten, die ihm gut zwei Nummern zu groß waren. Seine Haare hatten sicher schon lange keinen Friseur mehr gesehen, sie fielen ihm über die Augen und verdeckten einen großen Teil seines Gesichtes. Die Haare und der Umstand, dass er den Kopf gesenkt hielt machten es Janis schwer sein Gesicht zu erkennen, aber er war sich ziemlich sicher, tatsächlich Luka Seidel vor sich zu haben, den Autor von Drachengold, Die Burg des Magiers, Der Elfenbeinturm und noch vielen anderen verdammt guten Fantasyromanen. Der Schriftsteller, dessen Bücher er sich einfach immer kaufen musste, sobald sie erschienen.

„Vielen Dank.“, murmelte Luka und wollte die Tür wieder schließen, wurde aber von Janis daran gehindert.

„Warte… du solltest besser auf ihn aufpassen. Ich hab ihn in meinem Haus gefunden und er scheint das öfter zu machen. Ich hab kein Problem damit, wenn bei mir ein paar Gläser kaputt gehen, aber-“ Er unterbracht sich selbst, als er bemerkte, dass Lukas Hände zitterten. „Hey, bist du okay?“

Luka nickte stumm, den Blick starr auf den Boden vor sich gerichtet.

„Okay…“ Janis zögerte und lies die Tür los, da er sie festgehalten hatte um Luka daran zu hindern, sie zu schließen. „Gut… dann pass besser auf, ja?“

Luka nickte noch einmal und warf dann die Tür zu.

Janis schüttelte verwirrt den Kopf und ging zu seinem eigenen Haus zurück.
 

Luka setzte Finn auf dem Boden ab und blieb selbst auch neben ihm sitzen – die Augen geschlossen, die Hände auf dem Boden abgestützt – und versuchte sich wieder zu beruhigen. Der Kater beschloss, dass es besser war, seinen Besitzer allein zu lassen und verschwand in die Küche um zu sehen, ob Luka es in der Zwischenzeit geschafft hatte, sein Futter zu machen. Enttäuscht musste er allerdings feststellen, dass seine Schale noch immer in der Mikrowelle stand. Leider würde er seinen Besitzer jetzt nicht mal durch den Einsatz seiner Krallen dazu bewegen können aufzustehen, das wusste Finn genau. So tapste er beleidigt ins Wohnzimmer, sprang auf den Sessel und machte es sich dort bequem. Menschen waren schon seltsame Geschöpfe…
 

Im Laufe des Abends hatte sich Janis irgendwann auf die Suche nach dem Inhalt seines Kühlschrankes gemacht und ihn schließlich zwischen Tellern, Töpfen und dem Müsli gefunden. So hatte er sogar etwas essen können, Samstage waren eindeutig kein guter Tag zum umziehen in einen kleinen Vorort in dem alle Geschäfte um 18 Uhr dicht machten.

Den nächsten Tag verbrachte er dann zum Großteil damit, seine Kartons auszupacken und deren Inhalt in Regale und Schränke zu räumen. Zwischendurch ging er auch mehrmals mit Molly spazieren, wobei er einige seiner neuen Nachbarn kennen lernte und Marlene ihn schließlich noch einmal an die Einladung zum Grillen erinnerte.
 

Ende Kapitel 1



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Marge91
2008-11-02T21:44:33+00:00 02.11.2008 22:44
mir gefällt die ff sehr gut
werde gleich mal wieder lesen
bin gespannt wie es weiter geht
mfg Marge91
Von:  Jani-chan
2008-10-26T10:24:39+00:00 26.10.2008 11:24
so, jetzt auch ich! ^^ Ja also ich mag ja besonders Finn, aber das weißt du ja. Ich freu mich schon drauf, das nächste Kapi on zu sehen und hoffe, dass du diese Story auch zuendebringst. Jetzt, wo du so großen Aufwand für das alles drumherum betrieben hast...
Wie auch immer....
Knuddel dich ganz lieb
de Jani


*Kekse dalass*


Von:  HollyGolightly
2008-10-26T10:11:10+00:00 26.10.2008 11:11
mir gefällts...ob sich luka wohl irgendwann aus der reserve locken lässt...wird sicherlich ein hartes stück arbeit...er lebt ja wie ein eremit...wo kriegt er dann eigentlich alle dinge, die man fürs tägliche leben so braucht her? aber die tür ging ja schon mal auf *grins*...bitte weiterschreiben, ja`?
lg HG


Zurück