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Living In A Toy Box

von

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The Call of Conscience

Es war spät und Bruce und Jazmin waren gerade von ihrem Besuch des wundervollen Stücks »Das Phantom der Oper« zurück gekehrt.

Jazmin hatte sich schon in Schale für ihr Bett geworfen und lag nun an die Decke starrend auf ihrem Bett. Sie dachte über den heutigen Abend nach und welche Bedeutung er einnehmen sollte. Sie fühlte sich mehr und mehr wie ein Mensch, sie begann zu handeln und zu denken wie einer. Sie machte sich Gedanken über ihr Aussehen und all die nebensächlichen Sachen, die sonst so gut wie keinen Stellenwert in ihrem Leben eingenommen hatten. Und zu ihrer Überraschung gefiel es ihr.
 

Das Appartement war komplett erleuchtet, doch weit und breit gab es kein Lebenszeichen von ihrem Mitbewohner. Das helle Licht blendete in ihren müden Augen und ungeduldig wartete sie darauf, dass es endlich erlosch. Sie konnte kaum ihre Augen offen halten und nach und nach schalteten sich ihre Sinne auf Stand-By. Doch plötzlich riss sie ein schrilles Geräusch von dem Weg ins Traumland zurück in die Wirklichkeit. Genervt setzte sie sich auf und versuchte die Quelle des Geräusches auszumachen. Tatsächlich handelte es sich um das Klingeln des Telefons, das in der Mitte des Raums auf einem Couchtisch in sterilem weis stand. Sie beschloss zu warten, bis das Klingeln erstarb, doch als es sich nach einer Weile immer noch nicht erbarmte, quälte sie sich auf die dünnen Beine und ging hinüber zum Telefon. Sie nahm den ungewöhnlich altmodisch aussehenden Hörer von der alten Drehscheibe und hielt ihn an ihr Ohr. Mit müder Stimme flüsterte sie fast ein gehauchtes »Ja«.
 

„Hallo, mein Püppchen. Hast du dich schön amüsiert im Theater?“, fragte eine merkwürdig krächzende, raue Stimme am anderen Ende.

Sofort erwachte Jazmin aus ihrer Trance. Diese Stimme, sie kannte sie. Sie dachte, sie würde sie nie wieder hören, dass sie jetzt an ihr Ohr drang, verwirrte sie umso mehr. Ihr Herz hielt an, ihr Atmen setzte aus. Nein, nein, das kann nicht sein. Das DARF nicht sein!

Jazmin brachte kein Wort heraus, ein starker Schwindel übermannte ihre Sinne, sie musste sich mit den nun Schweiß nassen Fingern am Tisch festhalten. Doch die Stimme am anderen Ende der Leitung schien kein Problem damit zu haben, dass diese Unterhaltung sehr einseitig begann.
 

„Hast wohl gedacht, ich finde dich nicht, hmm? Tja, so kann man sich irren. HIHI

Und wie gefällt es uns so bei unserem Mister Hero? Ist schön hier, nicht? Man hat einen guten Ausblick von da oben...“

Jazmin fror ein, sie konnte keines ihrer Glieder mehr bewegen. Die Stimme, diese verrückte Stimme und das kranke Kichern hallten durch ihren leeren Kopf. Sie wollte den Kopf schütteln, wollte nein rufen, nein, nein, das kann nicht sein! Das...das geht einfach nicht! Das gehörte nicht hierher, diese Stimme gehörte nicht in diese Welt! Sie gehörte in die Vergangenheit, nicht hier her. Nein...

"Oh, was ist los? Hat's dir die Sprache verschlagen...schon wieder? Dabei höre ich doch so gerne deine zuckersüße Stimme. Sag was, Püppchen. Sag was. SAG WAS!“

Die Stimme schrie durch den Hörer und Jazmin zuckte zusammen. Ihre Gedärme verkrampften sich und sie hatte das Gefühl, sich übergeben zu müssen. Sie wollte etwas sagen, sie wollte es wirklich, doch es ging einfach nicht. Das schien die Stimme aber nicht zu stören. Sofort sprang sie von diesem lauten, erbosten Ton wieder auf dieses bedrohlich leise Flüstern.
 

