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Living In A Toy Box

von

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I Told You So

Der Keller des Hauses glich einer überdimensional großen Abstellkammer, gestapelte Kisten und Kartons standen im Raum verteilt, einige waren mit Laken zu gedeckt, die sie aber auch nicht vor dem gnadenlosen Befall von Staub retteten. Fenster waren so gut wie nicht vorhanden, denn der Dreck hatte sie zu undurchdringbaren Steinmauern gemacht. Es roch nach Schimmel und toten Ratten.
 

Als Jazmin zögerlich den Raum betrat, schloss der Joker die alte Holztür. Fast hätte Jazmin verächtlich aufgelacht. Das dünne Brettchen würde das Monster auch nicht aufhalten. Doch vielleicht sollte es ihn auch gar nicht aufhalten?

„Was soll das? Warum...?“, doch kaum hatte sie ihrer Verwunderung Luft machen wollen, so schnell hatte ihr der Joker seine behandschuhte Hand auf den Mund gedrückt.

„Sh“, flüsterte er und drückte sie an die verdreckte Kellerwand. Jazmin bekam kaum noch Luft, die Handschuhe rochen nach Sprengstoff. Aufgeregt hob und senkte sich ihr Brustkorb, mit ihren großen, blauen Äuglein versuchte sie das Clownsgesicht vor sich zu fixieren. Die grünen Haare hingen ihm wirr ins Gesicht und kitzelten Jazmin an der Nasenspitze. Seine Nähe ließ ihr Herz noch größere Sprünge machen, sie versuchte sich zu beruhigen.

Konzentriert blickte er über seine Schulter zu der kleinen Kellertür.

Die schweren Schritte des Dunklen Ritters waren deutlich zu hören, sie kamen immer näher.
 

Jetzt war es aus. Wie konnten sie sich auch nur im Keller eines alten Hauses verstecken? Der Sackgasse schlechthin? Langsam zweifelte Jazmin daran, dass der Joker einen Plan hatte, eher hatte er einige Tassen im Schrank zu wenig.

Nun trennten das Monster höchstens noch einige Katzensprünge von seinem Ziel und ehe man es vermutete, wurde die Holztür aus den Scharnieren gerissen und zersplitterte in tausend Stücke. Die spärliche Erleuchtung erschwerte nun mehr das ausmachen des genauen Standpunkts dieses Riesen, doch er brauchte nicht lange und hatte seine zwei Opfer entdeckt. Mit unbeschreiblich rasanten Schritten war er bei den beiden. Schnell löste sich der Joker von dem Püppchen, doch sie vergaß so schnell zu schalten und schon klebte der Dunkle Ritter an ihr und umfasste ihre dünnen Handgelenke, schien sie zu zerquetschen. Jazmin wollte sich wehren, versuchte ihn zu treten, doch traf nicht.
 

Er hatte sich geirrt. Sie war keine Geisel, sie war kein Opfer. Sie war genau derselbe unberechenbare, mordlustige Psychopath wie ihr „Entführer“.

Er war wütend auf sich, darauf, dass er den Feind unterschätzt hatte. Genau genommen war sie auch nicht der Feind. Allein würde sie untergehen, hätte nicht die Kraft dazu, so zu sein, so zu handeln. Der Joker war die treibende Kraft hinter ihr, der sie immer wieder dazu anstachelte und sie für seine bösartigen Zwecke missbrauchte. Er hatte sie zu dem gemacht, was sie war, er hatte das süße Mädchen von Grund auf verdorben.

Aber traf sie nun schuld? Im gewissen Sinne war sie Opfer, aber was sie tat, alles was sie bisher verbrochen hatte, hatte sie selbst zu verantworten. Die Gerechtigkeit sollte, nein, musste siegen.

Er beschloss das Problem schnell zu beseitigen, ehe er noch Mitleid für diese Mörderin empfand. Schnell und schmerzlos, bei dem anderen Psychopathen würde er sich mehr zeit lassen.
 

Der Dunkle Ritter wollte sie unschädlich machen, egal wie. Er wollte sie zu Boden schlagen, so dass sie keine Kraft mehr zum Aufstehen hatte oder ihr solange die Luft abdrücken, bis sie ohnmächtig auf ihre schlaffen Glieder sank. Sein Griff verstärkte sich.

Jazmins stählerne Blick durchbohrte die dunkle Maske ihres Gegenübers. Ihr süßes Gesicht glich nun mehr einer rachsüchtigen Grimasse. Nicht gezeichnet von Leid, sondern von Widerstand.

Doch ehe das Monster in irgendeiner Art etwas gegen das Püppchen unternehmen konnte, prangte schon die silberne Klinge des Butterflymessers an des Monsters Hals.

„Oh“, säuselte der Joker mitleidig, als er seinen Arm von hinten um des Dunklen Ritters Halses schlang und ihm sein Messer an die Kehle drückte.

„Kleine Mädchen ärgern, ganz schön armselig, findest du nicht?“, sagte er mit einem schelmischen Grinsen auf den roten Lippen.

Das Monster begann zu knurren, wem sollte er nun zuerst den Gar ausmachen? Wenn er das Püppchen wieder laufen ließ, würde sie ihn wieder angreifen, doch der Joker würde dasselbe tun.
 

Er warf das zerbrechliche Püppchen zu Boden, welches wie ein nasser Sack in sich zusammen fiel. Blitzschnell drehte er sich und wollte den Joker packen, doch dieser war schon galant zur Seite gewichen, sodass der Dunkle Ritte im wahrsten Sinne des Wortes ins Dunkle tappte. Schnell schnappte sich der Joker ein Eisenrohr, das auf dem Boden lag und schlug mit gesamter Kraft auf den getreten Hund ein. Der Dunkle Ritter versuchte das Rohr zu packen, doch der Joker war schneller, einige Gezielte Schläge ins Genick und das Monster brach kraftlos auf dem Steinboden zusammen.

Schnell wich der Joker zurück und wog sich in einem sicheren Abstand von 5 großen Schritten Entfernung. Er zog das Püppchen unsanft auf die Beine, packte ihre Hand, drückte ihr eine gut polierte Halbautomatik in die zarten Händchen und wendete sich wieder seinem Opfer zu.
 

„Nun darfst du, mein Freund, Zeuge eines unglaublichen Experiments werden“

Der Dunkle Ritter war nun mehr ein schwarzes Loch im Boden, das sich langsam wieder zu einem Menschen oder zumindest so etwas ähnlichem formte. Er wollte aufstehen, doch der Joker bedeutete ihm da zu bleiben, wo er war.

„Du hast immer an das Gute im Menschen geglaubt“, er lachte verächtlich, „doch ich habe eine Neuigkeit für dich: Jeder Mensch ist schlecht. Manche verdrängen es, so wie du, in dem sie sich verleugnen. Du hast immer dagegen angekämpft, böser Junge. Ts Ts“, er schüttelte den Kopf und die grünen Haare flatterten wild vor seinem Gesicht umher. Der Dunkle Ritter atmete schwer, unter seiner Maske war sein Gesicht zu einer wütenden Grimasse verzogen.

„Ich habe mich nie gegen meine Natur gestellt, du solltest es auch nicht. Aber dazu müssen wir dir erstmal deine blöde, langweilige Ansicht austreiben, verstehst du?“

Er grinste breit und drehte den Kopf zu Jazmin.

„Mach ihn kalt Püppi“

Jazmin bekam erst jetzt mit, dass sie gemeint war und schaute ihn ungläubig an. „Na Hopp. Kusch, Kusch“, sagte er und gab ihr einen leichten Klaps auf den Hintern.
 

Jazmin taumelte einige Schritte nach vorn. Gut, das war ja nichts neues, das hatte sie schon tausendmal durchgemacht. Zwar hatte sie bisher nur Gebrauch von Messern gemacht, doch die Halbautomatik war ihr auch nicht fremd.

Der Dunkle Ritter richtete sich in voller Größe auf und starrte auf das Püppchen hinab. Hinter seiner Maske drang ein Lachen hervor, das in dem dunklen Keller unheimlich wieder hallte.
 