„Genieß' deine Zeit hier, denn du wirst nicht mehr viel haben. Denn ich sehe dich, ich sehe jeden Schritt, den du gehst. Ich sehe wie du in deinem süßen, kleinen Nachthemd am Telefon stehst. HIHI Und irgendwann werde ich kommen und dich holen. Ganz recht, Püppi, ich hole dich zurück, dorthin, wo du hin gehörst. Aber diesmal wird es nicht so spaßig. HIHI

Diesmal musst du zahlen...Nun schlaf' schön und träum' von mir, Püppchen...“

Plötzlich brach die Verbindung ab und Jazmin ließ den Hörer fallen. Er schlug laut auf dem Tisch auf. Minutenlang stand sie in die Helligkeit starrend da und dachte...nichts.

Sie versuchte sich zu beruhigen und diese Starre, die ihren Körper erfasst hatte, beiseite zu schieben. Sie atmete tief durch und legte den Hörer wieder auf.

Sie durfte sich davon nicht ihre derzeitige Hochstimmung vermiesen lassen. Vielleicht war es ja gar nicht der, von dem sie dachte, dass er es war. Vielleicht war es nur irgend so ein Verrückter. Bruce musste ständig solche Anrufe haben. Sie schüttelte den Kopf und versuchte sich ein Lächeln abzuringen, dass niemand sehen konnte, außer vielleicht ER.
 

Ich sehe dich
 

Nervös drehte sie sich zu den riesigen Fenstern um und versuchte draußen in den Dunkelheit irgend etwas auszumachen. Doch lediglich die spärlich beleuchteten Fenster in den Hochhäusern gegenüber stachen ihr ins Auge. Es war unmöglich von hier aus jemanden zu sehen. Man hatte keine Chance, nicht beobachtet zu werden.

Vielleicht hatte sie sich den Anruf ja auch nur eingebildet. Schließlich war sie so müde, das ihr derzeitiger Zustand eher Schlafwandeln glich. Doch umso länger sie versuchte, sich diese Sache zu erklären, umso schneller wurde ihr bewusst, dass sie irrte. Sie war so klar bei Verstand, wie sonst nie. Sie konnte sich an das gehörte erinnern, wie an ihren eigenen Namen und diese Stimme war ihr so vertraut wie die ihrige. Sie begann zu zittern, doch versuchte, es zu unterdrücken. Nein, nein, schoss es ihr immer nur durch den Kopf. Nein, dass darf nicht sein. Nein.

Benommen taumelte sie zum Bett.
 

Ich sehe jeden Schritt, den du gehst
 

Jazmin blieb stehen und starrte wie besessen aus dem Fenster. Sie blickte zu dem Haus ihr gegenüber. Es war fast komplett unbeleuchtet, nur hier und da drang gelbes Licht aus einem Fenster. Bewegte sich dort etwas? Ja, sie war sich sicher, dort, knappe 500 Meter entfernt, hatte sich etwas bewegt! Hundertprozentig.

Sie bemerkt selbst nicht, wie unrealistisch dies schien. Doch sie wusste, sie würde diese Nacht nicht am Fenster schlafen. Doch wo sonst? Das ganze Appartement bestand aus Fenstern, jede einzelne, verdammte Wand!

Sie taumelte rückwärts, blickte sich hektisch um. Der einzige Raum, der von undurchsichtigen Wänden umringt war, war das Badezimmer. Hastig stürzte sie in den kleinen Raum, riss die Tür hinter sich zu und schloss ab. Sie machte das Licht aus und hockte sich neben das Waschbecken. Hier würde er sie nicht finden. Bestimmt nicht. Hier waren keine Fenster, hier konnte er sie nicht sehen. Hier konnte sie niemand sehen. Nein, nein, nein. Mit weit aufgerissenen Augen durchfurchte sie die Dunkelheit, heute Nacht würde sie kein Auge zu tun. Nicht eine Sekunde.
 

Nun kam der eine Augenblick, den sie hoffte, nie erleben zu müssen. Sie bereute. Oh ja, sie bereute es, jetzt auf der falschen Seite zu stehen. Und sie misste die Zeit, in der sie noch auf der sicheren war.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2009-02-22T07:16:40+00:00 22.02.2009 08:16
whoa! da kriegt man ja gänsehaut!! Ich kann mir echt gut vorstellen wie sie da verängstigt im Badezimmer sitzt!!
das ist echt ein klasse Kappi!!!!
hoffentlich kann Bruce oder Batsy ihr irgendwie helfen.. wobei sie vor Batman warscheinlich genau so viel angst hat wie vor Joker xD
freu mich schon aufs nächste!!
hdl


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