„Und was willst du damit bewirken?“, bellte er den Joker an, „Denkst du etwa, sie würde mich umbringen?“, er lachte wieder, doch nun klang es eher zurückhaltend und taxierend.

Der Joker zuckte mit den Schultern. „Wenn du denkst, sie tut dir nichts, brauchst du dir ja keine Sorgen zu machen“, er kicherte und verschränkte selbstsicher die Arme.

„Du denkst, nur weil du unschuldige Menschen zu Mördern machst, kannst du mich treffen? Da gehört schon mehr dazu“ -„Oh, dass dein Tower nun mehr nur noch einer Ruine gleicht war wohl noch nicht genug?“

J

azmins Schritte wurden schneller und sicherer. Das Gespräch der beiden verunsicherte sie nicht, bestärkte sie eher noch in ihrem Vorhaben. Doch sie schien gar nicht richtig zugehört zu haben...War sie sich ihrer Lage überhaupt bewusst?

Sie hob ihren Arm und zielte auf die nicht von der Maske verdeckte Hälfte seines Gesichts und legte den Finger auf den Abzug.

„Tu' was du nicht lassen kannst, Mädchen“, sagte der Dunkle Ritter und kniff nachdenklich die Augen zusammen.
 

Er hatte keine Angst, warum sollte er auch?! Sie tat es nicht. Sie konnte so etwas einfach nicht tun. Weniger beunruhigte ihn, dass sie tatsächlich abdrücken würde, eher warum sie es tat. Was brauchte es, um einen vernünftigen Menschen, der zwischen Gut und Böse, Recht und Unrecht unterscheiden konnte, zu so etwas zu treiben, eine Waffe gegen jemanden zu richten, gegen ein menschliches Wesen, ohne Grund? Einfach...so?

Ihr Blick verriet ihm aber das Gegenteil. Sie musste völlig blind gewesen sein, folgte jemandem freiwillig, der der Inbegriff von Böse war. Ihr Gesicht war leer. Eine leere Hülle ohne Seele, ohne Herz, wie ihr Schöpfer. Jetzt verstand er das Vorhaben des Jokers. Nun stellte er sich selbst die Frage, ob es das erzielte, wofür es geschaffen worden ist. Hat der Joker ihn überzeugt?
 

Jazmin blickte ihn aus starren Augen an und biss fest die Zähne zusammen. Sie hob leicht ihr Kinn, bereitete sich schon mal auf den Rückschlag des Schusses vor und drückte ohne mit der Wimper zu zucken ab.

Doch der erwartete Schuss, der den Keller erschütterte, blieb aus. Jazmin schaute verwundert auf das kühle Metall in ihrer Hand, betätigte noch einmal den Abzug, doch kein Mucks erklang.

Verwirrt drehte sie sich zum Joker um, dieser klatschte erfreut in die Hände und applaudierte seinem gelungenen Plan. Sein höllisches Lachen drang durch den spärlich eingerichteten Raum.

„Und? Was sagst du nun, mein Freund? Sag mir, wie du das Finale fandest! War es nicht großartig? Komm, sag schon! Hab ich das nicht klasse hingekriegt?“

Jazmin und der Dunkle Ritter übertrafen sich nun gegenseitig im verwirrt Schauen. Jazmin war eher perplex, doch dem Dunklen Ritter kochte das Blut, seine Glieder zitterten vor Wut. Der Joker hatte ihn erfolgreich zum Narren gehalten. Doch anstatt erneut anzugreifen sagte er bloß:

„Alles was du verdient hast ist ein Platz in der Hölle! Du wirst noch deine gerechtfertigte Strafe erhalten, oh, das schwöre ich!“, und verließ im Sturm den Keller, so dass innerhalb einer Sekunde nur noch sein Schatten zu sehen war.
 

Jetzt war er der Flüchtling. Nein, er war nicht geflohen, er floh nie, denn das war die Sache nicht wert. Er musste seine Taktik ändern. Er hatte sich überschätzt. Die Schlacht hatte der Joker vielleicht gewonnen, doch der Sieg des Krieges würde seiner sein. Niemand hielt ihn zum Narren. Er würde die Straßen Gotham's schon von solchem Gesindel befreien. Bis zum bitteren Ende.



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